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Auf daß zum Ruhme Gottes, unsers höchsten Herrn, zur Ehre und zum Frommen der kaiserlichen katholischen Majestät sich Frohlocken unter den Gläubigen und Schrecken unter den Ungläubigen verbreite, auf daß endlich alle Menschen die göttliche Vorsehung, das Glück des Kaisers, die Klugheit, die Tapferkeit, die Kriegskunst, die mühseligen und gefahrvollen Schifffahrten und Kämpfe der Spanier, der Unterthanen des unüberwindlichen römischen Kaisers Karl, unseres angestammten Königs und Herrn, bewundern mögen, habe ich mir vorgenommen diesen Bericht niederzuschreiben und ihn Sr. Majestät zu übergeben. Auf diese Weise soll Jedermann kund werden, wie die Spanier diese Thaten vollbrachten und zwar, wie schon gesagt, zum Ruhme Gottes, weil sie, von seinem göttlichen Beistande unterstützt, so zahlreiche Heiden überwunden und zu unserm heiligen katholischen Glauben bekehrt haben, – zur Ehre unseres Kaisers, weil durch seine große Macht, durch sein gutes Glück und zu seiner Zeit so herrliche Dinge gelangen, – zum Frohlocken der Gläubigen, weil für sie so viele und so gewaltige Schlachten gewonnen, so viele Provinzen entdeckt und erobert wurden, weil dadurch ihren Königen, ihrem Vaterlande und ihnen selbst so große Reichthümer zuflossen, und endlich weil man sagen wird, daß die Christen den Ungläubigen Furcht und allen Menschen Bewunderung eingeflößt haben; denn wann sah man je bei den Alten oder bei den Neuern so glanzvolle Unternehmungen von so wenigen Leuten gegen eine so weit überlegene Menge, unter solchen Himmelsstrichen, an solchen Meeresenden und in so entfernten Gegenden vollbringen, um Länder, die man früher nie gesehen und von welchen man noch nie gehört hatte, zu erobern? Wer könnte sich in dieser Hinsicht dem spanischen Volke vergleichen? Gewiß weder die Juden noch die Griechen, noch die Römer, obschon von den letzteren mehr geschrieben ist als von allen übrigen Völkern; denn wenn die Römer so viele Provinzen unterjochten, so geschah dieses doch immer nur mit einer gleichen oder doch nicht viel geringeren Anzahl von Kriegsleuten, in bekannten und mit den gewöhnlichen Lebensmitteln versehenen Ländern und mit bezahlten Anführern und Heeren; die Anzahl der Spanier aber war immer nur gering, ihrer waren gewöhnlich nur zweihundert oder dreihundert, zuweilen auch nur hundert oder noch weniger, und nur ein einzigesmal war eine größere Menge beisammen, nämlich vor zwanzig Jahren, als der Hauptmann Pedrarias dreizehnhundert Mann befehligte. Alle diese Leute, welche zu verschiedenen Zeiten abreisten, thaten dieß weder für Bezahlung noch gezwungen, sondern sie gingen aus freiem Willen und auf ihre eigene Kosten; und doch eroberten sie zu unserer Zeit mehr Land, als vor ihnen bekannt war und als alle christlichen und heidnischen Fürsten besaßen; dabei hatten sie bei jenen Völkern, die weder Brod noch Wein kennen, keine anderen Lebensmittel als solche, die auch die Thiere genießen, und nur dadurch daß sie ihr Leben mit Kräutern, Wurzeln und Baumfrüchten fristeten, haben sie alle jene Eroberungen gemacht, die bereits jetzt aller Welt bekannt sind. Ich will deßhalb auch, um nicht weitläufig zu werden, hier nur die Geschichte der Eroberung Neucastiliens erzählen.
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Zu der Zeit, als bereits das Südmeer entdeckt und die Bevölkerung des Festlandes besiegt und zur Ruhe gebracht war, als bereits der Statthalter Pedrarias de Avila die Städte Panama und Nata so wie den Flecken Nombre de Dios angelegt hatte, wohnte in der Stadt Panama der Hauptmann Francisco Pizarro, der Sohn des Hauptmanns Gonzalo Pizarro, eines Ritters aus der Stadt Truxillo. Er besaß daselbst ein Haus, Güter und den ihm zukommenden Antheil an Indiern, denn er hatte stets zu den Vornehmsten des Landes gehört und sich bei der Eroberung und Bevölkerung desselben in den Dienstgeschäften Sr. Majestät ausgezeichnet. Er lebte hier ruhig und still, dachte aber fortwährend nach über die Ausführung seines herrlichen Vorhabens und wie er der königlichen Krone noch weitere ausgezeichnete Dienste leisten könne, und bat endlich Pedrarias um die Erlaubniß an der Küste der Südsee nach Osten hin Entdeckungen machen zu dürfen. Er verwendete darauf einen bedeutenden Theil seines Vermögens zur Erbauung eines großen Schiffes und zur Anschaffung der für seine Reise nöthigen Vorräthe und verließ am 14 November des Jahres 1524Diese Zeitbestimmung scheint die richtige zu seyn; nach andern minder zuverlässigen Angaben fällt Pizarro’s Abreise in das Jahr 1525. mit einer Schaar von 112 Spaniern, die noch einige Indianer zu ihrer Bedienung mitnahmen, die Stadt Panama. Schon beim Beginne der Fahrt hatten sie des Winters und der ungünstigen Witterung wegen viel Ungemach zu dulden; ich will aber, um nicht zu weitläufig zu werden, vieles, was ihnen begegnete, mit Stillschweigen übergehen und nur die merkwürdigen Thatsachen, die unmittelbar auf meinen Gegenstand Bezug haben, mittheilen.
Siebenzig Tage nach ihrer Abreise von Panama gingen sie in einem Hafen, der später den Namen Puerto de la Hambre (Hungerhafen) erhielt, ans Land. Vorher waren sie schon in viele Häfen eingelaufen, hatten sie aber, da sie die Küste menschenleer fanden, wieder verlassen. In dem Hungerhafen blieb der Hauptmann mit achtzig Leuten, denn die übrigen waren bereits gestorben, und schickte, da die Lebensmittel aufgezehrt waren und auch diese Gegend keine darbot, das Schiff mit den Matrosen und einem Hauptmanne nach der Perleninsel, welche an der Gränze von Panama liegt, um sich dort damit zu versehen, in der festen Hoffnung, daß diese Zufuhr in zehn bis zwölf Tagen eintreffen würde. Das Glück war aber, wie immer oder doch meistens, ungünstig und das Schiff brauchte zu seiner Hin-und Herreise siebenundvierzig Tage. Während dieser Zeit fristeten der Hauptmann und seine Gefährten ihr Leben mit einer Seemuschel, welche sie am Strande mit vieler Mühe aufsammelten und mit sehr bittern Palmsprossen. Manche waren so elend, daß sie über dem Aufsuchen ihrer Nahrung erlagen; überhaupt starben, während das Schiff auf dem Wege war, über zwanzig Leute. Als dieses mit der Zufuhr von Mundvorrath ankam, erzählte der Hauptmann und die Matrosen, daß sie auf dem Hinwege aus Mangel an Lebensmitteln eine gegerbte Kuhhaut, welche sie von den Schläuchen der Schiffspumpe ablösten, kochten und unter sich vertheilten, gegessen hätten. Als sich die Mannschaft, die noch am Leben war, mit den Vorräthen, welche das Schiff mitbrachte und die in Mais und Schweinen bestand, wieder hergestellt hatte, setzte der Hauptmann seine Reise fort und kam an einen hochgelegenen festen und mit Palissaden umgebenen Ort, den sie mit Lebensmitteln reichlich versehen, aber von den Einwohnern verlassen fanden. Am folgenden Tage erschienen zahlreiche Krieger, und da sie sehr beherzt und gut bewaffnet waren, so wurden die Christen, welche der Hunger und die überstandenen Mühseligkeiten geschwächt hatten, geschlagen; der Hauptmann empfing sieben Wunden, von denen die geringste lebensgefährlich war; die Indier, welche ihn verwundet hatten, hielten ihn für todt und ließen ihn liegen. Außer ihm wurden siebenzehn Leute verwundet und fünf wurden getödtet. Als der Hauptmann diese Niederlage und kein Mittel sah wie er hier seine Wunden heilen und seine Mannschaft ergänzen könne, schiffte er sich ein und steuerte nach dem Gebiete von Panama zurück, wo er bei einem indischen Orte in der Nähe der Perleninsel, welcher Chuchama heißt, ans Land ging. Von hier aus schickte er das Schiff, weil es der vielen Würmer wegen, die sich in ihm eingenistet hatten, nicht mehr die See halten konnte, nach Panama und ließ den Pedrarias von allem, was ihm begegnet war, in Kenntniß setzen; er selbst blieb zurück, um für seine und seiner Gefährten Heilung zu sorgen.
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Einige Tage vor der Ankunft des Fahrzeuges in Panama war der Hauptmann Diego de Almagro, welcher sich ebenfalls bei dem Unternehmen betheiligt hatte, mit einem andern Schiffe und mit siebenzig Leuten abgereist, um dem Hauptmanne Pizarro zu folgen und ihn aufzusuchen. Er kam bis zu dem Orte, wo Pizarro eine Niederlage erlitten hatte, und bestand ebenfalls einen Kampf mit den Indiern, in welchem er den Kürzeren zog; obschon er aber dabei ein Auge verlor und viele Christen verwundet wurden, so gelang es doch die Indier aus dem Orte zu vertreiben und ihn in Brand zu stecken. Sie schifften sich darauf wieder ein und folgten der Küste bis zu einem großen Flusse, welchem sie den Namen San Juan beilegten, weil sie ihn am Tage dieses Heiligen (24 Junius) erreichten. Sie bekamen daselbst einige Stücke Gold; da aber keine Spur des Hauptmanns Pizarro zu finden war, segelte Almagro nach Chuchama, wo er ihn antraf. Sie kamen überein, daß Almagro nach Panama gehen, zur Fortsetzung ihres Unternehmens Schiffe ausrüsten, mehr Mannschaft anwerben und zu diesen Zwecken den Rest ihres Vermögens verwenden solle, denn bereits schuldeten sie über zehntausend Castellanos.Der Werth dieser alten spanischen Goldmünze belief sich zur Zeit Francisco’s de Xerez auf 4 fl. 47 kr. Zu Panama fanden sie von Seiten des Pedrarias und anderer großen Widerspruch, indem diese bemerkten, man solle eine Reise, von der die kaiserliche Majestät keinen Vortheil habe, nicht fortsetzen. Der Hauptmann Almagro, mit der Vollmacht seines Gefährten versehen, bewies indessen große Beharrlichkeit in dem, was sie beide einmal begonnen hatten, und bedeutete dem Statthalter Pedrarias, er mögt ihnen keine Hindernisse in den Weg legen, denn sie hofften, daß mit Gottes Hülfe Se. Majestät allerdings Vortheil von dieser Reise ziehen werde. Pedrarias war dadurch gezwungen seine Einwilligung zur Anwerbung von Mannschaft zu geben. Almagro verließ Panama mit 110 Mann und landete an dem Orte, wo sich Pizarro mit den andern fünfzig befand, die von den 110 die mit ihm abgesegelt, und den siebenzig welche Almagro, um ihn aufzusuchen, mitgenommen hatte, noch übrig waren. Der Tod hatte also bereits 130 hinweggerafft. Die beiden Hauptleute segelten nun mit ihren beiden Schiffen und 160 Mann wieder ab und folgten stets der Küste. Wo sie Wohnungen vermutheten, gingen sie mit drei Canots, die mit sechzig Ruderern bemannt waren, ans Land und versahen sich so mit Lebensmitteln. Auf diese Weise fuhren sie drei Jahre und erduldeten große Mühseligkeiten, Hunger und Kälte; der größte Theil von ihnen starb vor Hunger und nur fünfzig blieben am Leben; dabei hatten sie am Ende der drei Jahre noch kein gutes Land entdeckt, alles war Sumpf und unbewohnbarer, der Überschwemmung ausgesetzter Schlammboden. Das erste gute Land, welches sie entdeckten, lag jenseits des Flusses San Juan. Pizarro blieb hier mit dem geringen Reste der Mannschaft und schickte einen Hauptmann mit dem kleinsten Schiffe ab, um weiterhin an der Küste ein gutes Land aufzusuchen, Diego de Almagro aber sendete er mit dem andern Schiffe nach Panama, um frische Mannschaft zu holen, denn mit den wenigen Leuten, von denen fortwährend noch viele starben, konnten sie auf den beiden Schiffen zugleich nicht auf weitere Entdeckungen ausgehen. Das auf Entdeckungen ausgelaufene Fahrzeug kam nach siebenzig Tagen zum Flusse San Juan, wo sich Pizarro mit seinen Leuten aushielt, zurück und stattete Bericht ab über das was es ausgerichtet hatte. Es war bis zu dem Orte Cancebi, der an jener Küste liegt, vorgerückt, und die Schiffsmannschaft hatte schon, ehe sie diesen Ort erreichte, andere an Gold und Silber reiche Dörfer gefunden, deren Bewohner mehr Lebensart besaßen als alle übrigen Indianer, die ihr bis jetzt vorgekommen waren. Sie brachten sechs Leute mit, um sie die spanische Sprache erlernen zu lassen, so wie auch Gold, Silber und Zeuge. Der Hauptmann und seine Gefährten empfanden darüber so große Freude, daß sie alle erduldeten Mühseligkeiten und die Verluste, welche sie erlitten hatten, vergaßen und schon in dem Lande, welches so viel von sich versprach, zu seyn wünschten. Als Almagro mit dem mit Kriegsvolk und Pferden befrachteten Schiffe zurückkam, verließen beide Fahrzeuge mit den Hauptleuten und der ganzen Mannschaft den Fluß San Juan, um nach dem neuentdeckten Lande zu gehen. Da die Fahrt an jener Küste sehr mühevoll war, so verging darüber so viel Zeit, daß der Mundvorrath nicht ausreichte und man sich gezwungen sah die Mannschaft ans Land gehen zu lassen. Hier setzten sie ihren Weg fort und verschafften sich Lebensmittel, wo sie deren habhaft werden konnten. Die Schiffe gingen in der Bai San Mateo, bei einem Orte, den die Spanier Santiago nannten, und bei den Oertern von Tacamez, welche alle weiterhin an der Küste liegen, vor Anker. Die Christen bemerkten, daß diese Wohnplätze groß und von zahlreichen, kriegerischen Leuten bevölkert waren, und als neunzig Spanier eine Meile von einem derselben landeten, brachen sogleich mehr als zehntausend indische Krieger auf, um sie zu empfangen. Als die Indianer aber sahen, daß die Christen ihnen kein Leid zufügen oder an ihrem Eigenthum kränken wollten, sondern mit vieler Freundlichkeit den Frieden anboten, dachten sie nicht mehr daran sie zu bekämpfen, was anfänglich ihre Absicht gewesen war. In diesem Lande gab es eine Menge Lebensmittel und die Bevölkerung zeigte eine ziemlich gute Gesittung; die Oerter hatten ihre Straßen und Plätze; einer derselben zählte mehr als dreitausend Häuser, andere waren kleiner.
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Die Hauptleute und die andern Spanier sahen wohl ein, daß bei ihrer geringen Anzahl den Indianern kein Widerstand zu leisten und kein Vortheil aus diesem Lande zu ziehen sey; sie kamen also überein die Schiffe mit den Lebensmitteln, welche es in den erwähnten Oertern gab, zu beladen und nach einer Insel, welche die Hahneninsel (Isla del Gallo) heißt, zurückzusteuern, weil sie daselbst sicher bleiben konnten, während die Fahrzeuge nach Panama segelten, um dem Statthalter die Nachricht von der gemachten Entdeckung zu bringen und von ihm mehr Mannschaft zu verlangen, damit die Hauptleute ihr Unternehmen verfolgen und Besitz von dem Lande ergreifen könnten. Der Hauptmann Almagro ging mit den Schiffen ab. Von einigen Leuten war an den Statthalter geschrieben worden, er möge die Mannschaft nach Panama zurückkommen lassen, weil sie nach den Mühseligkeiten, die sie während der drei Jahre seitdem sie auf Entdeckungen ausgelaufen, erduldet hätten, keine weitem mehr zu ertragen vermöchten, worauf der StatthalterNämlich Pedro de los Rios, welcher den Pedrarias 1526 ersetzt hatte. Er selbst wünschte wohl den Unternehmungen Pizarro’s einen guten Erfolg, fürchtete aber, weil schon so viel Mannschaft umgekommen war, die Verantwortung. Deßhalb rief er später auch Pizarro selbst mit den übrigen Leuten zurück. den Bescheid gab, daß alle, welche nach Panama zurückzukehren wünschten, es thun könnten, daß aber die, welche bleiben wollten, um weitere Entdeckungen zu machen, dazu die Erlaubniß haben sollten. Es blieben auf diese Weise sechzehn Leute bei dem Hauptmann Pizarro, die ganze übrige Mannschaft ging auf den beiden Schiffen nach Panama. Pizarro hielt sich fünf Monate auf der erwähnten InselNach andern Berichten blieb Pizarro bis zur Wiederkehr des Schiffes nicht auf der Hahneninsel, sondern auf der Insel Gorgona, welche zehn Meilen weiter im Meere lag, weil er sich hier mit seinen wenigen Leuten für sicherer hielt und auch Ueberfluß an Trinkwasser fand. auf, bis eines der Schiffe zurückkam, welches er mit seinen Leuten bestieg und seine Entdeckungen hundert Meilen weiter, als sie vorher gekommen waren, fortsetzte. Sie fanden viele bewohnte Plätze und großen Reichthum und brachten noch mehr Proben von Gold, Silber und Stoffen mit, als sie vorher erhalten hatten und welche ihnen die Indianer ganz gern gaben. Der Hauptmann kehrte damit zurück, weil die Frist, welche ihm der Statthalter gesetzt hatte, zu Ende ging, und lief gerade am letzten Tage derselben in den Hafen von Panama ein.Xerez faßt sich hier sehr kurz. Pizarro landete auf dieser Reise auf der kleinen Insel Santa Clara im Busen von Guayaquil, nahe bei dem großen Eilande Punà, berührte Tumbez und Payta, umsegelte das Vorgebirge Aguja und kam bis zu einer Gegend, welche Motupe hieß und in der Mitte zwischen den jetzigen Städten San Miguel de Piura und Truxillo liegt. Das eigentliche Peru wurde also auf dieser Fahrt entdeckt. Die Spanier sahen jetzt auch zum erstenmal eine eigene Art von Schafen (wie sie sich ausdrücken), nämlich die Lamas. Vrgl. A. de Zarate, Historia del discubrimento y conquista del Peru, lib. l. cap. 2.
Da nun die beiden Hauptleute so sehr heruntergekommen und eine so große Geldsumme schuldig waren, daß sie sich nicht mehr helfen konnten, ging Francisco Pizarro mit etwas mehr als tausend Castellanos, welche ihm seine Freunde vorschossen, nach Castilien und stattete Sr. Majestät über die ausgezeichneten und wichtigen Dienste, die er im Solde Sr. Majestät geleistet hatte, Bericht ab. Als Belohnung derselben erhielt er die Statthalterschaft und Gerichtsbarkeit in dem entdeckten Lande, den Orden des heil. Jacob, mehrere Ehrenämter, die Würde eines Großalguazil und andere Gunstbezeugungen. Auch erhielt er Geldunterstützung von Sr. Majestät, als einem Kaiser und Könige, der alle die in seinem Dienste stehen reichlich belohnt, wie er immer gethan hat, weßhalb auch viele bereitwillig ihr Hab und Gut im königlichen Dienste opferten, um im Südmeere und auf dem ganzen Ocean Länder und Provinzen zu entdecken, welche so weit von den Reichen Castiliens entlegen sind. – Nachdem der Statthalter und Adelantado (Gerichtsherr) Francisco Pizarro von Sr. Majestät entlassen worden war, segelte er aus dem Hafen von San Lucar mit einer Flotte ab und erreichte bei günstigem Winde und ohne einen widrigen Zufall den Hafen von Nombre de Dios, von wo er sich mit seiner Mannschaft nach der Stadt Panama begab, daselbst aber viel Widerspruch und Hindernisse fand, weil man ihn nicht ziehen lassen wollte, um das von ihm entdeckte Land zu colonisiren, wie ihm Se. Majestät befohlen hatte; durch die unerschütterliche Festigkeit aber, die er bei der Verfolgung seines Vorsatzes bewies, brachte er es endlich dahin, daß er (im Februar 1531) mit so viel Mannschaft als er zusammenbringen konnte, nämlich 180 Leuten und 37 Pferden auf drei Schiffen den Hafen von Panama verließ. Die Fahrt war so glücklich, daß sie nach dreizehn Tagen in der Bai San Mateo landeten, welche Gegend sie anfangs, als sie auf Entdeckungen ausliefen, erst nach mehr als zwei Jahren erreichen konnten. Mannschaft und Pferde wurden hier ausgeschifft und folgten der Küste, wo sie an allen Orten die Bevölkerung in vollem Aufstande fanden. Auf diesem Marsche kamen sie (am 14 April) an einen Ort, welcher Coaque heißt und den sie überfielen, damit er nicht in Aufruhr gerathen konnte, wie die andern Orte. Sie erbeuteten daselbst 15.000 Pesos an Gold und 1500 Mark Silber,Der Peso an Gold hatte einen Werth Von 4 fl. 47 kr. und die Mark Silber bestand damals aus 8 Unzen, die Unze zu 1 Thlr. Die Beute an Gold und Silber betrug also ungefähr 92,750 fl. so wie viele Smaragden, welche man damals noch nicht kannte und nicht für werthvolle Steine hielt, weßhalb sie die Spanier bei den Indianern gegen Zeuge und andere Dinge, welche sie ihnen, dafür gaben, austauschten. Sie erhaschten in diesem Orte auch den Caziken, welcher der Gebieter desselben war, nebst einigen seiner Leute, und fanden viele Stoffe verschiedener Art und so viele Lebensmittel, daß sie drei bis vier Jahre zum Unterhalte der Spanier ausreichen konnten.
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Von diesem Orte Coaque aus schickte der Statthalter die drei Schiffe nach der Stadt Panama und nach Nicaragua, um mehr Mannschaft und Pferde herbeizuholen, damit man endlich die Eroberung und Colonisirung des Landes beginnen könne; er selbst blieb mit der Mannschaft daselbst zurück und hielt einige Tage Rast, bis zwei der Schiffe von Panama mit 26 Reitern und 30 Fußgängern zurückkamen. Nach der Landung derselben ging der Statthalter mit der ganzen Mannschaft zu Fuß und zu Pferd weiter und brachte auf seinem Zuge längs der Küste, welche sehr bevölkert war, alle Orte unter die Botmäßigkeit Sr. Majestät, denn die Herren dieser Orte kamen ihm wie durch einstimmige Übereinkunft auf dem Wege zu seinem Empfange entgegen, ohne sich zur Wehr zu setzen; er nahm deßhalb alle, ohne ihnen Verdruß oder ein Leid zuzufügen, sehr liebreich an und ließ ihnen durch einige Mönche, die er zu diesem Zwecke mit sich führte, passende Reden halten, um sie zur Erkenntniß unseres heiligen katholischen Glaubens zu bringen. So rückte der Statthalter mit der spanischen Mannschaft immer weiter, bis zu einer Insel, welche la PugnaPunà, im Meerbusen von Guayaquil. hieß und welcher die Christen, den Namen Santiago beilegten; sie ist zwei Meilen vom festen Lande entfernt, und da sie gut bevölkert, reich und mit Lebensmitteln wohl versehen war, so setzte er auf den beiden Schiffen und auf Balkenfiößen, die den Indianern gehörten und auf denen die Pferde fortgebracht wurden, nach ihr über. Der Statthalter wurde auf der Insel von dem Caziken, welchem sie gehörte, mit großer Freude und vieler Zuvorkommenheit empfangen; man versah ihn auf dem Wege mit Lebensmitteln und spielte auf verschiedenen musikalischen Instrumenten, deren sich die Eingeborenen zu ihrer Belustigung bedienten. Die Insel hat fünfzehn Meilen im Umkreise, ist fruchtbar, gut bevölkert und zählt viele Orte, welche sieben Caziken gehören, die wieder alle unter einem Herrn stehen. Dieser schenkte dem Statthalter aus freiem Willen viel Gold und Silber und da der Winter herbeigekommen war, so beschloß der Statthalter seiner Mannschaft auf dieser Insel zu rasten; denn hätte man zu dieser Zeit und bei dem beständig fallenden Regen weiter gehen wollen, so wäre es ohne großen Verlust an Leuten nicht möglich gewesen. Die wenigen Kranken, welche man hatte, genaßen während dieses Winteraufenthaltes. – Es liegt nun aber in dem Charakter der Indianer, daß sie einem andern Volke weder gehorchen noch dienen, wenn sie nicht mit Gewalt dazu gezwungen werden, und obschon der Cazike mit dem Statthalter in friedlichem Verhältnisse stand und sich als Vasall Sr. Majestät erklärt hatte, so wurde doch dem Statthalter durch seine Dolmetscher hinterbracht, daß der Cazike seine Kriegsleute versammle und daß man schon viele Tage hindurch ohne Unterlaß zu den Waffen, welche die Indianer bereits besaßen, noch neue verfertige, wovon man sich übrigens auch durch den Augenschein überzeugen konnte, denn in demselben Ort, wo die Spanier lagen und wo der Cazike seinen Sitz hatte, fand man in dessen Wohnung und in vielen andern Häusern zahlreiche völlig schlagfertige Mannschaft, welche, sobald sich alles Kriegsvolk der Insel versammelt haben würde, in der Nacht über die Christen herzufallen gedachte. Als der Statthalter sich insgeheim von der Wahrheit des Gesagten überzeugt hatte, befahl er sogleich den Caziken, seine drei Sohne und die andern vornehmsten Einwohner, die man lebendig erhaschen konnte, festzunehmen. Ueber das andere Volk fielen die Spanier insgesammt unvermuthet her und tödteten an demselben Abend noch mehrere Leute; alle übrigen ergriffen die Flucht und verließen den Ort. Das Haus des Caziken wurde nebst mehreren andern geplündert und man fand darin Gold, Silber und viele Zeuge. Während der Nacht war man im Lager der Christen sehr auf der Hut und die ganze Mannschaft, in allem 70 Reiter und 100 Fußgänger, stand gerüstet. Schon vor Anbruch hörte man das Geschrei der Kriegsleute, und in kurzer Zeit sah man eine große Menge Indianer, alle bewaffnet, mit ihren Trommeln und andern Instrumenten, die sie mit in den Kampf nehmen, herannahen. Sie hatten sich in mehrere Haufen getheilt und so das Lager in die Mitte genommen. Als es nun heller Tag geworden war und sie auf das Lager losstürzten, gab der Statthalter Befehl sie tapfer zu empfangen. Bei dem ersten Angriffe wurden mehrere unserer Leute und Pferde verwundet; da aber unser Herr und Gott die, welche in seinem Dienste handeln, in der Noth begünstigt und unterstützt, so wurden die Indianer geschlagen und ergriffen die Flucht. Die Reiterei verfolgte die Flüchtigen und hieb nieder und verwundete so viel sie konnte, so daß eine große Anzahl Feinde den Tod fanden. Darauf kehrte sie in das Lager zurück, weil die Pferde ermüdet waren, denn die Verfolgung hatte vom Morgen bis zum Mittag gedauert. Am folgenden Tage theilte der Statthalter seine Mannschaft in mehrere Haufen, um den Feind auf der ganzen Insel aufzusuchen und ihn zu bekriegen. Darüber vergingen zwanzig Tage und die Eingeborenen wurden derb gezüchtigt. Zehn der Vornehmsten wurden nebst dem Caziken gefangen, von denen der letztere aussagte, daß sie ihn zur Anzettelung des Aufstandes verleitet hätten, daß er selbst nur Theil daran genommen hätte, weil er sie von ihrem Vorhaben nicht habe abbringen können. Der Statthalter hielt Gericht über sie und ließ theils sie verbrennen, theils ihnen die Köpfe abschlagen. Wegen des Aufstandes und des Verrathes, welchen der Cazike und die Indianer der Insel Santiago sich hatten zu Schulden kommen lassen, wurde der Krieg so lange gegen sie fortgesetzt, bis sie sich gezwungen sahen die Insel zu verlassen und nach dem festen Lande überzugehen. Da aber die Insel sehr bevölkert, fruchtbar und reich war und sie der Statthalter nicht völlig verderben wollte, so entschloß er sich den Caziken in Freiheit zu setzen, um die zerstreuten Bewohner zu sammeln und sie zur Wiederbevölkerung der Insel zu vermögen. Der Cazike, welchem man in dem Gefängnisse alle mögliche Achtung bewiesen hatte, war sehr erfreut darüber und wollte für die Zukunft gern Sr. Majestät dienstbar seyn.
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Da man nun aus dieser Insel keinen weiteren Vortheil ziehen konnte, so reiste der Statthalter mit einer Anzahl von Leuten und Pferden, welche die drei vor Anker liegenden Schiffe fassen konnten, nach dem Orte Tumbez, welcher zur Zeit noch Frieden hielt, ab; die übrige Mannschaft blieb unter den Befehlen eines Hauptmanns, bis die zurückkehrenden Schiffe sie abholen konnten. Um die Ueberfahrt in kürzerer Zeit zu bewirken, kamen auf Befehl des Statthalters Flöße von Tumbez, welche der Cazike schickte, und auf einem derselben gingen drei unserer Leute mit einigen Waaren voraus. Nach drei Tagen landeten auch die Schiffe an dem Gestade von Tumbez. Als der Statthalter ans Land stieg, fand er die Bevölkerung der Oerter in vollem Aufruhr, und von einigen Indianern, die man erhaschte, erfuhr man, daß die Leute mit den Waaren, welche sich auf den Flößen befanden, aufgegriffen und eingesteckt worden seyen. Sobald die Leute und Pferde am Land waren, ließ der Statthalter die Mannschaft, welche auf der Insel zurückgeblieben war, abholen. Er selbst legte sich mit den bei ihm befindlichen Leuten in dem Wohnorte des Caziken in zwei befestigte Häuser, von denen das eine einer Burg glich. Darauf gab er Befehl die Gegend zu durchstreifen und auf einem Flusse, welcher zwischen diesen Oertern hinfließt, aufwärts zu gehen, um über die Leute, welche auf den Flößen gefangen worden waren, Nachricht einzuziehen und zu versuchen ihrer habhaft zu werden, ehe die Indianer sie tödteten. So große Mühe sich aber auch die Spanier sogleich nach ihrer Landung gaben die Umgegend zu durchforschen, so konnten sie doch weder die drei Leute finden noch etwas von ihnen hören. Die ausgeschickte Mannschaft war mit allen Lebensmitteln, die man erhalten konnte, auf zwei Flößen vertheilt und nahm einige Indianer gefangen, welche der Statthalter als Boten zu dem Caziken und zu einigen Vornehmen schickte, um ihnen von Seite Sr. Majestät kund zu thun, daß sie friedlich zu ihm kommen und die drei Leute, ohne ihnen Böses oder Schaden zuzufügen, mitbringen möchten, er wolle sie alsdann, obschon sie bereits ihre Pflicht übertreten hätten, als Vasallen Sr. Majestät anerkennen; weigerten sie sich aber, so würde er mit Feuer und Schwert so lange gegen sie zu Felde ziehen, bis sie gänzlich vertilgt seyen. Es vergingen mehrere Tage und sie zeigten nicht nur keine Lust herbeizukommen, sondern betrugen sich sogar übermüthig, erbauten Befestigungen an dem andern Ufer des Flusses, welcher so sehr angewachsen war, daß man ihn nicht durchwaten konnte, und riefen den Spaniern zu sie möchten sich nur zu ihnen herüberwagen, ihre drei Gefährten hätten sie schon umgebracht. Nachdem die ganze Mannschaft, welche man auf der Insel zurückgelassen hatte, angelangt war, ließ der Statthalter ein großes Floß aus Baumstämmen erbauen und auf diesem, um den Uebergang besser bewirken zu können, einen Hauptmann mit vierzig Reitern und achtzig Fußgängern über den Fluß setzen, womit man den ganzen Tag, vom Morgen bis zum Abend, zubrachte. Dem Hauptmanne gab er den Auftrag die Feinde anzugreifen, weil sie Aufrührer seyen und die Spanier ermordet hätten; habe er sie aber nach Maaßgabe des begangenen Verbrechens hinlänglich gezüchtigt und sie bäten um Frieden, so solle er sie nach den Befehlen Sr. Majestät gnädig annehmen und im Namen derselben mit ihnen unterhandeln. Darauf brach der Hauptmann mit seinen Leuten auf und marschirte, nachdem er über den Fluß gegangen war, die ganze Nacht hindurch mit den Führern an der Spitze nach dem Orte, wo der Feind stand, griff am Morgen ihr Lager an, worin sie sich festgesetzt hatten, und setzte den ganzen Tag hindurch den Kampf fort, worin eine Menge Feinde verwundet und getödtet und alle, die man lebendig erhaschen konnte, gefangen wurden. Gegen Abend zogen sich die Spanier in einen Ort zurück und am Morgen des folgenden Tages zog die Mannschaft in einzelnen Haufen aus zur Verfolgung der Feinde, welche auf diese Weise gezüchtigt wurden. Als der Hauptmann einsah, daß der Schaden, welchen er ihnen zugefügt, hinreiche, schickte er Boten zu dem Caziken und ließ ihn zum Frieden auffordern. Der Cazike dieser Gegend, welchem den Namen Quilimassa führte, sandte mit den Boten einen seiner Vornehmen und antwortete durch denselben, daß er nur aus großer Furcht vor den Spaniern nicht gewagt habe zu kommen, und daß er, wenn er sich hätte überzeugen können, daß man ihn nicht habe umbringen wollen, sich friedlich genaht haben würde. Der Hauptmann erwiederte dem Boten, es würde seinem Herrn weder Leid noch Schaden zugefügt werden und er möge ohne alle Furcht kommen, der Statthalter würde ihn freundlich als Vasallen Sr. Majestät aufnehmen und ihm das Vergehen, dessen er sich schuldig gemacht habe, verzeihen. Nach dieser Versicherung erschien (freilich immer noch mit großer Bangigkeit) der Cazike nebst einigen Vornehmen. Der Hauptmann empfing ihn freudig mit dem Bemerken, daß man denen, welche sich friedlich näherten, keinen Schaden zufügen dürfe, obschon sie sich empört hätten, und weil er sich gestellt habe, so solle fürder kein Krieg mehr seyn und er könne das Volk in seine Wohnplätze zurückkehren lassen. Darauf ließ der Hauptmann die Lebensmittel, die sich vorfanden, auf die andere Seite des Flusses bringen und ging mit der Mannschaft an den Ort zurück, wo er den Statthalter verlassen hatte. Mit sich führte er den Caziken und die indianischen Vornehmen und stattete dem Statthalter Bericht ab über das was geschehen war. Dieser dankte Gott für die bewiesene Gnade, indem er ihnen den Sieg verliehen, ohne daß ein einziger Christ verwundet wurde, und befahl seinen Leuten der Ruhe zu pflegen. Den Caziken fragte er, warum er sich empört und die Christen ermordet habe, da er doch von ihm so gut behandelt worden sey, da er ihm ferner einen großen Theil der Mannschaft, die ihm der Cazike der Insel hinweggenommen, zurückgegeben und auch die Hauptleute, welche seinen Wohnort verbrannt hätten, ausgeliefert habe, um sie zur verdienten Strafe zu ziehen; man habe geglaubt, daß er diese Wohlthaten dankbar anerkennen und treu bleiben würde. Der Cazike antwortete: »Ich weiß wohl, daß einige meiner angesehensten Leute, welche die Flöße führten, drei Christen festnahmen und sie ermordeten; ich war zwar nicht dabei, fürchtete aber doch, daß man die Schuld auf mich werfen möge.« »So schafft mir, entgegnete Pizarro, die Leute, welche es gethan haben, herbei und das Volk mag in seine Wohnorte zurückkehren.« Der Cazike ließ nun sein Volk und die Vornehmen herbeirufen, gab aber darauf den Bescheid, daß man der Mörder der Christen nicht habhaft werden könne, weil sie aus seinem Gebiete entwichen seyen.
Der Statthalter hielt sich noch einige Tage hier auf, sah aber wohl ein, daß die des Mordes beschuldigten Indianer nicht aufzutreiben seyen; auch der Ort Tumbez selbst war verödet, obschon er immer noch wichtig genug schien, und zwar hauptsächlich einiger daselbst befindlichen Gebäude und zweier befestigten Häuser wegen, von denen das eine mit einem doppelten Erdwalle umgeben und mit Höfen, Gemächern und Thoren wohl eingerichtet war, so daß es bei den Indianern schon als eine vorzügliche Festung galt. Die Ursachen der Verödung waren nach der Angabe der Eingeborenen eine große Seuche, welche sie heimsuchte und der Krieg, den sie mit dem Caziken der Insel führten. Da nun in der ganzen Gegend außer den Unterthanen des Caziken weiter keine Indianer anzutreffen waren, so beschloß der Statthalter mit einem Theil des Fußvolks und der Reiterei aufzubrechen und eine andere besser bevölkerte Provinz aufzusuchen, um daselbst eine Colonie anzulegen. Er machte sich also, nachdem er bei den Leuten, die zur Bewachung des Gepäcks zurückblieben, einen Stellvertreter gelassen hatte, auf den Weg; Der Cazike hielt Friede und sammelte das Volk wieder in seinen Wohnorten.
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Am ersten Tage der Abreise von Tumbez, welcher auf den 16 Mai 1532 fällt, kam der Statthalter an einen kleinen Ort und nach den drei folgenden Tagen an einen Ort, der zwischen Bergen lag. Der Cazike und Herr desselben erhielt den Namen Juan. Hier rastete er drei Tage und nach wieder drei Tagen erreichte er das Ufer eines Flusses, wo er eine zahlreiche Bevölkerung, eine Menge von Landeserzeugnissen und Heerden von Schafen (Lamas) fand. Die Straße war ganz von Menschenhänden angelegt, breit, gut gebaut und an einigen schwierigen Stellen gepflastert. Als an diesem Flusse, welcher den Namen TuncaramiEr heißt jetzt Rio de Piura oder Rio de Sechura. führt, angelangt war, schlug er in einem Orte, der Puetschio hieß, sein Lager auf. Fast alle Caziken, welche am Flusse abwärts wohnten, kamen friedlich zu dem Statthalter und die Bewohner des Ortes eilten ihm schon auf dem Wege zum Empfange entgegen. Er nahm sie alle mit vielem Wohlwollen auf und verkündete ihnen den ihm von Sr. Majestät gewordenen Auftrag, sie zur Erkenntniß des wahren Glaubens so wie zum Gehorsam gegen die Kirche und Se. Majestät hinzuführen. Nachdem ihnen die Anrede des Statthalters durch die Dolmetscher klar geworden war, erwiederten sie, daß sie seine Vasallen seyn wollten; er nahm sie als solche mit den erforderlichen Feierlichkeiten an und sie leisteten von jetzt an Dienste und lieferten Lebensmittel. Ehe man zu dem erwähnten Orte gelangt, ungefähr in der Entfernung eines Armbrustschusses, liegt ein großer Platz mit einer von einem Walle umgebenen Festung und vielen Gemächern im Innern; hier ließen sich die Spanier nieder, um den Einwohnern nicht zur Last zu fallen. Der Statthalter ließ auch unter Androhung schwerer Strafe verkünden, daß Niemand weder diesen, noch allen andern, die sich friedlich nahten, irgend einen Schaden an ihrem Leibe oder au ihrem Gute zufüge; daß man nicht mehr Lebensmittel nehme, als sie selbst freiwillig zum Unterhalte der Spanier lieferten und daß die Strafe an den Zuwiderhandelnden alsbald solle vollzogen werden, da die Eingeborenen jeden Tag so viel Lebensmittel und Futter für die Pferde herbeibrachten, als nöthig war und überhaupt alles thaten, was ihnen befohlen wurde.
Da der Statthalter sah, daß das Ufer des Flusses fruchtbar und sehr bevölkert war, so ließ er die Umgegend untersuchen und nachforschen, ob sich ein Hafen an einer vortheilhaften Stelle finde; man entdeckte einen sehr guten Hafen an der Küste nicht weit von dem Ufer des Flusses, und Caziken, welche über eine zahlreiche Bevölkerung herrschten, und zwar an Orten, von wo man leicht zur Dienstleistung an den Fluß gelangen konnte. Er besuchte auch selbst alle Orte, und die Gegend schien ihm, nachdem er sich von ihrem Zustande überzeugt hatte, zur Anlegung einer spanischen Colonie geeignet. Um nun dem Willen Sr. Majestät nachzukommen und die Eingeborenen zur Bekehrung und zur Erkenntniß unseres heiligen katholischen Glaubens hinzuleiten, schickte er einen Boten nach Tumbez, um die Spanier, welche dort zurückgeblieben waren, herbeizurufen, damit die Colonie im Einverständniß mit den von Sr. Majestät dazu bestimmten Leuten an einer seinem Dienste und dem Wohl der Eingebornen am besten entsprechenden Stelle angelegt würde. Vor der Absendung des Boten überlegte er wohl, daß die Ankunft der Leute sich sehr verzögern würde, wenn dieser nicht ein Mann wäre, der dem Caziken und den Indianern von Tumbez hinlängliche Furcht einzuflößen wisse, um sie zur Förderung des Marsches der Mannschaft zu bewegen; er schickte deßhalb seinen Bruder, den Generalcapitän Hernando Pizarro. Unterdessen erfuhr der Statthalter, daß einige Caziken, welche in dem Gebirge wohnten, von einer friedlichen Annäherung nichts wissen wollten, obschon sie durch die Befehle Sr. Majestät dazu waren aufgefordert worden; er schickte also einen Hauptmann mit 25 Reitern und einer Anzahl Fußvolk ab, um sie zum Dienste Sr. Majestät zu zwingen. Der Hauptmann fand sie außerhalb ihrer Wohnorte und ließ sie auffordern sich ihm friedlich zu nähern; da sie aber mit den Waffen in der Hand anrückten, so machte der Hauptmann einen Angriff auf sie und verwundete und tödtete in kurzer Zeit so viele Indianer, daß die übrigen sich durch die Flucht retteten. Er ließ sie nun wiederholt auffordern sich friedlich zu nähern, wenn er sie nicht bis zu ihrer gänzlichen Ausrottung bekriegen solle. Sie kamen darauf friedlich herbei und er empfing sie. Nachdem auf diese Weise die ganze Provinz beruhigt war, kehrte er nach dem Orte, wo sich der Statthalter aufhielt, zurück und führte die Caziken mit sich. Der Statthalter empfing sie mit vieler Zuvorkommenheit und befahl ihnen in ihre Wohnorte zurückzukehren und ihr Volk wieder darin zu sammeln. Der Hauptmann berichtete, daß er in den Orten der Caziken des Gebirgs Minen seinen Silbers, welches die Anwohner ausbeuteten und von dem er Proben mitbrachte, angetroffen habe und daß diese Minen zwanzig Meilen von ihrem jetzigen Aufenthaltsorte entfernt seyen.
Der Hauptmann, welcher zur Abholung der Mannschaft nach Tumbez geschickt worden war, kehrte mit derselben nach dreißig Tagen zurück; ein Theil derselben kam mit dem Gepäcke zur See in einem größeren Schiffe, einer Barke und auf Flößen. Diese Fahrzeuge waren von Panama mit Waaren angelangt, brachten aber keine Mannschaft, weil der Hauptmann Diego de Almagro in diesem Hafen eine Flotte ausrüstete, mit welcher er nach Tumbez segeln wollte, um daselbst auf eigene Hand eine Colonie anzulegen. Als der Statthalter die Ankunft der Schiffe erfuhr, ging er, um das Ausladen des Gepäcks zu beschleunigen und es stromaufwärts zu schaffen, mit einiger Mannschaft von dem Orte Puetschio an dem Flusse hinab. Als er an die Küste kam, wo ein Cazike, der Latschira hieß, wohnte, fand er eine Anzahl Christen, welche bereits ausgeschifft waren und sich beklagten, daß der Cazike sie schlecht behandelt habe und daß sie die vergangene Nacht aus Furcht nicht hätten schlafen können, weil sie die Indianer in großer Aufregung und mit ihren Anführern an der Spitze hin-und hergehen sahen.
Der Statthalter zog Erkundigungen bei den Indianern des Landes ein und erfuhr, daß der Cazike von LatschiraDie älteren spanischen Geschichtschreiber legten den Caziken oft den Namen ihres Landes so wie umgekehrt den Ländern die Namen ihrer Caziken bei; deßhalb heißt es hier abwechselnd bald der Cazike Latschira und bald der Cazike von Latschira. mit seinen Häuptlingen und ein anderer Cazike, welcher Almotache hieß, die Uebereinkunft getroffen hatten, die Christen gerade an dem Tage, an welchem er angekommen war, zu ermorden. Auf diese Nachricht hin ließ er den Caziken von Almotache und die indianischen Häuptlinge heimlich aufheben, er selbst nahm den Caziken von Latschira gefangen nebst einigen seiner Häuptlinge, welche das Verbrechen eingestanden. Der Statthalter befahl auf der Stelle Gerechtigkeit zu üben und den Caziken von Almotache sammt seinen Häuptlingen und einigen andern Indianern, so wie auch alle Häuptlinge von Latschira zu verbrennen. An dem Caziken von Latschira selbst wurde diese Strafe nicht vollzogen, weil keine so große Schuld auf ihn zu fallen und er von seinen Häuptlingen gezwungen zu seyn schien; auch wollte man nicht diese Oerter dadurch, daß man beide ohne Oberhaupt ließ, zu Grunde richten. Man bedeutete ihm aber, daß er sich fernerhin gut aufführen möge, weil man ihm bei dem ersten Vergehen nicht mehr verzeihen würde; daß er ferner sowohl seine Unterthanen als auch die des Almotache wieder sammeln und sie beherrschen solle, bis der Erbe der Herrschaft des Almotache, ein unmündiges Kind, das erforderliche Alter erreicht hätte, um selbst regieren zu können. Diese Züchtigung verbreitete übrigens in der ganzen Gegend einen solchen Schrecken, daß ein Bündiß, welches, wie man sagte, alle Bewohner des Landes geschlossen hatten, um über den Statthalter und die Spanier herzufallen, sich auflöste und fernerhin alle weit bereitwilliger und mit größerer Furcht als vorher Dienste leisteten. Nachdem diese Handlung der Gerechtigkeit vollbracht und die ganze von Tumbez gekommene Mannschaft nebst ihrem Gepäck beisammen war; nachdem ferner der ehrwürdige Vater Vicente de Valverde, ein Mönch aus dem Orden des heil. Dominicus, und die Beamten Sr. Majestät die Gegend und das Ufer untersucht hatten, so schuf und gründete der Statthalter (weil die Stelle alle Bedingungen und Eigenschaften eines von den Spaniern anzubauenden Landes in sich vereinigte und weil man auf die Erhaltung der Eingeborenen nach dem Willen Sr. Majestät besondere Rücksicht nehmen mußte) mit Uebereinstimmung der genannten Leute und nach den Befehlen und im Namen Sr. Majestät eine Stadt. Sie lag am Ufer des erwähnten Flusses, sechs Meilen von dem Hafen am Meere, in einem von einem Caziken beherrschten Gebiete, welches Tangarara hieß und erhielt den Namen San Miguel.Die von Pizarro im Jahr 1531 im Gebiete Tangarara (noch andern Targasola) gegründete Stadt San Miguel de Piura wurde später ihrer ungesunden Lage wegen verlassen und an ihren jetzigen Ort am Rande der Sandebene von Sechura verlegt. Um die Schiffe, welche von Panama gekommen waren, nicht durch Verlängerung ihres Aufenthalts Gefahren auszusetzen, ließ er im Einverständniß mit den Bevollmächtigten Sr. Majestät das Gold, welches die eben genannten Caziken und der Cazike von Tumbez als Geschenk gegeben hatten, einschmelzen, schied davon den fünften Theil, welcher Sr. Majestät gehört, und nahm den Rest, welcher der Gesellschaft zukam, von seinen Gefährten als Anlehen, das mit dem ersten Golde, welches man erhalten würde, zurückerstattet werden sollte. Mit dem geliehenen Golde beförderte er die Schiffe und bezahlte das Miethgeld; die Kaufleute setzten ihre Waaren ab und traten die Rückreise an. Seinem Gefährten, dem Hauptmanne Almagro, ließ er andeuten, wie wenig er durch sein Vorhaben, eine neue Stadt zu gründen, Gott und Sr. Majestät diene, indem dadurch alle seine Pläne vereitelt würden. Nachdem der Statthalter die Schiffe abgefördert hatte, vertheilte er unter die Leute, welche sich in der neuen Colonie niederließen, die Ländereien und Bauplätze. Da aber die Ansiedler ohne die Hülfe und Dienstleistung der Eingeborenen nicht bestehen und den Ort nicht anbauen konnten, die Eingeborenen aber bei ihren Dienstleistungen großen Nachtheil hätten leiden müssen, wenn die Caziken nicht unter den Augen von Leuten, die ihnen gebieten konnten, gewesen wären, und nur dann ihre gute Behandlung und ihre Sicherheit gewährleistet ist, wenn die Spanier mit den Indianern, welche die Regierung führen, in näherem Verhältnisse stehen, so übergab der Statthalter, weil es so dem Dienste Gottes und dem Wohl der Eingeborenen am angemessensten schien, in Uebereinstimmung mit dem Dominicanermönche und den Beamten den Ansiedlern des Otis die Caziken und die Indianer, und zwar sollten diese zur Erhaltung jener beitragen, die Christen aber diese nach dem Willen Sr. Majestät in unserem heiligen Glauben unterrichten, und dabei solle es verbleiben, bis man etwa Geeigneteres zum Dienste Gottes, zum Frommen des Königs, der Colonie und der Landeseingeborenen verfügen würde. Auch wurden Gerichtsvorsteher, Schöffen und andere öffentliche Beamten ernannt und diesen Verhaltungsbefehle, nach denen sie sich zu richten hatten, gegeben.
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Der Statthalter vernahm unterdessen, daß man auf dem Wege nach Chincha und Cuzco hin viele große, fruchtbare Oerter antreffe und daß zehn oder fünfzehn Tagreisen von seinem Aufenthaltsorte ein gut bevölkertes Thal liege, das Caxamalca heiße und in welchem Atabaliba, gegenwärtig der Oberherr der Eingeborenen, dem alle gehorchten, wohne. Dieser war aus seinem Vaterlande, einer fernen Gegend, als Eroberer herangezogen, und als er in die Provinz Caxamalca kam, blieb er, weil er sie sehr reich und reizend fand, in derselben und machte von hier aus noch weitere Eroberungen. Weil nun dieser Herr sehr gefürchtet war, so zeigten sich die Anwohner des Flusses (Turicarami) im Dienste Sr. Majestät nicht so eifrig als es sich geziemte, sondern hielten mehr zu Atabaliba und erklärten, daß sie nur diesen und keinen andern als ihren Herrn anerkennten, daß ein kleiner Theil seines Kriegsvolkes hinreiche alle Christen zu vernichten und daß schon seine gewohnte Grausamkeit allenthalben Schrecken verbreite. Der Statthalter entschloß sich also aufzubrechen und Atabaliba aufzusuchen, um ihn Sr. Majestät dienstbar zu machen und die ihn zunächst umgebenden Provinzen zu unterwerfen; wenn der Oberherr besiegt sey, dachte er, so würde das übrige Land leicht zu unterwerfen seyn.