Der Autor

Der Geschichtsanalytiker und Sachbuchautor Mario Arndt schreibt über Dinge, die Sie nicht in traditionellen Geschichtsbüchern finden. Seine Analysen der offiziellen Geschichte decken auf, wie das Mittelalter, die Antike und die dazugehörigen Zeitrechnungen gefälscht und erfunden wurden.

Mario Arndt wurde 1963 in Rostock geboren und hat seit 2002 seinen Wohnsitz in Frankfurt am Main. Website: www.HistoryHacking.de

Seine Entdeckung der artifiziellen Strukturierung der Reihenfolge der Namen der christlichen, europäischen Herrscher des Mittelalters stellt einen entscheidenden Durchbruch in der Geschichtsanalytik dar und ist möglicherweise die Kopernikanische Wende in der Erforschung des europäischen Mittelalters.

Vom Autor sind außerdem erschienen:

Das wohlstrukturierte Mittelalter (2012), ISBN: 978-38423487762 Astronomie und Chronologiekritik (2014), ISBN 978-3-7386-4411-1 Wer war Karl der Große wirklich? (2014), ISBN 978-3-7386-4420-3 Die wohlstrukturierte Geschichte (2015), ISBN: 978-3738645583 History Hacking (2018), ISBN: 978-3752878707

© 2020 Mario Arndt (2. Auflage)

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783752613643

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im

Internet über www.dnb.de abrufbar.

Inhalt

“So werden Die, welche eine Wissenschaft oder Kunst, aus Liebe zu
ihr und Freude an ihr, per il loro diletto, treiben, mit
Geringschätzung genannt von Denen, die sich des Gewinnes halber
darauf gelegt haben; weil sie nur das Geld delektiert, das damit zu
verdienen ist. Diese Geringschätzung beruht auf ihrer
niederträchtigen Überzeugung, daß keiner eine Sache ernstlich
angreifen werde, wenn ihn nicht Not, Hunger oder sonst welche
Gier dazu anspornt. Das Publikum ist desselben Geistes und daher
derselben Meinung: hieraus entspringt sein durchgängiger Respekt
vor den Leuten vom Fach und sein Mißtrauen gegen Dilettanten.

In Wahrheit hingegen ist dem Dilettanten die Sache Zweck, dem
Manne vom Fach, als solchem, bloß Mittel; nur der aber wird eine
Sache mit ganzem Ernste treiben, dem unmittelbar an ihr gelegen ist
und der sich aus Liebe zu ihr damit beschäftigt; sie con amore treibt.

Von Solchen, und nicht von den Lohndienern, ist stets das Größte
ausgegangen.“

Arthur Schopenhauer (1788 - 1860) über Wissenschaft

Die Geschichte
ist ein Modell
der tatsächlichen Vergangenheit

Der Unterschied zwischen Vergangenheit und Geschichte

“Geschichte hat einen doppelten Sinn.

Es bezeichnet einmal das, was geschehen ist [...]

Zweitens aber bezeichnet das Wort auch die Darstellung des

Geschehenen, die Historie.“

Mit diesen Sätzen beginnt das “Lehrbuch der Universalgeschichte“ von Heinrich Leo aus dem Jahre 1839.

Geschichte ist das, was Historiker über die tatsächlich abgelaufene Vergangenheit bislang herausgefunden haben (genauer: glauben, herausgefunden zu haben), d.h. das, was auch an Universitäten und Schulen gelehrt wird und in den Büchern der Historiker steht. Die offizielle Geschichte ist jedoch nur ein Modell, eine Vorstellung der tatsächlichen Vergangenheit, nicht die Vergangenheit selbst. Dieses Modell kann natürlich auch falsch sein.

Grafik 1: Modell der Zeit mit Gegenwart, Zukunft, Vergangenheit und Geschichte

Vergangenheit ist das, was tatsächlich geschehen ist, das, was die Menschen, die damals lebten, tatsächlich getan und erlebt haben.

Das Wissen über die Vergangenheit kann immer nur unvollständig sein. Je weiter die Vergangenheit zurück liegt, desto unvollständiger wird tendenziell das Wissen über diese Zeiten, was nicht ausschließt, dass es auch Zeitabschnitte geben kann, über die wir dann wieder besser informiert sind.

Besonders problematisch ist hierbei der Zeitraum, für den der Historiker Otto Brunner (1898 - 1982) den Begriff “Alteuropa“ geprägt hat, also die Antike, das Mittelalter und die Frühe Neuzeit. Das, was wir über diese Zeiten zu wissen glauben, insbesondere über die Antike und das Mittelalter, stammt zum größten Teil aus der Lektüre weltanschaulich und literarisch geformter Berichte.

Nur zu einem sehr geringen Teil haben wir von den vermeintlichen Tatsachen dieser Zeit Kenntnis durch Zeugnisse, die den Handlungen der damals Lebenden selbst entstammen (sogenannte “Überreste“, “Zeitzeugnisse“). Hier besteht ein entscheidender Unterschied zur Moderne.

Abb. 1: “Geschichte“, Mosaik von Frederick Dielman (1847–1935)

Der Historiker F.-J. Schmale beschreibt dies folgendermaßen:

In der Praxis der Geschichtswissenschaft ist die Historiographie des Mittelalters, ohne dass dies theoretisch begründet worden wäre, daher grundsätzlich anders betrachtet worden als die Historiographie der Moderne." [Schmale 1985, S.2]

Geschichte als Modell der Vergangenheit

Die Unterscheidung zwischen Vergangenheit und Geschichte ist jedoch bislang nicht allgemein anerkannt. Z.B. äußerte sich der Ägyptologe und Kulturwissenschaftler Jan Assmann so:

“Die Vergangenheit entsteht erst dadurch, dass man sich auf sie bezieht.“ [Assmann 2005, S. 31]

Dies entspricht in etwa der Aussage “Wenn niemand hinguckt, dann ist der Mond nicht da.“

Eugen Gabowitsch (1938 - 2009), der bekannte Geschichtsanalytiker, kritisierte Assmanns Aussage wie folgt:

“Falsch! Die Vergangenheit war, und wenn man sich auf sie bezieht, oder glaubt, dass man sich auf sie bezieht, dann macht man ein Modell, dann macht man Geschichte.“ [Gabowitsch 2008]

Ich zitiere weiterhin Gabowitsch [Gabowitsch 2008]:

“In der Vergangenheit Geschehenes nenne ich Vergangenheit, und die Früchte schriftstellerischer Tätigkeit der Historiker - Erkenntnis, Darstellung, Lehre - nenne ich Geschichte. Geschichte kennen wir gut, man braucht nur Zeit zum Lesen.

Geschichte ist ein Modell der Vergangenheit (auch ein System solcher Modelle). Ein Modell ist Alles, also eine Erzählung, ein Versuch, mathematisch-statistisch etwas darzustellen. Die Modelle sind immer nur eine sehr grobe Annäherung an das Objekt, in diesem Fall die Vergangenheit. Die Geschichte modelliert die Vergangenheit, versucht sie zu beschreiben, zu “rekonstruieren“, zu erfinden.

Die Vergangenheit kann nicht falsch (nur unbekannt oder schlecht bekannt) sein.

Die Geschichte kann falsch, schlecht, ungenau, erfunden, mythisch, legendär usw. sein.“

Ab. 2: Eine Illustration aus einem Manuskript des 15. Jahrhunderts der “Historia Regum Britanniae“ (Die Geschichte der Könige von Britannien) von Geoffrey of Monmouth, die die britischen Könige Vortigern and Ambros zeigt, wie sie sich einen Kampf zweier Drachen anschauen

Wissenschaftlicher Fortschritt

Neue bahnbrechende Ideen, ein neues Paradigma in einer Wissenschaft, also ein neues "Denkschema", kommen in erster Linie von Leuten, die außerhalb des offiziellen Wissenschaftsbetriebs arbeiten.

An Universitäten ist man immer der Auffassung, dass „in dieser Wissenschaft schon fast alles erforscht sei, und es gelte, nur noch einige unbedeutende Lücken zu schließen“, so wie es der Münchner Physikprofessor Philipp von Jolly schon in den 1870er Jahren erklärte, als Max Planck bei ihm studierte, der spätere Begründer der Quantenphysik.

Abb. 3: Max Planck (1858-1947)

Es geziemt sich auch für einen Nachwuchswissenschaftler, eine bescheidene und obrigkeitskonforme Haltung anzunehmen, wie Max Planck zu dieser Zeit:

“Ich hege nicht den Wunsch, Neuland zu entdecken, sondern lediglich, die bereits bestehenden Fundamente der physikalischen Wissenschaft zu verstehen, vielleicht auch noch zu vertiefen“

Mit einer anderen Einstellung wird man da nichts.

Abb. 4: Davon wusste Max Planck zu dieser Zeit natürlich noch nichts

Bei Planck war es allerdings einfacher als bei vielen anderen, da bereits sein Urgroßvater, Großvater und Vater bekannte Professoren waren, und daher der berufliche Weg damals schon vorgezeichnet war.

Trotzdem ignorierte man ihn nach seiner Habilitation in Physik, so dass er nur eine Privatdozenten-Stelle bekam. Doch letzten Endes wurde er doch Professor.

Er war dann wohl auch der einzige derjenigen Leute, die im 19. und 20. Jahrhundert ihre Wissenschaft entscheidend veränderten, indem sie einen neuen Denkansatz einführten, ein neues Paradigma, der aus dem offiziellen Universitätsbetrieb kam.

Alle anderen kamen von außerhalb, waren völlig unbekannt, und wurden teilweise zunächst von den Universitäten ignoriert.

1) Der Berner Patentamt-Angestellte Albert Einstein ist einer davon,

2) ebenso der Weltreisende Charles Darwin,

3) Karl Marx, der, obwohl er irrte, doch äußerst einflussreich war (bis hin zur "Frankfurter Schule" und dem Bonner und Berliner Hofphilosophen Habermas),

4) der Arzt Sigmund Freud, dessen Tiefenpsychologie, obwohl in der Universitätspsychologie weitgehend ignoriert, außerhalb sehr einflussreich wurde, und damit auch auf die offizielle Wissenschaft zurückwirkte.

Der etablierte Universitäts-Professor für Mathematik und Geschichtsanalytiker Anatoli Fomenko (“History: Fiction or Science?“) fällt auch darunter, da er von Haus aus Mathematiker ist, und nicht in der Hierarchie der Geschichtswissenschaftler aufgestiegen ist. Diese ignorieren ihn daher auch weitgehend.

Abb. 9: Das für die Geschichtsanalytik bahnbrechende Werk von Anatoli Fomenko aus dem Jahre 2003

Wissenschaftlichkeit in der Geschichtswissenschaft

Wissenschaftlichkeit an sich ist kein Beweis für die Richtigkeit oder Falschheit der innerhalb der jeweiligen Wissenschaft untersuchten Gegenstände. Die Existenz dieser Gegenstände wird vielmehr schon vorausgesetzt. Daher kann die Geschichtswissenschaft im derzeitigen Stadium ihrer Entwicklung auch nur beschränkt etwas zum Verständnis der Zeit vor dem Ende Alteuropas beitragen. Dies entspricht dem derzeitigen Zustand der Wissenschaft Theologie, die auch nichts zur Klärung der Frage beitragen kann, ob es Götter und andere Himmelsgeister tatsächlich gibt oder nicht.

Dies kann man ganz einfach an der Entwicklung der sogenannten "Quellenkritik" (genauer: Schriftquellenkritik) im Laufe der Jahrhunderte erkennen, für die Ausgangspunkt war und ist "Alles ist echt", und nicht "Alles ist falsch" und muss erst als echt bewiesen werden.

Der Einwand, dass eine Reihe von Schriftquellen aus dem Mittelalter beweisen würden, dass die Reihenfolge der Könige so war, wie es die offizielle Geschichte lehrt, erweist sich bei genauer Prüfung als typisches Argument geschlossener Systeme nach dem Philosophen Karl Raimund Popper (1902-1994), also letzten Endes als logischer Fehlschluss.

Abb. 10: Karl Raimund Popper (1902-1994), einer der wichtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts

Denn mit diesem Argument könnte z. B. jemand, der an den Wortlaut der Bibel glaubt, auch die Schöpfung der Welt in sechs Tagen beweisen. Als einziges Argument reicht dem Gläubigen die Schriftquelle für die Schöpfung der Welt, der entsprechende Bericht in der Bibel. Alle Gegenargumente wird er mit der Behauptung widerlegen, dass die Quellen dagegen sprechen.

Diese Auffassung der Dogmatiker - “Alle Schriftquellen sind echt und es ist wahr, was darin steht, außer es spricht eine andere Quelle dagegen“ - impliziert einen absoluten Wahrheitsanspruch, der nicht erfüllbar ist. Das bedeutet nämlich: Alles ist automatisch wahr, was in den Schriftquellen steht.

Mit dieser Methodik kann die Geschichtswissenschaft nicht zu tragfähigen Ergebnissen über die tatsächliche entfernte Vergangenheit kommen.

Dogmatiker unter den Historiker verfahren nach dem gleichen Schema. Sie stehen auf den Standpunkt, dass die Schriftquellen der Antike und des Mittelalters alle echt wären, bis nicht für jede einzelne von ihnen nachgewiesen ist, dass sie falsch ist.

Das ist aber nicht nur eine unzulässige Übertragung heutiger Ansichten zur Geschichtsschreibung in einem kleinen Teil der Welt (Anspruch auf Objektivität) auf vergangene Zeiten, sondern auch angesichts des jetzt schon bekannten Umfangs an Fälschungen vollkommen naiv.

Die Sicht der Bibel von der Schöpfung der Welt hat man auch nicht dadurch widerlegt, dass man nachgewiesen hat, dass der Bibeltext eine Fälschung ist. Man hat einfach einen rationaleren Weg zur Wissensfindung eingeschritten. Genau das ist der Weg der Geschichtsanalytiker.

Abb. 11: Gott als Erschaffer des Universums in einer Handschrift aus dem Mittelalter

Erklärungen in der Geschichtswissenschaft

Das einzige Kriterium für Erklärungen in der Geschichtswissenschaft ist, dass sie nachvollziehbar sind. Das Niveau dieser Erklärungen bewegt sich auf dem des Alltagsverstandes.

Der Philosoph Arthur Danto (1924-2013) schreibt in seinem Werk "Analytic Philosophy of History" (1965) sinngemäß:

Wenn man von Historikern eine Erklärung für ein Geschehnis verlangt, dann erwartet man, dass der Historiker eine wahre Geschichte über dieses Geschehnis erzählt.

Geschichte erzählt Geschichten (“history tells stories“) und unterscheidet sich dadurch von Theorien in anderen Wissenschaften, die mit Gesetzeshypothesen arbeiten, um Ereignisse zu erklären. Danto betont auch, dass diese narrativen Strukturen subjektiv sind sowie von den Interessen des Historikers beeinflusst.

Abb. 12: Geschichten spielen in der Geschichtswissenschaft eine wichtige Rolle.

Und der Geschichtsphilosoph William Dray (1921-2009) schreibt in "Explanatory Narrative in History" (1954):