Katharina Starlay

STILGEHEIMNISSE

KATHARINA STARLAY

STILGEHEIMNISSE

Die unschlagbaren Tricks und Kniffe
für erfolgreiches Auftreten

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Katharina Starlay

Stilgeheimnisse

Die unschlagbaren Tricks und Kniffe für erfolgreiches Auftreten

Alle hier beschriebenen Figuren und Eigennamen sind frei erfunden und haben keinen Bezug zu wirklichen Personen.

F.A.Z.-Institut für Management-,

Markt- und Medieninformationen GmbH

Mainzer Landstraße 199

60326 Frankfurt am Main

Geschäftsführung: Volker Sach und Dr. André Hülsbömer

Frankfurt am Main 2012

ISBN 978-3-89981-524-5

Bookshop und weitere Leseproben unter:

www.fazbuch.de

Copyright

F.A.Z.-Institut für Management-,

Markt- und Medieninformationen GmbH

60326 Frankfurt am Main

Umschlag

Anja Desch

Satz

Wolfgang Barus

Titelbild

© thinkstock

 

 

„Mode ist vergänglich – Stil niemals“
Coco Chanel

Meinen drei Schwestern gewidmet

Inhalt

Vorwort

Stilvoll kombiniert

Made to measure – Was Maßkonfektion wirklich kann

Kombi total – Wie sie gelingt

Stoffe richtig kombiniert – Der sichere Griff

Farben richtig kombiniert – Strahlend statt bunt

Muster richtig kombiniert – Raffiniertes Match

Farben – Wie viel wovon?

Stilvoll kleiden

Super 100 – Was es damit auf sich hat

Drunter und drüber – Das Wäschegeheimnis wird gelüftet

Stil contra Fashion – Was ist entspannter?

Relax, you’re dressed! – Stilsichere Maximen im Frauenalltag

Rainy Days – Stil bei schlechtem Wetter

Stil im Businessalltag

Klassischer Kleidungsstil – Top im Business

Lässiger Kleidungsstil – Da wo es passt

Avantgardistischer Kleidungsstil – Auftritt mit Kalkül

Sportlicher Kleidungsstil – Markanter Auftritt

Dresscodes im Alltag – Welche Kleidung trägt Erfolg?

Anlässe – Souverän auf festlichem Parkett

Das kleine Schwarze – Cocos Erbschaft

Stilkatastrophen – Vorbereitet auf den Worst Case

Blickwinkel – Darf eine Frau zweimal nacheinander das Gleiche anziehen?

Je Blazer desto Chef – Symbole der Macht

USP – Authentisch und smart als Firma

Jeans on! – Das blaue Wunder

Accessoires mit Stil

Taschen – Zwischen Kultobjekt und Kompetenzköfferchen

Damenuhren – Schmuckstück und Statussymbol

Damenschuhe – Ladykiller?

Jingle Bells – Die Sache mit dem Schmuck

Dufte Typen – Vom Umgang mit Parfums

Wellness für die Kleider – Reine Imagepflege

Styling von Kopf bis Fuß

Haarige Geschichten – Stil rund um die Frisur

Make-up – Make down?

Brillenschlange – Gut (aus-)sehen

Nagelprobe – Verkaufsentscheidender Moment

Beauty – Foto, OP und digitale Retusche

Stilvoll altern

Die Sache mit Dorian Gray – Gewohnheit prägt

As time goes by – Was wir von Age-Models lernen können

Was (nicht) alt macht – Garantierte Rezepte

Forever young – Denn Sie wissen, was Sie tun

Stilvoll benehmen

„You can say you to me“ – Das globale „Sie“

References upon request – Stilvoll bewerben

Yes please! No thanks! – Stilvolle E-Mail-Kommunikation

Der N-Faktor – Wie Neid stylish wird

Gentleman – The big uneasy

Knigges Nachlass – Die Kunst des guten Umgangs

Stilvoll einkaufen

Smart shopping – Passformkontrolle

Textil mit Stil – Konfektion unter der Lupe

Help! – So reklamieren Sie stilvoll

Time is cash – Luxus in Zeiten des Internets

Schnäppchenjagd – Deutschlands schönstes Hobby

Lichterzeit – Hüftgoldzeit

Lady oder Schluderlieschen? – Der feine Unterschied

Über die Autorin

Stimmen zum Buch

Vorwort

Was nützt schöne Kleidung, wenn sich der Mensch, der darin steckt, schlecht benimmt? Ob Niete oder Kompetenzträger in Nadelstreifen – die Optik ist eben nur ein Teil des ersten Eindrucks, für den man bekanntlich keine zweite Chance bekommt: Sie macht die Hälfte der ersten unwiederbringlichen Sekunden aus. Fast genauso bedeutend ist aber auch der emotionale Anteil einer ersten Begegnung. Und so bekommt der Spruch, dessen sich Heerscharen von Stilberatern seit den 80er Jahren bedienen, eine neue Bedeutung. Denn: Wer anderen keine Wertschätzung entgegenbringt, braucht für die Frage nach dem richtigen Anzug keine Zeit zu verschwenden. So die subjektiv empfundene Wahrheit im zwischenmenschlichen Umgang. Die Eleganz des Geistes – „Grace of mind“ – prägt die Wirkung eines Menschen maßgeblich.

Dieses Buch liefert Ihnen Antworten auf die Frage, was eine gewinnende Ausstrahlung überhaupt ausmacht: Tipps und Anregungen sowie funktionierende Rezepte für gutes Aussehen und Auftreten, Zusammenhänge, die Ihnen sonst niemand erklärt, und die Grundlagen des guten Stils – geschäftlich wie privat.

Zwar sind über Businessknigge und das richtige Miteinander im Berufsalltag schon viele Bücher geschrieben worden. Sie vermitteln die Spielregeln einer noch immer männerdominierten Geschäftswelt, schreiben Rocklängen vor, definieren Businessfarben und verkaufen Manschettenknöpfe. Die Etikette wird bestens bedient.

Mit steigendem Anspruch der Frauen an ein erfülltes Berufsleben und anerkannte Karrieren steigt aber auch die Unsicherheit – nicht nur in Kleiderfragen. Und so kommt es, dass sich die Leserin eines solchen Businessknigge anschließend mit einem kniebedeckenden Rock im dunkelgrauen Kostüm, mit Bluse, Blockabsatz-Pumps und lederner Aktentasche wiederfindet – und garantiert nicht mehr auffallen wird, schon gar nicht positiv. Die Frau wird befördert – aber nur bis zur mittleren Ebene. Andererseits gibt es Bücher über Farb- und Stilberatung oder sogenannte Stilbücher, die meistens klein und schwarz sind. Deren Autoren, Ikonen aus der Mode- oder Medienbranche, zielen auf ein individuell vorteilhaftes, vor allem aber betont weibliches Styling ab. Da werden Augenbrauen gezupft, Haarschnitte empfohlen, Muster kombiniert und High Heels als das Nonplusultra der Eleganz gelobt. Die Leserin eines solchen Buches sieht hinterher vielleicht umwerfend sexy aus – kann aber in der Geschäftswelt nicht punkten. Sie bleibt Sekretärin.

Dieses Buch verbindet deshalb die Stil- und Modeberatung mit dem Geschäftsleben: Ich habe große Unternehmen von innen gesehen und den Beauty-Alltag zwischen Job und Identität selbst oft genug auf den Prüfstand gestellt. Mit diesem Buch möchte ich Erprobtes vermitteln, Ihnen Sicherheit geben und zu einem entspannten Umgang mit Stil anregen. Ich habe mir vorgenommen, Ihre Fragen zur richtigen Kleidung im Geschäftsleben zu beantworten und Mut zum sanften Ausstieg aus der „klon-gleichen“ Business-Uniformierung zu machen, hinter der viele Frauen ihre Kompetenz verstecken. Die Orientierung am Dresscode der Männer wird Frauen im Business genauso wenig gerecht wie die Orientierung an Modetrends. Stilgeheimnisse, die früher von Generation zu Generation weitergegeben wurden, werden hier auf unsere moderne, mobile Welt übertragen, erweitert und modernisiert, bevor sie verlorengehen.

In Geschichten verpackt, die sich auch in einem straff organisierten Businessalltag zwischendurch lesen lassen, soll Ihnen das neue alte Wissen Spaß am guten Aussehen bringen – oder erhalten – und Ihnen eine strahlende Souveränität verleihen.

Damit wird das Thema Stil zu dem, was es ist: zu einer sehr wichtigen Nebensache. Und wenn Sie das Buch am Ende aus der Hand legen und nicht nur etwas für sich mitnehmen konnten, sondern auch Lust bekommen haben – an der Lektüre und dem Spiel mit Stil –, dann habe ich mein Ziel erreicht: dass Sie einfach gut aussehen und sich dabei authentisch wohlfühlen.

Ihre Katharina Starlay

Stilvoll kombiniert

Made to measure – Was Maßkonfektion wirklich kann

Maßkleidung für den Mann: Wer ein echter Gentleman ist, trägt Kleidung auf Maß – oder zumindest auf Teilmaß. Aber was ist der Unterschied?

Bei einem echten Maßanzug wird vollständig Maß genommen. Die Konturen des Körpers werden genauso betrachtet wie die Körperhaltung, jede Rundung und jede Unebenheit. Möglich, dass der Mann wegen einer betont aufrechten Haltung und gutem Training der Brustmuskulatur vorne eine Konfektionsgröße mehr benötigt als im Rücken. Möglich, dass die Beine unterschiedlich lang geschnitten werden müssen, beispielsweise weil die Hüfte einseitig stärker oder das Gesäß runder ist. Ein Spezialist sieht all das und überträgt es auf einen eigens für diesen Kunden gemachten Handschnitt. In der klassischen Maßschmiede der Savile Row, einer Einkaufsstraße in Mayfair, gelegen im Londoner Stadtbezirk City of Westminster, ist es eine Ehrensache, dass es in diesem Prozedere auch eine oder mehrere Zwischenanproben gibt, bis der Anzug natürlich, elegant und wie eine zweite Haut sitzt. Der ganze Service macht einen Mann zum Gentleman, lohnt sich aber für den Schneider, der oder dessen Schnittmacher eigentlich ein Künstler ist, erst bei Nachbestellung. Dreidimensionale Körperkonturen auf einen flach liegenden Papierschnitt zu übertragen ist nämlich eine wahre Kunst, die viel abstraktes Denken und noch mehr Erfahrung verlangt. Für 199 Euro, denn das ist der Preis, der mittlerweile am Endverbrauchermarkt kursiert, ist eine Leistung in dieser Qualität und mit diesem hohen Maß an Individualisierung garantiert nicht zu haben.

Die Bedeutung von „Maß“: Was heute als Maßkleidung rangiert, ist tatsächlich das Teilmaß. Im Laden werden Konfektionsgrößen aus einem Mustergrößensatz anprobiert und die Abweichungen von der Norm notiert. Taille minus drei Zentimeter, Ärmellänge plus zwei Zentimeter, Bundweite minus zwei Zentimeter und so weiter … Diese Maße werden elektronisch übermittelt, auf eine eindigitalisierte Vorlage übertragen und als Zuschnittmuster zur Auflage auf den im Laden ausgewählten Stoff ausgeplottet – so nennt man den Ausdruck des Schnittmusters. „Made to measure“ müsste also eigentlich „Made to fit“ heißen, weil bestehende Konfektionsmaße nur passend gemacht werden (engl. Fitting = Anprobe). Dank dieser modernen Methoden und der schnellen Datenübermittlung ist Maßkleidung im weiteren Sinne heute für viele erschwinglich geworden, weshalb es erfreulicherweise auch immer mehr gut gekleidete Menschen gibt. Denn Sie wissen ja: Die Passform ist das A und O des guten Stils.

Hoffentlich bald vorbei sind auch die Zeiten, in denen der Fachverkäufer eines Herrenausstatters die eine volle Nummer zu kleine Hose mit den Worten „Das ändern wir noch ein bisschen am Bund und dann passt das schon“ mitverkaufen musste – weil er nur Anzüge in seinem Sortiment hatte, die den Austausch von Ober- oder Unterteilen in die für diesen speziellen Kunden richtige Größe nicht gestatteten. Denn welcher Mann hat schon eine Figur von der Stange?

Maßkleidung für Frauen: Was für Männer gut ist, ist für Frauen noch besser, denken sich seit einiger Zeit die Hersteller der Modebranche, und so sprießen auch die Anbieter von Maßkonfektion für Damen wie Pilze aus dem Boden. Nur haben sie noch mit den speziellen Eigenheiten weiblicher Ästhetik zu kämpfen. Eine Frau zufriedenzustellen, die mit ihrer Figur nicht glücklich ist – und welche Frau ist das schon? –, ist hochgradig anspruchsvoll. Der weibliche Körper hat überdies viel mehr Stellen, wo er zu- oder abnehmen und die Silhouette verändern kann – manchmal sogar in kürzester Zeit, denn das Bindegewebe von Frauen ist im Interesse des Nachwuchses viel veränderbarer als das von Männern. Damen wollen ein Kleidungsstück meist auch erst anfassen und anprobieren, weil sie seine Wirkung „live“ im Spiegel überprüfen möchten. Männer dagegen tun sich leichter damit, der Kompetenz eines Schneiders und der Kraft des Statussymbols zu vertrauen. Die weibliche Zielgruppe kauft Kleidung außerdem oft günstiger und häufiger ein und setzt damit auf die quantitative Abwechslung, die sie braucht, um nicht immer wieder im selben Look zu erscheinen. Anders als bei Herren erinnert sich der Betrachter nämlich schnell daran, wenn eine Frau mehrfach im selben Kostüm auftaucht – denn Damenbekleidung ist augenfälliger. Maßkonfektion für Frauen, die also technisch längst möglich ist, steckt daher praktisch noch in den Kinderschuhen.

Was Maßkonfektion als Teilmaß und maßangepasste Konfektion, in der oft nur Ärmel- und Hosenbeinlängen individuell angepasst werden, definitiv nicht können, liegt auf der Hand: Sie sitzen nicht wie eine zweite Haut. Kleidungsstücke mit einem solchen Tragekomfort erhalten Sie erst ab einer höheren Preiskategorie. Teilmaß und maßangepasste Konfektion können den Körper außerdem nicht auf Wunschmaß bringen. Sie können aus einem unzufriedenen Menschen auch keinen zufriedenen machen oder aus einem unerfüllten einen glücklichen. Sie kann auch nicht einen temperamentvollen, bewegungsfreudigen Menschen zu einer Person mit kontrollierten Bewegungen machen. Wer also mehr Bewegung braucht, fragt besser nach Stoffen mit Elastananteil – bitte aber nur querelastisch.

Wer die Qualität einer sehr guten Passform liebt und seine Einzigartigkeit nicht in Serienware hüllen will, wird sich mit Maßkleidung wohlfühlen und großartig aussehen, wenn er ein paar Tipps beachtet:

Lassen Sie sich nicht von Trends leiten, die ein Verfallsdatum haben. Gerade in der Damenmode verändern sich die modischen Schnitte relativ oft, so dass ein informierter Betrachter schnell das Entstehungsdatum eines Outfits ausmachen kann. Das gleiche gilt für modische Materialien und Muster im Stoff. Maßkleidung, an der Sie lange Freude haben wollen, sollte klassisch bleiben und sich mehr an Ihrer Persönlichkeit orientieren als an einem Trend.

Das Kapitel „Smart shopping“ verrät Ihnen mehr über gute Passform, denn nur die macht Ihr Aussehen wirklich edel. Gut angezogene Menschen kennen und tragen die für sie richtigen Weiten und wählen ihre Kleidung auch danach aus, ob sie das persönliche Bewegungsmuster respektiert. Ein Mensch mit ausladenden Bewegungen wird die Passform immer mit mehr Bewegungszugabe aussuchen als der kontrollierte Bewegungstyp. Ein guter Maßberater wird dies auch berücksichtigen oder ansprechen, wenn er es sieht.

Trotz Beratung sollten Sie selbst außer den Eigenheiten Ihres Körpers, wie zum Beispiel ein kurzer Oberkörper – bei Frauen nennt man das auch oft „eine kurze Taille“ – oder unterschiedliche Konfektionsgrößen oben und unten, auch die gesellschaftlichen Längenvorgaben für Hosenbeine, Rock- und Ärmellängen kennen oder nachlesen. Und Sie tun gut daran, die Qualifikation Ihres Maßschneiders zu erfragen. Ein boomender Markt muss zwangsläufig auf Beraterressourcen aus anderen Branchen zurückgreifen, und es sind die Qualität der Einarbeit sowie die Erfahrung, die aus einem Anbieter einen Fachmann machen.

Durch Kleidung auf Maß können Frauen endlich die Taille auf der Höhe tragen, auf der ihr Körper auch tatsächlich eine Taille hat. Sie müssen nicht mehr mit einer empirischen Taillenhöhe unterhalb der Brust und verschobenen Proportionen leben, sondern können sich lustvoll auch so stilvolle und attraktive Kleidungsstücke, wie ein Etuikleid für den Sommer, anschaffen – denn das sieht nur gut aus, wenn es perfekt sitzt.

Männer und Frauen können Unikate tragen, in denen sie sich wohlfühlen, weil sie nicht einengen, natürliche Bewegungen erlauben und die Besonderheiten der Figur schmeichelhaft – ganz selbstverständlich – einhüllen. Wer sich daran einmal gewöhnt hat, kennt den Unterschied zu Serienware. Träger von Maßkleidung sind zeitlos und jederzeit ganz er oder sie selbst. Wer ein kleines Budget hat, gewinnt dennoch an Style und Ausstrahlung, wenn er – oder sie – Kleidung passend trägt und auf den Anspruch einer guten Passform nie verzichtet.

Kombi total – Wie sie gelingt

Frauen haben es manchmal schwerer als Männer. Zum Beispiel in Kleiderfragen. Während die Herren im klassischen Business vom grauen zum blauen und vom blauen zum grauen Anzug wechseln, stellt sich den Damen zusätzlich eine ganz besondere modische Herausforderung: die Kombinationsmode.

Kombi wirkt, obwohl nicht für alle Dresscodes geeignet, oft einfach jünger und lässiger als ein durchgehendes Kostüm oder ein unifarbener Hosenanzug. Während Herr sich also über die durchaus wichtige Frage der richtigen Krawatte oder eines Einstecktuchs zu Hemd und Anzug Gedanken macht, hat Frau sich auch noch in der Proportionslehre auszukennen.

Der Goldene Schnitt: Der berühmte „Goldene Schnitt“, zu dem es auch eine mathematische Formel gibt, gilt als das Nonplusultra der harmonischen Streckenproportion. Er definiert, dass eine Proportion vom Auge als harmonisch wahrgenommen wird, wenn die kürzere Strecke circa 71 Prozent der langen Strecke ausmacht. Oder noch einfacher: Die Relation der Kantenlängen des DIN-A4-Formats entspricht dem Goldenen Schnitt. Umgesetzt bedeutet das: Ein taillenkurzes Oberteil sieht mit einer langen weiten Marlene-Hose harmonisch und vollständig aus – nicht aber mit einem sehr kurzen Rock, denn dann werden zwei gleiche Längen optisch gleichwertig nebeneinander gestellt, was unspannend ist. Wenn Ihr Rock also lang ist, darf das Oberteil kurz sein, ist der Rock kurz, sollte das Oberteil etwas länger sein und den Rockbund bedecken. Denn das hat noch einen anderen Grund: Ihre Dezenz.

Oberste Spielregel: Dezent wirken Sie immer dann, wenn Sie sich entscheiden, Beine oder Dekolleté zu zeigen – nie beides! Und je kürzer der Rock, desto flacher sollten auch die Schuhe sein, dann jedenfalls, wenn Sie als Frau im Geschäftsleben ernstgenommen werden wollen.

Spannung bringen Sie in die Erscheinung, wenn Sie weit mit schmal kombinieren – also die weite Hose zum schmalen Oberteil oder den Großraumpullover zur schmalen Jeans. Flächendeckend „Schlabberlook“ zu tragen zeigt buchstäblich zu wenig Linie und wirkt unelegant.

Farbanteile: Farblich kombiniert auch der Herr richtig, wenn seine Erscheinung zu etwa 60 bis 70 Prozent der Fläche aus Neutralfarben, wie Schwarz, Grau, Marine, allen Braun- und Beigetönen, und zu etwa 20 bis 30 Prozent aus Basisfarben besteht, zum Beispiel ein weißes Hemd, allen Rot- und Grüntönen, mittleren und hellen Blaunuancen. Der Anzug ist somit neutralfarbig, das Oberteil darunter basisfarbig. Braun und Beige als Anzugfarben sollten in der Herrenmode allerdings nicht im Kontakt mit britischen Geschäftspartnern getragen werden, da diese Farben dort nicht zum Business-Dresscode gehören. Die soften Farben der Herrenhemdenpalette gehen natürlich immer, sofern sie Ihnen zu Gesicht stehen. Akzentfarben, also alle bunten und kräftigen Farben, sollten nicht mehr als etwa 10 Prozent Ihrer Gesamterscheinung ausmachen. Beim Herrn ist das oft die Krawatte, bei der Dame ein Tuch, ein Muster oder ein anderes Element. Dieses etwas strenge Reglement gilt für den konservativ-klassischen Kleidungsstil, den sie auf diese Weise gekonnt und sicher umsetzen.

Noch ein Tipp zum Einstecktuch: Ein Gentleman trägt nie ein Tuch desselben Stoffs, aus dem die Krawatte gefertigt ist. Es kann und sollte aber eine Farbe aus der Krawatte wieder aufnehmen, das wertet den Look auf. Während sich das Einstecktuch als Individualisierungsmerkmal steigender Beliebtheit erfreut, verliert die Krawatte im Zuge der „Casualisierung“ unserer Kleidung als Standardaccessoire des klassischen (Geschäfts-)Manns zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Männer entledigen sich des Binders und Gentlemen werden – in weniger konservativen Branchen – mit Anzug, Hemd, Einstecktuch und sogar Manschettenknöpfen gesichtet – aber ohne Krawatte.

Stoffe richtig kombiniert – Der sichere Griff

Fingerspitzengefühl ist gefragt, wenn es um die Kombination von Stoffen geht. Eine Garderobe wirkt individuell und spannend, wenn man Altes mit Neuem, Modernes mit Klassischem, teure Ware mit günstigen Trendartikeln zu einem einzigartigen Look zu verbinden versteht.

Aber was macht gekonnte Kombination aus? Die schlechte Nachricht: Man muss dafür schon ein bisschen Vorwissen mitbringen – nämlich Grundmaterialien, Farbrichtungen, Muster und Linien erkennen und unterscheiden lernen. Die gute Nachricht: Es macht Spaß und stilsicher, sich damit zu befassen.

Textile Flächen werden aus zwei verschiedenen Grundfasergruppen hergestellt: Aus Naturfasern und / oder Chemiefasern, auch Synthetikfasern genannt. Die beiden Gruppen haben ein sehr unterschiedliches Verhalten, wenn man sie beispielsweise an Feuer hält, was Brennprobe genannt wird. Während Wolle, Baumwolle, Leinen und Seide als Naturfasern mit hellem Rauch und feiner Asche verbrennen, schmelzen Polyester und Co. als Synthetiks unter dunklem Rauch zu einer schwarzen, zähen Flüssigkeit, die später harte Krümel bildet. Das soll Sie nicht zum Kokeln verführen. Aber Sie sollen es wissen.

Die moderne Industrie liebt Mischungen aus Natur- und Chemiefasern, weil sich die verschiedenen Trageeigenschaften, wie ein gutes Körperklima bei Naturfasern, mit der Langlebigkeit der Synthetikfasern verbinden lassen. Während man die zahlreichen synthetischen Stoffe beim bloßen Anfassen nicht immer bestimmen kann, unterscheiden sich die Naturfasen im Griff sehr deutlich. Baumwolle und Leinen fühlen sich zum Beispiel kühl und etwas „härter“ an als ein Wollgewebe, dessen ursprüngliche Faser flauschiger und wärmender ist. Diese Materialien sollte man in der Kleidung daher nicht gleichwertig, also in gleichen Flächenanteilen, nebeneinander stellen, sondern immer eines deutlich mehr gewichten.

Das bedeutet: Baumwollhemd unter dem Super 120 Anzug, ja – Leinenrock mit Tweedblazer, nein. Achten Sie einfach darauf, dass die Materialien, die Sie kombinieren, eine vergleichbare Glätte haben oder umgekehrt genug Kontrast aufweisen, damit die Kombination beabsichtigt wirkt und nicht wie ein Unfall. So bieten beispielsweise eine Chiffonbluse mit Grobstrick kombiniert oder ein softer Kaschmirblazer zur Jeans spannende Kontraste, die das Auge des Betrachters „unterhalten“ statt langweilen. Starke Unterschiede im Material müssen gekonnt wirken. Wenn zwei Textilien ähnlich sind, aber nicht genau zueinander passen, setzen Sie lieber auf Kontrast.

Für Oberstoffe wie Kostüm- und Anzugstoffe gilt außerdem: In der Oberflächenstruktur, welche durch die Verbindungspunkte von Quer- mit Längsgarnen im Webstuhl entsteht, unterscheidet man zwischen leinwandbindigen Stoffen, die eine leichte Karostruktur haben, und köperbindigen Stoffen, die wie Jeans einen feinen sichtbaren Schräggrat aufweisen. Leinwand- und Köperbindung sollte man daher ebenfalls nicht gleichwertig nebeneinander stellen. Außerdem sollten die Flächengewichte, also schwere, dicke Stoffe oder leichte, dünne Stoffe, zueinander passen. Auch hier gilt: Gleich zu gleich – oder aber deutlich unterschiedliche Stoffdicken kombinieren. Nehmen Sie sich die Zeit, Stoffe anzufassen und zu erfahren, bevor Sie sie kombinieren.

Farben richtig kombiniert – Strahlend statt bunt

In Sachen Farbe hat die richtige Kombination viel mit Geschmack zu tun. Nur – was ist Geschmack? Eine exklusive Gabe, die nur wenigen Privilegierten zufällt? Von diesem Glauben leben ganze Industrien. Farben gut zu kombinieren setzt voraus, dass Sie Farben erst einmal sehen lernen – ihre Qualitäten und Eigenschaften sowie ihre strategische Bedeutung.

Es gibt drei Paare von Farbeigenschaften, die Farben charakterisieren. Während die hellen und dunklen Farben nicht weiter erklärt werden müssen, sollten wir warme und kalte Töne sehen und unterscheiden lernen: Als warm wird eine Farbe definiert, die einen goldenen oder gelben Unterton hat. Als kalt bezeichnet man Farbtöne, die einen blauen Unterton aufweisen. Ein Beispiel: Die warme Variante der Farbe Rot tendiert in den Orange-Bereich und reicht dann von Hummer-, Lachs und Klatschmohnrot bis zu Orange und Terracotta, weil Rot und die warme Komponente Gelb zusammen Orange ergeben – wie uns Johannes Itten, seines Zeichens Maler und Bauhaus-Mitbegründer, vermittelt. Die kalte Version von Rot tendiert in den violetten Bereich, weil Rot und Blau, das Kalte der Farbe, zusammen Violett ergeben. Die Farbbezeichnungen im kalten Spektrum von Rot reichen von Himbeer-, Brombeer- und Burgunderrot bis zu Wassermelone, Bordeaux und Scharlachrot.

Ittens Lehre ist übrigens die Basis der sogenannten Farb- und Stilberatung, da er in seinem Werk „Kunst der Farbe“ über den Zusammenhang zwischen Farben und den persönlichen Vorlieben der Menschen spricht. Damals erkannte er, dass sich Menschen zu Farben, die ihnen „zu Gesicht“ stehen, instinktiv hingezogen fühlen. In unserer modernen Welt erfahren wir aber durch Einflüsse wie Mode, Meinungen von Freunden und Partnern eine farbliche „Verbildung“, durch die wir den eigenen Instinkt für Farben, die uns gut aussehen lassen, verlieren. Allein das Wissen um die eigene farbliche Richtung – warm oder kalt – und die richtige Anwendung kann die eigene Ausstrahlung unglaublich steigern.

Warme und kalte Farben lassen sich darüber hinaus sehr gut unterscheiden, wenn man goldfarbenen – also Gelb- und Rotgold – oder silberfarbenen Schmuck – wie Silber, Weißgold und Platin – darauf legt. Kalte Farben werden mit dem kühlen Schmuck immer edel und teuer aussehen, warme Töne werden durch Schmuck in warmen Farben angenehm unterstrichen. Im Übrigen ist das auch der Grund dafür, warum schwarze Kleidung, sogar das sündhaft teure „Kleine Schwarze“ aus der Designer-Boutique, mit Goldschmuck kombiniert oft etwas billig aussieht. Denn Schwarz – obwohl eine Nichtfarbe – wird vom Auge als kalt wahrgenommen.

Als nächstes können Sie Farben auch noch nach klar und gedämpft unterscheiden. Gedämpfte Farben sind weich, verhangen und neblig. Denken Sie dabei an den Nebel der vom Boden aufsteigenden Feuchtigkeit im Herbst oder den Sommerhimmel sehr heißer Tage, der eine Landschaft (Meer, Berge, Sommerhimmel) in den Dunstschleier der Hitze hüllt und alles weicher und verwaschen wirken lässt. Gedämpft sind demnach alle pudrigen Töne wie zum Beispiel Tauben- oder Puderblau, aber auch Ockergelb oder Moosgrün.

Klar werden Farben mit leuchtendem Ausdruck genannt, die sehr direkt wahrgenommen werden. Sie leuchten wie das gleißende Licht der Sonne in einer Schneelandschaft oder die frischen Farben, welche die Natur als Blüten zwischen Februar und Juni hervorbringt: Krokusse, Osterglocken, Klatschmohn, Raps. Um Ihnen diesen Unterschied zu verdeutlichen, stellen Sie sich zum Beispiel einen extrovertierten Menschen vor. Er fällt, verglichen mit einer eher introvertierten, zurückhaltenden Person, in seinem Umfeld schneller und deutlicher auf. Und ebenso verhält es sich auch mit klaren und gedämpften Farben. In unserer Werbe- und Medienwelt werden beispielsweise gerne klare Farben wie Rot als Signalfarbe oder kräftiges Magenta als Imageträger für die Telekommunikationsbranche verwendet.

Die gedeckten Farben wirken introvertierter, verwaschener, weicher und sind in der Kombination weniger kontrastscharf, sie plakatieren nicht oder seltener.

Für eine gelungene Kombination wollen diese Farbeigenschaften überhaupt erst einmal gesehen und dann unterschieden werden. Harmonisch sind sie, wenn Sie warme und kalte Untertöne klar trennen und die für Sie richtige Palette auswählen. Auch ein dunkles Blau kann kälter oder wärmer sein, klarer oder weicher. Erst wenn Sie die Kombinationsfarbe darauf legen, werden Sie erkennen, ob die Kombination im Auge einen „Bruch“ ergibt oder sich die Farben harmonisch miteinander verbinden.