Amandara M. Schulzke (Hrsg.)
Wir sind
die Bunten
Erlebnisse auf dem Festival-Mediaval
Anthologie
Schulzke, Amandara M. (Hrsg.): Wir sind die Bunten. Erlebnisse auf dem Festival-Mediaval. Hamburg, acabus Verlag 2020
Originalausgabe
ePub-eBook: ISBN 978-3-86282-765-7
PDF-eBook: ISBN 978-3-86282-764-0
Print: ISBN 978-3-86282-763-3
Lektorat: Amandara M. Schulzke
Satz: Lea Oussalah, acabus Verlag
Cover: © Annelie Lamers, acabus Verlag
Cover- und Innenillustrationen: © Saskia Langeneckert
Illustration S. 275: © Norman Liebold
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© acabus Verlag, Hamburg 2020
Alle Rechte vorbehalten.
http://www.acabus-verlag.de
Inhalt
Europas größtes Mittelalter-Festival
Festivalzauber (Nils Krebber)
Eine besondere Genehmigung (Astrid Rauner)
Tanz auf dem Balkon (Billie Przegendza)
Schwurbel I. – König aller Reptiloiden (Stefanus Rex)
Der Duft der Wahrheit (Robert Corvus & Bernhard Hennen)
Die Verfluchten vom Goldberg (Jörg Olbrich)
Die andere Seite der Idylle (Teresa Hofmann)
Das Mädchen und der Drache (J. Praßl)
Nachfolge (Friedhelm Schneidewind)
Bei Hungersnöten rief ich zum Fasten auf! (Robert Focken)
Die Geschichte vom gefallenen Ritter (Candrac
von Hainrich)
Mara und die Knobischlange (Tommy Krappweis)
Gustav K. und die Invasion der Dämonenpiraten (Karsten Heilmann)
Schwarm (Janika Hoffmann)
Des Sängers Fluch (Andrea Bannert)
Hope – Hoffnung gibt es immer (Gabriele Ketterl)
Rosenrot und Rabenherz – Der Tod stirbt jung (Heike Knauber)
Anjuli und die Schnabelwesen (Anja Härtel)
Zeitenelixier (Yule Forrest)
J. J. O’Donoghues Trip nach Bayern (Helmut Gotschy)
Von Drachen und Jungfrauen (Norman Liebold)
Heilung (Isa Theobald)
Pilze (Ju Honisch)
Back to the Roots (Amandara M. Schulzke)
Bäume (Kelvin Schmidt)
Nachwort der Herausgeberin
Kurzbiographie der Coverillustratorin
Europas größtes Mittelalter-Festival
Als mir Amandara eine Geschichtensammlung vom Mediaval als Buch vorgeschlagen hat, war ich nicht überzeugt. Wer sollte da was schreiben? Wer will das lesen?
Nun, da die Geschichten vorliegen, bin ich begeistert, wie viel Kreativität so ein Festival auslösen kann. Ein Festival, das bereits am Anfang eigentlich gescheitert war.
Warum dies doch nicht passiert ist, hat mehrere Gründe, einer davon war ein großer Typ mit Hut, der mir damals noch vollkommen unbekannt war.
Das erste Festival 2008 ist vorüber. Ich sitze mit meinen Mitstreitern im Büro. Es ist spätnachts, nur einige Künstler feiern noch im VIP-Zelt. Uns ist nicht nach Feiern zu Mute.
Dass man ein so groß angelegtes Festival nicht beim ersten Mal mit Gewinn abschließen kann, war uns von Anfang an klar, aber langsam dämmerte uns, wie groß der Verlust sein würde.
Wir sind durch, voller Einsatz, gerade geschafft, dass uns das Projekt nicht über den Kopf gewachsen ist, drei Tage kaum Schlaf und jetzt die Erkenntnis, dass wir komplett pleite sind, ja mehr als das. Es fehlt eine Summe im mittleren fünfstelligen Bereich. Wir drei haben das Festival-Mediaval ohne eigenes Kapital auf die Beine gestellt, also haben wir auch keinerlei Rücklagen zur Absicherung. Was tun? Eigentlich bleibt nur die Insolvenz. Und dabei war es doch so schön. Deprimierter kann man kaum sein, ausgelaugt, frustriert.
Auf einmal erscheint ein großer Typ mit Hut in der Bürotür und lehnt sich diagonal in den Türrahmen. Ich frage mich gerade, was er denn will. Geld? Da beginnt dieser Mensch auf Englisch zu erzählen, wie toll es hier sei und was wir da Spektakuläres auf die Beine gestellt haben. Er erzählt vom super Service, den wir bieten, von den tollen Menschen, die mitwirken, dem absolut enthusiastischen Publikum, dem fantastischen Markt …
Eine fast nicht enden wollende Lobeshymne prasselt auf uns ein.
Am Ende bedankt er sich, dabei gewesen sein zu dürfen und stellt sich als Steve Sic von Omnia vor. Dann ist er weg. Es ist wie eine Erscheinung für mich. Real, aber auch surreal. Definitiv ist meine Stimmung um Längen gesteigert und ich fasse wieder Mut.
Dies war ein Schlüsselmoment für mich. Wenn das Festival sogar bei Künstlern, die viele Festivals kennen, so gut ankommt, mussten wir alles dafür tun, damit das Projekt weitergehen kann. Schulden schleppen wir immer noch mit uns rum. Daran haben wir uns gewöhnt und das Projekt Mediaval entwickelt sich stetig weiter und wird immer noch besser und noch schöner.
Jetzt 2020 stehen wir wieder einer großen Herausforderung gegenüber. Im Zuge der Covid 19-Pandemie sind alle großen Veranstaltungen abgesagt. Wir kämpfen ums Überleben, aber Aufgeben ist keine Option. Ich werde alle Register ziehen, um das Festival am Leben zu erhalten.
Auch die vorliegende Anthologie ist ein kleiner Mosaikstein im Überlebensplan des Festivals. Die Geschichten sind so vielfältig und fantasievoll wie das Mediaval selbst.
Mein Dank geht an Amandara und all die tollen Autoren, die Geschichten beigesteuert haben.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Euch
Euer
Bläcky
Ich freue mich auf ein baldiges Wiedersehen mit Euch allen!
www.festival-mediaval.com
© Inga Sommer
Nils Krebber
Der Hamburger Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik ist seit drei Jahrzehnten passionierter Rollenspieler. Schon seit langem führt er seine Freunde in fremde Welten und konfrontiert sie mit dystopischen Zukunftsszenarien, heroischer Fantasy oder reißerischen Western. 2018 trug er »Keine Helden – Piraten des Mahlstroms« – seinen Debütroman – in das Literaturzelt. Was er mit hinausnahm, war die Überzeugung, dass er nicht alleine ist in dieser bunten Welt, und es noch viele Geschichten zu lesen, hören und erzählen gilt.
Festivalzauber
Sein erster Hinweis auf das Festival ist ein blaues Leuchten am Horizont. Er ist benebelt von der Reise – hunderte Kilometer in stickigen Zügen, fremde Bahnhöfe, und dann – nichts. Er folgt dem Plan auf seinem Smartphone einen Berg hinunter, dann wieder herauf. Inmitten einer fre2137mden Stadt irrt er umher, es gibt keine Schilder, keine Hinweise, obwohl es doch das größte Mittelalterfest Europas sein soll. Auch keine Passanten, keine anderen Reisenden. Es ist spät am Freitagabend, ganz Selb hat schon die Bürgersteige hochgeklappt. Er schultert seinen Rucksack, vergisst sein Telefon und folgt dem blauen Licht.
Einen weiteren Berg herunter, dann wieder hinauf. Jetzt dringen erste Laute an sein Ohr, Echos von Stimmen und Dudelsäcken. Dank der engen Straßen kann er weiterhin nichts vom Gelände sehen, aber da, über den Dächern, schimmert verheißungsvoll das geisterhafte Leuchten. Jetzt sieht er andere Gäste, sie wirken alle abwesend, fremd. Keiner nimmt Notiz von ihm. Er muss dreimal umkehren, weil er am Eingang irgendwie vorbeigelaufen ist, doch schließlich findet er den Zugang – zwei Wagen. Hinter den Schaltern sitzen mit Pelzen und Waffen bestückte Krieger, wie aus einem Fantasyfilm. Er zeigt ihnen sein ausgedrucktes Ticket, worauf ihm der Bärtige mit einem freundlichen Lächeln sein Band ums Handgelenk legt.
»Nimm es niemals ab – ohne das Band kommst du nicht mehr heraus.«
»Du meinst herein, oder?« Aber der Hüne lächelt nur und wendet sich wieder seinem zerlesenen Programmheft zu, während er sich aus einem Horn eine gelbe Flüssigkeit hinter und über die geflochtene Bartpracht gießt.
Er übertritt die Schwelle, und mit einem Male verschwindet die Stadt, die Reise, alles da draußen aus seinem Kopf. Die Wege sind mit verschiedenen Farben ausgeleuchtet. Von überall her schallt Musik. Ziellos wandert er einen Kiesweg hinauf, und lässt sich treiben, bis er an die erste Bühne kommt. Hunderte von Gestalten wiegen auf dem Rasen hin und her, gebannt von den Klängen der Dudelsäcke und Drehleiern auf der Bühne. Keltische Weisen schallen über ihn hinweg und nehmen ihn in ihren Bann. Die Musik trägt ihn zurück in eine Zeit, die es nie gegeben hat, die er aber in seinem Herzen immer schon gespürt hat. Eine Zeit, als die Welt voller Mythen und Geheimnisse war, als in den Wäldern nicht nur wilde Tiere, sondern auch flüchtige Elfen und weise Zauberer warteten.
Die Musiker auf der Bühne tragen Schottenröcke und sonst wenig. Sie lassen ihre langen Haare fliegen, als wären sie von Dämonen besessen. Der wilde Rhythmus erfasst auch ihn. Seine Schritte führen ihn wie automatisch unter die Tanzenden. Um ihn herum schwitzende Körper, wehende Haare, wildes Keuchen. Er verliert sich in der Musik, in der Bewegung. Als der letzte Ton verhallt, fällt jede Müdigkeit von ihm ab. Er macht sich auf die Suche nach dem nächsten Tanz, dem nächsten Erlebnis.
Er irrt durch die Nacht, erblickt hier und dort seltsame Gestalten mit spitzen Ohren und merkwürdigen Gerätschaften in der Hand. An einem Stand ersteht er einen Krug mit Honigwein, dann folgt er den süßen Klängen einer Harfe. Hinter einem Gebüsch findet er ein paar Gleichgesinnte, die um eine Frau in einem weißen Kleid hocken und der Musik ihres Instrumentes lauschen. Ihre Finger bewegen sich so zart über die Saiten, dass er gar nicht glauben kann, dass solch kräftige Töne daraus hervorzuzaubern sind. Als sie ihre Stimme zum Gesang erhebt, erfüllt ihn eine so tiefe Sehnsucht, eine solche Einsamkeit, wie er sie in seinem jungen Leben nie gekannt hat. Tränen laufen frei seine Wangen herunter, er schert sich nicht darum, wer ihn sieht. Zwei Hände greifen nach seinen, führen ihn zu Boden, nehmen ihn in den Arm. Auf ihren Gesichtern glitzern Tränen – oder sind es Sterne, die dort in ihren Augen funkeln? Es kümmert ihn nicht. Er schließt die Augen und gibt sich der Trauer hin, von der die Harfe und die Stimme erzählen, fällt mit ihr in schwere Melancholie. Einen Moment lang spielt er mit dem Band an seinem Arm, macht sich klar, dass dies alles nur Illusion ist. Dann ertönen die ersten Akkorde eines neuen Liedes. Als er die Augen öffnet, ist die Spielerin davongezogen, ersetzt von einem bärtigen Burschen mit einer Gitarre, der eine wahnwitzige Weise schmettert.
Irgendetwas Verrücktes über echte, wahre Helden, aber was immer es ist, es holt ihn zurück aus seiner Trauer und erfüllt sein Herz mit Freude. Der wuselige Mann strahlt eine solche Lebenslust aus, dass es ihn auf die Beine treibt. Er zieht weiter durch die Dunkelheit, zu einem Zelt, in dem ein glatzköpfiger Gnom aus einem Buch rezitiert. Es geht um Koboldkönige und verwunschene Prinzessinnen. Dann fliegt das Buch zur Seite. Der wunderliche Gnom beginnt, frei zu sprechen, steht auf und ruft zum Kampf, zum Widerstand, zur Revolution im Wunderland. Es ist eine Ode an die Freiheit, ein Aufruf zum Erschaffen, ein Appell an jeden einzelnen, sich seine Träume nicht vorschreiben zu lassen. Noch nie hat er jemanden gehört, der so voller Leidenschaft ist, so erfüllt von Liebe zum geschriebenen Wort.
Elektrisiert von dieser Energie bedankt er sich bei der Schutzfee dieses kleinen Ortes der Ruhe. Wo das geschriebene Wort zum Nachdenken anregt und zum Verweilen einlädt. Aber er kann nicht bleiben, denn die Klänge weiterer fremder Instrumente locken ihn. Und so eilt er vom Chor der Raben zum Hof der Apokalypse, er tanzt mit Elben und trinkt mit Wikingern. Er teilt das Brot mit einem Ritter und stößt an mit einem Haufen wilder Piraten. Die Nacht wird zum Tag und wieder zur Nacht. Das Licht und die Musik ziehen ihn immer wieder zurück, treiben ihn von Bühne zu Lichtung zu Lesung, bis es schließlich, und er weiß nicht mehr, wie, zu Ende geht.
Der Zauber ist vorbei, die Zelte werden abgebaut. Das fahrende Volk zieht weiter, die Elben und Kobolde und Wikinger und Ritter werden zu Menschen, ziehen sich die Maske des Alltags an und verbergen sich in den Schatten der Zivilisation. Als er den Hof verlassen will, bleibt er mit seinem Band an einem Ast hängen. Er schaut auf das kleine Stück Stoff, das ihn zurückhält. Er lässt den Blick schweifen und erkennt die normalen Menschen hinter der Schminke, die angeklebten Ohren, das nachgemachte Fell. Dann reißt er das Band mit einem Ruck ab.
Denn er hat sie gesehen – sie haben sein Herz berührt, und er weiß jetzt, dass er sie immer wieder finden kann. Die Elfen und Zwerge, die Feen und Zauberinnen, Ritter und Spielfrauen. Sie sind wahrhaftig – in ihrer Musik, in ihren Geschichten, in ihren Weisen – und jetzt in seinem Kopf, seinem Herz und seiner Seele. Er kam her als verschreckter Junge und geht als befreites Wesen – er weiß noch nicht, welches Fabelwesen in ihm schlummert, aber er wird es finden. Und nächstes Jahr wird er hier sein, und diesmal wird er als eines von ihnen tanzen.
Wenn die Flamme einmal entzündet ist, verlischt sie nicht wieder. Das Festival hat einen neuen Jünger, und die Welt ist ein bisschen bunter geworden.
© Stefan Marchhart
Astrid Rauner
Astrid Rauner wurde 1991 in der hessischen Wetterau geboren und hat in Gießen Umwelt- und Ressourcenmanagement studiert. Beruflich ist sie im Bereich Landschaftsökologie und Landschaftsplanung tätig. Ihre große Leidenschaft gilt der Vor- und Frühgeschichte Europas. Zum Thema Kelten und Germanen hat sie sechs Romane veröffentlicht, in denen sie historische Lücken gern mit phantastischen Elementen füllt. Weiterhin ist sie als Herausgeberin und Organisatorin von Live-Rollenspiel-Veranstaltungen aktiv.
Das Festival-Mediaval hat alles zu bieten, was Astrid Rauner seit Kindertagen liebt: Musik, Literatur und einen breiten Querschnitt der deutschen Mittelalter- und Reenactmentszene. Gerne folgte sie daher schon zweimal der Einladung zu einer Lesung auf Europas größtem Mittelalterfestival, um zu lesen, zu lagern und zu feiern.
www.astrid-rauner.de
Eine besondere Genehmigung
Menschen erinnern sich. Viel besser, als ich es ihnen zugetraut hätte. Fremd ist das alles und vertraut zur gleichen Zeit – wie die Musik aus den riesigen Lautsprechern ihr Echo zwischen den Bäumen schlägt. Dudelsack, Laute und Flöte, von elektrischen Mischpulten zurechtgebogen. Der erste Soundcheck. Anfangs zuckt mein Auge noch, als mich die Klänge überrollen. Was diese Menschen der Musik antun, wirkt falsch. Doch je länger ich sie höre, irgendwie auch vertraut.
Das kleine Männlein, das mit mir Schritt zu halten versucht, hat die Arme ineinander verschränkt. Mit der Abenddämmerung schlägt Kälte über dem Goldberg nieder. Die Sommersonne verliert Anfang September hier zunehmend an Kraft. Es duftet nach Herbst und Vergänglichkeit, dem die Menschen mit Räucherwerk und Feuerholz trotzen. Sie halten fest an Zeiten und Epochen, die die meisten anderen Bewohner dieses Landes längst losgelassen haben.
Gerade deshalb bin ich so skeptisch. Es ist mein erster Besuch, doch ich weiß genau, worauf ich achten muss. Die Anweisungen waren eindeutig. Wahrscheinlich ist mein Begleiter deshalb so nervös. Er hat vergessen, sich eine Jacke mitzunehmen und schlottert nun in seinem kurzen Festival-T-Shirt. Das Walkie-Talkie das sämtliche der Verantwortlichen hier herumtragen, hat er ausgeschaltet. Besser wäre es für ihn, wenn dieses Prozedere nicht gestört wird.
Vom Marktbereich riecht es so verführerisch nach den ersten Leckereien, dass ich mich kurzerhand entscheide, vom langen Weg zur Hauptbühne nach rechts abzubiegen. »Wir fangen hier an!«, verkünde ich meiner Begleitung. Und eigentlich ist klar – wenn es etwas zu finden gibt, dann hier. Die meisten Händler haben ihre Stände bereits aufgebaut. Morgen ist Einlass.
Mein Appetit steuert mich zielsicher zum ersten Essensstand. Die ersten Vanillekrapfen werden Probe gebacken. Das Fett zischt und es duftet herrlich. Kein Wunder! Zwischen Efeudekoration und allerlei Laternen erkenne ich eine kleine Matronenstatue, die neben der Kasse drapiert ist, ein altes Götterbild aus moderner Fertigung. Ohne ein Wort mache ich halt, blicke erwartungsvoll zu meinem Begleiter, der zum Glück auf Anhieb versteht. Ich hätte es ihm nicht noch einmal erklärt. Sofort wendet er sich an die Krapfen-Bäckerin: »Wir brauchen hier eine kleine Probeportion!«
»Aber gerne doch!«, antwortet die ältere Dame vergnügt und hebt mit einer Schaumkelle das Zuckergebäck in eine kleine Tonschale. Sie trägt bereits ihre Gewandung und hat sich ein paar Wiesenblumen in die Haare gesteckt. »Darf es für die Dame ein wenig Zimt-Zucker sein? Oder lieber eine feine Soße aus heimischen Früchten?«
»Mit Soße!«, entscheide ich mich diesmal selbst und nehme kurz darauf das dampfende Gebäck entgegen. Als ich hineinbeiße, vergesse ich fast, meine Begeisterung zurückzuhalten. Mir wurde nicht zu viel versprochen. Das Menschlein neben mir zeigt einen Anflug von Euphorie, bis ich meine Mimik wieder in den Griff bekomme. Eindeutig – ein fast perfektes Gebäck. Der Göttersegen verleiht ihm eine unverkennbare Geschmacksnote. Ich hätte wenig anderes erwartet. Jetzt kommt es drauf an.
Nachdem ich mir einen zweiten Krapfen in den Mund geschoben habe, nähere ich mich der Theke, um einen genauen Blick auf die Matronenstatue zu werfen. Drei kleine Frauenfiguren mit antikem Kopfputz wurden aus einem weißlichen Material herausgearbeitet, wahrscheinlich Kunststein. Ich hätte mir etwas Würdevolleres gewünscht. Doch diese Zeit hat nun einmal ihre Eigenarten. »Wo ist das Opfer?«, frage ich die Bäckerin unverblümt und nicke in Richtung der Göttinnenbilder. Ihre Irritation lässt mich beinahe ungehalten werden.
»Welches Opfer?«, hakt sie verdutzt nach und ich bemühe mich, ihr ganz langsam zu erklären: »Ihr backt mit dem Segen dieser Göttinnen? Wo ist ihr Dankopfer?« Ein Herzschlag vergeht, dann noch einer. Endlich realisiert die Dame, dass meine Frage eindeutig ernst gemeint ist. Wahrscheinlich ist es die zunehmende Nervosität meines Orga-Männleins, dass sie fast hektisch nun einen Krapfen frittiert, das Fett abtropft, fein mit Zimt-Zucker anrichtet, nur, um ihn der Statue vor die gemeißelten Füßchen zu bröseln. Vor den kaum fünfzehn Zentimeter großen gallo-römischen Göttinnen liegt nun ein unordentlicher Haufen aus Krapfenresten, deren Krümel teilweise über die Thekenkante rollen. Sie scheint selbst von ihrem Ergebnis nicht besonders begeistert und pflückt kurzerhand eine der Blüten aus ihren Haaren, um sie auf dem Gebäckopfer anzurichten. Ich ziehe kritisch eine Augenbraue in die Höhe und schiebe mir noch einen Krapfen in den Mund. Besser als nichts. Ich ignoriere den verständnislosen Blick meines Begleiters, als ich mein Klemmbrett zücke, mir einzelne Notizen mache und letztlich hinter den ersten Punkt einen Haken setze.
»Ein Klemmbrett?«, platzt es aus ihm heraus und scheint ihm im nächsten Moment bereits leidzutun. Mein Blick sprüht Gift. »Warum auch nicht?«, zische ich. »Glaubst du, die Zeit ist stehengeblieben, wo ich herkomme?«
Ja, das glaubt er wohl. Vermutlich hofft er es sogar. Denn in seinem Blick macht sich ein wenig Enttäuschung breit. Mir wurde angeraten, die Träume dieser Menschen nicht zu sehr zu entzaubern. Ihre Sehnsucht und Vorstellung von all dem, was ich Alltag nenne, sind die besten Gründe, warum sie all das hier noch nicht losgelassen haben. Darum bemühe ich mich um einen versöhnlichen Ton und füge meinen Worten hinzu: »Ein paar kleine Neuerungen wurden irgendwann notwendig. Es sind nicht viele, sorge dich nicht. Sie lassen sich nicht besonders einfach durchsetzen. Ich hätte mir auch nie träumen lassen, einmal für Aufgaben wie diese hier eingesetzt zu werden.« Meine Hand umfasst mit einer Geste das Festivalgelände. Tatsächlich wagt meine Begleitung dadurch einen Anflug von Neugierde: »War es … eine Bestrafung, dass Ihr hier seid, oder …?«
»Keinesfalls,« lache ich. »Ich habe darum gebeten! Mal etwas Abwechslung hörte sich gut an. Mit den Jahrhunderten werden die Tage auch in den prunkvollsten Hallen lang.«
Ob ihn die Erklärung enttäuscht, weiß ich nicht. Ich belasse es bei einem dankenden Nicken an die Bäckerin, verspeise das letzte Vanillegebäck und hole tief Luft. Dann soll es also beginnen.
Bevor ich nach Selb aufgebrochen bin, hat man mir eine sehr lange Liste mit zu prüfenden Details eingetrichtert. Ich habe das im ersten Augenblick für übertrieben gehalten, verstehe beim Anblick dieses Geländes nun aber ihre Notwenigkeit. Ein wenig scheint die Zeit hier stehengeblieben. Zu welcher Epoche genau, darüber ist Einigkeit gar nicht nötig. Stattdessen schwelgt jeder für sich in den Andenken und Erinnerungen an das Zeitalter der Menschheit, das am besten den Klang der eigenen Seele trifft. Nordische Anhänger werden neben arabisch anmutender Gewandung verkauft. Ich sehe Seefahrer im Stil der britischen Rotröcke neben keltischen Damen und hochmittelalterlichen Adeligen stehen. Gemeinsam mit Geschöpfen aus Fantasie und Mythen, die sich als Bild oder Figur im Sortiment vieler Händler finden, verwandelt sich all das in eine fließende Huldigung an die Vergangenheit, die viel näher scheint als die Gegenwart.
Wieder fegt ein kurzes Stück Musik wie eine Sturmböe über den Platz. Ich bedauere es fast ein wenig, dass es schnell abgebrochen wird, um die Technik nachzujustieren. Hoffentlich hat der Kerl vom Bühnenteam, den man mir vorgestellt hat, alle meine Anweisungen auch wirklich verstanden. Ich werde mir das zum Schluss ansehen. Ein bisschen komme ich nun selbst in Fahrt, freue mich über die Harfe, die hinten hinter den Bäumen angespielt wird. Vielleicht lasse ich mich etwas zu sehr von der guten Laune beflügeln. Den armen Verkäufer am nordischen Schmuckstand hätte ich auch nach der dritten Nachfrage in Ruhe lassen können. Stoisch wie ein Schüler bei der Klassenarbeit erklärt er mir Anhänger für Anhänger die mythische Bedeutung der Symbole. »… das ist ein mögliches Abbild Odins, die sogenannte Aarhus Moesgaard Maske … eine Walkürendarstellung aus Schweden … dieser Anhänger ist dem Muster der Mammenaxt aus der Zeit um 950 n.Chr. nachempfunden …«
Ich habe nichts zu beanstanden, auch er bekommt eine Notiz mit einem Haken. Der junge Mann aus der Orga beginnt sich neben mir allmählich zu entspannen. Fast scheint es ihm peinlich, als ich einen der Fotografen, der erste Impressionen vom bunten Treiben einfängt, sehr ausführlich zu seiner Kamera befrage und mir das Gerät vorführen lasse. Zu meiner Erleichterung liegen die Menschen damit richtig, dass der Vorgang des Fotografierens für die Seelen der Abgelichteten keinerlei Gefahr darstellt. Ich kann beim besten Willen keinen gebundenen Geist in oder um das Gerät herumschwirren sehen. Als der Fotograf mir zum Schluss versichert, es sei auch kein Kobold in der Kamera gefangen, lachen wir beide. Als ob er so ein launisches Biest eine halbe Woche lang in einem kleinen Kasten einsperren könnte!
Erstaunlicherweise macht sogar die Wahrsagerin ihre Sache nicht schlecht. Ich habe mich für Handlesen statt Kartenlegen entschieden, und sie grübelt eine ganze Weile über die feinen Linien in meiner Haut. Immer wieder fängt sie dabei meinen Blick, sieht hinunter zur Hand, als könne sie in meinen Augen mehr lesen als am eigentlichen Ort der Vorhersehung. »Ihr habt mehr als ein Leben gelebt, werte Dame …«, beginnt sie zögerlich und scheint ihren eigenen Worten nicht recht trauen zu wollen. »Hier ist … eine Entscheidung … eine Auswahl. Ihr seid von einer mächtigen Person erwählt worden, euer altes Dasein aufzugeben. Ich habe noch nie … einen so heftigen Bruch … in einer Schicksalslinie gesehen.«
»Das genügt mir.« Ich ziehe ihr die Hand weg und mache stattdessen eine neue Anmerkung auf meinem Klemmbrett. Der junge Mann von der Orga atmet auf, nachdem ich ihm verkündet habe: »Wir sind hier gleich fertig. Ich will noch einen schnellen Blick in die Lager werfen, dann können wir zur Bühne gehen.«
Halb gebückt schälen wir uns aus dem kleinen Zelt der Wahrsagerin zurück ins Zwielicht des Abends. Der Junge ist für seine Verhältnisse richtig ins Reden gekommen, während er mir die einzelnen Lagergruppen aufzählt. Fast wäre er mir vorausgeeilt, als ich im Augenwinkel einen letzten Blick auf einen Gewandungsstand erhasche – und plötzlich stutze. Eigentlich hatte ich das Sortiment schon als uninteressant abgehakt. Der Verkäufer bietet vorrangig Stangenware feil, Grundausstattung, die sich Neulinge auf dem Festival gern als erstes Gewand für kleines Geld zulegen. Was er nun offensichtlich eben erst einer Kiste entnommen hat und auf einem Kleiderständer drapiert, passt so gar nicht in die banale Sammlung aus Untergewändern und Walkwollmänteln. Meine Begleitung erstarrt jäh, als er mich auf den Stand zuschreiten sieht und ich den Verkäufer direkt angehe: »Woher habt Ihr das?«
Im ersten Moment scheint der Mann sich gar nicht angesprochen zu fühlen, sondern hebt das kostbare Kleidungsstück weiter ungerührt über den Ständer. Ich will beim Näherkommen meinen Augen kaum trauen. Was der Verkäufer dort ausstellt, muss für einen Außenstehenden wie ein sonderbarer Mantel wirken. Er hat ein dunkles Lederinnenfutter und einen einfachen, viereckigen Schnitt. Eine feine Spange hält ihn am Hals zusammen. Bemerkenswert ist erst das Material, aus dem sein Äußeres gefertigt wurde. Der Mantel ist über und über mit hellen Federn bedeckt. Viele von ihnen sind erstaunlich schmutzig und wirken in die Jahre gekommen. Es scheint nichts zu sein, was ohne weiteres zum Verkauf steht.
»He da!«, werde ich nun unfreundlicher. »Was glaubt Ihr, was Ihr da habt? Woher habt Ihr diesen Mantel?«
Endlich wird der Kerl auf mich aufmerksam. Wenig beeindruckt von meinem Auftreten streicht er eine Falte glatt und empfängt mich mit den Worten: »Jetzt mal nicht so aufdringlich! Ich weiß selbst, was das für ein Schmuckstück ist. Das ist nur ein Ausstellungsstück!«
»Und wo kommt es her?« Kann es echt sein? Die Federn, das Leder, es wirkt gebraucht und vielfach getragen. Kritisch prüfe ich es auf Nähte – war es mit der Maschine genäht? Schwer zu sagen. Meine Begleitung beschwichtigt währenddessen den Verkäufer, der sich nicht mit der Auskunft zufriedengibt, ich hätte die Berechtigung, all dies hier zu prüfen.
»Jetzt hören Sie mal,« wendet er sich wieder an mich. »Das ist ein Erbstück. Fragen Sie mich nicht, wie alt das ist. Wir haben dafür keine geschützten Tiere getötet oder irgendwas dergleichen. Das sind ganz normale, und ich betone noch mal, ziemlich alte Schwanenfedern. Ich benutze das nur als Deko. Das wird nicht verkauft. Was genau gibt es für ein Problem damit?«
Ich ignoriere seine Frage. »Also wird es nie getragen?«
»Meine Frau wollte es für eine Zeremonie oder sowas mal anziehen. Damit lässt sich ein fabelhafter Schamane darstellen. Was genau ist Ihr Problem?«
Dass du nicht weißt, was du vor dir hast, antworte ich ihm in Gedanken. Offensichtlich hat er keine Ahnung, welche Macht dieses Gewand freisetzen kann – sofern es denn echt ist. Wie ich ebendies belegen soll, ist mir jedoch schleierhaft. Es ist bisher niemals nötig gewesen. Keine Trägerin lässt ihr Schwanengewand unbeaufsichtigt. Ich muss herausfinden, was mit seiner rechtmäßigen Besitzerin geschehen ist. Sofern ich recht behalte, handelt es sich nicht um diese Art Kleidungsstück, die man seinen Enkeln einfach vererbt.
Ich muss nachdenken. Diskretion ist mein oberstes Gebot, ich soll nicht zu sehr auffallen – bei aller Sorgfalt. Ein wenig Zeit ist nötig, damit ich mir Gedanken machen kann, wie ich die Echtheit dieses Kleidungsstücks nachweisen soll. Doch wer hat diesen fast knöchellangen, unpraktischen Mantel so weit abgenutzt, dass er wie viele Jahrzehnte getragen wirkt?
Da ich hier nicht weiterkomme, winke ich meine Begleitung zur Bühne – der letzte Punkt auf meiner Liste. Der Bühnentechniker, mit dem ich anfangs gesprochen habe, sieht uns bereits kommen. Er winkt mit den Notizen, die ich ihm dagelassen habe und hebt demonstrativ einen Teil der Bühnenabdeckung. Seinem Gesicht ist immer noch anzusehen, wie zwiespältig er meine Anweisungen befolgt hat. Unter der Bühne, auf der Rückseite des eigentlichen Bodens, prangt in rotem Lack ein Schriftzug. Schon von weitem fühle ich das leichte Pulsieren, das von ihnen ausgeht. Für sein erstes Mal Runenzeichnen hat der junge Mann sich gut angestellt. Ihm ist kein Fehler unterlaufen, die Wirkung vorhanden. Das Gras unter dem Schriftzug riecht nach einer größeren Menge vergossenem Met. »Für die Götter!«, meint der Techniker dazu und deutet auf die Stelle, wo der Honigwein im Gras versickert ist, wie angegeben. »Auf der anderen Seite der Bühne habe ich das Gleiche gemacht.«
Er zeigt uns ebendiese Stelle. Wieder ein Haken. Auch für die Ritualkreise, die um den Bühnenbereich gezogen sind, Trankopfer vor den Getränkeständen, Trankopfer in den Lagern. Eigentlich habe ich es nicht für möglich gehalten, als ich meine Reise zu den Menschen antrat. All das scheint unendlich fern, verblassende Erinnerungen aus der Vergangenheit. Ich sehe plötzlich mein eigenes Haus vor mir, die Schnitzerei auf dem Dachsims, dünne Rauchfäden, die aus einer Räucherschale aufsteigen. Was ich hier vorfinde, ist anders, ist so viel lückiger, von Vergessen gezeichnet. Und doch bleibt ein Gefühl der Vertrautheit, das Wehmut in mir weckt. Diese Menschen haben nicht zu viel versprochen. »Gut!«, beende ich meine Liste und sehe in das verdutzte Gesicht meiner Begleitung. Warum verdutzt? Wundert er sich gerade, dass ich lächele?
Gemeinsam treten wir den Rückweg zum VIP-Zelt an, wo wir bereits von einer kleinen Gruppe aus anderen Mitgliedern des Organisationsteams erwartet werden. Gespannt umringen sie ein kleines Fass, das gleich einem Altar in ihrer Mitte auf dem Boden steht. Sie öffnen für uns den Kreis und atmen auf, als ich ihnen verkünde: »Grundsätzlich erhaltet ihr, wie angefordert, auch von uns die offizielle Genehmigung. Diese Veranstaltung wird stattfinden – mit dem Segen der Götter.«
Doch das ist noch nicht alles. »Hinsichtlich eurer gesonderten Anfrage …« Alle Blicke richten sich auf das Fass. »… Ich hätte es nicht mitgebracht, wenn es nicht möglich wäre, es euch zu überlassen. Meine Auflagen wären, dass ausschließlich die Künstler in den Genuss dieses Mets kommen. Es obliegt euch, wie ihr ihn gerecht aufteilt. Für ein Gelage wird er nicht reichen, wenn jeder etwas abbekommen soll. Aber seid versichert, seine Wirkung entfaltet er schon in kleiner Menge. Ich verbiete ausdrücklich, dass etwas davon zurückbehalten wird. Und glaubt nicht, ich würde es nicht erfahren! Worum es sich hier handelt, darüber bewahrt ihr absolutes Stillschweigen. Niemand außer den in dieser Gruppe anwesenden Personen weiß davon Bescheid, und so soll es bleiben. Wenn wir noch mehr Anfragen dieser Art bekommen, werden die Bestände knapp … Alles in allem …«
Ich hole tief Luft: »… erhaltet ihr durch mich Odins Segen, den Skaldenmet der Asen, den der Göttervater einst selbst nach Asgard brachte, um ihn an eure Künstler auszuschenken. Er soll ihre Stimme wohlklingend, ihre Lieder und Geschichten ergreifend und diese Veranstaltung unvergesslich machen!«
Meine letzten Worte verlieren sich in einem freudigen Geklatsche und Gejohle. Sämtliche Blicke der Umstehenden sind plötzlich auf uns gerichtet. »Bitte, Diskretion!«, zische ich und bringe die Freudenrufe damit jäh zum Verstummen. Ich löse mich aus der Runde und hole aus meiner Gürteltasche eine kleine, bronzene Medaille. Es ist das Abbild eines Wal-Knotens, eines dreifach in sich geflochtenen Knotens, unscheinbar, äußerlich kaum von der Ware der Händler zu unterscheiden. Mit einem Nagel und einem Hammer treibe ich ihn in einen der Balken am Eingang des VIP-Zeltes und murmele darüber einen Segensspruch. Nun ist es offiziell. Beziehungsweise – offizieller wird es nicht. Die Headorga hat mich am Anfang doch tatsächlich gefragt, ob ich ihnen – wenn ich schon eine Genehmigung ausspreche – etwas Schriftliches ausstellen könne. Kaum vorzustellen! Ein Zertifikat über Göttersegen! Nein, bei allen neumodischen Sitten, solche Verfahrensweisen würden hoffentlich niemals Brauch werden.
»Eines noch,« wende ich mich an den Kopf des Organisationsteams. Mir ist mittlerweile ein Gedanke gekommen. »Ich habe bei meiner Prüfung einen vermutlich gefährlichen Gegenstand festgestellt. Ich werde überprüfen, ob er wirklich echt ist. In diesem Fall werde ich ihn konfiszieren.«
Die Headorga wirkt nur verhalten begeistert. »Tatsächlich? Um welche Art Gegenstand handelt sich denn?«
»Einen Schwanenmantel.«
Er zieht die Augenbrauen in die Höhe. »Und das heißt?«
Ich atme genervt aus. »Die Haut einer offensichtlich toten Walküre.«
Der junge Mann, der mich während des gesamten Kontrollganges begleitet hat, folgt mir wieder zu dem Gewandungsstand zurück. Auf wundersame Weise ist der schön drapierte Schwanenmantel auf einmal neben dem Eingang verschwunden und im Inneren des Zeltes aufgebaut. Dort erhascht ein Vorbeilaufender auf ihn erst im zweiten Anlauf einen Blick. Der Verkäufer ahnt Böses, als er uns wiederkommen sieht. »Gibt es immer noch Probleme wegen des Mantels?«, fragt er mich zur Begrüßung und ich spare mir ebenfalls Floskeln: »Ich werde prüfen, ob er ist, was ich glaube. In diesem Fall konfisziere ich den Mantel.«
»Mit welchem Recht?«, faucht der Verkäufer, entlockt mir jedoch nur ein mildes Lächeln. »Das werdet Ihr dann sehen! Wenn er ist, was ich glaube, gehörte er einer Tochter Odins und nicht in Menschenhand!«
Hilfesuchend blickt der Verkäufer zu meiner Begleitung aus dem Orga-Team, dieser mahnt ihn jedoch, es mich wenigstens probieren zu lassen. Womöglich sei der Mantel überhaupt nicht echt. Widerwillig nimmt der Verkäufer das Federgewand daher vom Kleiderständer und legt es mir um die Schultern.
Ein Schauer überkommt mich. Kaltes Leder liegt auf meiner Haut, berührt meinen Nacken, scheint durch meine Kleidung zu dringen. Alle Zweifel sind wie ausgelöscht. Es geschieht, was mir seit so vielen Jahrhunderten vertraut ist wie kaum etwas anderes. Ich schließe die Augen, spüre die fremde Haut meiner Schwester, ihre wird zu meiner. Was gerade noch Kleidung war, wird nun Teil meines Körpers. Ich achte nicht auf die erstaunten Blicke der Umstehenden, fühle nur noch, wie meine Gestalt sich verwandelt, die menschliche Erscheinung dem Körper eines Schwanes weicht.
Ich habe mich also nicht getäuscht. Eine Windböe gibt mir den Auftrieb, um von der Wiese abzuheben. Bald darauf sehe ich das Festivalgelände auf dem Goldberg unter mir liegen. Hier ist meine Arbeit getan. Nun muss ich herausfinden, was es mit dem Mantel auf sich hat. So schnell ich kann, kehre ich zurück nach Walhalla.
© privat
Billie Przegendza
Die Autorin ist Jahrgang 1973, seit über zwanzig Jahren glücklich verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Sie lebt in Eisenberg/Thüringen und hat eine Ausbildung zur Erzieherin absolviert. Sie arbeitete in ihrem Leben aber auch schon als Piratin, mittelalterliche CD-Dealerin und Wichtel in einem Supermarkt. Aktuell ist sie in einem Nachhilfeinstitut als Büroleitung, Lehrkraft und »gute Seele« tätig. Billie Przegendza ist überzeugter Grufti, ab und zu LARPerin, Redakteurin für das UnArt Webzine und schreibt sonst vorrangig steampunkige Kurzgeschichten, die in der Ætherwelt von Anja Bagus spielen. Wenn sie nicht gerade schreibt (oder häkelt), engagiert sie sich ehrenamtlich in der Kommunalpolitik ihrer Heimatstadt, wo sie im Kulturausschuss mitarbeitet.
Auf dem Festival-Mediaval hat Billie quasi eine Inventarnummer, denn sie ist seit der ersten Auflage im Jahr 2008 jedes Jahr dabei – zuerst als Händlerin und seit 2011 als Pressevertreterin.
www.unart.tv
Tanz auf dem Balkon
September 2015 – die Sonne schien durch das Fenster und kitzelte Enis’ Nase. Der junge Mann erwachte und lächelte, bis ihm schlagartig bewusst wurde, dass er nicht in seinem eigenen Bett lag. Obwohl, irgendwie war es jetzt schon »sein« Bett. Das stand allerdings nicht in Aleppo, sondern in einem Land weit weg von Syrien. Der Syrer war in Deutschland gelandet, in einer kleinen Stadt, die Selb hieß und dort wohnte er in einem ehemaligen Hotel – wie ungefähr einhundert weitere Männer, Frauen und Kinder. Vor dem Fenster hörte er die Vögel singen. Ab und zu fuhr ein Auto vorbei, manchmal sogar die Polizei oder ein Rettungswagen – fast wie zu Hause. Auf der anderen Straßenseite lag ein Park mit großen Bäumen, einer grünen Wiese und ein Stück den schmalen Weg hinunter gab es sogar einen kleinen See. Für Enis hätte es sich fast wie Urlaub anfühlen können – aber das tat es nicht, denn seine Reise war alles andere als ein Ferientrip.
Ständig erinnerte ihn alles in seinem Leben daran, dass er tausende Kilometer hinter sich hatte – zu Fuß, auf kleinen Karren, über das Meer. Die Angst hatte ihn und seine Familie aus Aleppo vertrieben. Dort fielen Bomben, Schüsse peitschten nahezu pausenlos durch den Tag und die Nacht, Menschen schrien und weinten und viele von seinen Freunden waren entweder tot oder verschwunden.
Glücklicherweise hatte Enis’ Vater eine Arztpraxis, so dass zumindest das Haus von den Heckenschützen und Plünderern verschont geblieben war. Doch vor ein paar Monaten war es selbst dort nicht mehr sicher und die Familie entschloss sich, Enis und seinen Bruder loszuschicken, um in einem fernen Land in Europa ein besseres Leben zu finden. Sie kratzten die letzten Ersparnisse zusammen und die beiden jungen Männer machten sich auf den Weg ins Ungewisse. Seine Eltern packten das Nötigste zusammen und gingen aufs Land zu Verwandten, weg aus der Stadt. Sie würden klarkommen, hatte ihm der Vater versichert und gab ihm als letztes Geschenk ein nagelneues Smartphone. Das hatte der Arzt als Bezahlung von einem Patienten bekommen, ein älteres Modell zwar, aber es erfüllte seinen Zweck – die Verbindung zur Familie aufrechtzuerhalten.
Enis lag mit offenen Augen auf dem Bett und versuchte, sich an die Reise zu erinnern, aber das fiel ihm schwer. Immer, wenn er die Augen schloss, hörte er nur Schreie und Schüsse. Er sah weinende Kinder in einem überfüllten Schlauchboot – mitten auf dem Meer. Sie weinten stumm, damit die Menschen auf dem Boot nicht gehört wurden. Ihre Mütter hielten ihnen die kleinen Münder zu und beteten still zu Allah, dass sie die Überfahrt heil überstehen. Am Strand weinten einige Mütter, weil ihre Kinder es nicht geschafft hatten. Sie waren verdurstet oder ins Wasser gefallen und ertrunken. Enis spürte eine Träne im Augenwinkel, er zitterte am ganzen Körper und musste sich erst beruhigen, bevor er sein Zimmer verlassen konnte. So war es jeden Tag! So war es jede Nacht vor dem Einschlafen!
Später in dieser Woche bemerkte der Syrer einige Menschen im Park gegenüber. Sie liefen über die Wiese und sahen sehr beschäftigt aus. Viele junge Leute waren dabei und es schien, soweit es Enis von seinem Balkon aus sehen konnte, als ob sie etwas vorhatten. Auf der Wiese bauten sie in den nächsten Tagen eine große Bühne auf. Sie hingen den Zaun mit großen Bannern zu und ständig kamen LKWs an. Oft bis in den späten Abend hinein hörte Enis die Leute dort drüben werkeln, reden, rufen, lachen und singen. Er fand das spannend, denn es lenkte ihn von seinen düsteren Gedanken an die Heimat und die zurückgebliebene Familie ab. Zu gern hätte er gewusst, was im Park genau passierte. Die Menschen sahen freundlich aus und das war leider in Enis’ Alltag eher ein ungewohnter Anblick. Klar, die Helfer im Hotel waren freundlich zu ihm. Sie halfen ihm mit seinen Asylunterlagen, gaben Deutschunterricht und kümmerten sich um ihn, wenn es Probleme gab. In dem Städtchen jedoch wurden Enis und seine Freunde oft angestarrt. Mütter wechselten mit ihren Kindern die Straßenseite, Männer blickten sie grimmig an und manche Verkäuferin im Supermarkt beschattete die jungen Syrer geradezu, obwohl sie genug Geld in den Taschen hatten und immer alles bezahlten, was sie einkauften.
Als Enis an diesem Nachmittag – es war ein Donnerstag – in den Hof herunterkam, herrschte dort helle Aufregung. Ein älterer Mann stand vor dem Hotel und sprach auf Deutsch mit den Helfern. Der Mann trug einen hellen Hut, er hatte einen Drei-Tage-Bart und viele Lachfalten um die Augen. Auf seiner Jacke war ein goldenes Logo zu sehen, das Enis schon von den Bannern am Zaun kannte. Enis drängte sich mit den anderen um den Mann, der so aussah, als ob er auf der anderen Straßenseite etwas zu sagen hätte. Es war schwer, etwas zu verstehen. Enis hatte gerade erst begonnen, die fremde Sprache zu lernen. Er schnappte ein paar Worte auf: Festival, Musik, helfen. Die Dolmetscher kamen kaum nach mit der Übersetzung. Nach einigem Hin und Her wusste der Syrer, worum es ging. Der Mann mit dem Hut wollte den Menschen im Hotel gern eine Freude machen und lud sie auf das Festival ein, das am Wochenende stattfinden würde. Wer also Lust hatte, konnte am Samstag in den Park kommen und ein paar schöne, unbeschwerte Stunden verleben. Enis freute sich! Das war eine willkommene Abwechslung in seinem Alltag. Aufgeregt lief er die Treppen hinauf, um seinen Zimmergenossen davon zu erzählen. Gemeinsam beschlossen die jungen Männer, das Festival zu besuchen, das am nächsten Tag beginnen sollte.
Den Freitagabend verbrachte Enis damit, von seinem Balkon aus das bunte Treiben im Park zu beobachten. Viele Menschen tummelten sich dort, es gab Musik, die Enis noch nie zuvor gehört hatte. Er erkannte vertraute Klänge, schließlich hatte er in Syrien nicht hinter dem Mond gelebt, es gab Internet. Die Leute im Park tanzten vor der großen Bühne und ihre farbenfrohe Kleidung verschmolz vor Enis’ leuchtenden Augen zu einem bunten Flickenteppich. Er hörte die Festivalbesucher lachen und singen, hier und da flackerte ein Feuer und jeder schien glücklich und entspannt zu sein. Enis stand lächelnd auf seinem Balkon und an diesem Abend konnte er vor Aufregung fast nicht einschlafen.
Der Samstag begann mit Sonnenschein und Enis suchte in seinem kleinen Schrankfach nach ein paar Kleidungsstücken, die er tragen konnte. Er wollte heute besonders gut aussehen, deswegen fiel seine Morgentoilette ausgiebiger aus als normalerweise. Sorgfältig kämmte er sein Haar, rasierte sich und zog sein bestes Hemd an. Zum Glück hatten die Bewohner des Hotels neue Schuhe und Hosen bekommen, die ihnen von hilfsbereiten Stadtbewohnern gespendet worden waren. Zusammen mit seinen Freunden ging er zuerst an den kleinen See hinunter, wo sie die kleine Familie aus Afghanistan trafen, die auf demselben Flur lebte. Enis staunte über die Wiese am See, denn die hatte sich in einen Strand mit Palmen, Sonnenschirmen und verschiedenen Ständen verwandelt. Sogar ein Floß gab es, auf dem es sich als Piraten verkleidete Männer und Frauen gut gehen ließen. Auf den vielen Bänken saßen die Besucher, die miteinander sprachen und irgendetwas aus Kokosnüssen tranken. Niemand achtete auf Enis und seine Freunde und falls sie doch jemand bemerkte, wurden die jungen Männer freundlich gegrüßt und angelächelt. Das hatte Enis nicht erwartet!
Im Park selbst begegneten ihnen nur lächelnde Menschen. Dort spielte ebenfalls überall Musik und Enis genoss es, sich durch die Besucher treiben zu lassen. Mit dem bisschen Geld, was er in seiner Hosentasche hatte, gönnte er sich ein orientalisches Mittagessen aus Rindfleisch, Bohnen und Couscous – das erinnerte ihn an seine Heimat. Viel gab es zu sehen und zu entdecken auf diesem Festival, so dass die Stunden bis zum Abend wie im Flug vergingen. Enis konnte die Strapazen seiner Flucht für eine Weile vergessen und fiel in dieser Nacht sehr glücklich in sein Bett.
Am Sonntag weckte Enis die Musik. Er war erst so spät in sein Zimmer zurückgekehrt, dass er fast bis zum Mittag geschlafen hatte – zum ersten Mal seit Wochen ohne Albträume. Das Wetter meinte es gut mit dem Festival. Die Sonne schien und Enis machte es sich auf seinem Balkon gemütlich, um ja nichts von dem Geschehen im Park zu verpassen. Wieder war die Musik fremdartig, aber längst nicht mehr so unbekannt wie an den Tagen zuvor. Die Ansagen der Musiker verstand Enis nicht immer, obwohl sie manchmal auf Englisch waren – das hatte Enis in seiner Heimat gelernt und konnte es normalerweise gut verstehen. Doch diese eine Gruppe, die am Nachmittag auf der Bühne stand, musste eine andere Sprache sprechen. Es klang weder nach Deutsch, noch nach Englisch, noch nach einer Sprache, die Enis jemals gehört hatte. Dafür gefiel ihm die Musik sehr! Enis fing auf seinem Balkon an zu tanzen. Er war so darin versunken, dass er nicht bemerkte, dass er vom Park aus beobachtet wurde.
Dort saß eine junge Frau in dem abgesperrten Bereich hinter der Bühne an einem Tisch und sah ihm beim Tanzen zu. Sie hatte ein Büchlein vor sich, in dem sie sich Notizen machte. Sie war auf dem Goldberg als Redakteurin zu Gast und schrieb an ihrem Festivalbericht. Später stand darin: »Von Irxn aus Bayern bekamen wir nur wenig mit. Ein kurzer, aber typischer Selb-Moment jedoch beeindruckte mich. Während die Band auf der Schlossbühne spielte und ich mich am Pressezelt auf das nächste Interview vorbereitete, sah ich in der benachbarten Flüchtlingsunterkunft einen Mann zur Musik von Irxn auf dem Balkon tanzen. Die Münchner Formation spielt Folkrock mit Texten auf Bayrisch, aber der Mann auf dem Balkon genoss einfach die Musik, ohne ein Wort zu verstehen, und zauberte mir damit ein Lächeln ins Gesicht.«
© Jo Fischer
Stefanus Rex
Stefanus Rex, bürgerlich Stefan Sacharjew, erblickte 1981 das Licht der Welt im fernen Sofia, wuchs in und um Berlin auf. Seit 2006 ist er Mitglied von Corvus Corax. Schon beim ersten Festival-Mediaval 2008 durfte er auf der Bühne stehen. Seitdem war er mit Corvus Corax und Berlinksi Beat regelmäßiger Gast. Das Festival-Mediaval gehört für ihn eindeutig zu den Höhepunkten der Festival-Saison. Stefanus, studierter Historiker, frönt neben der Musik auch seiner zweiten Leidenschaft: dem Schreiben. In seinen satirischen Texten verarbeitet er mit einem Augenzwinkern die Geschehnisse des Alltags. Derzeit schreibt er an seinem Debütroman.
www.stefanusrex.blogspot.com
Schwurbel I. – König aller Reptiloiden
Wie Sie mich hier bei Naseweis sitzen sehen, trinke ich grad mein fünftes Bier. Ich habe mein Konzert schon gespielt, da ist das nicht so schlimm.
Aber warum tue ich das, fragt sich der ein oder andere jetzt. Tja, Ich hatte eine Begegnung der dritten oder vielleicht auch eher der vierten Art.
Es geschah auf dem Weg hierher nach Selb zum Festival-Mediaval. Auftritt mit meiner Band. Immerhin sind wir seit dem ersten Festival dabei und immer wieder gerne hier.
Ich saß also hinten in einem Taxi und tippte geschäftig auf meinem Handy hin und her.
Es folgte eine, Stunden später noch immer nachhallende, Fahrt durch die Welt der geistig Erwachten oder meiner Meinung nach eher geistig Eingebrochenen.
»Sie sollten nicht so viel mit dem Handy rummachen …«
Ich ignorierte den Fahrer, er sollte mich ja schließlich nur vom Hotel zum Festplatz chauffieren und mir nicht erklären, wie ich mein Leben zu leben hätte.
Ich hatte jedoch nicht mit der Beharrlichkeit dieses Herren gerechnet.
»Sie sollten nicht so viel mit dem Handy rummachen«, wiederholte er. »Die Strahlung unterbricht die Verbindung zu Ihrem Schawarma.« Nun schaute ich doch auf. »Was für ein Falafel?«
»Schiwuma! Ihr spiritueller Begleiter in dieser Welt.«
Erst jetzt schaute ich mir den Herren genauer an. Ein Mann, Mitte 50, schütteres blondes Haar, Bierbauch und eine Brille aus den 80ern.
»Sehen Sie, es verhält sich nämlich so …«, startete Schawarma. »Der Schiwuma reinigt Ihren Geist. Er ist eine Art Engel, den Jesus auf unsere Welt geschickt hat, als die Erde in fremde Hände fiel.«
Ich wollte nicht zuhören. Wirklich nicht. In diesen Zeiten sprudelte der Schwurbel nur so aus den Leuten heraus, als hätte man einen Damm eingerissen. Und wie ein Dammriss fühlte sich diese Situation gerade an.
Ohne mein Augenrollen zu bemerken – oder er ignorierte es einfach – fuhr Schawarma fort: »Wissen Sie, warum der Virus Corona heißt? Das kommt vom lateinischen Wort für Krone. Es soll die Krönung des Werkes der Feinde Gottes sein.«
»Meinen Sie Reptiloide?«