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Christian Feldmann

Die letzten Rätsel der

BIBEL

Gütersloher Verlagshaus

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ISBN 978-3-641-13297-2
V002

www.gtvh.de

Inhalt

Das Buch, ohne das man nichts versteht

WO LAG DER GARTEN EDEN?

Am Persischen Golf oder im nördlichen Iran? Oder existiert das Paradies nur als unausrottbare Sehnsucht in der Seele? Über die Unterschiede zwischen Avalon und Eden. Und warum die Seligen alle nackt sind.

WAR DER ERSTE MENSCH EIN AFRIKANER?

Adam und Eva, das erste Königspaar der Weltgeschichte. Ein Apfelbaum, der Feigen trug. Und ein Sündenfall, der keiner war.

WER ZIMMERTE DIE ARCHE NOAH?

Ein schwimmender Kasten, ein gigantischer Zoo und ein enttäuschter, aber lernfähiger Gott. Und der einzige universelle Mythos der Menschheitsgeschichte. Auch wenn es Noach vermutlich nie gegeben hat.

WER BAUTE DEN TURM VON BABEL?

Ein verrückter König, der den Himmel erobern und Gott entthronen wollte? Oder fromme Priester, die ihn auf die Erde zu holen versuchten? Ein unsterblicher Mythos – und die Geschichte eines grandiosen Missverständnisses.

HAT MOSE DIE ZEHN GEBOTE GESCHRIEBEN?

Hitler versprach »Befreiung vom Fluch des Sinai«, Thomas Mann warb für das »ABC des Menschenbenehmens«: Was an den Lagerfeuern kleiner Nomadensippen begann, wurde zum Weltethos.

WO IST DIE BUNDESLADE GEBLIEBEN?

Gottes Gesetzestafeln oder ein Königsvertrag. Und Aarons Hirtenstab und Manna aus der Wüste. Und tödliche elektrische Energie. Oder war der von goldenen Kerubim beschirmte Schrein leer?

HAT ES DAVID UND GOLIAT ÜBERHAUPT GEGEBEN?

Ein Hirtenjunge und Bandenboss wird König. Ein Trickster und Ehebrecher macht erstaunlich gute Politik – und dichtet die schönsten frommen Lieder der Menschheitsgeschichte. Vorausgesetzt, er hat je einen dieser Psalmen wirklich selbst komponiert.

WOHER KAM DIE KÖNIGIN VON SABA?

Herrscherin, Priesterin des Sonnengottes, Karawanenführerin auf der Weihrauchstraße? Seit dreitausend Jahren träumen Männer von einer Frau, die vermutlich nie gelebt hat.

WER WAREN DIE MAGIER AUS DEM MORGENLAND?

Astronomen, Zauberpriester, Philosophen auf der Suche nach einer erlösten Welt? Könige sicher nicht. Und stand ein Stern über Betlehem? Das »Sternenkind« stellt jedenfalls alle Vorstellungen von Macht und Herrschaft auf den Kopf.

WAR JESU FREUNDIN EINE HURE?

Mutiger war sie als alle Männer und die erste Augenzeugin am leeren Grab. Grund genug, Maria von Magdala zum Sexsymbol zu verfälschen?

HAT JUDAS JESUS AUS LIEBE VERRATEN?

Bestie, Scheusal, meistgehasster Mann der Weltgeschichte. Warum eigentlich? Jeder Erlöser braucht einen Verräter. War Judas Jesu bester Freund?

WARUM MUSSTE JESUS STERBEN?

Warum den Verbrechertod? Und warum haben die ersten Christen darüber geschwiegen? Rätsel um den Felsen Golgota und einen Steinring.

Literaturhinweise

DAS BUCH, OHNE DAS MAN NICHTS VERSTEHT

»Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Weil er Geschichten liebt.«

Jüdisches Sprichwort

Die Bibel ist das Buch, ohne das man nichts versteht. Nicht Bach und Michelangelo, nicht Shakespeare und Chagall und schon gar nicht die Filme von Buñuel, Pasolini oder Scorsese. Nicht die Menschheitsfragen nach Sinn und Wahrheit, Leid und Tod, Schuld und Zukunft, nicht das Chaos im Nahen Osten und in unserer eigenen Seele.

Aber die Bibel ist kein Lehrbuch der Historie oder der Naturwissenschaften. Sie enthält erstaunlich viele sichere Spuren und zuverlässige Überlieferungen. Wer sie aber ausschließlich aus informativem Interesse liest, wird an ihren Irrtümern und Widersprüchen verzweifeln.

Warum stehen zwei unterschiedliche Schöpfungsberichte hintereinander? Weshalb tritt der Mensch einmal in männlicher und weiblicher Gestalt auf, während es in der zweiten Fassung nur den Adam gibt, dem Gott erst eine Partnerin erschaffen muss? Warum trägt Gott verschiedene Namen? Wie konnte Josua der Sonne befehlen, still zu stehen? Was hat Jesus wirklich gesagt? Wann und wo ist er überhaupt geboren? Und wer trägt die Verantwortung für seinen Tod, seine jüdischen Landsleute oder die römischen Besatzer – oder am Ende ein zorniger Gott?

Die Bibel gibt keine – oder nur sparsame – Informationen, sie erzählt Geschichten. Oft jahrhundertelang mündlich überlieferte und erst spät aufgezeichnete, aus ganz verschiedenen Milieus stammende, gegensätzlichen Interessen dienende Geschichten. Das macht die Heilige Schrift so menschlich und faszinierend.

Die Bibel bildet das Leben ab, wie es ist. Vor der Frage, wie der Mensch sein sollte, steht die Schilderung, wozu er fähig ist. Weil die Schrift die Abgründe des Menschenherzens widerspiegelt, hat sie auch Platz für Gewalt, Gemeinheit und Lüge. Und für eine Entwicklung zu immer mehr Humanität, Gewaltverzicht, Versöhnung. Derselbe Gott, der in den ältesten Erzählschichten selbst zu blutigen Eroberungen aufruft, durchbricht immer entschlossener die Gewaltspirale.

Mythen sind etwas ganz anderes als Märchen und mehr als die naive Vorstufe zum logischen Denken. Mythen haben ihre eigene Wahrheit. Sie erklären die Wirklichkeit, indem sie erzählen: Wie ist die gegenwärtige Situation in der Vergangenheit begründet? Wie kann Zukunft entstehen?

Und mitten in den Mythen der Bibel beginnt Aufklärung: Du sollst dir kein Gottesbild machen (Exodus 20,4), verlangt ein nicht mehr manipulierbarer Gott am Sinai von seinem Volk. All die wohltätigen oder auch furchtbaren Himmelsmächte, die angeblich das Menschenschicksal bestimmen, hat er schon bei der Schöpfung entzaubert: Sonne, Mond und Sterne hing er wie Lampen an das Himmelsgewölbe (Genesis 1, 14 ff.).

Dieses Buch entstand zum Teil aus Beiträgen, die ich für die überaus erfolgreiche Sendereihe radioWissen des Bayerischen Rundfunks (eine Million Podcast-Zugriffe pro Monat) schreiben durfte. Meinen Kollegen vom Programm Bayern 2 widme ich das Buch in Freundschaft und Dankbarkeit.

Christian Feldmann

WO LAG DER GARTEN EDEN?

Am Persischen Golf oder im nördlichen Iran? Oder existiert das Paradies nur als unausrottbare Sehnsucht in der Seele? Über die Unterschiede zwischen Avalon und Eden. Und warum die Seligen alle nackt sind.

»Wir wurden aus dem Paradies vertrieben,

aber zerstört wurde es nicht

Franz Kafka

Pünktlich zur Jahrtausendwende sorgte der New Yorker Anwalt und Enthüllungsautor (The Moses Mystery) Gary Greenberg für Aufsehen: Der biblische Garten Eden, so behauptete er in einer 2000 erschienenen Publikation, habe in der Nähe von Kairo gelegen, dort, wo später Heliopolis stand, die »Stadt der Sonne« und das spirituelle Zentrum Ägyptens. Heute erinnern nur noch einige Tempelruinen neben einer riesigen Müllkippe an die einstige Herrlichkeit.

Greenbergs Theorie war ungewöhnlich; wer in den letzten Jahrhunderten nach dem Paradies forschte, suchte es in der Regel am Persischen Golf, in der heutigen Südtürkei oder im nördlichen Iran. Die ägyptische Variante verschwand dann auch bald sang- und klanglos aus der nie endenden Paradies-Debatte, die mittlerweile auf hochauflösende Satellitenbilder und archäologische Ausgrabungsberichte zurückgreifen kann.

Dasselbe Schicksal hatten jene mittelalterlichen Theologen erlitten, die den Garten Eden auf der fernen Löweninsel (heute Ceylon oder Sri Lanka genannt) lokalisierten. Oder in Syrien oder unter dem Hügel Golgota, wo Jesus gekreuzigt worden war. Kolumbus entwickelte seine eigene Theorie: Als er genug Weltreisen unternommen hatte, schilderte er die Erde selbstsicher als runde Birne, auf deren Stiel der Garten Eden liege, »wohin kein Mensch gehen kann, außer mit Gottes Erlaubnis«.

Satellitenbilder vom Persischen Golf

»Paradies«, zumindest im Deutschen klingt das wie ein Zauberwort aus dem Märchenbuch, mit dem hell leuchtenden langen »i« und den beiden anderen Vokalen, die an ein staunend-genießerisches »Ah!« denken lassen. Dabei bedeutet das aus dem Persischen kommende pairidaeza, später als paradeisos ins Griechische und als paradisi ins Althochdeutsche übertragen, ganz prosaisch: »eingehegtes, eingezäuntes Gebiet«; so grässlich würden Juristen die Wunderwelt eines Gartens bezeichnen. Mehr Poesie steckt in dem sumerischen Guan Eden (später von den Hebräern als Gan Eden in ihre Bibel übernommen), das heißt wörtlich übersetzt »Rand der himmlischen Steppe«.

Die Menschheitserinnerung kennt mehrere solcher Traumländer: neben dem Paradies der Juden, Christen und Muslime das geheimnisvolle Atlantis irgendwo hinter der Straße von Gibraltar oder die Zauberinsel Avalon, wo König Artus begraben sein soll. Homer schwärmte vom Elysium am Ende der Welt, wo kein Schnee fällt und kein rauer Wind weht, sondern nur eine milde Meeresbrise. Hesiod, ebenfalls ein griechischer Poet, erzählt von den »Inseln der Seligen«, von Helden bewohnt, die dort sorglos von den Früchten einer verschwenderischen Natur leben. Wie es im fernen »Goldenen Zeitalter« allen Menschen beschieden war:

»Und sie lebten dahin wie Götter ohne Betrübnis

fern von Mühe und Leid, und es nahte ihnen

kein schlimmes Alter,

und immer regten sie ihre Hände und Füße,

freuten sich an Gelagen, und frei von jedem Übel

starben sie, übermannt vom Schlaf,

und alles hatten sie, was sie wünschten.

Frucht bescherte die nahrungsspendende Erde

stets von selbst, unendlich und vielfach.«

Hesiod: Werke und Tage

Im äußersten Westen am Rande des Weltmeeres Okeanos sollen alle diese Länder des Glücks liegen, ausgezeichnet durch angenehmes Klima und üppige Vegetation. Ihre Bewohner, und das ist interessant, sind mit Körper und Seele in ihr Paradies entrückt worden, es handelt sich keinesfalls um eine vergeistigte Existenz irgendwo in spirituellen Sphären, und die Bürger von Atlantis oder Avalon sind keine ätherischen, durchsichtigen Geistwesen, sondern Menschen von Fleisch und Blut.

Als zeitlose Ideen einer vollkommenen, harmonischen, glücklichen Welt sind Avalon und Camelot, Atlantis und der Garten Eden im Gedächtnis der Menschen lebendig geblieben. Artus’ legendäre Burgen und die versunkene Insel Atlantis inspirieren immer noch Forschungsreisende, Bestsellerautoren und Filmregisseure. Zumindest beim Garten Eden hat sich bei den meisten Fachleuten allerdings die Erkenntnis durchgesetzt, dass das Paradies eben doch eher eine Idee gewesen ist als ein real existierender Ort. Expeditionen zum Garten Eden unternimmt kaum noch ein Mensch.

Weder nach Saudi-Arabien noch nach Indien oder in die Mongolei, wo man das Paradies im Lauf der Jahrhunderte gesucht hat. Wer sich heute noch mit solchen Spekulationen befassen will, konzentriert sich in der Regel auf den nördlichen Iran, auf die Grenzregion zur Türkei und zum Irak, fleißige Karl-May-Leser kennen die Landschaft als »Kurdistan«. Der britische Archäologe David Rohl meint, aus dem dort liegenden Urmia-See könnten die in der Bibel genannten vier Paradiesflüsse entsprungen sein, denn urmia bedeutete einst »Wiege des Wassers«.

Rohls amerikanischer Kollege Juris Zarins von der Missouri State University wiederum will die schon vor langer Zeit im Boden versickerten Paradiesflüsse Pischon und Gihon auf Satellitenbildern vom Persischen Golf entdeckt haben: In grauer Vorzeit, als der Meeresspiegel erheblich niedriger war, hätten sich diese beiden Flüsse mit Eufrat und Tigris vereinigt und alle vier seien dann als ein einziger imposanter Strom ins Meer geflossen – weit von der heutigen Mündung entfernt. Wegen des Wasserreichtums sei diese Landschaft enorm fruchtbar gewesen: der Garten Eden!

Wunderwelt ohne Landkarte

»Dann legte Gott, der Herr, in Eden, im Osten, einen Garten an und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte. Gott, der Herr, ließ aus dem Ackerboden allerlei Bäume wachsen, verlockend anzusehen und mit köstlichen Früchten, in der Mitte des Gartens aber den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. (…) Gott, der Herr, nahm also den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte.«

Genesis 2, 8 f., 15

Die hebräische Bibel hat es den Träumern und Forschern immer schon denkbar schwer gemacht, dem Wunderland aus den ersten Schöpfungstagen auf die Spur zu kommen. Die Heilige Schrift beschränkt sich auf die Auskunft, der Garten Eden sei ein idyllischer Ort mit viel Wasser und Grün und Getier gewesen – eine Mischung aus Schlaraffenland und Erholungslandschaft. Dass der Garten von einer Mauer umgeben gewesen sei – so wird er in der klassischen Kunst regelmäßig dargestellt –, lässt sich schon wieder nicht aus der Genesis erschließen, sondern höchstens aus dem persischen Wort pairidaeza, wenn man es als »Umwallung« übersetzt.

Es existiert keine Landkarte (im Osten, das hilft nicht weiter; möglicherweise ist der Ort des Sonnenaufgangs gemeint, das Land des Lichts, des täglich neuen Lebens). Es fehlen Informationen über Größe und Form, Flora und Fauna. Einzige Ausnahme: der Feigenbaum (als Adam und Eva erkannten, dass sie nackt waren, machten sie sich einen Schurz aus Feigenblättern; Genesis 3, 7). Schon der verhängnisvolle »Baum der Erkenntnis« ist nicht exakt beschrieben – was Künstler, Poeten und Philosophen später keineswegs hinderte, ihn fälschlich als Apfelbaum oder Bananenstaude zu identifizieren.

»Ein Strom entspringt in Eden, der den Garten bewässert; dort teilt er sich und wird zu vier Hauptflüssen. Der eine heißt Pischon; er ist es, der das ganze Land Hawila umfließt, wo es Gold gibt. Das Gold jenes Landes ist gut; dort gibt es auch Bdelliumharz und Karneolsteine. Der zweite Strom heißt Gihon; er ist es, der das ganze Land Kusch umfließt. Der dritte Strom heißt Tigris; er ist es, der südlich an Assur vorbeifließt. Der vierte Strom ist der Eufrat.«

Genesis 2, 10 – 14

Das ist das einzige karge geographische Indiz im Buch Genesis: die mesopotamischen Flüsse Euphrat (altpersisch »gute Furt«) und Tigris. Aber Mesopotamien ist groß, und die beiden anderen im biblischen Bericht genannten Paradiesströme, Pischon und Gihon, sind genauso unbekannt wie das Land Hawila. Der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus setzt Pischon und Gihon etwas forsch mit Nil und Ganges gleich. Kusch entspricht dem heutigen Sudan (um Teile Äthiopiens erweitert), nach Meinung einiger Forscher auch dem sumerischen Stadtstaat Kisch in Mesopotamien.

Bdelliumharz wurde früher zum Räuchern und zur Salbenherstellung verwendet. Manche jüdische Traditionen lesen das Wort auch als »Erz«, »Perle« oder »Kristall«; alte christliche Auslegungen sehen in der Kombination von Gold, Perlen (oder Kristall) und Onyx (die Karneolsteine) einen Vorgeschmack des himmlischen Jerusalem, wie es in der Apokalypse beschrieben ist, und damit eine Brücke zwischen Anfangszeit und Endzustand der Welt Gottes.

Apropos jüdische Tradition: In der Regel haben es die Juden abgelehnt, über die geographische Lage des Paradieses nachzudenken – sie wollen auch nicht wissen, wo genau sich die Sinai-Offenbarung ereignete. Kultstätten und Pilgerziele außerhalb von Jerusalem hätten die Reinheit des Jahwe-Glaubens bedroht und eine Versuchung zum Götzendienst bedeutet.

Schon der dezente Hinweis auf Eufrat und Tigris in der biblischen Erzählung konnte als Übernahme iranischer Vorstellungen verstanden werden. Die Bilder, die sich Propheten und spätere Talmudgelehrte vom Garten Eden machten, hingen erst recht mit persischen und babylonischen Mythen zusammen (und auch mit indischen und sibirischen, wie wir heute wissen). Etwa die beliebte Idee, der Garten Gottes habe sich hoch auf einem Berg befunden.

Alte persische Legenden siedeln nämlich den Garten des Yima, des »Herrschers der goldenen Tage«, mit dem »Baum des Lebens« auf einem Wunderberg an und lassen das »Wasser des Lebens« frisch und klar vom Berg herabfließen. Ein solcher Weltberg, auf dessen höchstem Gipfel die Gottheit wohnt, gehört zu jener uralten Hochkultur, die im Indusgebiet, in Sumer, Kleinasien und Syrien, auf Kreta und Zypern nachzuweisen ist. Eine Hochkultur, die einer Muttergöttin eine zentrale Stellung zuschreibt und die Kultur Kanaans entscheidend beeinflusst hat. Die Hebräer haben solche alten Überlieferungen kreativ verwandelt und ihrem Gottesbild angepasst; und so ist der Menschheitsmythos »Paradies« auch auf die Christen gekommen.

Der Traum von der Heimat

Der historische Ort des Gartens Eden lässt sich nicht wiederfinden. Aber die Sehnsucht nach einem Ort des vollkommenen Glücks und der beseligenden Nähe Gottes ist geblieben. Die Sehnsucht nach Unsterblichkeit, nach der verlorenen Unschuld, nach einem Leben in Gewaltfreiheit und Einklang mit der Natur, ohne Schmerzen und Konflikte, gewiss auch nach einem Ende der Arbeitsfron und der Herrschaft von Menschen über Menschen.

»Da blühen dir immer Lilien und Rosen, süß duften sie dir und verwelken nicht. Ihr Duft haucht immerfort in die Seele das ewige Heil.«

Otfrid von Weißenburg im 9. Jahrhundert

Eine Gegenwelt soll es sein, keineswegs rein spirituell verstanden und komplett ins Jenseits verlagert. Die Träumer vom Paradies sind durchaus auf kulturelle, gesellschaftliche, wirtschaftliche, politische Alternativen aus. Solche Utopien geben Kraft zum Kämpfen und visionären Gestalten.

»Die wirkliche Genesis ist nicht am Anfang, sondern am Ende, und sie beginnt erst anzufangen, wenn Gesellschaft und Dasein radikal werden, das heisst sich an der Wurzel fassen.«

So endet Ernst Blochs grandiose Utopie Das Prinzip Hoffnung, mit einer ebenso realen wie sehnsüchtigen Vision vom Paradies:

»So entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.«

Erst der »arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch« komme dieser Heimat letztlich nahe, schrieb Ernst Bloch. Und doch entstehen alle Utopien in den Abgründen der Seele. Tiefenpsychologen bringen die Träume vom Paradies mit dem Heimweh nach der wunderbaren Geborgenheit der Säuglingszeit in Verbindung, in der es noch keine fordernde, bedrohliche Außenwelt gab, sondern nur die komplette Symbiose mit der beschützenden Mutter. Innen und Außen, Subjekt und Objekt, Ich und Du, ich und die Mutter und die Welt, alles ist eins gewesen und alles war gut.

Wirklich? Das kleine Menschenkind ist dieser anscheinend nur seinem eigenen Wohlbefinden dienenden übergroßen Mutter voll und ganz ausgeliefert. Das Paradies kann auch eine Hölle sein. Auch in den umfriedeten Gärten und auf den schützend vom Meer umspülten Inseln der klassischen Paradiesvorstellungen gab es Defizite, es gab weder Gut noch Böse, keine Auseinandersetzung, keine Entwicklung, keine Geschichte, keine Reflexion und Erkenntnis. Und auf die Dauer möglicherweise eine Menge Langeweile.

Jedenfalls kann man vom Paradies offenbar nur in Metaphern reden, insofern geht die Bibel den richtigen Weg. Sie beschreibt einen von Gott gesegneten Raum, einen von Gott gepflanzten Garten, der seinen Geschöpfen Geborgenheit und Glück geben soll. Der üppig fruchtbare, verschwenderisch bewässerte, sicher umhegte Garten Eden, kluge Theologen weisen gern darauf hin, ist das Gegenbild zur trostlosen Sandwüste.

Die in Kinderliedern und pädagogischen Projekten neuerdings so beliebte Metapher »Lebenshaus« passt ebenfalls hervorragend zur biblischen Paradiesvorstellung – und grenzt den Garten Eden gut von den anderen altorientalischen Schöpfungsgeschichten ab, wo sich die Götter die Welt in der Regel zu eigenem Nutzen und Pläsier ausdenken und nicht als Wohnung für Mensch und Tier.

»Zunächst schafft Gott inmitten der chaotischen Wassermassen einen kosmischen Hohlraum, dem er dann durch das Himmelsgewölbe und durch den Erdboden die Gestalt eines Hauses gibt. (…) An die Decke des Hauses gibt er die Leuchtkörper, auf dem Boden des Hauses lässt er die Pflanzen wachsen und weist die einzelnen Räume den Tieren und Menschen zu; in das Wasser, das das Haus wie ein (westfälisches) Wasserschloss umgibt, setzt er die Fische.«

Erich Zenger

Heimat. Geborgenheit. Überfluss. Es fällt auf, dass die Bibel vom »Gelobten Land« Kanaan, in das die Israeliten nach ihrer Wüstenwanderung einsickern (und zwar allmählich und meist friedlich, die Eroberung in einem blutigen Blitzkrieg ist natürlich auch wieder ein Mythos), in ganz ähnlichen Bildern und Begriffen redet wie vom Paradies: Ein Land ist es, »in dem Milch und Honig fließen« (Deuteronomium 26, 9).

Die Idylle des Anfangs, wie die Schöpfung überhaupt, ist gleichwohl von den Chaosmächten bedroht; »die Erde aber war wüst und wirr«, heißt es im allerersten Satz der Bibel (Genesis 1, 2). Das Glück ist immer schon gefährdet, sei es durch die fatalen Verhältnisse auf der Welt, sei es durch die fragile Menschennatur, die zu Sünde und Regelverstoß neigt, wie die strenge Variante biblischer Theologie betont.

In der späteren jüdischen Tradition wie im Neuen Testament der Christen gehen das Paradies am Beginn der Schöpfung, die persönliche Zukunft der nach ihrem Tod bei Gott angekommenen Menschen und – drittens – der neue Himmel und die neue Erde, beide von Gott am Ende aller irdischen Zeit geschaffen, ineinander über.

»Diese Welt ist wie ein Vorzimmer, damit du Einlass findest in den Saal« –

– erläutert ein Rabbi Jakob knapp zwei Jahrhunderte nach Christus. Die jüdischen Midraschim malen das messianische Zeitalter in den herrlichsten Farben: Es wird keinen Tod mehr geben, kein Weinen und keine Angst mehr auf der Welt. Die Sonne wird die Kraft haben, alle Krankheiten zu heilen. Alle Tiere werden friedlich miteinander umgehen, und die Bäume werden jeden Monat frische Früchte hervorbringen.

Die Schöpfung kehrt zurück ins Paradies

Ganz ähnlich hat es kurz zuvor der Kirchenvater Irenäus von Lyon prophezeit:

»Es werden Tage kommen, wo Weinstöcke wachsen werden, jeder mit 10 000 Reben und an jeder Traube 10 000 Beeren. Und wenn einer von den Heiligen eine Traube ergreift, wird die andere ihm zurufen: Ich bin eine bessere Traube, nimm mich und preise durch mich den Herrn! (…) Und alle Tiere werden friedlich und zutraulich untereinander sein.«

Am Ende der Tage kehrt Gottes Schöpfung zurück ins Paradies. Die Bibel überschlägt sich förmlich mit Bildern und Visionen: Das neue Jerusalem, wie eine Braut für ihren Mann herausgeputzt, senkt sich vom Himmel herab; der am Thron Gottes entspringende Strom des lebendigen Wassers umfließt den dort in voller Frucht stehenden Lebensbaum.

»Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen.«

Offenbarung des Johannes 21, 3 f.

»Deine Toten werden leben, die Leichen stehen wieder auf; wer in der Erde liegt, wird erwachen und jubeln.«

Jesaja 26, 19

Die jüdische Theologie zeigte sich lange Zeit fasziniert von solchen Verheißungen. Flavius Josephus erzählt vom Paradies der Essener-Sekte, wo die aus ganz feinem Äther bestehenden Seelen der Gerechten leben (ausnahmsweise einmal eine körperlose paradiesische Existenz). Philo von Alexandrien wiederum, Philosoph mit einer Vorliebe für Allegorien, erläutert, dass Gott die Bäume des Paradieses gleichzeitig in das Innere des Menschen gepflanzt hat, als Erinnerung an die vom Himmel stammenden Tugenden; wer seine paradiesischen Anlagen hütet und entfaltet, erlangt Unsterblichkeit.

Die Talmudgelehrten werden sich später mit solchen rein geistigen Paradiesfreuden nicht zufrieden geben. Sie träumen davon, dass Gott seinen Frommen dort ein Festmahl bereiten, in ihrer Mitte Platz nehmen und mit ihnen im Garten Eden spazieren gehen wird. Wenn jemand erschrocken vor seinem Anblick zurück weicht, wird er freundlich sagen: »Schaut doch, ich bin wie ihr!« Die Schriftgelehrten werden dort keineswegs ausruhen können – und sie wollen es wohl auch gar nicht –, sondern mitten im Garten Gottes fleißig die Tora studieren, in der begründeten Hoffnung, dass Gott selbst ihnen alle Rätsel lösen wird.

»Rabbi Jehoschua Ben Levi sagte: Im Gan Eden gibt es zwei Tore aus Edelsteinen und über ihnen 60 Myriaden Dienstengel. (…) Wenn der Gerechte den Garten Eden betritt, ziehen sie ihm die Kleider aus, die er im Grab getragen hat, und legen ihm Kleider aus den Wolken der Herrlichkeit an und setzen ihm Kronen auf. Sie führen ihn an einen von Wasserströmen umgebenen Ort, an dem 800 Arten von Rosen und Myrten wachsen. (…)

60 Engel stehen am Kopf jedes Gerechten und sagen ihm: ›Iss in Freude Honig, denn du hast dich mit der Tora beschäftigt. (…) Und trink vom Wein, dessen Trauben seit den sechs Schöpfungstagen aufbewahrt werden, denn du hast dich mit der Tora beschäftigt.‹ (…) Der Lebensbaum ist in der Mitte und seine Zweige bedecken den ganzen Garten Eden. Er hat Früchte von 15 000 Geschmacksrichtungen.«

Yalqut Schimoni, Frankfurt am Main, 13. Jahrhundert

Sinnenfroh und plastisch schildert auch der Koran die Freuden des Paradieses: Wein, Milch, Honig fließen dort in reinen Bächen, die Seligen liegen im Schatten, tragen grüne Gewänder aus Seide und Brokat und bekommen als Partnerinnen Jungfrauen »wie Hyazinthen« (es könnte sich aber auch um junge Männer handeln) mit schönen, großen Augen. Die islamischen Mystiker mahnen freilich zur Vorsicht: Mit solchen Bildern würden geistige, spirituelle Wonnen beschrieben; mit irdischen Gelagen oder gar Orgien habe das Paradies nichts zu tun.

Brendans Meerfahrt und die Paradiesgärten der Muslime

Bei den Kirchenvätern der christlichen Frühzeit halten sich sinnlich-konkrete äußerliche Beschreibungen der Paradiesfreuden – angenehmes Klima, süße Früchte, Harfenmusik, Alterslosigkeit – und eine dezente spirituelle Sicht die Waage. Übrigens: Auch die Nacht wird es nicht mehr geben in Gottes neuer Welt; die Nacht fürchteten die Menschen der Antike als Zone von Gefahr und Verlorenheit. Man wird keine Lampen mehr brauchen, denn Gottes Licht strahlt über allem.

»Es heißt, dass die Oberfläche der Erde durchsichtig sein wird wie Glas, das Wasser klar wie Kristall, die Luft wie der Himmel, das Feuer wie die Sterne des Himmels. (…) Die Oberfläche der von Natur aus dunklen Erde wird durch göttliche Kraft mit wunderbarem Lichtglanz geschmückt werden, ohne dass ihre Dichte dadurch beeinträchtigt würde.«

Thomas von Aquin

Lichtfülle und – eigenartigerweise – das Ende aller Bewegung sind für den prominentesten Theologen des Mittelalters die Charakteristika des Paradieses. Denn der verklärte Körper benötige keine Fortbewegung mehr und könne ganz in der Schau Gottes aufgehen. Thomas meint auch, dass es in der kommenden Welt keine Pflanzen und Tiere mehr geben wird, weil die Vollendeten keine Nahrung und Kleidung mehr brauchen. Zum Glück sind hochkarätige Theologenkollegen wie Robert Bellarmin ganz anderer Ansicht; natürlich werde es dort Blumen, Bäume, Tiere geben, hätten sie doch den Menschen schon während ihres irdischen Lebens soviel Freude bereitet. Protestantische Gelehrte werden später sogar behaupten, selbstverständlich seien auch die Tiere im Paradies unsterblich.

Die fixe Idee, das Paradies existiere immer noch irgendwo an den Grenzen der bewohnten Welt und man müsse es nur eifrig genug suchen, beherrscht das ganze Mittelalter. Schon im Jahre 530 ist der irische Mönch Brendan mit zwölf Gefährten in einer Art Arche Noah sieben Jahre lang übers Meer gefahren – und hat dabei eine »Insel der Glückseligen« entdeckt, die man als Madeira oder Amerika interpretiert.

»Dort gab es alles, was ein Mensch sich nur wünschen konnte, Früchte, Wein, Fleisch, und alles ohne Arbeit. Doch Brendan hatte Sorge, seine Brüder könnten schwach werden und der Versuchung nicht widerstehen, sich dieser Schätze zu bemächtigen. Und so stachen sie wieder in See, damit der Teufel ihnen nicht nachstellen konnte.«

Navigatio Sancti Brendani

In Irland, wo der Glaube immer schon etwas von radikaler Leidenschaft an sich hatte, pilgerten fromme Touristen das ganze Mittelalter hindurch zu einer Höhle in der Grafschaft Dongal, wo der Ritter Owein angeblich durch ein enges Loch direkt in die Hölle hinabgestiegen war. Weniger bekannt ist, dass Owein dort auch das irdische Paradies besuchen durfte, eine Zwischenstation für Verstorbene, die zwar schon einen Läuterungsprozess durchlaufen hatten, der himmlischen Freuden aber noch nicht ganz würdig waren. Mönche und Erzbischöfe zeigten dem staunenden Owein Blumenwiesen, Bäume mit duftenden Früchten und glückliche, Hymnen singende Menschen, die sich von Lichtstrahlen aus dem Himmel ernährten.

Scholastische Theologen waren in ihren Gedankengebäuden diskreter. Sie stellten sich den Kosmos als ein Gefüge ineinander liegender Kugeln dar, ähnlich wie die Matroschkas, die russischen Schachtelpuppen. Ganz im Innern die Hölle, aus Felstrümmern gebaut, außen das Firmament, das die Welt umschließt. Jenseits des Firmaments liegt zunächst das Empyreum, Aufenthaltsort der Engel und Seligen. Noch höher coelum Trinitatis, der »Himmel der Dreifaltigkeit«, wo Gott allein in unvorstellbarer Herrlichkeit wohnt.

Die Denker und Maler der Renaissance werden Paradies und Himmel, den Garten der Seligen und den Amtssitz Gottes, noch konsequenter trennen. Giovanni di Paolo illuminiert um 1440 eine Prachthandschrift von Dantes Paradiso, lässt die Seligen – lauter jugendliche, nackte, sich unbefangen bewegende Gestalten – über Blumenwiesen tanzen und auf Bänken sitzen. Auch der eher spröde Martin Luther schildert in einem bezaubernden Brief an seinen Sohn Hänschen das Paradies als Märchenland:

»Ich weiß einen hübschen schönen Garten, da gehen viel Kinder innen, haben güldene Röcklin an und lesen schöne Äpfel unter den Bäumen und Birnen, Kirschen und Pflaumen; singen, springen und sind fröhlich; haben auch schöne kleine Pferdlin mit gülden Zäumen und silbern Sätteln.«

Die Sehnsucht nach dem Paradies, dem Land ungetrübten Glücks, blieb all die Jahrhunderte ungestillt. Muslimische Landschafts- und Palastarchitekten hatten im Mittelalter die tröstliche Idee, den unerreichbaren Gottesgarten wenigstens in irdischen Abbildern erstehen zu lassen. Die zauberhaften islamischen Gärten im maurischen Spanien, im Reich der indischen Mogulherrscher und im Iran sind nach dem Modell des Paradieses gestaltet, wie es im Koran geschildert wird: quadratisch, ummauert und von vier Wasserläufen, die sich im Zentrum vereinen, in vier Teile zerschnitten. Kleine Pavillons, in denen man Erfrischungen einnahm und sich mit Gesprächen und Brettspielen die Zeit vertrieb, sollten an die Wohnstätten der Seligen erinnern.

Im Abendland hatte man die stillen Vorhallen der Kathedralen lange schon als »Paradies« bezeichnet. Im 16. und 17. Jahrhundert ging man auch hier daran, die botanischen Gärten in Padua, Paris, Oxford und anderswo ausdrücklich als Nachbildung des Gartens Eden zu gestalten. Blumen, Büsche, Bäume aus allen Ländern der Erde, in fantasievollen, symmetrischen Mustern angepflanzt, sollten Gottes komplette Schöpfung sozusagen an einem Ort vereinen. Schön angelegte Wege, die sich in der Gartenmitte kreuzen, ersetzen die vier »Flüsse des Lebens« der islamischen Tradition und teilen das Terrain in vier Segmente, welche die damals bekannten vier Kontinente symbolisieren.

»In paradisum deducant te angeli;

in tuo adventu suscipiant te martyres,

et perducant te in civitatem sanctam Ierusalem.

Chorus angelorum te suscipiat,

et cum Lazaro, quondam paupere,

æternam habeas requiem.«

»Zum Paradies mögen Engel dich geleiten,

die heiligen Märtyrer dich begrüßen

und dich führen in die heilige Stadt Jerusalem.

Die Chöre der Engel mögen dich empfangen,

und durch Christus, der für dich gestorben,

soll ewiges Leben dich erfreuen.«

Hymnus aus dem 7. Jahrhundert, der heute noch beim Begräbnis gesungen wird