Geschichte Chinas (1839-1989)

 Von den Opiumkriegen bis zum Tiananmen Massaker





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Auflage 1

Copyright © 2020 Rene Schreiber

Cover: Rene Schreiber


ISBN: 978-3-7526-3977-3




Vorwort

Die Geschichte Chinas seit den Opiumkriegen ist ein Kampf mit der eigenen Identität und der Erniedrigung durch die europäischen Mächte und Japans.

In dieser Überblicksgeschichte soll der Niedergang des Kaiserreiches, die konfliktreiche junge Republik, der Bürgerkrieg, der chinesisch-japanische Krieg, die Volksrepublik unter Mao und Deng bis zum Tiananmen-Massaker betrachtet werden.


Hinweis zur Schreibweise von Namen

Bei chinesischen Personennamen wird der Nachname zuerst angegeben. Bei der Schreibweise wird darauf geachtet, dass der Name einfach zu lesen ist. Bei nicht gängigen chinesischen Namen wird die Pinyin-Umschrift, das offizielle System der Volksrepublik China, verwendet.

Ich nutzte z. B.: Sun Yatsen, obwohl in der Volksrepublik und in der Republik China der Staatsgründer als Sun Zhongshan oder Sun Yixian bekannt ist.

Bei Ortsnamen gilt dasselbe Umschriftsystem, ausgenommen bei Peking, Kanton und Taipei(h). 


Die Opiumkriege

Mit dem Auftreten der neuen europäischen Kaufleute veränderte sich der Handel für das chinesische Kaiserreich. Damit die ausländischen Kaufleute ihre Waren nicht direkt zum Abnehmer liefern konnten und damit eine immense Gewinnspanne erreicht werden konnte, richtete die Regierung eigene Viertel für Ausländer ein. Sie mussten für den Handel in Verbindung mit Handelsbeamten der Cohong-Gilde zusammenarbeiten. Die Zolldirektion in Kanton legte die Preise fest und setzte sie auch rigoros durch. Der europäische Händler konnte sich nicht gegen diese staatliche Bürokratie wehren.

Durch diese Protektion der eigenen Ökonomie konnte bis 1820 das Imperium einen Einnahmenüberschuss aufweisen. Meistens importierten die europäischen Mächte Tee, Porzellan und Seide. Im Gegenzug wurden von China kaum bis gar keine Waren ins Kaiserreich eingeführt. Somit war es eine Einbahn-Wirtschaft. Durch dieses kaiserliche Handeln floss das Silber (Geld) nach China und im Vereinten Königreich kam es zur Silberverknappung und somit zu einer ungünstigen Auswirkung auf die britische Wirtschaft.

In den 1820er Jahren radikalisierte die britische Ost-Indien-Kompanie den Export von Opium nach China. Dabei widersetzten sich die Briten gegen das kaiserliche Verbot des Opiumhandels im gesamten chinesischen Territorium. Die britische Regierung stationierte Truppen, um den Opiumanbau zu schützen. Die Menge verfünffachte sich in den Jahren zwischen 1821 und 1837. Dies hatte fatale Auswirkungen auf die chinesische Volkswirtschaft. China musste ein Handelsdefizit hinnehmen und viele Bürger wurden von dieser Droge abhängig. Kaiser Daoguang ging Schritt für Schritt gegen den Opiumkonsum und später gegen den Opiumhandel vor. Zuerst wurde der Konsum verboten und ein Importverbot verhängt bzw. eine Importkontrolle eingeführt.

Der Kaiser entsandte seinen Spitzenbeamten Lin Zexu als Sonderkommissar nach Kanton um gegen die chinesischen Verbraucher und Zwischenhändler vorzugehen. Lin Zexu hatte viel Erfolg und beschlagnahmte 73 Tonnen Opium und 70.000 Opiumpfeifen. Zusätzlich wurden 1600 Chinesen verhaftet. Die Eskalation mit den ausländischen Mächten entbrannte, als 350 Ausländer in ihren Handelsniederlassungen (Faktoreien) interniert wurden. Der Sonderkommissar Lin Zexu ließ 1400 Tonnen Opium zwischen 3. und 23. Juni 1839 verbrennen und anschließend im Meer versenken. Die Ost-Indien-Kompanie und die britischen Händler protestierten bei der britischen Regierung. Das Vereinte Königreich hielt nichts von einem Krieg mit China. Jedoch billigte das Königreich eine Strafexpedition, um vom Kaiser eine Genugtuung und Wiedergutmachung zu fordern. Die Ost-Indien-Kompagnie durfte somit auch chinesisches Eigentum als Pfand nehmen.

1839 setzte sich die britische Flotte in Bewegung und traf im Jahr 1840 in China ein. Die Briten versenkten einige Kriegsdschunken und besetzten nacheinander Hongkong, Ningbo, Zhoushan und Tianjin. 1841 konnten die Briten unter Charles Elliot mit Qishan, dem Gouverneur von Tianjin, ein Abkommen schließen. Der Gouverneur trat Hongkong an die Briten ab, der Kaiser zahlte zusätzlich 6 Millionen Silberdollar und einem direkten Handelskontakt mit der Qing-Regierung wurde zugestimmt. Der Kaiser von China und die britische Regierung lehnten das Abkommen ab. Charles Elliot wurde abberufen und durch Sir Henry Pottinger ersetzt und der Feldzug wurde fortgesetzt. Im August 1841 eroberte die britische Flotte Xiamen, Ningbo und Zhoushan. 1842 fielen Shanghai und Zhenjiang und das oben genannte Verhandlungsangebot vom Kaiser wurde ausgeschlagen. Stattdessen eroberten die Briten Nanjing. Im Vertrag von Nanjing wurde der Krieg mittels ungleicher Verträge beendet. China musste sich verpflichten, die Handelshäfen Kanton, Xiamen, Fuzhou, Shanghai und Ningbo für Ausländer zu öffnen. Des Weiteren musste das Kaiserreich dem uneingeschränkten Handel mit bzw. durch Ausländer zustimmen und Reparationszahlungen an die Briten leisten.

Der erste Opiumkrieg führte zur Schwächung und zum Niedergang des Kaiserhauses, sowie zum Verlust der Vormachtstellung Chinas in Asien. China wurde bis zum Ende des Kaiserreiches eine Art Kolonie der europäischen Mächte und Japans. 


Der Taiping Aufstand

Die Ursachen für den Aufstand lagen bei den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Problemen des kaiserlichen Chinas. Der Sohn des Himmels (der Kaiser) hatte noch dazu sich, wie im vorigen Kapitel beschrieben, den europäischen Mächten beugen müssen.

Diese Misswirtschaft in allen Bereichen des Reiches führte zu ethnischen Konflikten. 1836 und 1847 brachen zwei Aufstände aus. Darunter der Yao-Aufstand, einer Volksgruppe im gebirgigen Südwesten. Die Bewegung des „Weißen Lotus“. Die Triaden und Hungersnöte mobilisierten die Minderheiten. Die kaiserliche Verwaltung geriet zunehmen in die Korruption und war zu starr. So kam es dass die Minderheiten ihre eigene Defensiv-Organisationen und auch lokale Milizen bildeten.

Der Taiping Anführer Hong Xiuquan (1814-1864) gründete die Taiping Sekte um 1847 im südlichen China. Er gehörte ebenfalls zu einer Minderheitengruppe nämlichen den Hakka. Eigentlich wollte er Beamter werden fiel jedoch vier Mal durch. Nach dem 2. Fehlversuch traf er auf einen Missionar welcher ihm eine christliche Schrift gab, die ihm bei seinem späteren Vorgehen stark beeinflusste.

Nach dem 3. Misslingen wurde er schwer krank und hatte Halluzinationen. Er träumte von einer Himmelfahrt, bei der er einen neuen Körper bekam und somit eine spirituelle Wiedergeburt erfuhr. Angeblich erschienen ihm ein alter bärtiger Mann und ein Mann im jüngeren Alter. Hong nahm an gemäß den Schriften musste dies Jehova (Gott) und Jesus sein. Ab diesem Zeitpunkt dachte er der kleine Bruder von Jesus zu sein.

Nach dem vierten Scheitern (1843) gab er sich seiner „Vision“ hin und begann nun in der unzufriedenen Bevölkerung seine Anhänger zu scharren. Er verlor seinen staatlichen Posten als Lehrer und hatte relativ rasch 20.000 Anhänger hinter sich. Anfangs wollte Hong eine Vereinigung der christlich-konfuzianischen Moralvorstellung etablieren. Jedoch wurde die Hakka Gemeinschaft in dieser Zeit bedroht und konnte sich nicht wehren, da sie keine Miliz hatten. Die Taiping Bewegung wurde rasch auf einen politischen Kurs gebracht.

Nach dem die Staatsmacht einen der Anführer namens Feng, kurzfristig festnahm, traten neue Anführer in den Dienst von Hong und akzeptierten seine religiöse Autorität an. In die Dienste von Hong trat auch ein Waffenfabrikant aus dem Volk der Miao. Dieser war über die abwertende Art der Han-Chinesen zu Hong gestoßen und so konnten Hongs Leute bewaffnet gegen die Staatsmacht auftreten. 1850 kam es im Zuge der Verfolgung der Hakka zu einem großen Aufstand in Jintian und sie zogen nordwärts. Nun wurden sie auch am Hof wahrgenommen, sodass der Hof Truppen gegen die Aufrührer entsandte. Der Sonderkommissar Lin Zexu sollte den Aufstand niederschlagen. Er verstarb auf dem Weg dorthin und seine Nachfolger waren nicht fähig die verschieden Streitkräfte vor Ort für das Unternehmen zu bündeln.

Hong rief am 11. Jänner 1851 das Taiping Königreich aus und proklamierte sich zum „Himmlischen König“. Die Landbevölkerung war empfänglich für Hongs Botschaft und schloss sich in Massen an. Unter ihnen waren desertierte Soldaten, Kohlenbrenner, Bergarbeiter usw. Zahlreich waren unter ihnen viele vom Volk der Yao, Miao und Hakka.

Die Massenbewegung wurde für den Kaiser gefährlich und geriet zunehmend außer Kontrolle. Dennoch verbuchte die kaiserliche Armee einen Sieg gegen den politischen Kopf Feng Yunshan. Dieser wurde auf den Weg nach Hunan 1852 besiegt und getötet. Der Tod des politischen Organisators behinderte den Aufstand nicht, sondern mit dem neuen Armeechef Yang Xiuqing wurde der Kampf über ganz Zentralchina ausgeweitet und er stand 1852 mit 120.000 Mann vor Changsha.

In der Folge wurde Wuhan erobert und weiter nach Nanjing marschiert. Die südliche Kaiser-Hauptstadt Nanjing wurde belagert und nach der Eroberung am 19. März 1853 wurden die kaiserlichen Soldaten und auch Zivilisten getötet. Diejenigen die das Schriftzeichen für Unterwerfung auf die Tür malten verschonten Hongs Truppen.

Die südliche Kaiser-Metropole wurde zur Hauptstadt des neuen „Himmlischen Königreiches“ und in „Tianjing“ (himmlische Hauptstadt) umbenannt. Hong zog sich nach der Einnahme Tianjing aus der Verwaltung und der Politik zurück. Er widmete sich der Meditation. Das „Himmlische Reich“ hatte sich stark ausgedehnt und umfasste die wichtigsten Teile Süd- und Mittelchina.

Nach dem Fall von Nanjing und der Konsolidierung in der neuen Hauptstadt marschierte die Taiping Armee nach Peking (Beijing) zur nördlichen Kaiser-Hauptstadt. Der Kaiser und sein Hof flohen. Die Taiping kamen jedoch nur bis nach Tianjing, denn ein mongolischer Befehlshaber namens Sengerinchin hielt die Horde auf. Die Niederlage demoralisierte die Truppen und so brach der nördliche Feldzug zusammen. Des Weiteren hatte sich die Taiping Führung auf Nanjing und das Jangtse Gebiet konzentriert und den Feldzug gegen Peking vernachlässigt. So konnte die Qing Dynastie innerstaatliche Krise überleben und 1855 waren die Taiping wieder nach Süden verdrängt worden.