Den Namen verdankt unser Erzgebirge seinem Reichtum an erzhaltigem Gestein, dessen Abbau im Jahr 1163 begann. Vorher war es unter dem Namen Miriquidi, zu deutsch Schwarzwald, dunkler Wald, bekannt. Schon die Edda führt diesen Namen an. Ältere römische Schriftsteller erwähnen das Herkynische Gebirge, als einen mächtigen Gebirgszug von der Donau bis zur Weichsel, der auch unser Gebiet mit einschließen würde. Auch der Name »Böhmerwald« ist gebräuchlich gewesen. Zum Unterschied von verschiedenen anderen Erzgebirgen bezeichnete man das unsere als das Meißnische Erzgebirge.
Es bildet das Grenzgebiet zwischen Sachsen und Böhmen und erstreckt sich von der Gottleuba bis zur Zwota und Zwickauer Mulde. Im Süden wird es vom Eger- und Bielatal, im Norden vom sächsischen Tiefland begrenzt.
Von Süden aus gesehen erscheint das Erzgebirge als eine steile mächtige Gebirgsmauer, zerklüftet und zerrissen durch zahlreiche tiefe, wenn auch kurze, Täler und Schluchten. Der Kamm verläuft hauptsächlich in Böhmen und bildet häufig Hochflächen, mächtige mit Wald, Sumpf oder Moor bedeckte Flachlandschaften. Die mittlere Höhe ist 844 Meter. Die höchsten Erhebungen – Keil- und Fichtelberg – befinden sich im mittleren Teile. Von hier senkt sich der Kamm ziemlich rasch nach dem westlich gelegenen Elstergebirge zu. Nach Osten verläuft er länger und allmählicher zum Elbsandsteingebirge. Zahlreiche Straßen und vier Gebirgsbahnen kreuzen den Kamm, der an vielen Stellen noch bewohnt ist. Der Nordabhang dacht sich allmählich ab.
Der von Norden her Kommende genießt daher die Schönheiten des Gebirges in fortwährenden Steigerungen. Der sanfte Nordabfall ermöglicht auch dem Reisenden bis in die nächste Nähe der Bergherrlichkeiten fahren zu können. Dem Chemnitzer im besonderen ist es dadurch vergönnt, auch bei nur kurzer Reisezeit bis zum Kamm vordringen zu können. Reichlich die Hälfte unseres Gebirges ist mit Wald bedeckt. Der Heimatsbaum des Erzgebirges ist die Fichte, besonders wirksam ist es, wenn Buchenbestände den Fichtenwald durchsetzen, bei der Laubfärbung des Herbstes besonders erzielt dies die reizvollsten Bilder.
Von der Rauhheit des Gebirges ist schon manches garstige Lied gesungen worden. Die Schilderungen von der Unwirtlichkeit und Armut des Gebirges sind übertrieben oder längst überwunden. Das ganze etwa 6560 qkm umfassende Gebirge zählt ungefähr 2 Millionen Einwohner. Ackerbau und Industrie finden sich noch in den höchsten Gegenden.
Der Gebirgsbewohner hat sich der Natur seines Landes und dem Wechsel in seinem Erwerbsleben angepaßt. Die frühere bergmännische Bevölkerung hat den Übergang zur industriellen Betätigung dank ihrer Anstelligkeit und Schmiegsamkeit leicht bewerkstelligt. Über die Mißhelligkeiten des Lebens hilft dem Erzgebirgler sein Humor leicht hinweg. Derbkräftig sind Satire und Ironie ausgebildet. In guten Zeiten lebt er gern etwas lustig, wenn er es auch in ungünstigen Zeitläuften wieder büßen muß. Man lebt eben gern »gemütlich«.
In den Gegenden der Spitzen- und Posamentenindustrie macht man naturgemäß gern etwas »Staat«. Dem Fremden begegnet man mit Höflichkeit und gibt auf Befragen gern und ausführlich Auskunft.
Heiterer Sinn und Tiefe des Gemütes spiegeln sich in der Sangesfreude unserer Gebirgler wieder. Künstlerischen Drang beweisen auch die Erzeugnisse volkstümlicher Weihnachtskunst, wie Krippen, Pyramiden usw.
Der Dialekt gehört zu den mitteldeutschen Mundarten, infolge der reichlichen Zuwanderung fremder Bergarbeiter und Industriearbeiter haben sich thüringische, fränkische, vor allem Harzer Sprachbestandteile eingedrängt. Auffallend ist der Wechsel in der Mundart bei den Bewohnern links und rechts der böhmischen Grenze. Eine ziemlich umfangreiche Dialekt-Literatur ist vorhanden und weit verbreitet.
Der einstmals berühmte Erzbergbau ist nahezu erloschen. Während des Krieges zwang die Rohstoffnot dazu, in verschiedenen Gegenden den Betrieb wieder aufzunehmen. Nur in den Kohlengegenden lebt die einstige Bergherrlichkeit fort.
Mannigfaltig und vielgestaltig sind die Schönheiten des Gebirges. Hochragende, aussichtsreiche Berge, liebliche Flußtäler, gigantische Felsen, düstere Moore, stolze Burgen und Schlösser, betriebsame fleißige Städte und Dörfer, idyllische Dörfchen und Mühlen, dazu der prächtige Wald – alles dies vereinigt sich, um dem Naturfreund zu beweisen, daß das Erzgebirge keinesfalls hinter den übrigen deutschen Mittelgebirgen zurückzustehen braucht. Von Chemnitz aus kann man in bequemen Tageswanderungen viel Schönes sehen. Wer Gelegenheit hat, am Sonnabend Nachmittag oder Abend schon die Bahn benutzen zu können, kann ganz prächtige Wanderungen bis über den Kamm ausführen.
Colditz, Rochsburg, Kriebstein, Sachsenburg, Lichtenwalde, Augustusburg, Scharfenstein, Wolkenstein, Frauenstein, Glauchau, Wechselburg, Pürschenstein, Rothenhaus, Eisenberg, Hauenstein, Elbogen.
Himmelstein, Hassenstein, Riesenstein, Frauenstein, Schönburg, Tharandt, Niederlauterstein.
Künstlich: Schreckenberg bei Annaberg.
Elster, Zwickauer Mulde, Freiberger Mulde, Zwönitz, Schwarzwasser, Chemnitz, Flöha, Sehma, Preßnitz, Zschopau, Müglitz, Schwarze Pockau, Rote Weißeritz, Assigbachtal, Natzschungtal, Konduppelbachtal.
Eine Reihe von Wanderungen, mit dem Ausgangspunkt Siegmar, zeigen dem Naturfreund die Anmut der näheren Umgebung von Chemnitz. Die bequeme Straßenbahnverbindung am Anfang oder Ende der Touren machen sie auch nicht allzu rüstigen Fußgängern möglich. Die gern aufgesuchte Pelzmühle wurde, ihrer günstigen Lage wegen, in den Mittelpunkt einiger Wanderungen gestellt.
Links durch die Eisenbahnbrücke, die Straße aufwärts zur Jagdschenke (knapp ½ Stunde).
Zu Stelzendorf gehörendes einsames ländliches Gasthaus mit großem Garten. Eigentum der Stadt Chemnitz. Am hinteren Ende des Gartens, unter einer Eiche, ein einfaches Denkmal Theodor Körners.
Wir wandern links die Fahrstraße aufwärts, genießen von der Höhe einen schönen Rückblick, und gelangen in 25 Minuten nach Stelzendorf. Behäbiges Bauerndorf mit etwas Strumpf- und Handschuh-Industrie.
Von der Restauration Riedel führt links ein Weg ab, den wir einschlagen, dann den Fußweg am Zaune hin. Rechts liegt die Schule mit Turm. Nach zirka 8 Minuten gelangen wir zum letzten Gute, am ziegelbedachten Wohnhaus erkenntlich. Rechts weiter, an einem Teich vorbei. Ein Fußweg bringt uns auf die Straße. Auf dieser zum Restaurant »Zum Forsthaus«. Hier zeigt ein Wegweiser den Weg nach Neustadt. Diesem folgen wir und kommen am Rande eines Gebüsches abwärts gehend zum Höckericht-Teich. Hübsch gelegen, mit mancherlei Beute für den Botaniker (Fieberklee u. a. m.) Wir gehen am Damm entlang und biegen an seinem Ende rechts ein. Ein Fußweg führt uns durch Fichten, später durch Feld, an den Neustadt-Schönauer Friedhof. Nun über die Bahngleise und zum Gasthof Neustadt (¾ Std.). Von hier mit der Straßenbahn zurück nach Chemnitz.
Von der Jagdschenke kann man auch in ½ Std. nach Reichenbrand wandern. Zunächst rechts abwärts bis zur Wegteilung und nun links den Fahrweg weiter. Von Reichenbrand nach Chemnitz die Straßenbahn benutzen.
Auf der Landstraße bis zum Bahnviadukt. Dann rechts, an der Schreibfederfabrik von Nevoigt vorbei. Zwei mächtige Hirschfiguren zeigen den Eingang zur Pelzmühle, dem starkbesuchten Garten- und Tanzlokal. Allerhand Sehenswürdigkeiten und Belustigungen, besonders für Kinder. Auf dem großen Gondelteiche ist Gelegenheit zum Motorbootfahren.
¼ Std. von der Pelzmühle entfernt liegt das Karolabad. Man erreicht es am Pelzmühlenteich rechts vorbei den Feldweg bis zur Straßenkreuzung wandernd. Nun wenige Schritte nach rechts aufwärts.
Die Landstraße entlang, am Straßenbahnhof vorbei. Nach wenigen Minuten die Landstraße rechts weiter. Durch die Eisenbahnbrücke. Wegteilung. Entweder links hinauf am Restaurant »Erholung«, dem Friedhof und dem Gasthaus »Zur grünen Tanne« vorbei; oder die Landstraße weiter, über die Brücke nach Rottluff. Nach Durchwandern dieses Dorfes gelangen wir in das sich unmittelbar anschließende Rabenstein. Dorf mit zirka 4800 Einwohnern. Großes Kalkwerk. Zwei Rittergüter. Schöne gotische Kirche. Wir gehen zunächst bis zum »Gasthaus Rabenstein«. Nun die Chemnitzer Straße weiter bis Haus 90 b (rechte Seite). Auf der rechts abbiegenden Röhrsdorfer Straße bis zur zweiten Telephonstange. Nun links die Nordstraße weiter. Nicht irre machen lassen durch eine Reihe von Feldwegen, die wir kreuzen. Einen Graben überschreiten, etwas aufwärts und am Feldrande weiter. Links Haselnußhecken. Unterhalb sehen wir die sogenannten Kalkwiesen. Bei Wegteilung rechts den schmalen Weg hinauf, durch Buchenwald. Unter dem Viadukt der Wüstenbrand-Limbacher Bahn hinweg, wieder durch Buchenwald und schließlich in den Hof der Brauerei Rabenstein. Bierbetrieb in der Art des Münchner Hofbräuhauses im kleinen. Wir sind wieder auf der Fahrstraße angelangt. Halbrechts ein hübscher Blick in den Park des Schlosses Rabenstein. Durch die Baumgruppen blickt die Ruine der alten Burg Rabenstein.
Die Nachrichten über diesen Herrschaftssitz reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück, jedenfalls ist die Burg aber viel älter. Am 10. Januar 1336 erteilte Kaiser Ludwig (1314–1347) dem Markgrafen Friedrich von Meißen, seinem Schwiegersohne, die Lehen über Burg und Stadt Waldenburg und auch über die Burg zu Rabenstein, vorausgesetzt, daß der damalige Herr von Waldenburg und Rabenstein, Adomant von Waldenburg, stürbe, ohne Erben zu hinterlassen. Die Voraussetzung traf allerdings nicht ein, etwa 40 Jahre später verkauften die Waldenburger Burg und Herrschaft Rabenstein für 1700 Schock Freiberger gute Groschen an das Benediktinerkloster zu Chemnitz. Aus diesem Kaufvertrag ist der bedeutende Umfang der Herrschaft zu ersehen. Als Lehnsträger werden genannt: Heinrich von Kriebitzsch, der größere Teile von Grüna und Reichenbrand besaß, Peter von Kyaw, mit Besitzungen in Helbersdorf und Heinz von Höckericht auf Höckericht. Außerdem werden als Freisassen oder bürgerliche Lehnsleute aufgeführt: Franz von Schwenkenstein in Rottluff und Röhrsdorf, zwei Bauern in Neustadt, damals Höckericht genannt, und Peter Arnold von der Reißigmühle bei Chemnitz. Hierzu kommen die Dörfer Stein (damit ist Niederrabenstein gemeint), Reichenbrand, Grüna, Löbenhain, Kändler, Siegmar, Neustadt, Pleißa und Schönau, im ganzen neun Dörfer. Oberrabenstein nennt der Vertrag nicht, da es nicht als Dorf galt, sondern nur als Bestandteil des Rittergutes Rabenstein. Der große Rabensteiner Wald, der heute noch ungefähr neun Hektar umfaßt und die Stein-, Eisen-, Kalk- und Erzgruben werden ganz besonders erwähnt. Dieser Kauf war die Ursache eines langen verwickelten Rechtsstreites (1386–1449) zwischen dem Chemnitzer Kloster und dem Burggrafen Albert V. von Leisnig auf Rochsburg, der Ansprüche auf die von seinem Vetter verkaufte Herrschaft geltend machte. Er zog mit seinen Mannen vor die Burg Rabenstein, belagerte und erstürmte sie und hielt den kriegerischen Abt zehn Tage lang in der Burgkapelle gefangen, weswegen er sich vor dem päpstlichen Nuntius verantworten mußte. 1548 bei der Auflösung der Klöster fiel die Oberrabensteiner Herrschaft an die Krone. 1619 verkaufte sie der Kurfürst Johann Georg an seinen Oberlandjägermeister Hans Georg von Carlowitz für 1400 Gulden. Nach Zienerts Volkssagen soll Carlowitz sehr mißgestaltet gewesen sein und soll an einem unbekannten Orte des Schlosses eine Pfanne voll Geld vergraben haben mit dem Bannspruche, daß ein Besitzer des Schlosses aus seiner Familie, ebenso bucklig wie er, den Schatz finden und heben solle. Der Schatz harrt noch seiner Auffindung, wahrscheinlich weil die Besitzer einigemale wechselten.
Gegenwärtig gehört die Herrschaft der Familie Herfurth in Chemnitz. Das Dorf zählt jetzt gegen 4000 Einwohner, die hauptsächlich in der Textilbranche beschäftigt sind. Bemerkenswert sind die Kalkwerke, die bis 1909 in Betrieb waren. Besonders war das obere als altertümliches Bauwerk geschätzt. Am 28. Juni 1914, dem Tage des Fürstenmordes in Serajewo, diente das Kalkwerk als Schauplatz des Heimatsfestes. Ein Naturtheater ist an diesem Platze geplant.
Von der Brauerei aus gehen wir links die Straße bis zum »Gasthof zum Löwen«, dann die Bahnhofstraße weiter zum Bahnhofsrestaurant. Nun rechts hinauf an der Hecke hin, über das Bahngleis.
Bedauerlicherweise ist der Besuch der Mondscheinlinde, (geradefort auf der Anhöhe), durch ihre Einbeziehung in den Park des Rittergutes, nicht mehr gestattet. Ein prächtiger Blick auf das Gebirge mit dem Lugau-Oelsnitzer Kohlenbecken im Vordergrunde ist dadurch dem Naturfreund verloren gegangen.
Hinter dem Gleis dreifache Wegteilung. Wir benutzen den mittelsten, nach einer Minute teilt sich der Weg abermals, wir wenden uns nach links zu den drei Friedenseichen (1871 zur Erinnerung an den Friedensschluß gepflanzt) und genießen den schönen Ausblick. Nun wieder aufwärts am Waldrand hin und dann den ersten Schneisenweg vor Grenzstein 384. Bis zur Fahrstraße (zirka drei Minuten). Auf dieser links weiter bis Abteilungsnummer 36. Hier links weiter. Schöner Blick auf Rabenstein und Chemnitz mit dem Beutenberg. Wir kreuzen bei den Abteilungsnummern 35/36 und 44/45 sowie 34/35 und 44/45 Schneisen. Der Weg führt stark abwärts zu einem waldigen Grund. Unten rechts Stein 17. Wir gehen den eingeschlagenen Weg weiter (also nicht links abwärts). Steil hinauf zu den Abteilungsnummern 43/44 und 32/33, kreuzen die Schneise bei Wagners Ruh und gehen eine Minute weit nach rechts, wo links ein Wegweiser nach Annas Ruh und dem Josefaturm zeigt. Wir gehen bis zum Waldrand und an diesem hinab zum Bad Grüna.
Naturheilanstalt mit Park für Kur- und Badegäste und Gasthaus. Vom Eingang der Heilanstalt die Landstraße links weiter am Zaun entlang, an der Zaunecke rechts weiter dem Wegweiser »Pelzmühle« folgend. Links das Wasserwerk Grüna. Nach Aufhören des Zaunweges am Feld- und Waldrand hinab bis auf die Fahrstraße. Über die Brücke gehen wir nicht. Den Fahrweg zirka drei Minuten nach links, den ersten Weg nach rechts ab und zur Pelzmühle.
Von hier erreicht man in ¼ Stunde die Straßenbahn in Siegmar.
Die Weststraße bis zum Ende gehen, dann rechts die Kochstraße hinab bis zur Waldenburger Straße. Diese links bis zum Kriegerdenkmal in der Nähe der Kirche des Stadtteiles Altendorf. Gegenüber des Denkmals den Fußweg links ab. Weg biegt nach rechts. Vor uns einige Villen, rechts von diesen die stattliche Schönauer Schule. Auf diese zu. (Weg führt rechts an den Villen vorbei). Aussicht auf Schönau, Siegmar, Rabenstein, Rottluff, Chemnitz usw. Weg mündet in die querkommende Rabenstein-Siegmarer Straße. Auf ihr nach rechts, die Eisenbahn überschreiten, dahinter den Fußweg links ab, der erst neben der Bahn hinführt, nach kurzer Zeit aber nach rechts umbiegt und auf die breite Chaussee führt. Auf dieser rechts bis Bahnhof Rabenstein. Von hier nach der Pelzmühle wie unter 2 b.
Vom Gasthaus Siegmar zur Pelzmühle siehe Wanderung 2 a. Am Pelzmühlenteich rechts vorbei, den Feldweg zur Straßenkreuzung. Die Häuser links lassend, die Straße weiter in den Wald. Den Weg zeigt uns ein Wegweiser mit der Aufschrift »Sanatorium«. Hinauf bis zur Bahn, dann links zur Naturheilanstalt Bad Grüna. Am Gartenzaun aufwärts, unter der Eisenbahnbrücke der Linie Limbach–Wüstenbrand hinweg. Dem Wegweiser »Josefaturm« folgen. Oben auf der Straße angekommen, gehen wir links zum Aussichtsturm auf dem 479 m hohen Totenstein.
Der Name ist jedenfalls eine Verstümmelung aus Taubenstein, da man ohne wesentliche Erfolge dort nach Erzen grub und nur »taubes Gestein« fand. Daß hier die Richtstätte der Rabensteiner Herrschaft gewesen soll, gehört wohl in das Gebiet der Sage, die den Ort auch mit allerlei gruseligen Geschichten umgeben hat. Der Turm ist nur an den Sonntagen des Sommerhalbjahres geöffnet, Wochentags muß man den Schlüssel im Bad Grüna mitnehmen. Hinter dem Turme befindet sich an zwei vergitterten Stellen Leuchtmoos. Der Turm ist vom Erzgebirgsverein Limbach erbaut und nach der Prinzessin Josefa, der Tochter des Königs Georg und als Gemahlin des Erzherzogs Otto von Oesterreich die Mutter des letzten Kaisers von Österreich, benannt. Er steht genau nach den Himmelsrichtungen und bietet eine sehr lohnende Aussicht. Gelegenheit, Erfrischungen zu kaufen, gibt es nur Sonntags. Vom westlichen Felsvorsprung hübsche Aussicht nach Pleißa-Limbach.
Verschiedene Wegetafeln geben die Entfernungen nach einigen Orten an. Wir folgen dem »Nach der Tannenmühle, 30 Minuten«, man kann aber 45 Minuten rechnen. Die Wegemarkierung unseres Weges ist rot-gelb. Auf der Straße weiter bis zu der von links kommenden Straße Pleißa–Wüstenbrand und auf dieser rechts hinauf bis zum Wegweiser »Tannenmühle«. In kürzester Zeit erreichen wir die Tannenmühle, eine ehemalige Mahlmühle, jetzt Landgasthof. Die Mühlsteine sind in das Gebäude eingemauert.
Zurück auf die Straße und auf dieser in ¾ Stunde bei reicher Aussicht nach Wüstenbrand.
Dorf mit etwa 1800 Einwohnern. Im Osten erhebt sich über dem Orte der Heidelberg mit dem am Südabhange gelegenen Laubwäldchen. Dieses hat der Ortsverein durch Anlegung von Spazierwegen und Aufstellen von Ruhebänken zu einem hübschen Park umgestaltet. Auf der Höhe des Berges hat er einen eisernen, 22 m hohen Aussichtsturm, den Königin-Carolaturm, erbauen lassen, von dem aus ein guter Überblick über das terrassenförmig sich aufbauende Erzgebirge von Norden her ermöglicht ist. Das Panorama reicht von den Höhen des Vogtlandes bis zur Gegend von Marienberg. Am Fuße des Berges, drei Minuten vom Turm, liegt das Gasthaus »Zum Kronprinz«.
Von Wüstenbrand mit der Bahn nach Chemnitz zurück.
Der Besuch der anmutigen Schwesterstadt Hohenstein-Ernstthal ist zu empfehlen, da man reizvolle Wanderungen damit verbinden kann. Außerdem bieten verschiedene Aussichtspunkte in der Nähe der Stadt ganz herrliche Blicke vor allem auf das mittlere und westliche Erzgebirge. Der terrassenförmige Aufbau des ganzen Gebirges ist prachtvoll zu übersehen. Straßen- und Eisenbahnen erleichtern die Ausflüge wesentlich.
Bis zum Totenstein wie unter Wanderung 3. Die Wanderung wird nun ostwärts fortgesetzt. Kurz vor der Wüstenbrand-Limbacher Chaussee zweigt rechts eine Schneise ab. Auf dieser, die genannte Chaussee überschreitend, bis zur Wüstenbrand-Pleißaer Straße. Dieser aufwärts folgend zum »kühlen Morgen« (einer zu Wüstenbrand gehörenden Häusergruppe) und hier rechts abgehend durch die Felder zum Gasthause zum »Wind«. Der rechts sichtbar werdende und mit einer Steinsäule versehene Gipfel des Pfaffenberges ist Station der mitteleuropäischen Gradmessung (480 m ü. M.). Nördlich hebt sich die bewaldete Kuppe der Langenberger Höhe (485 m) in unmittelbarer Nähe aus dem Grunde, den das Schönburgische Forstrevier Oberwaldenburg mit erfüllt und südlich zieht sich die Kette der Höhenzüge und Bergkuppen des Zentral- und westlichen Erzgebirges hin. Bald zeigen sich auch die im Lungwitztale liegenden Orte und das Lugau-Oelsnitzer Steinkohlenrevier, während die Stadt Hohenstein-Ernstthal trotz ihrer Nähe unsichtbar ist. Nach Durchquerung eines Wäldchens, das der rotbedachte Turm des Berghauses überragt, sieht dann der Wanderer über Spiel- und Sportplätze hinweg das am Steilabsturze des Berges errichtete Berghaus des Erzgebirgsvereins zu Hohenstein-Ernstthal und die ihm benachbarte Turnhalle des dortigen Turnerbundes vor sich. Die Stadt selbst ist auch hier noch nicht zu sehen, bis der Wanderer endlich die Terrasse oder die obere Plattform des Berghauses betritt und nun 100 m tief unter sich die von Osten nach Westen sich lang ausdehnende Stadt liegen sieht, hinter der sich die Geländeterrassen des Erzgebirges immer höher hinauftürmen, um schließlich in den Gipfeln des Fichtel-, Spitz- und Auersberges zu enden.
In wenigen Minuten gelangen wir hinab nach Hohenstein-Ernstthal.
Die Stadt liegt 345–440 m hoch am Glimmerschieferwall des Granulitgebirges und hat gegen 16000 Einwohner. Ursprünglich bestand sie aus den beiden Gemeinden Hohenstein und Ernstthal, die sich 1897 verschmolzen. Ernstthal soll 1680 von Hohensteiner Bürgern gegründet worden sein, die der in ihrer Stadt herrschenden Pest entflohen. Die rege Industrie erzeugt: Tisch- und Bettdecken, Strümpfe, Wirknadeln, Strumpfstühle, Trikotagen, Handschuhe u. a. m. Früher bedeutender Bergbau. Im St. Lampertusschacht grub man Arsen und Kupferkies, sowie etwas Gold (einzige Ausbeute in Sachsen). Geburtsort des Naturforschers Dr. Gotthilf Heinrich v. Schubert; ihm hat man an seinem 100jährigen Geburtstag ein Denkmal auf dem Christophori-Kirchplatz errichtet. Einen sehenswerten Zierbrunnen erhielt 1912 der malerische Altmarkt aus Mitteln des sächsischen Kunstfonds, ebenda der reiche Fachwerkbau des 1691 erbauten Postgutes.
Hohenstein-Ernstthal ist der Ausgangspunkt der elektrischen Bahn nach Oelsnitz i. Erzgeb.
Mit der Bahn nach Chemnitz zurück.
Wanderung am Bade (Naturheilanstalt) Grüna vorüber, hinauf in den Rabensteiner Wald. Auf der rot-gelb markierten Straße (von Rabenstein) bis zur Schneise, die mit dem Wegweiser »Tannenmühle« versehen ist. Auf der Schneise, die Straße Wüstenbrand–Limbach und die Straße Wüstenbrand–Pleißa überschreitend und anschließend auf Waldwegen zur Tannenmühle. Von da nach dem Wind und zum Berghaus wie unter a. Empfehlenswert ist, die östlich unterhalb des Berghauses gelegenen Steinbruchsanlagen zu besuchen, in denen sich das Naturtheater befindet. Bis zum Rande der Glimmerschieferwände reichend und von unten (dem Naturtheater aus) sichtbar, die Schrebergärtenanlage des Naturheilvereins mit öffentlichen Luft- und Sonnenbädern und Unterkunftshalle.
Bis zum Bahnhof 15 Minuten.
Rückfahrt nach Chemnitz.
Nordwärts bergauf durch den Ort, wobei dem turmbekrönten Heidelberg (Seite 13), der eine hübsche Aussicht gewährt, ein Besuch abgestattet werden kann. An der Kirche ist das Dorf zu Ende. Nun westwärts zum Wind und weiter nach dem Berghause auf dem Pfaffenberg bei Hohenstein-Ernstthal. Von da durch den Stadtpark nach der Hohenstein-Langenberger Straße (immer auf der Höhe bleiben!). Auf dieser zur Windmühle. Gasthaus mit Sommerwohnungen und Verkaufsstelle für Reiseandenken aus Hohensteiner Serpentinstein. Im Hofe zwischen zwei alten Inschriften ein Löwenkopf, der in der alten Windmühle als Kleienspeier diente. Auf der Straße weiter. 200 Schritte hinter dem letzten Hause links Weg nach dem Wald und dem Mineralbade Hohenstein (Eisenquelle) mit Sommerwohnungen. An der Straße nach Glauchau gelegen.
Nun entweder direkt zum Bahnhof Hohenstein-Ernstthal (½ Std.) oder auf rot-gelb bezeichnetem Wege durch den Hüttengrund und dann den rot-weißen Marken folgend (1–1½ Std.).
Im Hüttengrunde auf der jenseitigen Höhe das Bethlehemstift mit Frauengenesungsheim sichtbar.
Bahnfahrt ab Hohenstein.