Inhaltsverzeichnis
Gewitter im Klippenwald
Schloss Klippenstein
Klemenzia Klabuster von Klippenstein
Bei Familie Dachs
Ein alter Bekannter
Ein Vampirgeist!
Der kopflose Gerd
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Gewitter im Klippenwald
Seit Stunden marschieren der kleine Feuerdrache Kokosnuss und das Stachelschwein Matilda durch den Klippenwald, um Drachenkraut1 zu sammeln.
»Es ist schwer zu finden, hat Mama gesagt«, brummt Kokosnuss. »Aber dass es überhaupt nicht zu finden ist, hat sie nicht gesagt.«
»Mir tun schon die Pfoten weh«, sagt Matilda. »Ist dir aufgefallen«, bemerkt Kokosnuss, »wie still es hier im Wald ist?«
Matilda horcht: »Stimmt, nicht mal Vogelgezwitscher. Merkwürdig.«
So sehr sich die beiden Freunde anstrengen, sie hören nicht einmal das leiseste Rascheln. Seltsam. In einem Wald kreucht und fleucht und wimmelt und wuselt es doch normalerweise von morgens bis abends.
Bald bricht die Nacht herein. Plötzlich, wie aus dem Nichts, trappelt etwas, ganz in ihrer Nähe.
Die beiden zucken zusammen. Im fahlen Mondlicht erkennen sie eine Rattenfamilie, die eilig durch das Unterholz läuft.
»Heda!«, ruft Kokosnuss. »Wohin so eilig?«
Der Rattenvater wendet sich um: »Na, weg von hier, bevor es Mitternacht schlägt!«
Und schon sind die Ratten im Dunkel des Waldes verschwunden.
»Pfff! Mitternacht!«, brummt Kokosnuss. »Was soll denn da sein?«
Matilda schaut sich um. Plötzlich ist ihr ziemlich mulmig zumute. »Vielleicht sollten wir ihnen folgen. Die laufen doch vor irgendetwas davon.« In diesem Augenblick kommt heftiger Wind auf. Kokosnuss blickt in den düsteren Himmel.
»Ein Unwetter. Lass uns lieber einen Unterschlupf für die Nacht suchen.«
Im Gewitterwind bewegen sich die Baumkronen bedrohlich wie dunkle Riesen. Schwarze Wolken türmen sich über dem Wald. Schon bricht das Gewitter los. Dicke, kalte Regentropfen prasseln auf die Freunde herab. Da sieht Kokosnuss ein Licht durch die Bäume schimmern.
»Schau mal, dort hinten«, sagt der kleine Drache.
»Vielleicht ist das eine Hütte. Komm, spring auf!« Durch den peitschenden Regen fliegt Kokosnuss mit Matilda auf dem Rücken auf das Licht zu.
Bald haben sie den Waldrand erreicht.
Eine Wiese führt bis hinauf zu den
Klippen. Seltsam, das Licht ist erloschen,
aber dort oben, am Ende der Wiese,
erblicken sie etwas anderes: Vor ihnen,
unter den nachtschwarzen Wolken,
erhebt sich ein Schloss.
Schloss Klippenstein
Langsam nähern sich die beiden Freunde dem mächtigen Schlosstor.
»Sieh mal!«, sagt der kleine Drache. »Das Tor steht offen!«
»Wollen wir nicht lieber wieder in den Wald zurückgehen?«, flüstert Matilda. Sie hat ein sehr seltsames Gefühl im Bauch.
»Warum denn, Matilda? Da drin ist es bestimmt warm und trocken. Und bestimmt ist jemand zu Hause. Vielleicht bekommen wir ja einen heißen Tee.«
»Na gut«, seufzt das Stachelschwein.
Vorsichtig durchqueren sie den Schlosshof. Plötzlich fällt hinter ihnen – Rumms! – das Tor zu. Matilda zuckt zusammen.
»Das war nur der Wind«, sagt Kokosnuss. Durch eine hohe Tür gelangen sie ins Schloss und in einen großen Saal. Alte Holzdielen ächzen unter ihren Schritten. In der Mitte steht ein riesiger
Tisch. Als ein Blitz über den Himmel zuckt, sehen sie eine alte Standuhr, deren Pendel stillsteht, und einen Kamin am Ende des Saales.
»Hallo? Ist hier jemand?«, ruft Kokosnuss. Niemand antwortet.
Plötzlich fällt auch die Tür hinter ihnen zu.