Catherine Spencer, Kelly Hunter, Robyn Grady
JULIA SAISON BAND 44
IMPRESSUM
JULIA SAISON erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: kundenservice@cora.de |
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Redaktionsleitung: | Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.) |
Produktion: | Jennifer Galka |
Grafik: | Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto) |
Erste Neuauflage in der Reihe JULIA SAISON
Band 44 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
© 2009 by Spencer Books Limited
Originaltitel: „The Costanzo Baby Secret“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: SAS
Deutsche Erstausgabe 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe JULIA EXTRA, Band 315
© 2010 by Kelly Hunter
Originaltitel: „Untameable Rogue“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Alexa Christ
Deutsche Erstausgabe 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe JULIA, Band 262010
© 2010 by Robyn Grady
Originaltitel: „Fired Waitress, Hired Mistress“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Bettina Röhricht
Deutsche Erstausgabe 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,
in der Reihe JULIA, Band 262010
Abbildungen: Slava_Vladzimirskaya / Getty Images, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 07/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733711566
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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Um zehn Uhr morgens, auf den Tag genau einen Monat nach dem Unfall, kam der Anruf, den nie zu erhalten Dario Costanzo befürchtet hatte.
„Ich habe Neuigkeiten, signore“, verkündete Arturo Peruzzi, Leiter der Neurologischen Abteilung und Maeves behandelnder Arzt. „Ihre Frau ist heute Morgen aus dem Koma aufgewacht.“
Der nüchternen Stimme des Arztes entnahm Dario, dass dies nicht die einzige Neuigkeit über den Zustand seiner Frau sein würde. Während der letzten Wochen hatte er sich über mögliche Folgeschäden bei schweren Kopfverletzungen informiert. Nichts von dem, was er gelesen hatte, verhieß Gutes. „Aber? Es gibt doch ein Aber, oder, Doktor?“
„Korrekt.“
Dario hatte gedacht, er sei gegen alles gewappnet. Jetzt musste er feststellen, dass dem nicht so war. Bilder von Maeve, als er sie das letzte Mal gesehen hatte, den Kopf in dicke Bandagen gewickelt, Schläuche, die sie am Leben hielten, stießen frontal zusammen mit jenen, wie sie ausgesehen hatte, bevor alles so schrecklich schiefgegangen war.
Anmutig, schön, elegant.
Wie Sonnenlicht.
Die Seine.
Und jetzt? Er ließ sich auf den Stuhl hinter seinem Schreibtisch fallen, befürchtete, seine Beine könnten nachgeben. „Sagen Sie es mir.“
„Körperlich wird sie komplett genesen. Natürlich ist sie im Moment noch schwach, doch wir gehen davon aus, dass sie bald entlassen werden kann, um sich zu Hause zu erholen. Das Problem, Signor Costanzo, ist ihr Kopf.“
Dio, nicht das! Da wäre es vielleicht besser gewesen, wenn …
„Nach einem solchen Trauma ist es allerdings keineswegs ungewöhnlich und lange nicht so ernst, wie es klingt.“
Ihm wurde bewusst, dass er sich sofort das Schlimmste ausgemalt hatte, und konzentrierte sich wieder auf die Erklärungen des Neurologen.
„Ihre Frau leidet an retrograder Amnesie, also Gedächtnisverlust. Sie hat keine Erinnerung mehr an ihre … unmittelbare Vergangenheit.“
Peruzzis kurzes Zögern war Dario nicht entgangen, seine Ängste flammten erneut auf. „Was heißt ‚unmittelbar‘?“
„Das ist das Ungewöhnliche. In der Regel bezieht sich die Amnesie auf die Vorfälle vor dem Trauma. Im Falle Ihrer Frau jedoch reicht es sehr viel weiter zurück. Ich muss Ihnen leider sagen, dass sie sich weder an Sie noch an das Leben mit Ihnen erinnert.“
Psychogene Amnesie, hysterische Amnesie – Ausdrücke, die er vor einem Monat nicht einmal gehört hatte, über die er jetzt jedoch alles wusste. „Wollen Sie damit sagen, ihr Gedächtnisverlust ist psychologisch bedingt, nicht physisch?“
„Es scheint so. Die gute Nachricht ist, dass dieser Zustand nicht von Dauer ist. Mit der Zeit wird sie ihr Erinnerungsvermögen zurückgewinnen.“
„Innerhalb welchen Zeitraums?“
„Das lässt sich nicht vorhersagen. Es könnte innerhalb von Minuten geschehen, sobald sie wieder in ihre vertraute Umgebung kommt, es ist jedoch eher wahrscheinlich, dass es Tage oder Wochen dauern wird und die Erinnerungen in Etappen und Bruchstücken zurückkehren. Der Versuch, den Prozess zu beschleunigen, würde nur mehr Schaden anrichten. Niemand wird sie zwingen können, sich zu erinnern. Und genau dieser Punkt bringt mich zu meinem eigentlichen Anliegen, Signor Costanzo. Wir Ärzte haben das uns Mögliche getan, jetzt liegt es bei Ihnen, Ihren Teil zu übernehmen.“
„Wie?“
Diese Frage verfolgte ihn seit einem Monat, ohne dass er eine Antwort gefunden hätte. Wie war es möglich, dass er sich über das Ausmaß ihrer Unzufriedenheit so getäuscht hatte? Wie, nach allem, was sie einander versprochen hatten, hatte sie sich einem anderen Mann zuwenden können? Wie hatte sie so wenig Vertrauen in ihn, ihren Ehemann, setzen können?
„Geduld ist der Schlüssel. Bringen Sie Ihre Frau nach Hause, aber überfordern Sie sie nicht mit einer Unzahl von Menschen. Sie soll sich erst sicher mit Ihnen fühlen.“
„Wie soll das funktionieren, wenn sie sich nicht einmal an mich erinnert?“
„Wenn sie erst kräftiger ist, werden wir ihr sagen, wer Sie sind. Sie sind der einzige nahe Verwandte, sie muss wissen, dass sie nicht allein auf der Welt ist. Schließlich hat sie ein ganzes Jahr ihres Lebens verloren, das ist für jeden Menschen beängstigend. Zeigen Sie ihr, dass sie von Ihnen als die Person geschätzt wird, an die sie sich selbst erinnert. Erst wenn ihr Vertrauen in Sie gewachsen ist, können Sie ihr die anderen Familienmitglieder langsam vorstellen.“
„Zu den anderen Familienmitgliedern gehört auch unser sieben Monate alter Sohn. Was schlagen Sie vor? Soll ich ihn als Kind der Köchin ausgeben?“
Falls der Arzt den Sarkasmus erkannt hatte, ließ er sich nichts anmerken. „Bringen Sie ihn woanders unter“, antwortete er unverblümt. „Sie haben doch eine Schwester, und Ihre Eltern wohnen auch nicht weit entfernt. Jemand wird sich doch sicher eine Weile um den Jungen kümmern können?“
„Sie meinen, ich soll sie täuschen? Wie soll ihr das helfen?“
„Es wird ein enormes Schuldgefühl in ihr auslösen und emotionale Narben hinterlassen, wenn sie erfährt, dass sie die Erinnerung an das eigene Kind verloren hat. Es geht gegen die Natur jeder Mutter zu vergessen, dass sie ein Kind geboren hat. Dies ist der kritischste Faktor, hier müssen Sie extrem vorsichtig vorgehen.“
„Ich verstehe.“ Maeve war aus dem Koma aufgewacht, doch geheilt war sie noch lange nicht. „Sonst noch etwas?“
„Ja. Im Moment müssen Sie davon ausgehen, dass Ihre Ehe nur auf dem Papier besteht. Intimitäten mit einem Mann, der zwar ihr Ehemann ist, aber auch ein völlig Fremder, stellen eine unnötige Komplikation im Heilungsprozess dar.“
Na großartig! Das Eine, was wirklich gut zwischen ihnen gewesen war, musste gestrichen und Sebastiano zu den Verwandten ausgelagert werden. „Gibt es denn nichts, was ich tun kann?“
„Doch, natürlich“, kam es von Peruzzi. „Ihre Frau hat das Erinnerungsvermögen verloren, nicht den Verstand. Sie wird viele Fragen haben. Beantworten Sie diese wahrheitsgemäß. Beschönigen Sie nichts und, vor allem, üben Sie keinen Druck aus. Jede Information ist wie das Teilstück eines Gemäldes auf einer weißen Leinwand. Wenn genügend Teilstücke vorhanden sind, wird sie das Gesamtbild allein vollenden.“
„Und wenn sie etwas erfährt, das ihr unangenehm ist?“
„Dann ist es an Ihnen, signore, ihr Unterstützung anzubieten. Sie muss die Gewissheit haben, dass sie sich auf Sie verlassen kann, ganz gleich, was in der Vergangenheit passiert ist. Werden Sie das schaffen?“
„Ja“, antwortete Dario. Welche andere Wahl hatte er denn schon? „Kann ich sie besuchen?“
„Verbieten kann ich es Ihnen nicht, aber ich rate dringend davon ab. Ihr Erscheinen könnte Konsequenzen haben, die sich nicht vorhersagen lassen. Halten Sie sich daran fest, dass Sie schon bald wieder zusammen sind und Ihre Beziehung erneuern können.“
„Sicher, das sehe ich ein.“ Er hätte lachen mögen, weil es so weit von der Wahrheit entfernt war. „Und danke für Ihre Zeit.“
„Keine Ursache. Ich wünschte, ich könnte den Angehörigen aller meiner Patienten derart gute Nachrichten überbringen. Ich melde mich bei Ihnen, sobald Ihre Frau entlassen werden kann. Sollten Sie noch Fragen haben, können Sie mich jederzeit anrufen. Viel Glück, Signor Costanzo.“
Dario hängte den Hörer ein und drehte sich grübelnd zum Fenster. Marietta Pavia, das junge Kindermädchen, das er eingestellt hatte, saß mit ihrem Schützling im Schutz des schattigen Gartens und sang dem Jungen vor. Dass eine Ehefrau ihren Mann vergaß, den sie leid geworden war, konnte man noch nachvollziehen, auch wenn es wenig schmeichelhaft war. Doch wie war es möglich, dass eine Mutter jegliche Erinnerung an ihr erstes Kind aus ihrem Kopf und ihrem Herzen löschte?
Eine Stimme, kultiviert und gebieterisch, ertönte hinter ihm und riss ihn aus seinen Gedanken. „Dem, was ich hören konnte, entnehme ich, dass sich ihr Zustand verändert hat.“
Dario wandte sich zu dem Neuankömmling um. In dem eleganten Kleid, das schwarze Haar zu einem klassischen Chignon aufgesteckt, schimmernde Perlen an Hals und Ohren, sah man Celeste Costanzo ihre neunundfünfzig Jahre nicht an, eher hätte man sie für eine gepflegte Mittvierzigerin gehalten. „Du siehst aus, als wolltest du die Mailänder Modewelt im Sturm erobern, Mutter, und nicht auf einer Insel entspannen.“
„Nur weil man auf Pantelleria nicht im Licht der Öffentlichkeit steht, muss man nicht nachlässig werden, Dario – und wechsle nicht das Thema. Was gibt es Neues?“
„Maeve ist aus dem Koma erwacht. Sie wird sich vollständig erholen.“
„Also wird sie leben?“
„Du solltest nicht so enttäuscht klingen“, erwiderte er trocken. „Immerhin ist sie die Mutter deines Enkels.“
„Sie ist eine Zumutung, und ich verstehe nicht, wieso du sie auch noch verteidigst, nach allem, was vorgefallen ist.“
„Wir können nur vermuten, was vorgefallen ist, Mutter. Von den beiden Menschen, die die Wahrheit kennen, ist der eine tot und der andere hat das Gedächtnis verloren.“
„Ah, das ist also ihre Vorgehensweise? Sie erinnert sich nicht daran, dass sie dich verlassen und deinen Sohn mitnehmen wollte?“ Celeste verzog spöttisch den Mund. „Wie praktisch.“
„Das ist lächerlich, Mutter. Maeve ist nicht in der Verfassung für ein solch kalkuliertes Spiel. Ihre Ärzte sind zu erfahren, um auf so etwas hereinzufallen.“
„Du hältst die Diagnose also für gerechtfertigt?“
„Ja. Du solltest das ebenfalls tun.“
„Ich fürchte, das ist mir nicht möglich, mein Sohn.“
„Ich empfehle dir, es noch einmal zu überdenken, wenn du weiterhin in meinem Heim willkommen sein möchtest“, sagte er kalt.
Celestes Teint wurde blasser. „Ich bin deine Mutter!“
„Und Maeve ist meine Frau.“
„Für wie lange noch? Bis sie wieder wegläuft? Bis Sebastiano auf der anderen Seite der Erdkugel aufwächst und einen anderen Mann Papa nennt? Was wird nötig sein, Dario, damit du erkennst, was für eine Frau sie ist?“
„Sie ist die Frau, die meinen Sohn geboren hat“, knurrte er. Der Ärger, der seit Wochen in ihm brodelte, drohte überzulaufen. „Ich erwarte von dir, dass du damit aufhörst, ihre angeblichen Versäumnisse als Ehefrau und Mutter ständig herauszustellen.“
„Das wird auch nicht nötig sein, mein Lieber“, erwiderte seine Mutter ungerührt. „Das übernimmt sie dann schon selbst.“
Jeder in der Klinik, von der Hilfspflegekraft bis zum Professor, kam, um sich von ihr zu verabschieden.
Jeder versicherte ihr, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Sie hatte einen Autounfall gehabt, ihr Erinnerungsvermögen würde mit der Zeit schon zurückkehren.
So wie auch jeder ihre Fragen, wer die Blumen schickte und die Rechnungen zahlte, ignoriert hatte. Als eine Pflegekraft sich verplapperte und einen „er“ erwähnte, da hatte das junge Ding einen Blick von der Oberschwester zugeworfen bekommen, der die Sahara in eine Eiswüste verwandelt hätte.
„Er“ – wer?, hatte Maeve nachhaken wollen, doch da sie nicht wirklich mit einer Antwort rechnete, fragte sie stattdessen: „Darf ich zumindest erfahren, wohin ich gehe, wenn ich entlassen werde?“
„Aber natürlich, Liebes“, hatte die Oberschwester in jenem Ton geantwortet, den man bei neugierigen kleinen Kindern benutzte. „Dorthin zurück, wo Sie vorher gelebt haben, zu den Menschen, die Sie lieben.“
Wo immer das sein mochte!
Einige Tage vor ihrer Entlassung hatten die Ärzte ihr gesagt, sie würde zur Rekonvaleszenz an einen Ort namens Pantelleria fahren. Sie hatte nie davon gehört.
„Wer wird dort sein?“
„Dario Costanzo …“
Von ihm hatte sie auch noch nie gehört.
„… Ihr Ehemann.“
Und das hatte sie so sprachlos gemacht, dass sie keine Fragen mehr stellte.
Jetzt standen sie alle um die schwarze Limousine herum versammelt und winkten ihr lächelnd mit den besten Wünschen nach. „Sie werden uns fehlen. Schauen Sie doch mal rein, wenn Sie in der Nähe sind. Aber dann auf eigenen Beinen.“
Und plötzlich, nachdem sie sich tagelang gewünscht hatte, der Rund-um-die-Uhr-Bewachung zu entkommen, hatte sie Angst, diese Menschen zu verlassen. Sie gehörten zu „Nach dem Unfall“ und waren ihr einziger Bezug zur Gegenwart. „Vor dem Unfall“ war ein verloren gegangenes Kapitel im Buch ihres Lebens. Dass sie im Zuge stand, es wiederzufinden, und zu dem Mann zurückkehrte, den sie offenbar während dieser Zeit geheiratet hatte, sollte sie mit Vorfreude erfüllen. Stattdessen löste es pure Panik in ihr aus.
Genau wie der Gedanke, sich unter die Menschenmenge am Flughafen mischen zu müssen. Sie hatte sich doch im Spiegel gesehen. Hager und abgezehrt sah sie aus. Ihr Haar, einst lang und dicht, war jetzt kurz geschnitten und verbarg die gezackte Narbe an ihrer linken Schläfe kaum. Die Kleidung schlotterte an ihr, als hätte sie endlos viele Kilos verloren oder litte an einer unaussprechlichen Krankheit.
Doch als die Limousine den Flughafen erreichte, fuhr der Wagen nicht zum Abflugterminal, sondern bog auf ein separates Gelände ein, wo ein Privatflugzeug wartete und ein freundlicher Steward ihr an Bord half.
Wer war ihr Mann, dass sie Anrecht auf solchen Luxus hatte, sie, die einzige Tochter eines Klempners und einer Supermarktkassiererin, aufgewachsen in einem bescheidenen Viertel von Vancouver?
Sich an die Eltern zu erinnern, die ihre Tochter abgöttisch geliebt hatten, ließ Tränen in ihre Augen steigen. Würden sie noch leben, dann führe sie zu ihnen, zurück zu dem kleinen Haus auf der von Ahornbäumen beschatteten Straße, nicht weit entfernt von dem Park, in dem sie als Siebenjährige das Fahrradfahren gelernt hatte. Ihre Mom würde sie verwöhnen und Brombeerkuchen backen, und ihr Vater würde ihr sagen, wie stolz er auf sie war, weil sie etwas aus sich gemacht hatte. Doch die beiden waren tot, ihr Vater verstarb nur wenige Monate nach seiner Pensionierung, ihre Mutter drei Jahre später. In dem kleinen Haus lebten jetzt Fremde.
Und Maeve, von den emotionellen Anstrengungen des Tages erschöpft und für den Start im Ledersessel eines sündhaft luxuriösen Jets angegurtet, befand sich in diesem Moment auf dem Weg in ein Leben, das für sie nichts als ein einziges großes Fragezeichen war.
Der Steward war zwar nicht unbedingt redselig, aber zumindest nicht so verschlossen wie das Krankenhauspersonal, als Maeve danach fragte, wohin man sie bringe.
„Die Insel heißt Pantelleria“, erklärte er, als er Maeve den exquisiten Lunch servierte. „Man nennt sie auch die schwarze Perle des Mittelmeers.“
„Und die Insel gehört zu Italien?“
„Sì, signora. Knapp hundert Kilometer der südlichsten Spitze Siziliens vorgelagert und weniger als achtzig Kilometer von Tunesien entfernt. Das liegt in Afrika.“
Den Verstand hatte sie nicht verloren. Sie wusste, wo Afrika war und wo Tunesien lag. Aber Pantelleria? Bei dem Namen klingelte nichts. „Erzählen Sie mir von dieser schwarzen Perle.“
„Ein kleines windiges Eiland, sehr isoliert. Die Straßen sind nicht besonders gut, aber die Reben wachsen dort besonders süß, das Meer ist von einem wunderschönen klaren Blau und die Sonnenuntergänge … magnifico.“
Es hörte sich nach dem Paradies an. Oder nach einem Gefängnis. „Leben dort viele Leute?“
„Außer den Touristen … nein, nicht viele.“
„Habe ich dort lange gelebt?“
Offensichtlich fiel der Wechsel vom Geographischen zum Persönlichen auf wenig fruchtbaren Boden. Mit verschlossener Miene richtete der Stewart sich auf, als würde die Militärparade abgenommen. „Was darf ich Ihnen zu trinken bringen, signora?“
Lächelnd versuchte sie, ihn herauszulocken. „Was trinke ich denn normalerweise?“
Umsonst, er war auf der Hut. „Wir haben Wein, Saft, Milch und acqua minerale frizzante an Bord. Wenn Sie wünschen, serviere ich Ihnen auch gern einen Espresso.“
„Mineralwasser, bitte“, erwiderte sie knapp. Wer immer am Ende dieser Reise auf sie wartete, sollte besser mit offenen Antworten aufwarten können. Diese Geheimnistuerei wurde ihr langsam zu viel.
Doch sämtliche ihrer Fragen verflüchtigten sich, als der Jet schließlich auf dem Boden zum Stehen kam und sie den Mann erblickte, der an der Landebahn stand, um sie zu begrüßen.
Wenn Pantelleria die schwarze Perle des Mittelmeers war, dann war er der Topas-Prinz. Gut ein Meter neunzig groß, dunkelbraun gebrannt und so attraktiv, dass sie den Blick gewaltsam losreißen musste, bevor sie noch anfing zu seibern, nahm er ihre Hände in seine. „Ciao, Maeve. Ich bin dein Mann. Es ist schön, dich wieder zu Hause zu haben. Du siehst gut aus.“
Sein dichtes schwarzes Haar war perfekt geschnitten, er trug Leinenhosen und ein Hemd aus feinster ägyptischer Baumwolle. Im Vergleich zu diesem elegant gekleideten Fremden und augenscheinlichen Besitzer des silbernen Jets kam Maeve sich wie ein zerrupftes Küken und völlig fehl am Platze vor.
Im Stillen musste er Ähnliches denken, denn trotz seiner freundlichen Worte hatte sie das gleiche Mitleid in seinen dunkelgrauen Augen aufblitzen sehen, das sie ihre ganze Kindheit verfolgt und mehr Narben hinterlassen hatte, als jeder Autounfall es je könnte.
Das arme Ding. Mit diesen Zähnen kann sie ja durch Zaunlatten an einem Maiskolben knabbern …
Kein Wunder, dass sie sich hinter all dem Haar versteckt …
Ich würde sie ja zu meiner Party einladen, aber sie passt einfach nicht zu uns …
Ein Kiefernorthopäde hatte ihr schließlich zu dem perfekten Lächeln verholfen, hinter dem sie sich versteckte, wenn sie sich unsicher fühlte. „Du musst verzeihen, aber dein Name ist mir entfallen.“
Das musste das Lächerlichste sein, was sie je von sich gegeben hatte. Falls er ebenso dachte, ließ er sich nichts anmerken.
„Ich heiße Dario.“
„Dario.“ Sie wiederholte den Namen, ließ die Silben über die Zunge rollen, so als könne sie damit ihre Erinnerung in Gang setzen. Es wirkte nicht.
„Lass uns zum Wagen gehen. Der Wind weht heute extrem heiß.“
Er führte sie zu einem Porsche Cayenne. Dieses Mal also keine schwarze Limousine, aber teurer, das wusste sie. Und ja, er hatte recht mit dem Wind. Ihr Haar – oder das, was davon noch übrig war – wiegte sich wie Stoppeln auf einem Weizenfeld, und Schweißtropfen bildeten sich zwischen ihren Brüsten. Dankbar für die Klimaanlage, ließ sie sich auf den Beifahrersitz gleiten. Sie war froh, den letzten Teil ihrer Reise vor sich zu haben. Der Flug hatte zwar keine zwei Stunden gedauert, aber da sie nicht gewusst hatte, was sie erwartete, war sie angespannt wie eine überdrehte Feder gewesen.
Da Dario sich offensichtlich nicht beflissen fühlte, ein Gespräch anzufangen, schaute Maeve hinaus auf die vorbeirauschende Szenerie, still darum flehend, irgendetwas möge ihr bekannt vorkommen. Die Uferstraße um die Insel war eng und gewunden, aber die Gegend war hübsch.
Linkerhand zogen sich Weinstöcke in die Hügel hinauf, von Steinmauern gestützt. Dazwischen wuchsen einzelne Olivenbäume und stellten sich schief dem Wind entgegen. Rechterhand schlugen die Wellen des azurblauen Meeres an schwarzes Lavagestein. Daher hatte die Insel wohl ihren Beinamen.
Irgendwann fuhren sie durch ein bezauberndes Fischerdörfchen. Seltsame würfelähnlich geformte Gebäude mit perforierten Kuppeldächern und tiefen Rillen im Dach standen eng beisammen.
„Um Regenwasser zu sammeln“, erklärte Dario, als die Neugier in Maeve stärker wurde als ihre Angst, das drückende Schweigen zu brechen. „Pantelleria ist eine Vulkaninsel mit vielen unterirdischen Quellen, doch aufgrund des Schwefelgehalts ist das Wasser ungenießbar.“
Leider brachte auch diese Information keinerlei Erinnerung zurück. Die Minuten verstrichen, ohne dass ihr lakonischer Ehemann sich Mühe gegeben hätte, die Unterhaltung in Gang zu halten.
„Dein Steward sagte mir, es sei eine kleine Insel.“
„Sì.“
„Also ist dein Haus nicht weit entfernt?“
„Auf Pantelleria ist nichts weit entfernt. Die Insel ist keine fünfzehn Kilometer lang und nur fünf Kilometer breit.“
„Dann sind wir bald da?“
„Sì.“
„Wie mir gesagt wurde, haben wir vor dem Unfall hier gelebt.“
Ein Muskel zuckte in seiner Wange. „Sì.“
So jemanden nannte man wohl einen Mann der wenigen Worte! „Und wie lange sind wir verheiratet?“
„Etwas mehr als ein Jahr.“
„Sind wir glücklich?“
Er verspannte sich, eine Falte erschien auf seiner Stirn. „Augenscheinlich nicht.“
Bestürzt starrte sie ihn an. Diesem umwerfenden Mann hatte sie das Eheversprechen gegeben. Sie trug seinen Namen, war abends in seinen Armen eingeschlafen und morgens mit seinen Küssen aufgewacht. Und irgendwie war das alles verschwunden. „Wieso nicht?“
Es waren schlanke kräftige Finger, die jetzt das Lenkrad fester hielten. Ohne Ehering. Wie auch sie keinen Ring trug. „Unsere Lebensumstände waren nicht ideal.“
Es drängte sie, ihn nach dem Warum zu fragen, doch die Distanz in seiner Stimme war selbst für jemanden in ihrem verwirrten Zustand nicht zu überhören. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Landschaft.
Dario war von der Hauptstraße abgebogen und fuhr einen asphaltierten Weg durch ein Villenviertel entlang. Vor einer hohen Mauer verlangsamte er das Tempo, und schmiedeeiserne Tore schwangen lautlos auf und wieder zu, sobald der Wagen hindurchgefahren war.
Von Zwergpalmen gesäumt, wand sich die Zufahrt scheinbar endlos durch einen gepflegten Park bis zu einer Residenz, die opulenter war als alle, an denen sie vorbeigefahren waren. Der große Flachbau, im Baustil dem Bild der ursprünglichen Inselhäuser angepasst und mit dem typischen Kuppeldach auf dem Haupthaus, zog sich mit mehreren Flügeln versetzt über das Grundstück.
Vor dem beeindruckenden Vordereingang brachte Dario den Wagen schließlich zum Stehen und stellte den Motor ab. „Willkommen zu Hause, Maeve.“
Sie stieg aus. Der Wind hatte sich gelegt, der würzige Duft von Pinien hing in der Abendluft, die ersten Sterne blinkten am Himmel. Schon von hier aus konnte man das Mittelmeer blitzen sehen.
Maeve schloss die Augen, atmete tief ein und fragte sich, wie es möglich war, dass sie sich an ein solches Anwesen nicht erinnerte.
Dario lehnte sich an den Wagen und musterte sie. Ihre Silhouette zeichnete sich gegen den Abendhimmel ab. Als sie aus dem Flugzeug gestiegen war, hatte ihn ein Schock durchzuckt. Sobald sein Blick auf sie gefallen war, hatte er das Recht des Ehemannes wahrnehmen und sie in seine Arme ziehen wollen. Nur Peruzzis Warnung, sie nicht zu drängen, hatte ihn davon zurückgehalten. Das, und die Angst, dass er sie vielleicht zerdrücken könnte.
Sie war immer schlank gewesen, doch nicht so zerbrechlich wie jetzt, so als könnte der leiseste Windhauch sie von den Klippen wehen. Sie wirkte regelrecht durchsichtig. Kein Wunder, dass der Arzt ihn ermahnte, Geduld zu haben. Erst einmal musste sie körperlich zu Kräften kommen. Der Rest – ihre Geschichte, die Ereignisse, die zu dem Unfall geführt hatten – konnte warten.
Mit ihren Fragen hatte sie ihm schon mehr entlockt, als er preisgeben wollte. Nun, das würde ihm nicht noch einmal passieren. Er war nicht an die Spitze eines Multi-Milliarden-Dollar-Imperiums aufgestiegen, weil er sich nicht unter Kontrolle hatte.
„Möchtest du vielleicht eine Weile hier draußen bleiben und dir mit einem kleinen Spaziergang durch den Park die Beine vertreten?“
Sie fuhr sich mit den Fingern durch das kurze Haar. „Nein, danke. Es ist zwar noch früh, aber ich bin doch sehr müde.“
„Dann komm. Die Haushälterin wird dir dein Zimmer zeigen.“
„Kenne ich sie?“
„Nein. Sie hat erst letzte Woche hier angefangen. Ihre Vorgängerin ist nach Palermo gezogen, um mehr Zeit mit ihren Enkelkindern verbringen zu können.“
Er nahm die kleine Reisetasche aus dem Wagen und gab Maeve den Vortritt ins Haus. In der großen Halle schaute sie sich um – Ventilatoren an der hohen Decke, weiße Wände und schwarzer Marmorboden.
„Lebst du immer hier?“
„In der Regel nicht. Normalerweise komme ich an den Wochenenden her, um zu entspannen.“
Ein leiser Schauer durchlief sie. „Werde ich hier allein sein?“
„Nein, Maeve. Bis du dich zu Hause fühlst, bleibe ich bei dir.“
„Im selben Zimmer und … im selben Bett?“
Möchtest du das?, wollte er fragen. Bilder stürzten auf ihn ein, Bilder von losgelösten leidenschaftlichen Nächten. Fast wünschte er, er könnte es vergessen. „Du wirst dein eigenes Zimmer haben, so lange du wünschst. Aber ich bin immer in deiner Nähe. Falls du mich brauchst“, sagte er und beglückwünschte sich still zu seiner Antwort. Er drängte sie nicht, ließ aber die Möglichkeit für ein normales Eheleben in der Zukunft offen. Peruzzi wäre stolz auf ihn.
„Oh.“ Fast hörte sie sich enttäuscht an. „Das ist sehr aufmerksam von dir. Danke für alles.“
„Prego.“
Sie trat näher. „Äh … sind meine Sachen noch hier?“
„Ja. Alles ist genau so, wie du es hinterlassen hast.“ Nur das blutgetränkte Kleid, das sie am Tag des Unfalls getragen hatte, existierte nicht mehr. Das war das Eine, an das sie sich hoffentlich nie erinnern würde. „Hier kommt Antonia.“ Er war erleichtert über die Ablenkung. „Sie wird dich in deine Suite führen und sich darum kümmern, dass du alles hast, was du brauchst. Ruh dich aus. Wir sehen uns dann morgen früh.“
Sobald die beiden Frauen, die eine mollig und rund, die andere so zierlich und zerbrechlich, im linken Flügel des Hauses, wo die Gästezimmer lagen, verschwunden waren, ging Dario in die entgegengesetzte Richtung zu seinem Arbeitszimmer. Kaum dass er die Tür hinter sich ins Schloss gedrückt hatte, griff er zum Telefon und rief seine Schwester Giuliana an, die gleich nebenan wohnte.
Sie meldete sich nach dem ersten Klingeln. „Ich habe schon auf deinen Anruf gewartet. Ist Maeve sicher zu Hause angekommen?“
„Ja.“
„Wie geht es ihr? Ist es so schlimm wie befürchtet?“
„Ah, Giuliana.“ Zu seinem Entsetzen wollte seine Stimme brechen. Er musste sich erst einen Moment sammeln. „Sie ist zerbrechlich wie feinstes Glas. Die Reise hat sie ausgelaugt. Wir sind vor ein paar Minuten angekommen, und sie ist direkt zu Bett gegangen.“
„Das arme Ding! Ich wünschte, ich könnte rüberkommen, um ihr zu sagen, wie sehr ich sie mag und wie froh ich bin, dass sie wieder zurück ist.“
„Ich auch. Ich wünschte, du könntest ihr ihren Sohn zeigen und sie würde sich daran erinnern, dass sie Mutter ist. Aber so weit ist es noch lange nicht.“
„Ich weiß, Dario. Kleine Schritte, nicht wahr? Das hat ihr Arzt geraten.“
„Nicht so klein, wie er es wohl gerne hätte. Maeve hat mir bereits entlockt, dass unsere Ehe nicht ideal ist. Nicht gerade der beste Anfang, um unser gemeinsames Leben wieder aufzubauen.“
„Wenn ihr euch stark genug liebt, ist es möglich, um das zurückzubekommen, was ihr einst hattet. Die Frage ist, ob ihr das tut.“
„Für sie kann ich nicht sprechen, Giuliana.“
„Dann sprich für dich selbst. Ich weiß, euer Start war nicht der beste, und du hast sie aus Ehrgefühl geheiratet, aber ich dachte immer, ihr habt es geschafft.“
„Bis alles schiefgegangen ist.“
Und genau hier lag der Knackpunkt. Konnten sie beide über die Ereignisse in der Vergangenheit hinwegkommen, oder hatten sie zu viel verloren, um einander je wieder zu vertrauen?
Giuliana schien die Gedanken ihres Bruders zu erraten. „Maeve liebt dich, Dario. Dessen bin ich sicher.“
„Wirklich? Ich wünschte, ich könnte mir auch sicher sein. Aber ich habe dich nicht angerufen, um dich mit meinen Zweifeln zu belasten, sondern um herauszufinden, wie du dich hältst, mit einem zusätzlichen Kind. Ist Sebastiano eine große Belastung?“
„Überhaupt nicht. Marietta ist vielmehr eine große Hilfe. Cristina liebt ihren kleinen Cousin und spielt ständig mit ihm. Er ist ein so zufriedenes Baby, weint überhaupt nur, wenn er Hunger hat oder die Windel gewechselt werden muss.“
„Ja, er ist der eine Lichtblick in der ganzen düsteren Geschichte.“
„Und zu jung, um zu verstehen, was geschehen ist.“
„Hoffen wir, dass er es nie herausfinden muss.“ Dario hielt kurz inne. „Ist irgendjemand von der Familie vorbeigekommen?“
„Wenn du damit unsere Mutter meinst … ja. Sie will das Baby zu sich nehmen, aber ich bin unnachgiebig, Sebastiano bleibt bei uns.“
„Ich hatte gehofft, sie würde mit Vater nach Mailand zurückkehren. Das Letzte, was Maeve jetzt gebrauchen kann, ist ein Zusammenstoß mit ihr.“
„Leider scheint sie entschlossen zu bleiben. Mach dir keine Gedanken, Dario, ich kann mich schon behaupten. Und Lorenzo wird nicht zulassen, dass sie sich einmischt.“
Das wusste er. Seine Mutter konnte manchmal anstrengend sein, aber sein Schwager würde sich ebenso wenig von ihr herumkommandieren lassen wie er selbst. „Ich bin wirklich dankbar für eure Hilfe. Gib meinem Sohn einen Gutenachtkuss von mir. Ich würde ja selbst vorbeikommen und …“
„Nein, es ist wichtiger, dass du bei Maeve bleibst. Sie sollte nicht allein sein, bevor sie sich nicht wieder gefangen hat.“
Und wie lange das dauern mochte, konnte niemand sagen. Dario beendete den Anruf, goss sich einen großzügigen Drink ein und trat hinaus auf die Terrasse in die laue Sommernacht.
Peruzzi hatte gut reden, Geduld zu predigen. Dario war nie ein besonders geduldiger Mann gewesen. Er hatte zu viele Tage seine Arbeit vernachlässigt, weil er sich nicht konzentrieren konnte. Zu viele Tage mit einem Scotch als einziger Gesellschaft verbracht. Und zu viele Nächte allein in einem Bett geschlafen, das für zwei gemacht war.
Ein leises Geräusch unterbrach seine Grübeleien, ein bekannter Duft erreichte ihn. Er drehte sich um und sah sie in der offenen Glasschiebetür stehen. In dem langen flatternden Kaftan hatte Maeve nie ätherischer und verführerischer ausgesehen.
„Wolltest du nicht zu Bett gehen?“, fragte er, als er die Sprache wiedergefunden hatte.
„Ich konnte nicht einschlafen.“
„Zu viel Aufregung?“
„Vielleicht.“ Sie machte einen Schritt auf ihn zu, dann noch einen. „Oder vielleicht habe ich auch genug geschlafen, und es wird Zeit, endlich aufzuwachen.“
Warum blieb er so reglos stehen? Der Mut wollte Maeve verlassen, am liebsten wäre sie zurück in ihre sichere Suite gerannt.
Ihre Suite … eine Oase des Friedens. Ruhige Pastellfarben, um die an Amnesie leidende Hausherrin nur ja nicht aufzuregen. Luxuriöser, als man sich vorstellen konnte, mit direktem Blick aufs Meer. Doch von dem Moment an, da sie über die Schwelle dieses Hauses getreten war, fühlte sie sich unbeschreiblich leer.
Hier war etwas geschehen, etwas, das hinausging über eine kriselnde Ehe. Diese atemberaubende Villa am Meer barg ein düsteres Geheimnis, und sie gedachte, dieses Geheimnis aufzudecken. Ob es ihrem verschlossenen Ehemann gefiel oder nicht, er war es, der ihr dabei helfen würde.
„Bietest du mir nichts zu trinken an?“, fragte sie unverblümt, auch wenn ihr Puls raste. Aber sie hatte schon vor langem gelernt, Angst zu beherrschen und mit kühler Haltung zu kaschieren.
„Ich weiß nicht, ob Alkohol unbedingt angebracht ist.“
„Wieso? Trinke ich etwa?“
Er lachte auf – ein tiefer, warmer Laut, der ihr streichelnd über die Haut fuhr. „Nein, das nicht.“
„Das beruhigt mich ungemein. Ich befürchtete schon, ich könnte eine von den Frauen sein, die sich mit Bier vollgießen und dann auf dem Tisch tanzen.“
„Ich habe dich noch nie Bier trinken sehen. Champagner, und dann höchstens ein Glas. Aber Medikamente und Alkohol vertragen sich nicht.“
„Ich nehme keine Medikamente ein. Schon seit zwei Wochen nicht mehr.“
„Nun, dann …“ Er rieb sich das Kinn. „Ich mache dir einen Vorschlag. Iss mit mir zu Abend, und ich öffne eine Flasche deines Lieblingsjahrganges.“
Sie wollte nicht zu eifrig erscheinen. „Na schön. Jetzt, da du von Essen sprichst, merke ich, dass ich Hunger habe.“
„Eccellente. Entschuldige mich einen Moment, ich gebe nur der Köchin Bescheid, dass wir zu zweit sind.“
„Natürlich.“ Sein Lächeln ließ ihre Knie weich werden. Sobald er verschwunden war, sank sie auf die nächststehende Sonnenliege.
Der Ausblick war atemberaubend. Der riesige ovale Swimmingpool schien direkt in die Klippen gehauen zu sein – eine Illusion, natürlich, aber Resultat aufwendiger Planung und Konstruktion, wie nur die sehr, sehr Reichen es sich leisten konnten. Die Bougainvillea als Rahmen des Bildes jedoch war von der Natur beigesteuert worden.
Dario kehrte zurück, einen Eiskübel mit einer Flasche Champagner und zwei feinen Kristallflöten in der Hand. Er goss Champagner ein und reichte Maeve ein Glas, um mit ihr anzustoßen. „Salute!“
„Salute! Danke für alles, was du getan hast.“
„Wie hätte ich es nicht tun sollen, Maeve? Ich bin dein Mann.“
„Richtig. Nun, was das betrifft …“
„Entspann dich, cara“, meinte er leise. „Ich habe das nicht gesagt, um meine ehelichen Rechte einzufordern.“
„Oh.“ Zusammen mit dem Champagner schluckte sie auch so etwas wie Enttäuschung hinunter. Nicht, dass sie es gar nicht abwarten konnte, mit einem Mann zu schlafen, den sie nicht kannte. Aber er schien sie sehr gut zu kennen, und dass er sosehr auf Distanz blieb, war nicht unbedingt schmeichelhaft. Andererseits … was hatte sie erwartet? „Unter den gegebenen Umständen ist es wohl verständlich.“
Er blickte sie scharf an. „Was meinst du?“
„Ich erinnere mich vielleicht nicht an unsere Hochzeit, aber ich bin nicht blind. Ich sehe aus wie eine Vogelscheuche.“
„Du musst dich von einem Unfall erholen, bei dem du fast das Leben verloren hättest. Du kannst nicht erwarten, dass du aussiehst wie vorher.“
„Trotzdem. Mein Haar …“ Unzufrieden zupfte sie an den kurzen Strähnen.
Er griff nach ihrer Hand. Eine Geste, die ein Vater machen würde, um sein Kind davon abzuhalten, an einer verheilenden Schürfwunde zu kratzen. Doch so harmlos es auch hatte sein sollen … seine Berührung jagte einen Stromstoß durch ihren Körper, elektrisierte sie an Stellen, die man in der Öffentlichkeit nicht laut erwähnte. Unwillkürlich presste Maeve ihre Knie zusammen wie eine Jungfrau zur Verteidigung ihrer Unschuld.
Nur gut, dass er ihre Gedanken nicht erraten konnte. Oder vielleicht konnte er es doch, denn er ließ ihre Hand los.
„Du hast wunderschönes Haar. Es erinnert mich an die Sonne, wenn sie auf Satin fällt.“
„Es ist zu kurz.“
„Es gefällt mir. So sieht man mehr von deinem schönen Gesicht. Du bist schön, auch wenn dir das im Moment vielleicht anders vorkommt.“
Selbst wenn er das Kompliment so nüchtern wie ein Preisrichter bei einer Hundeausstellung vorgebracht hatte, es war mehr, als sie erhofft oder verdient hatte.
Nach ihrem Bad war sie in den Ankleideraum gegangen, um etwas zum Anziehen für sich zu suchen. Die Auswahl war wahrlich groß genug. Unterwäsche und Dessous lagen fein säuberlich in Kommoden geordnet, in den Schränken fand sie luftige Sommerkleider, Röcke und Tops, dazu zwei oder drei elegante Dinneroutfits, Unmassen an Sandalen und Sandaletten sowie Strohhüte. Nichts übertrieben Formelles, aber alles erlesene Qualität, extravagant und teuer.
Sie hatte sich für solide Unterwäsche aus Baumwolle und den fließenden dunkelvioletten Kaftan entschieden, weil dieser ihrer abgemagerten Figur noch am ehesten schmeichelte. Was sie im Spiegel sah, gab ihr zumindest den Mut, Dario im Haus zu suchen, doch jetzt, unter seinem prüfenden Blick, wand sie sich.
„Du bringst mich in Verlegenheit“, murmelte sie.
„Aber wieso? Du bist bezaubernd. Ich werde kaum der erste Mann sein, der dir das sagt.“
„Nein, mein Vater hat’s auch immer gesagt. Aber er war parteiisch. In Wahrheit war ich das hässliche Entlein, vor allem als Teenager.“
„Das glaube ich unbesehen.“
Ihr stand der Mund offen. „So?“
„Natürlich. Wie sonst hättest du dich in einen so eleganten Schwan verwandeln können?“
Er lachte, und plötzlich fiel sie in sein Lachen mit ein. Es war so lange her, seit sie gelacht hatte. Es bewirkte etwas Erstaunliches. Es löste den harten Knoten in ihrem Innern, sie fühlte sich frei und unbeschwert, zum ersten Mal seit Wochen. „Danke. Es ist nett, dass du das sagst.“
„Du selbst bist dein unerbittlichster Kritiker, Maeve.“ Er strich leicht über ihre Hand. „Was hat dich dazu gemacht?“
„Ich würde annehmen, dass ich es dir bereits erzählt habe. Schließlich sind wir verheiratet.“
„Mag sein. Aber da wir von vorn anfangen … Erzähle es mir noch einmal.“
„Ich war schon immer schüchtern, doch in der Pubertät wurde es noch schlimmer. In einer Gruppe war ich immer regelrecht versteinert. Meine Eltern schickten mich auf eine Mädchenschule, als ich dreizehn war. Ich musste die wenigen Freunde, die ich hatte, zurücklassen und betrat eine Welt, in der ich der Außenseiter war.“
„Du hast keine neuen Freunde gefunden?“
„Nicht wirklich. Mädchen können als Teenager sehr grausam sein. Ich wurde nur geduldet oder komplett ignoriert. Ganz unschuldig daran war ich nicht, weil ich mich immer mehr zurückzog und nicht aufzufallen versuchte. Was nicht leicht ist, wenn man größer als alle anderen ist und schrecklich schlaksig. Das lange Haar wurde zu einer Art Besessenheit, weil ich mich dahinter verstecken konnte.“ Sie nippte an ihrem Glas und schaute auf das Meer hinaus. „Ich wünschte mir, so zu sein wie die anderen, offen, selbstsicher, kess, doch ich war eben ich. Eine graue Maus. Schulisch akzeptabel, aber gesellschaftlich langweilig und fad.“
„Und wann hat sich das geändert?“
„Woher willst du wissen, dass sich das geändert hat?“
„Das Mädchen, das du da beschreibst, hat nichts mit der Frau zu tun, die ich kenne.“
Nach außen hin vielleicht nicht. Aber es brauchte sie nur jemand an ihre alten Unsicherheiten zu erinnern, und schon wurde sie wieder zu dem linkischen jungen Mädchen.
„Maeve, was hat den Ausschlag gegeben?“, hakte er leise nach, als sie nicht antwortete.
Sie erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen. „In meinem letzten Jahr rief mich die Direktorin bei der Schulversammlung aufs Podium und forderte alle Schülerinnen auf, einen genauen Blick auf Maeve Montgomery zu werfen. Erst dachte ich, ich hätte irgendeine Regel gebrochen und würde jetzt an den Pranger gestellt. Ich kam schier um vor Angst. Um es mir nicht anmerken zu lassen, stand ich gerade wie ein Stock und starrte über die Köpfe im Saal hinweg, ohne auch nur zu blinzeln. Doch stattdessen setzte sie zu einer Lobrede an. Jede Schulabgängerin solle sich ein Beispiel an mir nehmen. Wenn eine ihrer Schülerinnen über die Straße ging oder an einer Bushaltestelle stand, dann wollte sie bei ihr die gleiche Haltung und Würde sehen.“
„Ich verstehe. Die Außenseiterin passte also doch ins Bild, und sogar sehr gut.“
„Vermutlich. Ich war sicher nicht das glänzende Vorbild, zu dem sie mich machte, aber ihr Lob gab mir erheblichen Auftrieb. Die älteren Jahrgänge betrachteten mich von da an mit einem ganz besonderen Respekt und die jüngeren geradezu mit Ehrfurcht.“
„Wichtig ist doch, wie hast du dich selbst gesehen, cara?“
„Mit anderen Augen.“ In jener Nacht hatte sie sich vor den Spiegel gestellt, etwas, das sie sonst immer vermieden hatte, und sah nicht mehr den schlaksigen Teenager, sondern eine Fremde mit langen Beinen, sanften Kurven, makellosen Zähnen und leuchtend blauen Augen.
Doch das sagte sie nicht laut, das hätte eingebildet geklungen. „Ich schwor mir, mich nie wieder für mich selbst zu schämen, sondern mich der Welt zu stellen und die Ideale zu ehren, die meine Eltern mir vermittelt hatten – Ehrlichkeit, Treue, Anständigkeit.“
„Nur halten nicht alle Menschen sich an ihre Schwüre.“
Sein bitterer Ton schockierte sie. „Ich maße mir nicht an, für andere zu sprechen, Dario, aber ich kann überzeugt sagen, dass ich immer mein Bestes gegeben habe, mich an meine Versprechen zu halten.“
Einen Moment lang starrte er sie mit steinerner Miene an, und als er sprach, klang seine Stimme so kalt wie die blitzenden Sterne am Himmel. „Sicher, Liebes. Es ist eine so schöne Nacht, dass ich das Dinner auf die Terrasse bestellt habe. Ich hoffe, es ist dir recht.“
„Natürlich. Aber ich mag es nicht, dass du so abrupt das Thema wechselst.“
Er zuckte nur gleichgültig mit einer Schulter. Doch das würde sie nicht durchgehen lassen. Sie war lange genug bei Schwestern und Ärzten gegen die Mauer des Schweigens angerannt. Von dem Mann, der behauptete, ihr Ehemann zu sein, würde sie das nicht hinnehmen.
„Ignorier mich nicht, Dario. Du hast angedeutet, dass ich lüge. Ich will wissen, wieso. Was habe ich getan, dass du mir nicht glaubst?“
Bevor er etwas erwidern konnte, kam die Haushälterin, um Bescheid zu geben, dass das Dinner serviert sei. Dario führte Maeve zum anderen Ende der Terrasse, wo unter einem Dachvorsprung ein Tisch mit Silber und Kristall gedeckt war. Kerzen schwammen in Schalen und sandten flackernde Schatten. Musik erklang leise aus verborgenen Lautsprechern. Der Duft der Nachtblüher hing in der Luft. Es war eine märchenhafte Szenerie, doch durch den Wortwechsel war die Atmosphäre noch immer angespannt.
Antonia trug das Essen auf, blieb aber in Hörweite stehen, was nur leichte Konversation möglich machte. Doch schließlich war das Essen vorbei, das Geschirr abgetragen und Antonia wieder im Haus.
Maeve fiel Dario ins Wort, der gerade die therapeutischen Vorzüge der heißen Quellen auf der Insel in den höchsten Tönen lobte. „Also, wir sind wieder allein. Du kannst jetzt aufhören, den Fremdenführer zu spielen. Bitte beantworte mir die Frage, die ich stellte, bevor wir unterbrochen wurden. Und sag nicht, ich solle es vergessen. Ich habe genug davon, dass die Leute nicht offen zu mir sind.“
„Es war nur eine Anmerkung.“ Der Wein in seinem Glas schien plötzlich interessanter zu sein als ihr Gesicht. „Ich habe zu viele Geschäftsleute getroffen, deren Handschlag nichts wert ist. Das hat mich ein wenig verbittert gemacht, fürchte ich.“
„Das ist schade.“
„Das ist es.“ Endlich schaute er sie an. „Ich entschuldige mich, Maeve, wenn ich dich beleidigt haben sollte. Das war nicht meine Absicht. Ich könnte durchaus verstehen, wenn du mir unter dem Tisch vors Schienbein treten würdest.“
Sein Lächeln kam zurück, so überwältigend wie zuvor. Sie genoss die Wärme, die es in ihr auslöste. „Ich vergebe dir … unter einer Bedingung. Bisher habe ich die meiste Zeit geredet, aber ich möchte mehr über dich erfahren.“
„Einverstanden.“
„Und ich würde gern einen kleinen Spaziergang machen, während ich dich ausfrage.“
„Bist du sicher, dass du Kraft dafür hast? Du bist gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden.“
„Solange ich nicht über die Klippen klettern oder einen Marathonlauf absolvieren muss, werde ich es schon schaffen.“
„Dann lass uns gehen.“
Er führte sie einen gepflasterten Pfad entlang, der sich durch mehrere voneinander abgetrennte Gärten wand.
„Wieso sind diese Gärten eingeschlossen?“ Sie fand die hohen Mauern beengend.
„Als Schutz vor dem Wind. Diese Zitronenbäume, zum Beispiel, würden den scirocco niemals überstehen.“
Vermutlich hatte sie das einmal gewusst, so wie auch die anderen tausend kleinen Details, die das Leben hier auf der Insel ausmachten. Das konnte vorerst warten. Zuerst musste sie den großen Rahmen für ihre Situation abstecken. „Ich sehe schon, ich habe viel zu lernen.“
„D’accordo, dann lass uns anfangen. Wo soll ich beginnen?“
„Mit deiner Familie. Schließlich ist sie ja durch unsere Heirat auch meine Familie. Kommen sie manchmal her?“
„Ja.“
„Sind sie jetzt hier?“
„Ja.“
„Ich habe niemanden gesehen.“
„Sie leben auch nicht in meinem dammuso.“
„Dammuso?“
Sein Grinsen war selbst im Dunkeln zu erkennen. „Das Wort stammt aus dem Arabischen und bedeutet so viel wie Haus – oder genauer: ‚höhlenartige Konstruktion‘. Die Gebäude und die Baumethode sind auf ganz Pantelleria die gleichen.“
Nicht ganz, dachte sie. Die Häuser hier mochten alle Bogenfenster haben und Kuppeldächer, aber die meisten waren Welten entfernt von der luxuriösen Villa, in der er lebte. „Wo wohnen sie dann?“, fragte sie.
„Wir sind alle Nachbarn. Meine Schwester wohnt gleich nebenan, und meine Eltern neben ihr.“
„Und wenn ihr nicht auf der Insel seid?“
„Dann ist Mailand unser Wohn- und Firmenhauptsitz. Aber dort wohnen wir nicht so eng beieinander. Du und ich haben ein Penthouse, wie auch meine Eltern. Und meine Schwester lebt mit ihrem Mann in einer Villa am Stadtrand.“
„Du hast keine anderen Geschwister? Nur die eine Schwester?“
„Richtig.“
„Hat sie Kinder?“
„Ja. Aber ich möchte dich noch nicht mit Namen und Zahlen überlasten.“
„Einverstanden. Dann erzähle mir von diesem Firmenhauptsitz. Um was für ein Unternehmen handelt es sich genau?“
„Ein Familienbetrieb, von meinem Großvater in den Zwanzigerjahren gegründet. Nach dem Krieg wollte er es armen und verwaisten Kindern ermöglichen, auch die schönen Seiten des Lebens zu sehen und Ferien zu verbringen. Er hat klein hier in Italien angefangen, hat verwahrlostes Land günstig aufgekauft und Erholungsparks darauf gebaut. Um diese Ferienorte für Kinder aus armen Familien weiterhin verwirklichen zu können, hat er seine unternehmerischen Fähigkeiten dann auf lukrativere Projekte gerichtet und Golf-, Ski- und Strandressorts entwickelt. Ein Teil des Gewinns nutzte er für die von ihm gegründete Stiftung.“