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Margit Auer

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Party im Mondschein

Mit Illustrationen von Iris Blanck

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Kinder- und Jugendbuchverlag
in der Verlagsgruppe Random House

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1. Auflage 2015

© 2015 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.

Alle Rechte vorbehalten

Umschlagbild und Innenillustrationen: Iris Blanck

Umschlaggestaltung:
schwecke.mueller Werbeagentur GmbH, München

cl ∙ Herstellung: CF

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-15629-9
V002

www.cbj-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

1. Das geheime Postfach im Hexenhut

2. Erdbeereis bei Giovanni

3. Im Zelt der »Rosa Flamingos«

4. Pina macht etwas Verbotenes

5. Morgensport und Lagerfeuer

6. Der Wellenreiter sticht in See

7. Pina trifft eine wichtige Entscheidung

8. Schiffbruch in tiefer Nacht

9. Das Geheimnis wird gelüftet

10. Party im Mondschein

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1. Das geheime Postfach im Hexenhut

»Pina Moonwalk, hast du deine Hausaufgaben erledigt?« Tante Emma stand im Flur des schmalen Hauses, Ruffini-Platz 13, und versuchte, mit ihrer Stimme bis zum Dachstübchen im vierten Stock durchzudringen. »Die Geschichte der Zauberei, siebtes Kapitel, ich hoffe, das sitzt! Ich frage dich noch ab, bevor du ins Zeltlager fährst«, rief sie. »Wie sieht es mit Kräuterkunde aus? Farbzauberei? Und bitte, verschwende nicht wieder zu viele Beschleunigungspillen!« Tante Emma wartete keine Antwort ab, denn im selben Moment bimmelte die Ladenglocke ihres Kräuterladens. »Ach Antonia, du bist es. Na, hat der Lindenblütentee geholfen?« Und schon war Tante Emma im Kräuterladen verschwunden, um sich um ihre Kundschaft zu kümmern und den neuesten Tratsch vom Ruffini-Platz auszutauschen.

Pina, die in ihrem Zimmer auf dem Bett auf und ab hopste, musste grinsen. Hausaufgaben – pah!

Pina Moonwalk war ein Hexenmädchen. Ein Hexenmädchen, das im Hexendorf Greenhill aufgewachsen war und jetzt in der Menschenwelt lebte.

Zusammen mit ihren beiden Tanten, Emma und Geraldine Moonwalk, die ebenfalls Hexen waren, wohnte sie in einem schmalen, vierstöckigen Haus am Ruffini-Platz. Die beiden Tanten führten einen Kräuterladen und verblüfften ihre Kunden immer wieder mit ihren ungewöhnlichen Rezepten und Ratschlägen. Einmal hatte Emma Moonwalk einem kleinen Jungen Holunderbonbons mit einer speziellen Brausefüllung mitgegeben – am nächsten Tag hatte er beim Fußballturnier vier Tore hintereinander geschossen.

Nur wenige Menschen kannten das Geheimnis der Familie Moonwalk. Die meisten hielten die drei Bewohnerinnen vom Haus Nummer 13 für etwas sonderbare, aber äußerst nette und hilfsbereite Nachbarinnen.

Und jetzt kam auch noch ein Huhn in Pinas Dachstübchen geflogen! Es flatterte zu Pina auf die Matratze und begann, neben dem Hexenmädchen auf und ab zu hüpfen.

»Verflixt verhext, was für ein Spaß«, gluckste Pina und machte einen Purzelbaum.

Wenn die beiden Tanten nicht in ihrem Kräuterladen beschäftigt waren, unterrichteten sie abwechselnd ihre Nichte. Schließlich sollte Pina eine gute Hexe werden, die ihre Zauberkraft geschickt und klug einsetzte! Zum Unterricht gehörten jede Menge Hausaufgaben.

Aber auf Hausaufgaben hatte Pina genauso wenig Lust wie alle anderen Kinder irgendwo auf der Welt. Kräuterkunde? Geschichte der Zauberei? Ach was, so genau ging es doch nicht! Pina fand es viel besser, Unfug zu hexen.

Manchmal zauberte sie Bananen oder Luftballons an Bäume oder ließ mitten im Sommer ein paar Schneeflocken vom Himmel rieseln. Wenn sie sich nicht gleich auf ihren Hexenbesen setzte, um ein wenig herumzufliegen. Sie musste nur »Oki-doki, flitze-toki« rufen, schon war sie in der Luft und konnte sich den Ruffini-Platz von oben ansehen.

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Am Ruffini-Platz gab es hübsche Geschäfte und bunte Häuser mit verschnörkelten Balkonen. In der Mitte plätscherte ein Springbrunnen. Auf dem Pflaster standen die Tische und Stühle von Giovannis Eisdiele. Giovanni servierte das beste Erdbeereis der Welt!

Im Haus gegenüber, Nummer 28, wohnte Mellie Ehrenthal, Pinas beste Freundin. Mellie gehörte zu den wenigen Menschen, die Pinas Geheimnis kannten.

Wenn Pina einen Steckbrief über sich verfassen müsste, würde er so aussehen:

Name: Pina Moonwalk

Wohnort: Ruffini-Platz 13

Besondere Kennzeichen: Rote Locken und Sternchentattoo auf der linken Stirnseite

Beste Freundin: Mellie Ehrenthal, ein Menschenmädchen

Hobbys: Fliegen auf dem Hexenbesen, verrückte Sachen zaubern

Haustier: Huhn Huberta

Das mag ich: Abends lange aufbleiben, Popcorn, Abenteuer

Das mag ich nicht: Zauberunterricht bei Tante Emma, Verbote, Hausaufgaben

Tante Emma vergaß leider nie, die Hausaufgaben zu kontrollieren und Pina abzufragen. Aber nächste Woche, da gab es keine Hausaufgaben – ha!

Pina trällerte vor sich hin, während sie zusammen mit Huberta höher und höher hopste. Morgen würde sie in ein Zeltlager fahren! Zusammen mit Mellie. Und mit Robin, der ebenfalls am Ruffini-Platz wohnte und ihr Geheimnis kannte. Und mit Noel aus Greenhill, einem Zauberjungen, an den sie mehr dachte, als sie je zugeben würde …

Pina machte zum Abschluss einen Handstand, dann ließ sie sich rückwärts in einen Kissenberg plumpsen und verschränkte die Hände hinter ihrem Kopf.

Sie blickte nach oben zu ihrem Dachfenster, das offen stand. Weiße Wolken schoben sich über den kornblumenblauen Himmel. Von der Ferne hörte Pina die vertrauten Geräusche des Ruffini-Platzes. Das Anfahren eines Lieferwagens, Hundegebell und muntere Gespräche, die sie nicht verstehen konnte, weil sie zu weit weg waren.

Wie es wohl werden würde im Zeltlager? Ein wenig mulmig war Pina schon zumute. Immerhin kamen alle anderen Kinder aus der Menschenwelt. Ob sie gut mit ihnen auskommen würde? Pina beobachtete eine Wolke, die jetzt aussah wie ein Drachenkopf, und kam ins Grübeln.

Je mehr sie grübelte, umso stärker wurde das flaue Gefühl in ihrem Bauch. Mellie hatte Pina erzählt, dass sie etwa 50 Kinder sein würden. Es würde verschiedene Freizeitangebote geben und immer fünf Mädchen oder fünf Jungs bildeten eine Zeltgemeinschaft.

Bestimmt war es komisch, mit fremden Mädchen in einem Zelt zu schlafen. Worüber sollten sie sich unterhalten? Pina Moonwalk war ein Hexenmädchen. Die anderen gehörten zur Menschenwelt.

Der Drachenkopf veränderte sich. Er zog sich in die Länge und sah nun aus wie eine plattgedrückte Hundeschnauze. »Wuff, wuff!« Passend dazu war erneut Hundegebell zu hören. Bestimmt war das Augustus, der Dackel von Mellies griesgrämigem Nachbarn.

Es gab so viele Dinge, die Pina nicht wusste. Und es gab so viele Dinge in Pinas Leben, die andere Menschen nicht von ihr wussten. Und die sie auch niemals wissen durften!

Dass sie ein Hexentattoo auf der linken Stirnseite trug.

Dass sie aus einem Dorf namens Greenhill stammte, das von einer durchsichtigen Schutzhülle umschlossen war.

Dass sie zaubern und fliegen konnte.

Ihre Tage verliefen ganz anders als die Tage von Menschenkindern. Sie ging nicht zum Ballett, nicht zu den Pfadfindern, hatte keinen Klavierunterricht und hatte noch niemals ein Schulhaus betreten.

Was würde sie sagen, wenn andere Kinder sie nach der Schule fragten? Sollte sie antworten: »Der Schwebezauber klappt schon ganz gut, aber Kräuterkunde ist wirklich schrecklich langweilig …«

Und wer hatte schon ein Huhn als Haustier?

Welche Musik wohl die anderen Mädchen hörten? Bestimmt nicht die Songs von »Panic Love«.

Pinas Blick wanderte vom Dachfenster zur Wand. Dort hingen Fotos und Zeitungsausschnitte der angesagtesten Band der Zauberwelt. Pina sammelte alles über »Panic Love«.

Erst neulich hatte sie Mellie einen Artikel vorgelesen, in dem ein Reporter der »Greenhill Post« berichtete, wie er die vier Bandmitglieder zu Hause besucht hatte. Mellie wusste seitdem, dass der größte Hit der Band der »Gespenster-Tango« war. Sie wusste, dass Pina am liebsten den »Teekannen-Rap« mochte und dass man zu »Tausend Sterne in der Nacht« besonders gut tanzen konnte.

Je mehr Pina grübelte, umso mehr zog es in ihrem Bauch. Nachdenklich streichelte sie Huberta, die neben ihr auf dem Kissen hockte.

Was, wenn sie im Zeltlager bei irgendwelchen Spielen nicht mitspielen durfte, weil sie die Regeln nicht wusste? Pina kannte Spiele aus der Welt der Hexen und Zauberer – Wettfliegen mit dem Zauberbesen oder so – aber kein einziges Spiel aus der Menschenwelt.

Das meiste, was sie über die Menschenwelt wusste, hatte Mellie ihr erklärt. Mellie, die ihr gestern ein Versprechen abgerungen hatte. Wenn Pina sich daran erinnerte, wurde ihr ganz schlecht. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, wie das, was Mellie sich so sehr von ihr wünschte, funktionieren sollte.

Pinas Blick wanderte wieder nach oben. Jetzt kam eine hübsche, kleine Wolke in ihr Blickfeld. Die Wolke sah aus wie eine Blüte. Nein, es war ein Teddybär. Oder halt, ein kugelrundes Schaf mit molligem Fell …