Management
Das A und O des Handwerks
Campus Verlag
Frankfurt/New York
Über das Buch
Richtiges und Gutes Management ist Handwerk – eine universelle Disziplin, die wichtigste des 21. Jahrhunderts. Der federführende Autor auf dem Gebiet des General Managements gibt hier einen Überblick über professionelles – Richtiges und Gutes – Management und dessen Prinzipien. Weit ins Komplexitätszeitalter vorausschauend erklärt Fredmund Malik die wissenschaftlich und praktisch nachweisbaren Hintergründe für Erfolg.
Maliks General Managementlehre funktioniert in allen Bereichen und Branchen jeder Gesellschaft, unabhängig von wechselnden Strömungen, nationalen und kulturellen Unterschieden. Mit seiner ebenso konsequenten wie fundierten Orientierung an den naturgegebenen Phänomenen komplexer Systeme, mit denen Führungskräfte täglich zurechtkommen müssen, setzt Malik den Standard für solides Management im Wissenszeitalter.
»Eines der besten Managementbücher. Das Buch enthält kluge und ungewöhnliche Gedanken.« WirtschaftsWoche
»Malik findet Gehör, denn noch nie war Managementwissen so wichtig wie heute.« Süddeutsche Zeitung
Informationen zum Autor
Prof. Dr. Fredmund Malik steht für professionelles Management sowohl in der fundierten wissenschaftlichen Theorie als auch in der praktischen Anwendung. Sein über Jahrzehnte konsequent vom Zeitgeist losgelöstes Verständnis von Management als wichtigste gesellschaftliche Funktion beeinflusst Generationen von Führungskräften. Malik ist an der Schweizer Universität St. Gallen habilitierter Professor em. Für Unternehmensführung, international ausgezeichneter Managementexperte sowie Gründer und Chairman von Malik St. Gallen, der führenden Knowledge-Institution für das Management komplexer Systeme mit Niederlassungen in St. Gallen, Zürich, Wien, Berlin, London, Toronto, Peking und Shanghai. Darüber hinaus ist er als Mitglied und Vorsitzender in Aufsichts-, Verwaltungs- und Stiftungsräten fundierter Kenner der Praxis von Corporate Governance. Malik ist einer der profiliertesten Managementvordenker und vielfach ausgezeichneter Autor von Bestsellern, darunter der Klassiker Führen Leisten Leben, der zu den 100 besten Managementbüchern aller Zeiten gehört.
Für Peter F. Drucker,
mit Dank für alles, was ich von ihm gelernt habe.
Er hat als Erster die Schlüsselprobleme von Management gesehen, erfasst und gelöst – die Spannungsfelder von Kontinuität und Wandel, von Konservierung und Innovation, von Gemeinschaft und Gesellschaft, von großen Ideen und der Arbeit des Menschen. Er ist Schöpfer der Ökologie der Gesellschaft – als Lehre und Praxis.
Vorwort zur Neuausgabe 2013
Vorwort zur Neuausgabe 2007
Einführung
Thesen
Sprachgebrauch
Teil I
Was Management ist und was es nicht ist
1. Was Management nicht ist
Management ist nicht Status, Rang und Privilegien
Management ist nicht Betriebswirtschaftslehre
Management ist nicht auf Wirtschaft beschränkt
Management ist nicht nur Menschenführung
Management ist nicht Geschäftemachen
Management ist nicht, Unternehmer zu sein
Management ist nicht nur Top-Management
Management ist nicht identisch mit US-Management
Management ist nicht identisch mit MBA-Programmen
Management ist nicht identisch mit Sachaufgaben
Management ist nicht Leadership
2. Was Management ist
Von Ressourcen zu Nutzen
Was den Blick auf Management noch klarer macht
Was heißt »Handwerk«?
Von einer Kunst zum Beruf
Management ist der Umgang mit Komplexität
Was ist Kybernetik?
Einfache und komplexe Systeme
Dominanz des Reduktionismus
Management – Control of High Variety Systems
Das Gesetz der erforderlichen Varietät
Neue Vorbilder
3. Warum Management wichtig ist
Management ist die wichtigste gesellschaftliche Funktion
Management ist der soziale Code für Lebenstüchtigkeit
4. Richtiges Management ist allgemeingültig
Zwei übersehene Unterscheidungen
Lösung ehrwürdiger Scheinprobleme
Jeder macht es auf seine Weise falsch
Geschäftsmodell und Management sind nicht dasselbe
Wichtige und unangenehme Folgen
Mut zum Normativen
Teil II
Wirksamkeit: Managing People – Managing a Business
5. Managing People: Das Standardmodell für Richtiges und Gutes Management
Logik des Modells
Was alle Manager brauchen
Erweiterungen des Modells
Management- und Sachaufgaben: eine vernachlässigte Unterscheidung
Besonderheiten der Anwendung
Fünf praktische Anwendungsfelder
6. Managing a Business: Das Integrierte ManagementSystem (IMS)
Funktion des IMS: Vom Unternehmenszweck zu den Resultaten
Die Ergebnisverantwortliche Einheit als Basiselement des Managements
Dimensionen der Integration
Übersicht
Logik und Elemente des IMS
Was noch fehlt …
Teil III
Die General-Management-Funktionen
7. Das General-Management-Grundmodell
8. Umfeld
Modellkategorien für das Umfeld
Die Wirtschaft verstehen
Neoliberale Missverständnisse
Neues Wirtschaftsverständnis nötig?
Wollen oder müssen? Schuldendruck als Antrieb des Wirtschaftens
Die Legende von der Überlegenheit der US-Wirtschaft
Ein Alternativszenario
9. Unternehmenspolitik und Corporate Governance
Irrtümer der Corporate Governance
Business Mission: Die Basis richtiger Governance
Die sechs Schlüsselgrößen für das gesunde Unternehmen – die echte Balanced Scorecard
10. Strategie
Die Pioniere
Ein kybernetisches Konzept
Integrale Unternehmensnavigation mit zwingender Logik
Worauf kommt es an?
Strategische Prinzipien
Die Hohe Schule der Strategie: PIMS – Profit Impact of Market Strategies
11. Struktur
Organisieren
Grundbedingungen des Funktionierens
Top-Management-Struktur
12. Kultur
Kulturwandel
Werte
Einheit des Managementwissens
Die stärksten Signale: Personalentscheidungen
Critical Incidents
Motivationsfragen
Kultur und Sinn
13. Führungskräfte
Braucht man ein Menschenbild im Management?
Neue Qualifikationen und Anforderungen
Große Aufgaben für das Personalmanagement
Geld: Die Bezahlung von Managern
14. Innovation und Wandel
Irrlehren und Missverständnisse
Die Grundsätze
Teil IV
Management ist Realisieren
15. Umsetzen
Konzentration auf Weniges
Epilog – Verantwortung und Ethik des Managements
Anhang
Konzept und Logik der Reihe »Management: Komplexität meistern«
Das Ganze und seine Teile
Die wissenschaftlichen Grundlagen
Wenn die Sprache an ihre Grenzen stößt
Redundanz
Abbildungen
Browser-Technologie
Die Malik ManagementSysteme und ihre Anwender
Bezeichnungen und Identitäten
Die Anfänge
Entwicklungsgeschichte
Anwendungsbereiche und Wirkungen
Autonomie für Management und Manager
Modularität und Interfaces
ManagementSysteme für Selbstdenker
Mit der Qualifikation steigt das Erfolgspotenzial
Selbstmotivation für Selbstentwickler
Verantwortung versus Anerkennung
Autoren und Danksagung
Was man verstehen muss, um diese Buchreihe zu verstehen
Erfolg programmiert sein eigenes Scheitern
Wenn das Denken nicht mitwächst
Probleme des Erfolgs und Gesetze von Systemen
Alte und neue Quellen von Wissen und Erkenntnis
Kybernetik für das Verstehen der neuen Lösungen
Zwei nötige Evolutionssprünge
Neue Erfolgshebel – das Nutzen von Komplexität
Richtiges Management ist kybernetisches Management
Glossarium
Markenrechtlich und urheberrechtlich geschützte Begriffe
Über den Autor
Mitgliedschaften (Auswahl)
Auszeichnungen (Auswahl)
Literatur
Register
Management ist die bewegende Kraft, wo immer viele Menschen gemeinsame Ziele nur durch das Teilen von Arbeit und Wissen erreichen können.
Management ist das Organ der Führung, in all unseren gesellschaftlichen Institutionen – im Wirtschaftsunternehmen ebenso wie in der Universität, im Krankenhaus, in der Stadt und in allen anderen Organisationen.
Management muss der Institution, die es führt, Richtung geben. Es muss die Mission der Institution durchdenken, ihre Ziele festlegen und Ressourcen organisieren für die Resultate, welche die Institution zu erzielen hat.
Management ist jene gesellschaftliche Funktion, die alles zum Funktionieren bringt.
Dies schließt auch verantwortliche Leadership und Governance mit ein.
Nur durch richtiges Management werden die Ressourcen einer Gesellschaft wirksam in sinnvolle Ergebnisse und in Nutzen transformiert. Zu diesem umfassenden Verständnis von Management gehört auch das Befähigen von Menschen, ihren Beitrag zum richtigen Funktionieren ihrer Organisationen zu leisten. So verstandenes Management schafft Zweck, Orientierung, Struktur und Leistungskraft. Dadurch verwirklicht es auch politische und gesellschaftliche Verantwortung und Ethik.
Zu den größten Herausforderungen von Management gehören die exponentiell steigende Komplexität und die Dynamik des Wandels der heutigen, global vernetzten Systeme. Die damit verbundenen tiefgreifenden Veränderungen nenne ich »Die Große Transformation21«.
Daher verstehe ich Management auch als das Meistern von Komplexität und habe der auf sechs Bände angelegten Reihe diesen Titel gegeben. Es ist diese Perspektive, die den besten Zugang zu Management in seiner Ganzheit eröffnet, und es ermöglicht, dafür die besten Lösungen zu entwickeln.
Die wissenschaftlichen Grundlagen für meine ManagementSysteme sind die drei Komplexitätswissenschaften Systemik, Kybernetik und Bionik. Die Systemik sehe ich als die Lehre von kohärenten Ganzheiten; die Kybernetik verstehe ich als die Lehre vom Funktionieren; und die Bionik, so wie ich sie anwende, befähigt Führungskräfte dazu, evolutionäre Lösungen der Natur auf ihre Organisationen zu übertragen, um deren Leistungsfähigkeit zu optimieren.
Meine Managementlehre ist daher grundverschieden von konventionellen Ansätzen. Sie schafft Klarheit, wo heute Begriffskonfusion, Widersprüchlichkeit, Beliebigkeit und Moden dominieren. Insbesondere gehe ich damit über Betriebswirtschaftslehre und Business Administration seit langem weit hinaus, was zu grundlegenden Managementinnovationen führte und für zahlreiche Managementprobleme gänzlich neue Lösungen ermöglicht.
In seiner Bedeutung und Wirkung ist Management vergleichbar mit dem Betriebssystem von Computern: So wie das richtige Funktionieren eines Computers erst durch das Betriebssystem möglich wird, so wird das richtige Funktionieren von Organisationen erst durch das »Betriebssystem Management« möglich. Richtiges Management sehe ich als evolutionsfähiges »Betriebssystem« für Organisationen jeder Größe und jeder Art.
Manager oder Führungskräfte sind jene Personen, die diese gesellschaftliche Funktion verkörpern und als Beruf ausüben. Dazu gehört es, das für eine Organisation Richtige zu tun und dieses gut zu tun. Daher verstehe ich Management auch als den Beruf der Wirksamkeit in komplexen Systemen.
Das Beherrschen der Grundfähigkeiten von richtigem Management und Selbstmanagement ist für die Menschen des 21. Jahrhunderts ebenso bedeutend, wie Lesen und Schreiben für die Menschen seit dem 18. Jahrhundert. Management ist heute jene Schlüsselkompetenz, durch die Menschen beschäftigungsfähig und in Organisationen wirksam werden. Erfolge im Beruf sind in allen Organisationen überwiegend die Folge von Richtigem und Gutem Management. Denn erst dadurch werden weit über die ökonomischen Ressourcen hinaus auch Talent, Intelligenz, Kreativität, Information, Wissen und Erkenntnisse in Resultate transformiert.
Management für Menschen und Management für Organisationen sind die Dimensionen der Anwendung meiner Ganzheitlichen ManagementSysteme® (Markenrechtlich geschützte Begriffe sind bei der ersten Verwendung als solche gekennzeichnet, im weiteren Verlauf wird zwecks Lesbarkeit darauf verzichtet. Eine Übersicht dieser Begriffe findet sich im Anhang.). Mit ihnen werden die Bedingungen dafür geschaffen, dass Menschen ihre eigenen Stärken in Leistung umwandeln können, dass sie dadurch Erfolg haben und darin Sinn sehen und Erfüllung finden können.
Fredmund Malik
St. Gallen, im Mai 2013
Die Große Transformation21 – Grundthema meiner auf sechs Bände angelegten Reihe »Management: Komplexität meistern« – ist in vollem Gange. Wirtschaft und Gesellschaft verändern sich in einer Geschwindigkeit, in einem Ausmaß und in Richtungen, die noch bis vor kurzem für die meisten nicht vorstellbar waren.
Die Triebkräfte dieser Transformation vernetzen sich immer dichter und verstärken sich dadurch zusehends von selbst. An der Oberfläche treten sie in unterschiedlichsten Erscheinungsformen vor allem als sich verschärfende Krisen zutage: als Bankenkrise, Schuldenkrise und Eurokrise, als Irland-, Griechenland- und Zypernkrise oder als US-Haushalts- und US-Immobilienkrise. Durch die Art, wie medial darüber berichtet wird, erscheinen sie den meisten Menschen als weitgehend zusammenhangslose, individuelle Ereignisse. Tatsächlich gehören sie aber gemeinsam zur Großen Transformation21 und werden durch dieselben Kräfte verursacht und vorangetrieben.
Die Szenarien für diese Transformation habe ich bereits in den 1990er Jahren sowie in der Erstausgabe dieses Bandes dargelegt, als sich noch kaum jemand die Realität von heute vorstellen konnte.
Die übergeordneten und verbindenden Muster der Transformation werden nun aber für jene immer deutlicher erkennbar, die sich um ein Gesamtverständnis bemühen, weil sie Entscheidungen zu treffen haben und sich dafür nicht in die engen Grenzen von Fachdisziplinen pressen lassen können, insbesondere nicht in jene der herkömmlichen Ökonomie. Diese erkennen immer deutlicher die rasant wachsende Komplexität fast aller Lebensbereiche, ihre unentwirrbare globale Vernetzung und die explosive Dynamik von sich selbst beschleunigendem Wandel.
Der Ruf nach einem neuen, ja revolutionären Management wird jetzt laut. Nur zögerlich beginnt man, die Folgen des seit vielen Jahren betriebenen falschen, vorwiegend angelsächsischen Managements zu erahnen, versteht aber die Zusammenhänge noch immer viel zu wenig. Die Rufer stellen zwar Forderungen nach Reformen – Lösungen haben sie bisher aber keine.
Die neuen Lösungen sind schon seit geraumer Zeit da und werden von immer mehr innovativen Spitzenführungskräften mit durchschlagenden Erfolgen eingesetzt. Sie stehen in meinen Büchern über die richtige Corporate Governance sowie in meinen monatlichen Management Lettern, in denen ich die Anfänge der heutigen Krise bereits in 1990er Jahren behandelt habe.
Außerdem habe ich die meisten der Lösungen in zahlreichen Vorträgen und Seminaren vor Tausenden von Führungskräften aus Wirtschaft und Politik dargelegt – darunter meine Krisenszenarien, meine Kritik am angelsächsischen Shareholder-Value-Konzept und an der Unzulänglichkeit der Managementlehre der herkömmlichen Business Schools.
In den sechs Bänden dieser Reihe stelle ich meine Lösungen in ihrer Gesamtheit dar. Sie enthalten meine system-kybernetischen ManagementSysteme sowie die Methoden und Tools, die in allen Organisationstypen für ihre praktische Anwendung und Umsetzung nötig sind.
Schon das Wissen und die Methoden der bisher erschienenen ersten drei Bände geben Führungskräften erfolgskritische Vorteile für das richtige Handeln, für schnelle Anpassungen, für die erforderliche Leadership zur Schaffung von innovativen Organisationsformen und für das Entdecken neuer Geschäftsmöglichkeiten.
Für die überaus wertvolle Unterstützung bei der Neuauflage aller bisherigen Bände danke ich herzlich Frau Mag. Tamara Bechter, Frau Dr. Sonja Böni und Frau Vassiliki Sourlas.
Fredmund Malik
St. Gallen, im Mai 2013
»Two roads diverged in a wood,
and I – I took the one less traveled by,
and that has made all the difference.«
Das Genom ist der Code für die Lebensfähigkeit von Menschen im biologischen Sinne. Richtiges Management jedoch ist der Code für ihre Lebenstüchtigkeit. Daraus ergeben sich die Lebensfähigkeit des Einzelnen im gesellschaftlichen Sinne sowie die Funktionstüchtigkeit einer Gesellschaft und ihrer Institutionen als Ganzes. Weniges dürfte wichtiger sein. Weniges ist aber auch mit so vielen Fragen verbunden. Und Weniges ist so komplex.
Was aber ist Management? Darüber kursieren zahlreiche Auffassungen. Würden sie alle funktionieren, gäbe es keinen Misserfolg. Leider gibt es ihn doch. Die Frage, was Management ist, genügt nicht. Sie muss präziser sein und lauten: Was ist richtiges Management? Darauf gestützt ist weiter zu fragen: Was ist gutes Management?
Was also ist Richtiges und Gutes Management? Dieser erste Band der Reihe Management: Komplexität meistern enthält einen kompakten Überblick über mein Konzept einer ganzheitlichen, systemischen, kybernetisch fundierten und universell gültigen General-Managementlehre im Sinne von Richtigem und Gutem Management. In den Folgebänden werde ich die einzelnen Themengebiete detailliert darlegen, die zu Richtigem und Gutem Management gehören und dieses definieren.
Der kritische Leser wird nach den Grundlagen und dem Charakter der hier vorgestellten Managementlehre fragen. Management erachte ich nicht als eine empirische Wissenschaft im üblichen Sinne, sondern als eine anwendungsorientierte Disziplin – als eine Praxis. Management bedient sich aber zahlreicher empirischer Wissenschaften und stützt sich auf ihre Ergebnisse. Der eigentliche Beweis der Richtigkeit von Management liegt letztlich im praktischen Funktionieren.
Meine in diesem Buch und den Folgebänden dieser Reihe dargelegten Auffassungen sind Ergebnis von mehr als dreißig Jahren Forschung im Management, der Entwicklung von innovativen ManagementSystemen und ihrer praktischen Anwendung – sowohl in meinen eigenen als auch in vielen anderen Unternehmen, Organisationen und Institutionen, sowohl im deutschsprachigen Raum als auch international. Die Anwendung meiner ManagementSysteme hat vor allem auch in China großen Anklang gefunden, wo man an funktionierendem Management besonders interessiert ist.
Ebenso wertvoll wie lehrreich für meine Innovationen ist auch das Feedback von Tausenden von Führungskräften unterschiedlicher Gebiete und Ebenen, mit denen ich jahrzehntelang zusammengearbeitet habe, sowie von vielen meiner Leserinnen und Leser. Dabei greife ich konsequent auf die Arbeiten anderer ganzheitlich orientierter Managementvordenker zurück, die ebenso auf die Gesamtheit von Management – auf General Management – ausgerichtet sind. Dazu gehören unter anderen die Werke von Peter F. Drucker, Stafford Beer, Hans Ulrich, Aloys Gälweiler und Frederik Vester sowie die Primärliteratur der Kybernetik, darunter die Arbeiten von W. Ross Ashby, Heinz von Foerster, Norbert Wiener und Gordon Pask.
Die Antwort auf die Frage, was Richtiges und Gutes Management ist, verlangt, dass bisher bewährte Erkenntnisse und verlässliche Grundlagen zusammengeführt werden, weil sich nur daraus weiterführende Ergebnisse entwickeln lassen. Die weit verbreitete Mode in der Managementliteratur, immer wieder bei null zu beginnen und das »Rad neu erfinden zu wollen«, führt nur selten zu relevanten Ergebnissen, behindert aber umso mehr den Fortschritt.
Meine Publikationen über Management sind auf thematische Kontinuität sowie inhaltliche Einheit und begriffliche Klarheit ausgerichtet. Die Grundlage dafür ist meine Anwendung von Kybernetik, wie ich sie in meinem Buch Strategie des Managements komplexer Systeme beschrieben habe. Für Leser, denen meine bisherigen Publikationen vertraut sind, ist das leicht zu erkennen. Für andere mag es manchmal schwierig sein, einzelne meiner Aussagen im Kontext meines Gesamtsystems von Richtigem und Gutem Management zu sehen. Mit dieser Buchreihe versuche ich, die Zusammenhänge überschaubar und einsichtig zu machen.
Ich danke meinen Kolleginnen und Kollegen am Malik Management Zentrum St. Gallen für viele hilfreiche Diskussionen. Ferner danke ich meiner Kollegin Linda Pelzmann, Professorin für Wirtschaftspsychologie, für ihre wertvollen Feedbacks; Frau Mag. Tamara Bechter für die kritische Durchsicht des ersten Manuskripts und viele Verbesserungsvorschläge; Maria Pruckner für ihre Hilfe bei der Überarbeitung der Auflage 2007 sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Campus Verlags.
Fredmund Malik
St. Gallen, im Januar 2007
»The very first step
toward success in any occupation
is to become interested in it.«
Eine immer komplexer werdende Welt funktioniert ohne Management gar nicht und ohne präzises nur schlecht. Das gilt für alle Arten von gesellschaftlichen Institutionen, seien es Wirtschaftsunternehmen oder andere Organisationen. Dieses Buch soll ihren Führungskräften und Mitarbeitern helfen, ihre anspruchsvollen beruflichen Aufgaben professionell zu erfüllen.
Im Dschungel von Lehrmeinungen, Moden, Ideologien und echten Innovationen soll ihnen dieses Buch die nötige Übersicht bieten, um Richtiges von Falschem und Brauchbares von Unbrauchbarem zu unterscheiden. Nur so kann man auf jeder Karrierestufe seiner eigenen und der gemeinsamen Verantwortung gerecht werden. Nur so kann gelungenes Zusammenwirken entstehen.
Das vorliegende Buch ist ein kompakter Leitfaden für Richtiges und Gutes Management – für General Management. Es gibt den nötigen Überblick über dessen Inhalte. In den Folgebänden der ganzen Buchreihe werden sie ausführlich behandelt – inhaltlich und methodisch für die praktische Anwendung. Jene Tools und Praktiken, die das Handwerk ausmachen, wird der Leser, um viele praktische Beispiele ergänzt, dort kennen lernen. Der vorliegende Band ist somit nur der Auftakt einer praxisorientierten Gesamtdarstellung dessen, was das Handwerk des Managements, was wahre Professionalität von Führungskräften sein muss.
Bei solidem General Management geht es nicht um die Frage, ob etwas neu, modern oder »in« ist. Es geht ausschließlich darum, ob es richtig ist, ob es funktioniert und ob es praktisch hilft, Managementaufgaben bestmöglich zu erfüllen. Weder das vorliegende Buch, noch meine anderen Bücher handeln vom »heutigen Managementdenken«. Sie alle sind Leitfäden für praktische Wirksamkeit. Hier lege ich meine eigenen Auffassungen dar, die nur selten mit dem Mainstream übereinstimmen.
Management. Das A und O des Handwerks ist die Weiterführung, Vertiefung und Ergänzung meines Buches Führen Leisten Leben. Dort geht es um das Handeln des einzelnen Managers. Das vorliegende Buch geht weit darüber hinaus. Hier steht die Gesamtheit einer Institution im Zentrum – hier geht es um systemorientiertes General Management.
Dieses Buch enthält eine Reihe von Thesen, die – gemessen am Mainstream-Denken – als provokant, als ungewöhnlich und auf den ersten Blick häufig als falsch angesehen werden. Hier und in den Folgebänden stelle ich die Argumente zur Diskussion.
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Zusätzlich zum Glossarium im Anhang sind für jeden Band dieser Reihe vorab einige Begriffsklärungen wichtig.
Alte Welt und Neue Welt Begriffspaar für den fundamentalen säkularen Wandel, den ich als »Die Große Transformation21« bezeichne. Es ist die Ablösung der bisherigen Ordnung durch eine neue Ordnung.
Funktionieren ist mein allgemeinster Begriff für das zuverlässige und optimale Arbeiten einer Organisation entsprechend ihrem Zweck.
Institution allgemeinster Begriff für alle Arten von gesellschaftlichen Organisationen sowohl der Wirtschaft als auch der öffentlichen Bereiche, sowie auch Begriff für Systeme von Regeln, die soziales Verhalten lenken. So ist das Wirtschaftsunternehmen sowohl eine Institution als auch eine Organisation.
Management siehe dazu die Editorische Notiz zu Beginn jedes Bandes dieser Reihe.
Den Begriff »Management« verwende ich in drei Bedeutungen: Erstens als eine Funktion, die es in jeder Art von Organisation geben muss, damit diese funktionieren kann. Das ist die sogenannte funktionelle Dimension von Management. Sie ist weder an Personen noch an organisatorische Elemente gebunden. Diese Funktion ist mit den Sinnesorganen nicht direkt wahrnehmbar. Sie wird durch ein bestimmtes Handeln von Menschen verkörpert und wird dadurch wirksam.
Zweitens verwende ich den Begriff »Management« im Sinne der Summe von juristisch und/oder organisatorisch definierten Organen einer Institution. Gemeint ist dann zum Beispiel der Vorstand einer Aktiengesellschaft, die Geschäftsführung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die Regierung eines Landes, das Rektorat einer Universität. Dies ist die institutionelle Dimension. Dazu gehören auch eine erweiterte Geschäftsleitung, eine Gruppenleitung, ein Führungskreis oder eine Partnerkonferenz. Wenn es um gesetzlich vorgeschriebene und/oder höhere Organe geht, sind die Zuständigkeiten, Rechte, Pflichten und Haftungen durch Reglemente wie Gesetze, Statuten oder Satzungen geregelt. Für andere organisatorische Einheiten werden sie durch Gewohnheit geklärt.
Drittens bezeichnet der Begriff »Management« auch die Personen, die Mitglieder der erwähnten Führungsorgane sind. Das ist die personelle Dimension von Management. Die Begriffe »Top-Management« und »Top-Manager« sind häufig personell zu verstehen.
Das Wort »Management« verwende ich gleichbedeutend mit dem Begriff »Führung«. »Führung« ist die deutsche Übersetzung für den englischen Begriff »Management«. Beide Begriffe bezeichnen dasselbe. In allen meinen Publikationen verwende ich diese Begriffe als Synonyme. Nicht identisch sind hingegen die Begriffe »Management« und »Leadership«.
ManagementSystem(e) ist die zumeist im Plural verwendete Bezeichnung des von mir entwickelten kybernetischen ganzheitlichen ManagementSystems, mit allen Subsystemen und Management-Modellen sowie deren Logik, Systemik, Grafik und Inhalt, einschließlich der für die Anwendung nötigen Vorgehensweisen, Methoden und Instrumente.
Richtiges und Gutes Management das Ziel für die Entwicklung, Gestaltung und Anwendung meiner ManagementSysteme. Der Begriff definiert das Funktionieren von Organisationen sowie den Beruf des Managers und die Professionalität (»lege artis«) der Ausübung dieses Berufes durch Führungskräfte. Folgerichtig definieren diese Kriterien auch die Verantwortung und Ethik von Managern. Die Subsysteme und Elemente sowie die Tools, Methoden und Modelle sind nach den Kriterien »richtig« und »gut« ausgewählt oder entwickelt worden. Das Gegenteil von »richtig« und »gut« ist »falsch« und »schlecht«. Richtiges und Gutes Management ist kulturunabhängig.
Universell gültig Richtiges und Gutes Management ist unabhängig von Kulturen universell gültig und überall anwendbar.
Unternehmen, Organisation und Institution verwende ich meist als gleichbedeutend. Gewisse Bedeutungsunterschiede beziehen sich auf den Allgemeinheitsgrad oder die spezielle Einschränkung auf ein Gesellschaftssegment. Die allgemeinsten Begriffe sind Institution und Organisation. Damit sind alle in einer Gesellschaft vorkommenden Organisationen gemeint, gleich welcher Art und Rechtsform. Der Begriff »Unternehmen« gehört im Wesentlichen in das Segment der Wirtschaft. Wenn es keine speziellen Hinweise gibt, wird aus dem Zusammenhang klar, was ich mit den einzelnen dieser Begriffe jeweils meine.
Am häufigsten verwende ich in diesem Buch den Begriff »Unternehmen« und andere im Unternehmenskontext unmittelbar passende Begriffe, zum Beispiel »Unternehmenspolitik«. Gültigkeit haben die Inhalte in der Regel für alle Institutionen. Dem Anwendungsfeld entsprechend müssen jedoch die Begriffe adaptiert werden, wie zum Beispiel statt »Unternehmenspolitik« »Hochschulpolitik« oder »Gesundheitspolitik«.
Der Begriff »Organisation« kann zusätzlich zur oben genannten Bedeutung von »eine Institution ist eine Organisation« auch im Sinne von »die Institution hat eine Organisation« verwendet werden. Die jeweilige Bedeutung ergibt sich auch hier aus dem Zusammenhang.
TEIL I
Was Management ist und was es nicht ist
»Je tiefer das Problem, das ignoriert wird,
desto größer die Chancen auf Ruhm und Erfolg.«
Viele verstehen Management als die Kunst, reich, berühmt oder mächtig zu werden. Das sind die Kategorien, in denen PR-Leute und viele Medien über Management berichten. Mit professionellem Management hat das so wenig zu tun wie ein billiger Fernsehkrimi mit der Wirklichkeit der Polizeiarbeit.
Es herrscht Verwirrung darüber, was Management eigentlich ist, sein soll und nicht sein darf. Mit der zunehmenden Bedeutung von Management sind unzählige Definitionen, Begriffe und Vorstellungen in die Welt gekommen. Die meisten sind nicht nur unbrauchbar, sondern unsinnig und irreführend. Zum Teil zeugen sie von totalem Unverständnis des Sachgebietes.
Diese Verwirrung ist eine der Hauptquellen für tief sitzende Unklarheiten, Missverständnisse und Irrtümer über Management. Hier ist einer der wichtigsten Ursprünge für den langsamen, beinahe fehlenden Fortschritt in der Entwicklung dieses Fachgebiets. Es ist einer der Hauptgründe für die immer wiederkehrenden Modewellen. Eine höchst kostspielige Folge davon ist auch die erschreckende Unwirksamkeit eines großen Teils der Aus- und Weiterbildung in Management. Jede gute Ausbildung setzt voraus, dass die Frage unmissverständlich und ausreichend geklärt ist, worum es in einem Fach eigentlich geht.
Ein guter Anfang ist die Klärung, was Management nicht ist. Damit lassen sich bereits viele Missverständnisse beseitigen. Meine Auffassung darüber, was Management nicht ist, entstand während drei Jahrzehnten theoretischer und praktischer Befassung mit Management und war in dieser Zeit in Tausenden von Fällen der Erprobung und Bewährung ausgesetzt. Weil wir es hier nicht mit Naturgesetzen zu tun haben, sondern mit Entscheidungen, die man im Dienste der Klarheit in jedem Unternehmen treffen sollte, braucht man meine Meinung nicht zu übernehmen. Falls jemand mit meinen Vorschlägen nicht einverstanden ist, muss er seine eigenen Entscheidungen fällen, die ihm nützlicher erscheinen mögen. Diese können dann besser oder schlechter sein. Folgenreich und gefährlich ist es jedenfalls, wenn die Unklarheiten darüber bestehen bleiben, was Management ist und was nicht.
Wer Management mit Status und Rang gleichsetzt, wird nie eine gute Führungskraft werden. Status und Privilegien sind Begleiterscheinungen von Management, aber nicht dessen Wesen. Meistens sind sie hinderlich für die Professionalität von Managern. Es sind Versuchungen, die nur zu leicht in Pomp, Realitätsferne und im Egotrip münden.
Management muss von seiner Funktion her verstanden werden. Es sind Aufgaben zu erfüllen, es ist Arbeit zu leisten, es ist ein Beitrag zu erbringen. Nur wichtig zu sein, ist kein Beitrag. Personenkult gehört nicht ins Management. Wer bekannt und berühmt sein will, sollte sich besser im Entertainment profilieren.
Im deutschsprachigen Raum ist der vielleicht am weitesten verbreitete Irrtum die Meinung, Betriebswirtschaftslehre und Management beziehungsweise Managementlehre seien dasselbe. Diese Auffassung ist falsch. Jede neue Generation von BWL-Absolventen trägt zur weiteren Ausbreitung und Zementierung dieser Irrmeinung bei.
Betriebswirtschaftslehre und Management sind grundverschieden. Mit betriebswirtschaftlichem Wissen allein lässt sich ein Unternehmen niemals führen. Dafür ist zusätzliches Wissen nötig, das bis heute von der Betriebswirtschaftslehre nicht aufgenommen wurde.2
Betriebswirtschaftliche Kenntnisse sind unbestritten wichtig für die Führung eines Wirtschaftsunternehmens. Für das Management anderer Organisationen ist das aber nicht gleichermaßen der Fall. Für jedes Wirtschaftsunternehmen ist Marketing wichtig. Für ein Krankenhaus trifft das aber selten zu, am ehesten noch bei den Modekliniken. Kostenrechnung wiederum ist für ein Krankenhaus wichtig, aber weit weniger für eine politische Partei. Produktion, Logistik, Beschaffung und Forschung und Entwicklung sind Funktionen, die längst nicht für alle Unternehmen nötig sind. Für Banken und Versicherungen haben sie wenig Bedeutung und für die meisten anderen Organisationen gar keine.
Alle Organisationen brauchen zwar Management, aber nicht alle brauchen Betriebswirtschaftslehre. In Wahrheit ist es eine Minderheit. Für manche wäre eine betriebswirtschaftliche Denkweise sogar ausgesprochen schädlich, etwa für Philharmonische Orchester.
Das Gleichsetzen von Management mit BWL hat ihren Ursprung in der Auffassung, dass Management vorwiegend oder ausschließlich eine Sache der Wirtschaft sei, dass vor allem oder ausschließlich Wirtschaftsunternehmen zu managen seien und dass Management in der Wirtschaft entstanden sei. Gleichzeitig wird von Vertretern anderer Organisationen, gelegentlich etwas herablassend, Management als etwas nur Wirtschaftliches, somit als profan und materialistisch gesehen. Sie sind sich nicht darüber im Klaren, dass ihre eigene Funktion ebenfalls Management ist, lediglich auf eine andere Sache angewandt.
Management ist eine universelle gesellschaftliche Funktion. Es wird in allen gesellschaftlichen Institutionen gebraucht. Die Bezeichnungen, unter denen diese Funktion im Einzelfall auftritt, sind bedeutungslos. Der Rektor einer Universität ist zu einem erheblichen Teil seiner Tätigkeit ein Manager, auch wenn er das selbst nicht so sieht. Das Gleiche gilt zum Beispiel auch für Opernintendanten, Orchesterdirigenten, Spitzenbeamte, Schuldirektoren und Chefärzte. Entscheidend ist die Funktion, nicht ihre Bezeichnung. Das wird von den Spitzenleuten außerhalb der Wirtschaft selten verstanden. Deshalb versäumen sie es zu oft, sich entsprechend auszubilden.
Management ist nicht in der Wirtschaft entstanden. In der Wirtschaft ist aber die Wirkung von Management am deutlichsten sichtbar. Dort ist der Unterschied von richtigem und falschen Management besonders gut zu beobachten. Das liegt unter anderem daran, dass man Zahlen hat, die es in anderen Organisationen nicht gibt. In der Wirtschaft ist vieles messbar, was man anderswo nicht quantifizieren kann. Die Auswirkungen von Managementfehlern und -irrtümern zeigen sich hier in Zahlenwerken und sie zeigen sich zum Teil schneller als in vielen anderen Organisationen. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass in diesen Managementfehler prinzipiell länger unentdeckt und undeutlicher bleiben. Dysfunktion hat hier nur andere Zeichen: im Krankenhaus zum Beispiel ein Patient, der am falschen Bein operiert wird, oder in Schulen die Gewalt, die unter Schülern zunimmt.
Eine weit verbreitete Auffassung ist die Meinung, Management sei vorwiegend oder ausschließlich die Führung von Menschen. Der Ursprung dieses Irrtums liegt darin, dass der Begriff »Führung« oft nur auf das Management von Personen, Gruppen oder Teams angewandt wird, aber nicht auf das Management einer ganzen Institution. Die logische Konsequenz ist, dass Managementausbildung dann praktisch ausschließlich als Frage der Menschenführung verstanden wird. Infolge dominieren psychologische Themen. Auch Kommunikation wird dann nur als Verständigung zwischen Personen angesehen, obwohl das im Grunde die kleinsten Probleme aufwirft. Das größere Problem der Kommunikation ist ihre Organisation: Wer muss was wann wem wie mitteilen, und wer muss was wann von wem wie erfahren? Diese Fragen lassen sich nicht mit Psychologie beantworten, sondern nur mit solidem, systemorientiertem General Management.
Management ist zwar auch Menschenführung, aber es ist noch viel mehr. Wenn nicht verstanden wird, dass Management und sein deutscher Zwilling »Führung« auch auf die Gesamtinstitution angewandt werden muss, so treibt dieses Verständnis von Management als nur Menschenführung unweigerlich in eine falsche Richtung. Es wird dann übersehen, dass Menschenführung keineswegs die Führung von Menschen als solchen ist, sondern die Führung von Menschen in Organisationen. Das ist etwas anderes als Menschen in ihrem Privatleben. Gleichzeitig wird in der Regel das Befassen mit Organisationen einseitig, weil nicht verstanden wird, dass Management die Führung von Organisationen mit Menschen ist. Man übersieht, dass beides sich gegenseitig bedingt.
Es geht um die Führung von Menschen in Organisationen. Und es geht um die Gestaltung von Organisationen mit Menschen. Genau das macht die Sache schwierig. Jede Aufgabe wäre – für sich genommen – relativ leicht zu lösen. Beide zusammen sind schwierig. Damit kommt ein weiteres Problem auf: Wenn Menschenführung nicht in einem unauflösbaren Zusammenhang mit den Funktionsanforderungen von Organisationen gesehen wird, dann überträgt man leicht Dinge, die für das Privatleben von Menschen wichtig sind, auf die Organisationen. Dort sind sie in vielen Fällen gänzlich deplatziert. Davon sind große Bereiche der Motivationslehre geprägt, aber beispielsweise auch die Frage, ob ein Beruf Spaß machen muss oder kann. Umgekehrt werden Prinzipien, die für Menschen innerhalb von Organisationen unverzichtbar sind, weil diese sonst nicht funktionieren können, allzu leichtfertig auf das Privatleben übertragen, wo sie nicht hingehören und unter Umständen Schaden anrichten.
Meiner Erfahrung nach sind drei Viertel der Seminare über Mitarbeiterführung unbrauchbar oder irreführend, weil genau solche Verwechslungen, Gleichsetzungen und Unterschiede unbeachtet bleiben.
Wenn Management nur als Menschenführung angesehen wird, kommt es zur Dominanz der Psychologie mit zum Teil schädlichen Folgen. Managementprobleme werden dann als psychologische Probleme angesehen. Ihre Lösung wird dann folgerichtig in der Psychologie gesucht. Man kümmert sich einseitig um die sogenannten »schwierigen« Mitarbeiter, obwohl die »normalen« Mitarbeiter bei weitem in der Überzahl sind, was Probleme der Gerechtigkeit aufwirft. Man vergisst, dass die Aufgabe nicht ist, Menschen zu verändern, zu diagnostizieren und therapieren, sondern sie zu nehmen, wie sie sind und ihre Stärken zu nutzen. Es kommt schließlich zu einer massiven Fehlorientierung, weil alles nur noch in psychologischen Kategorien gesehen wird, womit man sich immer weiter von gutem Management entfernt. Management bedeutet, Organisationen an die Natur des Menschen anzupassen, nicht die Natur des Menschen an die Organisation. Tut man das, braucht es zwar noch immer Psychologie, aber eine ganz andere, weil am Menschen orientierte Organisationen nicht neurotisch machen und keine vermeidbaren Konflikte provozieren.
Den Begriff »Management« haben vor 20 Jahren nur wenige gekannt und verwendet. Heute ist es ein Allerweltswort und hat damit nicht nur seine ursprüngliche Bedeutung verloren, sondern zahlreiche andere, teils auch unsinnige Bedeutungen angenommen.
Das Wort »Management« wird heute gerne auch dort verwendet, wo es darum geht, Geschäfte zu machen – seien es zweifelhafte Deals oder die Tätigkeit ehrbarer Kaufleute. Es kann nicht einmal verhindert werden, dass dieser entscheidende Unterschied durch die Wortverwendung verschleiert wird.
Viele erwarten sich von der Befassung mit Management Aufschluss darüber, wie man besser Geschäfte macht. Das hat mit Management aber nichts zu tun. Da wäre vielleicht Verkaufstraining angezeigt. Unternehmen müssen selbstverständlich Geschäfte machen, also wirtschaften. Nicht aber dafür verwenden wir in der Unternehmensführungslehre den Begriff »Management«, sondern für die Führung des Unternehmens, das die Geschäfte macht. Man muss »Geschäfte machen« und »ein Unternehmen führen« klar auseinanderhalten. Letzteres braucht Management; ersteres kaum.
Für das Erzielen eines Geschäfts allein ist Management möglicherweise sogar hinderlich. Warum? Weil Management das Denken in größeren Dimensionen und Zeithorizonten verlangt. Aus dieser Perspektive kann ein kurzfristig erreichter Geschäftsabschluss auch kontraproduktiv wirken, zum Beispiel, weil er größeren strategischen Zielen im Wege steht. Man denke nur an den Verkauf eines schlechten Produkts, das unzufriedene Kunden zum Mitbewerber treibt und das Vertrauen in eine Marke oder ein Unternehmen auf Dauer verhindern kann.
Eng verwandt mit der vorangegangenen Vorstellung, Management bedeute Geschäfte machen, ist die, mit Managementausbildung werde man ein besserer Unternehmer oder überhaupt ein Unternehmer. Auch das kann Management nicht leisten, übrigens auch nicht ein Betriebswirtschaftsstudium.
Unternehmer sind etwas anderes als Geschäftsleute, und ein Unternehmensführer zu sein ist etwas anderes als ein Unternehmer zu sein. Das schließt nicht aus, dass gelegentlich, aber selten, beide Fähigkeiten in einer Person zusammentreffen.
Auch diese Unterscheidungen werden nicht oft gemacht. Sie ersticken in der Konfusion beliebiger Begrifflichkeiten und in ihren Interpretationen. Dabei gibt es Dutzende von Beispielen alltäglicher Erfahrung, die den entscheidenden Unterschied aufzeigen. Am deutlichsten sieht man ihn dort, wo es Unternehmern nicht gelingt, ihr Unternehmen an eine nächste Generation weiterzugeben. Die Firma geht dann mit ihnen unter oder wird verkauft. Management ist dort erforderlich, wo der Unternehmer das Unternehmen von sich selbst unabhängig machen will!
Ein erfolgreicher Unternehmer zu sein, ist schon schwierig genug. Aber die eigentlichen Schwierigkeiten kommen mit dem nächsten Schritt oder, besser, mit der nächsten Entwicklungsphase des Unternehmens. Wenn dem Unternehmer besondere Persönlichkeitseigenschaften zugeschrieben werden, so mag das gut und recht sein. Mit dem, was das Unternehmen unabhängig von ihm braucht, hat das wenig zu tun – manches ist sogar schädlich.
Unter anderem löst sich mit meinem Vorschlag der Unterscheidung zwischen Unternehmern und Managern auch die hartnäckig in der Welt sitzende Theorie vom Gewinn als Unternehmermotiv: Was der Unternehmer will, ist meistens etwas anderes, als das Unternehmen braucht. Eben darin liegen die Unterschiede zwischen Unternehmer und Unternehmen. Darin liegen auch die Gründe, weswegen »Management« nicht mit »Unternehmer« identisch ist.
Weitere Missverständnisse ergeben sich aus der Tatsache, dass bei der Erwähnung des Wortes »Management« viele reflexartig das Top-Management meinen. Das wären somit die obersten Führungskräfte, die als Organe nach außen sichtbar für das Unternehmen handeln und dieses verpflichten. Bei der Aktiengesellschaft sind es die Vorstände und die Aufsichtsräte, bei der GmbH ist es die Geschäftsführung; in der Schweiz sind das die Konzernleitung und der Verwaltungsrat.
Wer die Innenwelt eines Unternehmens kennt, weiß, dass das Management nicht nur aus den Top-Organen des Unternehmens besteht. Die zweiten und dritten Ebenen unter dem Vorstand gehören ebenfalls zum Management, oft sind es noch mehr.
Für ein wirklich funktionsorientiertes Verständnis von Management genügt das aber noch immer nicht. Im Prinzip gehört jeder, der führt, zum Management. Auch Meister in der Produktion sind demzufolge Führungskräfte. Diese Auffassung war bereits Ende der 1960er Jahre eine der Grundlagen für die damals initiierte Entwicklung des St. Galler Management-Modells wie auch der Systemorientierten Managementlehre und unterscheidet bis heute maßgeblich dieses Modell von praktisch allen anderen. Viele Postulate, Methoden und Instrumente des St. Galler Modells ergeben sich daraus, dass Führung beziehungsweise Management in diesem weiten personellen Sinne verstanden wird und auch nur in diesem Kontext einen Sinn hat.
Etwas salopp gesprochen gehört also jeder zum Management, der ein Chef ist. Ich schlage aber vor, noch einen Schritt weiterzugehen und im Zusammenhang mit Managementausbildung nicht nur jene einzubeziehen, die Chefs sind, sondern auch alle jene, die einen Chef haben, ohne selbst Chef zu sein. Ein Ausbildungsprogramm für die zweite Gruppe würde nicht denselben Umfang haben wie für die erste Gruppe. Es ist aber für alle, die einen Chef haben, außerordentlich wichtig zu wissen, wie Chefs denken, nach welchen Gesichtspunkten sie handeln, warum sie so handeln und handeln müssen. Damit würden von vornherein umfangreiche Verständnisschwierigkeiten und ein guter Teil des Kommunikationsaufwandes wegfallen, Konfliktmanagement würde über weite Strecken überflüssig werden. Ein zweiter Grund ist, dass nicht nur unterstellte Mitarbeiter zu führen sind, sondern dass ebenso auch Chefs gemanagt werden müssen und zwar von ihren Mitarbeitern. Das wird zwar außer am Management Zentrum St. Gallen so gut wie nirgends gelehrt, ist aber trotzdem hoch empfehlenswert, weil es sich bewährt. Menschen, die ihre Chefs zu managen verstehen, haben selten Schwierigkeiten in ihrem Beruf und an ihrem Arbeitsplatz.
Die Globalisierung ist weitgehend eine Amerikanisierung der Welt. Als Folge sind viele, ohne nachzudenken, der Meinung, Amerika habe die beste Wirtschaft der Welt, nur weil es die größte hat – und es habe somit auch das beste Management der Welt. Beides ist falsch. Es ist schlichtweg eine optische Illusion, gestützt auf statistische Täuschung. Dies ist in vielen meiner monatlichen Managementletter nachzulesen.3