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Buch

In Edinburgh wird eine von Inspector Tony McLean geleitete Razzia auf ein mutmaßliches Bordell zum peinlichen Fiasko. Die Polizeiführung ist um Schadensbegrenzung bemüht, doch McLean kann die Angelegenheit nicht ruhen lassen. Denn der Vorfall ruft bei dem eigenwilligen Ermittler Erinnerungen an einen alten Fall wach. Als junger Polizist war McLean an einem Einsatz in Headland House, einem einschlägigen Etablissement, beteiligt und rettete ein entführtes Mädchen, das in einem schmutzigen Verschlag auf dem Dachboden des Hauses gefangen gehalten worden war. Wer die Kleine war oder wer sie dorthin brachte, wurde nie geklärt. Jetzt aber beschleicht McLean ein furchtbarer Verdacht. Fieberhaft sucht er nach Beweisen und stößt dabei auf ein viel größeres Verbrechen …

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sowie zu lieferbaren Titeln des Autors

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James Oswald

Am Anfang die Schuld

Thriller

Aus dem Englischen

von Conny Lösch

Die englische Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel

»The Damage Done« bei Michael Joseph, an imprint of

Penguin Books, Penguin Random House UK.

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Copyright © 2016 by James Oswald

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2018

by Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Umschlagmotiv: Jaroslaw Blaminsky/Arcangel images

Redaktion: Regine Schmitt

KS · Herstellung: kw

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN: 978-3-641-19975-3
V002

www.goldmann-verlag.de

Für Stuart MacBride, der mir vor vielen Jahren geraten hat, die Fantasyliteratur an den Nagel zu hängen und Krimis zu schreiben

1

Stille erfüllt das alte Haus wie ein abgestandener Tümpel. Sonnenlicht sickert durch den dicht gewachsenen Efeu, der die von Fliegendreck gesprenkelten Fensterscheiben verdunkelt, und bringt in der Hitze tanzende und umherwirbelnde Staubpartikel zum Vorschein. Es liegt eine Ruhe in der Luft, als hätte diesen Ort seit Jahrzehnten nichts mehr gestört. Nur Geister wandeln durch die verlassenen Räume. Gespenster spuken durch die langen Gänge voller Spinnweben. Selbst die Ratten meiden das Haus, und der einzige Vogel weit und breit liegt tot in der Diele, eingeschlossen und verhungert, verwest bis auf die Knochen und Federn.

Mit leichten Schritten tritt sie auf die hölzerne Treppe, hinterlässt Fußabdrücke im Staub. Ihre Finger schmiegen sich um das Geländer, als sie von hoch oben hinuntersteigt. Sollte sie den Verfall ringsum sehen, so lässt sie es sich nicht anmerken, schreitet unbekümmert durch die verdreckte Diele. Geht durch die mit morschen Bücherregalen bestückte Bibliothek, auf dem Boden liegen die Bücher in Haufen, daneben kaputte Möbel, denen weniger der Gebrauch als die Zeit zugesetzt hat. Der Kamin im Salon ist voller Asche und Zweige, und wo einst Feuer brannte, wächst jetzt ein kleiner Schössling. Das Esszimmer ist für eine Mahlzeit hergerichtet, die Teller halb leer, die Essensreste zu Staub zerfallen. Ein Farn wächst in der Ecke, wo Wasser durch ein kaputtes Fenster dringt. Die urzeitlichen Blätter sind zart und hell, beherbergen Insekten und Spinnen. Sie bleibt kurz stehen, nimmt ein Blatt sachte zwischen Zeigefinger und Daumen und begutachtet es wie eine Schneiderin feines Tuch.

»Ich hab was gehört. Wurdest du gestört?«

Sie dreht sich langsam um, erkennt die Stimme ihres Bruders.

»Ich bin aufgewacht, hab so lange geschlafen.« Sie streckt sich wie eine Katze, lange Arme greifen nach der rissigen, mit Wasserflecken übersäten Zimmerdecke. Ihre Knochen in Rücken und Genick knacken, als hätte sie sich sehr lange nicht mehr bewegt. Sie gähnt und zeigt weiße Zähne in einem Mund so schwarz wie die Nacht.

»Wir werden in der Stadt gebraucht.« Er tritt aus dem Schatten heraus, ihr Doppelgänger. Sie löst sich von dem Farn und geht durch den Haufen trockener Blätter und Tierskelette, bis sie direkt vor ihm steht. Nebeneinander sieht man, dass sie Zwillinge sind, auch wenn die Umarmung, mit der sie ihn umfängt, sehr viel intimer ist als eine Begrüßung zwischen Geschwistern. Lange trägt er sie wie einen Mantel, dann entzieht er sich und stößt seine Schwester zurück. Er ist für die Straße gekleidet und hebt eine schwere Ledertasche, als sei offensichtlich, was dies zu bedeuten hat. »Wir werden in der Stadt gebraucht.«

»Ich weiß. Ich habe es auch gespürt.« Mit einem schlanken Finger fährt sie sich über die Lippen und steckt ihn sich in den Mund, als wollte sie kosten, was auch immer da gewesen war. Kurz hält sie inne und sieht sich in dem verfallenen Raum um, dann wendet sie sich schulterzuckend zur Tür.

2

Alle Einheiten bereit.«

Detective Inspector Tony McLean saß am Steuer eines zivilen Polizeiwagens und starrte über die dunkle Straße auf die georgianischen Reihenhäuser gegenüber. Hier und da schien Licht durch die Vorhangritzen, aber in den meisten dieser Gebäude waren Büros untergebracht und die Angestellten längst nach Hause gegangen. Weiter oben an der Straße klammerte sich ein Gerüst wie Efeu an die Fassade, Müllcontainer waren gefüllt mit Styropordeckenplatten aus den Siebzigerjahren und ellenlangen, veralteten Stromkabeln. Ob hier Apartments entstanden oder ein wohlhabender Anwohner sein Zuhause sanierte, konnte McLean nicht feststellen, nur dass dieser Teil der New Town allmählich wieder zum Wohngebiet wurde.

»Die Show kann beginnen.« Neben ihm starrte Detective Chief Inspector Jo Dexter auf ihr klobiges Funkgerät. In dem engen Wagen roch es nach kaltem Zigarettenqualm und Pfefferminze, nicht penetrant, aber er wäre trotzdem lieber ausgestiegen. Eigentlich wollte er sowieso in vorderster Front dabei sein, aber da McLean die Aktion leitete, hatte ein Sergeant diese Aufgabe übernommen.

»Alle Einheiten gehen wie geplant vor.« Jo Dexter legte das Funkgerät auf das Armaturenbrett, es war auf den für die Operation vorgesehenen Kanal eingestellt, dann lehnten sie sich zurück.

»O Gott, ich könnte jetzt wirklich eine Kippe brauchen.«

»Ich dachte, du hast aufgehört«, sagte McLean, wusste aber, dass es nicht stimmte.

»Hab ich auch. Ich dachte, du wärst wieder beim CID?« Dexter schaute aus dem Fenster auf das Geschehen gegenüber auf der anderen Straßenseite. Ein Dutzend uniformierte Beamte strömte aus einem zivilen Transporter, ihre Warnwesten reflektierten im Licht der Straßenlaternen, als sie die Steinstufen hinauf und durch die Haustür eilten, die ihre Kollegen gerade mit einem Rammbock aufgebrochen hatten. Gedämpfte Schreie hallten durch die Nacht.

»Anscheinend bekommt keiner von uns mehr das, was er will. DCI Spence ausgenommen. Hätte nie gedacht, dass ich mich noch mal nach Dagwoods Regiment zurücksehnen würde

Dexter machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber ihr Funkgerät krächzte dazwischen.

»Objekt gesichert, Ma’am. Vielleicht wollen Sie jetzt rüberkommen?«

McLean stieg aus und spürte die kalte Herbstluft. Immerhin frisch. In dem Haus auf der anderen Straßenseite, dem ihre ganze Aufmerksamkeit galt, brannten jetzt sämtliche Lichter, die Fensterläden waren geöffnet und die Vorhänge aufgezogen, sodass sämtliche schmutzigen Geheimnisse, die sich dort verbargen, zum Vorschein kamen. McLean sah die Straße rauf und runter und wunderte sich nur ein kleines bisschen, als er einen weiteren geparkten Wagen mit zwei Insassen darin und die Silhouette eines Teleobjektivs entdeckte. Die Razzia sollte geheim bleiben, aber offensichtlich hatte jemand die Presse informiert.

»Paparazzi?«, fragte Dexter und folgte seinem Blick.

»Garantiert. Gibt doch kaum was Besseres als einen Schnappschuss von einer bedeutenden Persönlichkeit, die sich von den Bullen aus einem Puff abführen lässt.«

»Wir könnten ein paar Constables hinschicken, um sie abzulenken. Aber lass uns erst mal sehen, wen wir da überhaupt mit heruntergelassener Hose erwischt haben.«

Im Haus war es warm und hell. McLean trat in einen großen Empfangsbereich, in dem es jetzt von Polizisten nur so wimmelte. Bequeme Sofas säumten die Wände, auf den niedrigen Tischen davor standen ein paar halb volle Gläser und lagen Zeitschriften verteilt. Eigentlich sah es eher nach einem vornehmen Boutique-Hotel aus als nach einem Ort, an dem Männer Frauen für Sex bezahlten. Nicht auszuschließen, dass die Anwälte es mit dieser Masche versuchen würden, sollte es so weit kommen.

Detective Sergeant Kirsty Ritchie entdeckte McLean und schob sich durch das Gedränge zu ihm. Über ihrem dunkelblauen Anzug trug sie eine Stichschutzweste, allerdings offen. Sollte Gefahr bestanden haben, so war die Situation längst entschärft.

»Genau das, was wir erwartet haben, Sir, Ma’am.« Ritchie hielt ein Funkgerät in der Hand und schob es in ihre Tasche, während sie weitersprach. »Hier unten gibt’s noch ein paar Empfangsräume, weitere Schlafzimmer sind oben. Am Keller arbeiten wir noch.«

»Ich dachte, Sie hätten gesagt, das Objekt ist gesichert«, sagte Dexter.

»Ist es auch, Ma’am. Sehr sogar.« Ritchie grinste, ein Gesichtsausdruck, den McLean in letzter Zeit nicht mehr oft bei ihr gesehen hatte. »Wird wohl eine Weile dauern, bis wir die Leute da unten aus ihrer jeweiligen, äh … Zwangslage befreit haben.«

»Jemand Bekanntes dabei?«, fragte McLean. »Die Presse steht schon vor der Tür. Wir müssen vorsichtig sein, wenn wir die Leute rausbringen. Du weißt ja, wie Anwälte sind. Beim bloßen Hauch eines Verdachts, wir hätten jemanden vorgeführt, ist die ganze Operation geplatzt.«

Ritchies Grinsen wurde zum Stirnrunzeln. »Presse? Wie haben die das denn spitzgekriegt?« Sie schüttelte den Kopf. »Egal. Wir können mit einem Transporter hinten ranfahren und sie rausholen. Ich kümmere mich drum.«

»Gut. Zuerst werden wir mit denen aber sprechen müssen. Trennt sie möglichst, bis wir die Aussagen haben.«

»Dürfte kein Problem sein. Die Freier sitzen einzeln in den Zimmern. Jedenfalls die meisten. Ich hab jeweils einen Kollegen vor die Türen gestellt. Keiner geht rein, und niemand kommt raus.«

»Gute Arbeit, Sergeant.« Dexter klopfte Ritchie freundlich auf die Schulter und wandte sich an McLean. »Dann wollen wir mal, hm?«

McLean sah sich in der Diele um. Ein paar Mädchen waren hergebracht worden und saßen auf den Sofas. Einige tränenüberströmt, andere trotzig, die meisten aber ließen einfach nur verzagt die Köpfe und Schultern hängen. Am auffälligsten fand er, wie gewöhnlich sie aussahen. Sie waren weder besonders jung noch besonders alt, weder außergewöhnlich dünn noch dick. Ein paar sahen aus, als hätten sie sich für eine besondere Art von Party aufgedonnert, aber die meisten waren einfach ganz normale Frauen, erschrocken und verängstigt, weil sie mitten in der Nacht Besuch von der Polizei bekommen hatten.

»Von oben nach unten oder von unten nach oben?«, fragte er und erntete fragende Blicke von Dexter und Ritchie.

»Fangen wir im Keller an und arbeiten uns bis unters Dach nach oben vor oder anders herum?«

»Ach so.« Dexter stieß ein kurzes bellendes Lachen aus und erschreckte damit ein paar uniformierte Kollegen in der Nähe. »Wir teilen uns auf. Ich fange mit Ritchie oben an. Du nimmst den Keller. Ich vermute mal, DC Gregg ist noch unten?«

»Da hab ich sie zuletzt gesehen.« Ritchie zwinkerte McLean zu, als sie mit Dexter zur Treppe ging. »Viel Spaß in den Katakomben, Sir.«

Er sah ihnen nach, dann bat er einen der Constables, ihm den Weg in den Keller zu zeigen. Der hintere Teil des Hauses war mehr oder weniger genauso eingerichtet wie der vordere, ein paar große Räume jeweils links und rechts an einem schmalen Gang, dazu Fenster mit Blick auf das, was wohl mal ein Garten gewesen sein mochte, inzwischen aber zum asphaltierten Parkplatz umfunktioniert worden war. Über abgetretene Stufen gelangte er hinunter in einen Gang mit unverputztem Gemäuer und einer erstaunlich hohen gewölbten Decke. Ein schmaler dunkelroter Teppich bedeckte die steinernen Bodenplatten, und schwere eiserne Fackelhalterungen waren in gleichmäßigen Abständen an den Wänden angebracht wie in einer schlechten Filmkulisse. Die Flammen darin flackerten unnatürlich, und bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass es sich um in Plastik gefasste Glühbirnen handelte.

McLean suchte nach den Drähten, als ihn ein Schrei ablenkte. Er eilte zur nächsten offen stehenden Tür, und als er die Szene dahinter erfasste, begriff er, warum Ritchie ihm so verwegen zugezwinkert hatte.

Der große Raum mit der von zwei dicken steinernen Pfeilern gestützten Gewölbedecke wurde von weiteren falschen Fackeln beleuchtet. Zwei uniformierte Beamte, ein Mann und eine Frau, kehrten der Tür den Rücken zu und starrten einen Käfig an, der an einem eisernen Ring befestigt von der Decke hing. Vielleicht ein bisschen größer als einen Meter achtzig und zylinderförmig war er gerade groß genug für den dicken Mann, der darin eingesperrt war. Seine Füße hingen ein paar Zentimeter über dem Boden, und abgesehen von einer schwarzen Ledermaske war er vollkommen nackt.

»Ah, Sir. Ich hatte gehofft, dass bald ein Vorgesetzter eintrifft.«

McLean riss sich vom Anblick des baumelnden Mannes los, als die ihm vertraute Gestalt von Detective Constable Sandy Gregg hinten aus dem Dunkeln trat. Während sich seine Augen noch an die Lichtverhältnisse gewöhnten, erkannte er noch andere eigenartige Gerätschaften und einen weiteren Mann.

»Was ist hier los, Constable? Wieso ist dieser Mann noch eingesperrt?«

»Der Schlüssel ist im Vorhängeschloss abgebrochen, Sir. Keine Ahnung, ob das beabsichtigt war oder nicht.« Gregg ging zu dem Käfig und rüttelte daran, nicht weit entfernt vom erschlafften Glied des Mannes. Vielleicht weil er die Bewegung spürte, warf er den Kopf von einer Seite zur anderen und brummte irgendetwas.

»Ich glaube, er ist unter der Maske geknebelt.« Gregg streckte die Hand aus und tätschelte den Arm des Mannes durch die Gitterstäbe. »Bleiben Sie ganz ruhig, Sir. Wir holen Sie gleich da raus.«

»Wenn er geknebelt ist, wer hat dann eben geschrien?«

»Oh, das war Mr Jefferies.« DC Gregg zeigte in eine dunkle Ecke, wo McLean jetzt ganz deutlich einen Mann erkannte, der sich in unbequemer Körperhaltung über etwas beugte, das nach einem selbst zusammengebauten Wohnzimmertischchen aussah.

»Was ist mit ihm?«

»Ich glaube, er hat zu viele blaue Pillen geschluckt, Sir. Entweder das, oder er steht auf Uniformen. Es ist uns nicht gelungen, ihn, äh, herauszuziehen. Hängt an einem recht empfindlichen Körperteil, aber ein Arzt ist bereits unterwegs.«

McLean schaute von einem zum anderen. Diese beiden hier würden jedenfalls so bald nirgendwohin gehen, also konnte er auch später noch mal wiederkommen. Er wandte sich an die uniformierten Kollegen.

»Ihr bleibt hier und wartet auf den Arzt. Gregg, Sie kommen mit mir. Wir wollen sehen, welche Vergnügungen diese Einrichtung hier sonst noch zu bieten hat.«

3

Dazu haben Sie kein Recht. Das ist ein privates Haus. Wir haben nichts Verbotenes getan.«

Hätte McLean für jeden aufgebrachten Mann, der ihm diese Worte entgegenschleuderte, ein Pfund bekommen, hätte es für eine einigermaßen anständige Flasche Wein gereicht. Aber um die Bilder von aufgedunsenem weißem Fleisch und dem Geruch von glücklicherweise nicht eindeutig Identifizierbarem in seinem Kopf auszulöschen, hätte er etwas deutlich Stärkeres gebraucht. Menschen waren in ihrer sexuellen Abenteuerlust unendlich kreativ, und trotzdem lief es anscheinend doch immer auf dasselbe hinaus. Dieser Mann war genauso unauffällig wie die anderen, die er bislang befragt hatte, schwor hoch und heilig, nie zuvor bei irgendetwas erwischt worden zu sein. Selbst sein Name war durchschnittlich, so unauffällig, dass sie ihn sofort anhand seines Führerscheins überprüften. John Smith. Gewöhnlich, abgesehen vielleicht von seinen sexuellen Neigungen und seinem breiten Essex-Akzent. Zwei Frauen waren hier bei ihm gewesen, wobei diese sich, soweit McLean gehört hatte, wohl mehr füreinander als für ihn interessiert hatten.

»Sie leugnen also, der Frau Geld für ihre sexuellen Dienste bezahlt zu haben …« McLean sah in seinen Aufzeichnungen nach. »Verzeihung, den Frauen

Mr Smith saß in Boxershorts und Hemd auf der Kante des großen, augenscheinlich bequemen Bettes. Auch der Raum, in dem sie sich befanden, war groß, bodentiefe Fenster zeigten zur dunklen Straße hinaus. Die Fensterläden und die dicken Vorhänge waren zugezogen. In Anbetracht der heiklen Lage, in der John Smith sich befand, war das vielleicht auch besser so. Bislang hatte er allerdings keinerlei Beschämung in Bezug auf sein Verhalten an den Tag gelegt, was McLean auch an den anderen Freiern, die er bis jetzt vernommen hatte, aufgefallen war.

»Gibt kein Gesetz, das so was verbietet, wissen Sie das?« Mr Smiths Stimme hob sich am Ende, um zu signalisieren, dass es sich um eine Frage handelte. Es war der erste Anflug eines Zweifels, den McLean den ganzen Abend über gehört hatte, abgesehen von der Endlosschleife, die ihm selbst durch den Kopf ging. Irgendwas war faul an der Situation hier, und ihn beschlich das unangenehme Gefühl, dass sie äußerst vorsichtig sein mussten, sonst würde die Polizei in einem sehr schlechten Licht dastehen.

»Sex kaufen? Nein.« McLean suchte in Mr Smiths Gesicht nach Anflügen von Verlegenheit und fand keine. »Aber Bordelle sind illegal, und dass Sie dieses hier aufgesucht haben, wird in die Akten aufgenommen werden. Ihren Namen und einige Angaben zu Ihrer Person werden wir an die Kollegen von der Sitte weitergeben.«

Jetzt wirkte Mr Smith durchaus besorgt. »Was soll das heißen? Dürfen Sie das? Ich meine, ich habe mir hier nichts zuschulden kommen lassen. Das ist kein Bordell.«

»Das versichert man mir hier immer wieder, aber wissen Sie was? Ich glaube es nicht. Ob Sie sich was zuschulden haben kommen lassen oder nicht, Mr Smith, das werden wir sehen. Sobald die Ergebnisse des Police National Computer vorliegen.«

»Hören Sie, das ist ein Missverständnis. Ich hab die Mädchen nicht bezahlt.«

»Sie Glücklicher, aber das macht keinen Unterschied.«

»Nein, verstehen Sie doch, das sind keine Prostituierten. Ich habe nichts Verbotenes getan.«

Dasselbe hatte McLean beinahe wortwörtlich auch in allen anderen Zimmern gehört. An die Konsequenzen wollte er gar nicht denken, sollte sich dies als zutreffend herausstellen. Er wandte sich ab und sprach mit dem uniformierten PC an der Tür. »Er soll sich anziehen, dann bringen Sie ihn nach unten. Alle verlassen das Haus durch die Hintertür, vorbei an der Presse. Wir werden das Gespräch auf dem Präsidium fortführen.«

»Auf dem Präsidium? Presse?« Mr Smiths Stimme stieg um eine Oktave. Na ja, alle hatten etwas zu verbergen. »Aber Sie dürfen nicht … meine Rechte …«

»Ihre Rechte, Mr Smith?« McLean hielt an der Tür inne und begegnete DC Greggs Blick. »Klären Sie ihn über seine Rechte auf, Constable. Ich unterhalte mich mit dem DCI

Auf halber Höhe der zweiten Treppe wurden McLeans besorgte Überlegungen durch einen lauten Schrei aus einer geöffneten Tür unterbrochen. Er rannte hinunter und streckte den Kopf in ein anderes Zimmer, das noch größer war als die anderen, die er bereits gesehen hatte. Auch war es irgendwie anders, obwohl er nicht darauf kam, inwiefern. Das Bett war genauso groß wie die anderen, und eine Tür führte in ein angeschlossenes Bade- sowie ein Ankleidezimmer. Auf einer Seite fanden sich zwei hohe Fenster mit Blick auf die nachtschwarze Gasse hinter dem Gebäude. Auf einer antiken Kommode, die der im Schlafzimmer seiner Großmutter ähnelte, lagen schwere Bücher und daneben ein aufgeschlagenes Notizbuch mit Spiralbindung, als hätte gerade jemand darin gelesen. Detective Sergeant Ritchie lehnte an der Tischkante, zweifellos weil sie vor den schrillen Schreien der Frau zurückgewichen war.

»Das ist unerhört. Haben Sie eine Ahnung, wer ich bin? Wen ich kenne? Sie können nicht einfach mitten in der Nacht meine Haustür aufbrechen.«

»Das Betreiben eines Bordells ist gesetzeswidrig, Ma’am. Ebenso wie unsittlich erzielte Verdienste. Weiß das Finanzamt überhaupt davon?« Ritchie zeigte auf das aufgeschlagene Notizbuch, dann bemerkte sie McLean im Eingang. »Ah, Sir. Könnten Sie Miss Marchmont wohl die Situation erklären? Mir will sie nicht zuhören.«

»Sir? Wird verdammt noch mal Zeit, dass ich mit jemandem spreche, der was zu sagen hat.«

Die Frau wirbelte herum, den Mund schon geöffnet, um McLean zusammenzustauchen. Er machte sich darauf gefasst, sah die Wut in ihrem Blick, nahm dabei aber gleichzeitig auch ihre vernünftige Kleidung und das schmale Gesicht mit den glatten schwarzen Haaren wahr. Ihre Augen kamen ihm auf verstörende Weise bekannt vor, doch er kam absolut nicht drauf, wo er ihr schon einmal begegnet sein könnte.

»Ich …« Ihre Stimme erstarb, während sich ein irritierter, ratloser Ausdruck auf ihrem Gesicht breitmachte. Oder war es keine Irritation, sondern etwas anderes? Vielleicht Angst? Was es auch war, die Wut der Frau schien ebenso schnell zu verpuffen wie die Luft aus einem alten Partyballon.

»Miss Marchmont, ja?« McLean gab sich Mühe, versöhnlich zu klingen, auch wenn er sich gleichzeitig das Gehirn zermarterte, woher er sie kannte. Der Name sagte ihm nichts. Sie antwortete nicht, sondern nickte stattdessen kaum merklich.

»Uns liegen zuverlässige Informationen vor, denen zufolge in diesem Haus ein Bordell geführt wird. Ich habe einen Durchsuchungsbefehl, und in Anbetracht dessen, was sich im Keller abspielt, denke ich nicht, dass ich mein Vorgehen weiter begründen muss.«

Marchmont ließ den Kopf hängen, als seien die Muskeln ihres schlanken Halses plötzlich zu müde, dessen Gewicht noch länger zu tragen. Ihr langes schwarzes Haar glitt wie ein Bühnenvorhang vor ihr Gesicht. »Sie sind auf dem völlig falschen Dampfer.«

Etwas an ihren Worten, der Art, wie sie sprach, veranlasste McLean, ihr zu glauben. Kein schöner Gedanke, die Konsequenzen waren kaum vorstellbar.

»Die Einschätzung überlassen Sie am besten mir«, sagte er und machte sich gleichzeitig bewusst, was ihn an dem Raum so beunruhigt hatte. Nicht dass das Bett gemacht und Miss Marchmont offenbar alleine hier angetroffen worden war. Es war der Geruch. Im ganzen Haus stank es nach Sex. Nach billigem Aftershave und Alkohol. Aber hier roch es, wie es in einem Zimmer eines so alten Hauses normalerweise roch. Wie die leer stehenden Räume in seinem eigenen Haus, die er kaum je betrat. Hier wurde offenbar nicht viel Zeit verbracht.

Er ging zur Kommode und nahm das Notizbuch in die Hand. Miss Marchmonts Handschrift war sauber, aber eng, schwer zu lesen. Offensichtlich handelte es sich nicht um buchhalterische Aufzeichnungen, es fanden sich darin keine Spalten mit Namen und Adressen. McLean legte es wieder weg und nahm eines der schweren, ledergebundenen Bücher. Auf den ersten Blick schien es sich um ein juristisches Handbuch zu handeln, was sich beim kurzen Durchblättern der eng bedruckten Seiten bestätigte. Er legte es wieder zurück, und eine schwere Last senkte sich auf sein Inneres. Miss Marchmont wieder zugewandt sah er, dass sie ihre Hand auf ihren Bauch legte, als wollte sie sich gegen diesen Einbruch in ihre Privatsphäre schützen. Ihr Gesicht war zur weißen Maske erstarrt, emotionslos und undurchdringlich, sie spähte hinter dem Vorhang aus glattem schwarzem Haar hervor und sah ihn unverwandt an. Einen Augenblick lang glaubte er zu wissen, wo er sie schon einmal gesehen hatte. Dann ließ sie die Hand sinken, strich sich die Haare aus dem Gesicht, richtete sich auf, und der Moment war vorüber.

»Sie werden hier nichts Ungehöriges finden. Keiner meiner Gäste hat etwas Illegales getan.«

»Und trotzdem – wie kann ich es formulieren – machen Sie nicht mit?«

Die Hand fuhr erneut an ihren Bauch, und auf Marchmonts Lippen erschien die Andeutung eines Lächelns. »Was soll ich sagen? Diese Partys erfordern sehr viel Organisation, und heute Abend fühlte ich mich dem nicht gewachsen. Ich wollte mit meinem Unwohlsein aber niemanden verschrecken, also ließ ich die anderen alleine. Wir sind schließlich untereinander befreundet.«

»Ich glaube, wir haben ein Problem, Jo.«

McLean fand DCI Dexter in der Küche, im hinteren Teil des Hauses im Erdgeschoss. Erstaunlicherweise sah es hier aus wie in der geräumigen Küche eines beliebigen modernen Hauses, wie auf den Seiten einer Hochglanzzeitschrift für Inneneinrichtung. Im Vergleich zu seiner eigenen Küche, die warm und voller Katzenhaare war, wirkte diese weniger gemütlich, aber immerhin funktionierte die Kaffeemaschine.

»Wem sagst du das, Tony? Wir haben aus glaubhafter Quelle erfahren, dass das hier ein Bordell ist, aber inzwischen habe ich meine Zweifel.«

McLean zog einen großen Stuhl heran und setzte sich an den langen Frühstückstresen. Dexter lehnte auf der anderen Seite und hielt ihren Becher mit beiden Händen.

»Es muss aber eins sein. Ich meine, das mag mir alles neu sein, aber soweit ich weiß, gilt ein Haus, in dem mehr als eine Prostituierte tätig ist, als Bordell. Okay, viele Kunden hier behaupten, niemals bezahlt zu haben, aber das dürfte eigentlich keine Rolle spielen.«

»Dürfte es eigentlich nicht, nein.« Dexter nahm einen großen Schluck Kaffee, dann stellte sie den Becher auf den makellos sauberen Tresen. »Verdammt dämliches Gesetz, wenn du mich fragst. Ich wünschte, Sex würde überhaupt nicht verkauft oder gekauft, aber ich bin Realistin. Es passiert nun mal, und meine Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass niemand dabei zu Schaden kommt. Das wäre viel einfacher, wenn diese Frauen sich zusammentun und ihre Geschäfte selbst führen würden, aber das Gesetz verbietet es ihnen. Und jetzt haben wir hier ein Bordell ausgehoben und die Prostituierten auf die Straße getrieben, wo niemand mehr die kranken Arschlöcher im Blick behält, von denen sie ausgenutzt werden.«

»Wenigstens bekommen wir ein paar Namen und Fotos für die Akten.« Das war nicht wirklich ein Trost, aber McLean fiel nichts Besseres ein.

»Aber genau das ist doch das Problem, Tony. Die Frauen da draußen in der Diele. Keine einzige von denen befindet sich in unserer Datenbank. Soweit ich sehe, haben wir auch keinen von den Männern schon mal gesehen.«

Ohne nachzudenken, griff McLean nach dem Becher. Er war noch immer halb voll, die dunkle Flüssigkeit warm, aber bitter. Jo Dexter trank ihren Kaffee gerne schwarz und stark.

»Was willst du damit sagen?«

»Ich weiß es nicht. Du weißt genauso gut wie ich, dass man ohne Nutten kein Bordell betreiben kann. Was ist, wenn es gar keine sind?«

McLean sah sich erneut im Raum um, betrachtete die Inneneinrichtung. In den Tresen, an dem Dexter lehnte, war ein großer Gasherd eingebaut und auch eine kleine Spüle. Die Arbeitsfläche bestand aus poliertem Granit und geöltem Holz. Auch der Rest der Küche war stylisch, die Einbaugeräte ausnahmslos von Topmarkenherstellern. Die Hälfte des Raums wurde von einem Essbereich eingenommen, von dem er sich vorstellte, dass junge Berufstätige dort plaudernd saßen, gut gekühlten Pinot noir oder absurd starkes, selbst gebrautes Bier tranken und sich von ihren Gastgeberinnen Essen servieren ließen, das vermutlich in einem unweit gelegenen Restaurant zubereitet worden war, obwohl Letztere behaupteten, es in stundenlanger Schwerstarbeit selbst gekocht zu haben. Kurz gesagt, eine Designerküche. Nicht der Ort, an dem ein Dutzend Prostituierte sich zwischendurch mal eine Pizza heiß macht oder eine kurze Auszeit von den Freiern nimmt.

»Wissen wir denn, wem das Haus gehört?«, fragte er. Dexter bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick, der relativ deutlich zum Ausdruck brachte, dass sie ihn für einen Idioten hielt.

»Wenn du beim Briefing aufgepasst hättest, wüsstest du’s.« Sie nahm wieder ihren Becher und trank den restlichen Kaffee in einem Zug aus und verzog dabei das Gesicht wegen des Geschmacks.

»Laut der Aufzeichnungen ist es gemietet. Wem gehört es? Wer bezahlt die Miete?«

»Es gehört einer Immobiliengesellschaft, Sanderson Holdings. Vermutlich gehört sie zu einem Rentenfond oder so. Im Mietvertrag steht Heather Marchmont.«

McLean erinnerte sich an die junge Frau oben in ihrem Zimmer, die ihm so eigenartig bekannt vorgekommen war. »Ah, der bin ich gerade begegnet. Weiß nicht, was ich von ihr halten soll.«

»Wie meinst du das?« Dexter hob fragend eine Augenbraue und zog die andere dabei ebenso hoch, was lustig aussah.

»Na ja, sie sitzt ganz allein da oben in ihrem Zimmer, vollständig bekleidet, und arbeitet an etwas, das eher nach Vertragsrecht aussieht als nach Bordellbetrieb, und das, obwohl um sie herum …« McLean brach ab, wusste nicht genau, wie er zusammenfassen sollte, auf welche Weise sich die hier Angetroffenen amüsiert hatten. Ebenso wenig wusste er, wie sie etwas an sich so Einfaches wie eine Bordellrazzia so spektakulär an die Wand hatten fahren können. »Ich glaube, wir müssen Marchmont hier raus und in ein Vernehmungszimmer bringen. So schnell wie möglich. Kann es sein, dass das hier wirklich ein Privathaus ist? Und diese Leute hier alle nur Sex mit ihren Frauen und Freundinnen hatten? Eine Art privater Swingerclub?«

Die Skepsis wich aus Dexters Blick, als dieser von McLean weiter an eine Stelle in dessen Rücken wanderte. Er drehte sich um und sah DC Gregg im Eingang. Sie hielt ihr Funkgerät in einer Hand, einen PDA-Kleincomputer in der anderen.

»Vielleicht hab ich was, Sir, Ma’am«, sagte sie.

»Den Beweis, dass sich die Frauen prostituiert haben? Wenn ja, dann will ich Sie küssen.« DCI Dexter raste besorgniserregend schnell durch den Raum und stürzte sich auf die unglückselige Kollegin wie eine Möwe auf eine Tüte Pommes. Gregg wich zurück in die Diele.

»Nein, Ma’am. Tut mir leid.«

Dexter machte ebenso abrupt halt, wie sie losgeflitzt war. »Was denn?«

»Es geht um einen der … äh … Klienten?« Gregg hielt ihren PDA hoch, obwohl sich der winzige Text auf dem Display kaum lesen ließ. »Wir haben einen Treffer im Police National Computer.«

Den Geräuschen nach zu urteilen, die aus der Diele zu ihnen herüberdrangen, hatten sich die Frauen, die in dem Gebäude angetroffen worden waren, größtenteils wieder von dem Schock erholt und machten nun ihrer Verärgerung Luft. Je schneller sie ins Präsidium gebracht und abgefertigt wurden, desto besser. Nur dass McLean nach seiner Begegnung mit Miss Marchmont das entsetzliche Gefühl hatte, es würde vielleicht nicht alles so laufen wie geplant. Er ignorierte sie trotzdem, folgte DC Gregg die Treppe hinauf und in das Zimmer, in dem Mr John Smith sich nun anzog. Ein gelangweilter, uniformierter PC sah ihm vom Eingang aus dabei zu und trat beiseite, um Gregg und McLean hereinzulassen. Smith streifte glänzende schwarze Lederschuhe über und blickte auf.

»Haben Sie wirklich geglaubt, wir würden das nicht rausbekommen, John?«, fragte DCI Dexter.

»Wer sind Sie überhaupt?«

»Sehen Sie, dafür steht das N in PNC, nicht wahr? National. Das bedeutet in ganz Großbritannien. Nicht nur in Schottland. Sie sind fern der Heimat unterwegs, nicht wahr?«

»Wer ist das?« Smith wandte sich an McLean. »Was soll das?«

»Das, Mr Smith, ist meine Chefin, Detective Chief Inspector Dexter. Wäre gut, wenn Sie ihre Fragen beantworten würden. Denken Sie aber immer daran, wahrscheinlich haben wir die entsprechenden Informationen bereits.«

Smith wandte sich wieder an Dexter, sein Kopf bewegte sich auf und ab, während er sie abschätzig musterte. Allmählich begriff McLean. Als er Smith mit DC Gregg befragt hatte, war es ihm nicht aufgefallen. Da war die Frau eindeutig die Untergeordnete gewesen. Als Smith jetzt vor der Person stand, die die Verantwortung für die gesamte Operation trug, und feststellen musste, dass es sich nicht um einen Mann handelte, bekannte er Farbe. Wie konnten sie ihm bloß auf die Schliche gekommen sein? Mit zwei Frauen? Smith war ein Frauenfeind, wie er im Buche stand.

»Wieso haben Sie uns nicht mitgeteilt, dass Sie als Sexualstraftäter registriert sind, Mr Smith? Dachten Sie, eine solche Kleinigkeit würden wir übersehen?« Dexters Tonfall nach zu urteilen, teilte sie McLeans Einschätzung des Mannes. Smith machte den Mund auf, um etwas zu sagen, klappte ihn aber gleich wieder zu und ließ die Schultern hängen.

»Anscheinend haben Sie außerdem vergessen, sich nach Ihrem Umzug bei der Polizei in Edinburgh zu melden. Ist Ihnen das entfallen?« Dexter nickte dem uniformierten Constable zu. »Bringen Sie ihn runter. Je schneller wir alle abfertigen, desto früher können wir nach Hause und uns aufs Ohr hauen.«

Sie trat beiseite, während der PC Handschellen hervorzog, die ganz eindeutig nicht mit Plüsch überzogen waren, und Mr Smith aufforderte, die Hände auf den Rücken zu legen. So wie er sich fügte, vermutete McLean, dass er das Prozedere schon kannte und nicht zum ersten Mal mitmachte. Er war schon fast zur Tür draußen, wurde vom Constable eher geschoben als geführt, als Dexter ihn mit einer leichten Berührung am Arm noch einmal aufhielt.

»Danke übrigens«, sagte sie und erntete einen fragenden bösen Blick.

»Wofür?«

»Dafür, dass Sie hier sind. Ich hatte schon gedacht, wir wären total gearscht, wenn Sie das geschmacklose Wortspiel entschuldigen wollen. Aber Ihre Festnahme rechtfertigt die gesamte Razzia, auch wenn wir sonst niemandem was anhängen können.«

4

Das Licht des frühen Morgens färbte den wolkenverhangenen Himmel rosa, als McLean die Hintertür aufstieß und in seine Küche trat. Die vertrauten Gerüche trösteten ihn, nach der Kälte draußen umfing ihn die wohlige Wärme des Herds. Mrs McCutcheons Katze starrte ihm von ihrem gewohnten Platz mitten auf dem großen Holztisch entgegen, sie schnupperte in die Luft und beschloss, dass er kein Eindringling war, um den man sich kümmern musste.

»Dir auch einen schönen guten Morgen.« Er stellte seine Tasche auf einen Stuhl, hob den Deckel vom Herd und setzte den Wasserkessel auf. Eine reine Reflexhandlung – das, was man eben so macht, wenn man nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommt. Kaum hatte er angefangen, einen Becher, einen Teebeutel und optimistisch sogar ein paar Kekse zu suchen, merkte McLean, wie müde er war. Sie hatten bereits mit der Überprüfung der Personen aus dem Bordell in der New Town begonnen, und jedes Mal wenn jemandes Identität bestätigt wurde, hatte sich die Stimmung bei der Sexual Crimes Unit verdüstert. Aufgrund zuverlässiger Informationen waren sie aktiv geworden, hatten eine Razzia in einer Einrichtung durchgeführt, die alle typischen Merkmale eines Bordells aufwies, und waren schließlich in ein Haus mit einem Dutzend Zimmer eingedrungen, in denen Männer und Frauen sexuelle Handlungen unterschiedlicher Perversionsgrade vollzogen. Trotzdem war keine der Frauen, die sie bislang überprüft hatten, eine Prostituierte gewesen, egal, wie weit man die Definition auch dehnen wollte. In keinem Fall ließ sich nachweisen, dass Zahlungen geleistet wurden, und alle Beteiligten schienen lukrativen Tätigkeiten in herkömmlichen Berufen nachzugehen. Ohne John Smith wären sie gefickt gewesen.

McLean grinste wegen seines anzüglichen Scherzes, goss kochendes Wasser auf den Teebeutel und starrte aus dem Fenster in den Garten, der sich allmählich von der Dunkelheit abhob. Selbst mit Mr Smith befanden sie sich auf dünnem Eis, wobei unwahrscheinlich war, dass sich jemand lautstark und öffentlich über die Störung der Swingerparty beschweren würde. Trotzdem freute er sich nicht gerade darauf, dem Deputy Chief Constable die frohe Botschaft zu überbringen. Sehr viele Arbeitsstunden waren in die Operation geflossen, sehr viele Überstunden, enorme Kosten. Alles für die Katz. Kein Wunder, dass Jo Dexter wieder mit dem Rauchen angefangen hatte.

Mit dem Becher Tee, den er nicht zuletzt wegen der Wärme in der Hand hielt, verließ er die Küche, ging durch die Diele zur Haustür und hob den Poststapel auf, der sich, seinem Umfang nach, über mindestens zwei Tage angesammelt hatte. Die Rückkehr zur SCU war ein zweifelhafter Segen gewesen. Damit entging er zwar dem frisch beförderten Detective Superintendent Brooks und Detective Chief Inspector Spence, die beide ihr neues Territorium wie schlecht erzogene Spaniel markierten, aber es bedeutete auch, zu den unregelmäßigsten Zeiten zum Dienst erscheinen zu müssen und einen ohnehin schon sehr beeinträchtigten Schlafrhythmus weiter einzuschränken. McLean konnte sich nicht mehr erinnern, wann er zuletzt nicht müde, ausgelaugt und ganz allgemein bedient gewesen war.

Um in der Diele richtig sehen zu können, war es noch zu dunkel, also kehrte er mit dem Briefstapel in die Küche zurück, blätterte die in Folie eingeschweißten Kataloge durch, die Kreditkartenangebote und den anderen Müll. Eigentlich erwartete er nichts Interessantes. Seit Emmas letzter Postkarte waren Monate vergangen, und es fiel ihm zunehmend schwer, sich an ihr Gesicht zu erinnern. Wie lange war sie jetzt schon fort? Achtzehn Monate? Zwei Jahre? McLean hatte die Hoffnung beinahe aufgegeben, dass sie überhaupt jemals wieder zurückkommen würde. Und selbst wenn, würden sie dort weitermachen können, wo sie aufgehört hatten?

Das schrille Klingeln seines Handys schnitt in die Stille der Küche. DC – nein, natürlich, Detective Sergeant – MacBride hatte unterschiedliche Töne für die verschiedenen Anrufer einprogrammiert, wobei McLean sich nicht merken konnte, welcher Ton zu wem gehörte. Und auch ein Blick auf die Nummer auf dem Display brachte ihn nicht weiter. Ein Anruf um fünf Uhr morgens war sowieso ein bisschen unsozial, andererseits konnte Verzweiflung der Grund dafür sein, nicht Unhöflichkeit. Er berührte den Kreis und hielt das Handy an sein Ohr.

»McLean.«

»Tony? Bist du das?«

Kurz dachte McLean, es sei Emma, aber nur weil er gerade an sie gedacht hatte. Es war die Stimme einer jungen Frau, allerdings nicht der richtigen. Vertraut, obwohl er nicht gleich auf den Namen kam.

»Äh … ja.«

»Tut mir wahnsinnig leid, dass ich so früh anrufe. Hab einfach nicht gewusst, wo ich hinsoll. Es …«

»Rachel?« McLean konnte sie endlich zuordnen und riskierte einen kurzen Blick aufs Display. Es war eine Handynummer, aber keine internationale. »Bist du im Land?«

»Ich bin sogar in Edinburgh. Keine Ahnung, was ich machen soll. Jen ist bei irgendeinem großen Fashion Event und kommt erst in einer Woche wieder.«

»Mach mal ein bisschen langsam, Rae. Ist alles in Ordnung? Ist was mit Phil?«

McLean hatte gelernt, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, aber wenn ihn die Frau seines besten Freundes aus heiterem Himmel anrief, machte er sich unweigerlich Sorgen. Zumal sie eigentlich in San Francisco hätte sein sollen.

»Phil?« Pause. In der Leitung knisterte es leicht. »Nein, Phil geht’s gut. Der ist auf Expedition unterwegs in New Mexiko. Ich konnte einfach nicht … Ich musste weg.«

McLean zog einen Stuhl heran und setzte sich an den Küchentisch.

Mrs McCutcheons Katze stand auf, dehnte sich und streckte ihm den Kopf entgegen, damit er ihn kraulte. Wann hatte er Phil das letzte Mal gesprochen? Er konnte sich nicht erinnern. Von wegen beste Freunde. Vielleicht sollte man lieber sagen, sein ältester Freund.

»Wo bist du jetzt, Rae? Brauchst du was zum Übernachten?« Die Worte kamen aus ihm heraus, bevor er überhaupt auch nur über die Konsequenzen seines Angebots nachdenken konnte.

»Ich bin noch am Bahnhof Waverley. Bist du sicher? Wäre auch nicht für lange, ehrlich. Nur bis Jenny wieder da ist.«

»Ist ein großes altes Haus, hier ist genug Platz.« McLean versuchte sich immer noch zu erinnern, wann er das letzte Mal mit einem von ihnen gesprochen hatte, oder mit Jenny, Rachels Schwester. Dann fügte sich plötzlich eins ins andere.

»Erwartest du nicht bald ein Baby?«, fragte er.

»Ach, keine Sorge. Das wird noch dauern. Ist aber schon der Grund, warum ich zurückgekommen bin. Der Gedanke, dass mein Baby in Amerika auf die Welt kommt, war mir unerträglich.«

McLean konnte sich nicht vorstellen, weshalb. Phil bezog das Gehalt eines leitenden Professors und hatte darüber hinaus vermutlich auch eine ausgezeichnete private Krankenversicherung abgeschlossen. Trotzdem fragte er lieber nicht nach.

»Soll ich kommen und dich abholen?« Er schaute zum Küchenfenster hinaus und sah graue Wolken, durch die allmählich immer mehr Licht in den Morgen sickerte. Eigentlich wollte er nur ins Bett und schlafen. Aber das schien jetzt in weite Ferne gerückt.

»Nein danke. Ich nehme mir ein Taxi.« Rachel hielt einen Augenblick inne, dann setzte sie hinzu: »Wenn du sicher bist, dass es dir nichts ausmacht.«

»Sonst hätte ich’s ja nicht vorgeschlagen. Ich lüfte schon mal eins der Gästezimmer für dich. Komm schnell her, dann erzählst du mir, was los ist.«

Es konnte nicht lange dauern, bis Rachel eintraf. Zu dieser Zeit am frühen Morgen herrschte kaum Verkehr, und wenn sie vom Bahnhof aus angerufen hatte, würde es kein Problem sein, ein Taxi zu finden. McLean eilte nach oben, riss ein Fenster in dem alten Zimmer seiner Großmutter auf, vergewisserte sich, dass das Bett gemacht war, und kehrte anschließend wieder in die Küche zurück. Vage war ihm bewusst, dass er jetzt annähernd vierundzwanzig Stunden nicht geschlafen hatte und spätestens um eins wieder auf der Wache erscheinen musste. Er versuchte Phil anzurufen, aber die Mailbox sprang sofort an und bestätigte, was Rachel gesagt hatte. Sein Freund war unterwegs und bis Ende des Monats nicht erreichbar.

Das Knirschen von Autoreifen auf dem Kies draußen ließ ihn hochschrecken. Er schüttelte die Müdigkeit ab, die ihn am Tisch hatte eindösen lassen, und rappelte sich auf seine müden Füße. Er erreichte die Haustür genau in dem Moment, als das Taxi davonfuhr und eine kleine Gestalt, nur mit einem Rucksack als Gepäck, alleine in der Auffahrt stehen ließ.

»Rae. Hi. Lass mich das nehmen.« Er nahm die Tasche und führte seinen Gast in die Diele. Wenn er ehrlich war, kannte er sie nicht besonders gut. Sie war erst vor ein paar Jahren in Phils Leben getreten, hatte ihn dann aber schnell sehr fest an sich gebunden, was andere vor ihr vergeblich versucht hatten. Bei der Hochzeit war McLean Trauzeuge gewesen und hatte im Vorfeld derselben viel Zeit mit der künftigen Mrs Jenkins verbracht – oder zumindest häufig mit ihr telefoniert, da sie sichergehen wollte, dass für alle Details gesorgt war. Aber kaum waren sie aus ihren Flitterwochen zurück, hatte Phil einen Job in Kalifornien bekommen. So hatte sich McLean ihr erstes Wiedersehen nicht vorgestellt.

»Ich hab vergessen, wie groß das Haus hier ist.« Rachel stand in der Diele und starrte zu dem runden Oberlicht hinauf. Sie war kleiner, als McLean sie in Erinnerung hatte, oder verwechselte er sie jetzt mit Emma? Nein, wahrscheinlich ließ die deutliche Wölbung ihres Schwangerschaftsbauchs sie vergleichsweise zierlich wirken. Es würde noch dauern, hatte sie am Telefon gesagt. Er war zwar kein Experte, aber seiner Ansicht nach sah es eher danach aus, als würden bis zur Niederkunft nur noch wenige Wochen bleiben.

»Wasser ist aufgesetzt, wenn du einen Tee möchtest. Oder soll ich dir dein Zimmer zeigen, damit du erst mal richtig ankommen kannst? Ich hab versucht, Phil zu erreichen …«

Es war so schnell gegangen, er wusste nicht, wie er reagieren sollte. Eben noch hatte Rachel einige Schritte von ihm entfernt gestanden, jetzt hatte sie schon die Arme um ihn geworfen, sie schluchzte, bebte und vergrub das Gesicht an seiner Schulter. Unsicher, was er tun sollte, umarmte McLean sie behutsam, wartete, bis es vorbei war. Es dauerte lange, aber schließlich hörte sie auf zu weinen und löste sich von ihm. Im heller werdenden Raum konnte er sehen, dass ihr Gesicht verquollen war, die Augen rot vom Weinen. Einzelne graue Strähnen durchsetzten inzwischen ihr schulterlanges rotes Haar, Falten zogen sich über ihre Stirn. Sie sah genauso müde aus, wie er sich fühlte.

»Tut mir leid.« Sie schniefte und wischte sich wie ein Teenager den Rotz mit dem Handrücken von der Nase. »Ich wusste einfach nicht, wohin.«

»Na ja, jetzt bist du ja da, und du kannst bleiben, solange es nötig ist. Aber mal ernsthaft, Rae, was ist denn los? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du bist vor deinem Ehemann ausgerissen.«

»Ich weiß. Ist halt … Ich weiß nicht. Es war nicht leicht. Kalifornien hätte ein Traum sein sollen, aber es hat einfach nicht funktioniert. Die haben versprochen, dass es in der Abteilung auch einen Job für mich gibt, aber ich glaube, das haben die nur gesagt, damit wir rüberkommen. Eigentlich wollten sie von Anfang an nur Phil. Das war schon mal schlimm genug, aber als das dann passiert ist …« Sie tätschelte ihren Bauch. »Sagen wir mal, das hatte keiner von uns beiden geplant.«

Allmählich ergab das Ganze irgendwie Sinn. McLean kannte seinen alten Freund, den ewigen Teenager. Phil mochte ein genialer Wissenschaftler sein, aber er war nicht unbedingt der reifste aller Männer. Wie er wohl mit der Aussicht auf seine bevorstehende Vaterschaft umgegangen war? Wahrscheinlich nicht gut. Er würde sich vermutlich erst dann richtig damit auseinandersetzen, wenn es gar nicht mehr anders ging. So wie immer, seit sie sich kannten, würde McLeans Aufgabe darin bestehen, die Stellung zu halten. Na ja. Schließlich hatte er in seiner Freizeit ja auch nichts Besseres zu tun.

»Komm schon, Rae. Wir trinken erst mal einen Tee. Danach sieht die Welt gleich ganz anders aus.«

5

Er weiß nicht, warum er anhält.

Vielleicht liegt es daran, wie sie angezogen ist: Nicht aufgedonnert wie eine billige Nutte, aber sie versteckt sich auch nicht hinter einer androgynen feministischen Fassade. Beides hat er schon erlebt, hoffnungsvoll den Daumen raus, irgendein weit entferntes Ziel mit dickem schwarzem Filzstift auf ein Stück Pappe geschrieben. Mädchen jung genug, dass sie seine Töchter sein könnten, die sich für ein paar Kilometer auf der Landstraße verkaufen. Sie rümpfen die Nase über die Kapitalistenschweine, die das System repräsentieren, das sie zerschlagen wollen. Und bitten ausgerechnet ihn um Unterstützung – kapieren die nicht, wie widersinnig das ist? Oder wollen sie’s nicht wahrhaben?

Aber diese hier ist anders.

Diese ist strohblond, hat die Haare zu einem strengen Pferdeschwanz zurückgebunden und unter einer Mütze versteckt. Sie trägt einen Wollmantel, anständig und teuer. Ihr Rock ist aus Tweed und unmodern lang. Wie weit ihre dunkelbraunen Lederstiefel ihre Waden hinaufreichen, kann er nicht sehen, aber sie sind zum Wandern gemacht, nicht aufreizend. So jung, wie er zunächst dachte, ist sie auch nicht mehr. Jugendlich, aber da ist so was in ihren Augen, eine gewisse Weltmüdigkeit, die erst mit den Jahren kommt. Als sie sich zum Fenster vorbeugt und nach dem Türgriff greift, lächelt sie aber durchaus freundlich.

»Ich möchte nach Edinburgh.« Ihre Stimme ist sanft, fast schon hypnotisch, herrlich rollt sie ihre Highland-Rrrs. Ihr haftet ein Duft an, der ihn an glücklichere Zeiten erinnert.

»Sieht aus, als hätten Sie Glück. Genau da will ich auch hin.«

»Wie nett von Ihnen. Ist für meinen Bruder auch noch Platz?«

Wie hatte er nur den Mann übersehen können? Er steht direkt hinter ihr, hat eine dunkle Ledertasche in der Hand, ein Arztkoffer, nennt man die nicht so? Wenn man sie zusammen sieht, sind sie eindeutig Bruder und Schwester. Dieselbe Haarfarbe, dieselben hohen Wangenknochen, dieselbe schmale Nase, derselbe Teint, dasselbe Lächeln, dieselbe ordentliche, teure, aber leicht altmodische Kleidung. Normalerweise würde er keinen Anhalter mitnehmen, und schon gar nicht zwei, aber irgendwas haben die beiden, das ihn dazu bringt, ihnen zu vertrauen. Was soll schon passieren?

»Ja, steigt ein.«