DER KLEINE KÖNIG ist der Größte – 8 Bilderbücher in einem Band von Hedwig Munck, Imediat Verlag GmbH ©2015 Hedwig und Andreas Munck

INHALT

1. DER GRÖSSTE

2. TANTE RÖSCHEN

3. MÄRCHENZEIT

4. DIE ABENTEUERHOSE

5. RÄUBER IM SCHLOSS

6. AUSGESPERRT

7. NUR MUT, KLEINE PRINZESSIN!

8. GERETTET

1. DER GRÖSSTE

Die warmen Sonnenstrahlen haben die Wäsche schon getrocknet und nun kann der kleine König sein liebstes Hemd und die Lieblingshose von der Leine holen.

"Mja- und gleich anziehen! Aber nicht gucken", ruft er und versteckt sich hinter dem großen, rot-blauen Tischtuch, das munter im Wind flattert. "Na sowas! Das passt mir ja gar nicht mehr.“ Tatsächlich. Sein Hemd und seine Hose sind so kurz und eng geworden, dass sie wie ein Bikini an ihm sitzen.

"Judupidu- alles ist zu klein, viel zu klein, jipi dupidei", ruft er und hüpft fröhlich kichernd im Kreis herum. Was ist denn daran so lustig, kleiner König? – "Ja, verstehst du denn nicht? Ich bin aus meinen Sachen endlich herausgewachsen! Ich bin jetzt groß! Hm, vielleicht sollte ich mich ab jetzt lieber "großer König" nennen?" – Tja, weißt du, kleiner König… – "Ha haa, schon falsch! Großer König!"

Aber du bist noch genauso groß wie gestern! Nur deine Kleider sind geschrumpft. Empört stemmt der kleine König die Hände in die nackten Hüften. "Ach, du glaubst mir nicht? Warte mal, ich zeig´s dir. Kein Problem für den großen König." Er läuft davon und sucht seine Freunde.

Da hüpft auch schon Buschel vom Baum herunter. Der kleine König winkt ihm aufgeregt zu: "Hallo, Buschel, komm doch mal bitte ganz nah zu mir. Danke, so ist´s gut. Na, meinst du nicht auch, dass ich riesig groß bin?" Buschel nickt eifrig. Der kleine König ist wirklich sehr groß, viel größer als das Eichhörnchen. "Siehst du, Buschel findet mich sehr groß!" – Ja, schon, kleiner König. Aber Buschel war schon immer viel kleiner als du.

Der kleine König seufzt. Aber er gibt nicht auf. "Schön, dann such ich mir jemand, der mal größer war als ich." Und diesen "Jemand" hat er auch schon gefunden. Sein Lieblingspferd Grete liegt im weichen Gras und döst. Der kleine König bleibt geschäftig vor ihr stehen.

"Hallo, Grete, lass dich nicht stören. Ich will nur mal was messen." Und wirklich. Gretes Kopf reicht ihm nur bis ans Kinn. Der kleine König ist ganz außer sich. "Wow, nicht zu glauben. Grete geht mir nur bis hier. Ha! Jetzt musst du´s zugeben."

Grete hört den kleinen König und wacht auf. "Wieher", ruft sie und stellt sich auf die langen Beine. Jetzt überragt sie ihren Freund um das Doppelte. Aber der läuft schon zum großen Hügel, um von ganz oben noch größer auszusehen. Hochzufrieden trällert er vor sich hin: "Ich bin der Grö-hö-höste im ganzen Königreich …"

Oben angekommen lehnt er sich an den alten Baumstamm, um zu verschnaufen. An einem tiefhängenden Ast baumelt eine Frucht über ihm. Der kleine König streckt sich, um sie abzurupfen. "Ich brauch jetzt auch keine Leiter mehr, wenn ich mir Obst vom Baum pflücke." Er mustert es nachdenklich.

"Guck mal, dieser Apfel liegt wie eine Murmel in meiner riiiiesigen Greifhand." – Es ist eine Pflaume, kleiner König. – "So? Aber eine sehr, sehr große, uaaah." Er gähnt. Kleiner König, die Sonne geht schon unter. Zeit, schlafen zu gehen. – "Wir großen Könige gehen spät ins Bett, das war schon immer so", widerspricht der kleine König und gähnt gleich nochmal. Hm, so soo.

Der kleine König setzt sich ins Gras, weil er sich ein klein wenig ausruhen möchte. Dem Sonnenuntergang mit seinem wunderbaren Farbenspiel schenkt er dabei keinen Blick.

Er beobachtet nur ganz gebannt seinen Schatten. Der ist wirklich sehr lang. Und er wird länger und länger. Der kleine König zeigt mit dem Finger darauf und ruft: "Ahhh – guck da!! Mein Schatten! Das geht ja so schnell! Ich wachse immer weiter.

Ich werde größer und größer!! Liebe Güte, so riesig passe ich ja gar nicht mehr in mein Schloss!" Der kleine König findet das zuerst sehr lustig, aber dann lacht er nicht mehr. "Aber, oje. Wenn ich da nicht mehr rein kann, dann muss ich ja draußen schlafen.