100

TRAUMHÄUSER

Die schönsten Einfamilienhäuser
für jedes Budget und jedes
Grundstück

Wolfgang Bachmann
Katharina Matzig

Inhalt

Vorwort

Maßgeschneidert wohnen, leben und wohlfühlen

Haus mit Seele

Baumeister DI Jürgen Haller

Haus mit Haltung

BUB architekten

Das Haus als Therapie

Steimle Architekten

Seewarte

Dietrich | Untertrifaller Architekten

Feste Burg

savioz fabrizzi architectes

Ein klassisches Steinhaus

Petra und Paul Kahlfeldt Architekten

Haus 11 x 11

Titus Bernhard Architekten

Umbau eines Stalls zum Wohnhaus

Ruinelli Associati Architetti

Das Jahreszeitenhaus

Jurek Brüggen Arch BSc ETH + KOSA Kopp Sailer Architekten

Haus mit Seeblick

studioRAUCH

Kunst im Bau

fabi architekten

Diskreter Rückzug

NIEBERG ARCHITECT atelieraxelnieberg

Wohnen, wo andere Urlaub machen

bergmeisterwolf architekten

Weiterbauen im Weiler

pedevilla architects

Haus am Hang

Jürgen Mayer H.

Erweiterung eines Wohnhauses

denzer & poensgen

Nachhaltiges Holzhaus

Marion Wicher Architektur

Den See im Blick

Daluz Gonzalez Architekten

Kraftort

Innauer Matt Architekten

Expressiv aus Tradition

coido architects (coido GmbH)

Zwei, drei, eins

Pavol Mikolajcak Architects

Kleine Welle

werk A architektur

Einzelstück

pedevilla architects

Luxus der Lage

Michele Arnaboldi Architetti

Dorfschönheit

bernardo bader architekten

Ein Haus für Mensch und Moos

Architekt Andreas Gruber

Längsgestreift

EBERLE ARCHITEKTEN

Brandzeichen

Backraum Architektur

Verwandlungskunst

Davide Macullo Architects

Phasenverschiebung

Architekten Luger & Maul ZT GmbH

Auf sechs Pfeilern

Bearth & Deplazes Architekten

Neues Bauen in der Altstadt

hehnpohl architektur

Quadratisch, praktisch, sehr gut

Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH

Landhaus

Modersohn & Freiesleben Architekten Partnerschaft mbB

Betonfindling

Steimle Architekten

Spitzenarchitektur

Falke Architekten

Ein Treppenhaus

LP architektur ZT GmbH

Fundstück

RAINER ROTH ARCHITEKT

Haus über dem See

Wespi de Meuron Romeo Architekten

Das Glashaus

Liebel/Architekten

Fernost im Osten

Thomas Kröger Architekten

Umbauen und bleiben

Jochen Specht

Mehrgenerationenhaus

Christine Remensperger

Fels in der Brandung

koeberl doeringer architekten

Haus mit Garten, mitten in Berlin

asdfg Architekten, Loeper Schmitz Grenz PartGmbB

Effizienter Dreiklang

GRAFT Gesellschaft von Architekten mbH

Berg- und Talhaus

atelier AMC sa

Behauste Scheune

bernardo bader architekten

Wohnhaus mit Pferdestallungen

Schneider & Schneider Architekten

Bauhaus, Baujahr 2018

Kupferschmidt Architekten GmbH

Kulturbau

Titus Bernhard Architekten

Gartenhaus

bfs d flachsbarth schultz, Stefan Flachsbarth, Michael Schultz

Wohnscheune in den Bergen

architektur.terminal hackl und klammer

Wohne lieber ungewöhnlich

Katrin Hootz Architektengesellschaft mbH

Unentdeckte Moderne

Büro 4 Wagner + Partner

Ein Haus fürs Bad

Corneille Uedingslohmann Architekten

Naturschauspiel

Falkenberg

Freundlicher Fremdkörper

BIEHLER WEITH building design projects

Das Dorfhaus

Davide Macullo Architects

Burg aus Beton

Davide Macullo Architects

Ornament und Konstruktion

AFF architekten und stephan hahn architekt & zimmerer

Im schwarzen Bereich

SoHo Architektur

Aquarius

lynx architecture

Faltung

bergmeisterwolf architekten

Klassische Moderne

Axel Steudel Architekten

High Performance, Low Tech

Bearth & Deplazes Architekten

Haus mit Hof

denzer & poensgen

Bergbau

savioz fabrizzi architectes

Das Pentagon

MoDus Architects

Über den Wiesen

Markus Schietsch Architekten

Wie ein Felsen im Berg

bottega + ehrhardt architekten

Wohnhaus in Traumlage

Baumeister DI Jürgen Haller und Peter Plattner

Drei Einfamilienhäuser

Marques Architekten AG

Das Rundherumhaus

mia2/ARCHITEKTUR

Länge läuft

Beer Bembé Dellinger Architekten

Fenster zum See

studioRAUCH

Nachhaltig eingenistet

Georg Bechter Architektur+Design

Ein Sonnenhaus

Manfred Lux Architekt

Wohnen und werken

Thomas Kröger Architekten

Haus auf einer Jura-Wiese

Pascal Flammer

Reduce, reuse, recycle

André Rösch Architekt

Weinstock-Bau

L3P Architekten

Organische Architektur

Finsterwalderarchitekten

Schutzhütte im Laternsertal

Marte.Marte Architekten ZT GmbH

Archetypus

bernardo bader architekten

Feinheiten

Innauer Matt Architekten

Urhütte und Villa

CLAVIEN ASSOCIÉS

Haus über der Landschaft

HHF architekten GmbH

Das Reihenhofhaus

habermann.decker.architekten PartGmbB

Nah am Wasser gebaut

VOITH Architektur + Stadtplanung

Dorferneuerung

Architekt Daniel Ellecosta

Living in a box

Berschneider + Berschneider Architekten

Haus, Halle und Hof

Baumeister DI Jürgen Haller

Landluft

Thomas Kröger Architekten

Regional, rural, phänomenal

Cukrowicz Nachbaur Architekten ZT GmbH

Sanierung eines Bauernhauses

Katrin und Otto Brugger

Panoramastube

Dietrich | Untertrifaller Architekten

Aus einem Guss

Fischer Schmieder Architekten

Ein Heustadel bleibt

Architekten Luger & Maul ZT GmbH

Das Korkenzieherhaus

rundzwei Architekten

Adressverzeichnis

Impressum

Vorwort

Maßgeschneidert wohnen, leben und wohlfühlen

„Wohnst du noch oder lebst du schon?“ Seit 2002 wirbt ein schwedisches Möbelhaus mit dieser Frage. Der Slogan ist nicht nur äußerst einprägsam und erfolgreich, er ist zudem staunenswert klug: Beschreibt er doch, dass Wohnen und Leben nicht a priori dasselbe bezeichnen. Wer sein Zuhause von einer schlichten Behausung in einen Ort des Wohlfühlens verwandeln will, in einen Ort, der der Geselligkeit ebenso Raum gibt wie dem Rückzug und der Platz bietet zum Spielen, Arbeiten, Erholen – zum Leben eben –, muss ihn gestalten und dazu machen.

Die Sehnsucht danach liegt uns Menschen im Blut, unser Streben nach einem Wohnwert, der zugleich lebens- und liebenswert ist, geht viel weiter zurück als ins Jahr 2002. Auch wenn paläoanthropologische Erkenntnisse meinen, dass der Traum des Steinzeitmenschen nicht die Höhle, sondern die Laubhütte, ein Baum oder das lederne Zelt gewesen sein könnten, bemüht sich der Mensch von Beginn an um eine Stätte des Schutzes und des Wohlbefindens. Über Höhle, Nest oder Zelt sind wir längst hinaus: Zeitgemäße Traumhäuser ermöglichen auf vielfältige Weise ein traumhaftes Leben. Sie können kostengünstig und bescheiden sein, repräsentativ und luxuriös. Sie sind aus Holz konstruiert oder aus Beton, Stahl oder Mauerwerk, mit Glas, Aluminium, Stoff oder Kork umhüllt, stehen auf dem Land, im Dorf oder der Stadt, am Hang oder am Wasser. Sie sind klein oder groß, im Grundriss und in der Form kompakt oder raumgreifend. Das Traumhaus kann ein Altbau sein, der energetisch und räumlich zukunftsfähig saniert, umgebaut oder erweitert wurde. Oder ein Neubau, der bereits bei der Planung die sich wandelnden Bedürfnisse seiner Bewohner berücksichtigt. Nur in einem Punkt sind die in diesem Buch vorgestellten Häuser der letzten zehn Jahre vergleichbar: Alle erfüllen allerhöchste Ansprüche an die Qualität, das heißt: an die angemessene Einbettung in den Kontext, die zeitgemäße und zukunftsweisende Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sowie die herausragende Gestaltung der Innen- ebenso wie der Außenräume.

Seit 2011 suchen das Deutsche Architekturmuseum und der Callwey Verlag beim Wettbewerb „Häuser des Jahres“ jedes Jahr aufs Neue die 50 besten neu erbauten Einfamilienhäuser im deutschsprachigen Raum, in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Südtirol. Dafür sichten, diskutieren und werten die renommierten Jurys jedes Jahr an die 200 Einreichungen, um die architektonisch überzeugendsten, lebenswertesten Wohnträume zu finden. Versammelt werden sie, Jahr für Jahr, in dem Buch „Häuser des Jahres“. Bis 2016 erschien es unter der Redaktion von Dr. Wolfgang Bachmann, seit 2017 zeichne ich als Autorin verantwortlich. Die hier zusammengestellten 100 Traumhäuser wurden also zweimal ausgezeichnet, um eine baulich manifestierte Antwort zu geben auf die eingangs gestellte Frage. Sie werden ausführlich in den von Wolfgang Bachmann und mir verfassten Texten beschrieben und mit professionellen Fotos bebildert. Pläne – in der Regel im Maßstab 1:400 und Lagepläne im Maßstab 1:2000 – wurden von den Architekten ebenso zur Verfügung gestellt wie Angaben zu Wohn- und Nutzfläche, Grundstücksgröße, dem Jahr der Fertigstellung, Anzahl der Nutzer, der Bauweise, zum Teil auch von Baukosten und Energiekennwerten. Von der Stange kaufen, wie bei IKEA, lassen sie sich nämlich nicht: „Die Planung eines Einfamilienhauses ist wie das Anfertigen eines Maßanzugs: exaktes Maßnehmen, besprechen, abwägen, ausprobieren, ändern. Und wieder von vorne. Am Ende soll es perfekt passen“, so beschreibt die Wiener Architektin Johanna Schuberth vom Büro Schuberth und Schuberth Architektur und Innenarchitektur, deren Haus als eines der „Häuser des Jahres 2020“ ausgewählt wurde, die Zusammenarbeit zwischen Architekt und Bauherr.

Wohnst du noch oder lebst du schon? Wir sind sicher: Die Bewohner der 100 Traumhäuser kennen die Antwort. Sie lautet: Wir leben, indem wir maßgeschneidert wohnen.

Katharina Matzig

100

TRAUMHÄUSER

Haus mit Seele

Markant und bescheiden, elegant und wohnlich.

Lustenau liegt im Westen des Bundeslandes Vorarlberg, die Gemeinde grenzt an die Schweiz. Am Ortsrand hatte die Bauherrin ein Grundstück geerbt, nur wenige Minuten vom Zentrum entfernt, direkt am Rheindamm. Von der Homepage und aus Publikationen kannte die junge Familie Projekte von dem Mellauer Büro von Jürgen Haller. „Häuser mit Seele“, wie sie der Architekt selbst beschreibt. So eines wünschte sie sich auch. Dass die Ansprüche an Qualität und Ästhetik hoch, das Budget allerdings eher niedrig war, stellte zwar eine besondere Herausforderung an Jürgen Haller dar – doch er traute sich zu, den garantierten Kostenrahmen auch einzuhalten, und behielt recht.

Das zweigeschossige Gebäude in Holzriegelbauweise ist in die Aulandschaft eingebettet, sein kompaktes Volumen trotzt den umliegenden Wohnbauten. Eine Weißtannenfassade aus vertikalen Latten in verschiedenen Breiten, unterschiedlich dicht aneinandergefügt, umhüllt das Wohnhaus. Wo nötig, sorgt die geschlossene Fassade für Privatheit, wo gewünscht, wird das Licht gefiltert: Der Grad der Öffnung reagiert auf die Bewegungsabläufe der Familie, auf Raumsequenzen und Blickbezüge in die umgebende Natur.

Das Gebäude wird über die nordseitige Zufahrt erschlossen, Garage und Abstellraum sind in das Volumen des Baukörpers integriert. Der Eingangsbereich ist eingeschnitten und kann auf ein Vordach verzichten, er führt zur Garderobe, zum Koch- und Essbereich sowie dem Bad. Der Wohnraum ist abgetrennt. Im Obergeschoss wurden die Schlafräume mit Bädern sowie ein Büro und ein Allzweckraum mit Technikbereich untergebracht.

Diese Ebene wurde relativ einfach und günstig materialisiert, Weißtannentäfer sorgt für Wärme und Geborgenheit. Im Erdgeschoss sind die Innenwände und Möbel in Massivholz ausgeführt, der dunkelgraue, geschliffene Zementestrich sowie das graue Küchen- und das Kaminsitzmöbel setzen sich elegant davon ab. Die Ausschnitte für Terrassen und Loggien wurden tief und geräumig ausgeführt, sie bilden attraktive Räume zwischen innen und außen, öffentlich und privat.

Oben: Das Wechselspiel von offenen und geschlossenen Fassadenflächen bestimmt das Aussehen des Hauses. Die Nachbarn waren froh, dass das relativ große Grundstück mit einem bescheidenen Einfamilienhaus bebaut wurde.

Unten: Sämtliche Baumaterialien wurden unbehandelt eingebaut. Ihre sinnliche Qualität entspricht messbaren Kriterien: Die Raumluft ist schadstofffrei, die Ökobilanz ausgezeichnet.

LAGEPLAN

OBERGESCHOSS

ERDGESCHOSS

MASSSTAB
M 1:400

1EINGANG

2LAGER

3KOCHEN/ESSEN

4WOHNEN

5TERRASSE

6WC

7GARAGE

8HAUSWIRTSCHAFT

9TECHNIK

10ARBEITEN

11SCHLAFEN

12BAD

QUERSCHNITT

LÄNGSSCHNITT

Standort:
Lustenau (A)

Planungsbüro:
Baumeister DI Jürgen Haller

Anzahl der Bewohner:

2

Wohnfläche (m2):

203

Grundstücksgröße (m2):

1.069

Bauweise:
Holzbauweise

Energiestandard:
Passivhaus

Baukosten:
375.000 Euro

Fertigstellung:
2018

Haus mit Haltung

Eine Villa in der Stadt: flexibel und funktional, wertig und wohnlich.

Mit seinen Villen und hübschen Klinkerhäusern inmitten englischer Gärten vermittelt Groß Flottbek, das seinen Namen der Flottbek verdankt, die früher als Bach in Richtung Elbe floss und heute unterirdisch verläuft, im Westen Hamburgs den Eindruck eines großzügigen Landschaftsparks. Die elegant-minimalistische Villa der Hamburger Architektin Alexandra Bub passt somit bestens an diesen Ort. Die Zusammenarbeit mit zwei Architekturbüros vorher war bereits gescheitert. Das im Sommer 2017 fertiggestellte Haus, in dessen Entwurfsprozess die Bauherren von der Architektin intensiv einbezogen wurden, stellt nun alle zufrieden und entspricht zudem der Groß Flottbeker Tradition. Zurückhaltend und doch selbstbewusst reiht sich das Haus ein in die lose Folge freistehender Einfamilienhäuser. Zwei im rechten Winkel aneinanderstoßende Kuben bestimmen die kantige, eindeutig heutige Gestalt: die vorspringende Garage sowie das annähernd quadratische, zweigeschossige Wohngebäude. Zur Straße geben sich die Fassaden geschlossen. Ein warmtoniger, wassergestrichener Klinker verblendet die Außenwände, der Fugenmörtel wurde auf die hellen Steine abgestimmt und flächig aufgebracht, zusammen mit dem hellen Eichenholz der Fenster und Türen vermittelt sich eine einladende Atmosphäre. Innen öffnet sich ein Raumkontinuum: Über das Entree gelangt man in den nach Süden raumhoch verglasten Wohnbereich, an den sich im Westen Essplatz und Küche sowie im Osten Musikzimmer und Büro anschließen. In der Mitte bleibt Platz für eine zweiläufige Treppe sowie Garderobe und Bad. Das Obergeschoss springt auf ganzer Breite auf der Gartenseite zurück und macht Platz für eine großzügige Dachterrasse. Im Westen wurden zwei Kinderzimmer, im Osten der Elterntrakt angeordnet. Ein Lichthof belichtet den Gäste- und Wellnessbereich im Untergeschoss. Ebenso komfortabel wie funktional und schön lässt sich hier leben. Und das auf lange Sicht: Bereits vorgedacht ist eine mögliche Teilung in drei Einheiten, sodass sich das Gebäude an die sich ändernden Bedürfnisse der Familie anpasst.

Oben: Die Gartenfassade springt zurück und macht einem geschützten Außenraum Platz.

Unten: Die Einbaumöbel aus Eichenholz wurden von der Architektin entworfen. Sie entsprechen dem eleganten Erscheinungsbild des reduzierten Hauses.

LAGEPLAN

OBERGESCHOSS

KELLERGESCHOSS

ERDGESCHOSS

MASSSTAB
M 1:400

1EINGANG

2GARDEROBE

3HAUSWIRTSCHAFT

4KOCHEN/ESSEN

5WOHNEN

6ARBEITEN

7WC

8KINDER

9GALERIE

10ELTERN

11ANKLEIDE

12BAD

13TECHNIK

14SAUNA

15GÄSTE

16ABSTELL

17WASCHKÜCHE

18WEIN

QUERSCHNITT

Standort:
Hamburg

Planungsbüro:
BUB architekten

Anzahl der Bewohner:

5

Wohnfläche (m2):

335

Grundstücksgröße (m2):

1.238

Zusätzliche Nutzfläche (m2):
44

Bauweise:
Massivbauweise mit Verblendfassade

Energiestandard:
KfW 70

Fertigstellung:
2017

Das Haus als Therapie

Offene Mitte: Familienleben im und um das Außenzimmer herum.

Gegensätze ziehen sich an. Zumindest für das Ehepaar, das sich hoch über Tübingen ein Haus für sich, drei Kinder, Hund und Katze bauen lassen wollte, scheint dieser Spruch zu stimmen: Die Bauherrin nämlich wünschte sich einen transparenten, kommunikativen Wohnraum, während der Bauherr einen uneinsehbaren Ort der Ruhe suchte. Empfohlen für die Lösung dieses scheinbar unlösbaren Problems wurden den beiden Christine und Thomas Steimle, die ein Büro in Stuttgart führen.

Der Spagat aus einladend und abgeschottet, ruhig und kommunikativ, leicht und massiv ist offenbar geglückt. Selbstbewusst schließt der skulpturale Baustein eine Lücke in der bestehenden Hangbebauung. In Form eines polygonalen C legt er sich an und in die Topografie. Präzise Einschnitte für Türen und Fenster wurden dem kantigen Betonbau zugefügt, sie sind mit eloxierten Aluminiumtafeln ausgekleidet und sorgen mit ihrer horizontalen Anordnung für Ruhe.

Das Raumprogramm verteilt sich sinnfällig über drei Etagen, die über eine einläufige Holztreppe im mittigen Bauteil miteinander verbunden sind. Der Wohnbereich mit Bibliothek befindet sich auf der Gartenebene, etwas erhöht öffnen sich Kochen und Essen bis ins Obergeschoss. Dort liegen Schlafzimmer und zwei Bäder. Die Garage, Nebenräume sowie ein Studio wurden in den Hang gebaut.

Ein kleiner Hof am Ende des kürzeren Gebäudeschenkels sorgt für Luft und Licht. Optischer und kommunikativer Mittelpunkt des Hauses ist das offene Atrium auf Gartenniveau, es kann von allen Seiten betreten werden. Die großflächigen Sky Frames ermöglichen zudem Blicke quer durch das Erdgeschoss. Das helle Parkett auf dem Boden läuft durch, das Wohnzimmer wird zu Terrasse und Pooldeck.

In den lichten Innenräumen wurden die erforderlichen Stauräume als Einbaumöbel platzsparend in die Wandflächen integriert. Die Glasfassade auf der Südseite ermöglicht passive Solargewinne in den kalten Jahreszeiten, gegen Überhitzung im Sommer schützt außenliegender textiler Sonnenschutz. Die weitgehend fensterlose Nordfassade ist hoch wärmegedämmt.

Oben links: Außenzimmer – der Grundriss umschließt auf drei Seiten die intime Terrasse. Das helle Parkett verbindet drinnen mit draußen.

Oben rechts: Horizontale Aluminiumstreifen gliedern den geschliffenen Betonbau.

Unten: Tiefe, Höhe, Licht und Luft bestimmen die Innenräume. Die Architekten planten die Innenräume mit. Einbaumöbel schaffen Stauraum.

Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und ein natürliches Lüftungskonzept gewährleisten im Winter Wärme ohne herkömmliche Heizung und im Sommer Kühle ohne Klimaanlage. Der Tiefhof temperiert die Luft.

LAGEPLAN

OBERGESCHOSS

UNTERGESCHOSS

ERDGESCHOSS

MASSSTAB
M 1:400

1EINGANG

2BIBLIOTHEK

3WOHNEN

4KOCHEN/ESSEN

5ATRIUM

6BAD

7SCHLAFEN

8LAGER

9TECHNIK

10HAUSWIRTSCHAFT

11ZIMMER

12LICHTHOF

Standort:
Tübingen

Planungsbüro:
Steimle Architekten

Anzahl der Bewohner:

5

Wohnfläche (m2):

365

Grundstücksgröße (m2):

1.102

Zusätzliche Nutzfläche (m2):
169

Bauweise:
Beton, massiv

Fertigstellung:
2014

Seewarte

Das Ufergrundstück am Tegernsee wird regelmäßig überflutet. Deshalb wurde das Wohnhaus als Pfahlbau errichtet und stellt sich damit in die Tradition der Bauten am Wasser.

Ein Haus, das an die Typologie der Boots- und Fischerhauser anschließt, wie ein Blick in den Innenraum zeigt, aber in seiner Ausformung durch seine Großzügigkeit Lichtjahre vom traditionellen Hüttenwesen entfernt bleibt. Die Wohnfläche von knapp 300 Quadratmetern ist auf einer Ebene angelegt. Alles scheint das Lagernde, Horizontale unter dem weiten, auskragenden Kupferdach zu betonen. Ein umlaufender Steg, der sich seewärts zur Terrasse verbreitert, lässt nicht im Ungewissen: Man befindet sich in einer zauberhaften Landschaft, nur wenige Schritte und man ist am Tegernsee. Ein paar schlanke Stahlstützen behindern nicht den Ausblick, sie könnten schon zu den Masten der voraus ankernden Jachten gehören.

Das Bauwerk ist als Holzkonstruktion ausgeführt, überwiegend wurde heimische Weißtanne verwendet. Die Außenverkleidung ist mit waagrechten Rhombusleisten ausgeführt. Die Aufständerung auf Stahlstützen über dem leicht geneigten Ufergrundstück dient als Schutz vor dem Hochwasser. Lediglich ein unterirdischer Technikraum, den man über einen Abgang neben der Garage erreicht, verlangte einen marginalen Eingriff in den Baugrund. Sonst blieb der natürliche Geländeverlauf erhalten, ein Wiesenpassepartout säumt das Gebäude. Nach außen an dem umlaufenden Steg zeichnet sich die innere Organisation ab: Es gibt fünf Raumgruppen, die an den 3 Meter breiten, bis unter den Dachfirst reichenden Mittelflur anschließen. Er ist allseitig mit Holz ausgeschlagen.

Licht kommt zusätzlich über punktuelle Dachflächenverglasungen, die helle Felder auf die Vertäfelung zeichnen. Zur Stirnseite und zwischen den Kompartimenten gibt es jeweils eine Querverbindung zu dem Steg ins Freie. Vor dem zum See orientierten, über die gesamte Hausbreite reichenden Wohn- und Esszimmer weitet sich der Flur zu einer Kücheninsel. Hinter den bündig in die Holzwände eingesetzten Türen verbergen sich drei Kinderzimmer, der Elternbereich, zwei weitere Nassräume, schließlich ein Büro und der Block mit Garage, Waschküche und Gästezimmer.

Oben links: Der umlaufende Steg verbreitert sich vor den Austritten zu windgeschützten Nischen.

Oben rechts: Selbst in Querrichtung beeindruckt das Haus mit seiner verschwenderischen Fläche.

Unten: Der weite Dachüberstand beschattet die „Wohnplattform“.

Der Grundriss ist funktional in Nutzungsgruppen gegliedert. Licht kommt über Dachluken in den Flur, sie werfen changierende Flecken auf die Wände.

LAGEPLAN

ERDGESCHOSS

MASSSTAB
M 1:400

1EINGANG

2KOCHEN

3ESSEN/WOHNEN

4ELTERN

5BAD

6KIND

7ARBEITEN

8WASCHEN

9GAST

10GARAGE

QUERSCHNITT

Standort:
Bad Wiessee

Planungsbüro:
Dietrich l Untertrifaller Architekten

Anzahl der Bewohner:

5

Wohnfläche (m2):

293

Grundstücksgröße (m2):

3.435

Bauweise:
Holzbauweise

Heizwärmebedarf:
4 4,6 kWh/m2a

Fertigstellung:
2013

Feste Burg

Mit diesem Projekt kehren die Architekten zu den Grundlagen zurück: Räume und ihre Beziehung zueinander werden verstärkt durch den rauen und schlichten Charakter des Materials.

Das Haus steht in einer dicht und heterogen bebauten Gegend mit lauter unterschiedlichen Einfamilienhäusern. Ausgangspunkt für den Entwurf war die Idee, das gesamte Grundstück, auch die Außenräume, mit einer Bebauung zu definieren, die gesamte Parzelle also in das Architekturkonzept einzubeziehen.

Das ganz an die Nordkante gerückte Haus reicht dadurch scheinbar ringsum bis an die Grundstücksgrenzen. Dies wurde erreicht mit unterschiedlich hohen Gartenmauern, die die vom Rasterformat der Schaltafeln gezeichneten Betonfassaden als Polygon fortsetzen. Von außen sieht es aus, als faltete sich diese labyrinthisch geknickte Einfriedung schließlich zu einem kompakten schiefwinkligen Baukörper. Er verformt sich gemäß den gewünschten Bezügen zur Landschaft. Die innen von breiten Fensterzargen gerahmten „Durchbrüche“ in den zweischaligen, kerngedämmten Betonwänden orientieren sich zu den Alpengipfeln.

Besucher betreten das Haus über einen kurzen Wohnweg in einer Nische an der Nordseite, die Familie über den Eingang beim Carport. Hinter der Diele empfangen auf gleichem Niveau die Küche und der Essplatz mit einer langen Bank, deren Rückenlehne ist die betonierte Podestkante des höher gelegenen Wohnraums.

In Gegenrichtung erschließen einige Stufen eine Arbeitsbühne, die vom Elternzimmer mit eigenem Bad flankiert wird. Dieses Zwischengeschoss reicht bereits bis unter das Dach, von hier bieten sich „Sichtkorridore“ durch das Haus. Der weitere Treppenlauf endet auf einer Spielfläche vor den beiden Kinderzimmern, die sich ein zweites Bad teilen.

Innen und außen zeigt sich der Sichtbeton unverputzt. Seine plastischen Eigenschaften ermöglichten die Ausführung der vielfältigen dreidimensionalen Details. Der Beton inspirierte die Architekten zu Form und Maßstab des Gebäudes. Die Inneneinrichtung wurde in Eichenholz ausgeführt, um eine wohnlich-häusliche Dimension zu erreichen.

Zur Wärmeerzeugung für Heizung und Warmwasser reichen ein Pelletofen und einige Quadratmeter Sonnenkollektoren. Hinzu kommt eine mechanische Lüftung.

Oben links: Die Fensterzargen sind innen mit einem Stufenfalz angeschlagen, das verhindert Wärmebrücken und lässt das Haus von außen massiv und monolithisch erscheinen.

Oben rechts: Die Split-Level-Bauweise spart Verkehrsfläche. Der plastisch zu modellierende Beton inspirierte zu der „Wohnhöhle“ mit ihren vielfältigen Raumbeziehungen.

Unten links: Abweisend und bergend: Die Mauer sorgt für Geborgenheit im Hof. Die Fassade ist von den Schaltafeln wie mit Paketschnüren gezeichnet.

Unten rechts: Küche und Essplatz liegen auf einem Niveau, die Rückenlehne der Sitzbank stößt an die Kante des höher gelegenen Wohnraums.

LAGEPLAN

OBERGESCHOSS

ERDGESCHOSS

MASSSTAB
M 1:400

1ZUGANG

2BAD/WC

3KOCHEN/ESSEN

4WOHNEN

5ARBEITEN

6ELTERN

7KIND

8SPIELEN

9CARPORT

10SITZPLATZ

SCHNITT

Standort:
Conthey (CH)

Planungsbüro:
savioz fabrizzi architectes

Anzahl der Bewohner:

4

Wohnfläche (m2):

210

Grundstücksgröße (m2):

759

Zusätzliche Nutzfläche (m2):
400

Heizwärmebedarf:
47, 8 kWh/m2a

Energiestandard:
SIA 380/1 2009

Fertigstellung:
2014

Ein klassisches Steinhaus

„Gute Architektur macht viel Arbeit“, resümieren Petra und Paul Kahlfeldt ihre in Proportion und Erscheinungsbild stets klassischen Bauten.

Ein Haus, dessen Grundrisse sich wie ein Ornament einprägen. Und als Bekenntnis gelten, dass es in der Baukunst keinen Fortschritt geben kann, sondern nur eine Entwicklung unseres Denkens. So steht dieses Anwesen als Manifest gegen die zufällige Pluralität der Gegenwartsarchitektur, die von immer neuen Theorien gestützt wird und durch das Talent der Ingenieure Halt findet.

Dieses Haus wurde mit einer zweischaligen Fassade gebaut. Die äußere Hülle ist aus 14 Zentimeter dicken Crailsheimer Muschelkalk-Steinen geschichtet. Sie ist selbsttragend, lagert auf einem eigenen Fundament und wird nur am Dachrand gesichert. Nach einer dünnen Luftschicht folgt eine Foamglas-Dämmung, das tragende Mauerwerk ist aus Kalksandsteinen errichtet. In die Öffnungen sind Eichenholzfenster oder -türen eingesetzt, oder sie sind als blinde Vertiefungen verschlossen und rhythmisieren die Fassade. Alle gliedernden Profile und Gesimse sind aus dem Block gearbeitet und bilden so ein homogenes Materialgefüge. Die ruhige Textur des Muschelkalks verbindet die Teile zu einem Ganzen von strenger, herber Einfachheit.

Zum Garten löst sich das Volumen in Stützen und Balken auf; sie bilden Loggien, Terrassen, Balkone oder umschreiben großzügig verglaste Räume. Jedes Material übernimmt die Funktion, die es leisten kann. Das geneigte Dach aus Eifel-Schiefer endet an den seitlichen Terrassen, hier setzt sich die Schräge als senkrechte Außenwand fort, sodass die Gartenfront dreigeschossig erscheint. Auf dem Flachdach liegen Solarkollektoren, außerdem ist zeitgenössische Energiespartechnik installiert, die Fußbodenheizung und Kühldecken versorgt.

Den Haupteingang markiert ein Portal mit kantigen Pfeilern und schwerem Architrav. Außerdem gibt es an den Schmalseiten jeweils einen Zugang für die Anlieferung und zum Garten. Gleichartige Räume, die sich emblematisch um eine zentrale Halle ordnen, stehen als Salons für das gesellschaftliche Leben zur Verfügung. Im Obergeschoss liegen Schlafräume mit Ankleiden und Bädern.

Oben: In der Gartenansicht löst sich das schatullenartige Gebäude in offene Strukturen auf. Balkone, Terrassen und Loggien nähern sich dem von großen Bäumen gesäumten Garten.

Unten links: Die Eingangsseite wirkt hermetisch. Die Öffnungen lassen ihre Bedeutung deutlich erkennen.

Unten rechts: Wohnhalle mit Sitzgruppe zum Garten: Das Erdgeschoss verfügt über Aufenthaltsräume, für die das altmodische Wort „Salon“ wieder angebracht ist.

LAGEPLAN

OBERGESCHOSS

ERDGESCHOSS

MASSSTAB
M 1:400

SCHNITT OHNE MASSSTAB

Standort:
München-Bogenhausen

Planungsbüro:
Petra und Paul Kahlfeldt Architekten

Anzahl der Bewohner:

3

Wohnfläche (m2):

707

Grundstücksgröße (m2):

1.519

Zusätzliche Nutzfläche (m2):
100

Bauweise:
massiv

Fertigstellung:
2012

Haus 11 x 11

Dem Entwurf liegt die Idee zugrunde, ein in seiner äußeren Erscheinung kompaktes, in der Materialanmutung homogenes Haus mit sparsamer Hüllfläche, aber größtmöglicher Nutzfläche zu schaffen.

Das Haus ist als bewohnbare Skulptur für eine Familie mit zwei Kindern gedacht, sein Äußeres bildet die innere Organisation ab. Die Auftraggeber arbeiten in der Kommunikationsbranche, sie verstehen ihr Haus als Icon, als zeichenhaftes Manifest für etwas Neues.

Auf die Außenwände, eine Konstruktion aus Stahlbeton und Holz sowie ein vorfabriziertes Dach aus OSB-Holzplatten, das auf den Gratbalken aufliegt, wird eine mehrschichtige schwarze Flüssigabdichtung aufgebracht. Als sichtbarer Abschluss des Baukörpers folgt eine hochkant stehende 4-x-8-Zentimeter-Lattung aus farbig lasierter Douglasie im Abstand von 4 Zentimetern oder dreimal 4 Zentimetern, wobei jedes zweite Holz ausgespart wird. Die Leisten sind ohne Konterlattung auf 3500 sondergefertigte Alublöcke geschraubt. Der Vorteil dieser Ausführung ist, dass in den senkrecht zu Dachgefälle und Wänden ausgerichteten Lamellen weder Laub noch Schmutz haften bleiben, die Entwässerung bei Regen und Schnee funktioniert so simpel wie bei einem Schirm. Durch die Schraffur entsteht ein ausgeprägt grafischer Charakter, den die unterschiedlich dichten, sehr präzisen Abstände der Lamellen noch betonen. Die Holzfenster sind exakt in diese Geometrie eingebunden, sie überspielen die Haus- und Dachkanten, was den Baukörper größer wirken lässt und innenräumlich für attraktive Ausblicke und guten Lichteinfall sorgt.

Oben: Ein Haus, das mit der Typologie des klassischen Einfamilienhauses kokettiert und dessen Dimensionen frei interpretiert. Die unterschiedlichen Lamellenabstände ergeben zusammen mit der leichten Hangneigung eine irritierende Perspektive. Ihre Grafik verändert scheinbar die Dimensionen.

Unten links: Präzise Schreinerarbeit schraffiert Dachflächen und Außenwände. Auch die Fenster fügen sich in die Ordnung der senkrechten Lamellen. Die Fenster spielen mit den Kanten der Kubatur. Es gibt sprossenlose Festverglasungen und Öffnungsflügel.

Unten rechts: Übereck verglast und deshalb besonders hell präsentiert sich das Wohnzimmer.

LAGEPLAN

OBERGESCHOSS

ERDGESCHOSS

MASSSTAB
M 1:400

1ZUGANG

2KOCHEN

3ESSEN

4WOHNEN

5KIND

6ELTERN

7BAD

8ANKLEIDE

SCHNITT

Standort:
Wörthsee

Planungsbüro:
Titus Bernhard Architekten

Anzahl der Bewohner:

4

Wohnfläche (m2):

182

Grundstücksgröße (m2):

1.300

Zusätzliche Nutzfläche (m2):
99

Bauweise:
massiv, Stahlbeton

Heizwärmebedarf:
29,7 3 kWh/m2a

Primärenergiebedarf:
54 kWh/m2a

Fertigstellung:
2011

Umbau eines Stalls zum Wohnhaus

Vielleicht ist das typisch für die Schweiz: Was man historisch vorfindet, das will man erhalten. Was man selbst dazu beiträgt, gerade wenn es vom Durchschnittlichen abweicht, das muss man nicht nach außen zeigen.

Ein Stall am Dorfrand von Soglio, der noch bis in die späten Siebzigerjahre landwirtschaftlichen Zwecken diente, wurde zu einem Wohnhaus umgebaut. Obwohl das Gebäude schon einige Zeit leer stand, befand sich die Bausubstanz, Steinplattendach, Mauern und tragende Holzteile, noch in einem guten Zustand. Der rote Faden des Entwurfs bestand darin, die alte Scheune bestehen zu lassen und sich beim Ausbau an ihrer radikalen Materialreduktion zu orientieren. Zum einen waren äußere Einschränkungen maßgebend, weil man keinen Kran stellen konnte, zum anderen ging es darum, die alte Hülle mit den neuen Anforderungen zusammenwachsen zu lassen.

Für die Planer galt es, die Architektur auszubalancieren zwischen zeitgenössischen funktionalen Details, solidem Material und der verträglichen Annäherung an den erhaltenen alten Scheunenumriss. Der fehlende Kran und die groben Steinmauern führten zur Entscheidung, die Wände aus Stampfbeton und die Decken in Holz auszuführen. Damit ließ sich gleichzeitig die Anzahl der Materialien reduzieren. Nun stehen die Wände, gedämmt mit Schaumglas zwischen Beton und Stein, schwer und rau, ebenso massiv wirken die Ablageflächen. Im Eingangsbereich spürt man die Kieselsteine im Beton des Bodens, der sich mit Dielen aus rohem, unbehandeltem Eichenholz fortsetzt. Die Stahlfenster sind geschweißt. Die Außenmauern wurden restauriert, zu erneuernde Bretter wurden vor den Fenstern durch verstellbare Lamellen aus Eiche ersetzt. Auch für den kleinen Garten mit den beiden Innenhöfen wurden Stampfbeton für die Mauern und unbehauene Steine aus der Umgebung für eine einfache Pflasterung der Wege verwendet. Die rurale Bauweise mit ihren behäbigen Bossen und kunstlos gefügten Rundstämmen neben der scharfkantigen, jedoch ebenfalls fest und lagernd wirkenden modernen Fortsetzung ergab eine spannende Symbiose aus Alt und Neu. In einem offenen, zusätzlichen Wohnraum unterm Dach lässt sie sich hautnah erleben.