© 2020 Florian Fink 2. Auflage
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-7504-8625-6
Maleika Makoy:
Willkommen zurück zu meiner Geschichte, die ich euch erzählt habe. Ich hoffe, ihr habt nicht wieder alles vergessen. Falls ihr vergessen habt, was ich euch erzählt habe, hier ist noch mal eine kleine Rückblende.
Im ersten Teil meiner Geschichte habt ihr etwas über meine Familie, meine Freunde und meiner 20-jährigen Schulzeit erfahren. Dazu habe ich euch auch etwas über mein 5-jähriges Praktikum erzählt. Ferner habt ihr auch etwas über meine Hexenprüfung erfahren, die ich nicht bestanden habe. Ab diesem Punkt knüpfe ich jetzt wieder an. Es war das Jahr 1256. Ich war bei meiner Tante Fixi im Laden und Azame Merowig war bei mir zu Besuch. Dort bekamen meine Freundin und ich die Ergebnisse der Hexenprüfung gebracht. Azame hatte ihre Prüfung bestanden und bei mir stand ein E- auf der Schriftrolle. Ich war verzweifelt und rannte in Fixis Schlafzimmer und schmiss mich dort aufs Bett.
Fixi und Azame befanden sich dann bei der verzweifelten Maleika und trösteten sie. „Das kann nicht wahr sein“, weinte Maleika. „Gib mir bitte mal die Schriftrolle“, bat Fixi. Maleika gab sie ihr dann. Fixi las dann über die Schriftrolle und stieß auf etwas, was sie schockierte. „Was! Die Schülerin Maleika Makoy wird des Betruges beschuldigt. Maleika Makoy wird beschuldigt, alle Antworten von der Schülerin Azame Merowig per verbotenen Zauberspruch in ihre Schriftrolle gezaubert zu haben“, las Fixi. „Was! Das ist doch gar nicht wahr! Ich habe niemals betrogen. Ich würde auch niemals verbotene Zauber verwenden“, erklärte Maleika. „Ich weiß. Und deshalb gehen wir jetzt auch sofort zur Hexenschule. Wir müssen uns aber beeilen, denn heute Nachmittag kommt eine neue Praktikantin zu mir“, sagte dann Fixi. Kaum hatte Fixi den Satz beendet und schon klopfte es an die Holztür. Fixi ging dann zur Holztür und öffnete diese. Im Eingang stand dann eine Hexe mit langen, braunen Locken. „Oh, hallo Kelly. Du bist ziemlich früh dran. Du wolltest doch erst heute Nachmittag kommen“, erinnerte Fixi. „Ich hab das von meiner Großcousine Maleika gehört und wollte sie trösten“, sagte Kelly. „Kelly, was machst du denn hier?“, fragte dann Maleika, die dann in der Zwischentür auftauchte. „Oh Maleika, du tust mir wirklich leid“, sagte Kelly und drückte Maleika. Dabei liefen ihr die Tränen. „Ich weiß. Es ist einfach nur schrecklich, nach all den guten Noten die ich in der Schule hatte. Ich bin keine anerkannte Junghexe und mir wird jetzt auch noch Betrug vorgeworfen. Das hat mir alles Fagatha angetan“, sagte Maleika traurig aber auch wütend. „Und genau sie wird auch deine Schriftrollen verzaubert haben. Sie war es ja auch, die deine Schriftrollen mit den Zaubersprüchen geklaut hat“, sagte Azame. „Sie ist einfach nur eine gemeine Hexe“, sagte Fixi wütend.
Und so machten sich Maleika, Azame und Fixi auf den Weg zur Hexenschule. Sie flogen dort mit einem Besen hin. Kelly begleitete sie. „So, wenn wir jetzt zur Direktorin gehen, dann lasst bitte mich reden“, bat Fixi. Sie standen vor einer großen, spitz zugehenden Tür mit Klopfringen. Damit klopfte Fixi dann gegen die Tür. „Herein“, sagte dann eine raue Hexenstimme. „Oh mein Gott, die hört sich ja grauenhaft an“, sagte dann Azame und bekam schon das Fürchten. „Kein Grund zur Sorge. Das ist halt ihre Stimme. Mrs. Maarix war schon Direktorin hier an der Schule, als ich hier noch Schülerin war. Seit dem Zeitpunkt hat sich hier aber Einiges verändert. Früher gab es hier sehr viele Säulen und Hallen, nach dem Vorbild der Römer. Es gab sogar riesige Thermalbäder, in denen man sich in den Pausen entspannen konnte. Jetzt ist das alles nicht mehr da weil…“ „Sich die Schule der Zeit anpasst“, sagte Maleika und beendete damit Fixis Satz. „Woher…? Ist ja jetzt auch egal“, erwiderte dann Fixi. Sie gingen dann gemeinsam in das Zimmer der Direktorin und befanden sich dann in einem kleinen quadratischen Raum mit einem alten Holztisch. Auf diesem Tisch stapelten sich massenweise Schriftrollen, die mit einem roten Band versiegelt waren. Und in einem Federhalter steckten mindestens 100 Adlerfedern. Neben dem Federhalter standen 5 volle Fässer mit Hexentinte. Hexentinte war stärker als herkömmliche Tinte und verblasste nicht. Dokumente, die zum Beispiel im Jahr 33 n. Chr. geschrieben worden waren, waren im Jahr 2012 noch voll lesbar. Vor ihnen saß dann eine Hexe mit rundem Gesicht. Sie hatte dunkelbraune, wellige Haare und trug mittelalterliche Klamotten in weiß und Kaminrot. „Mrs. Fixi Makoy, Abschlussklasse 25. Es freut mich Sie nach all den Jahrhunderten wieder mal zu sehen. Wie geht es Ihnen denn so nach über 1200 Jahren?“, fragte die Direktorin. „Ich fühle mich eigentlich ganz gut, aber heute bin ich gereizt und wütend. Ich bin auch nicht zum Spaß hier. Es ist wegen meiner Nichte Maleika. Sie hat heute die Ergebnisse ihrer Hexenprüfung bekommen und als Ergebnis steht auf der Schriftrolle ein E-. Sie wissen ja, was das bedeutet“, fing Fixi langsam an. „Ach so. Wie sehr ich es auch bedauere, aber sie hat bei der Hexenprüfung eindeutig geschummelt!“, sagte die Direktorin streng. „Ich habe aber nicht geschummelt! So etwas würde mir noch nicht mal im Traum einfallen“, erklärte Maleika. „Meine Nichte ist eine ehrliche Hexe. Das sie durch die Prüfung gefallen ist, hat sie einer anderen Hexe zu verdanken. Und diese Hexe muss bestraft werden. Sie heißt Fagatha Merrow“, sagte Fixi.
Bei diesem Namen zuckte die Direktorin kurz zusammen. Sie sagte dann kein Wort mehr sondern öffnete dann nur eine Schublade und holte dort eine Schriftrolle heraus.
Diese zeigte sie dann Fixi. Sie las dann die Schriftrolle und bekam einen Schock. Sie sah dort unten Silda Merrows Unterschrift. „WAS! Diese Hexe war auch noch bei der Prüfungsauswertung dabei! Das ist ja die Höhe!“, schrie Fixi und bekam einen knallroten Kopf. „Der Hexenrat hat das leider so gewollt. Mir sind die Hände gebunden und ich kann nichts machen. Sonst bin ich meinen Job hier als Direktorin los. Die Hexenprüfung wurde mit Sorgfalt und Ehrlichkeit überprüft und dabei hat sich ergeben, dass ihre Nichte Maleika bei der Hexenprüfung leider betrogen hat. Ende der Diskussion“, erklärte die Direktorin. „Das ist aber total unfair!“, regte sich Azame auf. „Ich kann aber bezeugen, dass meine Freundin Maleika nicht betrogen hat“, sagte Azame im Anschluss. „Miss Merowig, warum hängen Sie sich jetzt da rein?“, fragte die Direktorin. „Es könnte ja auch sein, dass ich vielleicht betrogen habe, wenn die Antworten von mir identisch mit den Antworten von Maleika waren“, sagte dann Azame. „Miss Merowig, bitte halten Sie sich da raus“, bat die Direktorin. „Maleika ist aber meine beste Freundin. Sie war immer eine sehr gute Schülerin. Sie wurde auch schon in der ersten Klasse mit einem Stern ausgezeichnet“, erklärte Azame. „Das mag sein, aber Fakt ist, dass sie bei der Hexenprüfung geschummelt hat“, sagte die Direktorin streng. „Wäre wenigstens eine Wiederholung der Prüfung möglich? Dann kann ich nämlich beweisen, dass ich nicht betrogen habe“, fragte Maleika. „Nein! Eine Wiederholung der Prüfung ist absolut nicht möglich. Wenn ich Sie die Prüfung wiederholen lassen würde, wäre das ein Verstoß gegen §4 der Hexenschulordnung“, erklärte die Direktorin und zeigte eine Schriftrolle. „Mrs. Maarix, bitte geben Sie meiner Nichte eine Chance die Hexenprüfung zu wiederholen“, bat Fixi Makoy. „Tut mir leid, es geht nicht. Mir sind einfach die Hände gebunden. Wenn es nach mir ginge, würde ich sie wiederholen lassen“, sagte die Direktorin. Maleika ließ dann ihren Kopf hängen und weinte. „Wenn das so ist, dann muss ich eben zum Hexenrat gehen.“ „Nein Tante Fixi, das brauchst du nicht. Damit handelst du dir nur noch meinetwegen Ärger ein und das will ich nicht“, sagte Maleika traurig. „Maleika, du bist aber jetzt keine anerkannte Junghexe. Das ist wie, als würde man gar nicht zur Gesellschaft gehören“, sagte Fixi. „Ich weiß. Das ist zwar schlimm, aber ich werde schon irgendwie durchkommen. Ich suche mir halt in der Welt der Sterblichen irgendeinen Beruf. Da oben werde ich bestimmt schon irgendwas finden“, beschloss sich Maleika.
Und so verließen sie dann wieder die Hexenschule und kehrten zu Fixis Laden zurück.
Maleika Makoy:
Und so machte ich mich dann auf Berufssuche. In den ersten beiden Jahren fand ich leider nichts. Ich war in dieser Zeit auch sehr oft bei meiner Tante, meiner Cousine Mazame und meiner Großcousine Kelly, die ihr 5-jähriges Praktikum bei Fixi machte. In den nächsten zwei Jahren hatte ich nun endlich Glück mit der Berufssuche. Wir schrieben jetzt das Jahr 1260 und ich fand einen Job als Sattlerin. Dies berichtete ich dann meiner Tante Fixi und meiner Mutter.
„Ich habe einen Job“, sagte Maleika begeistert. „Ich gratuliere dir Maleika. Und als was?“, fragte dann die Mutter. „Als Gehilfin eines Sattlers. Ich werde Sattel für Pferde bearbeiten. Damit helfe ich den Rittern des Kaisers. Ich kann es kaum abwarten, wenn ich morgen meinen Job antrete“, strahlte Maleika. „Ich bin so stolz auf dich, auch wenn du keine anerkannte Junghexe bist.“ Dann wurde ihre Mutter plötzlich traurig. „Wer braucht schon eine Hexenprüfung, wenn man sich selbst hat.“ „Mama, was ist denn jetzt eigentlich ganz genau bei dir passiert? Du hast mir nur gesagt, dass du wegen Silda Merrow die Prüfung nicht bestanden hast. Aber was genau hat diese Hexe bei dir gemacht?“, fragte dann plötzlich Maleika. „Ach, das ist nicht so wichtig und ich will dich damit nicht auch noch belasten“, erklärte die Mutter. „Mama, du kannst mir alles erzählen. Ich bin deine Tochter“, sagte dann Maleika.
Und so erzählte Maleikas Mutter die ganze Geschichte. „Also, wurde dir auch Betrug vorgeworfen“, sagte Maleika. „Genau so war das damals. Ich war auch bei Mrs. Maarix, aber alleine. Ich habe versucht meine Unschuld so beweisen, aber das hat nicht geklappt. Ich wollte auch, genau wie du meine Hexenprüfung wiederholen aber auch schon damals im Jahr 697 war das Wiederholen der Hexenprüfung nicht möglich“, erklärte Maleikas Mutter. „Das ist einfach total unfair. Ich hoffe, dass es irgendwann in ein paar 100 Jahren möglich ist, eine verhauene Hexenprüfung zu wiederholen. Wenn es diese Möglichkeit geben würde, dann würde ich sofort meine Hexenprüfung wiederholen, um meine Unschuld zu beweisen“, sagte Maleika. „Genau das habe ich damals auch gedacht und es hat sich bis heute nichts an dieser Bestimmung geändert“, erwiderte die Mutter.
Maleika Makoy:
Am nächsten Tag machte ich mich dann auf den Weg zur Arbeit. Der Tag begann relativ trüb und neblig. Ich verspätete mich auch deshalb ein wenig. Erst als ich ankam, schien die Sonne.
Der Sattlermeister, ein kräftiger Mann mit längeren schwarzen Haaren stand schon vor der Werkstatt und wartete ungeduldig auf meine Ankunft. Als ich dann ankam, bekam ich schon meinen ersten Ärger.
„Madam Makoy, Sie sind spät dran“, sagte der Sattlermeister mit tiefer Stimme. „Es tut mir leid, aber ich habe den Weg nicht gleich gefunden“, entschuldigte sich Maleika. „Dann gehen Sie jetzt bitte gleich an die Arbeit! Zeit ist nämlich Geld“, forderte der Meister streng. „Aber Meister, wie soll ich denn anfangen zu arbeiten, wenn ich gar nicht weiß, was ich machen soll?“, fragte Maleika. „Sie werden doch wohl wissen, wie man Sattel beschlägt“, dachte der Sattlermeister. „Nein, das weiß ich leider nicht, wenn ich es nicht gezeigt bekomme“, erklärte Maleika.
Der Meister stöhnte dann und zeigte Maleika jeden Schritt. „So, jetzt kann ich anfangen zu arbeiten. Jetzt weiß ich wie es geht“, bestätigte Maleika. „Dann fangen Sie an! Der Sattel muss heute noch fertig werden, denn der Ritter, der ihn benötigt, holt ihn heute noch ab!“, forderte der Meister.
Maleika legte sich dann ins Zeug und der Sattel wurde am selben Tag noch fertig. „Madam Makoy, für heute sind Sie fertig. Morgen geht es weiter. Bitte seien Sie morgen pünktlich“, forderte der Meister. „Okay“, sagte dann Maleika und ging zurück.
„Und Maleika, wie war dein erster Arbeitstag?“, fragte die Mutter. „Nicht sehr toll“, antwortete Maleika. „Wieso, gestern hast du dich doch noch so auf deinen ersten Arbeitstag gefreut. Was ist passiert?“, fragte dann die Mutter. „Wenn man so einen strengen Meister hat, der am Anfang noch nicht mal bereit ist, einen in die Arbeit einzuführen, dann macht der ganze Job keinen richtigen Spaß“, erklärte Maleika. „So ist das halt in der Welt der Sterblichen. Hat er dich dann wenigstens in die Arbeit eingeführt?“, fragte dann die Mutter. „Ja, das hat er dann gemacht. Danach konnte ich dann anfangen zu arbeiten“, erzählte Maleika. „Das hört sich doch jetzt eigentlich sehr gut an“, sagte dann die Mutter. „Morgen muss ich auf jeden Fall pünktlich sein“, sagte dann Maleika. Anschließend klopfte es an die Tür. Maleika ging dann hin und öffnete sie. Draußen standen dann Azame, Susi und Alexandra. „Hallo Freunde. Es freut mich, dass wir uns endlich wieder mal gemeinsam sehen. Kommt rein“, freute sich Maleika. „Deine Mutter hat uns alle zum Essen eingeladen“, sagte Azame. „Kommt heute auch wieder deine Tante?“, fragte Susi Schekoy. „Ich glaube nicht. Sie hat momentan keine Zeit“, antwortete dann Maleika. „Wer hat keine Zeit?“, kam es dann von draußen. Und schon tauchten Fixi und Mazame auf. „Für meine Nichte habe ich doch immer Zeit“, sagte dann Fixi. „Hallo Maleika“, grüßte dann Mazame und drückte ihre Cousine. „Kommt rein“, forderte Maleika dann auf. Fixi und Mazame traten dann ein. Anschließend setzten sich alle an den Tisch. „Tante Fixi, wie läuft es eigentlich mit meiner Großcousine in deinem Laden?“, fragte dann Maleika in die Runde. „Sehr gut. Sie ist sehr fleißig“, antwortete Fixi. „Kelly und ich sind wirklich ein gutes Team“, sagte dann Azame. „Ich habe euch ja noch gar nichts von meinem Job erzählt. Ich arbeite in einem kleinen Lebensmittelgeschäft“, erzählte Alexandra. „Seit wann denn das?“, fragte