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CHRISTIAN ALBRECHT BARSCHEL

EIN JAHR

AUF DEM COURT

365

SPANNENDE GESCHICHTEN AUS DER WELT DES TENNIS

Ein Jahr auf dem Court

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

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9783840313745

eISBN 9783840337413

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www.dersportverlag.de

INHALT

Vorwort

Januar: Down Under

Februar: Debüts und Premieren

März: Bombendrohung und Fair Play

April: Comeback und Höchststrafe

Mai: Sandplatzhelden

Juni: Roland Garros

Juli: Der Heilige Rasen

August: Goldige Momente

September: New York, New York

Oktober: Porsche-Problem und Heirat

November: Weltmeister

Dezember: Davis-Cup-Helden

Anhang

1 Literatur

2 Bildnachweis

VORWORT

„Ganz großes Tennis!“ Diese Redewendung ist aus dem alltäglichen Sprachgebrauch nicht mehr wegzudenken. „Tennis ist eine perfekte Kombination aus brutaler Action in einer Atmosphäre der absoluten Ruhe“, sagte einst die US-Ikone Billie Jean King, eine leidenschaftliche Kämpferin für die Gleichberechtigung zwischen Spielern und Spielerinnen. Andre Agassi stellte treffend über den „weißen Sport“ fest: „Jeder Punkt kann zum Wendepunkt werden und sich in deine dunkelste oder größte Stunde verwandeln.“

Ganz großes Tennis schildert auch dieses Buch über den „weißen Sport“. Es liefert 365 Geschichten, ob historisch, kurios oder bizarr, aus der Welt des Tennissports – von Neujahr bis Silvester. Der Fokus liegt größtenteils auf den deutschen Spielern und Spielerinnen, die seit Beginn der Open Era im Jahr 1968 – der Geburtsstunde des Profitennis – denkwürdige Matches gespielt haben.

Wann gewann Boris Becker zum ersten Mal in Wimbledon? Warum ist der 9. Juli 1989 der größte Tag in der Geschichte des deutschen Tennis?

Wer schaffte das außergewöhnlichste Comeback nach einem Rückstand von 0:6, 0:5, 0:40?

Wieso wurde am 30. April 1993 am Hamburger Rothenbaum das dunkelste Kapitel im Tennissport geschrieben?

Und wie lief das kuriose Geschlechterduell zwischen dem Kettenraucher Karsten Braasch und den Williams-Schwestern Serena und Venus bei den Australian Open 1996 ab?

Roger Federer sagte einmal: „Wenn du deinen Sport wirklich liebst, musst du seine Geschichte studieren, damit du verstehst, wie er zu dem geworden ist, wie wir ihn heute kennen.“ Ein treffender Satz vom wohl populärsten Spieler der Tennisgeschichte.

Dieses Buch erzählt zu jedem Tag im Jahr eine passende Geschichte über die schönste Sportart der Welt. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen und im Schwelgen historischer Erinnerungen.

Christian Albrecht Barschel

Januar: Down Under

1. Januar
1973

Margaret Court gewinnt historischen Titel bei den Australian Open

Margaret Court ist mit 24 Grand-Slam-Titeln im Einzel Rekordhalterin im Damentennis. Fast die Hälfte ihrer Grand-Slam-Titel gewann die Australierin bei ihrem Heim-„Major“, den Australian Open. Den elften und letzten Turniersieg in Down Under holte sich Court am Neujahrstag des Jahres 1973, allesamt auf Rasen, da die Australian Open erst im Jahr 1988 ein Hartplatzturnier wurden.

Im Endspiel besiegte Court bei Temperaturen um die 45° C ihre Landsfrau Evonne Goolagong mit 6:4, 7:5. Kein Spieler oder keine Spielerin hat bei einem Grand-Slam-Turnier mehr Einzeltitel gewonnen als Court.

Allerdings: Die Australian Open waren in früheren Jahren eher eine australische Meisterschaft, da das Turnier damals noch nicht das Renommee von heute besaß und viele ausländische Topstars die lange Reise nach Australien nicht unternehmen wollten.

Court wurde die Ehre zuteil, dass im heutigen Melbourne Park, dem Veranstaltungsort des Turniers, der zweitgrößte Platz der Anlage nach ihr benannt ist. Nach diversen homophoben Aussagen von Court wurde eine Namensänderung der Margaret Court Arena diskutiert, die allerdings bislang nicht durchgeführt wurde.

2. Januar
1992

Boris Becker, Steffi Graf und das Mixed mit Folgen

Boris Becker und Steffi Graf bildeten beim Hopman Cup 1992 in Perth, der inoffiziellen Mixed-Weltmeisterschaft im Tennis, das deutsche Team. Ihr Auftritt stand aber unter keinem guten Stern. Damals wurde im australischen Perth im K.-o.-Format gespielt.

Becker und Graf siegten im Viertelfinale gegen Frankreich in den Einzeln, traten aber nicht zum abschließenden Mixed an. Im Halbfinale gegen die Tschechoslowakei musste Graf ihr Einzel gegen Helena Sukova nach Satzgleichstand wegen Schwindelanfällen aufgeben. Becker gewann anschließend sein Einzel gegen Karel Novacek. Trotz ihrer Aufgabe im Einzel trat Graf zum entscheidenden Mixed an, war aber am Ende ihrer Kräfte. Becker und Graf hielten zwar mit, verloren jedoch die Partie mit 4:6, 4:6. Es war der einzige gemeinsame Mixedauftritt der beiden deutschen Tennislegenden.

Für Graf hatte das Antreten beim Hopman Cup schwere Folgen. Vor Turnierbeginn hatten deutsche Ärzte bei ihr eine Mittelohrentzündung festgestellt und ihr von der Teilnahme am Hopman Cup abgeraten. Doch Graf ignorierte den Rat, flog nach Perth und machte die Erkrankung dadurch noch schlimmer. Nach dem Hopman Cup erteilten die Ärzte ihr zunächst Flugverbot von Perth nach Melbourne. Bei den Australian Open angekommen, musste Graf nach einigen kurzen Trainingseinheiten und diversen Bluttests für das Grand-Slam-Turnier absagen.

3. Januar
1972

Ken Rosewall und seine unglaubliche Siegesspanne

Ken Rosewall gewann 1953 als 18-Jähriger bei den Australian Open seinen ersten Grand-Slam-Titel. 19 Jahre später triumphierte der Australier zum vierten Mal bei seinem Heimturnier und sicherte sich seinen achten und letzten Turniersieg bei einem Grand Slam. Der 37-jährige Rosewall besiegte im ältesten Grand-Slam-Finale in der Geschichte des Profitennis seinen australischen Landsmann Malcom Anderson mit 7:6 (7:2), 6:3, 7:5.

Mit 19 Jahren ist dies die größte Zeitspanne im Tennis zwischen dem ersten und letzten Grand-Slam-Titel eines Spielers. Mit 37 Jahren und zwei Monaten ist Rosewall bis heute der älteste Grand-Slam-Sieger im Einzel in der Geschichte des Profitennis.

4. Januar
1976

Mark Edmondson und sein Australian-Open-Titel aus dem Nichts

Mark Edmondson hat das erreicht, wovon alle australischen Spieler träumen. Er gewann sein Heimturnier: die Australian Open. Es war im Jahr 1976, als Edmondson als Nummer 212 der Weltrangliste im Finale bei den Australian Open gegen seinen Landsmann John Newcombe sensationell siegte. Er ist damit der am niedrigsten platzierte Spieler, der je ein Grand-Slam-Turnier bei den Herren gewinnen konnte und ist bis heute der letzte Australier, der bei den Australian Open triumphierte.

„Ich bin in Schock. Das ist zu gut, um es zu glauben. Ich denke, ich werde mir heute Abend ein paar Flaschen Schampus genehmigen“, sagte der Sensationssieger nach seinem Coup.

Wer jetzt dachte, dass dies der Beginn einer großen Einzelkarriere von Edmondson war, der sah sich getäuscht. Der Australier konnte hauptsächlich nur bei Turnieren in seinem Land glänzen und erreichte mit Position 15 seine beste Platzierung in der Weltrangliste. Besser lief dagegen seine Karriere als Doppelspieler. 34 Turniersiege, darunter fünf Grand-Slam-Titel, machten Edmondson zu einem der besten Doppelspieler seiner Zeit.

5. Januar
2019

Angelique Kerber und Alexander Zverev verlieren dramatisches Finale im Hopman Cup

Wie schon im Jahr 2018 erreichten Angelique Kerber und Alexander Zverev beim Hopman Cup in Perth, der inoffiziellen Mixed-Weltmeisterschaft im Tennis, das Finale und trafen erneut auf die Schweiz mit Belinda Bencic und Roger Federer. Und wie 2018 verlor das deutsche Duo das Endspiel und verpasste den dritten deutschen Titelgewinn beim Hopman Cup.

Zverev verlor im ersten Match gegen Federer mit 4:6, 2:6. Anschließend siegte Kerber mit 6:4, 7:6 (8:6) gegen Bencic, sodass im Mixed die Entscheidung über den Titelgewinn fallen musste. Dort entwickelte sich eine kuriose und hochklassige Partie, die Kerber und Zverev hauchdünn verloren. Im Tiebreak des dritten Satzes kam es zu einer Premiere. Beim Stand von 4:4 entschied der letzte Punkt, wer den Titel gewinnen würde. Kerber und Zverev verloren den spektakulären Ballwechsel und unterlagen schließlich mit 0:4, 4:1, 3:4 (4:5).

„Wir wollten unbedingt gewinnen. Wir waren so nah dran. Wir als Spieler haben eigentlich genug von euch, aber was können wir machen?! Besonders du, Roger. Lass uns doch auch mal gewinnen, nur einmal den Hopman Cup. Es gibt wahrscheinlich nicht genug Drinks auf diesem Planeten, um das hier zu vergessen“, scherzte Zverev nach der bitteren Niederlage.

Nach 30 Jahren Hopman Cup wurde die inoffizielle Mixed-Weltmeisterschaft vorerst eingestellt. Ob es in den nächsten Jahren ein Comeback der Teamveranstaltung gibt, ist noch unklar.

6. Januar
1996

Marc Rosset und sein Faustschlag mit Folgen

Das Schweizer Duo mit der erst 15-jährigen Martina Hingis und Olympiasieger Marc Rosset spielte 1996 beim Hopman Cup in Perth, der inoffiziellen Mixed-Weltmeisterschaft im Tennis, um den Titel im Finale gegen Kroatien mit Iva Majoli und Goran Ivanisevic. Die Entscheidung um den Turniersieg fiel im Mixed.

Und dort sorgte Rosset mit einer riesengroßen Dummheit für den Titelgewinn für Kroatien. Hingis und Rosset hatten bei 5:4-Führung im dritten Satz bei Aufschlag von Ivanisevic drei Matchbälle am Stück. Die Schweizer konnten diese große Chance nicht nutzen. Als auch nicht der vierte Matchball die Entscheidung brachte, kochten bei Rosset die Emotionen hoch.

Der Zwei-Meter-Hüne donnerte seine rechte Faust gegen eine Werbebande. Es war ein Faustschlag mit Folgen. Nach dem Ausgleich zum 5:5 ließ sich Rosset an der Schlaghand behandeln. Zwar ging es zunächst weiter, doch obwohl die ersten beiden Punkte im Aufschlagspiel von Hingis an die Schweizer gingen, waren die Schmerzen bei Rosset zu groß – Aufgabe und Hopman-Cup-Titel für Kroatien.

Während Hingis nach der Siegerehrung bittere Tränen in den Armen ihrer Mutter weinte, zog sich Rosset einen Haarriss im kleinen Finger und in der rechten Hand zu, sodass er seinen Start bei den folgenden Turnieren, unter anderem bei den Australian Open, absagen musste. „Ich kann nicht erklären, wie leid es mir tut, aber manchmal hat man sich selbst nicht unter Kontrolle“, zeigte sich der Schweizer zerknirscht.

Kurios: Hingis und Rosset traten im nächsten Jahr wieder an. Im Gruppenspiel gegen Südafrika führte Rosset gegen Wayne Ferreira klar mit 6:0, 2:1, als er über ein Ballmädchen stolperte und wegen Rückenschmerzen aufgeben musste und auch nicht zum Mixed antreten konnte.

7. Januar
1995

Anke Huber und Boris Becker gewinnen Hopman Cup im finalen Liebesduell

Für Anke Huber war das Finale beim Hopman Cup in Perth im Jahr 1995 eine verflixte Situation. An der Seite von Boris Becker spielte sie um den zweiten deutschen Titel bei der inoffiziellen Mixed-Weltmeisterschaft im Tennis nach 1993. Ihre Finalgegner: die Ukraine mit den Geschwistern Andrei Medvedev und Natalia Medvedeva.

Das Besondere dabei: Huber und Medvedev waren seit zwei Jahren ein Liebespaar. Huber brachte Deutschland mit einem Dreisatzsieg gegen Medvedeva mit 1:0 in Führung. Danach kam es zum Duell zwischen Becker und Medvedev, bei dem Huber eher ihrem Freund die Daumen drückte, wie sie später erzählte.

Becker siegte in drei Sätzen und sicherte Deutschland den zweiten und letzten deutschen Titel beim Hopman Cup. Huber war trotzdem froh, dass es im Mixed nicht zum ultimativen Showdown mit ihrem Freund Medvedev um den Turniersieg kam. Die beiden trennten sich wenig später, kamen im Jahr 1999 wieder zusammen. Von der Liebe beflügelt, erreichte Medvedev 1999 bei den French Open das Endspiel, wo er gegen Andre Agassi nach einer 2:0-Satzführung schon eine Hand am Siegerpokal hatte.

Die Liebe zerbrach endgültig Anfang 2000. Medvedev trennte sich von Huber. Kuriosum am Rande: Medvedev und Huber spielten im Oktober 2001 innerhalb von einer Woche ihr letztes Karrierematch.

8. Januar
1993

Steffi Graf und Michael Stich gewinnen ersten Hopman-Cup-Titel für Deutschland

Nachdem Steffi Graf 1989 (mit Patrik Kühnen) und 1992 (mit Boris Becker) nicht den Titel beim Hopman Cup in Perth holen konnte, unternahm sie 1993 den nächsten Versuch. Ihr Partner war Michael Stich. Und tatsächlich waren aller guten Dinge drei.

Graf und Stich gewannen den Hopman Cup erstmals für Deutschland. Im Finale besiegten sie das spanische Geschwister-Duo Arantxa Sanchez Vicario und Emilio Sanchez. Für Graf und Stich war es der Startschuss zu einer starken Saison. Graf gewann 1993 insgesamt zehn Turniere, darunter drei Grand-Slam-Titel, Stich siegte bei sechs Turnieren und triumphierte zudem mit Deutschland im Davis Cup.

9. Januar
2003

Patrick Rafter verkündet Karriereende

Überraschend kam dieser Rücktritt nicht. Patrick Rafter verkündete wenige Tage vor Beginn der Australian Open nach einer einjährigen Auszeit in einem offenen Brief an die Medien sein Karriereende im Alter von 30 Jahren.

„Ich bedauere es, dass die Trophäen in Wimbledon und im Davis Cup nicht in meinem Schrank sind, aber so ist der Sport. Du gewinnst einiges, und du verlierst einiges. Wie auch immer, ich fühle, dass ich das Spiel zufrieden mit meinen Leistungen verlasse, in der Gewissheit, dass ich alles gegeben habe“, schrieb der Australier.

Rafter gewann in seiner Karriere elf ATP-Titel, darunter zweimal die US Open. In Wimbledon stand er zweimal im Finale. Mit einer Woche an der Spitze im Jahr 1999 hatte er zudem die kürzeste Regentschaft als Nummereins-Spieler.

Rafter spielte sein letztes Einzel im Davis-Cup-Finale 2001 gegen Frankreich, wo er in drei Sätzen gegen Sebastien Grosjean siegte. Der Australier ist somit einer von nur ganz wenigen Spielern, die mit einem Erfolg im Einzel die Tennisbühne verlassen haben.

10. Januar
1982

Beim Schaukampf zwischen Jimmy Connors und John McEnroe fliegen die Worte

Auch bei einem Match, wo es nicht um Weltranglistenpunkte und Trophäen geht, können die Emotionen überkochen. Die beiden US-Amerikaner Jimmy Connors und John McEnroe, bekannt für ihr heißblütiges Temperament, gerieten bei der Michelob Light Challenge in Rosemont im US-Bundesstaat Illinois, einem Einladungsturnier mit acht Spielern, heftig aneinander.

Es war ein Match mit Verwarnungen, Punktstrafen, Spielverzögerungen und Streitereien. Als Connors mit dem Verhalten von McEnroe nicht einverstanden war, kletterte er übers Netz und geigte seinem Landsmann die Meinung. Bevor es zu Handgreiflichkeiten kommen konnte, gingen die Offiziellen dazwischen.

Connors gewann das Match in fünf engen Sätzen und sprach einen Tag später über den Vorfall: „Ich war sauer. Ich hoffe, das passiert nicht wieder, aber ich möchte nicht, dass jemand etwas über mich sagt, das er nicht belegen kann. Ich hoffe, ich habe missverstanden, was er gesagt hat. Ich denke, dass wir beide die gleiche Einstellung haben. Er ist aggressiv, ich bin aggressiv. Wir beide stehen für unsere Rechte ein. Aber ich stehe für meine Rechte in einer anderen Art und Weise ein. Wenn ich mich im Recht fühle, trete ich hervor. Ich möchte etwas Respekt.“

Connors und McEnroe standen sich in offiziellen Matches insgesamt 34mal gegenüber, darunter zweimal im Finale in Wimbledon.

11. Januar
2015

Roger Federer gewinnt 1.000 ATP-Match

Es hätte kaum einen besseren Rahmen geben können für den 1.000 Einzelsieg auf der ATP-Tour von Roger Federer, und zwar mit einem Titelgewinn. Der Schweizer durchbrach die gigantische Schallmauer mit dem Finalerfolg beim ATP-Turnier in Brisbane.

Federer besiegte im Endspiel den Kanadier Milos Raonic mit 6:4, 6:7 (2:7), 6:4. „Kein Zweifel. Das ist ein spezieller Moment. Ich habe über die Jahre so viel gespielt, aber dieser Sieg vor euren Augen bedeutet mir so viel“, sagte Federer und blickte dabei zu den Tennislegenden Rod Laver und Roy Emerson, die in Brisbane diesen historischen Moment miterlebten. „Dieses Match werde ich bestimmt nicht mehr vergessen“, freute sich der Schweizer über den 1.000 Sieg auf ATP-Level.

Federer wurde nach Jimmy Connors und Ivan Lendl der dritte Spieler, dem dieses Kunststück gelang.

12. Januar
1980

Vitas Gerulaitis und sein Zitat für die Ewigkeit

Vitas Gerulaitis war zu seiner Zeit einer der großen Stars der Tennisszene. Der US-Amerikaner gewann die Australian Open, stand bei den French Open und bei den US Open im Finale, erreichte in der Weltrangliste Platz drei.

Doch der im Jahr 1994 verstorbene Gerulaitis ist mittlerweile mehr bekannt für ein geflügeltes Wort. Es ist ein Satz für die Ewigkeit. Obwohl Gerulaitis zu den Topspielern gehörte, gab es einen Gegner, an dem er sich lange Zeit die Zähne ausbiss – Jimmy Connors. Gegen seinen Landsmann gab es in 16 Duellen keinen Sieg, bis zum Halbfinale beim Masters im New Yorker Madison Square Garden.

Und auch im 17. Aufeinandertreffen mit Connors sah es zunächst nach einer weiteren Niederlage für den Lebemann, der kaum eine Party ausließ, aus. Connors führte mit 5:3, doch dann drehte Gerulaitis auf und siegte mit 7:5, 6:2. Auf der folgenden Pressekonferenz gab der US-Amerikaner das vielleicht bekannteste Zitat der Tennisgeschichte zum Besten. „Das war eine Lektion an alle: Niemand schlägt Vitas Gerulaitis 17-mal in Folge!“

Gerulaitis gewann auch die drei folgenden Spiele gegen Connors und behielt mit seinem Zitat recht. Auch gegen Björn Borg verlor er 16-mal in Folge, zu einem 17. Duell kam es laut aktueller Auflistung nicht mehr. Andere Aufzeichnungen sprachen jedoch davon, dass Gerulaitis gegen Borg alle 20 Matches verloren hat. Aber es ist sicherlich besser so, dass das geflügelte Wort von Gerulaitis Bestand hat.

13. Januar
1997

Boris Beckers historische Niederlage im Glutofen von Melbourne

Boris Becker ging bei den Australian Open 1997 als Titelverteidiger ins Rennen und traf in der ersten Runde auf den Spanier Carlos Moya, der mit seinen 20 Jahren bereits die Nummer 25 der Weltrangliste war. Im Glutofen von Melbourne mit bis zu 60° C auf dem Centre Court lieferten sich Becker und Moya ein packendes Duell, was zumindest bei Becker große Spuren hinterließ.

„Mein Gehirn ist Rührei, mein Reservekanister ist leer. Am Ende des Spiels wusste ich nicht einmal mehr, wie ich eigentlich heiße“, sagte Becker.

Der Deutsche hatte zunächst alles im Griff und führte mit 7:5, 3:1, ehe der Spanier erbitterten Widerstand leistete. Nach 3:31 Stunden schaffte Moya die große Sensation und schickte Becker nach fünf Sätzen (5:7, 7:6 (7:4), 3:6, 6:1, 6:4) ins Tal der Tränen. „Meine Füße fühlten sich im fünften Satz wie verbrannt an. Ich hatte bei jedem Schritt die Angst, dass sich meine Haut ablöst“, erklärte Becker, der seinem Gegner den gebührenden Respekt zollte. „Es gibt keine Entschuldigung. Ich bin Realist, Carlos war der Bessere. Er hat verdient gewonnen.“

Beckers Niederlage war bis heute die einzige Niederlage eines Australian-Open-Titelverteidigers bei den Herren in der ersten Runde. Für Moya war der Coup gegen Becker der Beginn eines sensationellen Laufs. Der Spanier spielte ein herausragendes Turnier und schlug auf dem Weg ins Endspiel unter anderen noch Michael Chang. In seinem ersten Grand-Slam-Finale blieb Moya aber nur die Rolle des klar unterlegenen Statisten. Gegen Pete Sampras war der damalige 20-Jährige chancenlos.

14. Januar
2002

Monster-Comeback von Stefan Koubek bei den Australian Open

Die Australian Open 2002 waren das beste Grand-Slam-Turnier von Stefan Koubek, der das erste und einzige Mal das Viertelfinale bei einem „Major“ erreichte. Dabei wäre es zu diesem Erfolg beinahe gar nicht gekommen, denn der Österreicher stand in der ersten Runde kurz vor dem Aus.

Gegen den französischen Qualifikanten Cyril Saulnier lief bei Koubek zweieinhalb Sätze lang nichts zusammen. 6:0, 6:1, 4:1 und 40:15 führte Saulnier, ehe der Österreicher ins Match fand und tatsächlich noch den Sieg schaffte. Im Tiebreak des dritten Satzes wehrte Koubek dabei einen Matchball ab und siegte schließlich mit 0:6, 1:6, 7:6 (8:6), 6:4, 8:6.

„Ich saß mit einem Bein im Flieger“, blickte Koubek Jahre später auf sein Monster-Comeback zurück. Auch im Zweitrundenmatch gegen James Blake drehte der Österreicher einen 0:2-Satzrückstand zum Sieg. Im Viertelfinale war Koubek dann platt und verlor klar gegen Jiri Novak.

15. Januar
1981

Björn Borg bekommt Strafpunkte gegen John McEnroe

Björn Borg war der erste große Popstar im Tennis. Mit seiner Spielweise hat er den Sport revolutioniert und dafür gesorgt, dass Tennis einen regelrechten Boom erlebte. Aufgrund seiner in sich ruhenden Art bekam der Schwede den Namen „Iceborg“ verpasst.

Doch so still und cool, wie sich Borg auf dem Platz gab, war er in Wirklichkeit nicht. „Ich war nie so kalt, wie es schien. Das war nur Schauspielerei. Ein Schauspiel, das ich perfekt spielte. Es war Teil meiner Waffenkammer. Ich dachte, wenn meine Gegner nicht wissen, wie ich mich richtig fühlte im Inneren, dann wäre ich unbesiegbar“, gestand Borg nach seiner Karriere.

Doch in einer Partie gingen mit Borg die Pferde durch. Beim Gruppenspiel beim Masters-Turnier in New York stand Borg seinem ewigen Rivalen John McEnroe gegenüber. Beim Stand von 3:3 im Tiebreak des zweiten Satzes schlug der Schwede einen Vorhandwinner. So dachte er jedenfalls.

Der Schiedsrichter schritt ein und überstimmte die Entscheidung des Linienrichters. Borg wollte das nicht wahrhaben und diskutierte mit dem Schiedsrichter Mike Lugg. Nach 30 Sekunden wurde Borg wegen Spielverzögerung verwarnt, nach 30 weiteren Sekunden erhielt er einen Strafpunkt. Borg wollte nicht aufhören zu diskutieren und fing sich einen weiteren Strafpunkt ein. McEnroe führte daraufhin mit 6:3 im Tiebreak.

Zwar verlor Borg den Satz, aber den Sieg sicherte er sich im Tiebreak des dritten Satzes sowie später auch den Turniersieg. „Ich konnte nicht glauben, was passiert ist. Ich war schockiert darüber, was Borg getan hat. Ich kann mir das nicht erklären. Er tut so etwas nie. Ich wollte die Strafpunkte beinahe nicht nehmen“, sagte der temperamentvolle McEnroe über die Strafpunkte für Borg.

Der Schwede zeigte sich auch nach dem Sieg angriffslustig. „Ich war sauer. Es hätte 4:3 für mich stehen müssen, das war ein wichtiger Punkt.“

16. Januar
2013

Maria Sharapovas historischer Double Bagel

Von einem Double Bagel spricht man im Tennis, wenn ein Spieler das Match mit 6:0, 6:0 gewinnt. Die Bezeichnung stammt daher, weil die runde Form des Bagels an die Zahl 0 erinnert. Bei den Australian Open 2013 verteilte Maria Sharapova gleich zweimal in Folge einen Double Bagel.

In der ersten Runde siegte die Russin gegen Olga Puchkova mit 6:0, 6:0. In der zweiten Runde fertigte sie die Japanerin Misaki Doi mit dem gleichen Ergebnis ab. Zwei Double Bagel in Folge bei einem Grand-Slam-Turnier hatte es zuvor zuletzt durch Wendy Turnbull bei den Australian Open 1985 gegeben.

„Ich möchte nicht für diese Statistik bekannt sein. Ich möchte dafür bekannt sein, Grand-Slam-Titel zu gewinnen, nicht dafür, dass ich zwei Matches mit 6:0, 6:0 gewonnen habe“, sagte Sharapova über die beiden Double Bagel. Die Russin zeigte sich bei den Australian Open 2013 in bärenstarker Form, gab bis zum Halbfinale insgesamt nur neun Spiele ab, wurde dann aber selbst vom Platz gefegt. Na Li gewann 6:2, 6:2 gegen Sharapova.

17. Januar
1992

John McEnroe lässt Boris Becker verblüfft zurück

Boris Becker ging bei den Australian Open 1992 als Titelverteidiger und aktuelle Nummer drei der Welt an den Start. In der dritten Runde bekam er es mit dem knapp 33-jährigen Altstar John McEnroe zu tun. Die Favoritenrolle lag klar auf der Seite des Deutschen, auch weil McEnroe zu seinen Lieblingsgegnern gehörte. Doch was der US-Amerikaner in Melbourne spielte, ließ Becker verblüfft zurück.

McEnroe siegte klar mit 6:4, 6:3, 7:5. „Es ist eine große Erleichterung. Ich fühle mich so viel leichter. Es ist so lange her, dass ich einen Spieler von Boris‘ Kaliber besiegen konnte“, strahlte McEnroe. „Das hat mich überrascht. Ich habe einfach nicht glauben können, dass John sein Spiel drei Sätze lang durchzieht“, kommentierte Becker die überraschende Niederlage und stellte bereits vor dem Match treffend fest: „Wenn es bei John läuft, kann er uns immer noch viel Ärger bereiten.“

18. Januar
1991

Boris Becker siegt nach 5:11 Stunden im Glutofen von Melbourne

Boris Becker und Omar Camporese gaben sich so richtig die Kugel in der dritten Runde der Australian Open 1991, und zwar 5:11 Stunden lang. Es war bis dato das längste Match in der Turniergeschichte. Im Glutofen von Melbourne schien Becker das Match nach einer 2:0-Satzführung aus den Händen zu gleiten. Der fünfte Satz wurde dramatisch und dauerte über zwei Stunden.

Becker breakte Camporese zum 11:10 und hatte anschließend drei Matchbälle am Stück. Doch der Italiener gab sich nicht geschlagen und schaffte mit fünf Punktgewinnen in Folge das Rebreak. Auch das nächste Break von Becker zum 12:11 konterte Camporese. Einen weiteren Aufschlagverlust zum 13:12 konnte der Italiener aber nicht egalisieren. Becker beendete das Match mit zwei Assen in Folge und siegte mit 7:6 (7:4), 7:6 (7:5), 0:6, 4:6, 14:12.

„Ich habe keine Ahnung, wie ich es beendet habe. Ich nehme an, dass ich am Ende einen Schlag mehr als er gemacht habe. Es war ein tolles Match von beiden Spielern. Für mich war es eines meiner fünf besten Matches, in denen ich gespielt habe. Es hätte nicht enger sein können“, sagte Becker. Der Deutsche gewann eine Woche später die Australian Open und wurde dadurch zum ersten Mal die Nummer eins der Weltrangliste.

19. Januar
1997

Das Ende von Steffi Grafs gigantischer Grand-Slam-Serie

Als uneingeschränkte Grand-Slam-Königin ging Steffi Graf in die Australian Open 1997. Die Deutsche hatte die letzten sechs Grand-Slam-Turniere, an denen sie teilnahm, allesamt gewonnen. Bei den Australian Open 1995 und 1996 fehlte sie wegen Verletzungen. Und auch der Start beim Turnier 1997 verlief nicht ohne Wehwehchen. Graf litt an einer Entzündung im Zeh und musste Antibiotika nehmen.

Sie erreichte das Achtelfinale und war damit seit 45 Grand-Slam-Matches ungeschlagen. Im Achtelfinale traf Graf auf die nur 1,58 Meter große Südafrikanerin Amanda Coetzer, die wegen ihrer wieselflinken Beine auch „Speedy Gonzales“ genannt wurde. Der Glutofen in Melbourne mit 37° C im Schatten machte Graf zu schaffen. Sie erlitt einen Hitzschlag und musste mehrmals mit Eispacks behandelt werden.

Coetzer, die in der Wüste Südafrikas aufwuchs und zu den fittesten Spielerinnen zählte, kam mit den hohen Temperaturen weitaus besser zurecht. Im zweiten Satz sah es danach aus, als ob Graf auf die Siegerstraße zurückkommen würde. Sie führte schnell mit 4:0, doch am Ende jubelte Coetzer nach einem 6:2, 7:5-Erfolg. „Sie hat wirklich sehr gut gespielt. Ich habe alles versucht, was ich konnte. Ich habe es so hart versucht, wie ich konnte. Ich hatte einfach nicht die Energie bei der Hitze. Aber gebt ihr die Anerkennung. Sie ist mit den Bedingungen sehr gut umgegangen“, kommentierte Graf.

„Wir beide hatten mit der Hitze ein wenig zu tun. Ich habe versucht, nicht darüber nachzudenken, dass sie den Arzt kommen ließ. Sie hat zu dieser Zeit sehr gut gespielt. Ich habe versucht, mich nicht ablenken zu lassen. Ich habe viel Training bei warmem Wetter in Florida gemacht“, sagte Coetzer, die 1997 zur Angstgegnerin von Graf wurde. Bei den French Open besiegte sie die Deutsche erneut, und auch bei deren Heimturnier in Berlin mit dem vernichtenden Ergebnis von 6:0, 6:1 – die höchste Niederlage in der Karriere von Graf.

20. Januar
2008

Lleyton Hewitt, Marcos Baghdatis und das späteste Ende eines Tennismatchs

Bis 03:44 Uhr, so lange spielten Andreas Seppi und Bobby Reynolds in der ersten Runde der Australian Open 2007. Das war das späteste Ende bei einem Profimatch, bis Lleyton Hewitt und Marcos Baghdatis kamen. Der Australier und der Zypriote spielten in der dritten Runde der Australian Open 2008 bis 04:34 Uhr morgens und setzten damit vielleicht einen Rekord für die Ewigkeit.

Erst um 23:47 Uhr Ortszeit fiel der Startschuss für dieses epische Match mit vielen Aufs und Abs. Da die vorherigen Partien sehr lange gingen, konnte die Night Session erst sehr spät losgehen. Baghdatis knickte Anfang des dritten Satzes um. Es roch nach Aufgabe und vorzeitigem Ende. Doch der Zypriote hielt durch und zeigte sein Kämpferherz.

Um 03:06 Uhr und bei einer 5:1-Führung von Hewitt im vierten Satz war das Match eigentlich gelaufen. Baghdatis wehrte einen Matchball ab und schaffte tatsächlich den Satzausgleich. Im fünften Satz brachte das Break von Hewitt in einem 15-minütigen Aufschlagspiel von Baghdatis die Entscheidung. Um 04:33 Uhr verwandelte Hewitt schließlich seinen fünften Matchball und ließ sich nach 4:45 Stunden Spielzeit erschöpft auf den Boden fallen.

Tennisgeschichte wurde in dieser Nacht zu Sonntag in Melbourne geschrieben. Hewitt erklärte später, dass es mental einer seiner besten Siege gewesen sei.

21. Januar
1990

John McEnroe vergisst Regeländerung und wird disqualifiziert

Die bekannteste Disqualifikation im Herrentennis ist sicherlich die von John McEnroe bei den Australian Open 1990 in seinem Achtelfinale gegen Mikael Pernfors. „Big Mac“ bewegte sich stets am Rande einer Disqualifikation. In Melbourne passierte es dann erstmals, als ihm eine Regeländerung zum Verhängnis wurde, die zu Jahresbeginn in Kraft getreten war.

Die Schritte für die Disqualifikation wurden von vier auf drei reduziert. Somit konnte ein Spieler nach drei Verwarnungen wegen unsportlichen Verhaltens disqualifiziert werden. McEnroe hatte die neue Regel nicht im Kopf und stand nach der Bekanntgabe der Disqualifikation ungläubig und wortlos auf dem Platz.

Nachdem McEnroe seine zweite Verwarnung bekam und damit einen Punktabzug kassiert hatte, rief er nach Oberschiedsrichter Ken Farrar, der kurz darauf mit dem Turnierschiedsrichter Peter Bellenger den Platz betrat. Farrar erklärte McEnroe, dass die Entscheidung mit dem Strafpunkt bestehen bleibe. Nach einer kurzen Diskussion rief Schiedsrichter Gerry Armstrong zum Weiterspielen auf.

Während McEnroe in Richtung Grundlinie ging, ließ er eine Schimpftirade los. „F … deine Mutter“, rief der US-Amerikaner in Richtung Farrar. Farrar hörte die Beleidigung, drehte um in Richtung Schiedsrichterstuhl und gab Armstrong die Anweisung, McEnroe zu disqualifizieren. „Code violation, verbal abuse. Default, Mr. McEnroe. Game, set and match, Pernfors“, sagte Armstrong in sein Mikrofon und verkündete die Disqualifikation von McEnroe.

Die Zuschauer des Matchs quittierten die Disqualifikation mit Buhrufen und schrien minutenlang: „Wir wollen McEnroe.“ Der US-Amerikaner war der erste Spieler in der Turniergeschichte der Australian Open und der zweite Spieler in der Grand-Slam-Geschichte, der wegen Fehlverhaltens disqualifiziert wurde. 1963 wurde der Spanier Willie Alvarez bei den French Open wegen schlechten Benehmens disqualifiziert.

22. Januar
2003

Andy Roddick, Younes El Aynaoui und die 21:19-Schlacht

Ein denkwürdiges Match, das kein Ende nehmen wollte, lieferten sich Andy Roddick und Younes El Aynaoui bei den Australian Open 2003. Das Duell zwischen dem US-Amerikaner und dem Marokkaner gilt als eines der besten Matches aller Zeiten und sollte in der Sammlung eines Tennisfans nicht fehlen. Die Partie wurde von Minute zu Minute intensiver. Waren die ersten vier Sätze schon ein absoluter Leckerbissen, bot der fünfte Satz Tennis auf allerhöchstem Niveau.

Beide leisteten sich kaum Fehler und produzierten Winner um Winner. Am Ende standen auf beiden Seiten mehr als 100 direkte Gewinnschläge auf dem Konto. Bei 5:4 hatte El Aynaoui Matchball. Doch Roddick wehrte diesen mit einem Inside-Out-Vorhand-Gewinnschlag in Weltklassemanier ab und feierte diesen Punktgewinn enthusiastisch. Roddick servierte bei 11:10 zum Matchgewinn. Doch das war auch noch nicht das Ende. Roddicks Break zum 20:19 brachte schließlich die Entscheidung.

Nach 4:59 Stunden um kurz vor 1 Uhr nachts in Melbourne verwandelte Roddick seinen zweiten Matchball in dieser epischen Partie und siegte mit 4:6, 7:6 (7:5), 4:6, 6:4, 21:19. Beide umarmten sich am Netz und verneigten sich vor den Zuschauern, die alle bis zum Schluss geblieben waren und den Spielern mit stehenden Ovationen dankten.

John McEnroe interviewte beide noch auf dem Platz. „Er sah so aus, als ob er noch einen Satz spielen könnte“, sagte Roddick scherzhaft über El Aynaoui. „Meine Beine fühlten sich am Ende etwas schwer an. Auch wenn ich verloren habe, bin ich glücklich“, kommentierte El Aynaoui. „Der fünfte Satz war wirklich speziell. Die Strategie wurde über den Haufen geworfen. Es war nur noch ein purer Kampf. Es ging nur noch ums Herz“, resümierte Roddick das Match, das mit 83 Spielen die längste Partie in der Geschichte der Australian Open war.

23. Januar
1988

Steffi Graf gewinnt mit einem Novum erstmals die Australian Open

Bei den Australian Open 1988 legte Steffi Graf den Grundstein für etwas Einmaliges im Tennis – das Erreichen des Golden Slams, der Gewinn von allen vier Grand-Slam-Turnieren und Olympiagold innerhalb eines Kalenderjahres. Das Finale gegen Chris Evert in Melbourne wurde zu einem Novum in der Tennisgeschichte. Zum ersten Mal musste ein Grand-Slam-Finale unter geschlossenem Dach zu Ende gespielt werden.

Bei 2:1-Führung für Graf im ersten Satz wurde das Match wegen eines Regenschauers unterbrochen. Nach 90 Minuten entschieden die Offiziellen, dass das einfahrbare Dach, das im gleichen Jahr in Betrieb genommen wurde, geschlossen würde. Das Schließen des Dachs war ein klarer Vorteil für Graf, da die Deutsche die bessere Hallenspielerin der beiden war. „Steffi ist eine viel bessere Hallenspielerin als ich. Es ist komplett anders als Freiluft. Sie ist einfach besser damit umgegangen“, sagte Evert nach dem Finale.

Und Graf bewies das zunächst eindrucksvoll, als es unter geschlossenem Dach weiterging. Den ersten Satz gewann sie mit 6:1. Im zweiten Satz raste sie zu einer schnellen 5:1-Führung. Es sah nach einem ganz klaren Finalsieg der Deutschen aus. Doch so leicht ließ sich Evert dann doch nicht besiegen. Die 18-malige Grand-Slam-Siegerin gewann fünf Spiele in Folge und stand dicht vor dem Satzausgleich. Es ging schließlich in den Tiebreak, den Graf mit 7:3 für sich entschied.

Die Deutsche hatte zum ersten Mal die Australian Open gewonnen. Der Grundstein für etwas noch Größeres war gelegt. Nach ihrem Australian-Open-Triumph wurde die 18-Jährige mit Lobeshymnen überschüttet. „Ich weiß nicht, wer Steffi überhaupt schlagen kann“, sagte Pam Shriver. „Das Damentennis wird 1988 zu einer One-Girl-Show. Ich glaube nicht, dass es jemanden gibt, der Steffi 1988 besiegen wird“, prophezeite die australische Tennislegende Rod Laver, der 1962 und 1969 den Grand Slam schaffte.

24. Januar
1995

Die traurigen Tränen des Pete Sampras in Melbourne

Das Viertelfinale bei den Australian Open 1995 gegen seinen Landsmann Jim Courier ist eines der emotionalsten Matches von Pete Sampras. Der US-Amerikaner brach in Trauer und Sorge um seinen schwerkranken Trainer Tim Gullikson auf dem Platz in Tränen aus. Gullikson hatte während des Turniers einen Schwächeanfall erlitten und wurde ins Krankenhaus eingeliefert.

Courier war im vierten Satz dank seines ersten Breaks im Match auf der Siegerstraße, ehe ihm ein Doppelfehler zum Verhängnis wurde. Zu Beginn des fünften Satzes brach Sampras plötzlich auf dem Platz und auf seiner Bank in Tränen aus. „Als ich in meinem Stuhl während des Seitenwechsels saß, begann ich, über Tim nachzudenken. Ich dachte an Tim im Krankenhaus zurück, wie verletzlich und traurig er war. Einen Moment später brach ich auseinander. Diese ganze Sache hatte sich in mir aufgestaut. Die kraftvollen Emotionen, die ich die ganze Zeit verdrängt hatte, mussten und wollten heraus. Es war nicht meine Art, Dinge rauszulassen, schon gar nicht bei einem Tennismatch. Deshalb wusste ich nicht, wo ich mit meinen Gefühlen hin sollte. Dass ich meine Gefühle kontrollieren wollte, machte es dabei noch viel schlimmer“, schilderte Sampras später diesen Vorfall in seiner Biografie A Champion‘s Mind.

Später wurde angenommen, dass ein Ruf eines Zuschauers für den Gefühlsausbruch bei Sampras gesorgt hatte. Doch davon distanzierte sich Sampras in seiner Biografie. „Es gibt einen Mythos über den gesamten Vorfall. Die Idee, dass mein Zusammenbruch begann, als ein Fan schrie ‚Auf geht‘s Pete. Tu es für deinen Coach.‘ Doch das ist nicht wahr. Ich habe den Kerl nicht einmal gehört“, klärte Sampras die Situation auf. Sampras konnte nicht aufhören zu weinen. Bei 1:1 und 30:0 rief Courier ihm zu: „Bist du in Ordnung, Pete? Wir können das auch morgen zu Ende bringen.“

Nach knapp vier Stunden um 01:09 Uhr morgens Ortszeit verwandelte Sampras seinen ersten Matchball. „Ich weiß, dass du tot bist, Pete, weil ich tot bin“, sagte Courier beim Handshake. „Gewinnen oder verlieren. Es war eins der besten Matches, an denen ich teilgenommen habe. Ich habe nicht aufgegeben und alles versucht, um zu gewinnen. Wir haben beide viel Herz dort draußen gezeigt“, sagte Sampras später in der Pressekonferenz. Bei Gullikson wurde später ein Gehirntumor diagnostiziert. Er verstarb schließlich am 3. Mai 1996.

25. Januar
2003

„Serena Slam“ und „Sister Slam“ in Melbourne

Zum insgesamt fünften Mal und zum vierten Mal in Folge spielten die Williams-Schwestern Serena und Venus in einem Grand-Slam-Finale gegeneinander. Serena hatte in Paris, Wimbledon und New York die Endspiele gegen ihre ältere Schwester gewonnen und strebte nun nach ihrem persönlichen „Serena Slam“ – dem Sieg bei vier Majors in Folge. Doch Venus machte es ihrer Schwester nicht einfach und leistete erbitterten Widerstand.

Doch mit vier leichten Fehlern im letzten Spiel gab Venus das Match leichtfertig ab – 7:6 (7:4), 3:6, 6:4 hieß es am Ende für Serena. „Ich bin nie zu Tränen gerührt, aber gerade bin ich sehr emotional. Ich bin wirklich, wirklich, wirklich glücklich. Ich möchte meiner Mutter und meinem Vater für die Hilfe danken“, sagte die gerührte US-Amerikanerin nach ihrem „Serena Slam“.

„Ich wünschte, dass ich die Siegerin bin, aber natürlich ist Serena ein großer Champion. Sie hat alle vier Grand Slams gewonnen, was etwas ist, was ich auch gerne mal schaffen möchte“, sagt die geschlagene Venus, die auch das vierte Grand-Slam-Finale in Folge gegen ihre Schwester verloren hatte. Den „Serena Slam“ hätte man also auch „Sister Slam“ nennen können.

26. Januar
2003

Rainer Schüttler verpasst Sensationssieg bei den Australian Open

Rainer Schüttler erlebte 2003 bei den Australian Open ein zweiwöchiges Tennismärchen. Das ganz große Happy End blieb allerdings aus. Der Deutsche, zum damaligen Zeitpunkt die Nummer 36 der Welt, spielte sich in Melbourne sensationell ins Finale vor.

„Wahnsinn, das ist einer der besten Momente meines Lebens. Ich habe die Welt innerhalb von zwei Wochen ein bisschen auf den Kopf gestellt. Daran habe ich vor dem Turnier nie gedacht. Ich war froh, in der dritten Runde zu sein“, freute sich Schüttler nach dem Einzug ins Endspiel. Für den Titelgewinn bei den Australian Open reichte es nicht.

Andre Agassi war viel zu stark und besiegte Schüttler im Endspiel glasklar mit 6:2, 6:2, 6:1 – nach nur 76 Minuten. „Er war einfach zu gut für mich. Das Finale habe ich mir mit Sicherheit anders vorgestellt. Aber ich habe nicht gegen irgendjemanden verloren. Wenn ich in ein paar Wochen zurückblicke, werde ich auf keinen Fall enttäuscht sein“, kommentierte Schüttler die Niederlage in seinem einzigen Grand-Slam-Endspiel.

27. Januar
1998

Karsten Braasch gewinnt Männer-Frau-Vergleich gegen die Williams-Schwestern

Die damals 17-jährige Serena Williams ließ sich zur Aussage hinreißen, dass sie Spieler in den Top 200 der Herren-Weltrangliste besiegen würde. Dies nahm Karsten Braasch zum Anlass, die Herausforderung anzunehmen. Während der Australian Open 1998 kam es zum Showdown zwischen Braasch, einem bekennenden Kettenraucher, und den Williams-Schwestern Venus und Serena.