Das Buch
Journalistin, Partygirl, Künstlerin, Muse: Bis zu ihrem dreißigsten Lebensjahr hatte Eve Babitz bereits jede dieser Rollen inne. Schon als Kind war sie Teil der kulturellen Bohème Kaliforniens. Zu erster Berühmtheit gelangte sie als nackte Schönheit am Schachtisch mit Marcel Duchamps und als eine von Ed Ruschas Five 1965 Girlfriends. Doch ihr erstes Buch zeigt Babitz als Schriftstellerin mit eigener Stimme und eigenen Geschichten. So erzählt sie von entzückenden Highschool-Schönheiten, beneidenswert tätowierten Chicanas und Rockstars, die ihren Rausch im Chateau Marmont ausschlafen. In ihren scheinbar beiläufigen Anekdoten verdichten sich Glamour, Witz und Tragik auf einzigartige Weise. Hier lernen wir die wahre Schönheit von Los Angeles kennen: Zitrusbäume wiegen sich im Wind, immer bis zum nächsten Erdbeben.
Die Autorin
Eve Babitz wurde 1943 in Hollywood geboren. Ihre Mutter war Künstlerin, ihr Vater der Violinist Sol Babitz. Sie schrieb für Zeitschriften wie Ms. und Esquire und gestaltete Albencover für The Byrds, Buffalo Springfield und Linda Ronstadt. Eve’s Hollywood ist das erste von sieben semi-autobiografischen Büchern, in denen sie die kulturelle Bohéme von Los Angeles beschreibt
EVE BABITZ
EVE’S HOLLYWOOD
ÜBERSETZUNG UND NACHWORT VON TINO HANEKAMP
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
Die amerikanische Originalausgabe Eve’s Hollywood erschien 1974 bei Delacorte Press, New York, die amerikanische Neuausgabe erschien 2015 bei New York Review Book, New York.
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Copyright © 1972, 1974 by Eve Babitz
Copyright © 2018 by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Copyright © des Vorworts 2015 by Holly Brubach
Copyright © des Nachworts 2018 by Tino Hanekamp
Redaktion: Loel Zwecker
Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung eines Bildes von © Annie Leibovitz
Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering
ISBN: 978-3-641-22644-2
V001
www.heyne-encore.de
EINFÜHRUNG
Für jene von uns, die in den 1960ern im Nordosten der USA aufwuchsen, war Kalifornien ein fremdes Land und Los Angeles seine Hauptstadt. Die echten Hauptstädte fremder Länder wie London oder Paris wirkten vertrauter. An der Wurzel unseres tiefen Misstrauens lag die Überzeugung der Yankees, dass das Wetter eine definierende Wirkung auf die Bildung des menschlichen Charakters hat – die rauen Winter impfen jenen, die ihnen standhalten müssen, calvinistische Härte ein, während ewige Sommer unweigerlich die Moral und den Arbeitswillen angreifen. All die in Flammen stehenden Hügelketten und die Erdbeben, die das Geschirr klirren ließen, waren uns biblische Mahnungen, dass in L.A. von Anfang an keine Menschen leben sollten – Mahnungen, die von den dortigen Bewohnern unbeachtet blieben, einem Haufen eingefleischter Hedonisten, die nur für den Moment lebten und Europa und der Vergangenheit den Rücken zugekehrt hatten, während sie in den Sonnenuntergang blickten und aufs Meer.
Um es kurz zu machen: Nichts von dem, was wir über L.A. wussten, ließ uns glauben, dass an diesem Ort ernsthafte Literatur entstehen könnte. Bis jemand das Gegenteil bewies und zu Ruhm gelangte mit der vollendeten Ausführung des einfallsreichen, hochpersönlichen Journalismus, der die 70er dominierte. Das war Joan Didion, deren Name neben dem ihres Ehemannes in der ausführlichen Widmung auftaucht, mit der Eve Babitz ihr Buch beginnt: »Für die Didion-Dunnes, weil sie sein müssen, was ich nicht bin.« Didion hatte sich mit John Gregory Dunne nach New York verdrückt, und von diesem entfernten Beobachtungspunkt aus schrieb sie über Los Angeles auf eine Art, die uns im Nordosten schmeichelhaft glauben ließ, dass wir von Anfang an recht gehabt hatten.
Es war Eve Babitz, die schließlich – ohne sich dafür zu entschuldigen – eine Sprache fand für L.A.s einzigartige Anziehungskraft und die mittlerweile fade gewordene Idee von der Stadt als kultureller Ödnis beerdigte. Dafür war sie im höchsten Maße qualifiziert. Mit einem Vater, der ein Musikologe war und ein bei Twentieth Century Fox unter Vertrag stehender Violonist, einer Mutter, die Künstlerin war, und mit Igor Strawinsky als Patenonkel wuchs Eve Babitz von einem illustren Kreis familiärer Freunde umgeben auf, zu dem Edward James gehörten, Joseph Szigeti, Eugene Berman, Marilyn Horne, Kenneth Roxroth und Kenneth Patchett, mit Dichterlesungen im Wohnzimmer und Premieren von Arnold-Schönberg-Stücken unter Palmen.
Doch diese Tochter von Bohemiens war auch ein Kind dieses Hollywoods in all seiner damaligen schillernden Großartigkeit, bevor eine Shopping Mall das Garden of Allah Hotel ersetzte, in das Eve und ihre Freundin Sally, zwei Jungfrauen mit gefälschten Personalausweisen, zum Trinken gingen, und um ihre Reize an Männern auszuprobieren, die doppelt so alt waren wie sie. Die Illusion – ein Palmenwald aus Pappmaschee in einem Nachtclub, ein Restaurateur, der behauptete, mit dem letzten russischen Zar verwandt zu sein – wurde Realität, wenn ein Quorum daran glaubte. Und man musste einfach die Kühnheit bewundern, die Fantasie, den Glanz der Verkleidung. An der Hollywood High, Babitz’ Alma Mater, war das Maskottchen kein für seine Kampfkraft bekanntes Tier, wie es der Tradition von Sportmannschaften entsprach, sondern die Hauptfigur des Rudolph-Valentino-Films Der Scheich – ein arabisches Stammesoberhaupt, gespielt von einem zwitterhaften italienischen Schauspieler. Die Verführung und der Glamour waren in Eve Babitz’ tägliches Leben eingewoben und haben sie geprägt.
Sie verehrte Marilyn Monroe, mischte sich unter die Menge, die zusah, als sie ihre Hände in den nassen Zement vor dem Grauman’s Chinese Theatre drückte, und war wütend, wenn mal wieder Arthur Millers Genie gepriesen wurde und alle Marilyns Intelligenz ignorierten. Wie die Monroe muss auch Eve Babitz ihr Kontingent an Männern gehabt haben, die zu ihrem Busen sprachen. Wenig wussten sie von dem Hirn, das sich nur ein Stück weiter nördlich von diesen prächtigen Brüsten befand und das Hirn einer zukünftigen Schriftstellerin war, die von ihren Kolleginnen und Kollegen bewundert werden würde. »Ich war hübsch und klug und voller Verachtung und Ungeduld«, sagt sie über ihr Teenager-Selbst. Das sind, wie sich herausstellen sollte, gute Voraussetzungen für das Schreiben, wie auch ihr Aussehen, mit dem sie »eine Spionin im Land der Privilegierten« sein konnte, Mitglied einer Elite, zu der sie, darauf besteht sie, nie wirklich gehört hat.
Die Monroe mag ihr Vorbild gewesen sein, aber es war Brigitte Bardot, der sie ähnelte. Man sieht es auf dem Foto aus ihrem Highschool-Jahrbuch – das blonde, zerzauste Haar, das herzförmige Gesicht, die schwarz umrahmten Augen. Während die meisten Teenager der Welt frontal begegnen und erwartungsvoll in die Zukunft blicken, geht Babitz’ Blick zur Seite, wo sie ein stummes, komplizenhaftes Lächeln austauscht mit jemandem, der sich außerhalb des Rahmens befindet. Das passt zu dem vertraulichen Ton, der Eve’s Hollywood wie eine Serie aus Selbstgesprächen wirken lässt, vorgetragen von einer Freundin bei fruchtigen Drinks in einer dunklen Ecke des Luau, eines polynesischen Restaurants, das Strawinskys liebstes war.
Niemand schreibt besser über die Highschool und den schwach beleuchteten Übergang von der Unschuld zum Erwachsensein als Babitz. Gewissenhaft, unsentimental, aber mitfühlend mit ihrem alten Ich, dokumentiert sie jenen kurzen Abschnitt weniger Jahre, wenn flügge gewordene Geister versuchen, sich einen Reim auf Autoritäten zu machen, auf soziale Hierarchien, Ungerechtigkeiten – und Sex. Vor dem Hintergrund ihrer eigenen bourgeoisen Klaustrophobie sind es die Outlaws (James Dean als der Prototyp und ihr Held), die Babitz faszinieren und Respekt einflößen. Angezogen von dem Kraftfeld, das Aces Butler umgab, einen Problemschüler mit falschem Namen, mangelhafter Einstellung und einem stratosphärischen IQ, macht sie sich daran, sein Charisma zu vermessen: »Wer in unserer ausgehungerten Kolonie hätte der Art widerstehen können, mit der er seinen Kopf zurückwarf und sich mit unerhörter Ausgelassenheit auf den Oberschenkel schlug? Er trug Schwarz, schwarze Motorradjacke, schwarze Hemden, schwarze Levi’s und schwarze Boots, seine von schwarzen Wimpern umrahmten stechenden Augen funkelten all jene Konzepte mit purem Hass an, die irgendwas mit ›nur zu deinem Besten‹ zu tun hatten oder mit Menschen, ›die es besser wissen‹.«
Babitz interessiert sich für Macht und lernt von Aces, dass Selbstbeherrschung eine ihrer Quellen ist. Schönheit ist eine andere. Die Mädchen an der Hollywood High waren schön, »außerordentlich schön. Und es gab ungefähr 20 von ihnen, die dich einzeln um den Verstand bringen würden. Zusammen aber – und sie blieben meistens zusammen – waren sie der Untergang jeder ernsthaften schulischen Bestrebung im konventionellen Sinne, und jeder wusste das. Sie waren zu schön für eine Highschool …« Für diejenigen unter uns, die sich schon immer darüber gewundert haben, warum es in Südkalifornien einen so überproportional hohen Anteil an hinreißenden Frauen gibt, hat Babitz eine höchst logische Erklärung: »Dies waren die Töchter von schönen, mutigen und leichtsinnigen Menschen, die ihr Zuhause verlassen hatten und zu den Filmträumen gereist waren. Während der Großen Depression, als die meisten von ihnen hierhergekommen waren, gingen die Leute mit Hirn nach New York und die mit dem Aussehen in den Westen.« Los Angeles wurde also zu einem Experiment in genetischer Selbst-Selektion – einer Brutstätte für körperliche Perfektion, wo sich die Schönen mit den Hübschen paarten und zukünftige Generationen zeugten, die exponentiell besser aussehen als die davor.
Und hier ist Babitz und staunt über die unerträgliche Unaufrichtigkeit, die endemisch zu sein scheint für diese Superrasse: »Die Besitzer von Schönheit sind wortkarg, was ihre Privilegien angeht, oder tun so, als sei es reines Glück gewesen, dass ihnen der Polizist keinen Strafzettel gegeben hat, als habe sie nur irgendein ›netter Herr‹ an der Zollkontrolle einfach durchgewinkt, ohne dass sie Schlange stehen mussten. Schönheit scheint anders als Reichtum nicht in der Lage zu sein, die Quelle ihrer Macht zu erkennen. Sogar Talent weiß, dass es besonders ist und warum es auf die Party eingeladen wurde.«
Ihre Reflexionen über Schönheit und die damit verbundenen Vorrechte mögen einige Leser und Kritiker dazu verleitet haben, Babitz fälschlicherweise für ein Leichtgewicht zu halten, für eine Autorin, die über sogenannte Frauenthemen wie Diäten, Aussehen, Mode, Make-up, Freundschaft und Liebe schreibt. Zuweilen wurde behauptet, sie habe das Schreiben nicht ernst genommen, als hätte sie die Jacaranda in ihrem 1979er-Roman Sex and Rage nach sich selbst modelliert, eine Hauptfigur, die nur schreibt, damit sie tagsüber was zu tun hat.
Wie Didion, die weiterhin über Politik schreibt und andere Themen, die »seriösen« Journalismus ausmachen, zog auch Babitz nach New York, wo sie Yvette Mimieux begegnete – an die sie sich aus den Mittagspausen in der Kantine der Junior High erinnerte. Selbst damals, schreibt Babitz, »wussten alle, dass sie das Zeug zum Filmstar hatte«. Dieses schöne Mädchen »war der geborene Star«. Und da waren sie nun, Jahre später, nachdem »Yvette entdeckt worden war und ich andere Leben entdeckt hatte, die es auszuprobieren galt«.
Einige dieser Leben werden hier angedeutet, auch wenn Babitz vage bleibt. Für weitere Informationen wenden wir uns anderen Quellen zu. Jeder Artikel über sie kommt früher oder später auf ihre Liebhaber zu sprechen, von denen es angeblich ganze Heerscharen gegeben haben soll. (Earl McGrath, der ehemalige Chef von Rolling Stone Records: »Im Leben eines jeden jungen Mannes gibt es eine Eve Babitz. Meistens ist es Eve Babitz.«) Einige ihrer Liebhaber waren erwähnenswert: Jim Morrison, Steve Martin, Ed Ruscha, Stephen Stills, Harrison Ford, Ahmet Ertegun, Dan Wakefield. Unter den Geschichten über sie ebenfalls ein Klassiker: das Foto aus dem Jahr 1963, auf dem sie nackt mit Marcel Duchamp Schach spielt (die Idee kam von Julian Wasser, dem Fotografen). Das Bild ist mittlerweile zu einem Mem der Kunstwelt geworden – ein Umstand, den sie anzuerkennen und sich zu eigen zu machen scheint, wenn sie dem Foto einen Cameo-Auftritt in Sex and Rage verschafft, wo es an der Wand in einem Penthouse in Hollywood hängt, in dem Jacaranda landet. Es gab Babitz’ Karrieren als Albumcovergestalterin (für Linda Ronstadt, Buffalo Springfield, The Byrds), als Fotografin und Auftragsjournalistin (inklusive eines Artikels mit der Überschrift »Mein Leben in einem 36-DD-BH« im Ms. Magazine). Es gab die Ausstellung von Joseph Cornells Werken, die sie inspirierte, Collagen zu machen. Und Partys, viele Partys, zu einer Zeit, als sie sehr viel mit LSD, Marihuana und Kokain zu tun hatte.
Schließlich zog Eve Babitz zurück nach Los Angeles. In New York, schreibt sie, gibt es »keine Leerstellen zwischen den Wörtern, was einen der Reize dieses Ortes ausmacht. Du musst über bestimmte Dinge einfach nicht nachdenken, weil du ständig von hinten geschoben wirst.« Damals erkannte sie, dass sich die Heimatstadt unserer Kindheit in unserem Wesen einprägt und auf eine Art und Weise Sinn ergibt, die keiner weiteren Erläuterung bedarf. Wir tragen sie in uns, und früher oder später wollen viele von uns zurück an diesen Ort, an dem wir, bewusst oder unbewusst, alle anderen gemessen haben. Für Babitz war dieser Ort Hollywood.
Ergebenen Anhängern (wie mir), die seit Jahren Ausschau nach einem neuen Buch halten, wurde gesagt, dass sie das Warten sein lassen können. Nach einem bizarren Unfall im Jahr 1997 (die Asche ihrer Zigarre hatte ihren Rock in Brand gesetzt, die Hälfte ihres Körpers war von Verbrennungen dritten Grades versehrt) verlor Babitz nach eigenen Angaben den Willen zum Schreiben und hörte auf. Das ist ihr gutes Recht, natürlich. Für uns ist es ein Verlust.
Sie nennt dieses Buch, ihr erstes, einen »Bekenntnisroman«, auch wenn man es durchaus für Memoiren halten kann. In einigen dieser wahr wirkenden Anekdoten hat die Autorin vermutlich den ein oder anderen Fetzen Fiktion verwoben; vielleicht hat sie einen Namen geändert, einen Teil eines Dialoges verbessert oder eine Sequenz von Ereignissen dramatisiert – wenn dem so gewesen sein sollte, wurden diese Veränderungen mit lässiger Stilsicherheit vorgenommen. Ihre Zeilen lesen sich, als wären sie direkt aus ihrem Kopf auf die Seite geflossen, ohne Hindernisse oder Zaudern, in einem zwanglosen Ton, für den die meisten Schriftsteller unzählige verworfene Versuche brauchen, halb fertige Sätze und perfektionistische nächtliche Überarbeitungen. Daran habe ich immer wieder gedacht, als ich Eve’s Hollywood gelesen habe, bis ich an diese Stelle kam: »Am nächsten Morgen erwachte ich mit einem Kater und einer gute Idee für eine Geschichte. Sie war schnell geschrieben, fiel mühelos ineinander wie ein perfekt gemischter Kartenstapel und hatte jene verrückte Gewandtheit, mit der meine anderen Geschichten immer davongekommen waren.«
Unter den Freundinnen, die einem in Eve’s Hollywood begegnen, gibt es eine namens Karen, die Babitz als »derart zerbrechlich schön« beschreibt, »dass mir nichts anderes übrig blieb, als meinen angeborenen Neid zu zertrümmern und sie zu mögen«. Ich weiß, wie sie sich fühlt. Ich missgönne Babitz weder ihre berühmten Liebhaber noch ihre Körbchengröße, ihren Teint oder ihren Erfolg – und nicht etwa, weil ich ein so edelmütiger Mensch wäre, sondern weil sie eine so wunderbare Gefährtin ist. Aber Schreiben, das einem leichtfällt? Für das man nur einen Kater braucht? Ich hoffe, das ist eine der Stellen, die sie ein wenig fiktionalisiert hat.
HOLLY BRUBACH
EVE’S HOLLYWOOD
LIEBER LESER
Ich möchte dir kurz von mir erzählen. Ich bin eigentlich eine Künstlerin, keine Schriftstellerin. Also mag ich, wie arabische Zahlen aussehen, wenn sie nicht ausgeschrieben sind. Ich mag, wie die 15 aussieht, wenn ich sage, dass jemand 15 Jahre alt ist. Ich mag, wie 9 Millionen aussieht, und hasse, wie neun Millionen aussieht. 9 scheint mir eher eine Zahl zu sein.
Da dies hier mein Buch ist und weil es James Joyce gibt, kann ich es auch einfach auf meine Art machen. Es ist ja nur eine Kleinigkeit, und stell dir vor, ich wäre James Joyce und würde die ganze Zeit Latein schreiben oder so.
WIDMUNG
Für Mae und Sol Babitz, vor allem.
Aber auch für Mirandi und Laurie am Meer.
Und Diane Gardiner, ohne die vielleicht einige merkwürdige Arrangements weniger unangestiftet bleiben würden.
Und für Earl McGrath, dem ich gestehe, dass ich ihm alles verdanke.
Und für den Plattenfirmenchef meiner Wahl, Ahmet Ertegun.
Plus jede andere Atlantic-Records-Führungskraft, die mich jemals zum Essen eingeladen hat, das noch mal machen wird oder gesagt hat: »Hier, du machst das Albumcover.«
Und für Annie Leibovitz und ihren zuverlässigen Begleiter, Citizen Wenner, die im Norden den Stein am Rollen halten. Und für Grover Lewis, der mit blauen Augen die Schatten vertreibt in einer blauen Stadt mit blauen Teppichen, texanisch. Und Sara und Charlie und das Mädchen mit dem Koks.
Und für Brian G. Hutton, immer der Prinz, aber nicht der Mann fürs Leben, dem Himmel sei Dank.
Und für Carol Grannison-Killorhan, Gastgeberin an Zufluchtsorten und Gänseköchin.
Und für den Hollywoodagenten meiner Wahl, Mike Hamilburg, grüne Augen. Und für den Bostoner Verleger meiner Wahl, Seymour Lawrence, schwieriger Kunde.
Und für Ginny Ganahl, wenn du fragen musst, wirst du es niemals erfahren.
Und für das Beverly Hills Hotel.
Und für Robert L. Marchese, meinen Partner in Lawrence von Arabien-Debatten. (Ein gut aussehender Teufel.)
Und für Marva, die beste Friseurin der Welt, und außerdem lässt sie dich schön aussehen.
Und für Rainier Ale.
Und für Andy Warhol und Paul Morrisey, für die ich alles täte, wenn sie nur zahlen würden.
Und für die Didion-Dunnes, weil sie sein müssen, was ich nicht bin.
Und für Ned Doheney, Postkarten von heißen Hollywood-Pfauen.
Und für all die gut aussehenden Teufelskünstler, vor allem Ron Cooper, den Besessenen, und Wudl und Larry Bell, die Meister des Glases, und Billy Al Bengston, bei dem ich mich dafür entschuldige, vor 10 Jahren eine Zigarette auf seinem weißen Fußboden ausgedrückt zu haben. Und Kenny Price. Und Ed Ruscha, ein Mann mit einfachen Vorlieben, aber niemand kann diese Art von Flügeln machen, also hängt er fest mit einem weißen Rolls und ohne Flügel.
Und für Barney.
Und für Derek Taylor. Derek, sag ihnen, wie großartig ich bin. So wie du mich einst mit den Worten »das beste Mädchen in Amerika« einem Beatle vorgestellt hast.
Und für Robert und Harry Deutsch für ihre atemberaubenden Tritte ins Hinterteil. Und nicht für Phyllis.
Und für Marie, eine echte Freundin.
Und für L. Rust Hills für die Eiscremegeschichte und jene über das Wählen von Lagern und Anagrammen. Dieses Esquire fällt auseinander. Meins ist Babe Vizet.
Und für Eggs Benedict vom Beverly Wilshire.
Und für Ingolf Dahl, Clark House und andere damalige.
Und für Marcel Duchamp, der mich in seinem Spiel geschlagen hat.
Und für Jim Morrison, Waffenschieber in Rimbaud’s Fußstapfen.
Und für Stephen Stills für »Everydays« und dass er mich den Kunstteil machen ließ.
Und für die Flundern im Musso’s, die Florentinische Aubergine, den Mann, der die Pfannkuchen macht, und meinen Freund auf dem Parkplatz (nicht der auf dem Platz, sondern der junge, der die Autos parkt). Und für die gebackenen Krabben im Don the Beachcomber.
Und für Joseph Heller, Speed Vogel und den Typen, der mit der Babysitterin abgehauen ist. Und Milo Minderbinders Inspiration.
Und für Anne Marshall, unser aller wundervolle Freundin.
Und für Michelle Guilliane fürs Anrufen, bevor sie Kim Fowley mitgebracht hat.
Und für Kim Fowley, mindestens für die 6 $.
Und für Van Dyke Parks für alles, vor dem er sich verbeugen will.
Und für Simon Rodia.
Und für das Majestätische der violetten Berge über der fruchtigen Ebene.
Und für Linda Ronstadt für »Long, Long Time«, Ohrringe, Arizona und diese Stimme, mein Gott.
Und für Glen Frey von den Eagles, falls er noch mit mir reden sollte.
Und für den Literaturteil der New York Times und alle, die daran mitwirken.
Und für Chuck Berry, einen braunäugigen, hübschen Mann, der weiß, was er will, selbst wenn es künstlicher Rasen und 21 Fernseher sind. Und für Bo, dass er uns von dem Bett erzählt hat.
Und für Sara Harrison, Noel Harrison, Simon Harrison, Harriette Harrison, Kathy Harrison, Zoe (meine Freundin) Harrison, Margaret Harrison und die neuen Zwillinge.
Und für Stuart Reed, an den ich glaube.
Und für Jackson Browne, sowieso.
Und für Billy James, der mich gerettet hat.
Und für Virginia Team, wie jene, die sie kennen, wissen.
Und für Aivars Perlback.
Und für Pauline Kael, die wir eines glorreichen Tages auf KPFA entdeckt haben und deren Sätze auch nicht gegliedert sind. (Er hat mir das Gleiche gesagt. Ich war schockiert.)
Und für den zukünftigen guten Willen von Consumer’s Liquor, dem besten Spirituosenladen in Amerika, treffend benannt.
Und für das Chateau Marmont.
Und für Joseph Cornell. Ein wahrer Künstler.
Und für Tempura.
Und für Camilla McGrath.
Und für Terry Melcher, für »Culver City Blues Again«.
Und für Dickie Davis für Loyalität.
Trotz der verschütteten Getränke auf der Damentoilette des Troubadour.
Und für Dr. Boyd Cooper, den herausragenden Gynäkologen.
Und für Kate Steinitz, die meine Collagen mochte, bevor ich sie machen konnte.
Und für Jock, Michaela, Nini, Jocky, Brook den Unmöglichen und scharfe Markknochen, Brunnenkresse und Käsekuchen, jede Art von Vinaigrette und guten Wein.
Und für Mr. Major, es tut mir leid, dass ich so geworden bin.
Und für das Land, den Strand, die Bäume, die Hügel, den Himmel, das Bradbury Building, das Broadway Hollywood und all die Blumen im Frühling.
Und für Marc Foreman und Wilhelm Reich.
Und für die Freeways.
Und für Dan, Mrs. Alcerro und die Valentino-Episode.
Und für Orson Welles, das Licht meines Lebens.
Und für die uralte Zeit und die Außerkraftsetzung des Unglaubens.
Und für Connie Freiberg, deren zu tragende Kreuze aus Engelshaaren waren, aber schwer auf ihren verbrannten Schultern lagen.
Und für Michael und Sheila Rainey für römische Torheiten, Curry und fiese Streiche.
Und für Marcel Proust.
Und für Sally Stevens.
Und für LUNCH Poems.
Und für Sandy & John Gibson, die Treppe hochgetreten.
Und für Fred Roos, einen weiteren Scheich, der in diesem Film mitspielen könnte, und seinen stummen Hund Rover.
Und für Alan Sororti, unseren Diät machenden Abgeordneten.
Und für Rosinenbrötchen, Schokoladenhasen, Pupi’s, Clifton’s und gebratene Kürbisblüten à la Ron Cooper.
Und für David Anderle und Michael Monroe für die Tonerhöhung.
Und für Michael McClure, dessen Geheimnisse in Jean Harlows Kopf sicher sind.
Und für Marshall Ephron für das erste Buch und die Mariachi Ubu.
Und für Kuilli Anton, das schönste Mädchen in Lake Arrowhead.
Und für Bonnie Jean, den Fred C. Dobbs und psychedelisches Chili.
Und für Sour Cream.
Und für das Hawaii Theater meiner Jugend.
Und für »Les Noces.«
Und für Terry O’Shea und seine magischen, aus Elfenbein und Plastiksmaragden gemachten Wände, die leuchten und es niemals irgendwem hätten sagen sollen.
Und für Joyce Haber und ihren Francis Albert, eine L.A.-Saga.
Und für Jack Smith, den verruchten Chronisten.
Und für Claudia Martin für Ginnys Leben.
Und für David Geffen und den verschwundenen, in Silver Lake wiedergefundenen Picasso. David, ich glaube immer noch, dass Picasso gekommen ist und ihn zurückgeholt hat.
Und für Coleman für den Wein.
Und für Mrs. Bungay für den Pelzmantel an Silvester, einfach so.
Und für das Silvester und Wudl, einen Dill und einen Arnoldi im Berrigan’s und die Mole-Soße. Nein, Arnoldi ist vorbei.
Und für Brandon’s Memorabilia an der 13 E 53rd St. im 3. Stock, fürs Dasein, als ich sie gebraucht habe.
Und für Michael Bloomfield und seine heiße Gitarre und die kühlen Augen oder umgekehrt.
Und für Paul Butterfield, über «Yonder’s Wall« liegt das Spiel einer Mundharmonika, und es muss grüner sein als hier, habe ich immer gedacht.
Und für die Corey’s.
Und für die Farbe Grün.
Und für See’s Candy, der Bordeaux, ein unvergessener Favorit.
Und für Rosinenbrötchen. Und weiße Brötchen.
Und für Léon Bing, ein Mädchen mit einer Vergangenheit.
Und für Michael Elias, im Streik!
Und für die Fords, die Harrisons, nicht die Henrys.
Und für Diana Gould, eine Frau stürmischer Nächte und tränenreicher Tage, die lacht.
Und für Jack Cross und den Chateau Nose.
Und für Spiegel. Vor allem jene, die man manipulieren kann.
Und für ERDBEEREN und SPARGEL, die Saison steht vor der Tür.
Und für Champagner und Ostern.
Und für die Art, wie in der Polo Lounge die Schlagsahne in einer Silberschale serviert wird, wenn man einen Irish Coffee bestellt. Und für die Art, wie im Café Antico Greco an der Via Condoffi die Schlagsahne in einer Silbertasse serviert wird, wenn man heiße Schokolade mit Panna bestellt (Panna ist Schlagsahne auf Italienisch).
Und für das Tartuffo con Panna an der Via Buffalo oder der Piazza Navona, wo du glaubst, dass du endlich mal genug Schokolade bekommen wirst. Und vielleicht wirst du das auch.
Und für Samstag.
Und für Nick von Custom Print.
Und für David Giler, der auch nicht hätte werden können, wie Mr. Major es sich gewünscht hat. Wegen Nancy Kwan und so …
Und für Fred Myrow und seine Frau, Elena, trotz des Essens.
Und für Alan King Moffitt und Frances für meine Zähne (die besten der ganzen Familie).
Und für Schwester Mary Agnes Donahue, weil sie wie eine Sammelkarte aussieht und den Garten in Ruhe lässt. Und für Goode.
Und für MacGillivray und Nuuhiwa für die Waschung im Blut der See.
Und für Guido und Adolpho.
Und für Art Pepper, weil er SO gut spielt. Und nichts verschweigt.
Und für Wickham und Ochs, eine Vernunftehe.
Und für Clair Miller.
Und für Desbutol, Ritalin, Obetrol und jede andere Form von Speed. Es war nicht so, dass ich euch nicht geliebt hätte, es war einfach zu hart.
Und für Dennis Morgan, Valentines, Enrico Macias und Les choses-Franzosen.
Und für den Fotomaten.
Und für billigen Retsina.
Und für Telefone.
Und für das Observatorium, wo ich versucht habe, James Dean zu finden, nachdem er gestorben war.
Und für das Wort, brouhaha.
Und für Steve Martin, das Auto.
Und für den, dessen Frau fuchsteufelswild werden würde, wenn ich auch nur seine Initialen nennen würde.
Und Margaret.
Und für Chico mit Liebe und Verkommenheit und einem Hi-Ho Silver!
»Wo kommst du her?«
»Hollywood.«
»Auch da geboren?«
»Ja.«
» … Wie ist das?«
»Anders.«