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Das Buch

Nach dem großen Erfolg des Nr.1-Bestsellers Verschieben Sie die Deutscharbeit – mein Sohn hat Geburtstag legen Lena Greiner und Carola Padtberg nach: Im vorliegenden Band versammeln die SPIEGEL-ONLINE-Redakteurinnen erneut verrückte Episoden und unglaubliche Geschichten über Helikopter-Eltern und ihren stolzen Nachwuchs. Aber Vorsicht: Dieses Buch ist kein Erziehungsratgeber und kein pädagogisches Plädoyer gegen Förderwahn, sondern ein schonungsloser Frontbericht aus dem Familienleben. Eltern, Kinder, Hebammen, Erzieher, Lehrer, Trainer und Polizisten packen aus, was sie mit übermotivierten Eltern erlebt haben. Atemberaubend grotesk – und leider wahr.

Die Autoren

Lena Greiner, geboren 1981 in Hamburg. Sie studierte Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen in Hamburg, Berlin und Washington, D.C. Seit 2013 ist sie Redakteurin bei SPIEGEL ONLINE und leitet dort das Ressort Leben und Lernen.

Carola Padtberg, geboren 1976 im Rheinland, studierte Englische Literatur und Politik in Bonn und London. Sie volontierte bei ZEIT Online und ist seit 2005 Redakteurin bei SPIEGEL ONLINE, aktuell im Ressort Kultur. Die Mutter von drei Kindern lebt und arbeitet in Hamburg.

Lena Greiner /
Carola Padtberg

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Neue unglaubliche Geschichten
über Helikopter-Eltern

Mit Cartoons von
Hauck & Bauer

Verlagsqualität Ullsteinbuchverlage

Ullstein

Hinweis der Autorinnen:

Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler in den Anekdoten wurden von uns korrigiert. Die meisten Gesprächspartner baten um strikte Anonymität; wenn Namen vorkommen, haben wir diese geändert. Um Geschlechterstereotype so weit wie möglich zu umgehen, verwenden wir das generische Maskulinum. Begriffe wie »Erzieher«, »Schüler« und »Lehrer« stehen also für Personen beider Geschlechter.



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ISBN 978-3-8437-1844-8


Originalausgabe im Ullstein Taschenbuch

1. Auflage September 2018

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2018

In Kooperation mit SPIEGEL ONLINE, Hamburg

Umschlaggestaltung: zero-media.net, München

Titelabbildung: © FinePic®, München

E-Book: LVD GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

Einleitung

Rohe Eier im Haar und Überschwemmung im Wohnzimmer, allein durch die Stadt stromern, sich Polizisten oder dem Fräulein Prusseliese widersetzen: Das sind die Abenteuer eines neun Jahre alten, mutigen Mädchens, das seit Jahrzehnten weltweit geliebt wird. Aber eigentlich ist Pippi Langstrumpf, die es mit allen Erwachsenen aufnimmt und niemals groß werden will, ein verwahrlostes Kind, das allein und ohne Schulbildung, dafür aber mit Affe und Pferd aufwächst. Wie konnte so ein Mädchen zur Heldin ganzer Generationen von Kindern werden?

Auch Michel aus Lönneberga ist sehr oft allein. Er kann nur so viel Unfug machen, weil er beinahe ständig unbeobachtet ist. Und die Kinderbuch-Heldin Seeräuber-Moses erlebt große Abenteuer – natürlich nicht mit ihren Eltern, sondern als Findelkind auf einem Piratenschiff.

Ob alt oder neu: Es sind romantische Geschichten über Freiheit, die viele Eltern ihren Kindern kurz vor dem Schlafengehen servieren – und das, nachdem sie sie den ganzen Tag herumkutschiert, observiert und verhätschelt haben. Abenteuer und Risiko, eigene Entscheidungen, kleine Regelverletzungen und Geheimnisse haben heutzutage in der Kindheit kaum mehr Platz.

Stattdessen sind Eltern unterwegs, die einen ganz bestimmten Auftrag verspüren: Ihre Kinder bis zum (eigenen) Umfallen zu verwöhnen, zu fördern und zu kontrollieren. Nichts fällt diesen Helikopter-Eltern schwerer, als ihre Kinder mal in Ruhe zu lassen. Permanent kreisen sie über ihrem Nachwuchs – jederzeit bereit, zu landen und zu helfen. Immerzu funken sie dazwischen und mischen sich in alles ein. Wie fast alle Eltern meinen sie es natürlich gut. Aber einige überspannen die Überfürsorge bis zur Groteske. Genau von diesen Übertreibungen handeln die gesammelten Anekdoten in diesem Buch.

Wussten Sie, dass einige Mütter ihre Föten per Vaginalsonde mit klassischer Musik beschallen? Andere stillen übrigens nur nackt, weil der Säugling das vermeintlich so liebt. Väter überwachen Kleinkinder mithilfe von Kameras und Schulkinder über GPS-Peilsender, sie tragen Schulranzen wie Packesel und verfolgen den Nachwuchs bis ins Landschulheim. Steht ein Mann mit Handy in der Straße der Schule, wird die Polizei gerufen, und wenn das Kind sich mal stößt, muss – ernsthaft – ein Rettungshubschrauber anrücken. Auch in der Freizeit nimmt der Kontroll- und Überbehütungswahn kein Ende, da trudeln dann nachts bei 25 Eltern diverse WhatsApp-Nachrichten ein, weil Louisa ihr Freundebuch nicht finden kann.

Solche Auswüchse im Wettstreit um die perfekte Elternschaft und Kindheit sind jedoch nicht nur absurd-komisch, sondern bewirken oft sogar das Gegenteil von gut. So zeigte kürzlich eine Studie der Universität Minnesota, dass kontrollwütige Eltern durch ihr Verhalten die Entwicklung ihrer Kinder hemmen. Acht Jahre lang begleiteten Forscher eine Gruppe von Kindern und stellten fest: Die Nachkommen von Helikopter-Eltern können ihre Gefühle und Impulse weniger gut regulieren. Sie kommen mit Frust, Enttäuschung, Angst oder Neid deutlich schlechter klar, weil ihre Eltern ständig versuchen, negative Empfindungen im Vorfeld abzuwenden, anstatt ihnen den Umgang damit beizubringen. Das Ergebnis der Studie lautet in klaren Worten: Man sollte die Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen lassen.

Eine sympathische Vorstellung – aber es klingt wohl leichter, als es ist. Selbst Eltern, die von sich sagen, keine Helikopter zu sein – entweder aus Überzeugung oder weil sie es sich zeitlich schlicht nicht erlauben können –, fühlen sich unter Druck. Eine genervte Mutter schrieb: »Schon die Kinder allein zur Schule gehen oder fahren zu lassen wird von den Helikopter-Eltern in meiner Umgebung als Zeichen interpretiert, dass man seine Kinder nicht liebt. Stattdessen tanzen sie noch in der vierten Klasse jedes Mal beim Lehrer an, wenn das Kind nicht den Sitznachbarn hat, den sie sich vorstellen.«

Eine Helikopter-Mutter lässt diese Haltung sogar ganz unverblümt raushängen, wie eine Leserin berichtet: »Sie sitzt jeden Morgen mit ihrem vierjährigen Sohn in der Kita rum, meist im Flur beim Bällebad. Die anderen Kinder frühstücken zusammen in der Gruppe, dieser Junge nicht: Er sitzt bei seiner Mutter, bis diese ihn irgendwann endlich ziehen lässt. Auch beim Abholen am Nachmittag ist sie natürlich schon eine Stunde früher da. Einmal fragte der Sohn sogar etwas genervt: ›Mama, warum bist du immer hier?‹ Ihre Antwort: ›Weil wir dich lieber haben als andere Eltern ihre Kinder.‹«

Ja, manchmal ist es so schräg, dass es schon wieder witzig ist. So wie die Geschichten, die wir im ersten Band »Verschieben Sie die Deutscharbeit – mein Sohn hat Geburtstag!« über Helikopter-Eltern erzählt haben. »Ich habe das Buch zu Weihnachten geschenkt bekommen und fühle mich sooo verstanden, seit ich es gelesen habe!«, schrieb eine Leserin nach der Lektüre. Und eine Erzieherin berichtete, sie habe das Buch »regelrecht verschlungen« und viele Eltern aus ihrer Kita wiedererkannt.

Und viele von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, haben sich nicht nur verstanden gefühlt, sondern uns Hunderte neue witzige und unglaubliche Anekdoten über Helikopter-Eltern zugetragen. Von Hebammen, Erziehern, Lehrern, Ärzten, Sporttrainern, Polizisten, Rettungssanitätern und Supermarktmitarbeitern, die einfach nur ihre Arbeit machen wollen – und stattdessen beinahe täglich mit solchen Kampfhubschraubern zusammenstoßen. Die besten dieser Berichte lesen Sie auf den folgenden Seiten.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß. Und denken Sie daran: Die Kinder einfach mal machen lassen!


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