Foto: Ingrid Kruse
Siegfried Lenz, 1926 im ostpreußischen Lyck geboren, zählt zu den bedeutenden und meistgelesenen Schriftstellern der Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Für seine Bücher wurde er mit vielen wichtigen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main, dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und mit dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte 2009. Seit 1951 veröffentlicht er alle seine Romane, Erzählungen, Essays und Bühnenwerke im Hoffmann und Campe Verlag. Zuletzt erschienen »Schweigeminute« (2008), »Landesbühne« (2009), »Die Maske« (2011) und »Amerikanisches Tagebuch« 1962 (2012).
Da mein Vater Gongo Gora – sein offizieller Beiname war ›Vater des Volkes und der Berge‹ – schon sehr früh seine Fähigkeiten auch in mir entdeckte, wurde ich mit fünfzehn Jahren stellvertretender Luftwaffenchef, bald darauf erhielt ich Sitz und Stimme in unserer Akademie der Künste, und zu meinem sechzehnten Geburtstag ernannte er mich zum Chefredakteur des Regierungsblattes ›Przcd Domdom‹, was sich zweckmäßig übersetzen läßt mit ›Frohes Erwachen‹. Obwohl diese Stellungen mir einiges zu tun brachten, bestand mein Vater darauf, daß ich nebenher noch die Schule beenden, einen Abschluß erlangen müßte, und um mir den Schulgang zu erleichtern, versprach er, mich nach bestandenem Examen angemessen zu entschädigen; als angemessen empfand er den Posten eines Ministers für Kraft und Energie.