Das Buch
Als Mirco Wolf Wiegert 2003 mit einem Kumpel 7000 Euro zusammenkratzte und aus dem Studentenwohnheim heraus Coca-Cola herausforderte, war das eine Sternstunde der Gründerszene. Die beiden lieferten die ersten Kästen via Direktvertrieb an angesagte Clubs im Hamburger Schanzenviertel und eroberten von dort aus Deutschland und die Welt. In seiner Start-up-Fibel erzählt Mirco, wie sie ohne Dispo, dafür mit viel Herzblut loslegten und erfolgreich wurden. Eine spannende Unternehmensgeschichte mit vielviel Koffein, Anekdoten und wertvollem Business-Know-how.
Der Autor
Mirco Wolf Wiegert, geboren 1975 in Hamburg, studierte – nach Zivildienst und Ausbildung in einer Spedition – Außenwirtschaft und internationales Management. Zusammen mit einem Freund aus Pfadfindertagen gründete er 2003 fritz-kola. Als geschäftsführender Gesellschafter ist er der Unternehmer hinter der Indie-Brand.
Fotoquelle: © Eva Häberle
ECON
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ISBN: 978-3-8437-2589-7
© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2021
Buchumschlag: Rocket & Wink, Hamburg
Innengestaltung: Tanja Pfaff, Hamburg
E-Book: LVD GmbH, Berlin
Alle Rechte vorbehalten.
„Guten Morgen Mirco, anbei findest du eine kurze Planung für nächsten Freitag. (Yann hat eine Route geplant, die wir sehr gut zu Fuß ablaufen können.)
Bis nächsten Freitag!
Yann & Jannis“
Nun sitze ich im Zug von Hamburg nach Berlin. Noch habe ich eine FFP2-Maske auf, aber draußen scheint die Sonne, die Impfungen machen Fortschritte und ein Ende der Covid-19-Pandemie scheint in Sicht. Es erwartet mich ein Tag in Berlin mit Yann & Jannis. Die beiden „fritzen“ sorgen dafür, dass es fritz-kola in Berlin überall dort gibt, wo es schön ist. All die kleinen Cafés, Bars, Restaurants, Dachterrassen, Parks, Clubs, Uferpromenaden; all die Plätze, an denen sich nun nach Monaten bald wieder Menschen tummeln werden. All die Orte, an denen eine eiskalte fritz-kola oder eine unserer Limonaden und Schorlen den Moment versüßt und wir die Gesellschaft anderer genießen. Wir werden mithelfen, all den Gastgebern und ihren Gästen in der Post-Covid-19-Zeit diesen besonderen Moment zu ermöglichen.
Ich weiß noch wie heute, als ich mit meinem alten VW-Bus von Hamburg nach Berlin gefahren bin, um das erste Mal fritz-kola in diese vibrierende Weltmetropole zu bringen. Es war noch die Anfangszeit von fritz-kola. Wir hatten noch keine Mitarbeiter, kein Geld und wenig Erfahrung, wie es ist, ein „guter Unternehmer“ zu sein. Aber wir hatten einen spannenden Weg vor uns, bei dem uns viele tolle Menschen begleitet haben. Meistens Jungs und Mädels in den Zwanzigern, enthusiastisch, bei uns mitzumachen. Über die Jahre dann auch ältere Semester, um dem Enthusiasmus Erfahrung beizufügen. Heute, kurz vor Redaktionsschluss und Drucklegung dieses Buchs, ist fritz-kola volljährig, also erwachsen geworden. Mit unseren fast 300 fritzen in Deutschland, BeNeLux, Polen und Österreich verkaufen wir fritz-kola in fast alle europäische Länder und lasten fünf Abfüllbetriebe aus.
Auch wenn der größte Teil dieses Buches aus meiner Perspektive geschrieben ist, so war und ist fritz-kola immer mehr als die Story von „den beiden Gesichtern“ auf der Flasche, also Lorenz und mir. Fritz hat viele Menschen über Jahre begleitet: sei es als Koffeinexperte im Verkauf; als Barfrau im Nachtleben; Musiker, die unterstützt von uns ihre Tourneen überstanden; an der Abfüllmaschine, um in Nachtschichten im Sommer noch Ware bereitstellen zu können; als Fan, der sich über seine fritz an Orten freut, an denen er uns nicht vermutet hätte; als Hater, der sich über unsere Kommunikation und Haltung ärgert … Unzählige Menschen haben uns begleitet. Einige werden hier im Buch zu Wort kommen.
Ich erzähle hier aber nicht nur unsere Firmengeschichte, sondern auch von meinen Erfahrungen, Krisen und Aha-Momenten als Unternehmer. Wer selbst vor der Gründung steht oder ein Start-up plant, kann daraus vielleicht Inspiration für sein eigenes Projekt ziehen oder Hilfe finden, eigene Wege zu beschreiten. Hauptsache, Ihr lauft los.
Wir leben in gesellschaftlich bewegten Zeiten. Mit meinem Buch möchte ich wertschätzend kommunizieren und allen Lesern, unabhängig von Geschlecht und Herkunft, ein leichtes Leseerlebnis anbieten. Ich habe mich darum gegen das Gendern im Allgemeinen entschieden und für die Nennung von Frauen und Männern im Besonderen, um allen gerecht zu werden und eine Bühne zu bereiten. Der Begriff „fritze“ bzw „fritzen“ ist grundsätzlich geschlechtsneutral und beschreibt schlicht die tollen Menschen, die für fritz-kola arbeiten.
Mirco Wolf Wiegert
Hamburg im Mai 2021
„Lorenz, so geht das nicht weiter! Wir müssen bekannter werden!“ Ich war nervös. Wir hatten erste Erfolge mit fritz-kola erzielt, und es zeichnete sich ab, dass unsere Geschäftsidee funktionieren könnte. Aber es war unglaublich mühsam, unser Produkt nur durch „Klinkenputzen“ bei einzelnen Kneipenwirten bekannt zu machen.
„Wir brauchen PR! Einen richtigen Aufschlag!“, argumentierte ich, als wir nachmittags das Schulterblatt in Hamburgs Schanzenviertel entlanggingen. Zwischen uns trugen wir einen Kasten mit fritz-kola – wir wollten uns einer neuen Bar präsentieren. „Aber wie erreichen wir viele Leute auf einmal? Wir haben kein Geld für Werbung! Und auch keine Pressekontakte!“
Damals, 2003, gab es zwar das Internet irgendwie schon, mit AOL und so was – aber von der Möglichkeit, eine Idee über Facebook, Twitter, Instagram oder YouTube in kurzer Zeit und sogar kostenlos zu verbreiten, war die Welt noch weit entfernt. Doch dann geschah etwas, was das ganze Ding zum Laufen brachte.
„Wir müssten uns mal mit Leuten zusammensetzen, die was von PR verst …“, setzte ich an. „Halt mal die Kiste!“, unterbrach mich Lorenz und sprintete plötzlich los – quer über die Straße. Im Gegensatz zu mir fackelte er nie lange. Er war ein Machertyp – selbstbewusst und eine coole Socke. Also sprang er direkt vor einen ausparkenden Smart und klopfte ans Fenster der Fahrertür.
Das Auto war beklebt mit dem Logo der „Hamburger Morgenpost“, einem damals auch von Studierenden viel gelesenen Boulevardblatt. Die MoPo ließ ihre rasenden Reporter seit einiger Zeit in diesen Smarts durch die Stadt fahren. Und Lorenz versuchte, den MoPo-Mann davon zu überzeugen, dass ihm eine echt gute Story entgehen würde, sollte er jetzt weiterfahren.
Die Neugier des Reporters war geweckt: Matthias Onken, nicht viel älter als wir, besuchte uns beide darauf in meinem Studentenwohnheim im Hamburger Westen. Wir drückten ihm gleich eine fritz-kola in die Hand. Als er die Flasche lässig mit seinem Feuerzeug öffnete, verpasste er sich selbst einen „Knutschfleck“, als ihn der wegploppende Kronkorken mit ordentlich Druck am Hals traf. Mit so viel Kohlensäure hatte er nicht gerechnet. Er nahm’s mit Humor – und eine Kiste mit in die Redaktion.
Am nächsten Tag sprach er vor der Hamburger Uni Studenten an. Die jungen Frauen und Männer auf dem Campus sollten unsere Kola testen und kommentieren. Ein paar Tage später erschien eine doppelseitige Reportage über die beiden Studenten, die den Weltkonzern Coca-Cola herausforderten.
Das war für uns wie ein Sechser im Lotto. Auf einen Schlag kannte uns die ganze Stadt. Die fritz-kola-Story konnte Fahrt aufnehmen.