Maksida Vogt

Wo ist die Reitkunst?

Inhaltsverzeichnis

Vorwort Dr. med. vet. Hiltrud Straßer

Vorwort Autorin

Einleitung

Kapitel I: Wer waren die alten Meister?

Kapitel II: Bewusstseinsänderung. Warum wir uns ändern

Kapitel III: Warum gibt es Leute, die dem Althergebrachten folgen, warum leben manche eher in der Zukunft und manche eher in der Vergangenheit? Was bedeutet das für die Weiterentwicklung?

Kapitel IV: Wie sehe ich das Pferd, wie beeinflusst das meine Weiterentwicklung?

Kapitel V: Ängste, Frust, Schmerz – was heilt das Pferd bei mir?

Nachtrag
Wo stammen die heutigen Praktiken im Umgang mit dem Pferd her?

Der primitive Geist des Menschen

Autorin

Literaturverzeichnis

Vorwort

Wie gut, dass es endlich dieses Buch gibt!

Die Pferde haben der „Tierart Mensch“ geholfen, sich über die ganze Welt auszubreiten und über alle anderen Tiere zu erheben. Sie haben als Werkzeug und – für die Menschen, die es gewünscht haben – als Freund selbstlos gedient. Was ist der Dank? Die Pferde wurden in Käfige gesperrt, mittels „akademisch“ erdachter Instrumente und Methoden im empfindlichen Maul und an anderen empfindlichen Körperstellen durch Schmerzeinwirkung zur Ausführung bestimmter Bewegungen gezwungen. Kann das Pferd die erwünschte Leistung nicht erbringen, wird es getötet. Aber selbstständiges, pferdegemäßes Leben wurde ihnen über Jahrtausende – in jüngster Zeit besonders drastisch – verwehrt. Man kann die Pferdehaltung mit der Sklavenhaltung vergleichen, obwohl bei der Pferdehaltung die Perversion vorliegt, dass heute jeder Pferdebesitzer behauptet, sein Tier zu lieben, ihm trotzdem aber Schmerzen und Leid zufügt.

Die Pferdehalter haben sich daran gewöhnt, das schöne, freundliche und friedfertige Tier, genannt „Pferd“, immer sauber und bequem in Bereitschaft zu haben, auch jetzt noch, wo es keinerlei Gründe dafür gibt, denn es gibt Maschinen für die Arbeiten, die früher das Pferd erledigen musste. Heute ist das Pferd zum Vergnügen einiger Menschen da, die „hoch zu Ross ihre überragende“ Bedeutung auf Turnieren glauben demonstrieren zu müssen. Und die Menge applaudiert, umso mehr, je großartiger die unter Schmerzen erlernte und unter Schmerzen erbrachte Leistung ist! Es ist der Bevölkerung, ja sogar vielen Freizeitreitern, nicht bekannt, dass all das „Zubehör“ um das Pferd herum den Tieren Schmerzen zufügt oder sie anderweitig krank macht. Die Zunft der Tierärzte, die aufgrund ihrer Ausbildung genau weiß, was sich abspielt, wenn ein Eisenteil im Pferdemaul liegt oder das pumpende Organ Huf beständig zusammengenagelt ist, klärt weder die Laien auf, noch tut sie etwas gegen die gemeine Behandlung des freundlichen Mitgeschöpfs.

Hoffentlich gelingt es diesem Buch, viele Pferdehalter zu erreichen und aufzuklären, damit sie verstehen, warum eine zunehmende Zahl von Menschen sich unkonventionell, ausschließlich als verständnisvoller Freund, mit dem Pferd beschäftigt und ihm ermöglicht, entsprechend seiner Natur zu leben.

Tübingen, 15.10.2014, Dr. med. vet. Hiltrud Straßer

Geliebte Leserin, geliebter Leser,

auf den ersten Blick treffen in diesem Buch zwei verschiedene Themen aufeinander. Gar unvereinbar erscheinen sie vielleicht. Was haben nur die alten Meister mit der Bewusstseinsänderung zu tun oder ihre Ausbildungsmethoden mit den eigenen Gefühlen? Vielleicht mehr als wir im ersten Moment denken würden.

In unserer Reitgesellschaft existiert ein bestimmtes Bild über diese alten Meister. Menschen, die sich mit der Reitkultur beschäftigen, kommen um sie nicht herum. Viele bekannte Reiter und Trainer ahmen diese alten Meister nach und die klassische Reitlehre wird verehrt als eine gute Ausbildungsmethode für das Pferd. Es gibt unzählige Reitschulen, die das Geradebiegen der Pferde wie auch ein „humaneres“ Reiten lehren möchten. Den Reitern, die sich um das Wohl des eigenen Pferdes sorgen, wird mit der klassischen Reitausbildung suggeriert, dass sie das Pferd nicht nur gut behandeln, sondern dass sie ihm sogar etwas Gutes tun und seinen Körper „gymnastizieren“. Wir treffen hier auf ein Weitergeben und Hochhalten einer veralteten Praktik, die mit dem neuen Bewusstsein der Menschen kollidiert. Durch die Bewusstwerdung rücken die Ausbildungsmethoden der alten Meister in ein neues Licht. Außerdem wird sichtbar, dass die klassischen Reiterei, nicht auf der Basis aufgebaut ist, sich mit dem Wissen um das Pferd (Physis, Psyche, Seele) zu beschäftigen.

Zum Aufwachen gehört auch, dass man sich selbst hinterfragen und in sich selbst forschen kann. Was genau habe ich bisher gemacht? Was genau weiß ich über die alten Meister, was verfolge ich? Was genau möchte ich erreichen und warum? Bin ich in einem Netz meiner Wahrnehmung gefangen, die mir von den anderen auferlegt worden ist, oder weiß ich ganz genau, was ich tue, weil mein Pferd mit mir kommuniziert? Kann sich meine Wahrnehmung so ändern, dass ich mein Tun mit dem Pferd plötzlich in einem ganz anderen Licht sehe? Und wenn das so ist, auf welcher Basis habe ich um Himmelswillen bisher meine Arbeit mit dem Pferd gegründet?

Geliebte Leserin, geliebter Leser, wenn etwas vom Herzen kommt, dann ist das unerschütterlich. Viele von uns sind den Grundsätzen der klassischen Reitkunst gefolgt, weil wir überzeugt waren, dass wir unseren Pferden damit nicht weh tun. Durch die neue Sichtweise, neue Informationen und vor allem durch den neuen Umgang mit dem Pferd wurden diese Überzeugungen erschüttert.

Auf einmal kommunizieren wir aus dem Herzen mit unseren Pferden und wir können so viel mehr sehen. Auf einmal kommen wir zur wahren Basis, zum wahren Kern der Pferde und damit auch zu dem wahren Kern in unserem Inneren. Es ist eine Entwicklung in uns selbst, die uns dazu führt.

Die Inhalte, die ich in diesem Buch vermittle, sind nicht aktuell in meinem Leben. Aus dem Grund kann ich sie distanziert betrachten und die Zusammenhänge erkennen. Mein Weg hat weg von all diesem geführt, hin zu dem Pferd als Wesen und Persönlichkeit, zu den Wildpferden und zur Tierkommunikation. Dieses Buch habe ich geschrieben, weil ich ein solches Buch in der Pferdeliteratur vermisse und die damit verbundenen Zusammenhänge zu einem selbst als Reiter und als Mensch. Der erste Teil ist vor ein paar Jahren entstanden, als ich mich intensiv mit den alten Reitmeistern beschäftigt habe und mir alle diese Ungereimtheiten aufgefallen sind. Der zweite Teil hat mehr mit den Erkenntnissen der letzten Jahre zu tun.

Ich hoffe, den Menschen mit diesem Buch eine andere Sichtweise über die alten Meister und die Entstehung der Reiterei zu geben sowie auch das Verständnis, woher unser heutiger Umgang mit dem Pferd stammt. Und auch die Reiter, die die klassische Reitweise praktizieren, zum Nachdenken über den Ursprung dieser anzuregen. Vor allem aber hoffe ich, die Reiter zum Nachdenken über sich selbst anzuregen und über die wahren Gründe und Verstrickungen, die den Menschen zu einem bestimmten Umgang mit dem Pferd treiben.

Je mehr wir versuchen, das Pferd (und unser Leben) unter Kontrolle zu bekommen, desto anstrengender wird es. Wenn wir auf unser Herz hören, dann lernen wir zu vertrauen, vor allem uns selbst. Es ist die Liebe, die uns führt und uns den Weg zeigt. Das Bedürfnis zu kontrollieren, kommt aus der Angst, das Vertrauen kommt aus der Liebe. Lasst uns auf dem Weg der Liebe wandern.