Inhaltsangabe

 

Impressum

 

Vorwort zur Bauschuttromantik

Sehnsucht nach beschriebenen Blättern

 

Kapitel DREI ZWEI EINS Viererkeile

 

*Viererkeile

Einsteigerfiguren im Nachtbrennerlicht

*filmriß

Psychose

*Abnehmender Mond

Knotenlösung

*Resignation ist Erkenntnis

Farbgesang: Sinfonische Färbung

*Nebelrist

Reise nach Links

*Spalt in der Wand wird größer

Abschied

*Gesellig

Gurkensalat im Sommer

 

Kapitel ZWEI EINS DREI Spiegelblick

 

*Spiegelblick

Lichtgeschwindigkeit

*(nichts-) ahnend

Seil und Oktopus

*folgerichtig

Poltergeister

*Exorzismus

*RR/LL

 

Kapitel EINS DREI ZWEI el’ivos

 

*el’ivos

Musenfellatio

Newsticker

Taschenbillard

*Der Sonne begegnen

Social Addiction

Die Zeit vor Weihnachten

Blaue Lagune

*ad acta

Jugend

Abrieb

Human Lasters

*Israelische Bilderflut

 

Wunderbare Kräuterbällchen

Nachwort zur Bauschuttromantik

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Bauschuttromantik von Franziska Krug

© 2017 Franziska Krug

Alle Rechte vorbehalten.

 

Autor: Franziska Krug aka UnschuldigVerdorben

www.unschuldigverdorben.de

franziskakrug@gmx.at

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kunst hat ihre Berechtigung nicht im Effekt

sondern durch ihre Existenz.

 

 

Wir sind die Schöpfer der Schatten unserer Träume.

 

 

Vorwort zur Bauschuttromantik

 

Ein glitzernder Scherbenhaufen blinzelt in die Ferne und verschwindet oder bleibt. Drei Dutzend Scherben fallen auf Beton und Randwiese der Stadt. Bunte Splitter, die durch ihren Fall vervielfacht werden.

 

Bauschuttromantik, ein unvorhergesehener Fall schräg auf die Schulter, bringt hundert Farben zu Boden. Empfehlenswert ist, sich das Ganze aus einer gesunden Entfernung anzusehen. Schlag die Bauschuttromantik auf x-beliebiger Seite auf und stelle fest, dass unzählige Ungereimtheiten, die augenscheinlich niemals einen Sinn ergeben werden, einen möglichen Spannungsbogen gänzlich dem Boden gleichmachen. Es gibt viele Wege.

Leg die Bauschuttromantik auf die Ablage im Restroom (Raum für körperliche Ausscheidungen) und mache gedankliche Fotos von dem Ort, den du gerade besucht hast: Eselsohr, Textmarker, Kringellinie, große Klammer außenrum. Du gibst dich ab und lässt dich in einen Raum über deinem und darüber hinaus fallen.

„Glaub mir, Eselsohren helfen Dir dabei. Sie machen Deine Zufälle anschaulich, vielleicht auch Deine Vorgehensstruktur.“

 

Bauschuttromantik ist Polterhochzeit mit Studenten-WG-Putztag kombiniert. Inmitten der Ausflüge bei Tag und Nacht den Überblick zu behalten, ist auf lange Sicht unnötig. Die Gäste werden sich mit Themen auseinandersetzen, deren Fokus auf individueller Erwachsenwerdung und Kindsein bis ins hohe Alter liegt. Sie analysieren im Laufe des Vormittages ihre persönlichen Zufälle und experimentieren im Anschluss mit unsicheren Vorgehensstrukturen unserer Mitmenschen, indem die Gruppe so angeregt darüber diskutiert, bis einer weint: Alles in Allem eine gelungene Vorstellung.

 

ZERSTÖRUNG - MACHT - INTENSITÄT, Impulsivität macht Totengleichheit. Aus Zweien wird Eins und Eventualitäten eiern jetzt, nachher, gestern, später und immer um irgendeine Achse.

Ein ausgerauchter Scherbenhaufen glitzert in der Ferne und verschwindet am Horizont. Male Dir ein Bild davon mit Bleistift, denn Vergänglichkeit und Notwendigkeit sind Sklaven unserer Engstirnigkeit. Gedanken lassen sich schwer fallen, wenn man ausschließlich ihr Gewicht verringert. Es kommt meistens etwas dazwischen, entweder auf dem Terminkalender oder zwischen Boden und Füße.

 

„Auf Fragen können wir zum Schluss eingehen.“

 

Sehnsucht nach beschriebenen Blättern

 

„Wenn es nicht hier anfängt, wo soll es dann anfangen?“, fragt er sich und sein Blick zuckt unter dem Sitz der Bahn umher, die ihn nach Hause trägt.

Wenn es nicht hier anfängt, wird alles verblassen, was er gerade denkt. Er weiß ganz genau, wie es ist, wenn es so kommt, wie es nicht kommen soll. Ein anderer Moment spuckt nurmehr vage Erinnerungen an dieses Gefühl und diesen Zustand seiner Makrorevolution aus.

„Ich saß damals im Zug, der mich nach Hause führte. Es war diese Reise, die von der ersten Sekunde an eine ganz besondere zu sein schien.“

 

Es fing damit an, dass er sich über Regeln hinwegsetzte, die er seiner Freundin zuliebe hätte befolgen sollen. Wenn er jetzt nicht fährt, wird er es nie schaffen, seine Familie zu besuchen. Dazu ist er seinem Vater in der Heimat verpflichtet, irgendwie. Die Neugierde hat ihn betrieben, das Schicksal wieder einmal auf die Probe zu stellen. Seine Freundin Agnes wusste nicht, ob sie zu dem Zeitpunkt einen neuen Job gefunden haben würde. Deshalb gab es wieder Streit mit ihr und sie blieb daheim, weil sie es ohnehin nie lang bei seiner Verwandtschaft aushält.

Ganz am Anfang hatte er wirklich geglaubt, er könnte auf den Besuch der Stadt verzichten, in der er die Jahre zuvor gelebt und studiert hatte. Die Neugierde trieb ihn zu Dingen, die er tat. Aus zwei Besuchen wurden sechs. Bei seiner Ankunft wird er kein Wort darüber verlieren, dass er lieber einen Tag zusätzlich frei hätte, um sich von der Reise zu erholen. Das war schon immer so, nur etwas brutaler: Beim Frühstück mit der Familie keinen Bissen herunterbekommen, vor lauter Kater. Heute hatte er sich besser im Griff. Diesmal waren es nur sechs Bekannte statt doppelt so viele. Beim Vater gibt es auch nicht mehr so viel Alkohol wie vor 13 Jahren.

 

Es fängt damit an, dass er die Abfallbehälter im Vorraum der Züge fotografiert. Er befindet sich in einem kreativen Gefäß, vollgepumpt mit Enthusiasmus. Für ihn ist jede noch so unauffällige Komposition seiner ästhetischen Wahrnehmung ein Langzeitprojekt wert. Für ihn gibt es keinen Grund, sich über Ästhetik zu streiten. „Das ist vertane Liebesmüh“, wie sein Vater sagt, wenn nichts mehr etwas nützt.

Während der Fahrt lädt er den Akku der Kamera auf, macht Notizen im dicken Schnellhefter und betrachtet motiviert die Gegend außerhalb der Scheiben, die ihn zu seinem Geburtsort begleitet. Der Himmel ist Spiegelbild eines Teiches, er sieht aus wie ein Loch: Alufolie in der Landschaft. Diese Landschaft ist kein Teil seiner Heimat mehr, aber sie ist ein fester Bestandteil seiner Reise dorthin. So oft hat sie ihn durch diese Gegend geführt. Die verlassenen Gleise sind seine Heimat, nicht die Bundesländer oder Städte, die im schlimmsten Fall einen Würgereiz in ihm auslösen. Dorthin möchte er niemehr zurück?

 

Wenn er nach Hause kommt, schenkt er Agnes einen Neuanfang mit ihm. Er möge ihr erzählen, was er ihr lieber für sich behalten würde. Vielleicht hat sie Verständnis für seine Unfähigkeit, von Anfang an locker und natürlich in ihrer Beziehung sein zu können. Er wollte damit vermeiden, dass sie an die Decke geht, weil sie das mit dem Vertrauen noch nicht richtig verstanden hat, seiner Meinung nach. Wenn er endlich seinen Mund aufbekommen und sie ihm entgegenkommen würde, statt um sich zu schlagen und zu behaupten, ihre gemeinsamen Probleme wären ausschließlich seine! Zugegeben, er ist ohne seine Frau ungehalten und tut Dinge, die ihrer Beziehung schaden könnten. Unter anderen Umständen jedoch hätten beide sich nicht kennengelernt. Ohne seine Risikobereitschaft und Schicksalsgeilheit hätte sie ihm keinen falschen Namen gesagt, hätte er schon längst eine andere vernascht. Er weiß zwar nicht, was er stattdessen gefunden hätte, aber wer sagt, dass ein Suchender zwangsläufig etwas findet?

 

„Wo bleibst du denn, was machst du?“, fragten ihn seine Großeltern. Er geriet bei Spaziergängen immer wieder außer Sichtweite hinten, weil ihm irgendetwas aufgefallen war. Die Verwandtschaft würde demnächst ohne ihn ins Auto steigen. Am Reformationstag oder den Feiertagen zwischen Weihnachten und Silvester ging seine Familie wandern in den Wäldern. Es sind die selben Wälder, die sich außerhalb seiner Scheibe am Sitzplatz im Zug vorbeiziehen. Die bunten Mischwälder auf bodenbraunen Hügeln. Er rennt zurück zur Gruppe. Erst mit 30 Jahren hat er bemerkt, dass diese Papierkorb-Welt, diese "Wart kurz, ich muss etwas fotografieren"-Welt die seine ist, die ihn abschottet und beschützt. Dorthin möchte er jederzeit gehen können, darin liegen all die vergangenen und zukünftigen Spuren seines Weges.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DREI ZWEI EINS

Viererkeile

 

Viererkeile1

 

bunte Keile, Viererkeile, Räuberkeile,

Wabenglas in Farben

 

bunte Keile, Viererkeile, Zwetschkenmeile,

Hundertmeter-Sprint

 

bunte Keile, Viererkeile, Zwitscherfeile,

Siebenstein getürkt

 

und wieder nicht verloren

 

 

 

 

 

Einsteigerfiguren im Nachtbrennerlicht