Ingrid Gerstbach
Die Kunst der Online-Moderation
Tools, Ideen und Tipps für erfolgreiche Online-Meetings
2., aktualisierte Auflage
Alle in diesem Buch enthaltenen Informationen, Verfahren und Darstellungen wurden nach bestem Wissen zusammengestellt und mit Sorgfalt getestet. Dennoch sind Fehler nicht ganz auszuschließen. Aus diesem Grund sind die im vorliegenden Buch enthaltenen Informationen mit keiner Verpflichtung oder Garantie irgendeiner Art verbunden. Autorin und Verlag übernehmen infolgedessen keine juristische Verantwortung und werden keine daraus folgende oder sonstige Haftung übernehmen, die auf irgendeine Art aus der Benutzung dieser Informationen – oder Teilen davon – entsteht.
Ebenso übernehmen Autorin und Verlag keine Gewähr dafür, dass beschriebene Verfahren usw. frei von Schutzrechten Dritter sind. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch berechtigt deshalb auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.
Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdruckes und der Vervielfältigung des Buches, oder Teilen daraus, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) – auch nicht für Zwecke der Unterrichtsgestaltung – reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
© 2021 Carl Hanser Verlag München, www.hanser-fachbuch.de
Lektorat: Brigitte Bauer-Schiewek
Copy editing: Petra Kienle, Fürstenfeldbruck
Illustrationen und Fotos (soweit im Text keine andere Quelle genannt ist): Peter Gerstbach
Umschlagdesign: Marc Müller-Bremer, www.rebranding.de, München
Umschlagrealisation: Max Kostopoulos
Titelmotiv: Max Kostopoulos, unter Verwendung von Grafiken von © shutterstock.com/Guliveris und vladwel
Layout: Eberl & Koesel Studio GmbH, Altusried-Krugzell
Print-ISBN: 978-3-446-47169-6
E-Book-ISBN: 978-3-446-47217-4
E-Pub-ISBN: 978-3-446-47250-1
Titelei
Impressum
Inhalt
Einleitung
Die Autorin
1 Digital denken
1.1 Die Herausforderungen in der Online-Welt
1.2 Die Vorteile virtueller Teams
1.3 Sechs interessante Statistiken rund um Remote-Arbeit
1.4 Neue Aufgaben für eine neue Welt
1.5 Aller Neuanfang ist schwer
1.6 Vertrauen ist der Schlüssel
1.7 Erfolgreich kommunizieren
1.7.1 Verhalten sichtbar machen
1.7.2 Stellen Sie sich Ihrer Kamera-Phobie
1.8 Begriffs-Wirrwarr: Meetings, Workshop oder Webinar?
1.8.1 Meetings versus Workshops
1.8.2 Wann sollten Sie ein Meeting abhalten?
1.8.3 Wann sollten Sie einen Online-Workshop abhalten?
1.8.4 Struktur und Format
1.8.5 Planung und Vorbereitung
1.8.6 Webinare
2 Basiswissen
2.1 Faktor Mensch
2.1.1 Klären Sie Ihre Zusammenarbeit
2.1.2 Spezielle Herausforderungen für virtuelle Teams
2.1.3 Big Five: Welche Eigenschaften beeinflussen virtuelle Teams?
2.1.3.1 Finden Sie heraus, welche Eigenschaften Sie in Ihrem Team brauchen
2.1.3.2 Das Big-Five-Modell für Moderatoren
2.1.4 Empathie
2.1.5 Was ist Empathie und warum ist es so wichtig?
2.1.6 Meeting-Persönlichkeiten
2.1.7 So steigern Sie die Effizienz Ihres virtuellen Treffens
2.2 Die Technik
2.2.1 Bild oder Tonqualität: Was ist wichtiger?
2.2.2 Der gute Ton
2.2.2.1 Die Qualität und Bauart des Wandlers
2.2.2.2 Der Abstand des Mikrofons
2.2.2.3 Akustik des Raums
2.2.2.4 Das Problem mit der Rückkopplung
2.2.2.5 So sorgen Sie für perfekten Ton
2.2.3 Tipps für die Wahl des richtigen Mikrofons
2.2.3.1 Mikrofonanschlüsse
2.2.3.2 Empfohlene Ausführungen
2.2.3.3 Unsere Empfehlungen
2.2.3.4 Welche Mikrofone Sie nicht nutzen sollten
2.2.4 Video und Licht
2.2.4.1 Das Wichtigste über Kameras
2.2.4.2 Ohne Licht geht es nicht
2.2.4.3 Der Bildausschnitt
2.2.4.4 Externe Kameras
2.2.5 Die optimale Umgebung und Infrastruktur
2.2.5.1 Computer und Internetverbindung
2.2.5.2 Ihr Raum für Videokonferenzen
2.3 Die Tools
2.3.1 Der Software-Stack für erfolgreiche Online-Workshops
2.3.2 Videokonferenzen
2.3.3 Zoom als Beispiel für ein Videokonferenz-Tool
2.3.4 Online-Whiteboards
2.3.5 Kollaborations- und Dokumentations-Tools
2.3.5.1 Nachrichtenaustausch
2.3.5.2 Dokumentenmanagement
2.3.5.3 Dokumentenerstellung
2.3.5.4 Aufgaben- und Projektmanagement
2.3.6 Microsoft Teams im Praxiseinsatz
2.3.7 Prototyping- und Feedback-Tools
2.4 Auswahl der Tools
2.4.1 Testen Sie Ihre Tools
2.4.2 Tools kommunizieren
3 So moderieren Sie wie ein Profi
3.1 Die Rolle des Moderators
3.2 Die Planung
3.2.1 Das Team
3.2.2 Das Ziel definieren
3.2.3 Die Tools auswählen
3.3 Die Vorbereitung
3.3.1 Agenda
3.3.2 Der Detaillierungsgrad einer Agenda
3.3.3 So erstellen Sie eine gute Agenda
3.3.4 Wählen Sie geeignete Aktivitäten
3.3.5 Beispiel-Agenda
3.3.6 Die Meeting-Etikette
3.3.7 Vorschläge für Ihre persönliche Meeting-Etikette
3.4 Auf die Plätze, fertig,
3.5 . . . los! Das Online-Treffen kann beginnen!
3.5.1 Die ersten Minuten zählen
3.5.2 Es kann weitergehen
3.5.3 Der Abschluss
3.6 Icebreaker und Energizer
3.7 Kommunikation in der Online-Welt
4 Methoden
4.1 Icebreaker und Energizer
4.1.1 Alle an Bord?
4.1.2 Die Aliens sind gelandet
4.1.3 Berührung
4.1.4 Ein Wort
4.1.5 Emoji-Check-In
4.1.6 Emoji-Scharade
4.1.7 In Form gebracht
4.1.8 Jeder kann zeichnen
4.1.9 Zeigt her eure Schuhe
4.1.10 Die Landkarte
4.1.11 Kollegen zeichnen
4.1.12 Der Lügenbaron
4.1.13 Meme-Tournament
4.1.14 Reiseleiter
4.1.15 Wenn X ein Tier wäre
4.1.16 Was uns verbindet
4.1.17 Einzigartig
4.1.18 Es war einmal
4.1.19 Firmen-Quiz
4.1.20 Ich sehe was, was du nicht siehst
4.1.21 Stille Post
4.1.22 Sechs-Wörter-Memoiren
4.1.23 Die soziale Frage
4.1.24 Die Zeitmaschine
4.2 Phase 1 – Einfühlen und Verstehen des Problems
4.2.1 Das empathische Gespräch
4.2.2 Persona
4.2.3 Empathy Map
4.2.4 Systemkarte
4.2.5 Online-Ethnographie
4.3 Phase 2 – Definieren der Fragestellung
4.3.1 Insight-Karten
4.3.2 2 x 2-Matrix
4.3.3 Affinitätsdiagramm
4.3.4 Ishikawa- oder Fischgräten-Diagramm
4.3.5 Gestaltung der Design Challenge
4.4 Phase 3 – Ideen generieren
4.4.1 Brainstorming allgemein
4.4.2 Kopfstand- und Umkehrtechnik
4.4.3 Die 5-Warum-Fragen
4.4.4 SCAMPER
4.4.5 Mindmapping
4.4.6 Wer? Was? Wow! (Hills)
4.4.7 Wort-Assoziations-Technik
4.4.8 Methoden zum Ideen auswählen
4.4.8.1 Punkteabfrage
4.4.8.2 Schwierigkeitsmatrix
4.4.8.3 Vier Kategorien
4.5 Phase 4 – Experimentieren und Feedback sammeln
4.5.1 Scribbeln
4.5.2 Speedboat
4.5.3 Schlagzeile der Zukunft
4.5.4 Wireframes
4.5.5 Interaktive Klickmodellierung
4.5.6 Feedback-Gespräch
4.5.7 Weitere Feedback-Methoden
4.5.7.1 One-Minute-Paper
4.5.7.2 Rezension
4.5.7.3 Blitzlicht
4.5.7.4 Design Studio
4.5.7.5 Von Rosen, Stacheln und Knospen
5 Anhang
5.1 Unterschiede der verschiedenen Online-Formate
5.2 Checkliste Vorbereitung
5.3 Beispiel für Aussendung einer Teilnehmeretikette
5.4 Checkliste Troubleshooting
5.5 Checkliste Wahl der Tools
Glossar
Einleitung |
Mein Mann und ich arbeiten seit vielen Jahren mit unterschiedlichsten Teams in unterschiedlichen Settings an unterschiedlichen Fragestellungen. Mit einigen dieser Teams erledigen wir die Projekte ganz pflichtbewusst und erreichen so möglichst schnell die angepeilten Ziele. Es gibt aber auch Teams, mit denen wir gemeinsam an einem Projekt arbeiten, wobei unsere Vorstellungen und Erwartungen von den Ergebnissen weit übertroffen werden. Aber nicht nur das: Wir genießen diese Zusammenarbeit auch sehr. Es macht Spaß mit den Menschen zu arbeiten, die Zeit verfliegt, jeder bringt sich ein und versucht sein oder ihr Bestes zu geben. Es ist, als würde jeder einzelne persönlich davon profitieren.
Es gibt also einen großen Unterschied zwischen einem bloßen Abarbeiten einer Aufgabe und einer guten Zusammenarbeit. Ich bin davon überzeugt, dass Kommunikation die „geheime Zutat“ ist, die den Unterschied macht und dank der Teams innovative, kreative, aber auch neue Wege und Lösungen entwickeln. Dabei ist es letztlich egal, ob diese Arbeit virtuell stattfindet oder nicht.
Eine echte Zusammenarbeit zu erreichen, bei der das Ganze mehr ist als die bloße Summe der einzelnen Teile, ist in jeder Umgebung herausfordernd. Die Menschen müssen dafür ihr Ego zurückstellen, sich einlassen, gegenseitig vertrauen und ihr Fachwissen bereitwillig teilen. Aber an einem virtuellen Arbeitsplatz kann die Zusammenarbeit schwieriger sein, vor allem dann, wenn Teammitglieder an unterschiedlichen Orten auf der ganzen Welt leben und sich womöglich noch niemals gesehen und kennengelernt haben.
Damit diese Zusammenarbeit auch virtuell gelingt, braucht es mutige Menschen, die die Kommunikation zwischen Teams, die aus den verschiedensten Regionen der Welt zur gleichen Zeit am selben Projekt arbeiten wollen, fördern und begleiten.
Die eigentliche Herausforderung für diese Personen liegt darin, dass sie Bedingungen ermöglichen, unter denen wichtige Diskussionen erst möglich gemacht und Dialoge sich entwickeln können. Es braucht Menschen, die andere gut unterstützen, damit diese sich verbunden fühlen, produktiv sind und dadurch zum Erfolg des Unternehmens beitragen.
Dafür stehen mein Mann und ich mit unserem Unternehmen. Wir wollen eine neue Art der Arbeit ins Leben rufen. Wir wollen die Art und Weise ändern, wie Menschen zusammenarbeiten. Wir wollen, dass die Personen voller Freude, Mut und Begeisterung die Dinge anpacken und neugierig andere Wege gehen. Denn zurzeit herrscht in den meisten Unternehmen eher eine Atmosphäre der Angst vor Fehlern, des Versagens und der Unsicherheit. Das trägt nicht dazu bei, dass Unternehmen erfolgreich werden, sondern es führt dazu, dass noch mehr Fehler, noch mehr Ängste und noch mehr Probleme entstehen. Dies wollen wir ändern.
Wir glauben fest daran, dass wir alle bereits über eine große Auswahl an Werkzeugen und Fähigkeiten verfügen, um das Potenzial in uns selbst und auch in anderen freizusetzen. Wenn sich nun unsere Arbeitsumstände ändern, wie es zum Beispiel durch die Pandemie 2020 der Fall ist, dann müssen wir auch diese Fertigkeiten anpassen.
Mit diesem Buch möchte ich Sie dabei unterstützen, diese Freude und den Mut, den Sie vielleicht selbst schon in einem Workshop oder Meeting spüren konnten, in die Online-Welt zu übertragen. In diesem Buch möchte ich mit Ihnen meine gesammelten Erfahrungen darüber teilen, was virtuelles Arbeiten erfolgreich macht, was ihm im Weg steht und wie Sie das ändern können.
Denn ich bin davon überzeugt, dass sich gerade alles ändert, was wir bis dato über die Art unserer Zusammenarbeit zu wissen glaubten. Es ändert sich, wann wo wer wie zusammenarbeitet. Die Zeit der Online-Arbeit ist nicht die Zukunft, es passiert gerade.
In den letzten Jahren haben sich bereits Millionen von Menschen weltweit daran gewöhnt, virtuell zu arbeiten. In den letzten Monaten haben sich weitere Millionen ihnen angeschlossen – und noch mehr werden ihnen in der kommenden Zeit folgen.
Wir sollten nun das, was wir bereits in der Vergangenheit erfahren haben, als Basis nehmen, um daraus zu lernen. Das bedeutet, dass wir bestehende Rollen, Tools und Techniken, die herrschenden sozialen Bedürfnissen und Arbeitsrhythmen neu definieren und ausbalancieren müssen.
Denn diese Faktoren sind jetzt von entscheidender Bedeutung. Sie sind die Katalysatoren für längerfristige Veränderungen. Ihre Einstellung entscheidet, in welche Richtung die Veränderung geht.
Ich lade Sie ein, einen kurzen Blick in die Vergangenheit zu wagen, um die Entwicklung der Arbeit in der virtuellen Welt besser zu verstehen.
Es gab verschiedene Wellen, die uns zu diesem Punkt, an dem wir jetzt stehen, gebracht haben. Jede dieser Wellen hatte seine eigenen Höhen und Tiefen. Jede hat sich mit den jeweils vorhandenen Techniken, der Art der Zusammenarbeit und den speziellen Bedürfnissen der Menschen auseinandergesetzt und entsprechend darauf reagiert. Virtuelles Arbeiten ist also nichts Neues.
Die erste Welle fand bereits in den Anfängen der 1980er-Jahren statt. Getrieben wurde diese Entwicklung durch die neuen, technologischen Errungenschaften, die Arbeiten auch von anderen Orten aus möglich gemacht hat. Zu dieser Zeit formierte sich eine neue Form von Arbeitern, die getrieben wurden von einem starken Bedürfnis nach Autonomie und Flexibilität. Diese Personen waren die Pioniere des virtuellen Arbeitens. Die Zeit der Freelancer war gekommen. Sie begannen von überall aus zu arbeiten und Unternehmen als selbstständige Personen zu begleiten.
In der zweiten Welle, die dann in den frühen 2000er-Jahren stattfand, führten neue Unternehmen das Mantra „jederzeit und überall“ ein. Auf der gesamten Welt ermöglichten es diese Unternehmen ihren Mitarbeitern, von Zuhause aus zu arbeiten. Es war ein neues Vorgehen und die Menschen waren zunächst wie bei jeder Veränderung skeptisch. Zwar konnten die Mitarbeiter außerhalb des physischen Unternehmens arbeiten, aber das hatte seinen Preis: Im Gegenzug erwarteten die Manager von ihnen, dass sie dafür auch zu jeder Tageszeit verfügbar waren. Irgendwie hatte man doch Sorge, dass die Leistung der Mitarbeiter nicht mehr kontrolliert werden könnte und die Menschen diese Freiheit ausnutzen würden. Aber nicht nur das: Wie würden die Menschen mit der zunehmenden Isolation zurechtkommen? Wenn jeder mehr selbstständig von Zuhause aus arbeitet, wie sieht es dann mit der Fähigkeit zur Zusammenarbeit und Innovation aus?
Diese Ängste läuteten wieder eine neue Welle ein: Besorgt über die Nachteile, aber auch aus dem Wunsch, nicht mehr isoliert von anderen Menschen zu arbeiten, fanden sich die Menschen in sogenannten Coworking Spaces zusammen. An diesen besonderen Orten teilen sich die Menschen die Infrastruktur – ohne in irgendeiner Form voneinander abhängig zu sein. Dadurch fanden sie die gewünschte Nähe zu Menschen, konnten aber trotzdem die Freiheit und Flexibilität des virtuellen Arbeitens leben. Gleichzeitig entwickelten sich neue Tools und Technologien, die einerseits diese Infrastruktur unterstützten und andererseits neue Möglichkeiten eröffneten.
In der nun aktuellen Welle werden diese fortschrittlichen Technologien und Plattformen für die Zusammenarbeit erstmals wirklich eingesetzt und angepasst. Entwicklung passiert gerade und es entsteht so ein neues Verständnis für die Bedeutung des eigenen, emotionalen Wohlbefindens. Die Herausforderungen, vor denen wir jetzt stehen, sind beispiellos.
In den letzten Monaten wurde uns durch eine Pandemie die Möglichkeit entzogen, in einem gemeinsamen physischen Raum – egal ob ein Büro oder ein Coworking Space – zusammenzuarbeiten. Hinzu kommt, dass wirklich jeder betroffen ist. Nie waren unsere Fähigkeiten zum Einfallsreichtum, aber auch zur Anpassung, so sehr gefragt wie heute. Und trotzdem sind die Herausforderungen, mit denen wir uns befassen und auf die wir reagieren müssen, nicht neu. Zwar betrifft es so viele Menschen wie noch nie zuvor, aber wir befinden uns trotzdem nicht auf völlig unbekanntem Terrain.
Damit virtuelles Arbeiten gut funktioniert und wir online genauso effizient wie auch offline zusammenarbeiten, braucht es Wege, die diese neue Form der Arbeit vor allem menschlich macht. Kommunikationssysteme, die mit Videos arbeiten, sind ebenso wichtig wie die Einführung von „Raunzerzonen“1, informellen Zusammenkünften und virtuellen Kaffeepausen. Grenzen und Verpflichtungen müssen neu definiert und ausgehandelt werden. Aufgaben und Prozesse müssen geklärt werden und die Ergebnisse sollten nicht nur sichtbar, sondern auch messbar sein. In Zeiten, in denen Mitarbeiter und Kollegen außer Sichtweite sind, ist es wichtig, sich auf die gemeinsamen Werte zu besinnen. Vertrauen ist dazu der Schlüssel.
Es gibt keinen Weg zurück in die alte Arbeitswelt. Besprechungen vor Ort, die für viele vor allem Zeit fürs Pendeln und wenig Zeit für die Familie zur Folge hatten, werden teilweise wegfallen. Fixe Arbeitszeiten, die uns an unsere Schreibtische fesseln, werden neu verhandelt werden können.
Es ist allerdings sehr schwer, Gewohnheiten, die so tief verwurzelt sind, zu ändern. Wir müssen die Möglichkeiten, die sich uns gerade präsentieren, nutzen und unsere Arbeitsweise überdenken. Das bedeutet, dass es Zeit ist, die Chancen zu nutzen und sich nicht von den Herausforderungen abschrecken zu lassen.
1 Raunzerzone ist ein typischer Ausdruck in Österreich. Dort ist Herumgemotze ausdrücklich erlaubt.
Die Autorin |
Ingrid Gerstbach lebt und arbeitet mit ihrem Mann als Unternehmensberaterin in Klosterneuburg bei Wien. Sie hat Betriebswirtschaft, Wirtschaftspsychologie und Erwachsenenbildung studiert, berät internationale Unternehmen, schreibt Bücher und Kolumnen, hält in ganz Europa Vorträge und unterstützt Universitäten als Innovationsexpertin. Ihre Herzensthemen: Wie Unternehmen ungenutzte Potenziale in „Soft Skills“ wie Mut, Offenheit und Zuversicht freilegen, schlummernde Kreativität in ihren Mitarbeitern wecken, deren Individualität stärken und dadurch wirtschaftlichen Erfolg erreichen.
Ingrid Gerstbach gilt darüber hinaus als die deutschsprachige Koryphäe der aus den USA stammenden Innovationsmethode Design Thinking.
Kontakt: office@gerstbach.at
Im World Wide Web:
https://www.ingridgerstbach.com und https://gerstbach.at
Trainingsvideos passend zu den Inhalten dieses Buchs gibt es hier:
https://academy.gerstbach.at
1 | Digital denken |