Allie Kinsley
Fire&Ice 7 - Logan Hunter
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Bereits erschienen:
1 Musikfestival
2 Tag 2 - BMF
3 Alles ein bisschen anders ...
4 Verdammt!
5 Jetzt?
6 Heimkehr
7 Wiedersehen
8 Nicht mit mir!
9 Erstaunlich gut
10 So nicht!
11 Der Ausflug
12 Zeit zu zweit
13 Zur richtigen Zeit
14 Zurück
15 Zukunftsplanung
16 gute Zeiten
17 Und manchmal kommt es anders …
18 Nur das Beste
19 Schmerz
20 Gute Freunde
21 Große Brüder
22 Bewährung
23 EPILOG
24 Something New
Leseprobe
Rechtliches, oder was keiner lesen will und trotzdem drin stehen muss ...
Impressum neobooks
Fire&Ice
Band 7
Logan Hunter
Allie Kinsley
Fire&Ice 1 - Ryan Black
Fire&Ice 2 - Tyler Moreno
Fire&Ice 3 - Shane Carter
Fire&Ice 4 - Dario Benson
Fire&Ice 5 - Brandon Hill
Fire&Ice 5.5 - Jack Dessen
Fire&Ice 6 - Chris Turner
Fire&Ice 6.5 - Gregor Zadow
Fire&Ice 7 - Logan Hunter
Fire&Ice 7.5 – Jonas Harper
Fire&Ice 8 - Julien Fox
Fire&Ice 9 - Luce Suarez
Fire&Ice 10 - Joey Parker
Fire&Ice 11 - Matthew Fox
Fire&Ice 12 - Fabio Bellini
Fire&Ice 13 - Alex Altera
Fire&Ice 14 - Taylor Falk
Sweet like Candy
Divided like Destiny
Protect Me - Brian
Protect Me - Ash
Protect Me - Ray
Protect Me - Dante
Protect Me - Chase
Protect Me - Levin
Protect Me - Dean
Protect Me - Thomas
Yearn for Adam
Yearn for Slade
Copyright © 2015Allie Kinsley
All rights reserved.
Lektorat: Brunhilde Witthaut
Cover: www.nickputzmann.com
LOGAN
Zum zweiten Mal wurde die Gruppe Fire&Ice nun zum großen Bostoner Musikfestival eingeladen. Ihre Show, die aus einer Mischung aus Akrobatik und Feuerspucken bestand, führten sie sonst immer auf dem zweiwöchigen Mittelalterfestival in Talin auf.
Das BMF, wie seine Freunde und er es nannten, unterschied sich von Talin nicht nur im Anlass, sondern auch in der Länge. Lediglich fünf Tage würden sie hier verbringen. Wie schon im letzten Jahr waren auch die Setarips, eine befreundete Gruppe aus Talin, mit ihnen auf dem Zeltplatz.
Die Gruppen hatten sich mittlerweile gut eingespielt und arbeiteten Hand in Hand.
Nachdem sie auf dem großen Zeltplatz angekommen waren, luden sie ihre Zelte und Utensilien aus den Autos. Die vielen Schlafzelte und das große Aufenthaltszelt der Setarips passten gerade so in zwei der großen Audi SUV's aus Ryan Blacks Firma. Für solche Anlässe war es wirklich gut, dass sein Secret Service einen so umfangreichen Fuhrpark hatte.
"Nicky, geh da weg, das ist zu schwer für dich", hörte er einen seiner besten Freunde rufen.
Er wandte seinen Blick in Richtung des großen Dodge Ramp, mit dem Chris ihre Sachen transportiert hatte. Nickys zierliche Gestalt kämpfte mit einer riesigen Holztruhe, in der er seine Wechselkleidung für die verschiedenen Festivals aufbewahrte.
Seit Chris seine Freundin Nicky hatte, war er wesentlich entspannter geworden. Stück für Stück schien er seinen schweren Unfall vor eineinhalb Jahren zu verarbeiten. Gott sei Dank, denn zeitweise hatte Logan sich wirklich Sorgen um ihn gemacht.
Obwohl er sich auch jetzt Sorgen machte. Nicky schien zwar nett zu sein, aber er war sich immer noch nicht sicher, ob Chris sich da nicht in etwas verrannte. Sie waren beide einfach nicht der Typ für längere Beziehungen, die nach dem Standard verliefen. Und doch schien Nicky etwas an sich zu haben, das ihn aus seinem tiefen Loch zog, in das er nach seinem Unfall gefallen war.
Er hätte es ja gern auf die jugendliche Unbeschwertheit einer 20-jährigen geschoben, aber Nicky war anders als die Frauen in ihrem Alter. Sie war reifer, verantwortungsbewusster.
Die Antwort blieb ihm verwehrt. Oder besser gesagt, er glaubte einfach nicht daran, dass es sein konnte. Dass die Liebe wirklich echt und von Dauer sein konnte. Zumindest nicht für ihn. In seinem straffen Tagesplan blieb überhaupt keine Zeit für eine feste Freundin. Zumindest für keine, in die man Zeit investieren musste. Da waren ihm seine gefügigen Affären doch deutlich lieber!
"Wir machen es zusammen!", rief Trish, Chris’ kleine Schwester. Stimmt. Auch sie war dieses Jahr zum ersten Mal dabei.Leider!
Diesbezüglich hatte er eine sehr lange Diskussion mit seinem Freund geführt … die leider rein gar nichts gebracht hatte.
Wäre es nur um Trish gegangen, hätte er Chris die Idee, sie mitzunehmen bestimmt noch ausreden können. Doch gerade, als Chris ins Schwanken gekommen war, hatte Nicky ihn gebeten, Trish mitzunehmen, damit sie neben Gregor noch einen weiteren Freund dabei hatte.
K.O. Kriterium für sämtliche seiner eigenen Argumente.
Selbst wenn Nicky nur die Hälfte der Zeit, die sie normalerweise mit Gregor verbrachte, stattdessen mit Trish verbringen würde, war das Grund genug für Chris, Trish bis ans Ende der Welt mitzuschleifen.
Shit!
Nicht, dass er Trish nicht mochte. Im Gegenteil. Aber sie war zu gefährlich für ihn. Verdammt gefährlich. Er begehrte sie seit gut drei Jahren. Sie reizte ihn ungemein und je älter sie wurde, desto schlimmer wurde dieser Effekt.
Auch jetzt schaffte er es nicht, seinen Blick von ihr zu lösen. Sie war schön und unglaublich sexy. Schulterlange dunkelbraune Locken und die gleichen eisblauen Augen, die Chris hatte. Hohe Wangenknochen, eine kleine Nase und weich aussehende, immer lächelnde rosa Lippen rundeten ihr schönes Gesicht ab.
Mit ihren 1,65 Metern war sie ein ganzes Stück kleiner als er und hatte eine zierliche Figur. Schlank, aber dennoch mit den richtigen Kurven.
Kurven, die sie auch heute wieder viel zu offenherzig zur Schau stellte.
Ihre schönen braunen Beine steckten in sehr kurzen Shorts und das Longsleeve, das sie trug, spannte um ihre Brüste.
Von Jahr zu Jahr wurde es schwerer, sich selbst einzureden, dass Trish absolut nicht auf der Jagdliste stand. Sie war verdammt scharf, aber immer noch Chris’ kleine, unschuldige Schwester und damit absolute Sperrzone!
"Ich mach das. Gib her, Trish", mischte sich Julien, Mats kleiner Bruder, in die Unterhaltung ein.
Dieser Junge kreiste in letzter Zeit viel zu oft um Trish. Auch wenn er für sie bestimmt die bessere Wahl wäre, kam es überhaupt nicht in Frage, dass Julien sich an sie heran machte.
Niemals!
"Trish, komm, hilf mir, das Schlafzelt aufzustellen!", rief er deshalb.
Sie hob den Kopf und lächelte ihn breit an. Kommentarlos ließ sie Julien mit der großen Truhe allein zurück und kam zu ihm.
Er hatte Chris verflucht, als dieser ihn darum bat, dass Trish bei ihm im Zelt schlafen sollte. Erst hatte er mürrisch abgelehnt. Wie zum Teufel sollte er fünf Tage auf engstem Raum mit dieser Frau aushalten, ohne über sie herzufallen?
Chris hatte seine Beweggründe zum Glück anders interpretiert. Er hatte sich entschuldigt, dass Logan dann keine Geier würde mit ins Zelt schleppen können, aber dass es ihm sehr wichtig sei, dass Trish gut aufgehoben war.Immerhin war es ihr erstes Festival und sie war einfach noch naiv. Leichte Beute für all die alten Hasen auf den Zeltplätzen.
Und das war schließlich auch ausschlaggebend. Der Gedanke, dass Julien oder ein anderer Trottel sich nachts in ihr Zelt schleichen würde, brachte ihn zur Weißglut!
Also hatte er mit leidender Miene, da ihm durchaus bewusst war, wie hart die kommenden Tage werden würden, zugestimmt.
"Hey, was soll ich tun?", fragte sie freudestrahlend, als sie bei ihm ankam.
Dir etwas Vernünftiges anziehen!, knurrte er innerlich. Sagen konnte er das natürlich nicht. Also beließ er es bei: "Geh ins Zelt und halte die Deckenstange hoch."
Sie tat wie geheißen. Immerhin war sie auch so vor den Blicken der anderen sicher.
... und vor seinen.
Fuck! Verdammt, das werden scheiß lange fünf Tage!
TRISH
Warum zum Teufel war dieser Mann nur so verdammt heiß! Sie liebte es, so nah vor ihm zu stehen, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste.
Seine beinahe schwarzen Augen funkelten dann immer zu ihr hinab, ehe er die Augenbrauen zusammen zog und die schmalen Lippen aufeinander presste. Diesen Moment liebte sie, weil er sich dann für einen einzigen Augenblick vollkommen auf sie konzentrierte, als würde er sie endlich sehen.
Nur leider dauerte es nie lange an, bis er den Blick abwandte und sich von ihr entfernte, als wäre ihm ihre Nähe unangenehm. Sehr schade, da sie einfach nicht genug von ihm bekam.
Sie krabbelte wie befohlen in das Zelt. Irgendetwas an der Art, wie er seine Anweisungen aussprach, veranlasste sie dazu, genau das tun zu wollen. Einfach nur, um ihm zu gefallen, um ihn zufrieden zu machen.
Sie nahm die Deckenstange in die Hand und hob sie über ihren Kopf. Dann wanderten ihre Gedanken zurück zu dem heißen Mann auf der anderen Seite der großen weißen Zeltplane.
Sie schwärmte schon lange für ihn. Er war der Inbegriff eines richtigen Mannes.
Fast 1,90 Meter groß, breite Schultern, durchtrainierter Körper. Seine schwarzen Haare waren gerade lang genug, um hineingreifen zu können und genau das würde sie nur allzu gern machen. Zugreifen, seinen Kopf zu sich ziehen und die Lippen küssen, die sie schon so oft auf dem Mund von irgendeiner Tussi im Club ihres Bruders gesehen hatte.
Sie wollte ihre Hände ein ums andere Mal durch die stets akkurat zurück gegelten Haare gleiten lassen. Solange, bis aus der ordentlichen Frisur etwas Leidenschaftliches wurde. Postkoital mussten seine Haare unglaublich sexy aussehen.
Dann hätte er endlich diese Strenge und das Perfekt-Guy-Image abgelegt. Immer mal wieder sah sie sein wahres Ich durchblitzen. Kurze Momente, in denen er träge oder durchtrieben grinste ... leider hatte er seine Maske immer recht schnell wieder im Griff.
Sie wollte ihn aus seiner Reserve locken. Doch egal was sie tat, er sah sie einfach nicht. Wenn überhaupt, dann nur als Chris’ kleine Schwester, die er beaufsichtigen und bevormunden musste.
Es war zum Verrücktwerden! Mehr als ihre kleinen Kopfkinos, Wünsche und Träume würde es wohl niemals geben.
Auch wenn sie die Hoffnung, dass jemals etwas zwischen ihnen laufen würde, bereits vor langer Zeit aufgegeben hatte, so freute sie sich doch, ganze fünf Tage ein Zelt mit ihm teilen zu können.
Sie würde wissen, wie er aussah, wenn er schlief. Wie er aussah, wenn er gerade aufwachte. Wie seine Haare sein würden, wenn sie gerade einmal nicht akkurat frisiert waren.
Und vor allem würde das Zelt sich mit seinem wunderbaren Duft füllen. Oft musste sie sich beherrschen, nicht einfach ihre Nase an ihn zu drücken und tief einzuatmen. Er roch einfach göttlich!
"Ein bisschen höher, Trish!", rief er in dem für ihn so typisch herrischen Ton.
Sie streckte ihre Arme noch ein wenig und erntete dafür ein zufriedenes Brummen, ehe er die weiteren Querstreben einsetzte.
Ich liebe dieses Brummen ...
Oh ja, die kommenden fünf Tage würden perfekt werden!
Nach knapp drei Stunden stand auch der letzte Gegenstand am rechten Fleck. Jemand hatte bereits das Lagerfeuer entzündet und sie bereiteten das Abendessen für ihren ersten gemeinsamen Abend vor.
Sie setzte sich auf einen Platz nah am Feuer und rieb sich über ihre Beine. Der Tag war für Ende Oktober sehr warm gewesen und die Anstrengung beim Aufbau hatte ihr übriges getan. Jetzt, nachdem es dämmerte, wurde ihr doch kalt in den kurzen Shorts.
Julien ließ sich neben ihr auf die lange Bank fallen. Sie mochte ihn. Er war stets gut gelaunt und konnte einen immer mitreißen. Sein jungenhaftes Grinsen war einfach ansteckend.
Auch wenn er nicht Logan war, so war er durchaus ein schöner Mann. Kurze dunkelblonde Haare, ein schönes Gesicht, auf dem immer ein Lächeln zu sehen war. Äußerst muskulös und eine Riesenportion Charme.
Er saß kaum, da fing er bereits an, ihr alle Neuigkeiten über Candy und Justin zu erzählen. Seit Candy in die WG der beiden Jungs eingezogen war, hatte sich alles für ihn verändert. Sie verstand ihn. Er fühlte sich ein Stück weit ausgegrenzt von den beiden.
Sie war sich aber sicher, dass weder Candy noch Justin das absichtlich taten. Junges Glück war einfach immer ein wenig aufeinander fixiert. Sie hatte die beiden ja selbst erlebt. Sie waren unheimlich verliebt und hatten nur Augen füreinander.
Trish fand es herrlich. Genau das, was sie sich auch wünschte. Dass das Wohnen mit den beiden für Julien nicht ganz so prickelnd war, konnte sie aber auch nachvollziehen.
Sie versuchte ihn abzulenken. Das Gespräch weg von dem Liebespärchen zu lenken, damit er auf andere Gedanken kam. Für diesen Zweck ging sie auch auf seine manchmal extrem flachen Witze ein.
Nur weil er so geknickt wirkte, konnte sie sich dazu überwinden, sein sonst so übergroßes Ego noch weiter zu pushen. Denn das hatte er im Normalfall absolut nicht nötig. Im Gegenteil. Meistens holte sie ihn lieber persönlich zurück auf den Boden der Tatsachen.
LOGAN
Schon wieder setzte sich dieser kleine Wicht neben Trish. Er konnte es kaum mit ansehen, wie Julien immer wieder ihre Nähe suchte. Für ihn galten die gleichen Regeln wie für jeden anderen.
Trish war Chris’ kleine Schwester und damit tabu für jeden von ihnen.
Die beiden unterhielten sich über irgendetwas. Juliens Blick glitt dabei immer wieder auf ihre nackten Beine. Genau der Grund, warum sie keine so kurzen Shorts tragen sollte!
Als er bemerkte, wie sie immer wieder über ihre Beine rieb, um sich warm zu halten, sah er das als optimale Gelegenheit, Julien von ihrer Seite zu vertreiben.
Schnell ging er zurück zum Versorgungszelt und holte eine der Wolldecken aus seiner Truhe. Wer einmal auf einem Festival gefroren hatte, brachte immer genug zusätzliche Decken und Kleidung mit.
Mit der weichen braunen Decke unter dem Arm ging er zurück zum Feuer.
"Hier", sagte er knapp, als er bei Trish ankam. Als sie den Blick hob, streckte er ihr die Decke entgegen. Ein kleines Lächeln erhellte ihre Gesichtszüge und ihre Augen funkelten im Schein des leise knisternden Feuers.
"Danke", sagte sie und wickelte endlich ihre nackten Beine in die Decke ein, sodass sie vor Juliens Blicken geschützt waren. Und vor seinen eigenen ... er sollte dringend auf andere Gedanken kommen!
"Dein Bruder braucht Hilfe", sagte er schroff zu dem kleinen Wicht an ihrer Seite.
Verwirrt sah Julien sich um. Schließlich stand er aber doch auf und machte sich auf die Suche nach Mat.
Damit er sich nicht wieder zu Trish setzen konnte, ließ Logan sich neben ihr auf die Bank fallen.
"Alles klar bei dir?", fragte sie.
Logan nickte nur. Was sollte er auch anderes sagen?
Nein, Trish, es ist nicht alles in Ordnung. Ich bin angepisst, weil der kleine Hund sich immer wieder zu dir gesellt.
Nein, das war definitiv keine Antwort! Aber Trish schien sich mit seinem Nicken zufrieden zu geben, denn sie wandte sich wieder dem Lagerfeuer zu. Sie wickelte die Decke enger um sich und schaute lächelnd in die Runde.
Schönes Lächeln, dachte er.
Die Gespräche seiner Freunde waren ausgelassen wie immer. Alle freuten sich darüber, dass der Aufbau endlich hinter ihnen lag und sie die kommenden Tage genießen konnten. Sie schafften es nicht oft, alle zur gleichen Zeit frei zu haben. Wenn sie überhaupt einmal Urlaub machten. Sie alle waren in ihrem Beruf sehr eingespannt und darum froh darüber, einfach einmal ein paar Tage ausspannen zu können.
Die Neuigkeit über Sky und Ryans Hochzeit hatte schnell die Runde gemacht. Es war aber nur eine Frage der Zeit, bis die beiden sich an die Gurgel gehen würden.
Seit Ryan von Skys Schwangerschaft wusste, war er noch viel vorsichtiger geworden. Er beobachtete sie mit Argusaugen und kritisierte jeden falschen Schritt.
Auch wenn sie deutlich ruhiger geworden war, sah man ihr genau an, dass die Grenze des für sie Erträglichen langsam erreicht war.
Eine Frau wie Sky käme für ihn nicht in Frage. Er braucht eine Frau, die sich seinen Wünschen anpasste, nachgab, ohne zu widersprechen.
... wenn überhaupt und schon gar nicht auf Dauer.
Zu Anfang hatte er gedacht, dass Nina auch zu ihm passen würde. Still, ohne Widerworte. Mittlerweile hatte er gemerkt, dass sie sich aber auch problemlos ohne viele Worte gegen Ty behaupten konnte. Die wortlosen Diskussionen der beiden zu verfolgen, war besser als jedes Kino. Nach und nach erkannte er, dass zumeist Nina aus diesen Schlachten als Sieger hervorging. Der große Latino fraß ihr einfach aus der Hand.
Und Carry war definitiv genau das Gegenteil von dem, was er suchte. Er brauchte eine Frau, die gefügig war. Die tat, was man sagte. Eine Frau, die sich ihm und seinem Leben anpasste.
Aber die war gar nicht so leicht zu finden! Bislang hatte noch keine seinen Ansprüchen genügen können, persönlich nicht, optisch nicht, vom Verhalten nicht. Es gab sie einfach nicht.
Was denkst du denn da? Du willst keine Frau!
Natürlich hatte er genug Spaß mit den Geiern. Mit ihnen konnte er sich ausleben. Das einzige Problem war, dass sie ihn spätestens nach ein paar Tagen nervten und er wieder auf die Suche nach einer neuen gehen musste.
So blieb keine Zeit, sie sich so zu erziehen, wie er sie haben wollte.
Je länger er da saß und seinen Freunden dabei zusehen musste, wie sie ihre Freundinnen und Frauen umgarnten, desto mehr kotzte ihn seine Situation an. Eine Frau wollen, hin oder her. Allein die Tatsache, dass er es nicht haben könnte, wenn er es wollte, ging ihm auf die Nerven!
Trish brachte ihm ein weiteres Bier, ohne ein Wort mit ihm zu wechseln.
Das wievielte war es? Das Vierte? Er wusste es nicht! Als sie zurückkam, schwankte auch sie bereits verdächtig. Sie ließ sich neben ihn fallen, kicherte auf diese Art, wie nur sie es konnte.
Es nervte nicht. Es hörte sich süß an.
Süß, dachte er. Genau das, was die kleine Schwester deines besten Freundes sein sollte, und ganz bestimmt nicht Mittelpunkt deiner heißen Träume!
Ein paar seiner Freunde waren unterwegs, um sich eine Frau zu suchen, mit der sie sich den restlichen Abend vergnügen konnten. Früher hatten sie sich alle gemeinsam auf die Jagd begeben. Seit so viele von ihnen in festen Händen waren, hatte sich das geändert.
Leider!
Die Gruppe hatte sich gespalten. Die Paare, ein paar Einzelkämpfer und kleine Jagdteams. Der Spaß, den sie früher dabei gehabt hatten, die Zeltplätze der anderen Gruppen einzunehmen, war ein Stück weit verloren gegangen.
Ihm stand heute nicht der Sinn danach. Zwar hatte er noch bis kurz vor der Abreise eine Menge Arbeit gehabt und absolut keine Zeit für einen Geier gefunden, aber jetzt war er einfach nur zu müde und erschöpft, um auf die Jagd zu gehen.
Auch Luce verabschiedete sich, um sich eine Frau für die Nacht zu suchen. Gut, verabschieden konnte man es eigentlich nicht nennen, er brummte lediglich ein 'ich bin weg,' stand auf und verzog sich aus dem Lager.
Er war Ty gar nicht so unähnlich und doch waren es zwei verschiedene Menschen.
Juliens Lachen drang in seine Überlegungen. Luce’ Platz war noch warm, als Julien sich neben Trish auf die Bank fallen ließ.
So, als hätte er nur darauf gewartet, dass der Platz frei wurde.
Mit zusammengekniffenen Augen sah Logan zu ihm hinüber, aber er registrierte es gar nicht. Wie auch, so wie seine Augen auf Trish fixiert waren, konnte er gar nichts mehr wahrnehmen.
Er sagte irgendetwas und Trish kicherte wieder.
Dieses Mal war es nicht süß, es nervte ihn gewaltig!
Nicht etwa, weil es sich anders angehört hatte, sondern lediglich, weil sie überhaupt nicht kichern sollte, wenn Julien ihr etwas erzählte! Sie sollte ihm überhaupt nicht zuhören, nicht mit ihm sprechen, ihm keinerlei Aufmerksamkeit schenken.
Halt, halt! Hör auf mit dem Scheiß!, schalt er sich selbst.
Sein Blick traf auf Chris, der mindestens genauso zornig zu den beiden herüber starrte. Aber er hatte wenigstens einen Grund, so zornig zu schauen. Julien tat etwas, das für ihn und alle anderen verboten war.
Aber Logan hatte keine gute Ausrede, ihn mit Blicken zu ermorden ... wenn es nach ihm ging, nicht nur mit Blicken, aber da würde er ein Problem mit Mat bekommen.
Einen Moment lang starrte er in die tanzenden Flammen des Feuers. Er musste dringend auf andere Gedanken kommen.
Vergeblich. Es klappte nicht. Ihre Stimme würde er aus Tausenden heraushören.
"Zeit schlafen zu gehen", brummte er deshalb.
Trish sah ihn mit großen Augen an.
"Jetzt schon? Wir haben gerade erst 12 Uhr!"
"Ja, jetzt schon."
"Brauchst du einen Babysitter, um ins Bett zu kommen?", mischte Julien sich lachend ein.
Allein für diese Aussage hätte er beinahe eine Ohrfeige kassiert. Seine überhebliche, respektlose Art ging ihm schon lange auf die Nerven. Er war vollkommen anders als sein Bruder. Mat war stets ruhig, beherrscht und aufmerksam. Neben Julien könnte ein Haus einstürzen und er würde nicht von seinem Trip herunter kommen.
"Geht dich einen Scheißdreck an!", fauchte er den Hosenscheißer an. Julien schien den Ernst der Situation nicht zu erkennen. Er riss lachend die Arme hoch und sagte: "Alles klar, alter Mann, dann kann Trish ja noch hier bleiben!"
Alter Mann ... kleiner Wichser!
Sie sah ein wenig ratlos zwischen ihnen hin und her und machte nicht unbedingt den Eindruck, als würde sie zwangsläufig bei Julien bleiben wollen.
"Nein, kann sie nicht. Ich will nicht, dass Trish kichernd über mich stolpert, wenn sie später ins Zelt kommt!"
Es war gelogen. Trish schien es aber nicht zu erkennen. Sie verzog genervt das Gesicht, stand aber seufzend auf. Aber lieber hatte er eine genervte Trish im Zelt, als eine fröhliche neben Julien am Feuer.
"Gute Nacht", rief sie in die Runde und wickelte sich aus der Decke. Dann lief sie schwankend über den feuchten Rasen in Richtung ihres Schlafzeltes.
Wie zum Teufel kann eine Frau sogar schwankend noch sexy sein?, dachte er und folgte ihrem herrlich wackelnden Arsch den engen Weg zu ihrem Zelt.
Sie schlüpfte vor ihm durch den niedrigen Eingang und präsentierte ihm dabei ihren knackigen Hintern so einladend, dass er sich gerade noch beherrschen konnte, seine Hände nicht darauf zu legen. Blut schoss in seine Lenden, als er sich vorstellte, sie an den Hüften zu packen und an sich zu ziehen, während er langsam in sie eindrang.
Dann war sie endlich im Zelt verschwunden und er konnte wieder durchatmen. Das würden die verdammt nochmal längsten fünf Tage seines Lebens werden!
Seufzend bückte er sich ebenfalls durch die Öffnung und schlüpfte zu ihr ins Zelt.
Sie kniete mit dem Rücken zu ihm und hatte sich bereits bis auf den BH ausgezogen.
Langsam begann seine Hose schmerzhaft über seiner Erektion zu spannen. Er war betrunken, hatte in den letzten Wochen zu wenig Sex und die mit Abstand heißeste Frau, die er kannte, in seinem Zelt!
Es gab nur ein Problem mit dieser Frau ... sie war tabu!
In diesem Moment zog sie sich ein schwarzes Hoody über und kuschelte sich dann in den dicken Schlafsack.
Immerhin ...
So schnell er konnte, zog er sich ebenfalls aus und schlüpfte in seinen Schlafsack. Er zog ihn bis unters Kinn zu. Ein Gefängnis, damit er sich selbst im Griff hatte und sie nicht an sich zog.
Er war verdammte 31 Jahre alt und wusste sich nicht anders zu helfen! Beinahe hätte er laut losgelacht, so sehr schämte er sich für sich selbst. Sein Benehmen war das eines kleinen pubertären Jungen.
Gequält schloss er die Augen.
Einige Zeit herrschte Stille, dann begann sie in ihrem Schlafsack umher zu rutschen. Drehte sich von links nach rechts, oder was auch immer sie da tat. Er traute sich nicht, die Augen aufzumachen. In seinem Zustand könnte ein Blick zu viel sein und er würde die Beherrschung verlieren.
Nach weiteren fünf Minuten Herumgerutsche, das ihn in den Wahnsinn trieb, sagte er schroff: "Könntest du jetzt endlich schlafen, Trish?"
Sie seufzte und gab dann in einem nicht weniger bissigen Ton zurück: "Ich würde ja gerne, wenn es nicht so unerträglich heiß hier drin wäre!"
Ja, es war verdammt heiß! Das Zelt hatte sich an dem warmen Tag gut aufgeheizt, aber den viel zu warmen Schlafsack auch nur einen Finger breit zu öffnen, kam überhaupt nicht in Frage.
"Schlaf einfach", brummte er und versuchte, das Geraschel, das jetzt folgte, zu ignorieren.
Nicht leicht, aber irgendwann schaffte er es, trotzdem einzuschlafen.
TRISH
Bislang leuchtete ihr noch nicht so wirklich ein, was an diesen Festivals so toll sein sollte. In diesem Moment war sie eher genervt.
Sie hatte die halbe Nacht nicht schlafen können, weil es zu heiß und dazu stickig gewesen war. Der Gedanke, mit seinem Geruch um sich herum einzuschlafen, hatte sich besser angehört, als es wirklich war. Sein Duft trieb sie in den Wahnsinn.
Hinzu kam der äußerst anstrengende Aufbau. Das Schleppen der ganzen Sachen war am Vortag noch lustig gewesen. Jetzt hatte es einen höllischen Muskelkater hinterlassen.
Ächzend quälte sie sich aus dem Schlafsack.
"Schläfst du eigentlich nie?", knurrte es hinter ihr, als wäre sie schuld an allem, was in dieser Welt schief lief.
Arsch! Verdammt sexy Arsch!
So verschlafen, mit verstrubbelten Haaren, sah er noch umwerfender aus als frisch gestylt. Sie hatte es gewusst. Auch wenn seine Haare nicht wie geträumt von ihren Händen durcheinander waren, so sah er doch genau so aus, wie sie es sich immer vorgestellt hatte. Irgendwie verwegen und wild. Der Bartschatten, der auf seinen Wangen und Kinn getreten war, komplettierte den perfekten Anblick noch.
Er gähnte herzhaft, zog den Schlafsack ein Stückchen auf und kratzte sich dann über die nackte, breite Brust. Das Spiel seiner Muskeln hätte sie ewig beobachten können, so umwerfend sah er in diesem Moment aus.
Damit ihm nicht auffiel, wie sehr sie ihn anstarrte, drehte sie sich schnell um. Sie suchte ihre Waschsachen aus ihrem Gepäck, klemmte sich die frischen Klamotten und den Beutel unter den Arm und krabbelte aus dem Zelt.
Logan brummte etwas hinter ihr, aber sie hörte nicht weiter zu. Sie musste hier raus. Dringend!
Es würde ein warmer Tag werden. Die Sonne strahlte jetzt schon kräftig vom blauen Himmel, während der Morgentau noch auf der Wiese glitzerte.
Der Weg bis zum Waschwagen war nicht weit und gab ihr die Gelegenheit, das Lager ein wenig genauer betrachten zu können. Die Zelte wirkten wahllos aufgestellt, aber sie wusste genau, dass es eine feste Einteilung für jeden Teilnehmer gab.
So früh am Tag waren die sanitären Anlagen noch sehr sauber und kaum besucht. Sie verstaute ihre Sachen auf einer der Ablagen und stellte sich dann unter die warme Dusche. Genau das Richtige nach solch einer Nacht!
Nachdem sie sich geduscht und umgezogen hatte, machte sie sich auf den Weg zurück zum Lager.
Unvermittelt tauchte Julien neben ihr auf.
"Guten Morgen, schöne Frau!", sagte er ausgesprochen gut gelaunt und legte ihr einen Arm um die Schultern. So zog er sie mit zurück zum Zeltplatz.
Trish lachte. "Guten Morgen, Julien!" Seine gute Laune war wie immer ansteckend.
"Wollen wir später zusammen das Lager erkunden?", fragte er ausgelassen.
"Klar, gern! Sag mal, ist dir hier nicht langweilig ohne Justin? Ihr seid doch sonst immer zusammen unterwegs."
"Ach, langsam habe ich mich dran gewöhnt. Er ist zuhause auch nur noch mit Candy zusammen."
Auch wenn er sorglos mit den Schultern zuckte, kaufte sie es ihm nicht ab. Sie sah deutlich, wie sehr ihn die Situation belastete.
Aus dem Nichts taucht Logan neben ihnen auf.
"Julien", sagte er grimmig. Sein Blick flog sofort zum Arm, der um ihre Schulter lag.
Gott, wie sehr sie dieses großer Bruder Getue satt hatte! So sehr wünschte sie sich, dass er es wegen ihr tat und nicht nur, um Chris einen Gefallen zu tun, aber das war wohl ein Wunschtraum, der ein Traum bleiben würde. Für Logan war sie einfach keine Frau, wie auch, wo all die Geier um ihn herum doch so viel mehr zu bieten hatten. Sie hatte weder künstliche Brüste noch giraffenlange Beine.
Doch dann sollte er sich verdammt nochmal nicht auch noch dann einmischen, wenn ein Mann sich endlich einmal für sie interessierte!
Also schmiegte sie sich ein wenig enger an Julien und ignorierte seine Blicke. Wenn er sie nicht wollte, sollte er sie in Ruhe lassen.
Sie war alt genug und wollte endlich einmal einen Mann kennenlernen. Einen, der sie wirklich wollte.
"Guten Morgen, Logan", zwitscherte sie in einem Ton, von dem sie ganz genau wusste, dass er ihn hasste und Geierkreischen nannte.
"Wir wollen später zusammen das Lager erkunden, willst du uns begleiten?", fragte sie und lächelte dabei böse.
Juliens Schnauben ignorierte sie, vielleicht war es nicht fair ihm gegenüber, ihn zu benutzen, um Logan in den Wahnsinn zu treiben, aber wenn er schon dieses Beschützerding machte, wollte sie ihm wenigstens ein wenig Arbeit geben.
Logan zog die Augenbrauen zusammen.
Es war mehr als deutlich, wie sehr ihm diese Vorstellung gegen den Strich ging.
"Ich komme mit", gab er zurück und starrte dann wieder auf den Arm auf ihrer Schulter.
Leider kamen sie in diesem Moment im Lager an. Gerne hätte sie herausgefunden, was er getan hätte, da Julien nicht auf seine gereizten Blicke reagierte.
Die meisten der Gruppenmitglieder waren bereits aus ihren Zelten gekrochen und hingen mehr oder weniger fit beim Frühstück. Sie setzten sich zu den anderen an den Tisch, um gemeinsam zu frühstücken.
LOGAN
Dieser kleine Penner trieb ihn in den Wahnsinn! Als wäre es nicht sowieso schon schwer genug, Trish die ganze Zeit um sich zu haben, musste er sie auch noch vor einem pubertierenden Jungen beschützen.
Auch wenn sie es nicht so sah, er wusste es besser. Sie war einfach zu lieb und auch wenn Julien es bestimmt nicht böse meinte, er würde ihr das Herz brechen.
Vom anderen Tischende aus fing er Chris' Blick auf. Dieser sah mindestens genauso genervt aus wie er. Er deutete mit dem Kinn auf Julien.
Logan zuckte mit den Schultern. Was sollte er schon tun? Er konnte schließlich kaum seinen Arm von ihrer Schulter schlagen, immerhin war er nicht ihr Bruder. Er hatte leider schlichtweg kein Recht dazu. Chris’ Blick verfinsterte sich, er deutete wieder mit dem Kopf Richtung Julien, zuckte dann zusammen, als Nicky ihm leicht mit einem Ellenbogen in die Seite schlug.
Er hörte nicht, was sie sagte, aber es sah verdächtig nach einem "Lass das!" aus.
Er grinste. Für eine so junge Frau war sie verdammt durchsetzungsfähig und hatte seinen Kumpel wirklich gut im Griff.
Auch wenn es ihm in diesem Moment nicht gefiel.
Er sollte lieber ein Machtwort sprechen, damit dieser kleine Arsch sich von Trish fern hielt. Er griff nach seiner Tasse und ging dann zum Lagerfeuer, um sich Wasser für einen Kaffee zu holen.
Wirklich gut schmeckte Instantkaffee zwar nie, aber vom Lagerfeuer war er kaum noch zu genießen. Das Wasser nahm den Geschmack des Rauchs an und versaute das letzte bisschen Kaffeegenuss. Aber er musste sich ablenken und seine Augen zumindest für fünf Minuten von diesem Schauspiel nehmen.
Leider sah es nicht besser aus, als er sich zurück auf die lange, stabile Holzbank fallen ließ.
Carry und Dario betraten das Gemeinschaftszelt. Es war immer noch komisch, Carry in einem Hoody zu sehen. Gerade sie als Designerin war sonst immer tadellos gekleidet gewesen. Sie verbrachte eindeutig zu viel Zeit mit Nina. Die Liebe zu den übergroßen Pullovern musste wohl ansteckend sein.
Er verstand nicht, was die beiden sich zu fauchten, aber sie verstummten sofort, als sie bemerkten, dass die Blicke der gesamten Gruppe auf ihnen lagen.
"Was?", zischte Carry, ließ Dario stehen und wandte sich zum Versorgungszelt um. Dieser seufzte, folgte ihr aber nicht. Es wunderte ihn, eigentlich hätte Dario so einen Ton nicht stehen lassen.
Auch Mat war es aufgefallen. Dessen Blick zuckte mit gerunzelter Stirn zwischen den beiden hin und her. Nach und nach wurden die Gespräche wieder aufgenommen.
Sein Blick wanderte zurück zu Trish, die sich prächtig mit Julien zu amüsieren schien. Es ging ihm auf die Nerven. Ganz gewaltig! Es war in keiner Welt eine Option, dass Julien seine Trish bekam!
Halt. Stopp!, unterbrach er sich selbst. Sie gehört nicht dir, Mann! Sie gehört dir nicht und sie wird dir nicht gehören! Ganz davon abgesehen willst du sie auch gar nicht! Sie ist nicht das, was du willst! Sie ist nicht das, was du brauchst!
Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Sein Blick wanderte zu seinem Schwanz. Der Kopf wusste es, aber der war auch nicht das Problem!
Scharf gemurmelte Worte ließen ihn aufblicken. Sky und Jonas diskutierten ziemlich heftig über irgendetwas. So wie er Ryan kannte, würde er diese Diskussion jeden Moment beenden. Er hatte sich bereits aufgerichtet und sah so aus, als würde er Jonas im nächsten Moment umbringen.
Dann stand sie ruckartig auf und kletterte über die Bank. Bevor sie sich aber auch nur einen Meter entfernen konnte, hatte Ryan sie bereits am Handgelenk gepackt.
"Wo willst du hin?", fragte er scharf.
"Weg!", fauchte sie zurück und zerrte an ihrem Arm.
"Wenn er ein Problem hat, dann soll auch er gehen und nicht du!"
Vollkommen falscher Ton. Er wusste es seit dem ersten Jahr, in dem sie Sky kennengelernt hatten. Warum das nicht in Ryans Kopf wollte, verstand er nicht.
Er hatte ihn immer nur als einen guten Menschenkenner eingeschätzt, also sollte ihm dieses kleine Rätsel spätestens nach fünf Minuten aufgegangen sein.
"Stimmt", knurrte Jonas. Sein verächtlicher Blick streifte Sky, ehe er aufstand und sich abwandte.
"Ich gehe", sagte er und schob noch ein: "Mach es wie immer! Mach, was er dir anschafft!", hinterher.
Sky zerrte erneut an ihrem Arm, aber Ryan ließ sie nicht los, bis sie sich zu ihm wandte und irgendetwas so leise fauchte, dass er es nicht verstehen konnte.
Ryans Augen weiteten sich ein Stück und er ließ langsam ihre Hand los. Sie wandte sich ab und lief Jonas hinterher. Es dauerte genau fünf Sekunden, dann war auch Ryan auf den Füßen und folgte den beiden.
Worum auch immer es ging, die Runde verfolgte es gespannt und er war sich sicher, von einem seiner neugierigen Freunde einen Livebericht zu bekommen, wenn es so weit war.
Sie planten gemeinsam die weiteren Tage und gingen die Termine für ihren Auftritt durch. Bis er sah, dass Trish und Julien sich aufmachten, um das Lager zu erkunden.
Er richtete sich ebenfalls schnell auf.
"Wir drehen eine Runde. Wer kommt mit?", fragte er seine Freunde und einige schlossen sich ihnen an. Julien sah nicht sonderlich erfreut aus und noch viel weniger, als er sah, dass auch Chris mitkommen würde.
TRISH
Julien ging dicht neben ihr. Sie spürte die Blicke in ihrem Rücken und langsam begann ihr dieses Spielchen zu gefallen. Wenn er unbedingt meinte, den großen Bruder spielen zu müssen, wollte sie ihm doch das volle Programm bieten! Auch wenn Chris dabei nicht weniger leiden würde.
Sie mochte die Späße mit Julien und lachte viel. Auch er hatte nicht weniger Spaß. Also konzentrierte sie sich auf ihn.
Sie kamen an der großen Arena an, in der die Bühnen für die verschiedenen Gruppen aufgebaut waren. Die ersten Acts liefen bereits, obwohl noch nicht allzu viele Zuschauer unterwegs waren.
Sie setzten sich an einen der großen Tische und folgten dem Programm. Julien hatte sich wieder neben ihr platziert und seinen Arm locker auf ihre Rückenlehne gelegt. Es fühlte sich gut an, begehrt zu werden. Zu wissen, dass es jemanden gab, für den sie genug sein würde.
Logans Verhalten ihr gegenüber war rein brüderlicher Art und das völlige Ignorieren jeglicher Weiblichkeit von seiner Seite kratzte stark an ihrem Ego.
Für ihn war sie nicht mehr als ein kleines Mädchen. Noch dazu ein Mädchen, auf das er aufpassen musste, um seinem besten Freund einen Gefallen zu tun. Der Gedanke kränkte sie. Sie wollte mehr für ihn sein. Ihm alles geben und alles tun, was er von ihr verlangte.
Also versuchte sie sich auf Julien einzulassen, lehnte sich entspannter auf ihrem Stuhl zurück und genoss seine Gesellschaft.
Besorgte oder teilweise sogar mörderische Blicke einiger Gruppenmitglieder interessierten sie nicht. Früher oder später würden sie sich schon damit abfinden.
Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Bühne. Eine Band war gerade mit dem Aufbau fertig geworden und spielte nun ihren ersten Song. Eine Ballade. Traurig süß und voller Gefühle. Der Sänger hatte braune Locken und schloss beim Singen seine Augen, als würde das Lied ihn bis in seine Seele berühren, so wie es das auch mit ihrer tat.
Nach drei weiteren Songs machten sie eine kurze Pause und Trish wandte sich wieder den Gesprächen am Tisch zu.
Als sie sich wieder zu Logan drehte, bemerkte sie seinen wahnsinnigen Blick. Wenn sie ihn richtig deutete, würde ihr das, was gleich folgen wurde, nicht gefallen.
Sie sah sich zu Julien um. Er schien nichts zu bemerken. Er erzählte eine Geschichte aus seinem Alltag mit Candy und Justin, und auch wenn er sie noch so lustig erzählte, so war doch deutlich herauszuhören, dass ihn die Situation, mit einem frisch verliebten Pärchen unter einem Dach zu wohnen, belastete.
"Komm Julien, wir holen die nächste Runde!", sagte Mat auf einmal und stand auf. Ein Blick in Juliens Gesicht verriet ihr, wie genervt er von der Unterbrechung war und dass er genauso wie sie ahnte, dass es nur dazu dienen sollte, sie von ihm fernzuhalten.
Aber die Art, wie Mat vor ihm stand, ließ keinen Widerspruch zu. Seufzend stand er auf. Seine Fingerspitzen strichen über ihren Nacken. Im vollen Bewusstsein, dass alle sie sehen konnten, wand sie sich unter seiner Berührung.
"Bin gleich zurück", sagte er nicht annähernd leise und nicht nur für sie gedacht, das war klar.
Kaum hatten die beiden sich aus dem Sichtfeld entfernt, stand Logan auf und setzte sich an ihre Seite.
Das war nun wirklich zu viel!
"Der Platz ist besetzt!", zischte sie aus zusammengebissenen Zähnen.
"Ja, von mir", gab er schlicht zurück.
"Ich brauche keinen Aufpasser!" Er ging ihr tierisch auf die Nerven!
"Du brauchst solange einen Aufpasser, bis du einen Mann hast, der das für dich übernimmt", sagte er und schien absolut nicht gewillt, ihren Kommentar auch nur in Betracht zu ziehen.
Das durfte doch nicht wahr sein!
"Wenn überhaupt darf Chris auf mich aufpassen, du hast absolut kein Recht dazu, Logan!"
"Chris hat mich quasi persönlich dazu abgestellt. Find dich damit ab, Trish!", knurrte er in genau diesem Ton, den er immer anschlug, wenn die Diskussion für ihn beendet war. Aber sie würde nicht nachgeben! Auf keinen Fall!
"Sei kein Arsch, Logan! Es geht dich einen Scheißdreck an, was ich tue!"
Sein Körper spannte sich an. Er erstarrte für eine Sekunde, in der er reglos da saß, dann richtete er sich langsam auf, legte einen Arm auf ihre Rückenlehne und wandte sich ihr zu.
"Je mehr du dich mit mir anlegst, kleines Fräulein, desto mehr wird es zu meinem Problem!", warnte er sie. Sein Ton war hart und die präzise ausgesprochen Worte trieben ihr einen Schauer über den Rücken.
Eigentlich würde sie jetzt lieber den Kopf einziehen und nicken, aber so würde sie sicher nicht weiterkommen. Sie wollte einfach nur fünf Tage lang Spaß haben und sich nicht fünf Tage lang mit einer Horde großer Brüder rumschlagen!
"Dann wird es wohl zu deinem Problem werden!", sagte sie, die Stimme so fest, wie es ihr möglich war und funkelte ihn dabei an.
Seine Augen weiteten sich ein kleines Stück, ehe er die Augenbrauen zusammenzog und den Kopf schüttelte.
"Tu das nicht, Trish, du wirst es bereuen", sagte er und wandte sich wieder der Bühne zu.
Oh nein! Wenn das jemand bereuen würde, dann er!
LOGAN
Julien kam zurück und starrte ihn wütend an.
"Du sitzt auf meinem Platz!", knurrte Julien.
Er musterte ihn von oben bis unten.
"Ich glaube nicht", gab er kalt zurück. Selbst wenn er gewollt hätte, in diesem Moment hätte er nicht aufstehen können, ohne sich vor seinen Freunden und Trish bloßzustellen.
Sie hatte ihn zu sehr gereizt. Sie hatte geradezu danach geschrien, ihr Manieren beizubringen und er würde es nur allzu gern jetzt sofort tun.
Leider glaubte er einfach nicht daran, dass man es ihm abkaufen würde, dass er ihr nur aus erzieherischen Maßnahmen den Arsch versohlte.
Spätestens seine Latte würde ihn, wenn er aufstand, verraten. Mit einer Beule in der Hose Trishs kleinen Arsch zu bearbeiten ... nein, das kam definitiv nicht in Frage!
Gott sei Dank kam Mat ihm zu Hilfe. Er packte seinen Bruder an der Schulter und schob ihn zu seinem Platz. Sicherheitshalber platzierte Mat sich zwischen Chris und Julien.
Der Tag verging schnell. Schon war es Nachmittag und sie mussten sich für ihre Show vorbereiten. Gemeinsam gingen sie zurück ins Lager und ohne sich absprechen zu müssen, nahmen Chris und er Trish in ihre Mitte.
Die Blicke von Nicky, Julien und Trish waren alle gleich bissig und machten mehr als deutlich, wie wenig ihnen die Situation gefiel.
Es störte ihn nicht. Es gefiel ihm umso besser, dass er Julien endlich für ein paar Minuten von der Backe hatte. Würde ihn die Gesamtsituation nicht so nerven, könnte er diesen kleinen Spaziergang sogar genießen. Das Wetter war herrlich und vor allem warm. Er unterhielt sich über Trishs Kopf hinweg mit Chris über eines ihrer gemeinsam geplanten PR-Projekte für seinen Club.
Wieder einmal musste er dabei feststellen, wie leicht die Zusammenarbeit mit ihm war. Es reichten wenige geteilte Gedanken und jeder wusste, wo das Ziel war und wie der Weg aussehen würde.
Könnte er jetzt noch seinen Arm um Trishs schmale Schultern legen, wäre es fast wie ein gemütlicher Sonntagsspaziergang.
TRISH
Die Männer hatten sich umgezogen und aufgewärmt. Zusammen machten sie sich am späten Nachmittag auf den Weg zur Bühne.
Sie war sauer auf Logan. Sauer auf Chris und sogar sauer auf Julien, der sich von den beiden Idioten viel zu sehr abbringen ließ. Sauer auf so ziemlich jeden, machte auch sie sich für den Abend bereit.
Sie war verdammt nochmal erwachsen und es ging niemanden etwas an, was sie tun wollte oder nicht!
Auf dem Weg zurück zur Arena gab es keine Gelegenheit, mit Julien zu sprechen.
Die anderen hatten ihn in ein Gespräch verwickelt und ihr blieb nichts anderes übrig, als schweigend und böse neben ihrem Bruder und Logan herzulaufen.
Auch wenn es einem der beiden aufgefallen sein sollte, dass sie alles andere als gut auf sie zu sprechen war, so schien es sie nicht zu interessieren. Sie unterhielten sich angeregt über ihrenKopf hinweg, wie sie es auch schon auf dem Rückweg getan hatten.
Sie hasste es!
Es fühlte sich an, als wäre sie ein kleines Mädchen.
Fehlte nur noch, dass jeder von ihnen eine ihrer Hände nahm, damit sie nicht in der Masse verloren ging! Lächerlich!
Chris trat auch heute nicht auf. Julien übernahm seinen Part und er konnte weiter bei ihr bleiben und sie mit Argusaugen bewachen.
Zum Kotzen!
"Ich gehe zur Bar, etwas trinken", sagte sie genervt und wollte schon aufstehen, als Chris sie an der Schulter festhielt und sie zurück auf den Platz drückte.
"Ich gehe schon", knurrte er.
Seufzend ließ sie sich zurücksinken. Das würden die schlimmsten fünf Tage ihres Lebens werden!
"Also theoretisch meint er es nur gut", sagte Nicky. Trish wollte sie schon anschnauzen, aber als sie sich ihr zuwandte, sah sie ihre leidende Miene. Nicky wusste selber nur allzu gut, wie schrecklich es manchmal mit großen Brüdern war.
"Theoretisch kann er mir gerne den Buckel runterrutschen!", sagte sie genervt. Sie konnte absolut kein Verständnis für die Männer aufbringen!
"Komm schon. Was soll er denn tun?", sagte Nicky und ihr Blick machte deutlich, dass sie sich selbst nicht glaubte.
"Er soll mich in Ruhe lassen, Nicky. Ich bin genauso alt wie du und mich behandelt er wie ein Kleinkind!"
"Er ist dein Bruder. Was erwartest du?"
"Dass er mich mein eigenes Leben leben lässt!", zischte sie zurück.
"Aber er hat nun mal die Verantwortung für dich übernommen."
"Das heißt noch lange nicht, dass er jeden meiner Schritte kontrollieren darf!"
"Natürlich nicht. Ich versuche auch ihm das zu erklären", sagte Nicky geknickt. Sie ließ ihre Wut an der falschen Person aus, das war ihr bewusst.
"Es sollte auch nicht deine Aufgabe sein. Er ist sonst auch nicht auf den Kopf gefallen!"
"Wenn ich es nicht mache, wird es niemand tun. Und Logan ganz bestimmt nicht!", sagte Nicky lachend.
Sie hatte recht. Die meisten der Gruppenmitglieder hielten sich entweder von ihr fern oder zogen die gleiche Nummer wie Logan und Chris ab! Es war zum Verzweifeln! Gefangen in einem goldenen Käfig!
Kopfschüttelnd wandte sie sich der großen Bühne zu. Die Show war wie immer herrlich mit anzusehen. Sie entwickelten sich immer weiter. Die Akrobatikteile wurden immer besser und das Publikum immer begeisterter.
Die Gruppe war wirklich eine Augenweide. Man sah ihnen an, dass sie regelmäßig trainierten. Die knielangen schwarzen Hosen, die tief auf ihren Hüften saßen, waren das einzige, was sie trugen. Viele ihrer weiblichen Fans waren bestimmt nicht nur wegen der Show von ihnen fasziniert.
Unter Jubel und Applaus beendeten sie ihre Vorführung nach etwas mehr als 20 Minuten.
Freudestrahlend kamen sie zum Tisch zurück.
Julien kam, allen voran, mit einem breiten Lächeln auf sie zu. Logan lauerte direkt hinter ihm und bevor Julien sich zu ihr setzen konnte, hatten sich Luce und Logan bereits rechts und links von ihr auf die Stühle an ihrem großen Tisch fallen lassen.
So langsam wurde ihr dieses ganze Theater wirklich zu blöd! Zornig funkelte sie die beiden an, aber sie reagierten nicht.
Als sie sich einen anderen Platz suchen wollte, packte Logan sie am Arm.
"Setz dich!", sagte er scharf und zog sie nach unten.
"Was soll das?", fauchte sie.
"Du wirst bei mir sitzen!", sagte er in jenem kompromisslosen Ton, den sie nur allzu gut von ihm kannte.