Danksagung

Folgenden Schülern bin ich für Ihre Vorschläge und Korrekturen dieses Buches besonders dankbar:

Andreas Imbach, Otto Hänseler, Roger Müller.

Meiner Frau Deniz bin ich in jeglicher Hinsicht dankbar. Das Leben mit ihr zusammen verbringen zu dürfen – und von ihr geliebt zu werden, ist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist.

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie, detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

1. Auflage: 2017

Copyright 2016 Oliver Leu

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-7412-3449-1

Inhaltsverzeichnis

Vorgedanken

Die Wissenschaft ist der Verstand

der Welt, die Kunst ihre Seele.

- Maksim Gorki

Es ist mir sowohl in meinem Unterricht als auch in diesem Buch ein grosses Anliegen, meine Erfahrungen im musikalischen Bereich als Lehrer ungeschminkt, ehrlich und realistisch darzustellen. Es werden dabei auch Erfahrungen, welche meine Schüler bei anderen Lehrern gemacht haben, einfliessen – und die Gilde von uns Musiklehrern wird hie und da auch kritisch hinterfragt werden.

Ich verstehe mich nicht nur als ein allgemeiner Lieferant von Wissen, welches den Schüler befähigt, sein Instrument zu erlernen, sondern vor allem auch als Werkzeuglieferant, um meine Schüler langfristig mit den nötigen Werkzeugen zu versorgen, welche sie für ihre weitere, von mir unabhängige, musikalische Entwicklung nutzen können. Dazu gehören Wissensbereiche wie Lerntechnik und Lernpsychologie, was bedeutet, dass der Schüler - in Grenzen - auch zu einem Lehrer ausgebildet wird. Dies, weil er die meiste Zeit Zuhause alleine üben wird – und dabei in der Lage sein muss, sich selbst durch einen sinnvollen Lernprozess zu führen. Der Schüler ist also meistens sein eigener Lehrer! Ich vertrete die Meinung, dass wenn ein Schüler einen für ihn guten Lernprozess verfolgt, er automatisch zu einem für ihn optimalen Resultat kommt, sofern die dazu nötige Zeit auch investiert wird.

Unterdessen habe ich hunderte Schüler durch das Abenteuer, ein Instrument zu erlernen, begleitet und möchte dir nun eine reiche Vielzahl dieser gesammelten Erfahrungen in Form dieses Buches weitergeben, damit du viel und möglichst lange Freude hast, ein Instrument zu erlernen – und deine Ziele dabei auch erreichen kannst.

Für wen dieses Buch geschrieben wurde

Ich habe dieses Buch für drei verschiedene Gruppen von Menschen geschrieben:

Über den Aufbau dieses Buches

Das Buch ist in drei Teile gegliedert, welche verschiedene, wichtige Phasen des Lernens eines Musikinstruments beschreiben, wobei gerade der dritte Teil substantiell für Selbstlerner ist.

Der erste Teil behandelt das Finden eines zu dir passenden Lehrers. Es ist sehr wichtig, einen möglichst gut zum Schüler passenden Lehrer zu finden, denn in einem guten Team arbeitet man entspannter, besser und damit auch effizienter.

Der zweite Teil befasst sich mit allem, was im und auch um den Unterricht herum passiert.

Der dritte Teil konzentriert sich vor allen auf das Üben Zuhause, mit Hilfen und handfesten Tipps in Form von Lerntechniken. Hier werden gerade auch Autodidakten, welche in der Regel über keine aktive Unterstützung in lerntechnischen Belangen verfügen, unterstützt.

Wie das Buch gelesen werden kann

Die Teile des Buchs müssen nicht in ihrer Reihenfolge gelesen werden. In der Tat können einzelne Abschnitte für sich gelesen und verstanden werden.

Um ein möglichst umfassendes Bild zu bekommen, empfehle ich den Lesern jedoch, das ganze Buch durchzulesen, denn ich bin mir sicher, dass es für jeden Lernenden nützliche Gedanken enthält, welche ihm in seiner Zukunft als Musizierender weiterhelfen.

Erfolg beim Erlernen eines Instruments

Bevor wir anfangen, uns darüber zu unterhalten, wie wir zu einem erfolgreichen Unterricht kommen, möchte ich ein paar Worte darüber verlieren, was erfolgreicher Unterricht bzw. erfolgreiches erlernen eines Instruments denn eigentlich ist. Denn nur dann können wir uns einem Ziel mit Sicherheit annähern, wenn wir uns des Zieles möglichst genau bewusst sind.

Ein Instrument erlernen die meisten Menschen einfach zum Spass. Sie sind neugierig und möchten sich auf ihrem Instrument weiterentwickeln oder möchten von Anfang an ein Instrument spielen lernen. Einige fangen schon früh damit an, ein Instrument zu spielen, andere später – manche erfüllen sich damit einen Jugendtraum, für den aus den verschiedensten Gründen in der Vergangenheit nicht genügend Raum und Zeit vorhanden war.

Während ein Schüler seine favorisierten Rocksongs spielen lernen möchte, fasziniert es einen anderen, der Gitarre mit seinen Fingern feine Töne zu entlocken und wieder ein anderer möchte zu Blues-Musik improvisieren können.

Der eine Schüler ist in seiner Zielsetzung eher ambitiös, der andere sieht das Erlernen eines Instruments als passende Abwechslung zu seinem Berufsalltag, als eine Art kontrastreiche Entspannung oder einen Ausgleich.

Der Erfolg definiert sich somit nicht an einem fix (durch den Lehrer) vorgegebenen Lehrplan, sondern am Anspruch des jeweiligen Schülers.

Als Lehrer werde ich einerseits versuchen, im Team mit dem Schüler seine Ziele zu erreichen, bzw. seine Wünsche zu erfüllen, andererseits versuche ich meist auch behutsam, den musikalischen Horizont des Schülers noch in die eine oder andere Richtung zu erweitern, sofern der Schüler dafür offen ist. Interessanterweise sind oft eher ältere Schüler an Musik breiter interessiert, als jüngere, welche manchmal sogar Statements wie: „Nur DAS ist Musik!“ einbringen.

Wie sicher der Erfolg ist

Dieses Buch verspricht dir Erfolg im Musik-Einzelunterricht und auch mehr Erfolg im Selbststudium. Inwiefern kann ich dir den Erfolg dabei wirklich garantieren?

Wenn ein Schüler die in diesem Buch beherzigten Punkte berücksichtigt, bin ich überzeugt, dass zwischen 90 % und 95 % aller Schüler einen erfolgreichen Unterricht erleben werden. Autodidakten werden ihr selbständiges Vorankommen vor allem durch das Studium des dritten Teils ebenfalls deutlich verbessern. Sie können jedoch auch die Vorzüge eines persönlich auf den Schüler abgestimmten Unterrichts besser verstehen, wenn sie sich auch Teil II einverleiben.

Auch gewisse persönliche Einstellungen, Eigenschaften oder Limitierungen tragen massgeblich zum Erfolg des Unterrichts bei. Auch darüber werden wir uns unterhalten.

Teil I: Den richtigen Lehrer finden

Einen guten Lehrer finden

Ein „guter“ Lehrer ist in erster Linie ein Lehrer, der zum Schüler passt. Nicht jeder Schüler braucht die selben Fähigkeiten eines Lehrers, jedoch sollten die für den spezifischen Schüler am meisten erforderlichen Fähigkeiten bei einem Lehrer möglichst umfangreich vorhanden sein.

Dies ermöglicht es dem Schüler, motivierter, schneller und besser zu lernen – also seine Ziele einfacher zu erreichen. Der nicht gut passende Lehrer kann im schlimmsten Fall ein anfänglich lustvolles Hobby zerstören.

Ein „guter“ Lehrer wird in folgenden Lehrerdisziplinen, welche wir im Anschluss besprechen werden, stark sein. Je nach Schüler wird der Lehrer im einen oder anderen Bereich jedoch mehr gefordert werden:

Somit wird auch klar, weshalb nicht jeder Lehrer auf jeden beliebigen Schüler passt: Nicht jeder Lehrer wird in den vom Schüler geforderten Bereichen gleiche Fähigkeiten in den Unterricht bringen können.

Praktische musikalische Fähigkeiten

Es ist offensichtlich, dass ein Lehrer sein Instrument beherrschen sollte. Dies zumindest auf einem Niveau, welches dem Schüler viele Jahre voraus ist. Diese praktischen Fähigkeiten sind diejenigen, welche man hören, sehen und fühlen kann, wenn der Lehrer spielt. Der Lehrer sollte in der Lage sein, Fähigkeiten auf dem Instrument so zu vermitteln, dass diese Fähigkeiten den Schüler auch in sehr vielen Jahren in seiner musikalischen Entwicklung nicht limitieren oder behindern. Mangels Erfahrung des Lehrers kann es sonst beispielsweise passieren, dass der Schüler etwas lernt, was in der gelernten Form irgendwann an seine Grenzen stösst. So etwas nach Jahren des Übens umzulernen, ist eine grosse Zeitverschwendung – und oft sehr mühsam, da der Schüler sich oft zurück auf ein tieferes Niveau begeben muss, um falsch erlernte Automatismen umzulernen.

Musikalisch-Fachliches Wissen

Der Lehrer sollte über ein grosses Wissen im musikalischfachlichen Bereich verfügen. Dies gibt dem Lehrer die Möglichkeit, sich eine umfassende Meinung über verschiedenste Thematiken zu bilden und ermöglicht ihm, die selbe Frage von verschiedenen Seiten zu beleuchten und unterschiedliche Wege für den Schüler abzuzeichnen, beziehungsweise den wahrscheinlich besten Weg für einen Schüler aufzuzeigen, falls dies im speziellen Fall möglich ist.

Gerade hier sind Autodidakten (Lehrer) sehr im Nachteil, was ich immer wieder z.B. in YouTube-Videos finde: Da sprechen Menschen über ein Fachgebiet, welches sie selbst nicht in der notwendigen Tiefe verstanden haben und geben dieses Halbwissen weiter. Die Lernenden können das Gelernte dann nicht einordnen, ziehen möglicherweise falsche Schlüsse oder werden verwirrt. Solche „Verwirrungen“ können über Jahre bestehen bleiben, dabei könnten sie in einem Einzelunterricht oft in ein paar Minuten aufgeklärt werden.

Wenn ich einen Schüler (um diesen zu schützen) nicht von Anfang an mit der vollen Komplexität konfrontieren will, kann ich ihm das auch unmittelbar mitteilen: „Für den Moment ist folgendes die Wahrheit...“. Später kann ich diese Teilinformation dann in ein Gesamtbild rücken und mit diesem verbinden.

Dabei ist es auch sehr wichtig, dass der Lehrer sich bewusst ist, welches Wissen welche Vor- oder auch Nachteile für den Schüler mit sich bringt – oder eine gewisse Fragestellung einfach noch zu früh ist, weil zuerst andere Themen verstanden werden sollten. Je nach Instrument ist der Zeitpunkt für das Verstehen eines spezifischen musiktheoretischen Themas unterschiedlich, da sich auf den Instrumenten theoretische Zusammenhänge unterschiedlich abbilden: Auf dem Klavier ist es beispielsweise sehr einfach, Dreiklänge abzubilden und diese umfassend zu verstehen und zu erklären. Auf der Gitarre stellt sich dies viel komplizierter dar, da dieses Instrument nicht einfach linear (in Halbtonschritten) aufgebaut ist und die Gitarre in sich keine musikalische Struktur abbildet, wie das beim Klavier der Fall ist1.

Didaktisch-Pädagogisches Wissen

Praktisch jeden Tag erlebe ich im Unterricht, dass es nicht nur wichtig ist, das Richtige zum richtigen Zeitpunkt zu lernen, sondern dass der Weg des Lernens (der Lernprozess) eine fundamentale Rolle einnimmt.

Ich vertrete die Meinung, dass man grundsätzlich (nur) einen gut auf den Schüler abgestimmten Lernprozess anwenden muss, damit einem das Resultat sozusagen geschenkt wird, natürlich unter dem Einsatz von entsprechender Zeit. Eventuelle Erfolge und Misserfolge müssen dabei erkannt werden und der Schüler oder Lehrer sollte in der Lage sein, entsprechende Massnahmen zu treffen, wobei dies z.B. auch nur die Aufforderung sein könnte, doch etwas langsamer zu spielen.

Als Lehrer interessiere ich mich besonders für Lernprozesse und für die unterschiedlichen Schüler, auf die die Lernprozesse angewendet werden. Ich sehe meine Aufgabe darin, Lernprozesse für den Schüler dort zu optimieren, wo der Schüler selbst nicht mehr weiter kommt. Dazu aber später mehr.

Abschliessend lohnt es sich, zu erwähnen, dass ein guter Musiker nicht automatisch auch ein guter Lehrer ist – sondern, dass es sich hier um zwei komplett verschiedene Disziplinen handelt und dass ein Musik-Unterrichtender in beiden Disziplinen ausgebildet und interessiert sein muss. Ohne hier jemandem Unrecht tun zu wollen: Ich bin gegenüber autodidaktischen Lehrern sehr kritisch eingestellt, speziell dann, wenn sie finden, dass Unterrichten ja ganz einfach sei. Leider hatte ich in meinem Leben als Musikschüler genau diese Erfahrung gemacht, von einem solchen Lehrer über längere Zeit unterrichtet zu werden, ohne mir dies bewusst gewesen zu sein. Tatsächlich hatte ich dazumal gemeint, dass viele meiner musikalischen Probleme mit mir zu tun hätten. Heute weiss ich jedoch, dass dieser Lehrer einfach nicht in der Lage war, mich zu unterrichten. Im Nachhinein hat mich die Erfahrung aus der Zeit, welche ich in seinem Unterricht verbracht hatte, wohl als Lehrer sehr weitergebracht – sozusagen als „Negativbeispiel“ - was durchaus auch seinen Wert hat.

Erfahrung

Ich erachte die Erfahrung des Lehrers ebenfalls als sehr wichtig. Sie ist nicht unbedingt für jeden Schüler gleich wichtig. Ich beobachte, dass es Schüler gibt, welche schon ganz natürlich gute Lernwege wählen – hier bin ich als Lehrer im Bereich Vermitteln von Lerntechniken nicht wirklich sehr gefordert. Dies gilt jedoch für die absolute Minderheit der Schüler, die ich unterrichte. Auf der anderen Seite habe ich schon (Schul-)Lehrer unterrichtet, welche keine guten Lernwege wählten. Essenz: Selbst als Lehrer kann man sich nicht wirklich sicher sein, dass man gute Lernwege wählt, wenn man in einem fremden Fachgebiet unterrichtet wird.

Ein Lehrer, welcher ca. 10'000 Lektionen gegeben hat, würde ich als sehr erfahren bezeichnen. Allerdings zählt nicht nur die effektiv gegebene Lektionsanzahl, sondern auch das Streben des Lehrers nach mehr Wissen, mehr zu verstehen, sich weiterzubilden und sich und seinen Unterricht weiter zu entwickeln aber auch kritisch zu hinterfragen.

Selbst ausgebuchte Musiklehrer vernachlässigen die Weiterbildung gerne, ganz einfach, weil sich das auf sie selbst nicht wirklich durch eine höhere Schüleranzahl auswirkt. Dabei lassen sie jedoch ausser Acht, dass sich ein guter Lehrer auf das Vorankommen der Schüler oft stark positiv auswirkt, und dass es für den Lehrer selbst langfristig viel motivierender ist, wenn er stetig versucht, sich zu verbessern, sich weiterzuentwickeln und nicht einfach zwanzig und mehr Jahre lang in seinem Unterrichtslokal die Lektionen „absitzt“.

In der Tat merke ich heute, dass ich durch Interesse, Weiterbildung und Erfahrung meinen Schülern bei komplexeren Problemen besser helfen kann, als ich das vor fünf Jahren noch in der Lage gewesen wäre.

Die Schüler, welche dem Lehrer Probleme aufgeben, sind oft die Schüler, welche dem Lehrer die Chance geben, sich weiter zu entwickeln. Habe ich mit einem Schüler ein Problem, kann das auch heissen, dass ich unter Umständen einfach noch nicht über die passenden Werkzeuge verfüge, um dem Schüler zu helfen. Wenn ich als Lehrer einen solchen Schüler im Unterricht habe, nehme ich das als Chance zu meiner Verbesserung wahr – und wenn ich dabei erfolgreich bin, bin ich dann auch wirklich Stolz darauf, dass das Schüler-Lehrer-Team den Horizont der Möglichkeiten wieder einmal etwas in die Ferne verschieben konnte.

Persönlicher Umgang mit seinen Schülern

Sowohl im Leben, als auch im Musikunterricht ist es einfach viel angenehmer, wenn man mit Personen zusammenarbeitet, mit denen man gut umgehen kann.

Wer geht denn gern mit dem vom Leben frustrierten, mürrischen Griesgram um? Man wendet sich vorzugsweise an nette, freundliche und hilfsbereite Personen, mit denen man vielleicht auch noch einige Werte teilt und mit denen man gemeinsam etwas erreichen kann und will.

Je nach Schüler ist diese Lehrereigenschaft mehr oder weniger wichtig. Für die meisten Schüler ist sie jedoch ziemlich wichtig, wie ich bei einer Umfrage unter meinen Schülern bestätigt bekam.

Wenn du einen Lehrer hast, welcher z.B. auf Distanz und musikalisches Supergenie (welches an und für sich zu bewundern ist) macht, und du dich daran störst, solltest du meiner Meinung nach einen Lehrerwechsel in Betracht ziehen. Im Musikunterricht geht es unter anderem auch um Gefühle und nicht zuletzt um Vertrauen – und hier kann sich ein Schüler eingeschränkt fühlen, wenn der Lehrer seine Beziehung zum Schüler zu distanziert gestaltet. Wir Lehrer sollten uns bewusst sein, dass uns unsere Schüler erst das Leben, das wir führen, ermöglichen – diesen Gedanken im Hinterkopf erachte ich als äusserst hilfreich für Lehrer, welche sich durch ihr künstlerisches Schaffen vielleicht etwas zu weit weg von den Realitäten der (wirklichen) Welt bewegt haben.

Voll- oder Teilzeitlehrer und Marketingverzerrungen