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Nein, dies ist kein »Wie-werde-ich-der-perfekte-Papa«-Ratgeber. Hier wird Ihnen zwar auch erklärt, wie Sie Windeln zu wechseln haben oder Blähungen loswerden (nicht Ihre, sondern die Ihres Babys), aber: Dieses Buch soll mehr sein als nur ein Ratgeber. Es soll vielmehr Ihr bester Freund sein. Den werden Sie – ehrlich gesagt – wirklich brauchen. Denn die Zeiten als Erstvater (klingt seriöser als »frisch gebackener Papa«) sind so schön wie schwierig. Dachten Sie bisher, der letzte Halbmarathon, die Neuprogrammierung Ihres Telefons oder der Zusammenbau des Gartenhäuschens sei das Härteste gewesen, was Sie je vollbracht haben – dann glauben Sie mir: Vaterschaft wird um einiges härter. Ihr neuer Schmuck sind Augenringe, denn oft schlagen Sie sich die Nacht um die Ohren. Um gegen Vormittag erschöpft im Büro den Kopf auf die Tastatur Ihres Computers fallen zu lassen und damit 10 000-mal die Buchstaben t, z, u i, h und j zu tippen.
Ja, es ist so: Sie werden zu einer Art Zombie werden – tapsig und unruhig schwanken Sie über die Erde, gezeichnet von Schlafentzug, unrasiert und hohläugig. Und meistens ziemlich zerknittert, was Haut und Hemd angeht. Sie werden sich in Ihr Büro und zu Ihren Männerabenden zurücksehnen, in Ihr geregeltes Leben vor der Vaterschaft.
Aber das Vatersein bietet auch unvergleichliche Glücksmomente. Das erste Lächeln, die ersten Schritte, die ersten Worte Ihres Kleinen: Erst dann werden Sie wissen, was Ihnen in Ihrem Leben gefehlt hat. Und all die Mühen, Kosten, Kümmernisse treten in diesen seligen Augenblicken in den Hintergrund, scheinen geradezu nie da gewesen, verpuffen rückstandslos. Doch der Weg zum Glück ist nicht leicht, natürlich nicht. Daher ist es in jedem Fall gut, jemanden an seiner Seite zu haben. Dieser Jemand soll dieses Buch sein. Ich habe zwei kleine Töchter namens Elisabetta und Beatrice, die praktischerweise über völlig unterschiedliche Aussehen, Charaktere und Krankheitspräferenzen verfügen, so dass ich mir gewissermaßen doppeltes Fachwissen zugestehen kann. Eine ist blond, die andere hat so schwarze Haare, dass sie fast blau schimmern. Die Blondine ist eine Streberin, die Dunkle wurde nach vier Tagen in der ersten Klasse schon aus dem Klassenzimmer verwiesen – und das im Religionsunterricht.
Noch eine kleine Besonderheit: Ich lebe in Italien. Ab und zu tauchen daher ein paar spezifisch italienische Elemente auf, aber in Sachen Familienmanagement kann man von Italienern eine Menge lernen. Und das Vatersein ist sowieso überall gleich.
Dieses Buch richtet sich an Sie in Ihrer (neuen) spannenden Rolle als Vater und immer erwachsener werdenden Mann. Dazu müssen Sie weder die beste Stillhaltung kennen und auch nicht wissen, wie die Muttermilch in die Drüsen kommt. Aber die folgenden Fragen sollten Sie hier beantwortet bekommen: Wie können Sie Ihre Frau vor, bei und nach der Geburt Ihres Babys unterstützen und entlasten? Wie können Sie, trotz Zombie-Modus, Ihre Beziehung lebendig halten? Wie kümmern Sie sich am besten um Ihr Baby, ohne dass einer von Ihnen beiden durchdreht? Wie wird aus der Vaterschaft ein (zwar anstrengendes, ja aufreibendes aber doch:) cooles Abenteuer?
Vertrauen Sie mir:
Wenn ich es geschafft habe, dann schaffen Sie es auch.
Alles Gute (und halten Sie die Ohren steif!)
Sie sind ab dem Moment der Empfängnis zu dritt (oder wenn das Schicksal die spannendere Variante gewählt hat: zu viert). Das bedeutet: Gegen Ihre Frau sind Sie in der Minderheit, denn sie ist ja zwei (mindestens). Und das ist auch gut so. Also müssen Sie kooperativ sein und sich unterordnen, das hat Ihre Frau verdient. Denn ganz ehrlich: Sie macht den Hauptjob momentan. Sie werden Vater, gut, aber sie mussten dafür nicht allzu viel tun. Ihre Partnerin dagegen – für die beginnt der Stress praktisch in jenem Augenblick, in dem Sie den Spaß hatten und zum tiefen Schlaf auf die Seite rollten.
Manche Frauen verkraften ihre Schwangerschaft fantastisch, andere pendeln ein bis drei bis mehrere Monate zwischen Bett und Sofa, und zwar auf allen vieren. Weder die Gene noch der Lebensstil beeinflussen das wenig erheiternde Thema »Schwangerschaftsübelkeit«, und die Wissenschaft kann nicht befriedigend erklären, warum für manche Frauen eine Schwangerschaft so problemlos verläuft wie ein Osterspaziergang, für andere aber ein infernalisches Gebräu aus Magenkrämpfen, Kopfweh und noch mehr Magenkrämpfen darstellt. Sie können nur hoffen. Und – auch wenn Sie es lange nicht mehr getan haben –: beten. Ihre Einflussmöglichkeiten sind äußerst begrenzt. Sie können nur für eine rundum gute Stimmung sorgen. Fangen Sie also ja nicht damit an, in den kommenden neun Monaten von Geldsorgen oder Schwierigkeiten im Job zu berichten. Sie sind spätestens jetzt als souveräner Entertainer und Macher gefragt. Als einer, auf dessen breiten Schultern alles bequem Platz hat, was da nun auf Ihre Kleinfamilie zukommen mag. Eventuell aufsteigende Panikattacken können Sie auf der Toilette Ihres Büros ausleben.
Ich hatte bei meiner Frau Glück. Ihr ging es gut, bis auf eine Autobahnfahrt zwischen Salzburg und München, bei der wir, natürlich auf dem Abschnitt ohne Standstreifen und Parkbuchten, eine LKW-Kolonne zur Vollbremsung zwangen, weil ihr plötzlich schlecht geworden war (meiner Frau, nicht der LKW-Kolonne). Gerade Autofahrten können heikel sein, seien Sie also gewarnt und stellen Sie sich darauf ein. Machen Sie es nicht so wie ich, der die Zentralverriegelung für den Beifahrersitz nicht rechtzeitig aufbekam …
Auch konnte meine Frau den Geruch von Kaffee nicht ertragen, obwohl sie unschwanger eine leidenschaftliche Kaffeetrinkerin war und jetzt auch wieder ist. Nehmen Sie darauf Rücksicht und legen Sie sich zu diesem Zweck ein Arsenal von Teesorten an, die auf ihrem Etikett Milde, Koffein- und Teeinabsenz versprechen.
Und überhaupt ist jetzt die Zeit, sich wie ein vollkommener Gentleman zu verhalten. Gut, eigentlich sollte man sich immer wie ein Gentleman verhalten. Aber diesmal nehmen Sie es sich nicht nur vor, sondern machen Sie es auch. Lesen Sie ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Ihre Partnerin hat es schwer, Sie sind (noch) fein raus. Daher dürfen Sie dem Himmel danken und Ihre Energie ganz auf ein Verwöhnprogramm der werdenden Mutter verschwenden.
Ich weiß nicht, ob ich der beste Ehemann von allen bin. Klar, ich gebe mir Mühe, aber manchmal wird es mir auch zu viel. Doch eines weiß ich, und der folgende Satz ist der wichtigste im ganzen Buch:
»Behandeln Sie Ihre Frau nicht wie die Mutter Ihres Kindes, sondern wie eine Frau.«
Und das geht schon in der Schwangerschaft los. Schenken Sie ihr nichts Praktisches, sondern Schmuck und / oder ein Wellness-Wochenende. Kaufen Sie die Sachen ein, die sie mag oder kochen Sie ihr das, auf was sie Lust hat – und wenn es Schokoladenpudding mit eingelegten Sardinen ist. Schenken Sie ihr bloß nichts fürs Baby. Natürlich müssen Sie da auch eine Menge einkaufen, um vorbereitet zu sein (siehe >), aber verpacken Sie es nicht gönnerhaft als Präsent für Ihre Liebste. Sachen fürs Baby sind eben Sachen fürs Baby und stehen auf einem anderen Blatt.
Ein Blumenstrauß ohne besonderen Anlass, unter der Woche und unvermutet, ist seit jeher das beste Geschenk von allen. Es sei denn, Ihre Frau vermutet, dass Sie sich für etwas zu entschuldigen haben. Sie haben sich doch für nichts zu entschuldigen, oder? Oder?
Auch wenn ein Mann kein Baby auf die Welt bringen kann, »schwanger« sein kann er auf jeden Fall. Die Wissenschaft weiß, dass nicht wenige werdende Papas typische Schwangerschaftssymptome entwickeln. Was verrückt klingt: Ist die Partnerin schwanger, legt so mancher zukünftige Vater ordentlich zu – vor allem am Bauch. Dabei haben Studien gezeigt, dass Männer – auch ohne den übermäßigen Genuss von Bier, Chips, Pizza oder Schweinebraten – im Verlauf der Schwangerschaft ihrer Partnerin etwa vier »Schwangerschafts-Kilos« zunehmen. Zudem entwickelt jeder vierte bis fünfte werdende Vater Beschwerden wie morgendliche Übelkeit, Kopfschmerzen, Sodbrennen und Verstopfung. Alles nur Einbildung oder eine Variante des berüchtigten männlichen Todesschnupfens? Nein! Für das Phänomen des »schwangeren Mannes« gibt es nicht nur wissenschaftliche Untermauerungen, sondern sogar einen Namen: Couvade-Syndrom (aus dem Französischen »couver«: brüten).
Warum viele Männer unter ihrem Brüten leiden, lässt sich hormonell erklären: Auslöser für Morgenübelkeit, Kopfschmerzen und Himmelhoch-jauchzend-zu-Tode-betrübt-Phasen sind Sexuallockstoffe, so genannte Pheromone, die die Partnerin verströmt. Sie bewirken, dass im männlichen Blut der Spiegel des Hormons Prolaktin, das bei der Frau für die Milchbildung zuständig ist, und der Spiegel des Stresshormons ansteigen und es so zu hormonellen Schwankungen kommt.
Diese Hormonverschiebungen haben durchaus etwas Positives: Sie fördern das »Brutpflegeverhalten« des Mannes, veranlassen ihn also, sich mit der Ausstattung von Kinderwägen zu beschäftigen statt mit den verschiedenen Optionspaketen beim Geschäftswagen, um so später eine innige Beziehung zu seinem Kind zu entwickeln.
Sie und ich: Wir glauben nicht an Sternzeichen, richtig? Schon gar nicht glaube ich an meines. »Jungfrau« – wie das schon klingt. Und doch sagt man mir trotz meines vordergründig chaotischen Daseins (fragen Sie mal meine Steuerberaterin!) einen gewissen Hang zur Planung nach, wie es Jungfrauen angeblich eigen ist. Und diese Neigung konnte ich kurz vor der Geburt unserer Tochter in geradezu manischen Zügen ausleben.
Man liest ja immer wieder die unglaublichsten Geschichten: Kind im Stau geboren, Baby im Taxi zur Welt gekommen oder in Begleitung eines als Hebamme fungierenden Busfahrers, angefeuert vom Applaus der umher stehenden Fahrgäste – so weit sollte und durfte es nicht kommen. Stressig, das ahnte ich, würde es schnell genug werden, da sollten wenigstens die Stunden und Minuten vor der Geburt einigermaßen rund ablaufen. Denn jeder weiß: Wenn die Fruchtblase platzt, ist Action angesagt. Und auf dem italienischen Land gibt es weder Taxis noch öffentlichen Nahverkehr. Orkane, Schneeverwehungen und entwurzelte Allee-Pappeln konnte ich zumindest ausschließen, denn als Geburtstermin unserer ersten Tochter war der 20. August festgelegt, wonnig-wohliger Hochsommer. Doch als erstes war mein Auto ab Anfang Juli immer vollgetankt. Und ich meine: randvoll. Das Diesel schwappte nur so aus dem Einfüllstutzen. Zweitens fuhr ich die Strecke zum Krankenhaus mehrmals pro Woche ab – und zwar immer auf alternativen Routen, um im Fall von Straßensperren Ausweichmöglichkeiten zu kennen. Selbst Ölstand und Reifendruck überprüfte ich. Was ich zum ersten Mal in meinem Leben machte. (Ich holte mir vorsichtshalber aber noch eine zweite Meinung vom misslaunigen Tankwart, der vier Mal herzlich gegen meine Reifen trat und »tutto bene« knurrte.) Von meiner Seite aus war alles klar.
Aber Sie kennen vielleicht die Geschichte von den zwei frommen Mönchen, die unbedingt wissen wollten, wie es im Paradies aussieht. Dazu beschlossen sie Folgendes: Wer zuerst stirbt, solle dem anderen im Traum erscheinen und einen Hinweis geben. Sie legten einen Code fest: Die Zahl Eins für grüne Wiesen und plätschernde Bäche, die Zwei für tropisches Garden-Eden-Ambiente, die Drei für Wattewölkchen und Harfespiel und so weiter. Sie hatten, so dachten sie, an alle Eventualitäten gedacht. Einige Zeit später starb der Älteste von ihnen. Der andere wartete begierig auf sein Erscheinen. Einige Wochen lang passierte nichts, doch dann erschien der tote Mönch dem anderen im Traum. Er sagte keine Zahl. Er sagte nur: »Totaliter aliter.«»Vollkommen anders.« Jedes denkbare Szenario war über den Haufen geworfen.
So sollte es dann auch bei meiner Geburtspremiere sein. Am 5. August genossen wir unseren Strandtag, und die neben uns liegende ältere Apothekerin taxierte den prachtvoll runden Bauch meiner Frau. »Noch mindestens vier Wochen«, sagte sie und widmete sich wieder ihrer Rätselzeitschrift. Am Abend waren wir bei meiner Schwiegermutter, die, wie ich schon immer vermutete, über magische Kräfte verfügt. Sie blickte beim Essen ihrer Tochter in die Augen: »Heute ist es so weit.« Man sähe das, sagte sie als Erklärung. Mehr nicht.
Und: Sie hatte Recht. Und natürlich brach praktisch zeitgleich mit der um 23 Uhr platzenden Fruchtblase meiner Frau ein Sommergewitter aus beinahe heiterem Himmel hervor, mit Orkanböen und herumfliegenden Ästen. Die Fahrt ins Krankenhaus über Küstenlandstraßen war ein hollywoodreifes Abenteuer. Aber wir kamen rechtzeitig an. Der zuständige Arzt aber musste erst die Feuerwehr zu sich nach Hause rufen, weil ein umgestürzter Baum seine Ausfahrt blockierte; er erreichte mit zwei Stunden Verspätung die Klinik, zwei Stunden, in denen ich bitter bereute, je mit dem Rauchen aufgehört zu haben. Aber er kam gerade noch rechtzeitig. Und dann war alles gut.
Der Geburtstermin liegt viele Monate lang irgendwo in einer fernen Zukunft. Doch mit dem sich rundenden Bauch Ihrer Frau oder mit einem eigenwilligen Baby, das davon überzeugt ist, es müsse sich früher als geplant auf den Weg nach draußen machen, kann alles plötzlich sehr schnell gehen. Auch hier gilt die alte Pfadfinderregel: Allzeit bereit. Das betrifft insbesondere ein Utensil, von dessen Existenz Sie bislang noch gar nichts geahnt haben. Es trägt den ominösen Namen Kliniktasche. Damit ist eine Tasche oder ein Koffer gemeint, in dem alles enthalten ist, was Ihre Frau und Ihr Baby für die Geburt und die Zeit danach brauchen, sofern Ihre Frau in einer Klinik entbindet und sich dort ein paar Tage ausruht. Doch auch für das Geburtshaus müssen Sie das eine oder andere einpacken. Deshalb sollten Sie die Kliniktasche ab dem 7. Schwangerschaftsmonat bereitstehen haben.
Spezial-Tipp: Bereiten Sie zwei Taschen vor – für die Geburt und für die Tage danach im Krankenhaus. Aber selbst, wenn Sie eine Hausgeburt oder ambulante Geburt planen, also das Krankenhaus nach der Geburt mit Frau und Kind verlassen, sollten Sie vorsichtshalber einige Dinge für ein paar Tage Klinikaufenthalt vorbereiten.
Dokumente
Mutterpass
Personalausweis
Versicherungskarte der Krankenkasse
Einweisungsschein
Viele Kliniken übernehmen die Anmeldung Ihres Babys beim Standesamt. Hierfür benötigen Sie: Heiratsurkunde; bei unverheirateten Paaren eine Geburtsurkunde von beiden
Für die Geburt (das meiste wird Ihre Frau schon in petto haben, falls es aber wirklich schnell gehen sollte, ist das auch Ihre Checkliste)
Ein oder zwei weite T-Shirts oder ein altes Hemd von Ihnen
Bademantel oder gemütliche Jacke (für Spaziergänge durch den Krankenhausflur)
Rutschfeste Hausschuhe
Dicke, warme Socken (kalte Füße wirken wehenhemmend)
Lippenbalsam
Haargummi, falls Ihre Frau lange Haare hat
Getränke und Snacks (Sandwiches, Müsliriegel, Traubenzucker, Obstschnitze) zur Stärkung für Ihre Frau und Sie
Musik
Fotoapparat oder Smartphone (Babys nie mit Blitz fotografieren!)
Für die Zeit in der Klinik (Auch hier gilt: Das meiste dürfte Ihre
auf dem Schirm haben, aber für den Fall der Fälle …)
3 bis 4 weite T-Shirts, bequeme Nachthemden oder Schlafanzugjacken, die sich vorne öffnen lassen
Jogginghose oder ein bequemes Modell, das etwa im 6. Monat gepasst hat (direkt nach der Geburt passt Ihre Frau noch nicht wieder in ihre alte Kleidung, außer Sie sind mit Heidi Klum verheiratet.)
2 bis 3 Still-BHs
Stilleinlagen
Toilettenartikel
Notizbuch und Stift
Persönliche Dinge wie Fotos, Buch, Zeitschriften, Wolldecke
Handy + Ladekabel (Ladekabel drei Mal unterstreichen und auf keinen Fall vergessen!)
Fürs Baby
2 bis 3 Bodys, Hemdchen und Strampler in Größe 56-62, Windeln für Neugeborene und ein paar Baumwollwindeln (Spucktücher)
Für die Fahrt nach Hause: Eine Garnitur in Größe 56-62 (Body, Hemdchen, Jäckchen, Strampler, Söckchen, Wolljacke und Mütze)
Im Winter: Schneeanzug und warme Babydecke (je nach Jahreszeit)
Nicht vergessen: Baby-Sicherheitsschale für die Fahrt nach Hause
Meine Freunde beneiden mich um meine italienische Frau, und das hat nichts mit ihren Kochkünsten zu tun oder mit ihrem mediterranen Appeal, sondern ehrlich gesagt damit, dass Sie mir erspart hat, bei der Geburt dabei zu sein. Da ist sie ganz fromme Katholikin, die unpässliche Situationen mit viel Nacktheit, Schmerz und Blut lieber allein mit sich ausmacht. Die meisten meiner Freunde mussten von der ersten bis zur letzten Minute im Kreißsaal Händchen halten.
Manche wollten es auch und waren wirklich stolz darauf, ihrer Frau beizustehen. Beziehungsweise es versucht zu haben. Sie haben meinen größten Respekt. »Noch nie stand ich meiner Frau so nah«, bezeugen sie dann. Wenn man sie aber mit zwei, drei Glas Bier weichgekocht hat, dann sagen sie Sätze wie »Oh Mann, ich wäre fast aus den Latschen gekippt« oder:
»Der Arzt musste sich mehr um mich kümmern als um meine Frau.«
Oder, in der schlichteren Variante: »Oh Gott, was da alles rauskam!«
Sie lesen diese Zeilen wahrscheinlich in Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Und das bedeutet, dass Sie bei der Geburt nahezu sicher unmittelbar dabei sein werden. Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Zeitschrift Eltern besagt, dass 96 Prozent der Väter von Kindern bis drei Jahre bei der Geburt dabei waren. 71 Prozent empfanden die Geburt als sehr schönes Erlebnis, 30 Prozent der befragten Männer gaben zu, es mit der Angst um ihre Partnerin zu tun bekommen zu haben, 26 Prozent fühlten sich hilflos, 20 Prozent überflüssig. Männer sind insgesamt doch recht tapfer; nur 13 Prozent empfanden die Geburt als erschreckend, 10 Prozent berichteten von Momenten, an denen es ihnen nicht gut ging, und lediglich fünf Prozent gaben an, dass sie manchmal gern das Geburtszimmer verlassen hätten. Selbst wenn man dieser Umfrage nicht restlos trauen kann, ist die gemeinsam erlebte Geburt wohl doch eher positiv zu sehen. Wie gesagt, ich referiere hier nur aus zweiter Hand. »Toll, wie meine Frau das alles bewältigt hat«, hört man von jungen Vätern. Beziehungen können durch dieses fundamentale Erlebnis gefestigt werden. Wer Bammel hat, aber unbedingt dabei sein will: In vielen Geburtsvorbereitungskursen werden auch die Sorgen der Männer thematisiert. Man muss die Empathie ja nicht so weit treiben wie französische Weinbauern, die früher Frauenkleider anzogen und die Geburtsschmerzen imitierten.
Was sagen die Experten? Ein guter Freund von mir ist Gynäkologe. Und er sagt: »Wir haben, ehrlich gesagt, gar nichts dagegen, wenn der Mann nicht bei der eigentlichen Geburt dabei ist. Viele Frauen haben Hemmungen, sich vor ihrem Mann gehen zu lassen. Das kann die Geburt verkomplizieren. Und tatsächlich ist es schon vorgekommen, dass wir dem Mann eine Beruhigungsspritze setzen mussten.« Er will anonym bleiben, denn die Forderung, den Mann draußen zu lassen, klingt in der heutigen Zeit entsetzlich gestrig. Was er sich aber, im Gegensatz zu vielen Kollegen, ausdrücklich vom werdenden Vater verbittet, ist das Filmen der Geburt. Wenn Ihre Frau das Kind lieber allein zur Welt bringen will, dann bestehen Sie nicht darauf, dabei zu sein. Sprechen Sie das Thema »Dabei sein oder nicht dabei sein?« vorher durch – auch Frauen bezeugen danach gar nicht so selten, dass sie lieber allein gewesen wären. »Ja, hättest du doch nur was gesagt!« heißt es dann hinterher. Also sprechen Sie vorher darüber. Klingen Sie dabei aber nicht so, als wollten Sie sich drücken.
Es gibt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, ob das Dabeisein des Mannes im Kreißsaal positive oder negative Auswirkungen auf den Geburtsvorgang selbst, die spätere Beziehung zur Partnerin oder gar die Vater-Kind-Bindung hat. Kurzum: It’s up to you two.
Ganz wichtig: Rechnen Sie damit, dass eine Geburt unvorhersehbar ist. Dinge passieren, die Sie nicht für möglich gehalten haben. Sie werden Ihre Frau kaum wiedererkennen. Vielleicht will sie gerade gar nicht berührt werden, obwohl im Geburtsvorbereitungskurs viel von Streicheleinheiten und Händchenhalten die Rede war. Davon dürfen Sie sich weder schockieren noch beeindrucken lassen.
»Schützen Sie sich vor den Bildern«, empfiehlt Geburtsmediziner Dr. Wolf Lütje. Stehen Sie am Kopfende und wenden Sie sich dem Kopf der Frau zu. Und: Kümmern Sie sich um sich selbst, auch wenn das komisch klingt. Ihre Frau darf nie das Gefühl bekommen, dass sie sich auch noch um Sie Sorgen machen muss. Eine vernünftige Einstellung, die Sie ausstrahlen sollten, lautet: »Alles cool, ich bin zwar da, aber keiner muss hier auf mich achten.«
Sorgen Sie gegebenenfalls für Ablenkung, wenn es die Situation erfordert, seien es gemeinsam ausgeführte Atemtechniken oder ein Kuscheltier. Legen Sie sich angenehme Gesprächsthemen zurecht, etwa ihren letzten Urlaub – oder Pläne für den ersten Urlaub zu dritt. Denken Sie daran, dass sich die Geburt über viele Stunden hinziehen kann. Sprechen Sie sich mit dem Arzt oder der Hebamme ab, um etwa Süßigkeiten aus dem Kiosk zu besorgen. Sprechen Sie dabei langsam, mit beruhigender Stimme, um keine Hektik aufkommen zu lassen. Sie wissen (hoffentlich), was Ihrer Frau guttut. Aber halten Sie auch mal, wenn es überhaupt nicht passt, die Klappe.
Die Geburt eines Kindes ist für eine Frau ein einschneidendes Erlebnis und Grenzerfahrung in einem. Viele Paare wollen deshalb so gut wie möglich vorbereitet sein, wenn der große Tag ansteht. Dabei geht es nicht nur darum, den Ort auszusuchen, wo Ihr Kind auf die Welt kommen soll (siehe >), sondern auch darum, bestimmte Rahmenumstände zu planen.
Mit Hilfe eines Geburtsplans können Sie alle Einzelheiten schriftlich festhalten. Das gibt vor allem Ihrer Frau die Sicherheit, dass auch während des Ausnahmezustandes der Geburt und danach ihre Wünsche berücksichtigt werden. Dieser Plan ist natürlich je nach Situation nicht immer einhaltbar, dient aber dem Krankenhauspersonal, der Hebamme und auch Ihnen als Wegweiser. Bei einer komplikationsfreien Geburt können sehr viele Wünsche berücksichtigt werden. Sofern Sie zur Geburt mitkommen, können Sie die Einhaltung dieser Anliegen im Auge behalten. Denn nicht immer ist in Kliniken eine durchgängige Betreuung durch eine Person möglich – auch Hebammen und Krankenschwestern müssen mal schlafen.
Diese Themen können geplant werden:
Wer soll während der Geburt der Begleiter Ihrer Frau sein? Sie selbst, eine Hebamme, die eigene Mutter, Schwester oder beste Freundin? Soll(en) diese Person(en) während der Geburt anwesend sein oder in bestimmten Situationen den Raum verlassen: zum Beispiel bei vaginalen Untersuchungen oder wenn ein Dammschnitt genäht werden muss?
Klären Sie, bis zu welchem Zeitpunkt Sie wieder nach Hause gehen können, wenn die Geburtswehen noch nicht stark genug sind.
Wo und wie möchte Ihre Frau gern entbinden? In einer Badewanne, auf einem Gebärhocker, im Knien oder Liegen? Darf Ihre Frau je nach Gefühl eine andere Position auswählen?
Denken Sie über Wehenbeschleuniger oder Wehenhemmer, Schmerzmittel und eine PDA nach. Was schließen Sie aus? Möchte Ihre Frau homöopathische Mittel während der Geburt, Akupunktur, eine Massage oder Anleitung bei der Veratmung der Wehen? (Ich habe meine ganz eigene, überaus abfällige Meinung zur Homöopathie, aber jetzt ist sicher nicht die Zeit, mit Ihrer hochschwangeren oder bereits gebärdenden Frau eine Grundsatzdiskussion zu führen.)
Möchte Ihre Frau die ganze Zeit durch ein CTG überwacht werden oder nur zeitweise?
Wie steht sie zu einem Dammschnitt?
Wünschen Sie eine natürliche Geburt der Plazenta oder eine durch Medikamente beschleunigte Nachgeburt?
Wer soll die Nabelschnur durchtrennen?
Wünschen Sie eine Vitamin-K-Prophylaxe für Ihr Baby?
Verweigern Sie die Gabe von Silbernitrat-Tropfen nach der Geburt für Ihr Baby?
Möchte Ihre Frau das Kind sofort an die Brust legen, sobald es entbunden wurde?
Wünschen Sie eine ambulante Geburt und verlassen das Krankenhaus noch am Tag der Entbindung?
Hat Ihre Frau vor, das Kind nach Bedarf zu stillen?
Darf Ihr Baby einen Schnuller bekommen?
Man traut sich ja nichts. Dieses wunderbare Wesen vor dir, das leise schreit – wie fasst man es an? Was will es dir sagen? Geht es ihm gut? Sollten wir nicht doch lieber vorsichtshalber den Kinderarzt anrufen?
Man kann sich kaum vorstellen, wie winzig das Wesen ist. Im gewöhnlichen Leben ohne größere Kindberührungen nimmt man Babys bei anderen Eltern, wenn überhaupt, frühestens ab ein paar Lebensmonaten wahr – wann hat man als junger Mann schon einmal ein nur wenige Tage altes Baby im Arm? Ich jedenfalls kann mich nicht daran erinnern, als Erwachsener überhaupt jemals mit einem sehr kleinen Kind auch nur gespielt zu haben. Babys waren für mich wie Zimmerpflanzen – ich registrierte sie aus den Augenwinkeln, aber wirklich interessieren taten sie mich nicht. (Die wenigen Zimmerpflanzen, die ich in meinem Leben besessen hatte – meist gutgemeinte Geburtstagsgeschenke – hatten in mir einen echten Rabenvater gefunden und alsbald Suizid begangen.)
Ja, als Neu-Papa sind Sie vom ersten Tag an voll gefordert. Und wie immer Sie sich Ihr Leben vor der Geburt vorgestellt haben: Es wird von nun an ganz anders sein. Einerseits, klar, schlafen Sie schlecht. Ich glaube aber, dass die Natur uns Jungvätern hilft und unserem inneren, müden Schweinehund ein paar gewaltige Tritte in den Hintern verpasst. Ja, Sie werden müde sein, und doch sind Sie gleichzeitig glücklich – und damit topfit. So ging es jedenfalls mir; eine Vätermüdigkeit ist etwas anderes als eine durchgearbeitete Nacht, obwohl Sie in beiden Fällen kaum zum Schlafen kommen. Vätermüdigkeit ist schließlich Müdigkeit mit einem tieferen Sinn. Und deswegen steckt man sie auch überraschend gut weg. Augenringe sind wie Tapferkeitsmedaillen und müssen mit Stolz getragen werden!
Immerhin, das Halten des winzigen Wesens geht dann doch ganz schnell recht gut. Und es fühlt sich gut an. Ach was, »gut« – Sie werden der verschmusteste Vater der Welt werden. Manchmal bleibt Ihnen auch nichts anderes übrig: Das Baby schläft in Ihren Armen oder gar auf Ihnen nur in einer ganz bestimmten Position ein, in der Sie möglicherweise stundenlang ausharren müssen, um den Geräuschpegel in der Wohnung erträglich zu halten. Betrachten Sie es, wenn Sie mit allmählich einschlafenden Gliedmaßen halb auf dem Sofa sitzen und halb liegen, als interessanten isometrischen Workout.