Felix Dvorak

A Hetz und a Gaudi

Felix Dvorak

A Hetz und a Gaudi

SO LACHEN UND SCHIMPFEN
DIE ÖSTERREICHER

Mit 35 Abbildungen

Bildnachweis:
Alle Abbildungen stammen aus dem Privatarchiv des Autors außer: Fritz Novopacky (9), Johann Klinger (11), Pavel Novotny (23), FirstLook/picturedesk.com (35, 45), ORF Fotodienst (52), Richard Röder (72), Ali Schafler/First Look/picturedesk.com (81), Stadttheater Berndorf (86), Ernst Hausknost (109), Gerhard Heller (136), Reiner Fialik (158), Andreas Tischler (192), Winnie »WIN« Jakob: Felix Dvorak/© Bildrecht, Wien, 2015 (209).

Besuchen Sie uns im Internet unter:
www.amalthea.at

Dieses Buch
ist meinem jüngsten Enkelsohn
Moritz Löwy gewidmet

Inhalt

Vorwort

Wie schon Mozart sagte …
Die schönsten österreichischen Verbalinjurien

Eingebrochen

Freudiana

Lokale Ausdrücke.
Ein berühmtes Wiener Couplet neu adaptiert

Weihnachtseinkäufe

Wien und seine Stammtische

Wetterwendisch

Aktuelle Sprichwörter

Schreferl als Badewaschl

Gschamster Diener.
Wiener Ausdruck für »Gehorsamster Diener«

»Der Mann ohne alle Eigenschaften«

Heimatlied

Die Weinkaiserin

Das Glückskind

Heil

Ein Kavalier genießt

Alt, aber gut

Schreferl beim Arzt

Moral

Das Mittel gegen Sodbrennen

Freundschaften

Der Jubilar

Sold again

Ego te absolvo

Grabinschriften aus Österreich

Das Gourmet-Geschenk

Kidnapping

Die Nacht des Grauens

Schreferl rettet Griechenland

Auf den Hund gekommen

Waidmanns Unheil

Die Konsequenz

Wirtshausgeschichten

Der hohe Besuch

In der Befundgrube

Wiener Linien

Danke

Vorwort

Ursprünglich hatte ich die Absicht, ein Aufklärungsbuch zu verfassen. Nein, nicht, was Sie glauben. Das Buch sollte sich nicht mit den Geheimnissen der Sexualität beschäftigen, sondern mit denen unserer Sprache.

Warum kann laut Linguisten eine Autobiografie auch eine Eintragung im KFZ-Typenschein sein? Oder ein Aftershave auch die Enthaarung des menschlichen Hinterteils? Darauf können nur jene Wissenschafter Antwort geben, die die Germanen als Vorgänger der Hefe oder eine Agentur als die Rolex von James Bond definieren. Ich gebe zu, ich bin dafür zu wenig gebildet. Darum habe ich mich in diesem Buch mit den Untiefen des Wienerischen oder denselben der Heimat beschäftigt.

Ich möchte die günstige Gelegenheit, für dieses Buch ein Vorwort zu verfassen, dazu benützen, um damit eines Mannes zu gedenken, dem vor allem die Literaturkritiker, aber auch die Leser Unchätbares zu verdanken haben und der vor nunmehr 543 Jahren auf die Welt kam, die uns von Buchmesse zu Buchmesse immer mehr aufzulesen gibt: Caspar von Umbruch, des Erfinders des Umblätterns. Seit seiner epochemachenden Erfindung liest sich alles viel flockiger und rascher. So wird es Ihnen auch mit diesem Buch ergehen. Seien Sie ohne Sorge und beginnen Sie unverzagt.

Schimpfen kann zur Manie werden:
Man schmeckt vor lauter Haaren
die Suppe nicht mehr
.

Als ordinärer Stadtstreicher in einer Krimi-Parodie des ORF

Wie schon Mozart sagte …

Die schönsten österreichischen Verbalinjurien

Als Entschuldigung für das folgende kleine Lexikon möge der sechsstimmige Kanon von Wolfgang Amadeus Mozart gelten: »Leck mich am Arsch«.

ARMLEUCHTER

Erwerbslose Wandbeleuchtung

ARSCHKAPPELMUSTER

Gesäßmützenstruktur

BADHUR

Prostituierte, die sich vorwiegend in Toilettenräumen aufhält

BLADE BLUNZEN

Aufgeblähte Blutwurst

DILLO

In Massen auftretende Spezies, die, ob beim »Musikantenstadl« oder beim »Neujahrskonzert«, mitklatscht

DUTTELFEE

Vollbusige Märchengestalt

EIERSCHÄDEL

Dotterfarbener Kopf

EXTRAWÜRSCHTL

Besonders fade, mehlhaltige Wurstsorte, die gaumentote Leute als Draufgabe verlangen

FARFERL

Austrifizierte italienische Teigware

FOTZEN

Maulschelle, die aber nicht mit der Vulva, sondern mit der Hand verabreicht wird

GSCHERTER

Für den Wiener die Bezeichnung für alle Nichtwiener

GUTMENSCH

Abfällige Bezeichnung für jene Menschen, die anderer Meinung sind als der »Kronen Zeitung«-Kolumnist Michael Jeannée

HASCHERL

So nennt man bemitleidenswerte Mitmenschen, aber keine Marihuana-Konsumenten

HATSCHER

Lange Wegstrecke, die jedoch nicht nach Mekka führen muss

IGEL

So nennt man weibliche Personen, die alle ihre Öffnungen dem Mann zur Verfügung stellen

ITAKER

Damit meint man abfällig jene Menschen, deren Eis, Pizza oder Spaghetti man liebt

JAUSENGEGNER

Einer, der nach einem kleinen Teller mit Speck, Wurst und Käse schon satt ist

KATZELMACHER

Siehe Itaker

KREN

Schamlos ausgenützter Weichling, bei dessen Anblick anderen die Tränen in die Augen schießen

LABERL

Aus Fleisch, Fetzen oder Schuster gestaltete Form

LULU

Urin Segment, aus dem Alban Berg eine Oper formte

MARILLE

Schädel so manchen Protestwählers, in den sich ein Wurm eingenistet hat

MUFFEN

… die mir geht, wenn ich an einem Abgrund stehe

NEBOCHANT

Laut Travnicek ein Mensch, der unter keiner Gastritis leidet

NUDELAUG

Ausgang der Harnröhre, mit der einst der legendäre Mundl seinen Schwiegersohn bezeichnete

OBEZAHRER

Typ, der auch das Positivste in die Vertikale zieht

OHRWASCHELKAKTUS

Stacheliges Gewächs, das entfernt an Österreichs Außenminister erinnert

PANTSCHERL

Liebevoller Ausdruck, der das sechste Gebot verharmlost

PLAYBOY

Junger Mann, der von Flatulenzen geplagt wird

QUARGEL

Nationalratsrede, die an Olumoucky syreček erinnert

QUASI

Kann sinngemäß einiges bedeuten, aber für Kenner ist damit nur der gewaltige Schöpfer des »Herrn Karl« gemeint

RAMMLER

Männer, die glauben, dass Meister Lampe kein Vorspiel kennt

RESTFETTN

… mit der manche Autofahrer sich einbilden, Sebastian Vettel zu sein

ROTZBUB

Männlicher Jugendlicher, der zu den gefragtesten Kunden der Papiertaschentuchindustrie gehört

SAUMAGEN

Den besitzen Stammkunden von Döner- und Burger-Buden

SCHEANGLATA

So schimpfte man mich als zehnjährigen Brillenträger, obwohl ich nie schielte. Heute bewerben Pearle und Fielmann ihre Produkte als Modehits

TITSCHGERLN

So nobel benennt das einfache Volk das ordinäre Brunzzeug zsammstecken

TSCHECHERANT

Als solchen konnte man mit Berechtigung manche meiner Freunde und begnadete Trinker bezeichnen. So weit, so lustig. Außer, dass die meisten Begnadeten im Alkohol ersoffen sind

UMURKE

Ob Fräulein oder Gurke – jedenfalls nicht der Ö-Norm entsprechend

UNGUSTL

Man muss nicht Gustav oder August heißen, um so unappetitlich zu sein

VIERERZIAGL

Baustein für ein promiskuitives Leben

VOLLKOFFER

Reisegegenstand, der mit Blödheit vollgestopft ist

WUCHTEL

Womit eine böhmische Nationalspeise zu einem Lacherfolg gedruckt wird

WURZEN

Wofür die Staatsbürger von den Verantwortlichen für die Hypo Alpe-Adria gehalten wurden

XANTHIPPE

So bezeichnen auch des Griechischen nicht mächtige Tschecheranten ihre sie mahnenden Ehefrauen

ZANGE

Siehe Xanthippe

Verbrecher sind nur solche,
die erwischt werden
.

Im deutschen Krimi »Einbruch bei Nacht«

Eingebrochen

Wie jeden Tag las Günther Storm, bevor er ins Büro fuhr, beim ausgiebigen Frühstück die Zeitungen. Ganz groß und fettgedruckt sprang ihm eine Nachricht frontal in die Augen. Bei den Nachbarn, der Familie Brezina, war vergangene Nacht eingebrochen worden. Die Diebe hatten das gesamte Familiensilber gestohlen … Günther Storm lachte laut auf: »Das ganze Familiensilber! Lächerlich! Wie diese Leute auf den Tisch hauen. Die zwei Tauflöffeln und das aus Neusilber bestehende Besteck aus Thailand nennen die ihr ›Silber‹. Wir haben es ja gesehen, als wir damals bei ihnen eingeladen waren. Übrigens zum letzten Mal, denn dort bringen mich keine zehn Rösser mehr hin!«

»Über die Gartenmauer sind die Einbrecher geklettert, haben die Kellerfenster eingedrückt und sind so ins Haus gekommen«, setzte Klara Storm, die gerade eine andere Tagespostille las, fort. »Die Bedienerin von den Brezinas hat das der Zeitung erzählt. Und weißt’, was sie noch gesagt hat? Die Einbrecher müssten mit den Verhältnissen vertraut gewesen sein, weil sie gewusst hätten, wo was zu holen sei.«

»Was ist bei denen schon zu holen?«

Und Klara Storm prustete unter einem Lachanfall los: »Da steht wirklich: ›Die Juwelen von Frau Brezina haben sie nicht gefunden!‹ Der ihre Juwelen! Das, was sie letztens getragen hat, sah aus wie aus dem Kaugummiautomat.«

Weiter wollte Dieter Storm nichts mehr davon hören. Er fuhr ins Büro, und als er wieder heimkam, wurde noch immer über den Einbruch bei den Nachbarn gesprochen. Wenn Herr Storm auch den Brezinas das Malheur gönnte, ärgerte es ihn doch maßlos, wie diese Leute keine Gelegenheit vorübergehen ließen, sich wichtigzumachen. Irgendwie ärgerte es ihn, dass die Einbrecher die Brezinas und nicht sein Haus ausgesucht hatten.

Früher waren die Brezinas und die Storms gute Freunde gewesen. Aber als Kevin, der halbwüchsige Sohn der Brezinas, zum dritten Mal mit seinem Fußball Fenster von Storms Veranda zerschossen hatte, war es zum großen Knatsch gekommen. Und seither ließen beide Seiten keinen Anlass vorübergehen, sich gegenseitig in bösartigster Weise zu kränken.

Außer dem Silber hatten die Brezinas noch als gestohlen angegeben: den wunderschönen Nerz von Barbara Brezina – Klara Storm kommentierte das mit dem Wort »Kaninchenfell« – und einen sehr kostbaren Gebetsteppich, einen echten Buchara. »Einen ›Buchara‹ – den Kotzen haben sie sicher bei einem Standl am Brunnenmarkt erworben.«

Dann hörte man, die Brezinas hätten ihr Haus für eine halbe Million Euro versichert.

Als Günther und Klara Storm dies erfuhren, packte sie alttestamentarischer Zorn.

Die Einbrüche in ihrem Villenviertel mehrten sich in unheimlicher Weise. Rundum machte sich eine allgemeine Nervosität breit. Es verging keine Woche, in welcher nicht gleich in der Nähe eingebrochen wurde. Anscheinend lag Absicht in der Tätigkeit der Einbrecher. Systematisch wurde Haus um Haus heimgesucht.

Alle Anstrengungen der Polizei, die Täter zu entdecken oder auf frischer Tat zu ertappen, blieben ohne Erfolg.

Frau Storm beschwor ihren Mann, es müsse endlich etwas geschehen.

»Dann müssten wir uns für eine Million versichern lassen, um es den Brezinas zu zeigen, aber das wird mir zu kostspielig«, schimpfte Günther Storm. »Hör mir auf mit den Versicherungen! Davon will ich nichts wissen. Da zahlt man nur drauf. Wird einem wirklich etwas gestohlen, so muss man erst nachweisen, was einem gestohlen wurde, und dann glauben sie einem nicht. Bei der Feuerversicherung haben unsere Verwandten erfahren, welchen Sinn so eine Security hat. Die hatten jahrelang ein Vermögen an Prämien einbezahlt. Als es dann bei ihnen tatsächlich gebrannt hat, hätten sie sich zwei neue Häuser vollständig neu einrichten können. Aber es wurde festgestellt, dass der meiste Schaden durch das Wasser der löschenden Feuerwehr entstanden war, und so hatte die Familie das Nachsehen.«

Günther Storm hatte sich in ziemliche Wut hineingeredet, die sich nun, da niemand anderer da war, allein gegen Klara richtete. Sie solle sich nicht in Sachen einmischen, die alleine Männersache sei. Er wisse selbst, was zu tun sei. Schließlich habe er es beim Bundesheer zum Obergefreiten gebracht. Er werde sein Eigentum schon zu schützen wissen.

Dann schleppte er alles, was im Haus an Waffen vorhanden war, zusammen. Und das war allerhand. Hatten die Storms doch von all ihren wunderbaren Fernreisen etwas Derartiges, damals nur als Urlaubserinnerung, nun aber als Rüstung, mit nach Hause gebracht: einen Tomahawk aus dem Grand Canyon, ein Lasso aus der Disney World Florida, einen Bumerang aus Australien, eine Schreckschusspistole aus dem Sherlock-Holmes-Museum der Londoner Baker Street, eine Lanze aus Kenia und Pfeil und Bogen aus Malaysia.

Nun musste die ganze Familie zum Appell antreten. Die Waffen wurden verteilt. Klara bekam den Bumerang, der 18-jährige Ronald wurde mit dem Tomahawk ausgestattet, und der 13-jährige Fabian wollte unbedingt Pfeil und Bogen und bekam sie auch. Günther Storm behielt sich die Schreckschusspistole, die kenianische Lanze und das Lasso aus der Disney World.

Nur die hochbetagte Erbtante Gusti, von ihr erwartete die Familie zwei Häuser und einen Weingarten in Poysdorf zu erben, erhielt keine Waffe, da sie aufgrund ihrer Alzheimererkrankung nicht einmal Löffel und Gabel auseinanderhalten konnte.

Am Sonntag waren Instruktionsstunde und Manöver angesagt. Das Haus und der Garten wurden zu einem hart umkämpften Übungsfeld. Kaputte Spiegel, Fensterscheiben und Vasen zeugten von den grimmigen Waffenübungen.

Und dann war es so weit. Sollten die Einbrecher doch nur kommen. Man war gerüstet.

In der ersten Nacht ging man mit klopfendem Herzen zu Bett. Bei dem geringsten Geräusch im Haus schreckte man auf, griff zu den Waffen und lauschte in die Nacht.

Nach einer Woche ließ die Anspannung nach.

Aber schließlich kam die Nacht der Nächte. Klara wurde als Erste munter und weckte Günther. Es hörte sich an, als ob jemand unten im Haus hantieren würde. Die beiden Buben wurden geweckt. Alle hatten ihre Waffen umklammert, und die Söhne bemerkten, dass der ehemalige Obergefreite ganz unsoldatisch zitterte.

Man schlich sich zur Stiege.

Von unten waren schlurfende Schritte zu hören.

»Leise, leise! Wir müssen die Einbrecher überraschen.«

Jetzt ging unten im Hause eine Türe. Die Verbrecher waren in der Küche.

Man war im ersten Halbstock angekommen, als sich Günther Storm mit den Beinen im Lasso, das sich aufgerollt hatte, verwickelte, stolperte und die Lanze fallen ließ.

Klara stieß einen gellenden Schrei aus, da ihr der Bumerang auf den Fuß gefallen war.

Merkwürdigerweise nahmen die Einbrecher keinerlei Notiz von dem Lärm. In der Küche wurden Schubladen aufgezogen und mit Porzellan geklappert.

Angstvoll und bebend horchte die Familie in die Dunkelheit.

Jetzt öffnete sich plötzlich die Küchentür, ein schwacher Lichtschein fiel in das geräumige Vorzimmer und eine Gestalt erschien im Türrahmen.

»Sssst«, zischte Fabians malayischer Pfeil durch die Luft, und mit einem furchtbaren Aufschrei sank die Gestalt zu Boden.

Als man endlich Licht machte, musste man mit erheblichem Entsetzen feststellen, dass der vermutliche Einbrecher Erbtante Gusti war. Der Pfeil steckte in ihrem Hinterteil.

An Fabian ließ Günther Storm seinen ganzen Zorn aus. Es waren die letzten Ohrfeigen, die der jüngste Nachkomme der Storms bekam.

Die Erbtante hatte leider eine viel zu gute Konstitution und ließ die Familie weiter auf zwei Häuser und einen Weingarten in Poysdorf warten.

Günther Storm ließ sich in der Folge sofort gegen Einbruch versichern, abonnierte einen Security-Dienst und gab sehr viel Geld für Fenster- sowie Türsicherungen aus. Und ließ sich das modernste TV-Kamera-Sicherheitssystem installieren. Dieses hatte den Vorteil, dass er ab nun bei Tag und Nacht das Haus und das Leben der Brezinas auf seinem Bildschirm beobachten konnte.

Mit allen, auch den intimsten Details.

Ein Psychotherapeut ist ein Mensch,
der dem Vogel, den andere Leute haben,
das Sprechen beibringt
.

Eddi Arent als Psychiater und ich als sein Patient

Freudiana

Patient, völlig verzweifelt: »Herr Professor, ich habe heute Nacht etwas Schreckliches geträumt. Im Traum war ich ein Rindvieh und fraß Heu und Heu und Heu!«

Der Professor, beruhigend: »Aber das ist doch nicht so schrecklich.«

»Doch, doch, denn als ich munter wurde, war meine Matratze leer!«

Professor, besänftigend: »Aber, aber, mein Herr, ich kann Sie beruhigen, Sie sind vollkommen normal!«

»Oh, wirklich?«

»Ja. Aber ich habe eine Frage. Wenn Sie mir die bitte beantworten würden. Wann haben Sie zum ersten Mal entdeckt, dass Kim Kardashian Sie betrügt?«

»Bitte, Herr Professor, helfen Sie mir! Jedes Mal, wenn ich mit einem Mann am Abend ausgehe, liege ich anschließend mit ihm im Bett. Am nächsten Tag quälen mich dann immer die furchtbarsten Schuldgefühle und ich werde immer so furchtbar depressiv!«

»Ja, ich verstehe. Also werden wir versuchen, Ihre Willenskraft zu stärken.«

»Nein, nein! Im Gegenteil! Können Sie es nicht erreichen, dass ich nachher nicht immer diese blöden Schuldgefühle bekomme?«

»Herr Professor! Sie müssen mir helfen! Ich habe seit Wochen jede Nacht einen abscheulichen Alptraum. Ich träume, ich befinde mich splitternackt in einem vergitterten Käfig und furchtbare Bestien reißen mir stückweise das Fleisch aus dem Leib!«

»Ja, da kann ich Ihnen nur raten, gleich heute Ihre längst fällige Steuererklärung abzugeben!«

»Meine Frau hat mich zu Ihnen geschickt, Herr Professor, obwohl ich glaube, dass ich völlig normal bin. Aber Sie will nicht verstehen, dass ich nur Schafwollsocken mag.«

»Also, wenn es das ist, sind Sie ja wirklich völlig normal. Ich mag auch nur Schafwollsocken …«

»Wirklich? Sie auch?! Auch in Essig und Öl?!«

Der Professor, sehr nachdenklich: »Ja, was soll ich mit Ihnen machen?«

»Herr Professor, Sie können mir die harte, ungeschminkte Wahrheit sagen!«

»Gut, dann sag ich Ihnen, die Ursachen Ihrer Erschöpfungszustände liegen auf der Hand: Saufen und Weiber!«

Der Patient, ungerührt: »Aha. Aber bitte, Herr Professor, jetzt sagen Sie mir Ihre Diagnose auf Lateinisch, damit ich sie auch meiner Frau erzählen kann.«

Der Professor, ratlos: »Also am Telefon haben Sie mir ja schon erzählt, dass Sie, wenn Sie beruflich unter Stress stehen, sich einbilden, Sie wären ein Hund …«

»Ja, dann bin ich ein Pudel. Ein Zwergpudel! Bitte, helfen Sie mir!«

»Na, da müssen wir der Sache auf den Grund gehen. Das ist sicher nicht so schlimm. Legen Sie sich erst einmal auf die Couch.«

»Das geht nicht, Herr Professor!«

»Aber warum denn nicht?«

»Ich darf nicht auf Polstermöbel!«

Der Professor, einfühlsam: »Was ist der Grund dafür, dass Sie nicht schlafen können?«

Die Patientin, schluchzend: »Mein Mann bildet sich ein, er sei ein Kühlschrank!«

»Aha! Also Sie sorgen sich um den Zustand Ihres Gatten so sehr, dass Sie von Schlaflosigkeit geplagt werden.«

»Aber, nein! Mein Mann ist mir völlig egal! Es ist nur dieses blödsinnige Licht, das immer angeht, wenn er mit offenen Mund schläft.«

Professor, höchst interessiert: »Bitte, was sind Ihre Probleme?«

Patient, in Uniform und mit angeklebtem Bart: »Ich? Ich habe überhaupt keine Probleme. Warum sollte ich auch? Ich habe das schönste Leben. Im Winter wohne ich in der Hofburg, im Sommer in Schönbrunn, ich habe eine Jagd in Ischl, ein Denkmal im Volksgarten und einen eigenen Salonwagen bei der Bundesbahn. Nur die Sisi, die Sisi hat ein großes Problem!«

»Was hat sie denn für ein Problem?«

Patient, völlig verzweifelt: »Stellen Sie sich vor, die Sisi bildetet sich ein, sie sei die Frau Zapletal!«

Patient, völlig depressiv: »Mein Sohn studiert in Oxford, meine Tochter ist in einem Internat am Genfersee, meine Frau fährt einen Sportwagen, ich fahre einen Rolls-Royce und besitze ein Privatflugzeug sowie eine Motorjacht. Wir haben eine Villa in Grinzing, ein Chalet in Kitzbühel und eine Wohnung in Manhattan …«

»Ja, warum sind Sie denn dann so verzweifelt? Sie können ja gar keine Probleme haben.«

»Leider doch! Ich bin Mindestrentner!«

Jede Provinz liebt ihren Dialekt:
Denn er ist doch eigentlich das Element,
in welchem die Seele ihren Atem schöpft
.
JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

Mit Ernst Stankovski

Lokale Ausdrücke.

Ein berühmtes Wiener Couplet neu adaptiert

A Taxler, der tuat für das Fahrn von an Herrn

von der Stadt bis nach Hietzing vierzg Euro begehrn.

Der Herr sagt: »Ich zahl Ihnen zwanzig nur bloß.«

Da geht über Hietzing a Unwetter los,

denn der Taxler, der tuat sagn:

»Schau dass d’ weiterkommst von mein Wagn.

Du gspritzter Einedrahrer,

bist a Owezahrer.

Tua nur gschwind abpaschn,

sunstn krieagst a Flaschn.

So a stierer Beidl,

wecher Taschenfeidl,

dir ghört der Pudel endlich amoi gschert.

Ja, glaubst, du bist a Kaiser,

hau di über d’ Häuser,

geh tua lieaber hatschn,

sonst krieagst deine Watschn.

I könnt den falschen Preißen

in der Luft zerreißen,

dass er alle Engeln singen hört.«

A sehr noble Dame kauft am Naschmarkt ein,

doch tut ihr alls schäbig und zu teuer sein.

Um an Euro handelt s’ a halbe Stund um.

Am End kauft sie nix,

da is’ der Standlerin z’dumm,

drum fangt de Standlerin an,

zum schimpfen, was s’ nur kann:

»Kauf dir a Hendlfuada,

so a deppats Luada,

so a nodigs Tramperl

frühers Gürtelschlamperl,

stinketer Ausreibfetzn,

willst ma d’ War abschätzen,

des hab i net nodig,

na, Gottlob.

I könnt den Häuslratzn

ane einipatzn

und mit mein Pratzen

ihr de Pappn z’kratzen.

So a bledes Grammel

schiacha Nasenrammel.

Schau dass d’ weiderkommst,

sunst werd i grob.«

Sein’ Garten bewässert Herr Novak voll Freud’

und spritzt durchn Zaun einem Fräulein aufs Kleid.

Die keift gleich: »Sie Trottel, was gebn Sie nicht acht!«

Bevor der Herr Novak den Mund aufgemacht,

schreit sie noch voller Zurn:

»Reiß auf deine Glurn.

Wann dein Heahnaaugn

nur zum Scheangln taugn,

kennt i da ane drucken,

dir a Glasaug spucken.

Herst, du bleder Wedl

mit dein Eierschädl,

richtig wassern kannst eh nimmermehr.

Schleich di in dei Kaluppn,

schwimm auf da Nudelsuppn,

putz di, du Krepierl,

laares Hosentürl,

Gscherter Gartenpritschler

hast mir scheint an Tritschler,

geh verlier di, sonst werd i ordinär!«

(Musik von Rudolf Hauptmann, †1931)

Die Höflichkeit verhindert meistens,
den anderen zu sagen,
was man wirklich denkt
.

Als Karussell-Besitzer Kagler in der Operette »Wiener Blut«

Weihnachtseinkäufe

Eine Wiener Fußgängerzone im Advent. Die Menschen drängen sich, voll beladen mit bunt verpackten Weihnachtseinkäufen, hektisch von Geschäft zu Geschäft. Es riecht penetrant nach Döner Kebab und Glühwein. Ein elegant gekleideter, schmächtiger Herr wendet sich empört an einen neben ihm gehenden, einen Kopf größeren, korpulenten Passanten.

A: Hören Sie! Passen Sie auf!

B: Auf was soll i aufpassen?

A: Sie haben mich angestoßen!

B: Was?! Was hab i? Was willst?

A: Angestoßen haben Sie mich.

B: Angstessen?

A: Ja, angestoßen.

B: Angestoßen? I glaub eher, Sie san wo angrennt, Sie Bleampe!

A: Sie haben mich angerempelt.

B: Was i? I hab Sie do net angrempelt. I hab mei Leben no nie wem angrempelt! Passen S’ lieaba auf, wo Sie hintreten mit eahnare Hüafler, Sie Dodl!

A: Was haben Sie da eben zu mir gesagt?

B: I hab gsagt, Sie solln aufpassen, wo Sie hintreten, Sie Dodl!

A: Hören Sie, was erlauben Sie sich! Ich bin nicht Ihr Dodl!

B: Natürli san Sie net mei Dodl. Sie san Ihna eigena Dodl, Sie Zniachtl, Sie.

A: Wenn Sie mich beleidigen, hole ich die Polizei!

B: Was willst du? Die Kiberei willst holen? Heast, du Nudlaug, i gib dir glei a Gnackwatschn, dass d’ a Schwalbn machst und auf deiner bleden Pappn liegst.

Einige Fußgänger sind stehen geblieben und beobachten neugierig die Szene.

A: Hören Sie, wie reden Sie denn mit mir!

B: Wia soll i scho mit dir reden, du Ruabnzuzler! Schleich di, sonst vergiss i mi und wichs dir ane, dass d’ glaubst, du bist unter die U-Bahn kommen. Verschwind heast, aber sofort!

Der zarte Herr überlegt es sich plötzlich und taucht in der weihnachtlich gestimmten Menschenmenge unter.

B: Ja, renn nur zua, du Krewegerl! Verlier di, und lass di nimmer finden!

Bevor die Passanten wieder weitergehen, wendet sich der Aufgeregte an seine Zuhörer.

B: Wissen S’, wann ma si bei so an schwindligen Wappler net zruckhaltert, vergessert ma fast sei guate Kinderstubn.

Wo ein Stammtisch ist,
da bleiben Welt und Geist
außen vor
.

Knierim in »Lumpazivagabundus«

Wien und seine Stammtische