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Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

 

Nr. 2291

 

Duell in Magellan

 

Sie kämpfen im Kristallberg – die Kontrahenten sind unversöhnlich

 

Hubert Haensel

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

 

Die Erde befindet sich im Würgegriff des angeblichen Gottes Gon-O, der aus der Verbindung eines wahnsinnigen Nocturnenstocks mit einem unsterblichen Kunstgeschöpf entstanden ist. In einer Verzweiflungstat opfern Myles Kantor und sein Wissenschaftler-Team ihr Leben, um den drohenden Untergang des gesamten Solsystems aufzuhalten.

Von Sol geht ein gewaltiger Psi-Impuls aus, stärker als alles, was Gon-O bisher verarbeiten musste. Am Entstehungsort des angeblichen Gottes, auf Parrakh in der Großen Magellanschen Wolke, führt dies zu chaotischen Situationen, Verwirrung legt sich über Gon-Os Streitkräfte. Doch selbst in dieser Lage vermag die terranische Expedition nicht nach Parrakh vorzudringen, das nach wie vor unter dem Schutz der Kybb-Titanen steht.

Als die Terraner zwei Raumschiffe des Gegners in ihren Besitz bringen können, planen sie ein Kommandounternehmen direkt auf Parrakh. Allerdings haben sie nicht mit dem Gegner in ihren eigenen Reihen gerechnet, und plötzlich steht alles in Frage. Es kommt zum DUELL IN MAGELLAN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Kantiran – Der Sohn Perry Rhodans geht in eine schreckliche Auseinandersetzung.

Ascari da Vivo – Die schöne Admiralin sucht einen angeblichen Gott als Verbündeten.

Qertan – Der kriegerische Dron erfüllt seine Pflichten als Leibwächter der Mascantin.

Mal Detair – Der ehemalige Tierarzt folgt seinem Freund in tödliche Gefahr.

1.

 

»Aus dem Weg, Mensch!«

Ungestüm drängte Mal Detair vorwärts. Den Terraner, der vor ihm das Innenschott blockierte, packte er kurzerhand an den Schultern und schob ihn sanft, aber doch bestimmt zur Seite.

»Leute, macht Platz!« Mal Detair wurde ärgerlich. »Lasst uns vor ...!«

Ein schneller Blick zurück zeigte ihm, dass das Innenschott zuglitt. Kantiran hatte sich ebenfalls Luft verschafft. Allem Anschein nach wechselte die Mehrzahl der Arbeiter aus der DRAGUUN herüber.

Kantiran machte eine knappe Kopfbewegung den Korridor entlang, verdrehte dazu die Augen. Zur Antwort grinste Mal Detair schräg und zuckte mit den Schultern.

Ein blasses Gesicht wandte sich ihm zu; der Mann redete hastig auf ihn ein. Mal verstand nicht einmal die Hälfte davon. Die Männer und Frauen erschienen ihm wie aufgescheuchtes Federvieh.

»Ruhe, verdammt!« Vorübergehend erzielte sein zorniger Ausruf sogar Wirkung, dann redeten erneut viele durcheinander.

Hoch qualifizierte Techniker sollten das sein ... Manchmal fragte sich Mal Detair, weshalb Terra dem Arkon-Imperium lange Zeit hatte widerstehen können. Er nahm nun keine Rücksicht mehr. Härter zugreifend, schob er die Personen zur Seite, die ihn behinderten. Kantiran folgte ihm dichtauf, während das Innenschott erneut aufglitt und weiteres Reparaturpersonal aus der Luftschleuse drängte.

Was erhofften sie sich von der Service-Insel? Sobald Parr-Jäger oder gar Kybb-Titanen angriffen, gab es ohnehin keinen sicheren Ort.

Der kleine Kommandoraum stand offen. Wenn es hoch kam, fasste er zwanzig Personen. Der Eindruck, dass die Konstrukteure beinahe die Zentrale vergessen hätten, ließ sich nicht von der Hand weisen: Holoschirme, ein Kontrollpult und davor ein schmaler Kontursessel – mehr gab es nicht zu sehen.

Vor Mal schwang sich eine Frau in den Sessel. Sie bedachte ihn mit einem halb entschuldigenden Grinsen, während sie hastig Ortung und Hyperfunk aktivierte.

»Und?«, fragte Kantiran.

Mal Detair beobachtete den Freund. Der Sohn von Perry Rhodan und Ascari da Vivo konnte seine Herkunft nicht leugnen. Seinen Bewegungen haftete nichts mehr von der arkonidischen Drillschulung an. Was das anging, glich er weitaus stärker den Terranern in ihrem etwas lässiger wirkenden, aber mindestens ebenso effizienten Verhalten; der stechende, geradezu durchbohrende Blick war arkonidisches Erbe.

»Keine Feindortung!«, antwortete die Frau. Mal hatte sie schon ein- oder zweimal gesehen, ihren Namen aber nicht im Gedächtnis behalten.

»Keine Angreifer im Umkreis von wenigen Lichtstunden«, schränkte Kantiran ein. »Ist das alles, was du aus der Anlage herausholen kannst?«

Die optische Überwachung zeigte die DRAGUUN ebenso wie die in größerer Distanz stehenden anderen Service-Inseln. Immer noch verließen Techniker den raketenförmigen fremden Frachter. Dieses Schiff war und blieb ein altertümliches Artefakt.

»Zwei unserer Kreuzer sind noch da! Distanz fünfzehn Millionen Kilometer. Beide nähern sich.«

»Also hat Daellian wenigstens Aufpasser zurückgelassen.«

Mit dem Daumen und zwei Fingern der rechten Hand massierte Kantiran seinen Nasenrücken. Überrascht hielt er inne, entsann sich wohl, dass er genau diese Geste schon bei Perry Rhodan gesehen hatte. »Mir wäre ohne diese Kreuzer nicht sonderlich wohl ... Da geht mehr vor, als wir ahnen.« Sein Blick wurde stechend. »Sie ist noch an Bord, oder?«

»Sie kann nicht viel unternehmen ...«, erwiderte Mal Detair.

Der Freund schüttelte ärgerlich den Kopf. »Ich fürchte, es war ein Fehler, die DRAGUUN zu verlassen.«

»Wenn ich eines ganz sicher weiß, dann, dass die Admiralin keinen der zehn ENTDECKER weggezaubert hat.« Mal Detair seufzte. »Das kann selbst sie nicht.«

»Wahrscheinlich hast du Recht, Mal. Aber Ascari sucht Kontakt zu Gon-O, so viel wissen wir. Dass es bisher nicht funktioniert hat, bedeutet nicht, dass sie es nicht mehr versuchen wird. Obwohl selbst sie begreifen müsste, dass das verrückt ist. Ich meine: Wir tun alles, damit er uns nicht bemerkt, und sie ...«

»Funkkontakt!«, rief die Frau. »Die RB-KR-10 auf Normalfrequenz. Es besteht kein Anlass zur Besorgnis; die Kreuzer werden uns aufnehmen.«

»Gib mir die Verbindung!« Kantiran schob sich nach vorn. »Wen hast du in der Leitung? Ich denke ...«

Weiter kam er nicht. Ein überraschter Aufschrei hallte aus den Lautsprecherfeldern durch den Kommandoraum und brach gurgelnd ab.

Fast gleichzeitig erklang eine zweite Stimme: »Die Waffen weg! Nein, das könnt ihr nicht, das ...« Stille folgte.

Mal Detair sah Kantiran an. »Das kam aus der DRAGUUN«, sagte Kantiran tonlos.

Überdeutlich registrierte Mal Detair, dass die Gesichtszüge seines Freundes entgleisten. Kantirans Wangenknochen traten kantig hervor.

Die Scheinwerfer der Service-Inseln waren mittlerweile erloschen, das Schiff verschmolz weitgehend mit der Schwärze des Weltraums und den farbenprächtigen Strukturen des Tarantelnebels.

 

*

 

»Was ist los auf der DRAGUUN? Leute, ich ...« Die Frau hatte ein Mikrofonfeld aktiviert. Sie verstummte jedoch, als Kantiran ihr in einer abwehrenden Bewegung die Hand mit gespreizten Fingern entgegenstreckte.

»Kommst du mit?«, wandte er sich gleichzeitig an Mal Detair.

Der rothaarige Hüne zögerte. »Das kann alles Mögliche bedeuten ...«

»Wirklich? Wer ist denn noch auf der DRAGUUN?«

»Vielleicht zwei Dutzend Techniker und Wissenschaftler.«

»Und sie! Also beweg dich schon!« Kantirans Rechte glitt zur Hüfte, als müsse er sich davon überzeugen, dass seine Waffe noch da war.

»Was soll ich jetzt unternehmen?«, rief die Frau, die den Mikrofonring mit einer fahrigen Bewegung ausgelöscht hatte. »Sagt mir vielleicht einer, was das alles bedeutet?«

Kantiran achtete nicht auf sie. Die Arme halb erhoben und die Ellenbogen zur Seite gestreckt, bahnte er sich den Weg zurück zur Luftschleuse.

»Bewaffnet euch!«, rief er den umstehenden Terranern zu. »Und schließt die Schutzanzüge! Das ist ein Befehl. Wir müssen mit einem Angriff auf die Service-Inseln rechnen.«

Die Männer und Frauen starrten ihn entgeistert an. Aber niemand widersprach, und vor allem machten sie ihm endlich Platz.

Das Innenschott war geschlossen, die Schleuse wurde soeben wieder mit Atemluft geflutet. Augenblicke später strömten weitere Rückkehrer von der DRAGUUN in die Service-Insel herein.

»Beeilt euch!«, drängte Mal Detair. »Wir müssen nach draußen ... schnell ...!«

»Stopp!« Kantiran riss seinen Strahler hoch und richtete ihn auf einen der Männer, der soeben seinen Helm öffnete. Dunkelbraune Augen starrten Rhodans Sohn an.

»Lass die Hände oben, Trerok, und keine hastige Bewegung! Was geht drüben vor sich?«

Der zur arkonidischen Delegation gehörende Wissenschaftler schüttelte den Kopf. »Ich verstehe dich nicht. Du weißt genau ...«

»Ich will hören, was Ascari vorhat!«

Ein unwilliger Zug grub sich um Treroks Mundwinkel. »Die Mascantin ist ausgerechnet dir keine Rechenschaft schuldig.«

»Nehmt ihn fest!«, rief Kantiran den Terranern zu. »Sicherungsverwahrung, bis geklärt ist, welche Rolle er tatsächlich spielt.«

»Ich werde mich bei Daellian beschweren«, protestierte Trerok.

»Meinetwegen.« Zufrieden registrierte Kantiran, dass mehrere Techniker den Zaliter umringten. Natürlich war ihnen klar, dass er selbst weder Rang noch Befehlsgewalt hatte, andererseits wussten sie, dass er Perry Rhodans Sohn war. Etwas von Rhodan färbte automatisch auf ihn ab. Zudem hatte sich sein Kampf gegen den Kralasenen Shallowain längst herumgesprochen. Wer eine solche Auseinandersetzung überlebte, der wusste, was er tat.

»Bist du sicher ...?«, begann Mal Detair, als Augenblicke später nur noch sie beide in der Schleuse standen.

»Wen verdächtige ich, seit wir die Milchstraße verlassen haben, eine Schweinerei zu planen?«, fragte Kantiran.

»Ascari.«

»Wahrscheinlich ist es so weit.«

Kantiran schloss seinen Helm, der Funk aktivierte sich automatisch. Doch der Empfang blieb still, als wäre absolut nichts geschehen.

Dann schwebte Kantiran in den Raum hinaus. Ein kurzer Schub aus dem Tornisteraggregat, und er driftete der DRAGUUN entgegen. Mal Detair blieb dicht hinter ihm.

Für einen Augenblick hatte Kantiran das Gefühl, in eine Falle zu laufen. Was konnte die Mascantin anderes im Sinn haben, als ihn zur Rechenschaft zu ziehen? Dafür, dass er ihre Pläne zunichte gemacht hatte. In ihren Augen war er nichts anderes als ein Bastard.

Hatte seine Mutter erwartet, dass er ihr eines Tages dankbar sein würde? Womöglich dafür, dass sie ihm das Leben geschenkt hatte? Er existierte doch nur, weil sie aus eiskalter Berechnung und politischem Kalkül heraus mit Rhodan geschlafen hatte. Kantiran war überzeugt davon, dass Ascari dabei nicht einen Hauch von Lust empfunden hatte. Bestenfalls eiskalte Häme.

Woran hatte sie gedacht, damals, in jener Stunde mit Perry Rhodan in der fernen Galaxis Tradom? Kantiran glaubte, sie vor sich zu sehen, eng umschlungen mit dem Terraner und die Finger in seinen Rücken gekrallt wie Dolche, die Terra und der Liga Freier Terraner eines Tages den Garaus machen sollten.

Du warst nie an mir interessiert, Mutter, schoss es ihm durch den Sinn. Dir ging es immer nur um Macht. Weil du jeden beherrschen willst. Für dich war ich nichts anderes als ein Roboter, der nach deinem Willen zu funktionieren hatte. Liebe oder Zuneigung kennst du nicht.

Er war nicht im Mutterleib aufgewachsen. Gezüchtet hast du mich. Ich bin nicht dein Sohn, sondern dein Experiment. Schon deshalb bin ich dir zu nichts verpflichtet.

Sein Atem ging stoßweise. Kantiran verkrampfte die Arme vor dem Leib. Ein dumpfes, mulmiges Gefühl breitete sich in ihm aus, eine schreckliche Leere, die ihn beben ließ.

Du oder ich – willst du das, willst du das wirklich ...?

Am liebsten hätte er seine Gedanken laut hinausgeschrien. Doch nur ein Keuchen drang über seine Lippen. Wie so oft sah er Ascari wieder vor sich am Boden liegen, zusammengekrümmt, in einer größer werdenden Blutlache.

Du hast meine große Liebe Thereme ermorden lassen, Ascari – und sie hatte weniger Glück als du. Nur du hast überlebt.

Eine Berührung an der Schulter ließ ihn zusammenzucken. Instinktiv reagierte er mit einer heftigen Abwehrbewegung, dann erst erkannte er Mal Detair, der ihn durch die Helmscheibe anstarrte. Kantiran machte eine beschwichtigende Geste. Er war froh, dass der Freund schwieg.

Bis auf weniger als hundert Meter hatten sie sich der DRAGUUN genähert. Am Heck des Frachters schwebten mehrere Gestalten in Raumanzügen. Scharf abgegrenzt zeichnete sich hinter ihnen eine erleuchtete Schleuse ab.

Kantiran kniff die Augen zusammen. Weder Ascari da Vivo noch Qertan, ihr reptiloider Leibwächter, gehörten zu diesen Personen, dessen war er sich auch ohne die präzise optische Verstärkung eines SERUNS sicher. Demnach befand sich seine Mutter nach wie vor auf der DRAGUUN. Was um alles in der Welt hatten sie und Qertan mit dem alten Raumer vor? Möglicherweise ging es ihnen um die beiden Kybb-SPORNE.

Kantiran und Mal Detair näherten sich der Heckschleuse. Was auch immer geschehen sein mochte, die Auseinandersetzung mit Ascari da Vivo und Qertan erschien mit einem Mal unausweichlich.

Vor nicht allzu langer Zeit hatte Kantiran noch geglaubt, seiner Mutter aus dem Weg gehen zu können. Die Überraschung, ausgerechnet sie als Beobachterin des Imperiums an Bord der RICHARD BURTON zu sehen, hatte ihn eines Besseren belehrt. Mittlerweile glaubte er sogar, dass die Milchstraße für sie beide zu klein war. Sie würden immer irgendwo aneinander geraten.

»Ihr seid wie Hund und Katze, Kant.« Genau das hatte Mausbiber Gucky in einer ruhigen Minute nach der Ankunft in Magellan zu ihm gesagt.

Erbfeinde.

Das Schicksal hatte Mutter und Sohn zu unversöhnlichen Gegnern gemacht – ein Schicksal, für das allein Ascari verantwortlich war und dem sich keiner von ihnen entziehen konnte. Irgendwann musste zwischen ihnen eine Entscheidung fallen.

Alles in ihm verkrampfte sich. Kantiran wünschte, dass Kehmi, sein Tarox-Marder, Ascari damals auf Arkon die Kehle durchgebissen hätte, anstatt nur ihr Gesicht zu zerfleischen.

Er spürte die Nässe in seinen Augenwinkeln. Das waren keine terranischen Tränen, das war arkonidische Erregung. Bis zum Äußersten angespannt, ballte er die Hände.

Im Funkempfang erklang ein gellender Aufschrei: Ein Mensch schrie in höchster Todesnot.

 

*

 

»Helft mir!«, ertönte ein Flüstern in den Empfängern. Die Stimme eines Mannes, Terraner wahrscheinlich. »Sie starten!«

Dann etwas Undefinierbares, von einer tieferen Stimme. Ein Ertruser vielleicht oder ein Epsaler.

Wieder die erste Stimme, leise, kaum vernehmbar. »Simmons, Engk ... alle haben sie erschossen ...«

»Wo bist du?«

Kantiran erhielt keine Antwort. Der Empfang war unterbrochen. »Sie starten ...«, überlegte er laut. »Ich befürchte, dass ich weiß, wer sie sind.«

»Echse und Hexe vermutlich«, brummte Mal Detair. »Es schadet jedenfalls nicht, wenn wir die Hangars der DRAGUUN im Auge behalten.«

Kantirans Blick huschte an der DRAGUUN entlang. Aber keines der vergleichsweise großen Schotten öffnete sich.

Plötzlich nahm Kantiran ein jähes Aufglühen wahr. Winzig zuerst, doch gedankenschnell anwachsend. Ein Rechteck in düsterem Rot, weit vorne im Rumpf der DRAGUUN. Es verfärbte sich zu fast grellem Weiß.

Der Stahl explodierte schier. In zähflüssiger Glut zerbarst das Hangarschott unter dem Druck der Atmosphäre.

»Ein Kybb-SPORN startet!« Mal Detair stöhnte.

Nur für Sekunden sah Kantiran das klobig anmutende Beiboot. Kochender, bizarr wieder erstarrender Stahl, dazwischen wirbelnde Materie, die von der explosiven Dekompression aus dem Hangar in den Raum gerissen wurde – und dieser düstere, bedrohliche Schatten.

Der Kybb-SPORN war heran, bevor Kantiran überhaupt reagieren konnte, jagte nahe vorbei und raste, zu einem winzigen Lichtpunkt schrumpfend, davon.

»Wohin will Ascari?«

»Bist du sicher, dass sie das war?«, fragte Mal Detair.

»Ich erkenne ihre Handschrift.«

»Dann weißt du auch, wozu sie den Kybb-SPORN braucht?«

Kantiran gab keine Antwort. Stattdessen beschleunigte er in Richtung des Hangars.

Was nicht niet- und nagelfest gewesen war, war in den Raum hinausgewirbelt worden. Der Lichtkegel der Scheinwerfer huschte über kahle Wände.

Hinter ihm setzte Mal Detair auf. »Spuren findest du nur, falls die Kreuzer mit ihren Traktorstrahlen alles Treibgut auffischen.«

»Ich brauche keine Beweise«, sagte Kantiran schroff. »Es ist eindeutig, dass Ascari den SPORN entwendet hat.«

»Und wozu?«, fragte Mal erneut. »Das ergibt keinen Sinn, wenn sie in die Milchstraße zurückwollte. Aber er wäre perfekt, um ...«

»... zu Gon-O vorzustoßen. Kontakt herzustellen. Ich bin mir ganz sicher: Sie plant etwas, das Terra mit Sicherheit schaden wird.«

»Ich bin der Letzte, der sich in Familienangelegenheiten einmischt, das weißt du, Kant. Aber vielleicht – und ich sage wirklich nur vielleicht – verdächtigst du deine Mutter zu Unrecht. Niemand hat ihren Namen genannt. Denkbar ist doch ebenso, dass einige Techniker durchgedreht sind und dass Ascari und Qertan ebenfalls zu den Opfern gehören.«

»Von der Unschuldsvermutung auszugehen ist viel zu leicht, da stimme ich dir zu. Du kannst denken, was du willst!« Kantiran richtete den Scheinwerfer auf Detair. »Ich lasse nicht zu, dass Ascari alle Hoffnungen zunichte macht. Komm schon, Mal, uns bleibt wenig Zeit.«

Er lief zum Innenschott. Es war unbeschädigt und glitt langsam auf. Viel zu langsam, dachte Kantiran bitter.

Er biss sich die Unterlippe blutig, während in der Schleuse der Druckausgleich erfolgte. Im Helmfunk redeten mittlerweile Dutzende Stimmen durcheinander. Niemand verstand jedoch wirklich, was geschehen war.

»Ich rufe die beiden Kreuzer!«, sagte Kantiran. »Kantiran Rhodan hier!« Den Namensteil da Vivo verschluckte er geflissentlich. »Ich brauche eine freie Frequenz ...!«

»Kantiran ...« Die Stimme erkannte er wieder, sie gehörte der Frau aus dem Kommandoraum der Service-Insel. »Was war los auf der DRAGUUN? Ich habe den startenden Kybb-SPORN erfasst. Hier wird schon von mehreren Toten gesprochen.«

»Wir hatten Verräter an Bord. Ich brauche Kontakt zu den Kreuzern ...«

Eine dritte Stimme mischte sich ein. Kantiran hatte da schon den Hangar verlassen und eilte mit Mal durch die leeren Korridore der DRAGUUN.

»Oberleutnant Wirghes spricht, RICHARD BURTON-Kreuzer-10. Wir befinden uns im Anflug auf die DRAGUUN und die Service-Inseln und werden alle an Bord nehmen.«

»Uns nicht!«

»Malcolm Scott Daellian hat befohlen ...«

»Geschenkt!« Kantiran erreichte soeben das nächste Deck. Mit nur 132 Metern Länge und einem größten Durchmesser von 48 Metern war das fremde Raumschiffswrack nicht gerade der Ort, an dem man sich verirren konnte. Für ihn gab es momentan ohnehin nur eine Richtung: abwärts. »Ich will, dass der hier gestartete Kybb-SPORN aufgebracht wird!«, stieß er hervor. »Alles andere ist unwichtig.«

»Wir haben das Schiff in der Ortung.«

»Dann schießt es manövrierunfähig! Oder vernichtet es! Aber lasst es nicht entkommen!«

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