Rechnungswesen ist wie Mehl!
Für Wirtschaftsfachwirte, Industriefachwirte und technische Fachwirte
© 2017 Sonja Kaup
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN |
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Paperback: |
978-3-7439-1947-1 |
Hardcover: |
978-3-7439-1948-8 |
e-Book: |
978-3-7439-1949-5 |
Printed in Germany
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Vorwort
Warum habe ich dieses Buch geschrieben? Weil ich glaube, dass Rechnungswesen wie Mehl ist!
Hast Du schon mal Mehl pur gegessen? Meine Tochter Janina mag das sehr gerne. Ich nicht! Bei mir wird Mehl zu einem klebrigen Klumpen und ich bekomme es kaum runter. Von einem geschmacklichen Highlight will ich gar nicht erst sprechen.
Und genauso sind viele Rechnungswesen-Unterlagen aufgebaut. Sie sind trocken und auch nicht gerade spannend. Sie werden in Deinem Gehirn zu einem klebrigen Klumpen, den man kaum abspeichern kann. Dass das Lernen von Rechnungswesen Spaß macht, ist auch nicht unbedingt eine These, der alle zustimmen. Zumindest geht es meinen Teilnehmern so. Einige finden Rechnungswesen toll, sind darin super und schreiben auch eine hohe Punktzahl in der Prüfung. Aber eben nicht alle! Gehörst Du zu dieser zweiten Gruppe? Dann ist dieses Buch für Dich!
Denn, wenn man Mehl mit Eiern, Butter, Zucker und ein bisschen Milch mischt, dann kommt ein leckerer Kuchen raus, zu dem kaum einer „nein“ sagt. Warum sollte das bei Rechnungswesen nicht auch funktionieren? Also: Verpacke den Stoff anders und schon klappt es mit dem Lernen viel besser. Deshalb habe ich die gesamten Inhalte in Form einer Geschichte erzählt.
Ein weiterer Grund, warum es dieses Buch gibt: Der Stoff ist ganz schön viel. Auf was kommt es denn wirklich an? Wo liegen die Schwerpunkte? Und zwar ganz genau bei Deinem Abschluss: Wirtschaftsfachwirt, Industriefachwirt oder technischer Fachwirt – bei diesen Abschlüssen ist die Prüfung gleich und somit auch das Stoffgebiet. Andere Fachwirte schreiben andere Prüfungen und deshalb liegen auch die Prüfungsschwerpunkte ganz wo anders.
Hier bekommst Du die Lerninhalte, die genau zu Deinem Abschluss passen – ausführlich erklärt und mit den entsprechenden Übungen. So kannst Du gleich Üben und Vertiefen und den Stoff damit besser im Kopf behalten.
Auch habe ich ein paar Lerntipps und Eselsbrücken eingefügt, die meinen Teilnehmern oft sehr gut weiterhelfen. Vielleicht kannst auch Du damit die ein oder andere Hürde im Kopf überwinden.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg damit und ein tolles Prüfungsergebnis.
Hol Dir den Erfolg, der Dir zusteht!
Vorwort
Überblick Rechnungswesen
Aufgabe 1
Finanzbuchführung
Wer ist dazu verpflichtet?
Aufgabe 2
Aufgaben der Finanzbuchführung
Aufgabe 3
Aufgabe 4
Aufbau der Bilanz
Aufbau der Aktivseite
Aufbau Passivseite
Aufgabe 5
Bilanzveränderung
Aufgabe 6
Aufgabe 7
Aufbau der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)
Aufgabe 8
Unterschiede Bilanz – GuV
Aufgabe 9
Bücher
Aufgabe 10
Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung (GoB)
Aufgabe 11
Jahresabschlussarbeiten – Inventur, Inventar, Bilanz
Inventur
Inventar
Bilanz
Aufgabe 12
Jahresabschluss – Bilanz, GuV, Anhang, Lagebericht
Grundsätze ordnungsgemäßer Bilanzierung
Aufgabe 13
Aufgabe 14
Bewertung des Anlagevermögens
Bewertung des Umlaufvermögens
Aufgabe 15
Privatentnahmen und Privateinlagen
Aufgabe 16
Statistik und Analyse
Rentabilitätskennzahlen
Aufgabe 17
Aufgabe 18
Aufgabe 19
Vergleiche
Kosten- und Leistungsrechnung (KLR)
Aufgaben der KLR
Wichtige Begriffe
Kostenartenrechnung – fixe und variable Kosten
Kostenartenrechnung – Grund-, Anders- und Zusatzkosten
Neutrale Aufwendungen
Grundkosten
Anderskosten
Kalkulatorische Abschreibung
Kalkulatorische Wagnisse
Kalkulatorische Fremdkapital- Zinsen
Zusatzkosten
Kalkulatorische Eigenkapitalzinsen
Kalkulatorischer Unternehmerlohn
Kalkulatorische Miete
Gegenüberstellung FiBu – KLR
Aufgabe 20
Aufgabe 21
Aufgabe 22
Aufgabe 23
Aufgabe 24
Aufgabe 25
Aufgabe 26
Kostenartenrechnung – Einzel- und Gemeinkosten
Aufgabe 27
Kostenstellenrechnung – BAB
Aufgabe 28
Aufgabe 29
Aufgabe 30
Kostenträgerrechnung – Zuschlagskalkulation
Aufgabe 31
Divisionskalkulation
Zweistufige Divisionskalkulation
Mehrstufige Divisionskalkulation
Aufgabe 32
Äquivalenzziffernkalkulation
Aufgabe 33
Aufgabe 34
Angebotspreis-Kalkulation
Industriekalkulation
Handelskalkulation
Aufgabe 35
Aufgabe 36
Aufgabe 37
Aufgabe 38
Deckungsbeitragsrechnung
Variable Kosten
Fixkosten
Exkurs – Kostenaufteilung
Anwendung
Optimales Produktionsprogramm ohne Engpass
Optimales Produktionsprogramm mit Engpass
Entscheidung über die Aufnahme neuer Produkte
Beurteilung von Zusatzaufträgen
Bestimmung von kurz- und langfristigen Preisuntergrenzen
Ermittlung des Betriebsergebnisses/Ermittlung fehlender Werte
Aufgabe 39
Aufgabe 40
Break-even-Analysen durchführen
Aufgabe 41
Aufgabe 42
Aufgabe 43
Planung
Aufgabe 44
Aufgabe 45
Lösungen
Nachwort
Überblick Rechnungswesen
Heute ist mein großer Tag! Die Verleihung des bayerischen Meisterpreises der IHK und ich bin dabei: als geprüfter technischer Fachwirt IHK! Ach ja, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt: Mein Name ist Timo Bauer.
Niemals hätte ich das gedacht, als ich vor zwei Jahren die Prüfung absolvierte. Alle Fächer liefen ganz gut, nur Rechnungswesen: gnadenlos versagt! Noch nie in meinem Leben hatte ich dieses Fach und deshalb fiel es mir so wahnsinnig schwer: Bilanzen, Betriebsabrechnungsbögen, Deckungsbeitragsrechnungen, … alles Böhmische Dörfer für mich. Naja, und so kam es dann eben. Ich bin mit Pauken und Trompeten durch die Rechnungswesen-Prüfung gefallen. Wie gesagt, die anderen drei Fächer der wirtschaftsbezogenen Qualifikation hatte ich gut bestanden, auch der technische Teil war gut. Nur Rechnungswesen hat mich ausgebremst. Wie sollte ich das jemals schaffen?
Die Unterrichtsskripte hatte ich nicht wirklich verstanden. Der Dozent bemühte sich, aber die Zusammenhänge habe ich nicht kapiert. Ich habe mir zusätzliche Bücher beschafft, aber auch da hat es nicht „Klick“ gemacht. Und dann noch diese komplizierten Prüfungsaufgaben. Sobald die mal ein bisschen anders waren, als ich es geübt hatte, war schon wieder Feierabend.
Durch Zufall habe ich meine Lösung des Problems gefunden. Meine Freundin hatte ihre Arbeitsstelle gewechselt und dort eine neue Kollegin kennengelernt: Eva. Sie arbeitet nebenberuflich als Dozentin und rate mal, für welches Fach ☺! Ganz genau: Rechnungswesen! Meine Freundin meinte: »Frag Eva doch mal, ob Sie Dir nicht helfen kann. Mir hat sie eine ganz tolle Einarbeitung ermöglicht. Sie erklärt voll klasse und vielleicht bleibt ja dann auch bei Dir mal was hängen.« Gesagt, getan! Wir haben telefoniert und unseren ersten Nachhilfetermin vereinbart. Ich war sehr skeptisch, aber die Herangehensweise war ganz anders, als ich es bisher kannte. Wie das genau abgelaufen ist? Das war so:
»Was weißt du denn noch von Rechnungswesen? Was ist denn bei Dir hängengeblieben?« Eva eröffnete unsere erste Unterrichtsstunde mit einer kleinen Wiederholung von dem, was ich noch wusste. Die Betonung lag leider auf „klein“. »Ja gut, ich weiß noch: Es gibt eine Bilanz und eine Gewinn- und Verlustrechnung; die nennt man GuV. Wo da jetzt genau der Unterschied ist, weiß ich nicht, das habe ich ständig verwechselt.«
»Gut«, sagte Eva: »das ist doch schon mal was. Da bauen wir drauf auf. Lass uns doch mal sehen, ob Du das nicht in kürzester Zeit hinbekommst, mir den Unterschied zu erklären.« Sie lächelte. »Was kennst Du denn noch?«
»Ach, dann gab es noch ein paar so Dinge, die waren irgendwas mit Betriebsabrechnungsbogen und irgendwelchen Gemeinkosten. Keine Ahnung, was das sein sollte. Dann musste man noch irgendwelche Kennzahlen berechnen, ich glaube, Rentabilitätskennzahlen hießen die. Außerdem kann ich mich noch erinnern, dass was über Planungen erzählt wurde. Es gibt ganz viele Pläne und die hängen alle miteinander zusammen.«
»Na schau an«, sagte Eva: »damit hast Du doch schon die vier Teilgebiete des Rechnungswesens beschrieben. Ich schreibe sie für Dich noch einmal auf das Whiteboard, dann siehst Du nämlich, dass Du doch noch einiges weißt.«
»Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, was sich hinter diesen vier Bereichen verbirgt und schon klappt das mit der Prüfung.« Ich musste grinsen ☺, wenn das so einfach wäre… Aber gut, was hatte ich zu verlieren? Auf ging’s!
»Der erste Teilbereich ist die Finanzbuchführung, die auch Geschäftsbuchführung genannt wird. Darin sind die Bilanz und die GuV enthalten, wie Du schon ganz richtig gesagt hast. Was das alles genau ist, zeige ich Dir noch.
Auf die Finanzbuchführung baut die Kosten- und Leistungsrechnung KLR auf. Sie holt sich die meisten Daten aus der GuV. Mit der KLR werden zum Beispiel Preise ermittelt, die Wirtschaftlichkeit des Betriebs überprüft und noch ein paar andere Dinge mehr. Hierzu gehören der Betriebsabrechnungsbogen und die Gemeinkosten.
Dann sagtest Du noch was von Rentabilitätskennzahlen. Die gehören zum Bereich Statistik und Analyse. Die Statistik verdeutlicht, was Du alles erreicht hast. Mit den Werten, die Du in der Finanzbuchführung und auch in der Kosten- und Leistungsrechnung erfasst hast, berechnest Du Kennzahlen. Die brauchst Du, um festzustellen, wie Dein Unternehmen dasteht, wie es sich entwickelt und ob Du Deine geplanten Ziele erreichen konntest.
Und am Ende steht die Planungsrechnung. Abgeleitet von Deinen Kennzahlen planst Du, wie es in Deinem Unternehmen weitergehen soll.
Wie Du wahrscheinlich siehst, habe ich hinter die Bereiche noch etwas notiert: Bei der Finanzbuchführung handelt es sich um das externe Rechnungswesen. Die Bezeichnung kommt daher, weil die Geschäftsbuchführung nach außen gegeben wird. Viele Leute außerhalb Deines Unternehmens können sie anschauen, zum Beispiel das Finanzamt.
Die anderen drei Teilgebiete sind nur für interne Zwecke gedacht und weil sie das Unternehmen nicht verlassen, gehören sie zum internen Rechnungswesen.
Für zu Hause gebe ich Dir Lernplakate mit, die Du in Deiner Wohnung verteilen kannst. Hänge sie immer da auf, wo Du öfter mal vorbei kommst. So siehst Du den Stoff immer wieder und Du weißt ja: Steter Tropfen höhlt den Stein!« Mit diesen Worten überreichte mir Eva mein erstes Lernplakat.
»Na dann, lass es uns mal angehen!
Ich schlage vor, wir teilen den Stoff auf mehrere Lerntage auf und lassen immer eine Woche Abstand, bis zu unserem nächsten Treffen. So hast Du die Möglichkeit, dass sich alles vertieft und verfestigt, denn Du übst ja daheim fleißig, oder?« »Ja«, antwortete ich: »das habe ich mir ganz fest vorgenommen.« »Fest vornehmen, das ist eine Sache, das Umsetzten leider oft eine ganz andere! Mach Dir einen Plan, einen Wochenplan: Wann wirst Du lernen? Und halte Dich auch daran! Wenn Du Dir schriftlich notierst, wann Deine Lernzeiten sind, dann ist die Gefahr nicht so groß, dass Du es mal „vergisst“. Mit dem Plan ist es wahrscheinlicher, dass Du diese Zeiten auch einhältst. Und glaube mir: Das wird sich lohnen!
Ok, Du machst Dir also einen Wochenplan, in den Du Deine Lernzeiten einträgst und dafür bekommst Du von mir Übungsaufgaben. Die bearbeitest Du jedes Mal bis zu unserem nächsten Treffen und wenn Du dann Fragen hast: na dann frag, dafür bin ich ja da ☺. Wenn wir Deine unklaren Punkte beantwortet haben, gehen wir das nächste Thema an. Das Prinzip wiederholt sich eben so lange, bis alles sitzt.
Heute starten wir mit dem ersten Teil des Rechnungswesens, mit der Finanzbuchhaltung. Man nennt das auch Finanzbuchführung, Geschäftsbuchhaltung oder Geschäftsbuchführung. Diese Begriffe bedeuten alle genau das Gleiche. In Rechnungswesen gibt es das sehr oft, dass der gleiche Käse in eine andere Schachtel verpackt wird.« Ich lachte: »Ja, das mit dem Käse, da gebe ich Dir uneingeschränkt recht!«
Eva meinte dazu nur: »Hier habe ich gleich mal die erste Übungsaufgabe für einen echten Käseliebhaber. So kannst Du sehen, ob Du das doch sehr theoretische Thema in der Prüfung auch umsetzen könntest.«
Aufgabe 1
Das betriebliche Rechnungswesen lässt sich in vier Teilbereiche untergliedern.
a) Nenne diese.
b) Welcher Zusammenhang ergibt sich zwischen den einzelnen Bereichen?
Löse nun auch Du diese Aufgabe. Die Lösung mit einer ausführlichen Erklärung findest Du im Lösungsteil.
Eva hat die richtigen Antworten im Anschluss mit mir besprochen. Sie sagte mir, auf was ich achten müsse in der Prüfung und so hatte ich auch endlich mal eine Idee, auf was es für die Prüfer ankommt.