Reihe: Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, Band 19
Hrsg. von Claus Bernet
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© 2014 (Erstauflage), Claus Bernet.
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Berlin, 23.8.2016 (3. Aufl.)
Edition Graugans, Berlin
Herstellung und Verlag: Bod - Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7386-8759-0
GG Wissenschaft ist ein Imprint der Edition Graugans, Berlin
Im Gegensatz zur Malerei ist die Zeichnung eine schnellere, meist weniger kostenintensive Möglichkeit, Skizzen, Ideen oder Projektionen auf Papier oder andere Träger zu bringen. Gleichzeitig ist es aber auch ein Medium, das leichter verloren geht: aus der Spätantike oder dem Mittelalter haben sich kaum Einzelblätter mit Handzeichnungen erhalten. Frühe Arbeiten von Gérard de Jode, Jan Snellinck und Jan Luyken belegen, dass die Niederlande und Flandern in der Frühen Neuzeit ein bestimmendes Zentrum der Grafik gewesen waren. Zahlreiche Zeichnungen haben sich durch den Buchdruck erhalten, wohingegen das handgefertigte originale Einzelblatt meist für immer verloren ist. Leider sind bis in das zwanzigste Jahrhundert die Illustratoren in Druckwerken nicht immer namentlich genannt, so dass wir nicht sicher wissen, wer die hervorragenden Zeichnungen zu „Das himmlische Jerusalem: Das Leben der Seligen im Himmel“ (1880), „The beautiful story“ (1888), „The City that Lieth Four-Square“ (1906), Joseph Hahns „O Ewigkeit, du Donnerwort!“ (um 1920), „The Great Questions of Life“ (um 1980) angefertigt haben. Bei modernen Bibelausgaben, Gesangbüchern u.ä. sind die Künstler hingegen bekannt: Paula Jordan, Peter Dennis, Werner Tiki Küstenmacher, Bob Miller, Reinhard Herrmann und Richard Seewald sind Persönlichkeiten, die mit ihren Interpretationen des Neuen Jerusalem Maßstäbe gesetzt haben. Gleichzeitig sind es Arbeiten, die unzählige Menschen immer wieder vor Augen hatten und die das Bild der göttlichen Stadt geprägt haben.
Eine Offenbarung waren die Jerusalems-Zeichnungen in der Bilderbibel von Clarence Larkin (1850-1924). Sie wurden mehrfach aufgelegt und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Das Himmlische Jerusalem, das Larkin präsentiert, hat bis in jüngster Zeit zu weiteren schematisch-didaktischen Jerusalems-Modellen geführt, die vor allem im Religionsunterricht eingesetzt wurden und werden.
Anders ist es bei einzelnen Zeichenblättern, die meist signiert sind, aber erst seit dem Internet dem Massenpublikum zugänglich wurden. Namhafte und international anerkannte Künstler haben das Neue Jerusalem gezeichnet, darunter Odilon Redon und Paul Louis Couchoud aus Frankreich, Rudolf Koch und Gebhard Fugel aus Deutschland, Hendrik Wiegersma aus den Niederlanden, Édouard Goerg aus Australien, Annie Vallotton aus der Schweiz, Szabo Béla und Marcel Chirnoaga aus Rumänien, Václav Boštík aus Tschechien, David Yohanan aus Israel, Sabina Saad aus Italien, Agatha Nina Snyder aus den USA.
Dann freilich gibt es immer auch Arbeiten von Hobbykünstlern und Autodidakten: Die Nonne Winfrieda Schmied, der Aquarist Jean-Marc Nivelle, die Yogalehrerin Willeke Hendrikx, die Visionärin Wil Laponder, die Sekretärin Christiane Flotte, die Comiczeichner Peter Hofland und Fons Lutz oder sogar Kinder, wie Tristan Shaw und Deivision de Souza. Eine eigene Gruppe sind Pastoren, Mönche und Priester, die zum Zeichenstift greifen, um sich oder ihrer Gemeinde das Neue Jerusalem zu visualisieren: Friedrich Greiner, Jean-Baptiste Fady oder Francisco Cervantes. Über die künstlerische Qualität ihrer Zeichnungen mag man streiten, ihre Sicht auf das Neue Jerusalem ist oftmals überraschend und erfrischend unverstellt.
Bild 1
1585 erschien der „Thesaurus Novi Testamenti elegantissimis iconibus expressus continens historias atque miracula“ in Antwerpen. Verfasser und Illustrator war Gérard de Jode (1509-1591), der hier am Lebensabend auf einen gewaltigen Fundus seiner Zeichnungen und Stiche zurückgreifen konnte. Abbildung 24 zeigt das Himmlische Jerusalem. An dieser Darstellung war vermutlich sein jüngerer Kollege Jan Snellinck (um 1548-1638) mit beteiligt. Teilweise sind die Stiche auch handkoloriert, wie in dieser Fassung. Sie wurde 1753 vom British Museum erworben und hat die Objektnummer 1968,1018.1.392.
Um 1709 erschien „De Onwaardige Wereld“ („Die eitle Welt“). Es ist eine der letzten Arbeiten des niederländischen Meisters Jan Luyken (1649-1712), der das Neue Jerusalem mehrfach dargestellt hat (vgl. Band 31 der „Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem“). Die 12 x 11 cm große Handzeichnung zeigt eine etwas verfallen erscheinende Himmelspforte, vor der ein müder Pilger Einlass begehrt. Hinter ihm verweist die Weltkugel mit dem Kreuz auf die Vergänglichkeit alles Irdischen. Zwei Engel diskutieren rechts von der Pforte über das Ansinnen des Pilgers.
Bild 2
Bei dieser kolorierten Zeichnung befindet sich die rote Himmelspforte mit einigen Stufen kaum erkennbar oben rechts, unterhalb des silbergrauen Mondes. Der chinoise Einfluss dieser Arbeit aus Flandern ist unverkennbar. Es handelt sich um eine Canivet aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, um 1760. Canivets sind kleine gestickte oder gezeichnete Andachtsbilder, die in frommen katholischen Kreisen zu persönlichen Andachtsbüchern zusammengestellt werden konnten. Die Bildchen wurden bewusst anonym hergestellt, um ihnen eine mystische, überindividuelle Aura zu verleihen.
Bild 3
Ebenfalls beeinflusst vom barocken Stilempfinden ist diese „Himmelfahrt Mariens“, deren geschwungene Himmelspforte ebenfalls in der Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden ist. Auf dem Ölgemälde von 122 x 108 cm nimmt dieses Detail jedoch nur einen geringen Raum ein. Das Werk soll in Collao (Peru) entstanden sein und gehört heute zu der New Yorker Sammlung von Elizabeth K. Fonseca.
Bild 4
Gloria in excelsis: The virgin and angels in viceregal painting of Peru and Bolivia, New York 1986.
Bild 5
Bild 6
Antonio de la Banda Vagas, Miguel Angel Catalá Gorgues: Immaculada, Sevilla 2004.
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