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© 2020 (Erstauflage), Claus Bernet.
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Berlin, 22. Januar 2020

Edition Graugans, Berlin
Herstellung und Verlag: Bod - Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783750486478

GG Wissenschaft ist ein Imprint der Edition Graugans, Berlin

Inhaltsverzeichnis

Einführung

Das Himmlische Jerusalem bietet den Menschen Schutz, doch wer schützt die Kunstwerke mit den Darstellungen des Himmlischen Jerusalem vor Menschen und Umwelt? Meisterwerke benötigen dringend Schutz und Aufmerksamkeit, denn ohne diese wären sie allzu häufig vor Zerstörung, Abriss oder Beseitigung nicht sicher. Das ist vor allem in Westeuropa der Fall, wo immer mehr Menschen keiner der großen christlichen Konfessionen mehr angehören, die Kirchen leer stehen, die Gelder für Restaurierung oder auch nur Instandhaltung nicht mehr aufgebracht werden können.

Genau hier helfen Denkmalschutz, Denkmalpflege und der Weltkulturerbe-Gedanke. Mit ihrer Unterstützung konnten in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Bauten saniert werden, Kunst- und Sakralgegenstände gerettet werden – einige besondere davon werden in diesem Band näher vorgestellt. Darunter sind große Kathedralen, mittelalterliche Freskomalereien, buntfarbene Bleiglasfenster, goldene Reliquiare und Tabernakel, orthodoxe Weltgerichtsikonen, monumentale Grabmäler und großflächige Mosaike sowie kostbare Tapisserien. Die Beispiele kommen aus europäischen Ländern ebenso wie aus Asien, aus Nord- und Lateinamerika oder sogar aus Australien. Zu Denkmalen gehören auch Epitaphe, Ehrenmäler oder Gedächtnisfenster, die als Denkmal zur Erinnerung einer bestimmten Person oder eines historischen Ereignisses gesetzt wurden. Vor allem im angloamerikanischen Raum ist diese Form des kollektiven Gedenkens populär und wird gerne, wie wir sehen werden, mit dem Himmlischen Jerusalem in Verbindung gebracht.

Manchmal genügt bereits ein einziges hochwertiges Kunstwerk, um einen gesamten Bau unter Denkmalschutz zu stellen. Dies ist etwa der Fall bei der St Benet’s Kapelle in London. Meist aber gelangen Kunstwerke mit dem Neuen Jerusalem in den Schutz, weil das Bauwerk, in dem sie sich mehr oder weniger zufällig befinden, zum Denkmal erklärt wird. Es kann auch sein, dass ganze Anlagen oder sogar großräumige Regionen unter Schutz gestellt werden – beispielsweise erhielten so mehrere einzelne Fresken und Gemälde mit dem Jerusalem-Motiv den Denkmal-Status, als der gesamte Kreml unter Schutz gestellt wurde.

Überaus viele Kunstwerke mit einer Darstellung des Neuen Jerusalem sind auch Teil des UNESCO-Weltkulturerbe. Seit 1978 sind jedoch bereits so viele Bauwerke, Bauanlagen, ja ganze Städte und Regionen in diese Liste aufgenommen worden, dass nur in Ausnahmefällen darauf hingewiesen wurde. Während sich aus dem Denkmalbegriff konkrete Rechtspositionen ableiten lassen, ist der Titel "UNESCO-Weltkulturerbe" ohne finanzielle oder juristische Folgen, sondern hat mehr appellativen Charakter. Daher macht es Sinn und ist für das historische und kulturelle Erbe der Menschheit von Bedeutung, wenn die hier vorgestellten Kunstwerke auch als universale Denkmale wahrgenommen werden.

Kathedrale von Sens: Westfassade (um 1205)

Irene Plein: Die frühgotische Skulptur an der Westfassade der Kathedrale von Sens, Münster 2005.

Die katholische Kathedrale von Sens in Burgund ist eine der ersten sakralen Großbauten der Gotik. Direkt über dem Mittelportal wurde die Kathedrale um 1205 mit zwei Medaillons ausgestattet. Die Darstellung in Medaillons auf einer Fassade ist in der frühgotischen Skulptur neu und typisch für die antikisierenden Strömungen um 1200. Vorbild war die römische Kunst (Konstantinsbogen in Rom). Die erkennbaren Zerstörungen sind das Werk der Französischen Revolution – davon ist auch der einstige Figurenschmuck (Engel, Petrus?) des Himmlischen Jerusalem betroffen, das sich zweifach in jeweils einem eigenen Medaillon über dem Tympanon befindet. Oben ist die Himmelspforte offen, unten geschlossen. Links und rechts des mittleren Zugangs findet man auf beiden Medaillons weitere Tore und Türme.

Glockenturm von Mimizan (um 1220)

Georges Beaurain: Le Portail de l'Église de Mimizan, Paris (1904).