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Gerhard Jelinek

REDEN, DIE DIE WELT VERÄNDERTEN

 

Gerhard Jelinek

REDEN, DIE DIE WELT VERÄNDERTEN

 

 

 

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Gerhard Jelinek

Reden, die die Welt veränderten

 

 

Umschlagidee und -gestaltung: kratkys.net Image

 

 

1. Auflage

© 2009 Ecowin Verlag, Salzburg

Lektorat: Dr. Arnold Klaffenböck

Gesamtherstellung: www.theiss.at

Gesetzt aus der Sabon

Printed in Austria

ISBN 978-3-7110-5065-6

 

 

www.ecowin.at

Inhalt

Vorwort

Marcus Antonius

„Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann, das sind sie alle, alle ehrenwert!“

Jesus Christus

„Ich aber sage euch, liebt eure Feinde“

Papst Urban II.

„Christus aber befiehlt es!“

Martin Luther

„Widerrufen kann und will ich nichts, weil es weder sicher noch geraten ist, etwas gegen sein Gewissen zu tun!“

Maximilien de Robespierre

„Ich fühle mich berufen, das Verbrechen zu bekämpfen, nicht aber, über das Verbrechen zu herrschen“

Theodor Herzl

„Der Zionismus ist die Heimkehr zum Judentum noch vor der Rückkehr ins Judenland“

Emmeline Pankhurst

„Freiheit oder der Tod!“

Marie Curie

„Radium ist mehr als hunderttausend Mal kostbarer als Gold“

Bertha von Suttner

„Frieden ist die Grundlage und das Endziel des Glückes“

Kaiser Wilhelm II.

„Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Ross!“

Wladimir Iljitsch Lenin

„Keine parlamentarische Republik – sondern eine Republik der Sowjets“

Mohandas Karamchand „Mahatma“ Gandhi

„Quit India!“

Charles Lindbergh

„In der Zukunft werden wir es mit einem Europa zu tun haben, das von Deutschland beherrscht wird“

Arthur Neville Chamberlain

„Frieden für unsere Zeit“

Adolf Hitler

„Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten!“

Winston Churchill

„Ich habe nichts anzubieten, außer Blut, Mühen, Tränen und Schweiß“

Joseph Goebbels

„Ich frage euch: Wollt ihr den totalen Krieg?“

Kaiser Hirohito

„Wir bereiten den Weg für einen großen Frieden, indem wir das Unerträgliche ertragen und das Unduldbare erdulden“

George C. Marshall

„Meine Herren, ich muss Ihnen nicht erklären, dass die Lage der Welt sehr ernst ist“

Leopold Figl

„Wir haben nichts. Ich kann euch nur bitten, glaubt an dieses Österreich!“

John F. Kennedy

„Wir haben uns entschlossen, zum Mond zu fliegen“

John F. Kennedy

„Ich bin ein Berliner“

Harvey Bernard Milk

„Ich weiß, man kann nicht nur von Hoffnung allein leben, aber ohne Hoffnung ist das Leben nicht wert, gelebt zu werden“

Martin Luther King

„Ich habe einen Traum“

Nelson Mandela

„Ich bin darauf vorbereitet, zu sterben“

Neil Armstrong

„Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein gewaltiger Sprung für die Menschheit“

Max Yasgur

„Drei Tage Spaß und Musik und nichts anderes als Spaß und Musik!“

Bruno Kreisky

„Ein paar Milliarden mehr Schulden …“

Margaret Thatcher

„Diese Regierung wird nicht nachgeben!“

Ronald Reagan

„Mister Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder!“

Günter Schabowski

„Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich“

Helmut Kohl

„Mein Ziel bleibt – wenn die geschichtliche Stunde es zulässt – die Einheit unserer Nation“

Barack Obama

„Und nach dieser langen politischen Finsternis wird ein heller Tag anbrechen“

Steve Jobs

„Bleibt hungrig, bleibt unangepasst!“

Barack Obama

„Zu viele Tränen wurden geweint, zu viel Blut ist vergossen worden“

Nachbemerkung

Verwendete Literatur

Quellen

Reden im Originalton

Vorwort

 

Es sind oft wenige Worte, die entscheiden: über Sieg oder Niederlage, Erfolg oder Misserfolg.

Es ist oft ein Satz, der ein Zeitalter, eine Epoche beschreibt.

Es gibt Reden, die Geschichte schreiben. Es gibt Reden, die die Welt ändern. Und es sind Reden, die, einem Prisma gleich, die veränderte Welt fokussieren.

Der amerikanische Präsident Barack Obama verdankt seinen beispiellosen Erfolg drei Worten: „Yes, we can!“ Er hat damit die Stimmungslage einer Generation und den Nerv der Zeit getroffen. Der weithin unbekannte Lokalpolitiker Obama katapultierte sich mit einer Rede auf dem Parteitag seiner demokratischen Partei in Boston in den Scheinwerferkegel der Öffentlichkeit. Nicht was er sagte, sondern wie er die Gefühle der Amerikaner traf, machte den jungen Politiker zum „rising star“, zum „aufgehenden Stern“.

Eine große Rede spiegelt nicht immer die Wahrheit einer Epoche wider. Es sind auch die großen Lügen, die Geschichte machen. Falsches Pathos – schlichte Wahrheit. Worte haben Kriege begonnen und Frieden geschaffen. Und sie künden von großer Weisheit und fatalen Irrtümern. Arthur Neville Chamberlains „Friede in unserer Zeit“-Rede, nachdem er mit Adolf Hitler 1938 das Münchner Abkommen geschlossen hat, ist das meist zitierte Exampel.

Große Reden zeigen ihre Brillanz in der Einfachheit. Große Reden werden vom Publikum verstanden. Dem Redner gelingt es, mit seinen Zuhörern eine Gemeinschaft zu bilden. Und große Reden enthalten eine positive Vision der Zukunft. Sie geben ein Ziel vor und geben die Hoffnung, dass es auch erreicht wird. Martin Luther Kings „Predigt“ „I have a dream“ ist so ein Beispiel.

Doch die theoretisch besten Redner sind keineswegs auch immer die wirksamsten. Und die wirksamsten Redner müssen keine „guten“ Reden im Sinne der antiken Rhetorik-Lehren halten. Dem römischen Politiker – und großen Redner – Cato dem Älteren wird die Forderung zugeschrieben, ein „großer Redner“ müsste ein „vir bonus“ – also ein positiver Charakter – sein. Es gäbe keine bedeutende Rede ohne einen wahrhaftigen Inhalt. Stimmt man Cato zu, dann wären gerade viele Reden, die die Welt verändert haben, keine „großen Reden“.

Der griechische Philosoph und Rhetoriklehrer Gorgias vertrat die Idee, dass Meinung handwerklich herstellbar sein müsse. Der Athener wäre damit ein Vorläufer zahlreicher PR-Agenturen, die vorgeben, mit professionellen Mitteln die Meinung der Bevölkerung bilden und steuern zu können.

Die Kunst der Rede zählte in der Antike zum Kanon der „sieben freien Künste“. In den kleinen Stadtstaaten Griechenlands, später Roms und der hellenistischen Epoche war die Rede vor versammeltem Volk das bestimmende Element der damaligen Gesellschaft. Aristoteles verteidigte in seiner Streitschrift „Über die Rede“ die Rhetorik als legitimes Handwerk gegen Kritik von Plato, dem die Fähigkeit zur Demagogie und Verhetzung des Volkes durch populistische Redner ein Dorn im Auge war. In diesem Buch geht es daher nicht um die Rhetorik, also die ausgefeilte Kunst der Rede, sondern um die Wirkung in der Zeit.

Dieses Buch enthält Reden von Politikern und Heerführern, von Gottessöhnen und Verbrechern, von charismatischen Demokraten und dämonischen Despoten. Sie haben den Lauf der Welt verändert, oder sie markieren zumindest den Scheitelpunkt einer historischen Entwicklung. Sie vollenden in wenigen Sätzen komplexe politische und gesellschaftliche Prozesse.

Nie ist es das Wort allein, das Geschichte macht. Selbst das verachtenswerte Beispiel des Redners Adolf Hitler zeigt, dass es nicht allein seine Redekunst war, mit dem seine Bewegung die Macht errang. Und zur Erhaltung der Macht waren andere Mittel wichtiger als die Rede. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs überließ Adolf Hitler weitgehend die Bühne anderen. Er schwieg oft monatelang.

Reden als Teil des gesellschaftlichen Prozesses sind – historisch gesehen – relativ jung. Und sie brauchen ein entsprechendes gesellschaftliches und politisches Umfeld. Die Kunst der Rede erfordert auch gewisse demokratische Freiheiten. In absolutistischen Regimen und totalitären Diktaturen werden keine Reden im eigentlichen Sinn gehalten, dort gibt es Ansprachen und Befehlsausgaben, auch wenn sie sich der rhetorischen Mittel bedienen.

Joseph Goebbels Rede („Wollt ihr den totalen Krieg?“) will niemanden überzeugen, im Sinne eines demokratischen Diskurses. Goebbels will manipulieren. Er inszeniert die Farce einer Volksgemeinschaft, um sich in einer für das Nazi-Regime existenzbedrohenden Zeit eine Legitimation für die weitere Brutalisierung des Krieges zu erzwingen.

Große Reden werden dann gehalten, wenn wirklich eine Mehrheit der Zuhörer überzeugt werden soll. Am Beginn der Französischen Revolution geben die Redner den Ton vor. Im Konvent fallen Entscheidungen über Leben und Tod – eine aufgeputschte Masse lässt Köpfe rollen, zwingt sogar einen König aufs Schafott. Die Rede von Maximilien de Robespierre vor dem Nationalkonvent am 26. Juli 1794 kostet den fanatischen Anführer der Revolution selbst den Kopf. Diese Rede macht Geschichte: Sie tötet den Redner und sie markiert das Ende der Revolution. Napoléon Bonaparte wird keine großen Reden halten – bloß Ansprachen an seine Generäle.

Dieses Buch enthält auch kurze Texte, die mit wenigen Worten das Lebensgefühl der Zeit beschreiben. Es sind Sätze, die selbst zur Ikone werden. Beispielsweise, als Neil Armstrong vor 40 Jahren im Juli 1969 als erster Mensch auf dem Mond seine Worte sagte: „That’s one small step for (a) man, one giant leap for mankind.“ Oder die Rede des Bauern Max Yasgur, der vor einer halben Million Hippies auf einem Feld bei Woodstock die Träume einer Generation erfasste: „Three days of fun and music.“

Und es sind mehrheitlich Reden von Männern.

Frauen zeigen ihre Stärken offenbar anders. Bei der Auswahl der historischen Ansprachen und Texte sind Männer deutlich überrepräsentiert.

Auch das ist ein Abbild der Wirklichkeit. Die (Welt-)Politik war in den vergangenen Jahrhunderten Männersache. Auf das Ergebnis müssen die mächtigen Heerführer, Diktatoren und Politiker nicht stolz sein.

Aber Reden machen auch den Kampf der Frauen um Gleichberechtigung, um gleiche Chancen, hörbar. Emmeline Pankhurst hat 1913 mit ihrer „Freedom or death“-Rede den Lauf der Welt geändert (oder vice versa: die Rede ist Ausdruck eines geänderten Laufs der Welt). Die englische Führerin der Suffragetten erkämpfte für die Frauen Großbritanniens, und mit ihren Gesinnungsgenossinnen auf der ganzen Welt, das Wahlrecht.

Emmeline Pankhurst schuf die Grundvoraussetzungen für die Emanzipationsbewegungen der 60er- und 70er-Jahre. Sie legte den Grundstein für den Feminismus, der das 20. Jahrhundert verändert hat. Ihre Vorläuferin Olympe de Gouges kommt nur am Rande vor. Diese große Frau der Französischen Revolution redete nicht, sie schrieb die erste Deklaration der Frauenrechte: „Die Frau wird frei geboren und bleibt dem Manne gleich in allen Rechten.“ Auch für diesen Satz wurde sie von den männlichen Revolutionären auf die Guillotine geschickt.

Ausgleichende Gerechtigkeit wurde versucht. Die große Wissenschaftlerin Marie Curie, sie wurde erst jüngst von einer internationalen Expertenriege zur bedeutendsten Wissenschaftlerin aller Zeiten gewählt, kommt zu Wort, obwohl sie, streng genommen, ihre Gedanken zur Entdeckung der Radioaktivität nicht vor einer jubelnden Masse geäußert hat.

Ihre Arbeit hat die Welt jedenfalls verändert.

Die Reden einer großen Frau haben definitiv den Sturmlauf der Welt in die Katastrophen des 20. Jahrhunderts nicht verhindern können: Bertha von Suttner. Die Friedens-Nobelpreisträgerin starb fünf Wochen vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Sie hatte das Herannahen des Völkerschlachtens gespürt und gegen die Kräfte des Militarismus angekämpft. Im historischen Rückspiegel erweisen sich ihre Vorträge als wahre Prophezeiungen. Sie war zu ihrer Zeit eine der bekanntesten Frauen der Welt, aber das männliche Kampfgetöse übertönte ihre leisen Reden. Und doch hatte sie recht.

Eine „historische Rede“ – mit den Worten von Stefan Zweig – eine „Sternstunde der Menschheit“ kann Entwicklungen auslösen oder Historie in wenigen Sätzen verdichten: Geschichte machen.

Oft bleibt von großen Leben eine Redewendung: Winston Churchill und sein (meist verkürzt zitierter Satz) „Blood, (Toil), Tears and Sweat“, John F. Kennedy und sein Bekenntnis „Ich bin ein Berliner“ oder Ronald Reagans Aufforderung: „Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder.“

Große Reden, die Geschichte machen, bedeuten für die Zuhörer meist wenig Gutes. Es sind Worte an Zeitenwenden, voll Pathos und Emotion. Es sind Sätze, die bei vielen Menschen, die Zeitzeugen waren, Sorgen, Ängste oder zumindest Gänsehaut ausgelöst haben.

Wir leben in einer Zeit, in der gute Redner selten sind. Von der Warte ferner Zukunft aus werden wahrscheinlich wenige Reden unserer Gegenwart in eine aktualisierte Auflage aufgenommen werden müssen: Offenbar leben wir noch immer in einer eher menschenfreundlichen Epoche.

Dieses Buch handelt von Reden, die Geschichte gemacht haben, und es beschreibt die Geschichte dieser Reden. Es enthält Reden, die den Gipfelpunkt einer langen Entwicklung markieren, und es zitiert Reden, die erst im Rückblick Ausrufezeichen ihrer Zeit geworden sind.

Es ist ein Buch über Zeitgeschichte, zugespitzt auf wenige Sätze. Am Anfang stand das Wort, sagt die Bibel.

Marcus Antonius

„Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann, das sind sie alle, alle ehrenwert!“

Mitbürger! Freunde! Römer! Hört mich an!

Begraben will ich Cäsarn, nicht ihn preisen.

Was Menschen Übles tun, das überlebt sie,

Das Gute wird mit ihnen oft begraben.

So sei es auch mit Cäsarn! Der edle Brutus

Hat euch gesagt, dass er voll Herrschsucht war;

Und war er das, so war’s ein schwer Vergehen,

Und schwer hat Cäsar auch dafür gebüßt.

Hier, mit des Brutus Willen und der andern

(Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann,

Das sind sie alle, alle ehrenwert!),

Komm’ ich, bei Cäsars Leichenzug zu reden.

Er war mein Freund, war mir gerecht und treu;

Doch Brutus sagt, dass er voll Herrschsucht war,

Und Brutus ist ein ehrenwerter Mann.

Er brachte viel Gefangne heim nach Rom,

Wofür das Lösegeld den Schatz gefüllt.

Sah das der Herrschsucht wohl am Cäsar gleich?

Wenn Arme zu ihm schrien, so weinte Cäsar;

Die Herrschsucht sollt’ aus härterm Stoff bestehn.

Doch Brutus sagt, dass er voll Herrschsucht war,

Und Brutus ist ein ehrenwerter Mann.

Ihr alle saht, wie am Lupercusfest

Ich dreimal ihm die Königskrone bot,

Die dreimal er geweigert. War das Herrschsucht?

Doch Brutus sagt, dass er voll Herrschsucht war,

Und ist gewiss ein ehrenwerter Mann.

Ich will, was Brutus sprach, nicht widerlegen;

Ich spreche hier von dem nur, was ich weiß.

Ihr liebtet all’ ihn einst nicht ohne Grund;

Was für ein Grund wehrt euch, um ihn zu trauern?

O Urteil, du entflohst zum blöden Vieh,

Der Mensch ward unvernünftig! – Habt Geduld!

Mein Herz ist in dem Sarge hier beim Cäsar,

Und ich muss schweigen, bis es mir zurückkommt.

 

Rede von Marcus Antonius vor der Leiche Julius Cäsars am 15. März des Jahres 44 v. Chr. (in der Dichtung von William Shakespeare)

 

*

 

Die Rede des Marcus Antonius vor dem Leichnam des ermordeten Julius Cäsar gehört zu den berühmtesten Reden der Menschheit – und zu den besten, sie stammt nur nicht aus der Feder oder dem Mund des Marcus Antonius. Seinen Ruhm verdankt die Trauerrede dem Sprachtalent des englischen Dramatikers William Shakespeare.

Der Dichter schlägt den zeitgenössischen Historiker Appian von Alexandria. Dessen Version der Leichenrede ist heute weitgehend unbekannt, dabei war Appian gut zwölf Jahrhunderte näher am historischen Geschehen.

Dennoch haben in diesem Fall eine Rede (und wichtige machtpolitische Winkelzüge) den Lauf der Geschichte geändert, den Weg des römischen Imperiums, damals die einzige „Supermacht“, für ein paar hundert Jahre festgelegt. Das ist Faktum, nicht Drama.

Shakespeare dichtet Marc Antons Rede allerdings völlig frei nach. Dabei hätte er sich an den Bericht des zeitgenössischen Historikers Appian(us) von Alexandria halten können. Dieser Historiker, dessen meiste Werke aber auch nur in einer byzantinischen Überlieferung bis heute überlebt haben, zitiert Marcus Antonius in seiner „Geschichte Roms“ ausführlich und vorgeblich wörtlich.

Da klingt die Rede vor dem Leichnam Julius Cäsars ganz anders.

Brutus ist bei Appian kein „ehrenwerter Mann“, auch nicht Cassius, der zweite Anführer des Mordkomplotts. Und die rund 60 anderen Mitverschwörer gegen Cäsar und seine Anhänger sind es auch nicht. An den Iden des März im Jahre 44 v. Chr. wurde der Diktator Julius Cäsar Opfer einer Verschwörung innerhalb seines engsten Kreises von Vertrauten. Es war eine blutige Intrige, ein Machtkampf um ungeheure Pfründe. Nicht das hehre Wohl der Republik trieb die Mörder an, sondern die Angst, ein allmächtiger Cäsar könne sich an ihren zusammengerafften unermesslichen Besitztümern bereichern, sie ermorden oder zumindest in die Verbannung schicken.

Rund um die Iden des März, des römischen Jahresanfangs, verdichtet sich die Stimmung in Rom. Die Nervosität scheint zum Greifen. Es ist ruhig in der Stadt, ruhig wie vor einem Gewitter. Cäsars Frau will davon geträumt haben. Nachträglich wird man Zeichen gedeutet haben, Vorboten einer Katastrophe. Dann: Am späten Vormittag verbreitet sich eine unglaubliche Botschaft wie ein Lauffeuer durch die enge Stadt: Der Imperator Cäsar wurde ermordet! Die Bevölkerung gerät in Panik. Krawalle erschüttern die „urbs aeterna“. Unschuldige werden massakriert, Häuser verwüstet. Die Senatoren verstecken sich. Und Cäsars „magister eqitum“ (der Stellvertreter des Diktators), Marcus Aemilius Lepidus, lässt das Forum Romanum im Herzen der Stadt von cäsartreuen Veteranen besetzen. Damit hatten Cäsars Anhänger die Lage im Griff.

Julius Cäsar war zu mächtig geworden, viel zu mächtig. Dabei hatte gerade jener Senat, der sich von Cäsar bedroht fühlte, den Feldherrn und Konsul durch immer neue Ehrungen, Auszeichnungen und Lobpreisungen in liebedienerischer Art gleichsam den Menschen entrückt und ihn auf den Weg der „Vergöttlichung“ gedrängt. Formal war Cäsar für zehn Jahre zum Alleinherrscher, zum Diktator gewählt und bestellt worden. Dieser Vorgang war einmalig, erfolgte aber immer noch im Rahmen der staatsrechtlichen Möglichkeiten.

Cäsar hatte ein Jahr vor seinem Tod den blutigen Bürgerkrieg gegen seinen Widersacher Pompeius gewonnen, aber gegenüber dessen Anhängern relative Milde walten lassen.

Er war auf dem absoluten Höhepunkt der Macht.

Die Königskrone war ihm von seinem Mitstreiter Marcus Antonius während des Lupercalienfestes am 15. Februar rituell drei Mal angeboten worden. Cäsar hatte abgelehnt. „Ich heiße Cäsar, nicht Rex (König)“, soll er schlagfertig auf solche schmeichlerischen Angebote geantwortet haben. Als Alleinherrscher in der römischen Republik, die den verfassungsgemäßen Schein wahrte und dem Senat Gesetzgebungskompetenz überließ, regierte Julius Cäsar ohnehin wie ein König. Die „Adelspartei“, die Senatoren aus der römischen Oligarchie fürchteten um Macht, Geld und Einfluss. Julius Cäsar sollte sterben, ehe es ihnen selbst ans Leben ging.

Das politische Geschehen in den Tagen nach dem Tod des großen Feldherrn spielte in einem Vakuum der Macht. In dieser Zwischenwelt waren Rede und Gegenrede möglich geworden.

Die beiden Kontrahenten Brutus und Antonius trafen direkt aufeinander. Es entschied die Macht des Wortes (freilich nicht nur diese).

Brutus argumentierte „demokratisch“, er begründete die Tat mit Sachargumenten, suchte Beweise für ein Fehlverhalten Cäsars vorzulegen und appellierte an die Vernunft des Volkes. Marcus Antonius war aus anderem Holz geschnitzt. Er spielt mit den Emotionen und kehrt Begriffe ins Gegenteil um. Wenn er – nach Shakespeare – das Wort von den „ehrenwerten Männern“ durch ironische Betonung und Wiederholung mit dem entgegengesetzten Inhalt erfüllt, dann agitiert er als Demagoge, und mit Erfolg.

Nach Appian überzeugte Marcus Antonius das römische Volk oder eben jenen Mob, der sich tagaus, tagein auf dem Forum Romanum herumtrieb und auf Geldspenden der Politiker wartete (Populismus wurde in der römischen Demokratie schlicht und direkt durch Geldgeschenke an die Wähler betrieben), mit den Lobsprüchen des Senats.

Er drehte den Spieß um und verlas einfach das hymnische Dekret, mit dem die Senatoren allerhöchste Ehren auf den großen Julius Cäsar gehäuft hatten. Wenige aus Überzeugung, viele aus Angst um ihr Leben und um ihre Güter. Die Ehrungen kamen nur bei offiziellen Anlässen im Circus oder im Theater zum Tragen und waren Zeichen ziemlich oberflächlicher Eitelkeit. Cäsar durfte im Senat neben den beiden Konsuln auf einem erhöhten goldenen Sessel thronen und stets als Erster im Senat noch vor den Konsuln seine Meinung äußern, was realpolitisch ohne Bedeutung war, da er ohnehin auch das Konsulsamt bekleidete. Immerhin durfte er im Circus allein das Signal zur Eröffnung geben, das Triumphalgewand tragen und sein Haupt mit einem Lorbeerkranz schmücken. So viel Ehre und dann erdolcht.

„Die Gründe für die Ehrungen scheinen eindeutig und klar: Angst und Schmeichelei dem Sieger des Bürgerkrieges gegenüber, die Hoffnung, ihn schon durch den Vorschlag solcher Maßnahmen für sich einnehmen zu können. Und so wurden sie mit Eifer weiter betrieben. Immer größere, immer absurdere Privilegien wurden Caesar zugestanden und aufgedrängt, dass man nicht zweifeln kann, dass einige davon durch seine Gegner initiiert wurden, die seinem Ansehen auf diese Weise schadeten. Caesar konnte nicht alles ablehnen, wenn er den Senat nicht vor den Kopf stoßen wollte – und manch eine Ehrung kam ihm durchaus gelegen“, schreibt Oliver H. Herde in seinem Buch „Von der Ermordung des Gaius Julius Caesar“.

Was kurz vor seinem Tode wahr war, konnte jetzt nicht falsch sein. War Cäsar ein Tyrann? Sollte seine Leiche im Tiber versenkt werden? Oder musste dem großen Imperator Cäsar ein ehrenvolles Staatsbegräbnis gewährt werden?

Darum ging es in den Stunden nach der Ermordung Cäsars. Marcus Antonius war als einziger verbliebener Konsul nun formell erster Mann im Römischen Reich. Er wollte die Macht für sich und die Anhänger Cäsars auch nach seinem Tod gegen die „Republikaner“ sichern und erhalten. Dazu war es notwendig, eine Verurteilung der Politik Cäsars zu verhindern und die Rechtmäßigkeit seiner Entscheidungen auch nach seinem Tod feststellen zu lassen. Marcus Antonius gelang dies durch einen schlauen Trick. Sollte Cäsar ein Tyrann – also ein unrechtmäßiger Herrscher – gewesen sein, dann wären alle Rechtsakte ungültig, also auch jene Vielzahl von Erlässen, durch die Dutzenden Senatoren und ihren Familien Ämter, Pfründe und Vorteile zugesprochen worden waren. Diese Idee gefiel einer großen Mehrheit der Senatoren nicht. Daher schreckten Brutus und seine Anhänger vor diesem logischen Schritt zurück. In einem politischen Tauschgeschäft wurde ausgehandelt, dass Cäsar kein Tyrann war und die „Tyrannenmörder“ amnestiert werden sollten. Dieser staatspolitische Kompromiss war von Marcus Tullius Cicero, Senator, Anwalt und brillanter Redner, ausgedacht worden. Und er sollte sich als tödliche Niederlage für die Attentäter erweisen. Eine Amnestie brauchen nur jene, die ein Verbrechen begangen haben. Folgerichtig waren Brutus & Co keine heldenhaften Retter der Republik, sondern Mörder.

Cäsar selbst verachtete die korrupten Strukturen der römischen Republik, deren er sich selbst bedient hatte. Für seine ersten Wahlsiege musste sich der aufstrebende Adelige so verschulden, dass seine Niederlage auch einen Bankrott der großen römischen Geldhäuser verursacht hätte. Bertolt Brecht beschreibt das politische Finanzsystem jener Tage anschaulich in seinem Romanfragment „Die Geschäfte des Herrn Julius Cäsar“. Der Geldadel hatte so viel in den Politiker der „Volkspartei“ investiert, dass ein Scheitern die Kurse der Nobilität zum Fallen gebracht hätte.

Der schon ein wenig angegraute General und Militärführer plante die Hauptstadt Rom im Jahr 43 v. Chr. zu verlassen und einen neuen großen Feldzug gegen die Parther anzuführen. Cäsar wollte die Stellung Roms als Weltmacht ausbauen und sichern. Die Intrigen in Rom gingen ihm auf die Nerven. Den Senat behandelte er abschätzig. Innerhalb kürzester Zeit hatte er 300 neue Senatoren ernannt, darunter auch viele „Barbaren“, die nicht einmal den Weg zum Senat auf dem „Forum Romanum“ fanden. Der Politiker hatte längst erkannt, dass mit den politischen Strukturen eines römischen Stadtstaates kein Weltreich zu führen ist.

Antonius, als engster Mitstreiter Cäsars, war der Ermordung entgangen, weil er den Verschwörern als zu wenig gefährlich galt. Außerdem wäre die gleichzeitige Ermordung beider Konsuln einem Putsch gleichgekommen. Die Rechtfertigung der Verschwörer war es aber, einen Tyrannen zu beseitigen und die Republik neu auszurufen. Sicherheitshalber hatte Decimus Brutus im der Kurie benachbarten Theater des Pompeius bewaffnete Gladiatoren stationiert, die eingreifen sollten, falls es zu Kämpfen oder anderen Zwischenfällen käme.

Nachdem Marcus Antonius im Senat eine Verurteilung Cäsars als Tyrannen verhindern konnte, ging der Konsul zum Gegenangriff über. Er hatte die Erlaubnis erhalten, vor der in Tücher gewickelten Leiche Cäsars zu reden. Das war seine Chance. Er nützte sie.

Shakespeares künstlerische Nachdichtung dieser Szene hat zwar mit dem „Original“ nichts zu tun. Der englische Autor erweist sich aber als Meister im Erahnen politischer Mechanismen und rhetorischer Tricks, die nicht weit von der historischen Wahrheit entfernt sind. „Die erregende Mitte jeder Aufführung ist die Rede Marc Antons an der Leiche Cäsars: wie er seinen Schmerz um Cäsar in ein Mittel zur Volksverführung umwandelt und seine eiskalte Geschicklichkeit mit echten Gefühlen heizt; wie er bei seinem Refrain ‚Und Brutus ist ein ehrenwerter Mann‘ das ‚ehrenwert‘ langsam aushöhlt, umwendet und ins höhnische Gegenteil verkehrt; wie er bei seiner schließlich unverhohlenen Anklage gegen die Verschworenen das Pathos der blutigen Leiche nutzt und dem Volk Versprechungen macht, bezogen aus dem Testament Cäsars – das ist das in der Weltliteratur beispiellose Meisterstück demagogischer Rhetorik mit allen Tricks und Rezepten der Massenverführung, so virtuos gehandhabt, dass man unter Schaudern hingerissen ist“, schreibt Georg Hensel in seinem Buch „Spielpan“.

Der antike Historiker Appian schildert das Schauspiel, das Antonius vor und mit dem Leichnam Cäsars aufführt. Der Reitergeneral zieht alle Register seines schauspielerischen Talents, er weiß, dass er auch um seinen Kopf redet. Er flüstert, er weint, er tobt. Und er beginnt seine Rede in der Überlieferung Appians so:

„Jupiter, Schutzherr dieser Stadt, und all ihr anderen Götter. Ich bin bereit, Cäsar zu rächen, wie ich es gelobt und beschworen habe … Es scheint mir, dass diese Tat keine Tat von Menschen war, sondern von einem teuflischen Geist begangen wurde. Wir müssen uns jetzt um die Gegenwart sorgen, nicht so sehr in die Vergangenheit zurückblicken. Ich sehe größte Gefahren auf uns zukommen, möglicherweise sind sie schon da. Im schlimmsten Fall werden wir wieder in den Bürgerkrieg zurückfallen und alles das verlieren, was uns das Geburtsrecht in dieser Stadt garantiert. Lasst uns also diesen Vergöttlichten zum Altar der Gesegneten tragen und über seinem Leichnam die traditionellen Hymnen und Klagelieder anstimmen.“

Freilich war es nicht bloß die Redekunst des Generals, die eine politische Wende ermöglichte. Cäsar hatte in seinem Testament nicht nur seinen Großneffen Octavian, den späteren Kaiser Augustus, als legitimen Sohn adoptiert, als Erben eingesetzt und mit ungeheuren Vermögenswerten bedacht. Er (oder seine schlauen Nachfahren) hatte in seinem Vermächtnis auch Geschenke fürs Volk vorbereitet. So sollten die privaten Gärten und Parks der julischen Familie für alle geöffnet werden und als besondere Geste des großen Cäsar wurde jedem römischen Bürger ein Geldgeschenk von 75 attischen Drachmen (entsprach dem damaligen Wert von etwa 300 Gramm Silber) versprochen. Der Jubel darüber war groß. Das Volk trauerte um seinen geliebten Führer, der so großherzig an sie gedacht hatte.

Das Redetalent des Soldaten Marcus Antonius kam auch deshalb stark zur Geltung, weil Rom von tausenden Soldaten cäsartreuer Legionen besetzt war. Angesichts der Schwerter kampferprobter Legionäre verzichteten manche Anhänger der noblen Verschwörer auf laute Proteste.

Die politische Stimmung hatte sich gedreht.

Brutus, Cassius und ihre Mitverschwörer fürchteten um ihr Leben und verließen Hals über Kopf Rom. Keiner sollte den dann folgenden Bürgerkrieg überleben. Obwohl Antonius Rache für Cäsars Tod forderte, bestrafte er die Männer vorerst nicht, sondern machte ihnen anfangs aufgrund eines taktischen Planes sogar Zugeständnisse. Die Cäsarianer hatten den Machtkampf gewonnen, es blieb allerdings bloß eine Atempause in den Konflikten um die Neuausrichtung des römischen Weltreichs. Die Republik war am Ende, die Ermordung Cäsars hatte diesen historischen Prozess womöglich noch beschleunigt. Antonius führte in Rom eine Gewaltherrschaft ein, er plünderte die Staatskasse, erließ nach Gutdünken Gesetze und wollte den adoptierten Sohn Cäsars, Octavian, ausschalten.

Damit begann die Spaltung der Cäsaren-Partei, die schließlich zu einem weiteren Bürgerkrieg führte. In der Schlacht von Mutina standen sich römische Legionäre gegenüber. Obwohl Antonius auf dem Schlachtfeld gegen Octavian verlor und er sich nach Gallien zurückziehen musste, kam es zu keiner endgültigen Entscheidung. Die Pattstellung mündete schließlich in ein Triumvirat der beiden Männer mit dem unbedeutenden Marcus Aemilius Lepidus, der Cäsars Reiterführer gewesen war. Es war faktisch eine Diktatur im gegenseitigen Einvernehmen, abgeschlossen vorerst für fünf Jahre. Jetzt konnte mit den Cäsarenmördern und ihren Anhängern abgerechnet werden. Es folgen massenweise Proskriptionen (also die Ächtung der Person und die Enteignung des Vermögens zugunsten des Staates) und die Ermordung der politischen Gegner. Auch Marcus Tullius Cicero fällt der cäsarischen Rache zum Opfer.

Jesus Christus

„Ich aber sage euch, liebt eure Feinde“

Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie.

Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.

Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.

Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.

Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.

Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.

Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.

Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.

Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.

Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.

Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt.

Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.

Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.

Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus.

So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.

Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist.

Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.

Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen sein.

Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.

Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.

Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben und du wirst ins Gefängnis geworfen.

Amen, das sage ich dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast.

Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen.

Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.

Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.

Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt.

Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben.

Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.

Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem Herrn geschworen hast.

Ich aber sage euch: Schwört überhaupt nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel für seine Füße, noch bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs.

Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören; denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen.

Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.

Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge und Zahn für Zahn.

Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin.

Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel.

Und wenn dich einer zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm.

Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab.

Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.

Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.

Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner?

Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden?

Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.

 

Jesus Christus in der „Rede von der wahren Gerechtigkeit“ (Bergpredigt), zitiert nach dem Evangelium nach Matthäus 5,1–7,29 (Einheitsübersetzung)

 

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Oberhalb des Sees Genezareth im Norden Israels wird Touristen und Pilgern eine mit Felsbrocken übersäte Wiese gezeigt. Hier an diesem Ort soll Jesus von Nazareth seine Bergpredigt gehalten haben.

Es ist eine Legende, aber immerhin eine historische Möglichkeit.

Am Beginn unserer Zeitrechnung steht eine Rede mit den radikalsten moralischen Forderungen an die Menschen. Jesus Christus verlangt die Kehrtwende im menschlichen Denken. „Liebet eure Feinde!“

In der Nähe dieses Bergabhangs finden sich die steinernen Überreste einer Synagoge aus der Zeit Jesu. Und nach der Bergpredigt soll Jesus mit seinen Jüngern nach Kafarnaum, einem Dorf direkt am Nordufer des großen Sees Genezareth, gegangen sein. Zur Zeit Jesu war Kefar Nahum („das Dorf des Nahum“) ein relativ großer Ort mit einem kleinen Fischerhafen, einer Zollstation und einem Militärposten, direkt an der Via Maris gelegen, die Damaskus mit dem Mittelmeer verbunden hat. Der Fluss Jordan ist nur wenige Kilometer entfernt. Er bildete die Grenze von Galiläa.

Jesus kam in den Norden Israels, weil er in seiner Heimatstadt Nazareth nicht erfolgreich wirken konnte. In der Umgebung des Sees Genezareth predigte er häufiger als irgendwo sonst. Hier rekrutierte er seine ersten Jünger, die Fischer Simon (Petrus), Andreas, Jakobus und Johannes. In der Synagoge von Kafarnaum hielt Jesus – der Überlieferung nach – seine Rede vom „Brot des Lebens“. Die historische Quellenlage über das Auftreten des Jesus von Nazareth ist dünn. Christen und Nichtchristen kommen auf der Suche nach der historischen Wahrheit nur bis zu den Evangelien. Und diese Schriften blicken mit einem Abstand von ein bis zwei Generationen auf das Wirken Jesu zurück. Dennoch schimmert durch diese theologischen Berichte historische Wahrheit durch.

Der „Berg der Seligpreisungen“ liegt etwa hundert Meter über dem See. Hierhin hat die Tradition den Ort der Bergpredigt verlegt. Und auch wenn die Bergpredigt sicher nie als eine geschlossene Rede gehalten wurde, so atmet dieser Ort jedenfalls den Hauch der Geschichte. Man möchte glauben, dass hier dieser jüdische Reformator, der in der Überlieferung der christlichen Kirchen Gottes Sohn ist, seine „Bergpredigt“ gehalten hat. Und vom Glauben handeln die Sätze im Matthäusevangelium (Mt. 5–7,1 ff.)

Die Bergpredigt gilt als Anfang des öffentlichen Wirkens Jesu und richtet sich – laut Matthäusevangelium – an das „aus allen Teilen Israels zusammengeströmte Volk“ (Mt. 5,1). Wie Moses auf dem Berg Sinai direkt von Gott die Gebote und das Gesetz für das Volk Israel erhielt, so empfangen die Apostel und die Anhänger Jesu von ihrem Meister die Lehre für die Menschheit.

Dem Judentum legt Jesus den in der Torah offenbarten Willen Gottes aus. Zusammengefasst und aufgeschrieben wurde die Bergpredigt etwa 50 Jahre nach dem Tod (der Wiederauferstehung) Jesu.

Die Wissenschaft geht davon aus, dass das Evangelium nach Matthäus eine Zusammenfassung unterschiedlicher Reden und Ansprachen Jesu in literarischer Form ist. Dabei ist auch das zeitliche Umfeld zu betrachten, in dem dieses Evangelium aufgezeichnet wurde: Alle jüdischen Erneuerungsbewegungen sind gescheitert. Juden und Christen sammeln sich nach dem Scheitern der Aufstandsbewegungen wieder in Galiläa. Der karge Boden dieses Landstrichs ist buchstäblich blutgetränkt. Für viele Menschen ist es eine Zeit extremer Not. Rom hat mit seinen Legionen den religiös motivierten Freiheitswillen der jüdischen Stämme brutal niedergeschlagen, den Tempel in Jerusalem zerstört.

Die in der „Bergpredigt“ zusammengefassten Kernsätze des neu entstehenden Christentums markieren inhaltlich und zeitlich den Bruch des Nazareners Jesus mit dem Judentum.

Das neue Christentum verlegt sich auch auf die Mission der sogenannten Heiden im griechisch-römischen Einflussbereich. So entsteht aus einer Reformsekte des Judentums eine neue kraftvolle Religion, die innerhalb weniger Jahrzehnte in das römische Weltreich gleichsam hineinexplodiert. Und 350 Jahre nach dem Tod ihres Begründers wird das Christentum zur Staatsreligion des römischen Kaiserreichs. Es ist jenes Kaiserreich, dessen Statthalter in Jerusalem einst die Hinrichtung des Zimmermannssohns Jesus aus Nazareth verantwortete, sie jedenfalls geschehen ließ, auch wenn Pontius Pilatus dabei „seine Hände in Unschuld wusch“.

Die „Bergpredigt“ findet sich in anderer Form und anderer Bezeichnung, aber mit deutlichen inhaltlichen Parallelen auch im Lukasevangelium. Dort werden ähnliche Gedanken Jesus in einer „Feldrede“ zugeschrieben. Beide Evangelien zeigen zum Teil wörtliche Gemeinsamkeiten. Und führen so zu einer unbekannten „Vorläuferversion“. Schon vor den Evangelisten dürften Anhänger von Jesus Christus seine Sprüche gesammelt und Zitate aus Predigten aufgeschrieben oder mündlich weitergegeben haben. Die Verfasser des Lukas- und des Matthäusevangeliums haben diese tradierten Sätze überarbeitet und in ihre Evangelien integriert. Aus den ursprünglich überlieferten Zitaten, die oft nur einen lockeren inhaltlichen Zusammenhang haben, wird so im Matthäusevangelium eine zusammenhängende Rede, die Bergpredigt.

Stimmen diese begründeten Annahmen, dann würden die Worte der Bergpredigt nahe an die Gedanken des historischen Jesus heranreichen.

Die Äußerungen Jesu, wie sie als „Bergpredigt“ überliefert werden, sind im Rahmen der damaligen Zeit erfolgt. Bilder, die er gebraucht, etwa das vom „Splitter und Balken im Auge“, gehören in den allgemeinen Sprachschatz der üblichen bildhaften Vergleiche, die auch heute noch ihre Kraft ausstrahlen und in das Wortgut späterer Jahrtausende übergegangen sind.

Viele Gebote erklären sich aus der (Sexual-)Moral der damaligen Zeit. Wenn Jesus schon begehrliche Blicke auf eine fremde Frau als Sünde bezeichnet und sie moralisch mit einem Ehebruch gleichsetzt, dann verschärft er bestehende Gebote. Auch die Fragen, wann und ob eine Ehe geschieden werden darf, waren zur Zeit Jesu genauso wenig endgültig entschieden, wie dies auch heute noch in der katholischen Kirche und vielen anderen Religionsgemeinschaften diskutiert wird.

Jesus formuliert in der Bergpredigt aus den Erfahrungen und Problemlagen seiner Zeit. Er wendet sich in erster Linie an seine Jünger, die er auserwählt hat. Er sieht dieses Dutzend Männer aus einfachen Verhältnissen durchaus als moralische Elite seiner religiösen Erneuerungsbewegung. Die Gebote und Ansprüche an die Apostel sind strenger als die Gebote für das Volk. Die „Bergpredigt“ ist radikal, anspruchsvoll und wohl keine verbindliche Leitlinie für alle Menschen.

Der christliche Kardinaltext mit seinen acht Seligpreisungen überfordert wohl die meisten Menschen, ebenso wie das Gebot der bedingungslosen Nächstenliebe, die schon im Buch Leviticus des Alten Testaments verlangt wird: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Jesus geht einen großen Schritt weiter.

Am radikalsten und in der Konsequenz wohl am weitreichendsten ist der Anspruch „Liebet eure Feinde“. Jesus stellt die „natürlichen“ Empfindungen der Menschen auf den Kopf und fordert schier Unmögliches.

Der ehemalige sozialdemokratische österreichische Finanzminister Hannes Androsch beschäftigt sich in einem Beitrag für das Buch „Kann die Bergpredigt Berge versetzen?“ mit der Radikalität dieser Botschaft der Liebe. „Der Text der Bergpredigt scheint in einem vollkommenen Gegensatz zu unserer Welt zu stehen. Gleichzeitig ist er aber ein endgültiger Ausdruck dessen, wie sie sein soll. Diese Spannung erklärt wohl auch, warum die Faszination der Bergpredigt ungebrochen ist und alle Versuche gescheitert sind, sie zu domestizieren oder gar für obsolet zu erklären. Die Widersprüche halten den Text vielmehr offen und bewahren seine visionäre Kraft.“

Die Radikalität der Bergpredigt hat viele Philosophen, Schriftsteller und Revolutionäre inspiriert. Ihre Forderungen wurden aber auch immer wieder abgeschwächt und umgedeutet. Der moralische Anspruch sei derart hoch, dass er nur für eine gewisse Avantgarde gelten könne, etwa für Mönche, Menschen also, die freiwillig eine Gehorsamsverpflichtung eingegangen sind. Albert Schweitzer relativiert die Botschaft und spricht vom „heroischen Moralismus“ Jesu, der mit dem unmittelbar bevorstehenden Weltende gerechnet habe.

Das Gebot der „Feindesliebe“ ist wohl die außergewöhnlichste Botschaft des Christentums, die freilich in der Geschichte so gut wie immer missachtet wurde. Die Einhaltung dieses Anspruches würde tatsächlich zur Lösung aller Konflikte führen: „Liebet eure Feinde!“

Der deutsche Theologe und Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten, Dietrich Bonhoeffer, schrieb 1936: „Die Feindesliebe führt den Jünger auf den Weg des Kreuzes und in die Gemeinschaft des Gekreuzigten. Aber je gewisser der Jünger auf diesen Weg gedrängt wird, desto gewisser bleibt seine Liebe unüberwunden, desto gewisser überwindet sie den Hass des Feindes; denn sie ist ja nicht seine eigene Liebe. Sie ist ganz allein die Liebe Jesu Christi, der für seine Feinde zum Kreuz ging und am Kreuz für sie betete. Vor dem Kreuzesweg Jesu Christi aber erkennen auch die Jünger, dass sie selbst unter den Feinden Jesu waren, die von seiner Liebe überwunden wurden. Diese Liebe macht den Jünger sehend, dass er im Feind den Bruder erkennt, dass er an ihm handelt wie an seinem Bruder.“

Im Mittelpunkt der Bergpredigt stehen die „Seligpreisungen“. Auch in diesen Sätzen predigt Jesus gegen die Gewalt, für die Friedfertigen und den Frieden. „Selig, die Frieden stiften, sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Himmelreich.“

Diese Sätze haben in der Geschichte konkrete politische Wirkungen entfaltet. Mahatma Gandhi, Kämpfer für die Unabhängigkeit Indiens, befolgte strikt das Gewaltverbot der Bergpredigt und beruft sich auf diese ideengeschichtlichen Wurzeln. Auch Martin Luther King jr. folgt der Bergpredigt in seinem Kampf gegen Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung in den USA. Er setzt das Konzept der Gewaltlosigkeit und der Feindesliebe gegen rassistische Gewalt. Auch der politische Kampf gegen das kommunistische DDR-Regime greift auf die Bergpredigt zurück. In der Leipziger Nikolaikirche organisierte Pfarrer Christian Führer die später legendär gewordenen „Montagsgebete“. Die kirchliche Feier hatte sich im Herbst 1989 zu einer Massenveranstaltung entwickelt. Immer mehr Menschen kamen in diesen Tagen des Umbruchs in die Kirche und veränderten den Charakter des Friedensgebets zu einer Protestversammlung gegen das DDR-Regime. Am 9. Oktober 1989 sind viele tausend Menschen erschienen, die Stimmung ist angespannt. Das Honecker-Regime kämpft ums Überleben, in Leipzig werden Tausende schwer bewaffneter „Volkspolizisten“ konzentriert. Sie haben den Befehl, rigoros gegen jede Demonstration vorzugehen. Pfarrer Christian Führer zitiert in der überfüllten Kirche die Bergpredigt: „Selig, die keine Gewalt anwenden …“ Nach dem Gebet strömen die Gläubigen auf die Straßen. Mit Kerzen in den Händen marschieren sie durch die Stadt. Es wird die größte nicht genehmigte Demonstration in der DDR. 70.000 Menschen fordern Freiheit. Das Regime verzichtet auf die geplante Gewaltanwendung: „Das Wunder von Leipzig“ geht in die Geschichte ein.

Von daher werde klar, was Jesus angestrebt hat: Er wollte nicht pauschal die Welt verbessern. Er wollte auch nicht bloß einzelnen Menschen zum Seelenheil verhelfen. Sondern er hat offenbar vorgehabt, eine Gemeinschaft zu gründen, in der die brutalen Gesetze des täglichen Existenzkampfes nicht gelten sollten, in der Gottes Wille getan und ein Stück vom Reich Gottes Wirklichkeit wird. Eine Oase des Friedens und der Liebe. Die Bergpredigt soll also – laut Heinrich Tischner – als eine Anweisung für ein kleines Häufchen Auserwählter verstanden werden, die mitten in einer lieb- und friedlosen Welt Liebe und Frieden praktizieren.

Folgerichtig lehnt Jesus auch das Urteilen, das Richten über geforderte innere Einstellungen ab. Nach der Bergpredigt ist das jüdische Gesetz keine Ansammlung von Geboten, Verboten und Strafbestimmungen, sondern ein Kommentar zu den Gesetzen Moses. „Ich bin nicht gekommen, um das Gesetz aufzuheben, sondern um es zu erfüllen“, sagt Jesus – zitiert im Evangelium des Matthäus.

Aber: Die historische Person Jesus von Nazareth hatte mit großer Wahrscheinlichkeit nie das Ziel, die Welt zu regieren. Er formulierte radikale Forderungen mit dem Blick auf ein baldiges Ende der Welt. Er predigt moralische Haltungen. Würden die Gebote der Bergpredigt nur von einem kleinen Teil der Menschheit tatsächlich gelebt, zumindest im Bemühen, diese Rede hätte die Welt verändert. Und sie hat die Welt verändert: Leipzig im Oktober 1989 war nur ein Beispiel dafür.