Impressum
Herausgeber Michael Thomsen
www.altenpflege-experte.de
Bildernachweis Andreas Schnellen
Michael Thomsen
Layout/Gestaltung Andreas Schnellen
BOD-Books on Demand GmbH
ISBN: 978-3-7526-7644-0
Nach meinem ersten Gedichtband „Gewichtetes“ lasse ich hiermit nun weitere Dichtungsversuche folgen, wieder mit der Unterstützung und Bereicherung durch Fotos von Andreas Schnellen, eine bunte Mischung aus Einfällen, mal tief, mal lustig und auch anders. Die Gedichte habe ich in einem Zeitraum von 2017 bis Ende 2019 geschrieben.
Ich habe beim Nachlesen überlegt, was sie verbindet außer dem Zeitrahmen, in dem sie geschrieben wurden. Ich kam nicht gleich auf einen gemeinsamen Nenner. Was war prägend, hat mich beschäftigt?
Nun da waren die Geburten meiner drei Enkel – auch dazu Gedichte -, der Eintritt in die Rente und das Aufgeben der Vortragstätigkeiten sowie die Publikation zweier Fachbücher, die Hochzeit meines Sohnes, der Schock meines Defibrillators im September 2019, der Tod eines nahen Freundes dann im Dezember, aber auch meine intensivierte Ahnenforschung und der Rückblick auf mein Leben bis heute und schließlich die aktuelle Tagespolitik, der sich wohl niemand entziehen kann und zu der man sich geflissentlich eine Meinung bildet.
Und so will ich dem Leser es etwas leichter machen, um das eine oder andere Gedicht besser zu verstehen. Denn ich habe dem Band eine Art Essay angefügt, in dem ich versuche, meinen Blick auf die Historie der Jahre seit etwa 1969 darzulegen. Diese Ausführungen sehen Sie also gern als Bonus-Material und Interpretationshilfe für das ein oder andere Gedicht an.
Michael Thomsen
im Januar 2020
Wie erkenne ich, was wichtig ist,
Wenn nicht jede Botschaft richtig ist?
Welche Dinge kann ich dann ändern?
Denn landauf, landab auf allen Sendern
Bleibet vieles lang im Waagen.
So muss ich Wahrheit, Lüge, Schein ertragen.
Sieht denn niemand von uns klar,
Obs recht, gerecht und billig war?
Jede Botschaft gereicht zur Deutung,
Ganz nah und auch vorbei an Täuschug.
Erkenntnis zwischen Glaub` und Wissen
Muss man beim Volk vermissen.
Schweigen und auch Brüllen ohne Zugewinn,
Verloren der Mensch, und die Zeit zieht hin.
Wie soll ich da finden aus dem Labyrinth,
Wenn ich nirgends einen Ausweg find?
Ohne Wissen, ohne Bildung, ohne Urteilskraft
Wird Kultur und Zivilisation bald abgeschafft.
Am End´ hat wieder niemand was gewusst.
Zu spät erst - wenn wir gehört - den Schuss.
Die Rosen, die ich in unserm Garten finde,
Sie wollen nicht, dass ich sie binde.
Sind hingegen Riechgenuß und Wohlgefühl,
Wenn ich zwischen ihren Stengeln wühl.
So ein schönes Bild, was will es sagen?
Ich solle Dich, nur Dich noch einmal fragen:
Liebst Du mich, auch wenn ich garstig bin?
Leiten sie mich auf solcherlei Gedanken hin.
Wenn wir immer wieder zueinander finden,
Können wir uns verzeihlich aneinander binden.
Trotz aller Plackerei und umeinander Sorgen
Ist Freude bei jedem Wiedersehn am Morgen.
Das schönste Wort, wir könn´s nicht missen,
Für Hypothese ist - „Vielleicht“,
Das schwankend Wort im Ungewissen
Für ein jeglich Zwischenreich.
Bleibt es die Antwort offen,
Lässt uns noch gar vieles hoffen.
Ein Windstoß schon kann etwas bewegen,
Und in diesem Reiche kann erregen,
Was zum Nein und Ja sich neiget
Oder immerwährend schweiget.
Das Vielleicht ist vor dem Ende der Geschichte,
Selbst betrachtet im zukünftgem Lichte,
Ein Spannungsbogen, der uns weiter-zieht,
Dem Autor hilft, dass man den Roman zu Ende liest.
Im Vielleicht bleibt alles möglich
Sogar, was dem Werk nicht nötig,
Treibt heraus so manche Fragen,
Was es hat dem Leser wohl zu sagen.
Dem Liebenden zur Qual
Bleibt, mehr als lieb, die Wahl.
Klarsicht und besonders Sicherheit,
Braucht der Mensch zur rechten Bindung.
Betrachtet leider oft verworrene Wirklichkeit,
Verlaufen wir uns in ruhlos Windung.
Der Vögel, Pflanzen Treiben, das uns kann zeigen,
Wie sorglos es auch im Leben gehen kann.
So vermögen wir nicht nachzueifern,
Sie entziehn sich lautlos unserm Bann.
Nur ein klar und deutlich Unterscheiden,
Nimmt ganz viel von unserm Leiden.
Der Liberale betont, er wolle Transparenz.
Wohl nur zu Zeiten der Karenz,
Denn Offenlegung – so er - doch Nötigung,
Spricht er lauthals zur Verteidigung.
Der Staat solle sich verpissen,
Der muss nicht alles wissen.
Was ihm gereicht zum Wohlgenuss,
Nicht jedermann auch wissen muss.
Wo Grenze sein soll fürs Intime,
Es sich zur Kultur geziehme,
Nennt er es das Private,
Weggeschlossen wie Asservate.
Glaubt nicht solch politisch Mündern!
Werden immer das Ehrliche verhindern.
Auto, Fahrrad, Reisen.
Wer will mit uns fahrn?
Auf des Bahnhofs Gleisen
Wartet schon die Eisenbahn.
Ob nach Westen Osten
Richtung Süden oder Norden?
Wir komm ´ schon auf unsere Kosten.
Hier nur weg, zu anderen Horden.
Wir haben schon gewonnen,
Sind wir erst mal angekommen.
Sind in manch fernem Lande Gäste,
Nehmen teil am Gesellig Feste.
Fliegt die Landschaft uns entgegen,
Radelnd auf recht vielen Wegen.
Können hier und dort mal schadlos rasten,
Wollen nicht mehr ruhlos hasten.
Kommen früh oder spät ans Ziel,
Wo wir am Abend müßig weilen
Und jeder neue Plan gerät zum Spiel.
Eben kein Grund sich zu beeilen.
Losfahrn und dem Wetter trotzen,
Wir haben nicht zu motzen.
Fahren, wie versprochen, auch zurück
Zum Wiedersehn der Lieben, welch ein Glück!
Kann nicht fassen, halten jenen Augenblick,
Der sich aufdrängt mir zu loben,
Denn niemals find ich recht zurück.
Ist vor lauter Werden aufgehoben.
Bleibt mir kein Sinn im Hier.
Nur Rauschen, Fliehen wie ein Tier.
Kann nur immer weiter – denken,
So lässt sich vom Gewesen - ab- und lenken.
Wird immer greifen nach dem Tode
Nach Glück und Segen mir zum Halt.
Auf Herz und Seele ich, was war, hoch lobe,
Denn nach uns bleibet´s am Ende kalt.
All unser Streben nach dem, was bleibt
Wird zuletzt der Erde einverleibt.
So öffne nur die große Truhe,
Darin zu finden - endlich Ruhe.
Nach etwas zu suchen, was der Phantasie
Vor uns gelebter Menschen entsprungen,
Kommt einer unendlichen Reise gleich.
Es bleibt ein ewig Kreisen um die Wahrheit.
Ein Annähern oder Fehlen - hält sie niemand in der Hand
Und bleibt ein dauernd Suchen.
Wenn die Goldene Regel gelten soll,
dann darf es nicht ein Recht geben,
Schädliches oder Unvernünftiges zu tun,
weil der Mensch ja freier Entscheider ist.
Denn die Guten und Vernünftigen müssen ZULASSEN,
dass die Starken und die Skrupellosen ihren Vorteil erfassen.
Darum siegt zu oft das Böse und Schädliches mehret sich.
So hat Gott im Paradies sogar das erste Verbot erlassen
Und doch wurde es sogleich übertreten.
Ist nun das Verbot das Böse oder die Übertretung?
Frei können wir uns entscheiden.
Doch die Verlockung ist da und hat kein Ende.
Bleibt das Verzeihen dem Guten
und das Recht des Bösen umzukehrn.
Verblassende Erinnerung, alles wird fortgetrieben
Bleibt das nur, was erzählt und aufgeschrieben?
Lass uns die Geschichte erhalten im Gedächtnis!
Nicht vergessen, mehr Erhalten als das Nichts.
Erzähle Vater, du, von alten Zeiten,
Von so manch verpassten Gelegenheiten!
Die Enkel wollen hörn die Lebensgeschichte
Seien es Anekdoten oder Gedichte.
Was du fühltest, als es dich anrührte,
Was dich so hin und wieder verführte.
Und erzähl bei deiner sorgfältigen Erwägung
Gern auch von tiefempfundner Prägung.
Soll die Nachwelt von dir halten, was sie will.
War da einst ein verletzlich und ungerecht Gebrüll,
Gibt’s sicher gewiss vieles anderes zu sagen,
Was sich einst im Lebenslauf hat zugetragen.
Fehlen dem Nachfahr noch so viel Notizen,
Reichen gelegentlich die Skizzen
Zur Erstellung für uns, ein bleibend Bild,
Ungenau vielleicht, doch es gilt.
Was Blitzlichtartig so angenehm mich schockt?
Was sich schlagartig durch meinen Kopf arbeitet
Und so ein wohliges Gefühl bereitet,
Ein Lächeln unaufhaltsam hervorgelockt.
Ein Gefühl von Vertrautsein in ganzer Tiefe,
Wenn ich Dich so sehe – als ob ich Dich riefe.
Selten fasst es mich an in dieser Weise,
Nun spür ich diesen Moment voll Wohligkeit,
Wie Du da stehst so einklänglich und doch leise,
Und gehst schon wieder und bleibst mir doch bereit.
Ich sitze und versuche staunend zu fassen,
Was Du gerad im Raum hast hinterlassen.
Vor über Zweiundvierzig Jahren
Gedachten wir uns zu paaren.
All die Jahre aufeinander eingestimmt
Bleiben wir füreinander bestimmt.
Und gerade hielt mich ein so schöner Moment in Bann,
Den - ich hoff - auch Du ab und zu genießen kannst.
In der Rückschau auf das Leben
Wollen wir endlich begreifen
Der einen oder anderen Wege Gabelung
Beizeiten des Ganges Unsicherheit bestaunen.
Fühle mich wie ein Tintentropfen,
Abgewaschen von der Zeigefingerkuppe,
Der in den Abguss fließt und ich empfinde
Die seltsame Verästelung allen Lebens.
Davor ich staunend den Buchstaben folge,
Die der Füllhalter auf dem Papiere kratzt,
Als sei es der Spaten, mit dem ich
Nach den Wurzeln meiner Herkunft grabe.
Wie ein Vogel den Landeplatz am Baume sucht,
Schwebe ich herbei und merke,
Dass ich nur der Specht sein kann,
Der am Stamm das Loch für seine Heimstätte hackt.
Verborgen unter Gras und Sand und Pilzgeflecht,
Die starken Wurzeln meiner Herkunft,
Dunkel und schwer nur zu entdecken,
Wo auch schon mal ein Brocken vom Felse liegt.
Ein Lehmgürtel hindert am Weitergraben,
Ein Wurzelstrang vom Ungeziefer abgenagt.
Über mir der Himmel und nahe am Baume
Ein schimmernd Blatt herunterfällt.
Sich nicht mehr halten kann im Wind.
Was über mir, ist Zukunft und Leben
Ein Hoffen bleibt dem Stamm,
Dass seine Äste weiter heraus die Blätter treiben.