Inhalt
[Cover]
Titel
Ein Leben für Veilchen und ein Tod wegen einer Kamelie
Die Arbeiterblume
Der Garten des 19. Jahrhunderts
Die Welt war arm, die Welt wird reich: Die Rose
Kaiserin Josephine
Herkunft und Verbreitung der Rose: Die wichtigsten Sorten
Einige Rosen im 19. und 20. Jahrhundert
Blumen aus Asien: Päonie, Hortensie, Tausendschönchen, Chrysantheme
Kameliengeschäfte und unsterbliche Werke
War Monsieur Brayn das Vorbild für Bouvard und Pécuchet?
Dahlienwut
Die geheimnisvolle Reseda
Eine brillante Karriere durch die Victoria regia
Vergissmeinnicht, Flieder und Maiglöckchen
Orchideen
Die Erfindung des Staudengartens
Stauden
Der zukünftige Garten?
Die Rolle der Blumen im täglichen Leben
Damen- und Tafelschmuck
Liebesbote
Totenblumen
Die Myrte
Die Knopflochblume
Einiges über den Blumenhandel
Alle Düfte Arabiens
Wappenblumen
Blumenglauben
Editorische Notiz
Autorenporträt
Über das Buch
Impressum
[Leseprobe – Das Jahr des Gärtners]
Der glückliche Gärtner
Ein Leben für Veilchen und ein Tod wegen einer Kamelie
Das 18. Jahrhundert war eine eigenartige Zeit. Fast ebenso grauenhaft für die Masse der Menschen wie die vorhergehenden Jahrhunderte, war es unvorstellbar verfeinert in Dingen, die Einzelne genossen.
Während 1715 ein Drittel der französischen Bevölkerung, sechs Millionen Menschen, an Hunger weggestorben waren, während 1779 Bettlerströme durch Frankreich zogen – und nicht nur durch Frankreich; in München zum Beispiel waren von 60000 Einwohnern 2600 Bettler –, während in allen Armeen unvorstellbare Grausamkeit herrschte, während in England die beginnende Industrialisierung mit Kinder- und Frauenarbeit ihren ganzen Schrecken verbreitete und ganz langsam und leise mit Watts Dampfmaschine die immer noch anhaltende Vermehrung des Reichtums der Erde begann, konnten Einzelne es sich leisten, nur für ihre Gefühle zu leben.
Da ist die berühmte Veilchenliebe des Ancien Régime, des vorrevolutionären Frankreich. Ein Rokokoherr, der eine Schauspielerin verehrte, beschäftigte sich mit nichts, mit gar nichts anderem als der Veilchenzucht, damit er dreißig Jahre lang seiner Geliebten täglich einen frischen Veilchenstrauß bringen konnte. Und damit nichts von dieser kostbaren Gabe, der ein Mensch sein ganzes Leben widmete, verloren gehe, brach sie ihrerseits die Blumenköpfchen ab und genoss sie jeden Abend als Veilchentee.
Oder da ist der Tod des Lord Petre aus Gram über den Verlust einer Kamelie. Die Heimat der Kamelie ist Japan, wo es rote, weiße, gesprenkelte, doppelte und einfache Kamelien an einem Stamm gibt, der 15 bis 20 Fuß hoch wird. Ein Jesuitenpater aus Brünn, Georg Joseph Kamel, hat sie Mitte des 18. Jahrhunderts aus Japan oder von den Philippinen, jedenfalls aus dem fernen Osten, mitgebracht, und Linné nannte sie nach ihm Kamelie.
Georg Joseph Kamel hielt nach seiner Rückkehr 1738 in London in der Royal Society einen Vortrag über Manila und verkaufte zwei Kamelienstauden an Lord Petre. Lord Petre brachte sie in sein Schloss Thornden-Hall, wo der Gärtner sie aus Unkenntnis ins Treibhaus setzte und zu Tode kultivierte. Lord Petre wollte den Tod der Kamelien nicht überleben. Es soll ihm darüber das Herz gebrochen sein, und er starb. Der Gärtner aber, ein robusteres Geschöpf, gründete 1740 eine eigene Gärtnerei. Dort versuchte er es noch einmal. Die Kamelie gedieh und wurde zur Mutterstaude aller englischen Kamelien.
Der Stifter der Société Royale d’Agriculture in Gent zog die ersten roten Kamelien. Er war ein seltsamer Blumenfreund, denn er hütete die rote Kamelie wie ein Geheimnis. Aber andere Blumenfreunde in Gent bekamen sie seit 1808 aus London. Im gleichen Jahr schickte Napoleon zwei Handelsschiffe nach London, und ein Genter Kaufmann benutzte die Gelegenheit, um von London seinem Freund de Herdt in Paris eine weiße und eine rote Kamelie zu schicken. De Herdt übergab diese kostbaren Pflanzen der Kaiserin Josephine als Zeichen der Erkenntlichkeit des Genter Handels. 1809 schickte de Herdt noch mehr Pflanzen nach Malmaison an Josephine. Die Blumen gediehen prächtig. Noch 1875 hatte der Gärtner Courtois in Paris Kamelienbäume von 25 Fuß Höhe, die aus dieser Sendung stammten. Als die Urstämme nach Josephines Tod verkauft wurden, brachten sie 20000 Francs ein.
In Deutschland wurden die ersten Kamelien schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Schwetzingen gezogen. Im Übrigen sah die Kamelie einer glänzenden Zukunft im 19. Jahrhundert entgegen.
Zu den großen Blumenfreunden und Liebhabern des Daseins gehört auch Goethe, der immer Veilchensamen in seinen Rocktaschen trug und auf seinen Spaziergängen um Weimar verstreute, um so zur Verschönerung der Welt beizutragen. Es gehört dazu der Franzose Alphonse Karr, ein Witzbold, der seinen Spaß mit der Botanik trieb. Er führte Goethes Verschönerungsidee weiter und säte doppelte Mohnblumen oder veredelte Nelken in wilden Gegenden aus und pfropfte auf Heckenrosen edle rote und weiße und gelbe Rosen und auf wilde Quittenbäume die besten Birnensorten. Und er lachte bei dem Gedanken an die gelehrten Aufsätze, die künftige Botaniker über diese Entdeckungen loslassen würden, und freute sich über die schönen Blumen, die das Land bedecken würden.
Die Arbeiterblume
Während Blumen aus den Gärten der großen Leute verbannt blieben, entwickelte sich in einer völlig anderen Schicht ein Blumenbetrieb, fast ein halbes Jahrhundert lang, vom Ende des 18. Jahrhunderts an. Es war die Schicht, über die eines der folgenreichsten Bücher aller Zeiten geschrieben wurde, nämlich Friedrich Engels’ Die Lage der arbeitenden Klasse in England. »Arbeiterblumen« waren ganz bestimmte Blumen, die nur von Arbeitern gezogen wurden. Der Engländer Henry Philipps beschrieb 1824 die feinen Blumen, die geeignet waren, das Parterre der großen Besitzungen zu zieren. Von Zeit zu Zeit schrieb er: »… sank zu einer Handwerkerblume herab.« Er meinte dann die Blumen, auf die sich die Arbeiterschaft prinzipiell beschränkte.
Schon ganz früh heißt es in einem Buch: »Aurikeln, Anemonen, Hyazinthen, Tulpen, Ranunkeln, Nelken und Primeln wurden in großem Stil von den Arbeitern in Lancashire gezogen.« Was!, denkt man, die Arbeiter von Lancashire, Kinder- und Frauenarbeit und sechzehnstündig noch dazu, alles was hingeführt hat zu mehr als einer Revolution – und dann das! Denn gezogen hieß ja nicht gepflegt, sondern entwickelt, Züchtung neuer Sorten.
Angefangen hatte es mit den flämischen Webern, die zur Zeit der Königin Elizabeth nach England flohen. Sie brachten ihre Samen und Tulpenzwiebeln und Ranunkelwurzeln mit. Diese flämischen Weber siedelten später in die großen englischen Textilindustriegebiete über, wo sie noch lange eine ziemlich geschlossene Gemeinschaft bildeten. Inzwischen entwickelte sich ganz allgemein eine Blumenzüchterleidenschaft unter den Textilarbeitern. Sie bildeten Blumenzüchterklubs und Blumengesellschaften. Sie veranstalteten ganz regelmäßig Blumenausstellungen mit Preisverteilung. Die Preise von vierzig Pfennig bis zu zwei Mark fünfzig waren nicht hoch für monatelange Mühe, selbst für Leute, die in der Woche etwa 20 Mark verdienten. Allen diesen Klubs war schon 1792 strikte Beschränkung auf die vorhin erwähnten Blumen gemeinsam. Später kam die Studentennelke und viel später das Stiefmütterchen hinzu. Die Arbeiter zogen nicht nur ausstellungsreife Blumen, sondern sie versuchten, durch sorgfältige Kultur und planmäßige Befruchtung neue Sorten zu ziehen.
Die Aurikel war die beliebteste Blume, und die Arbeiter erreichten eine hohe Qualität. Bei der Tulpe hielt man fast zwei Jahrhunderte nach der Tulpenwut an den geflammten und gefederten Tulpen fest, die den Gegenstand der Tulpenwut gebildet hatten, und die allein auf holländischen Stillleben zu sehen sind. Unsere heutige Vorliebe für schöne einfarbige Tulpen war unbekannt. Sehr berühmte Sorten wurden 1850 bis 1860 von Tom Storer, einem Lokomotivführer in Derby, gezogen. Viele Klubs beschränkten sich auf die Zucht ungefüllter Nelken, so zum Beispiel in Paisley, wo die ungefüllte Nelke mit einem gezackten Rand entwickelt wurde. Der Paisley Klub traf sich vom ersten Blühen der Primeln bis zum Verschwinden der Nelken an jedem Donnerstag. Der Mitgliedsbeitrag betrug zwei Mark im Jahr. Der Preis für die beste Blume war hier eine Schaufel oder ein Rechen oder ein Spaten oder ein anderes Handwerkszeug. In Paisley wurden in den Fünfziger- und Sechzigerjahren des 19. Jahrhunderts die sogenannten türkischen Schals gewebt, offenbar nicht nach vorgeschriebenen Mustern, sondern die Arbeiter erfanden die Muster selbst, ein beachtlicher Unterschied! Geoffrey Taylor erzählt, dass die Weber von Paisley viel lasen, Gedichte schrieben und Tauben züchteten. Sie gaben viel Geld für neue Blumensorten aus, und da, wie jeder weiß, Gärtnern eine Leidenschaft ist, so wird die Geschichte von dem Arbeiter, der 1847 bei starkem Frost seine armseligen Bettdecken auf seine Tulpen legte und sich dadurch einen frühen Tod holte, nicht einzig dastehen.
Die Blumenzüchtervereine gaben eine Zeitung heraus. Sie erreichte im Jahre 1836 zehntausend Abonnenten, trotz des sehr hohen Preises von sechzig Pfennig für wenige Seiten und eine einzige Abbildung.
Auch das Stiefmütterchen wurde von den Arbeitern entwickelt, und zwar nach den strengen Regeln, die 1841 von der Stiefmütterchengesellschaft aufgestellt wurden. Diese Stiefmütterchen wurden nach Frankreich und Belgien gebracht. John Salter, von dem wir noch bei der Fuchsie hören werden, sah sie 1847, und da er nicht an die strengen Regeln des Arbeiterklubs gebunden war, begann er, sie zu verbessern, was der Anfang zu unseren heutigen, enorm fetten Stiefmütterchen war.
Noch 1875 heißt es in einem deutschen Buch: »Niemand hat bessere Blumenexemplare erreicht als die Weber und Bergleute von Lancashire in den Fünfzigerjahren des 19. Jahrhunderts.« Es wird später betont, dass die Entwicklung neuer Sorten der sogenannten »Arbeiterblumen« nicht mehr auf die niedrigen Klassen beschränkt war, aber »leider hatten die Gärtner nicht die Erfahrung der Arbeiter«. Im Allgemeinen verringerte sich die Zahl der Blumenvereine nach den Vierzigerjahren. Die kleinen Gärten wurden überbaut, und die Industriedörfer, wo man sich untereinander kannte, hörten auf zu bestehen. Aber noch heute hängt in manch einem Wirtshaus ein vergilbtes Gruppenbild von bärtigen Männern im schwarzen Sonntagsrock, eine Glocke auf dem Kopf, mit ihrem Geistlichen in der Mitte, das am Preisverteilungstag der Aurikelgesellschaft des Ortes aufgenommen worden war.
Diese Blumenliebe war keineswegs nur auf die englischen Textilarbeiter beschränkt. Die Bergarbeiter in Belgien begossen ihre Nelken mit ihrem Waschwasser, in dem viel Kohlenstaub war, was den Nelken besonders gut bekam. Auch die Arbeiter der Tuchfabriken in Verviers waren besonders gute Nelkenzüchter.
Der Garten des 19. Jahrhunderts
Um 1800 hatte man in England schon genug von der »regellosesten Lizenz«, so wie man vorher genug hatte von der »härtesten Knechtschaft«. Zur gleichen Zeit, als Schiller seinen Artikel schrieb (Schiller: Gartenkalender auf das Jahr 1795), propagierte Mr Repton in England die Wiedereinführung der blumengeschmückten Terrasse gegen künstliche Hügel und Seen. Man begann wieder, den Garten, als Fortsetzung des Hauses, vom Park zu trennen.
Fürst Pückler-Muskau schuf in diesem Sinne um 1834 den vollendetsten englischen Landschaftsgarten in Deutschland, und zwar gestaltete er die Natur nach Gemälden, genau wie hundert Jahre früher die Engländer, genau wie fünfzig Jahre früher Rousseaus Freund, Graf Girardin, sein Ermenonville nach Bildern gestaltet hatte, die er in Auftrag gegeben hatte. Pückler-Muskau beauftragte den Maler Schirmer, Landschaften zu malen, die er als Vorbild benutzte. Auch die Gartenanlagen in Potsdam wurden von Lenné – nach dem übrigens 1850 die Magnolia lennei benannt wurde – im englischen Landschaftsstil gehalten, während Schinkel 1835 mitten hinein Schloss Charlottenhof baute, umgeben von einem Garten, der nach der Beschreibung von Plinius’ Hippodrom angelegt war.
Inzwischen machte Repton den Versuch eines Kompromisses zwischen der Grandeur von Le Notre und dem Charme von Brown. Er brachte den Küchengarten wieder ans Haus, aber die Überfüllung der Gärten mit Besonderheiten hörte nicht auf. Repton schlug für einen einzigen Besitz vor: »In einem romantischen Tal einen heiligen Brunnen, einen Mönchsgarten, einen Garten voll exotischer Bäume, einen Magnoliengarten, ein Teppichbeet, eine Grotte, einen Rosengarten mit Fontäne.«
So begann der verworrene Garten des 19. Jahrhunderts, in dem der Kiesweg aufkam, der jeden Garten kreuz und quer zerschnitt, bis alles in kleinste Teile aufgelöst war, in dem auch der Rasen für Blumenbeete zerschnitten wurde, für die Nieren, Kreise und Sechsecke besonders beliebt waren. Das war natürlich kein Zufall, hatte aber wenigstens nichts mit Weltanschauung zu tun, sondern viel realere Gründe.
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts war eine Fülle herrlichster Blumen nach Europa gekommen. Jeder amerikanische Plantagenbesitzer hatte einen Vertreter in London, der Möbel, Porzellan, Tapeten und Stoffe für ihn einkaufte, und dem er amerikanische Pflanzen schickte. Ein Vertreter allein führte 150 verschiedene amerikanische Pflanzen in England ein. Später schickten die großen englischen Gärtnereien botanische Expeditionen aus. Wichtig dafür war die Entdeckung eines Mr. Ward in London, die er einem Zufall verdankte. Er hatte ein Insekt mit etwas feuchter Erde in einer verkorkten Flasche aufbewahrt. Als er nach einiger Zeit die Flasche wieder ansah, entdeckte er, dass ein Farn entstanden war, den er sonst nie zum Wachsen hätte bringen können. Er sah sofort, dass dies ein einfacher Weg war, um ein sauberes, ruhiges, gleichmäßiges Klima zu erzielen.
Von 1833 an wurden in alle Welt luftdichte, glasgedeckte Kästen gesandt, in denen der Transport von Samen und Pflanzen auf weite Strecken möglich wurde. Die Ward-Kästen haben nicht nur den Wunsch Wards nach der Natur in der Stadt (rus in urbe) erfüllt, einen Wunsch, der sehr typisch für jene romantische Epoche war, sie haben auch große Veränderungen in der Ökonomie der Welt herbeigeführt. Der Teestrauch wurde mit ihrer Hilfe von China an die Abhänge des Himalaja, der Chinabaum von Südamerika nach Java verpflanzt, um nur einige zu nennen.
Immer dringender wurde der Wunsch, den Blumen, vor allem den neu entdeckten, auch in den feinen Gärten ein Plätzchen zu gönnen. Im Bauerngarten hatte man Blumen immer leben lassen. Das Treibhaus wurde nun ein wesentlicher Bestandteil jedes Gartens, bis Paxton, der Gärtner, aus dem Treibhaus einen Kristallpalast entwickelte. Die Methode, die Blumen zu einem Bestandteil des feinen Gartens zu machen, bestand darin, sie nach Jahreszeit auszupflanzen, ein Weg, der noch heute der der öffentlichen Anlagen in vielen Ländern ist sowie der Leute und Institutionen, die sich Gärtner leisten können. In Oxford und Cambridge werden sogar in den herrlichen Gärten der Colleges oft Blumen in Töpfen in die Erde gesteckt, um den Eindruck von Blumenbeeten zu erzeugen.
Trotz allem wundert man sich darüber, wie gering die Auswahl an Blumen war, die man aus der tausendfältigen Fülle traf. In England sind es Geranien, von blauen Lobelien und weißem Alyssum umgeben, in Frankreich Sedum und Begonien, in Deutschland manchmal auch Stiefmütterchen. Petunien und Geranien sind die Blumen für die Balkons der feinen Leute, Nelken für die Fenster und Balkons der Bauernhäuser.
Die Welt war arm, die Welt wird reich: Die Rose
Wie immer, wenn man sich mit einem historischen Gebiet beschäftigt, entdeckt man, wie wenige etwas und wie wenig diese wenigen besaßen. Der Reichtum der Welt beruht auf der industriellen Entwicklung, die im 18. Jahrhundert begann. Der Reichtum auf unserem Gebiet der Blumen ist ein Resultat der Entdeckung Amerikas, der Erforschung des Erdballs, aber auch ein Resultat immerwährenden Fleißes.
Die Rose ist unsere beliebteste Blume seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Plinius kannte zwölf Rosenarten, Albertus Magnus schließlich nur noch vier. In der Mitte des 18. Jahrhunderts war man nicht viel weiter, Linné kannte vierzehn Sorten, und der Katalog von Fillassier, einem bedeutenden Rosenzüchter im Rosenzüchterland Frankreich, enthielt 1797 fünfundzwanzig Sorten, obwohl im Frankreich des Ancien Régime Rosen ebenso ein Gegenstand des täglichen Bedarfs waren wie nach der Revolution, wo man unter Napoleon römisches Kaiserreich spielte, Wein aus Vasen trank, sich von schönen Knaben bedienen ließ und der Fürst Borghese 1810 Saal und Gartenwege mit Rosenblättern bestreuen ließ. Sogar Goethe und sein Enkel wurden in Helmstedt, wo jetzt die Grenze zwischen West- und Ostdeutschland verläuft, von schönen Mädchen mit Blumen bekränzt.
Aber 1827 wurden im Hortus Britannicus 107 Sorten und 1059 Varianten aufgezählt (ein französischer Rosenkatalog aus dem Jahre 1829 enthielt gar 2562 Sorten), und sechzig Jahre später beschrieb Hofgärtner Nietner (1889) in seinem Buch Die Rose 5007 Sorten.