Der
zu ihrem 100sten Geburtstag im April 2020
zugeeignet
»Die heutige Novelle ist die Schwester des Dramas und die strengste Form der Prosadichtung.«
(Theodor Storm 1881)
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie, detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
© 2019 Erk F. Hansen
Herstellung und Verlag:
BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7494-5719-9
Internetzugang wird nicht gewährt, zumindestens nicht während der Untersuchungshaft (nach §112(2) 3. StPO), und einen Fernseher will ich nicht. Ob ich Bücher in meiner Zelle haben dürfe? Ja, natürlich, das sei kein Problem. Also habe ich mir das Buch, das mein Zellennachbar (Körperverletzung mit Todesfolge) mir (Mörder?) empfohlen hat, als ich ihm meinen Fall (nach §238(1) und (3) StGB) erzählt hatte, aus der Bibliothek geholt; er meinte, es hätte vielleicht eine Menge mit mir zu tun. Abwarten. (Aber den Satz (3) habe ich nicht gewollt, ehrlich nicht. Ich liebte sie doch.)
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Dihydrogenoxid. Der Ausdruck »in's Wasser gehen« macht hier am See auch nicht wirklich Sinn (Nordsee wäre was anderes). Vielleicht hätte ich einen Amoklauf an der Schule starten sollen (der Alarm klingt ziemlich cool), aber dabei hätte ich auf der falschen Seite des Laufs gestanden. Und gesetzt, es gäbe in Deutschland die Todesstrafe mit der Maßgabe, dass man sich seine Hinrichtungsmethode frei wählen dürfe: ein 'langsames zu Tode Altern' zählte da wohl nicht, oder? Aber ganz so schlimm wird es nicht kommen: maximal fünf Jahre Haft, eher weniger. Hoffe ich jedenfalls.
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Meine Leute nannten sie nur »Czech Hottie«, für mich war sie vom ersten Augenblick an, da ich anfing, auf sie zu achten, »die schöne Tschechin«, was mir von meinen Leuten manche ironische Bemerkung eintrug, aber ich blieb dabei, und so gewöhnten sie sich daran. Natürlich hatte sie auch einen Namen, einen ebenfalls sehr schönen, wie ich fand (diese Meinung behielt ich dann aber doch lieber für mich): lauter Vokale, nur ein einziger weicher Konsonant dazwischen, bei dem sie von allen anderen gerufen wurde. Von dem Tag der zweiten gemeinsamen Deutschstunde an an wusste ich, dass ich sie in's Bett kriegen wollte, und wäre es dabei geblieben, wer weiß, dann wäre die ganze Sache, die mich hierher gebracht hat, vielleicht niemals passiert - jetzt ist es zu spät. Es gibt sie nicht mehr. Wahrscheinlich haben ihre Eltern sie in Prag beigesetzt, wo sie herkam. Es tut mir alles so leid. Ich hab's einfach verbockt. Ich liebe sie noch immer.
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Die U-Haft konnte maximal sechs Monate dauern und würde mir später - sofern es denn zu einer Verurteilung käme - auf meine Haftstrafe angerechnet, sagte er. Tröstlich. (Und wenn ich freigesprochen werde: kriege ich dann eine Entschädigung?)
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Für eines war ich allerdings dankbar, zugegeben: Sie hatten mit ihrem Wagen dezent außerhalb des Schulgeländes gewartet, bis die beiden Typen in Zivil mich hingebracht hatten, und hatten mich nicht in Handschellen vor aller Augen mit auf den Rücken gedrehten Armen abgeführt. Ich hätte mich zu Tode geschämt, glaube ich.
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Ob ich im Gefängnis nicht arbeiten müsste, Tütenkleben oder so, fragte ich meinen Anwalt. Er lächelte schwach: nein, Untersuchungshäftlinge unterlägen nicht der Arbeitspflicht. Und das mit dem Tütenkleben sei heutzutage auch nicht mehr so.
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Ich konnte nur immer wieder dasselbe sagen: ich habe das nicht gewollt. Es war ein Unfall. Gut, er wäre nicht passiert, wenn ich nicht da gewesen wäre, klar. Klar auch, dass es eine Reaktion von ihr auf mich war, die den verhängnisvollen Schritt rückwärts auslöste, aber ich habe sie weder bedrängt noch berührt, ehrlich.
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Die U-Haft ließe sich bei Hinterlegung einer entsprechenden Kaution außer Vollzug setzen, meinte mein Anwalt, das sollte für meine Eltern doch kein Problem sein? Aber das wollte ich nicht: Die Alternative, zuhause herumzusitzen und ihren Fragen und Vorwürfen ausgesetzt zu sein war schlimmer als das hier. Ich wollte lieber bleiben, wo ich war (und kam nachher dann doch schneller aus der U-Haft frei, als ich erwartet hatte, auch ohne Kaution).
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Ich lag auf dem Bett und las. Das war schon ganz schön derber Stoff, und was der Typ über Religion abließ, war auch nicht gerade dazu angetan, in Zukunft irgendein weiteres Interesse für dieses Fach aufzubringen - sie hatte es mit Ethik ohnehin besser getroffen; auch mir hätte es nichts ausgemacht, acht Stunden pro Woche bei dem Lehrer zu haben, er war zumindest gut erträglich. Aber die ganze Atmosphäre bei Sade, seine Menschen- und insbesondere seine Frauenverachtung: habe ich das tatsächlich auch in mir? Ich weiß nicht.
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»Er verfiel jener unglückseligen Abirrung, die uns Genuss am Leid des anderen finden lässt, ihm wurde bewusst, dass eine irgendeinem Gegenpart zugefügte gewalttätige Handlung das Gesamtnetz unserer Nerven in eine Schwingung versetzt, deren Wirkung die animalischen Geister, die im Hohlraum unserer Nerven fließen, reizt, sie zwingt, auf die erektiven Nerven zu drücken und dadurch das zu erzeugen, was man ein wollüstiges Gefühl nennt.« Wenn man sowas liest - oder auch: »Nicht im Genuss besteht das Glück, sondern im Verlangen, im Zerbrechen der Schranken, die man gegen dies Verlangen errichtet«, dann wäre es schon denkbar, dass das ein bisschen 'abgefärbt' hat, dass es mich sie ein wenig durch die 'Sadesche Brille' hat wahrnehmen lassen, ohne dass ich das damals wusste. Ich muss ehrlich sein, jedenfalls zu mir selbst: Es ging mir um die Befriedigung meiner Lust auf sie, zunächst jedenfalls. Danach wurde dann ja alles ganz anders.
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Zu denken gab mir dann aber folgende Passage: »Das Objekt, das seinem Wesen nach keinen anderen Wert besitzt als den, den unsere Geilheit ihm verleiht, erscheint so, wie es ist, sobald unsere Wollust gelöscht ist. Je heftiger die Erregung, desto mehr wird das Objekt entzaubert, wenn die Erregung den Zauber nicht mehr nährt.« Das war halb richtig und halb falsch: Sah ich sie nicht tatsächlich erst nach der »Löschung meiner Wollust« so, wie sie wirklich war - und verliebte mich in dieses jetzt unverzerrte Bild ihres Wesens? Aber das war keine »Entzauberung«, im Gegenteil: Erst jetzt entfaltete sich ihr ganzer Zauber, ihre wunderbare Persönlichkeit, und nahm mich gefangen. Wäre es doch umgekehrt gekommen.
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»Aber die Leidenschaften eines Mannes können einen Grad erreichen, von dem an keine Stimme sie zu bändigen vermag.« Wohl wahr.
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Tja, das Abitur war erstmal futsch; es war kaum damit zu rechnen, dass sie mich 'rauslassen würden, um wieder zur Schule zu gehen - und an mein Internat schon gleich gar nicht, dort konnte ich mich nie wieder blicken lassen, soviel war klar. Wenn überhaupt, käme vielleicht Lund in Frage, aber auch da war ich im Moment verdammt weit weg von. Selbst Schuld.
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Was er noch versuchen wollte: Trotz meiner Volljährigkeit das Jugendstrafrecht zur Anwendung zu bringen, sollte ich tatsächlich schuldig gesprochen werden; dann wäre sicherlich noch eine Bewährungsstrafe möglich. Auch gut.
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Wurde man als Vorbestrafter überhaupt zum Studium zugelassen? Ich wusste es nicht. Vielleicht musste man bei der Immatrikulation ja ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen oder so; und wenn, dann war das Abi auch egal, dann brauchte ich das nicht mehr. Würde ich eben Kaufmann werden, wie mein Vater, auch er hat gutes und ehrliches Geld verdient, das muss man schon sagen.
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»Es ist leider allgemein zu beobachten, dass die sinnliche Ausschweifung jedes Mitgefühl abtötet: Verhärtung ist die übliche Folge.« Aber nur momentan, nicht dauerhaft, das ist es ja eben!
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»Ich hatte die grausige Genugtuung, auf diese Weise zu erfahren, dass es außer den Menschen, die sich - von Rache oder unzüchtigen Lustgefühlen gelenkt - an dem Schmerz anderer ergötzen, auch solche gibt, die daran in ihrer barbarischen Veranlagung ebenso große Freude haben, nur weil ihr Hochmut oder eine gräßliche Neugierde befriedigt wird.« Galt das, wenn man den Quatsch mit der Rache und der barbarischen Veranlagung mal wegließ, auch für mich?
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»Dass ihr mit diesem Geschlecht Götzendienst treibt; eine Frau ist gemacht, damit man an ihr seine Lust spüre, und nicht damit man sie anbete.« In genau diesem Sinne hatte ich sie wohl doppelt verfehlt: erst das eine, dann das andere, Verdirnung und Verengelung sozusagen. (Fausts Sicht auf Gretchen.)
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»So schön eine Frau auch sein mag, so leidenschaftlich man sie auch begehrt, es ist unmöglich, sich nicht nach 14 Tagen an die Gleichartigkeit ihrer Züge gewöhnt zu haben. Und wie kann das, was man auswendig kennt, die Begierde entflammen?« You couldn't be more wrong, man.
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Ich kriegte sogar relativ häufig Besuch, musste dabei aber weder Sträflingskleidung noch Handschellen tragen, auch saß kein Bulle ständig in Hörweite, wie man das aus Filmen kannte. Es waren aber meist mühsame Gespräche, die sich mit der Frage nach meiner Befindlichkeit und dem Erzählen einiger Belanglosigkeiten aus der Außenwelt fast schon erschöpften und in immer länger werdende peinliche Pausen ausarteten, die ich nicht zu überbrücken versuchte. Komisch, dass alle immer noch einen wichtigen Termin hatten nach diesem Besuch, der ihnen zuvor scheinbar entfallen war.
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»Man muss erfassen, dass die Dinge in unseren Augen nur den Wert besitzen, den unsere Phantasie ihnen beimisst.« Was sie für mich war, war mir damit mehr als nur klar - aber hatte ich überhaupt eine Chance, in ihr auch das zu sehen, was sie an sich selbst sein mochte? War nicht immer ich es, der sie wahrnahm, und konnte ich meine Phantasie überhaupt ausschalten? War nicht meine Phantasie tatsächlich ein Spiegel, der sie verzerrte, indem er sie verschönte und so mein Begehren reizte? Und hatte Sade nicht Recht, wenn er sagte, dass der Sinnengenuss immer von der Phantasie abhängt und von ihr gelenkt wird?
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Manchmal versuche ich noch, die alten Bilder, oder besser: Wunschträume, oder noch besser: Wahnideen in mir wachzurufen, aber es gelingt nicht mehr, es bleiben merkwürdig blasse Erinnerungen, die kaum noch etwas mit mir zu tun haben, wie wenn es Erinnerungen eines anderen wären, von dem ich sie bloß erzählt bekommen hätte. Klar: sie richten sich in's Nichts, weil diejenige nicht mehr da ist, an die sie andocken könnten.
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»Lieben und genießen sind zweierlei Dinge« - aber wenn aus dem Genuss das Lieben folgt? Wenn aus dem bloß 'dienenden Objekt' der Befriedigung das 'Subjekt' wird, auf das sich das Lieben richtet? Was dann?
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»Es muss ihm dann einfach gleichgültig sein, ob dieses Objekt glücklich oder unglücklich ist - vorausgesetzt freilich, dass er sich ergötzt hat« - oh, ich hatte mich ergötzt, aber jetzt war nicht sie unglücklich, sondern ich, eben weil sie mir jetzt nicht mehr gleichgültig war.
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Mein Verteidiger meinte, so schlecht stehe es gar nicht um meine Sache, wahrscheinlich kriegte man die Geschichte sogar auf die 'Unglücks'-Schiene; blöd sei natürlich der allzu eindeutig dokumentierte Tatbestand der Nachstellung, und da gebe es dann ja doch einen ursächlichen Zusammenhang. - Ich habe nur mit halbem Ohr hingehört, es spielt alles keine Rolle mehr, ich habe sie auf dem Gewissen, soviel steht fest. Soll er seinen Job machen und das Strafmaß drücken, soweit er kann, ich werde jede Strafe ohne Widerrede annehmen, das schulde ich ihren Eltern, das schulde ich mir. Rückgängig machen lässt sich nichts mehr.
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Selbst bei einer Strafe auf Bewährung: Würde ich das jemals wieder loswerden? Würde es irgendwann in meinem Leben wieder eine Zeit geben, in der ich mich frei und unbelastet fühlen konnte? Wo ein Denken an sie wieder schmerzfrei möglich war?
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Kann sein, sie lassen mich demnächst aus der UHaft 'raus, Fluchtgefahr bestehe nicht (witzig: wohin sollte ich denn fliehen? nach Prag?), dann könnte ich vielleicht doch die Schule fortsetzen... Ich unterbrach meinen Anwalt rüde: Auf keinen Fall würde ich in die Schule zurückgehen, nicht mal als Externer, er solle mich lassen, wo ich bin, ich hätte ein Bett, bekäme Brot und Wasser in ausreichender Menge und würde bei den Vernehmungen nicht gefoltert. Nicht mal er lächelte.
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»Ich gebe zu, als ich ihre Reize und ihre Anmut einmal erkannt hatte, verlangte ich nur nach ihrem Körper, doch nie nach ihrer Zuneigung.« (Wenn es dabei doch bloß geblieben wäre!) »Ich beschloss, sie zu überrumpeln, statt sie zu verführen: In der ersten Methode war ein gewisser Verrat einbezogen, was mir Vergnügen bereitete. Ein Jahr lang versuchte ich alles mögliche und unmögliche, ohne aber an's Ziel zu gelangen.« (Das hatte ich besser hinbekommen. Einerseits.)
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Der Prozesstag am LG Konstanz: Mir war richtiggehend übel, als ich ihren Eltern gegenübertreten sollte, die mit mir sprechen wollten. Sie sprachen recht gut Deutsch, deshalb ohne Dolmetscher. Sie wollten von mir noch einmal genau hören, wie es passiert war, ich verschwieg nichts. Ich sagte sogar, dass ich mich in Ihre Tochter verliebt hätte, und deswegen... »und deswegen haben Sie sie getötet«, sagte die Mutter, nicht einmal wütend, nur unendlich traurig. Da konnte ich nicht mehr. Ich brach in einem Weinkrampf zusammen, es kam einfach aus mir heraus, es schüttelte mich, ich weinte, weinte, ich schrie sogar nach ihr, glaube ich. Man führte mich weg, das Gespräch war beendet. Ich hatte ihren Eltern nicht einmal sagen können, wie unendlich leid es mir tat, was ich verschuldet hatte. Ich hoffe, sie haben es trotzdem verstanden, auch so.
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Ich habe nicht gewusst, dass sie eine Schwester hat, zwei Jahre jünger als sie, ich sah sie das erste Mal bei der Verhandlung: eine jüngere Ausgabe ihrer selbst, sie hätte beinahe auch als ihre Zwillingsschwester durchgehen können. Es traf mich wie ein Schlag in die Magengrube - wie wenn sie wiedergeboren wäre. (Ihren Namen habe ich nicht erfahren, ich fragte auch nicht danach.)
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Ich hatte das Gefühl, dass sie meinen Aussagen glaubten, vor allem deshalb, weil ich ihnen auch Dinge erzählte, von denen mein Anwalt mir dringend abriet: Kein Angeklagter könne gezwungen werden, sich selbst zu belasten, ich dürfe und sollte die Aussage zu bestimmten Punkten verweigern. Aber das wollte ich nicht, ich wollte, dass über die ganze Wahrheit gerichtet würde, das war ich ihr (und meiner Selbstachtung) schuldig. Und auch ihren Eltern.
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Freispruch aus Mangel an Beweisen: Es war mir nicht nachzuweisen, dass ich sie gestoßen hätte oder so. Bedrängt hatte ich sie allerdings, auch über einen längeren Zeitraum, und so ihren Tod ggf. schuldhaft mit bewirkt, wenn auch nicht unmittelbar verursacht. Mein Anwalt meckerte herum ("Freispruch zweiter Klasse"), ich sagte ihm ziemlich grob, er solle das Maul halten, woraufhin er beleidigt von dannen zog.
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Freispruch also, ok, das wäre überstanden. Jetzt musste ein Neuanfang her, aber wo? Und wie? Eines jedoch war sicher: Diese unendliche Traurigkeit wegen ihr und dem, was ich ihr angetan hatte, würde bleiben, in mir, und für immer. Das jedenfalls wusste ich sicher.
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»Liebe nennt man das Gefühl in unserem Innern, das uns, sozusagen gegen unseren eigenen Willen, zu irgendeinem Objekt hinzieht, das uns heiß wünschen lässt, uns mit ihm zu vereinen, dauernd in seiner Nähe zu sein, das uns schmeichelt, uns berauscht, wenn wir die Vereinigung erreichen, und uns enttäuscht zerreißt, wenn irgendwelche Umstände uns zwingen, die Vereinigung aufzulösen.« Ja.
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»Da sie zu einer gewissen Übersinnlichkeit führt, die dem Liebenden Handlungen, Bedürfnisse, Wünsche eingibt, die er genauso stark empfindet wie seine eigenen, wird sie dadurch außerordentlich gefährlich.« Ja, auch das.
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»Und das ruhigste Leben vertauschen wir allmählich - indem wir diese Ketten annehmen mit dem grausamsten, das man sich auf der Welt nur vorstellen kann.«
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»Ich werde den Körper bekommen, den ich begehre, und nicht die Seele, die mir nichts nützt. Würde der Mann sich mehr um seine wahren Interessen kümmern, würde er sein Herz mit diesem grausamen Fieber, das es verbrennt und austrocknet, verschonen! Wenn er sich überzeugen könnte, dass es nicht nötig ist, geliebt zu werden, um zu genießen, dass die Liebe viel eher dem Genusse schadet, als ihm zu dienen, würde er sich diesem übersinnlichen Gefühl entziehen, das ihn blind macht; er würde sich dem schlichten Genuss des Körpers hingeben, würde das wirkliche Glück kennen und für immer von dem Kummer, der mit seiner gefährlichen Empfindsamkeit untrennbar verbunden ist, verschont bleiben.« Wenn es nur so einfach gewesen wäre!
Sie war erst zur zweiten Schulwoche angereist, warum weiß ich nicht, das hatte vielleicht mit der Lage der Ferien in ihrem Land zu tun, was weiß ich. Jedenfalls war sie mir nicht gleich aufgefallen, denn der halbe Jahrgang war einander ja noch unbekannt, und das Integrationswochenende hatte sie versäumt. Da ich aus der 10. Klasse in die Oberstufe 'rübergewechselt war, kannte ich ungefähr die Hälfte der Leute, die andere Hälfte war erst jetzt von außen dazugekommen, und wir alle waren damit beschäftigt, uns auf unseren Flügeln einzuleben, die Unterrichtsräume zu finden und die Lehrer kennenzulernen, da konnte man mehr oder weniger Glück haben, die meisten hatten ihren Ruf ja voraus. (Ich hatte eher Glück.)
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Das erste, was ich - auf dem Weg zum Esssaal - zufällig mitbekam (das war am Ende der zweiten Schulwoche), war eine kurze Bemerkung über sie von zwei Mädchen, die mit ihr auf dem gleichen Flügel waren: sie sei »nett - und ziemlich hübsch«. Na, das galt für viele unserer Mädchen, also nichts Besonderes. Das erste Mal selbst gesehen habe ich sie dann am Dienstag, wo einer meiner Kumpels mich auf sie aufmerksam machte: »Guck' mal, da drüben sitzt die Neue aus Tschechien.« Ich sah hinüber, doch sie saß mit dem Rücken zu mir, so dass ich nur ihre Haare sah: langes, dunkles, fast schwarzes Haar, glatt herabfallend und 'wohlgebürstet', wie mir auffiel. Ich achtete nicht weiter auf sie.
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Dann, am Mittwoch, sah ich sie das erste Mal wirklich: Wir hatten zusammen Deutsch, jetzt saß sie da, mir gegenüber, und ich konnte ihr Gesicht sehen. Die Mädels hatten recht: Sie war tatsächlich sehr hübsch, gepflegt gekleidet, dezent geschminkt, war in der Stunde aber sehr still. Ich achtete nicht weiter auf sie.
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Freitag wieder Deutsch. (Wie ich später erfuhr, hatte sie neben Deutsch und Physik zweistündig auch noch Ethik bei ihm). Diesmal war sie alles andere als schweigsam, Deutsch schien ihr doch zu liegen, obwohl sie in der ersten Sitzung nichts gesagt hatte, und als ich ihre Stimme zum ersten Mal hörte, diese dunkle Stimme mit ihrem leichten Akzent, den sie aus dem Tschechischen mitbrachte, traf es mich völlig unvorbereitet, stand dieser Gedanke mit einem Male vor mir da, den ich nicht mehr abschütteln konnte: Ich wollte sie in's Bett kriegen. Unbedingt. Von nun an achtete ich auf sie.
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Ein wunderbarer Oktobernachmittag (dass es um diese Jahreszeit noch so warm sein konnte! schimpft sich Klimawandel); wir waren zum Hafen hinuntergegangen, zu zehnt: sechs Jungen und vier Mädchen, darunter auch sie. Ich hatte sie morgens nach Deutsch angesprochen, ob sie Lust hätte, mitzukommen (Brückentag!), sie hatte kurz überlegt und dann ja gesagt, erfreut, wie mir schien. - Wir hatten es uns auf dem Gras gemütlich gemacht, quatschten ein bisschen; da ich in der Nautik war, schlug ich irgendwann vor, mit einem der Boote auf den See hinauszufahren, bevor es zu kühl dafür wurde, man könnte ja auch noch mal in's Wasser springen. Vier Leute hatten keine Lust, aber sechs wollten mit, auch sie, was mich ehrlich freute. Wir machten also das Boot klar, ich übernahm das Steuer, wir entfernten uns vom Hafen, fuhren Richtung Teufelstisch. So ziemlich auf halbem Wege wollten einige in's Wasser, ich bot an, im Boot zu bleiben, um die Leute nachher wieder an Bord zu ziehen. Die Jungs hatten Badehosen drunter angezogen und sprangen zuerst rein, die beiden Mädels hatten sich Zeit gelassen und zogen erst jetzt ihre Klamotten aus; meine schöne Tschechin streifte ihr leichtes blaues Kleid über den Kopf und ich konnte meine Augen nicht von ihr loskriegen: Sie sah phantastisch aus in ihrem dunkelblauen Bikini, den sie darunter trug. Dann ließen sich auch die beiden über Bord gleiten, ich blieb allein zurück. Und dann, als ich mich unbeobachtet glaubte, tat ich etwas, was ich nicht für möglich gehalten hätte: Ich nahm rasch ihr Kleid auf, drückte es mir in's Gesicht und atmete mehrmals tief ein: ihr Geruch war drin… ein Wahnsinn.
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Das Wasser war allerdings doch schon ziemlich frisch, und deswegen dauerte der Spaß auch kaum fünf Minuten, als sie alle wieder an Bord wollten; ich zog einen nach dem anderen über die Bordkante, sie zuletzt, denn so war sie mir am nächsten. Sie fröstelte, ihre Haut eine einzige Gänsehaut; die Spitzen ihrer Brüste, von der Kälte versteift und erhoben, drückten sich deutlich durch ihr Bikinioberteil; ihr dunkles, nasses Haar lag über ihrem Gesicht, sie schnappte sich ein Handtuch und rubbelte es trocken, so dass sie für den Moment meinen Blick nicht bemerken konnte, der auf ihrer Figur, ihren Brüsten, ihren Schenkeln, ihrem Venushügel lag - ich glaube, es war dieser Moment, der mich endgültig verrückt machte nach ihr, nach diesem kräftigen, muskulösen, schönen Körper. Es gelang mir erst am Abend, die Spannung zu lösen, vorübergehend.
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Meinen Leuten konnte nicht verborgen bleiben, wie es um mich stand, auch wenn ich keinem was davon erzählte, aber zwei und zwei lässt sich eben leicht zusammenzählen. - Es war im »Galgen«, abends, wo einer meiner Kumpels plötzlich unvermittelt fragte: »Sag' mal, du stehst schon auf unsere 'Czech Hottie', oder?« »Die schöne Tschechin? Naja, hübsch ist sie…«. »Komm, so wie du sie immer anguckst, ist da mehr - du willst sie, geb's doch zu.« »Ach was.« »Dürfte aber schwer werden, die ist spröde, ich schätze, an der beißt du dir die Zähne aus. Die kriegst du nicht 'rum, wetten?« - Ich fühlte mich an meiner Ehre gepackt, hatte wohl auch schon ein oder zwei Bier zuviel intus (dabei war nicht mal Alkoholtag), und so wurde ich allmählich patzig: »Wenn ich wollte, würde ich sie knacken, ist doch klar.« »Oho, da ist jemand aber sehr selbstsicher - das schaffst du nicht.« »Was wetten wir? Ich krieg' sie in's Bett - bis, sagen wir, Ende Halbjahr?« - Und so kam es zu dieser unseligen Wette (um eine Kiste Wodka übrigens), bei der die Kumpels mir noch zugestanden, mir zu helfen, wenn ich sie darum fragen würde (»diese Wette verlieren wir gerne«). Ich ahnte nicht, dass das tatsächlich schon bald der Fall sein sollte.
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Nun ging es also darum, den Kontakt herzustellen, eine Verbindung zu ihr zu schaffen, was nicht allzu schwer sein sollte, wenn man zwei Fächer zusammen hatte (in Physik war ich sogar ihr Kurssprecher - ob sie mich auch gewählt hat?). - Die eine oder andere Gruppenarbeit zusammen machen, auf dem Weg zum Esssaal ein bisschen plaudern, sich womöglich zusammensetzen beim Essen, anschließend noch einen Kaffee in der Gruft, oder im Café Hahn, allerdings wäre das immer in Anwesenheit anderer; der schwierigere Schritt würde sicherlich sein, einmal mit ihr allein zusammenkommen zu können, Internat halt. Eins nach dem anderen, Fasching war noch weit weg.
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Aber es war gar nicht so einfach, zwanglos in Kontakt mit ihr zu treten: Sie hatte rasch einige Freundinnen gefunden, mit denen sie sich umgab - oder die sie umgaben, was weiß ich -, war aber ansonsten eher zurückhaltend, beinahe scheu, so schien es mir, und ließ sich nicht gerade oft in der Schulöffentlichkeit blicken, wenn man das so sagen kann: In der Raucherecke war sie nie, in's Clubhaus ging sie nicht; sie selbst war im Sozialdienst (Hausaufgabenhilfe), während ich in der Nautik war - und sich einfach mal zu ihr setzen wäre irgendwie blöd gekommen, man ist ja nie unbeobachtet. In der Bibo hatte sich mal ein kurzes, aber oberflächliches Gespräch ergeben, sie hatte sich bald wieder ihrer Arbeit zugewandt und ich zog frustriert ab.
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Das Problem dabei: Ihre Unzugänglichkeit reizte mich nur noch mehr, ich wollte sie unbedingt 'stellen' und merkte selbst, wie meine Gedanken immer stärker um sie zu kreisen begannen. Komischerweise schien ich der einzige von den Jungs zu sein, der sich für sie interessierte, jedenfalls beobachtete ich keine 'Konkurrenten', wenn man das so sagen darf. Vielleicht lag das aber auch an ihrer 'Beinahe-Figur', wie ich das für mich nannte: Sie war eher unterdurchschnittlich groß, aber eben nur 'beinahe'. Ihre Figur entsprach nicht dem Feld-Wald-Wiesen-Ideal, das wir Jungs alle mit uns herumtrugen, sondern war in der Hinsicht nur 'beinahe' perfekt, aber gerade dadurch sehr reizvoll, fand ich; fast hätte man sagen können, sie sei eher 'untersetzt', aber eben nur 'beinahe'. Ihr fester Busen hatte den stützenden BH eigentlich gar nicht nötig; ihre Schenkel waren kräftig, muskulös, beinahe zu kräftig, aber eben nur 'beinahe' - bloß ihr Gesicht, das war nicht nur 'beinahe' schön, das war schlicht unglaublich schön. Und ihre Augen machten einen einfach nur verrückt. Wie ihre Stimme. Ach ja: und sie war nett - sehr, sehr nett sogar. Nicht nur 'beinahe'.
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Weil der Lehrer zu einer Konferenz an die Mittelstufe musste, hatte er am Nachmittags den Religionsunterricht eine Viertelstunde früherbeendet; ich ging also - diesmal allein, weil keiner mit wollte - zum Esssaal, um eine Kleinigkeit zu mit zu nehmen. Da die meisten erst kurz nach vier kommen würden, saßen nur sehr wenige Leute da, doch an einem Tisch, allein für sich - sie. Das war die Gelegenheit, ich könnte sie einfach fragen, ob wir zu morgen in Physik was aufhätten oder so. Rasch legte ich ein paar Sachen auf mein Tablett, ging zu ihrem Tisch, grüßte sie, fragte, ob ich mich zu ihr setzen dürfe, sie lächelte, nickte, ich nahm ihr gegenüber Platz.
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Drei von uns hatten eine Freistunde, die wollten wir nutzen und ein bisschen Physik machen, nächste Woche würde es einen Test geben. Der Mädchenbau lag dem Science Building am nächsten, also gingen wir zu ihr auf den Flügel zum Lernen. Ich war neugierig, wie ihr Zimmer aussehen mochte, wie sie eingerichtet war, und fragte also. - Ihr Bett war mit einer Tagesdecke abgedeckt, darauf nahmen sie und ihre Freundin Platz, ich rückte mir einen Schreibtischstuhl heran. Was mir sofort auffiel, war die große Fahne an der Wand über ihrem Bett, offenbar die tschechische; ich zeigte darauf und fragte sie, ob sie Nationalistin sei. Sie lachte und verneinte. »Aber ich liebe mein Land«, sagte sie. Also wusste ich jetzt auch das.
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»Wie ist Prag denn eigentlich so?« Wir standen im Flur zufällig nebeneinander, warteten auf den Lehrer, ein bisschen Smalltalk musste sein, wir hätten sonst doch bloß auf unsere Smartphones gestarrt; ich weiß nicht, ob das ein guter Einstieg war, ein bisschen weit hergeholt vielleicht, sie schaute auch überrascht. »Prag?«, fragte sie gedehnt zurück, und: »Wie kommst du da jetzt drauf?« »Einfach nur so. Du kommst doch von da, oder?» »Ja...« - wieder in diesem gedehnten Tonfall, wie wenn sie überlegen müsste. »Prag ist schön... sogar wunderschön, vor allem im Winter, wenn nicht so furchtbar viele Touristen da sind. Aber das Mütterchen hat Krallen.« »Krallen?« - ich verstand nicht, was sie meinte, sie lächelte: »Hat Kafka mal über Prag gesagt.« »Das ist eine Metapher, oder?« »Ja.« Dann schwieg sie, und ich wollte nicht nachfragen, weil jetzt andere dazukamen. Blödes Timing für solch ein Thema - blödes Timing von mir natürlich, da hätte man mehr draus machen können.
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Sie war eine 'harte Nuss', wie man so sagt. Zwar immer freundlich, immer verbindlich, aber wie mit einem gläsernen Schleier um sich, der nicht zu durchdringen war: man kam ihr nicht wirklich nahe. Ob sie 'anders' war? Aber auch im Unterricht suchte sie keinen körperlichen Kontakt zu ihren Nachbarinnen, wie das die anderen Mädchen öfters taten, wenn sie sich massierten, gegenseitig die Haare flochten oder ähnliches. Sie blieb höflich-distanziert, ohne einsam zu sein, denn sie war aufgenommen und akzeptiert in der Riege ihres Damenflügels im Mädchenbau. Ich hatte keine Ahnung, wie ich weiterkommen sollte.
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Sie hatte den 'Ehrenkodex', wenn man das so nennen kann, erstaunlich schnell drauf. Dass sie Stipendiatin war, störte keinen wirklich - bei dem Aussehen... und den Mädchen war diese Statusfrage ohnehin egal. Aber ein paar Sachen gab es doch, die ganz und gar nicht egal waren, und wer gegen diese Regeln verstieß, hatte ganz schlechte Karten und blieb dann auch meist nicht mehr lange. Einige Regeln waren unabdingbar, um unsere Freiräume gegenüber der Hausordnung und unseren Mentoren zu sichern und Leitungsratsfälle möglichst zu vermeiden, das brachte bloß Stress und man stand danach unter Beobachtung - nicht gut.
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Es war der Wahnsinn: Sahen sie nicht im Grunde alle gleich aus, jedenfalls sofern sie gut aussahen? Spielte es wirklich eine Rolle, ob sie dunkelhaarig oder blond waren, etwas kleiner oder etwas größer, mit etwas mehr oder etwas weniger Oberweite? Ästhetisch waren sie alle mit ihren runden Formen, den weichen Linien, die die Konturen ihrer Körper bildeten; und wenn das alles in, sagen wir mal, 'optisch gelungener Proportionalität' zueinander stand, waren sie sämtlich zum Anbeißen schön. Wieso, zum Henker, machte also gerade sie, die schöne Tschechin, mich so an? Was war es bei ihr, was die anderen Mädchen nicht hatten? (Und man komme mir nicht mit 'Exotik' oder so was, dann müsste ich verrückt nach unseren Russinnen, Chinesinnen oder Koreanerinnen sein. War ich aber nicht.)
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»War bei dir auch früher Schluss, oder hattest du gerade keinen Unterricht?«, fragte ich. Doch, sie hatte Unterricht gehabt, Ethik, aber weil in der Stunde gerade eine Unterrichtseinheit zuende gebracht worden war, hatten sie zehn Minuten früher gehen dürfen. »Wie ist er eigentlich so in Ethik? Genauso wie in Deutsch und Physik?« »Eigentlich schon«, erwiderte sie, »aber ein bisschen langweiliger, wir machen immer nur Texte. Aber er ist ok.« »Und? Ist Ethik schwer?« Sie dachte einen kurzen Moment nach, kaute an ihrem Brötchen, sagte dann nein, eigentlich nicht, auch wenn sich einige doch ziemlich schwer täten, aber es gebe auch einige gute Leute; sie nannte zwei, drei Namen. »Und du?« Sie lächelte - klar, ihr fiel es nicht schwer, war schließlich nicht Physik, das war nicht ganz so ihr Ding. Meins schon eher.
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Was für alle unsere Schönheiten galt, war: Sie brauchten morgens so ihre Zeit, bis sie sich zurechtgeschminkt hatten. Und dabei musste man ihnen attestieren, dass es ihnen allen (na ja, sagen wir: fast allen) auch auf recht gefällige und dezente Weise gelang. Natürlich galt das auch für die schöne Tschechin, und ich ließ mich gern ein wenig betrügen, fragte mich aber doch manchmal: Wäre ich auch so scharf auf sie, wenn ich sie sozusagen in ihrem 'Naturzustand' sähe? (Frauen sind wie Austern: Erst auf schicke Schale machen, aber wenn man sie geknackt hat, genießt man ihr Fleisch doch im Rohzustand.)
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Nun galt das natürlich keineswegs bloß für die Mädchen; auch einige von den Jungs hielten sich auffällig lange im Bad auf, bis die Frisur saß - was für mich nicht galt, wie ich betonen möchte: Zähne putzen, rasieren, duschen, fertig. (Ach so: anziehen natürlich auch noch.)
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Was ihr alles einfiel zu einem Text - einfach irre. Wenn sie's dann sagte, dachte man bloß: wow, klar, stimmt, sie hat absolut recht (was auch der Lehrer nickend bestätigte). Nur: Ich war völlig chancenlos, da von selbst drauf zu kommen; in dem Buch das zu finden, was sie darin fand. (In Physik war's vielleicht ein bisschen anders herum, da hatte ich eher mal die Idee für den Ansatz zu einer Aufgabe, wo sie die Sachen nur im Nachvollzug, also beim Vorrechnen verstand.) Wie aber konnte man lernen, einen Text zu interpretieren, d.h. mehr zu sehen als bloß das, was da beschrieben wurde?
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»Du hast neulich mal Kafka erwähnt.« Sie blickte überrascht: »Kafka?« »Ja, 'das Mütterchen hat Krallen', hast du gesagt.« Da lächelte sie: »Kafka meint damit, dass Prag einen nicht loslässt, ich kann das verstehen, ich möchte später auch in