Für alle, die es endlich wissen wollen...
Zimmermann, Hans-Peter
Buchhaltung – ein Kinderspiel
1. Auflage (Hardcover) 1996
2. Auflage (Hardcover) 1997
3. Auflage (mvg «Small Business») 1998
4. Auflage (Hardcover) 1999
5. Auflage (Hardcover) 2001
6. Auflage (Hardcover) 2005
7. Auflage (Hardcover) 2009
eBook 2015
1. Auflage Taschenbuch 2020
© 1996 Hans-Peter Zimmermann
© 2020 Hans-Peter Zimmermann
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Der Inhalt dieses Buches dient ausschließlich der Unterhaltung. Sämtliche Angaben erfolgen ohne Gewähr. Autor und Verlag übernehmen keine Haftung in irgendwelcher Form.
Illustrationen (Clip Art):
clipart-library.com
HCD Software Productions (DVD Creative Gallery)
Lektorat:
Anita Zimmermann
Gabriela Wellner
Hersteller und Verlag:
Books on Demand GmbH, D-22848 Norderstedt (www.bod.de)
ISBN 9783749477340
Liebe Leserin, lieber Leser,
Wenn Sie eine Seite zurückblättern, sehen Sie selbst, wie viele Auflagen dieses Buch seit seinem Erscheinen im Jahr 1996 erfahren hat. Besonders stolz bin ich auf die Tatsache, dass es in etlichen kaufmännischen Berufsschulen schon seit längerem zur Standard-Lektüre gehört. Offensichtlich gibt es Buchhaltungs-Lehrer, die mit mir einer Meinung sind, dass Buchhaltung keine trockene Materie ist, wenn man sie richtig vermittelt.
Wenn ein Buch 24 Jahre auf dem Markt bleibt, ist das traumhaft. Und dabei ist Buchhaltung nicht einmal meine Kernkompetenz, wie Sie unschwer feststellen können, wenn Sie meine Homepage hpz.com besuchen. Wollen Sie wissen, wie ich auf die Idee kam, dieses Buch zu schreiben?
Na ja, auch wenn Sie es nicht wissen wollen: Ich erzähle es Ihnen trotzdem, denn diese Seite will schließlich gefüllt werden.
Im Jahr 1996 machte sich Patrice Heilmann, der Sohn meiner Frau, als Industrie- und Werbefotograf selbständig. Wir saßen zu dritt in einem Bistro in Winterthur, und Patrice meinte, er müsse dann wohl einen Spezialisten für die Zahlen engagieren, denn von Buchhaltung habe er keine Ahnung.
«Ach was,» antwortete ich, «das ist ein Kinderspiel. Das kannst du selbst.» Und in der nächsten halben Stunde skizzierte ich auf dem Papiertischtuch des Bistros das, was Sie jetzt gleich lesen werden. Als das Dessert kam, wunderte sich Patrice, warum es kein Buch gebe, das diesen Sachverhalt so spannend erklärt.
«Stimmt,» gab ich zurück. «Das muss ich wohl schreiben!»
Et voilà!
Saanen/Schweiz, Januar 2020
Hans-Peter Zimmermann
Liebe Leserin, lieber Leser,
Jedes Jahr, wenn ich mit meiner Frau Nany zusammen den Jahresabschluss für ihre Firma durchführe, geraten wir uns in die Haare.
«Kannst du das nicht einfach als Aufwand verbuchen?» sagt sie.
«Nein», sage ich.
«Warum denn nicht?» gibt sie zurück.
«Weil es gegen die Regeln ist, darum!»
«Du hast dich doch noch nie um die Regeln gekümmert», lautet Nanys schlagfertige Antwort.
Sie haben es schon gemerkt. Meine Frau hat etwas gegen Regeln. Ich übrigens auch, und wir haben in unserem Leben auch schon einige davon gesprengt, das können Sie gerne in meinen anderen Büchern nachlesen.
In diesem Buch möchte ich Ihnen von Regeln berichten, die selbst ich einhalte. Erstens weil es gegenüber der Steuerbehörde gesünder ist, und zweitens weil ich dadurch immer haargenau weiß, wie ich finanziell stehe. Die Rede ist von den Regeln der Buchhaltung.
Nicht jeder ist so offen und geradeheraus wie meine Frau. Ich habe während meiner Tätigkeit als Unternehmensberater zahlreiche Inhaberinnen und Inhaber von Kleinbetrieben kennengelernt, die mich während Monaten über ihre Ahnungslosigkeit im unklaren ließen und nur leicht erblassten, wenn man die Wörter «Kapitalflussrechnung», «Ertragsüberschuss» oder «Bilanzsumme» in den Mund nahm.
Aber eben, wo soll man das alles lernen? Seit Jahren suche ich sämtliche Buchhandlungen nach einem Werk ab, das nicht schon auf der ersten Seite an trockene Schulbänke in der kaufmännischen Berufsschule erinnert. Bisher waren meine Bemühungen vergeblich. Da gibt es zwar ein paar rührige Handelslehrer, die sich vornehmen, ein Buch «in der Sprache des Otto-Normalverbrauchers» zu schreiben. Aber bereits auf Seite zwei stößt man auf ein Wort, das nirgendwo erklärt wird, weil der Handelslehrer es als selbstverständlich voraussetzt.
Hier sind meine drei Versprechen:
Und damit sind wir beim nächsten Punkt: Für wen ist dieses Buch?
Damit Sie keine falschen Erwartungen hegen, will ich Ihnen auch sagen, was ich nicht tun werde. Ich werde Ihnen nichts über länderspezifische Eigenheiten erzählen. Mit dem Thema Mehrwertsteuer verschone ich Sie ebenfalls. Und wenn ich von einer Firma spreche, meine ich immer eine Einzelfirma. Über Aktiengesellschaften, Kollektivgesellschaften (die aufgrund von Machtproblemen sowieso nach ein paar Jahren aufgelöst werden) und Gesellschaften mit beschränkter Hoffnung (GmbHs) gibt es genügend einschlägige Literatur.
Dieses Buch soll in erster Linie Ihr Verständnis für den Nutzen der Buchhaltung fördern. Wenn Sie sich anschließend ein klassisches Buchhaltungs-Buch kaufen, um ein wenig zu üben, und wenn Sie Ihren Treuhänder oder Steuerberater zum Mittagessen einladen, um ihm ein paar gescheite Fragen zu stellen, dann gehören Sie zu meinen Lieblings-Lesern.
Übrigens… sieben Finanz-Experten haben das Buch auf Herz und Nieren geprüft. Sechs davon waren hell begeistert, einer findet es den größten Quatsch, vor allem weil ich den Derrick verhunzt habe. Ich hoffe, Sie können damit leben. Ich kann es.
Wollen wir’s anpacken? Gut. Ob Sie’s mir glauben oder nicht: In zehn Minuten sind Sie bereits kein Buchhaltungs-Anfänger mehr…
San Clemente/Kalifornien und Bern/Schweiz, im April 1996
Hans-Peter Zimmermann
P.S. Meine Frau hat das Buch auch gelesen. Seither besorgt sie ihre Buchhaltung selbst, und wenn wir streiten wollen, müssen wir andere Themen suchen.
Als ich noch klein war, spielten wir oft mit Murmeln. Davon gab es drei Größen: Die Kleinen, die Mittleren und die Großen, oder in der Fachsprache «Einer», «Zweier» und «Dreier». Murmeln konnte man auch tauschen. Ein Zweier war gleich viel wert wie zwei Einer. Es gab natürlich auch Ausnahmen: Besonders schöne Einer waren auch mal einen durchschnittlichen Zweier oder gar einen leicht angeschlagenen Dreier wert.
Warum ich das alles schreibe? Ganz einfach, ich suche verzweifelt nach einem Einstieg. Klang doch schon ganz spannend, oder? Warten Sie’s ab. Es kommt noch spannender...
Als ich in die erste Klasse kam, meinte mein Vater, es wäre für mich an der Zeit, etwas über Vermögensverwaltung zu lernen. Ich erhielt fortan jeden Monat den stolzen Betrag von einem Franken als Taschengeld. In der zweiten Klasse sollten es dann zwei Franken werden, in der dritten drei und so weiter. Über das Thema Teuerung wusste ich damals noch nichts, sonst hätte ich mich in der neunten Klasse sicher nicht mit neun lausigen «Fränkli» zufrieden gegeben.
Sie haben recht. Wir haben noch immer nicht angefangen. Jetzt kommt’s gleich...
Meine Mutter, von Haus aus sparsam veranlagt, ermunterte mich zum Führen eines Kassenbuches. Ich solle immer wissen, wie ich finanziell dastehe. Das leuchtete selbst mir kleinem Knirps ein. Außerdem war das eine einmalige Chance, die Und-Rechnung (die wir später Addition nannten) und die Weniger-Rechnung (wie hieß die nur schon bei den Großen? Richtig: Subtraktion) an einem praktischen Beispiel zu üben.
So sah also mein erstes Kassenbuch aus:
Eines Tages fragte mich mein Freund Andreas, den ich Res nannte, ob ich mit ihm zum Kiosk käme, um Fünfermocken zu kaufen. Für den uneingeweihten Leser: Fünfermocken waren kleine Zuckerbrocken, die nur fünf Rappen kosteten. Ich warf einen Blick in mein Kassenbuch, und die Antwort war klar: «Keine Chance, ich bin pleite!»
Doch Res war der Sohn eines Kaufmanns und ließ sich nicht so schnell abschütteln. «Was?» meinte er, «du hast doch diese schönen Murmeln aus dem Möbelgeschäft deines Vaters! Die muss man doch zu Geld machen können!» Damit hatte er natürlich recht, und ich sah zum ersten Mal den Unterschied zwischen «pleite» und «leicht eingeschränkter Liquidität» ein. «Das Kassenbuch», dozierte Res großartig, «gibt nur Auskunft über deine Zahlungsbereitschaft, aber nicht über deine Vermögensverhältnisse.» Mann, konnte der reden! Und es kam noch schlimmer: Eine «Bilanz» wollte er mit mir zusammen aufstellen. Und so sah sie aus:
«Die linke Seite der Bilanz zeigt all deine Vermögenswerte und wie du dein Geld investiert hast», sagte Res, «man nennt sie auch Aktiven1. Die rechte Seite zeigt an, wem du noch Geld schuldest oder wer dir Geld zur Verfügung gestellt hat. Man nennt sie Passiven1, weil man froh ist, wenn die Gläubiger möglichst passiv bleiben und ihr Geld nicht zurückverlangen.»
Damit hatte er natürlich über die Schnur gehauen, aber das mit den Aktiven und Passiven leuchtete ein. Das war ja wirklich ein Kinderspiel!