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Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 978-3-641-04866-2
V003
www.diana-verlag.de
www.penguinrandomhouse.de
Inhaltsverzeichnis
Widmung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Epilog
Danksagung
Copyright
Für Six.
Was wären Elba und dieses Buch ohne dich? Eben.
Per Six.
Che cosa sarebbero l’Elba e questo romanzo senza di te? Appunto.
1
Plötzlich meinte sie, das Meer rauschen zu hören. Wellen, die sich brachen, vielleicht ein paar Kiesel, die mitgekollert wurden. Doch das konnte eigentlich nicht sein, das Meer lag irgendwo hinter dem Restaurant, zu weit weg, um gehört zu werden. Auf dem Schild über der Tür stand »Alla mezza Fortuna«. Magdalena schnaubte. »Zum halben Glück«, wer hatte sich bloß diesen Namen ausgedacht?
Sie würde da jetzt hineingehen. Kurz schauen und wieder raus, dann wäre auch dieser Ort erledigt, abgehakt. Für das Meer blieb keine Zeit.
Gegenüber, vor der Bar La Pinta, standen einige der Rentner in der Sonne und lachten über irgendeinen Scherz von Stefan, ihrem Busfahrer. Die Dame, die ihre bunte Strickjacke nie auszog, hatte zwei Flaschen Olivenöl im Arm, den Rest ihrer Einkäufe aus dem Feinkostladen schleppte ihr Mann. Magdalena erkannte die Tüten mit gefärbter Pasta, eine grellgelbe Limoncinoflasche und zwei der typischen Früchtekuchen der Insel mit den leuchtend rosa Kirschen.
»Also, die Toiletten kann ich nur empfehlen«, sagte Resi im Vorübergehen und warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr, »in zehn Minuten geht’s weiter.« Magdalena schaute ihr nach. Die Toiletten, immer ging es um die Toiletten. Wie viel Zeit hatte man, um sie zu benutzen, waren sie sauber, gab es Wasser, gab es Seife? Mittlerweile hatten alle aus der Gruppe gelernt, den Wasserhahn mit einem Pedal in Gang zu setzen.
Magdalena lächelte und winkte über die Straße. Nur noch schnell in das »Halbe Glück« hier, in dem sie auch nichts finden würde. Egal, morgen ging es auf die Tagestour nach Lucca und Pisa. In Pisa sollte es ein Restaurant geben, das vielleicht infrage kam, der Portier des Hotels in Forte dei Marmi meinte sich zu erinnern, er hatte zuversichtlich genickt, bevor er versuchte, sich mit ihr zu verabreden. Pisa. Pisa. Pisa. Sie konnte es kaum erwarten, wieder von Elba herunterzukommen. Persönliche Belange vor den Gästen zurückstellen und immer freundlich bleiben, dachte sie, die sehen mir nichts an, die sind viel zu sehr damit beschäftigt, zu fotografieren und die Souvenirshops leer zu kaufen. Der Herr ohne Begleitung richtete das Objektiv seiner Kamera auf sie, er kam aus Rheine und hatte sich über sein Einzelzimmer beschwert, es war ihm nicht »modern« genug. Sie hatte viel gelächelt und ihm etwas von Flair, Seele, Ambiente und Authentizität erzählt. Unsere »Perlen der Toskana-Reise« im Mai.
Magdalenas Augen glitten noch einmal über die Fassade des Restaurants. Was für ein seltsamer Name, zum halben Glück. Aber warum eigentlich? Gab es denn das ganze, vollständige Glück überhaupt? Magdalena zuckte die Achseln, sie musste da jetzt reingehen. Sie drückte die Tür auf und warf einen flüchtigen Blick in die Runde, und mit einem Mal begann ihr Herz so stark zu hämmern, dass sie dachte, man müsse es sehen können. Wieso ausgerechnet hier? Aber es gab keinen Zweifel, sogar die Wandfarbe war dieselbe. Sie ging zwischen den besetzten Tischen hindurch, machte die letzten Schritte auf die Wand zu und strich mit den Fingerspitzen darüber. Unglaublich, es war bestimmt noch immer derselbe Anstrich, nach so langer Zeit. Er roch wahrscheinlich sogar noch wie früher. Langsam beugte sie den Kopf vor, aus den Augenwinkeln sah sie, dass der Wirt herüberguckte. Sie zog Hand und Nase zurück und holte mit zitternden Fingern das Foto aus ihrer Handtasche. Zwei Jahre lang hatte sie von diesem Augenblick geträumt, hatte für ihn in stickigen Unterrichtsräumen Italienisch gelernt und sich freiwillig in diese Fantasieuniform stecken lassen, doch jetzt, als der Moment wirklich da war, fühlte er sich ganz anders an, als er sollte.
Sie hatte plötzlich Angst. Verdammte Angst. Sie ging einige Meter zurück, schaute auf das Foto in ihrer Hand und wieder auf die Wand, dann rutschte sie mit den Füßen zehn Zentimeter nach links. Hier musste es gewesen sein, genau an dieser Stelle hatten die beiden sich vor 31 Jahren fotografieren lassen. Die Büste, die der Künstler mit wenigen dunkelbraunen Strichen auf die Wand geworfen hatte, war nicht besonders gut getroffen. Napoleon hatte keinen Hals, und seine linke Hand erinnerte an den unteren Teil eines Tintenfischs, der sich gerade im Ärmel des Waffenrocks versteckte. Die Säule, auf der er thronte, war zu kurz geraten, und so hatte es den Anschein, als ob der große Feldherr mit dem Rest seines Körpers in einen Eierbecher gestopft worden wäre. Doch unter das Porträt waren ein paar italienische Worte in unterschiedlich hohen Druckbuchstaben geschrieben worden. QUI NAPOLEONE IL GRANDE NON HA MAI MANGIATO … MAI! Napoleon der Große hatte nie im Mezza Fortuna gegessen, niemals; das skurrile Wandbild und die Buchstaben waren unverwechselbar. Das ›E‹ von GRANDE hatte der Maler nicht mehr in die Umrandung bekommen und ihm eine extra Ausbuchtung gemalt, die sich wie eine Beule nach rechts hervorschob und die zusammen mit dem ›D‹ auf dem Foto zu sehen war, im Hintergrund auf der olivgrünen Wand, direkt neben dem rechten Ohr. Seinem Ohr! Magdalena starrte auf die Schwingtür im hinteren Teil des Restaurants. Sie waren hier gewesen, sie war ihnen so nahe wie nie zuvor! Einen Moment lang befürchtete sie, die beiden Personen von dem Foto könnten tatsächlich aus der Küche kommen. Sie wollte nur noch laufen, sofort rauslaufen, nur weg, irgendwohin, bis sich ihr Herzschlag wieder beruhigt hatte.
»Stell dich doch nicht so an, rück mal ein bisschen weiter nach rechts, Edith, ich habe den Napoleon sonst gar nicht drauf!« Das mürrische Pärchen aus Düsseldorf, Platz 17/18, Mitte links, machte noch schnell ein Bild mit Napoleon und verließ dann das Lokal.
Magdalena lief ihnen hinterher. »Ich komme gleich«, rief sie Resi zu und schlug die einzige Richtung ein, die nicht durch vorbeifahrende Autos oder ihre Reisegruppe versperrt war. Stefan rief lachend etwas, das wie »unerlaubtes Entfernen von der Truppe« klang. Magdalena drehte sich nicht um, sondern bog in die kleine abschüssige Via del Mare ein und rannte sie im Laufschritt hinunter. Reiß dich zusammen. Das Foto ist tatsächlich dort im Mezza Fortuna aufgenommen worden. Wenn allein schon diese Tatsache dich so durcheinanderbringt, was passiert dann erst, wenn du anfängst, nach ihm zu suchen?
Die Straße endete am Strand, Magdalena stapfte über den Sand, streifte ihre Turnschuhe von den Füßen und ging langsam ins Wasser. Sie atmete tief durch. Die nächste Welle war klein, doch ihre Hosenbeine waren am Saum sofort nass, eine ganze Handbreit. Sie lief am Wasser entlang, es war Ende Mai, die Sonne hatte schon viel Kraft, und die blaue Wollhose war viel zu warm. Schwarze Algen kräuselten sich unter ihren Füßen, sie trat winzige Muscheln in den nassen Sand und ab und zu einen kleinen Stein. Die Endlosschleife in ihrem Kopf ließ ihr keine Pause. Elba. Isola d’Elba. Es ist also auf Elba geschehen. Hier auf der Insel. In ihrem Bauch breitete sich erneut ein angstvolles Kribbeln aus, viel schlimmer als damals vor den Klassenarbeiten in Französisch, für die sie nie gelernt hatte.
Vereinzelte Menschen saßen auf ihren Handtüchern im warmen Sand, sie hatten kleine Rucksäcke und Wasserflaschen neben sich, lesende Pärchen schauten auf, als sie vorüberging. Ihr Gang war zu hastig, selbst für einen sportlichen Spaziergang raste sie unangemessen schnell über den Wassersaum am Meer. Mein Gott, sie war am Ziel, seit zwei Jahren hatte sie auf verschiedenen Busfahrten ganz Italien nach ihm abgesucht. »Bunte Frühlingsreise nach Sizilien«, »Schönes Südtirol« und »Gourmet-Tage in der Emilia-Romagna«, auch am Gardasee, in Rom und in Venedig hatte sie Reisegruppen durchgezählt. Und nun war sie am Ziel! Er könnte tatsächlich noch hier sein. War es vielleicht der da? Zu jung. Oder der Grauhaarige dort drüben? Der sah nicht italienisch aus, eher wie ein deutscher Studienrat. Als sie sich umblickte, sah sie, dass sie bereits einige Hundert Meter gegangen war, viel zu weit. Ein Blick auf die Uhr – sie war zu spät. Sie drehte um und rannte los, im Laufen steckte sie das Foto in ihre grüne Ledertasche, die an ihrem Riemen hüpfte. Die Turnschuhe lagen noch da, wo Magdalena sie ausgezogen hatte, schnell lief sie die Via del Mare wieder hinauf, rechts oder links? Sie entschied sich für links, durch die Straße mit den kleinen Cafés. Völlig außer Atem erreichte sie schließlich den Parkplatz. In knapp fünfzig Meter Entfernung sah sie den Doppeldeckerbus sich schwerfällig in Bewegung setzen.
»He! Anhalten, stopp!!« Die konnten doch nicht einfach ohne sie losfahren. Auf den ersten Metern lachte sie noch, falls einer der Gäste sie aus dem Rückfenster beobachten sollte. Dann biss sie die Zähne zusammen und spurtete richtig los. Damals, als Opa Rudolf sie auf der Aschenbahn der Schule trainierte, lief sie die fünfzig Meter in 8,7 Sekunden, eine sehr gute Zeit für ein zehnjähriges Mädchen, und auch heute, mit dreißig, war sie noch ziemlich schnell. Doch der Abstand war zu groß, der Bus bog ungerührt nach rechts auf die Straße ein und verschwand hinter einer Hecke.
Was sollte das, warum warteten die nicht auf sie?
War Stefan etwa ohne sie losgefahren, nur weil sie ein paar Minuten zu spät dran war? Er gehörte eigentlich nicht zu den Menschen, die Minuten aufrechneten und schnell böse wurden, doch jetzt, als sie ihn fast eingeholt hatte, gab er Gas. Die blauen Buchstaben auf der weißen Rückfront »Treva-Touristik – Ihre Luxusreise im Bistro-Bus!« entfernten sich hinter einer schwarzen Abgaswolke den steilen Berg hinauf. Magdalena wurde langsamer und kam auf dem Asphalt schließlich zum Stehen. »Das glaube ich doch jetzt nicht!«, rief sie keuchend, die Hände auf die Knie gestützt.
Langsam ging sie die Straße wieder zurück. In der Ferne, weiter oben auf dem Berg, hörte sie den Bus aufröhren, Stefan hatte einen Gang runtergeschaltet, um die Steigung besser zu bewältigen. Vor der Bar La Pinta stand ein schmächtiger Junge neben seinem Roller. Er war höchstens achtzehn und starrte sie an, offenbar hatte er die ganze Szene beobachtet. Wehe, du lachst jetzt. Sie sah ihm direkt in die Augen. Er hielt ihrem Blick stand. Sie zuckte mit den Schultern, was konnte er schon für die Zufälle in ihrem Leben, für die halben Sachen, die halben Wahrheiten, hinter denen sie herrannte. Er zuckte in derselben Weise zurück, sie grinsten beide. Magdalena klappte ihr Handy auf, um Stefan anzurufen, doch das Display blieb schwarz, sie hatte es heute Morgen auf der Hinfahrt im Bus laden wollen. Schwer ließ sie sich auf einen der Stühle vor der Bar fallen. Wenn etwas schiefgehen soll, geht es richtig schief, sagte Opa Rudi manchmal. Es hörte sich immer an, als freue er sich darüber. Nein, Rudi, das ist ein Wink des Schicksals, ich habe den Bus verpassen müssen, um ihn zu finden!
Eigentlich sollte sie in diesem Moment mit einem Korb voller Wasserflaschen und Apfelschorle ins Oberdeck des Busses steigen und sie den Gästen anbieten. Aber Resi war ja da, Resi konnte schon alles, sie würde für sie einspringen. Sie waren auf dem Weg nach Portoferraio, Besichtigung der Festung und Napoleons Villa. Susanna, die deutsche Reiseleitung für Elba, hatte den Tagesablauf für heute mehrmals wiederholt. Demnach hatte sie gut drei Stunden bis zur Abfahrt der Fähre. Die Zeit lief, sie musste sofort beginnen, und zwar im Mezza Fortuna. Sie erhob sich und ging hinüber.
Das Lokal hatte sich inzwischen geleert. Damals waren die Tischdecken rot-weiß kariert gewesen, zeigte ein Zipfel an der unteren linken Ecke des Fotos, heute waren die Tischtücher weiß und mit Brotkrümeln übersät, Gläser mit fettigen Fingerabdrücken und kleinen Rotweinpfützen, Teller mit Essensresten, leere Karaffen. Vor dem Wandbild trippelte Magdalena von einem Fuß auf den anderen, wieder breitete sich die Angst in ihrem Inneren aus und schnürte ihr die Kehle zu, wieder konnte sie es nicht fassen, dass da tatsächlich das halbe D und das E in seiner Beule an die Wand gepinselt waren sowie ein Stück der Umrahmung und ein schlecht gemalter Nagel. Details, nach denen sie schon so lange suchte.
»Lei …?«, setzte sie an, als der Wirt, die Hände an seiner nicht sehr sauberen Schürze abwischend, auf sie zukam. Sie musste ihn siezen, doch wie dann weiter? Ihr Italienisch war auch nach dem dritten Volkshochschulkurs noch nicht besonders flüssig.
Wie frage ich ihn, ob er das ristorante schon 1979 geführt hat? Sie verhaspelte sich in zwei weiteren »Lei’s« und der Jahreszahl, die sie doch eigentlich auswendig kannte. Verdammt, noch gestern habe ich für eine ganze Reisegruppe fünfzehn passende Steckdosenadapter in dem kleinen Elektrogeschäft in Siena gekauft und damit ein paar Menschen sehr glücklich gemacht, und jetzt, wenn es um mich selbst geht, fällt mir nicht das richtige Wort ein. Endlich bekam sie den Satz zusammen.
»Ma certo!« Der Wirt bestätigte ihr, das Lokal im Jahr 1979 tatsächlich schon geführt zu haben. Doch nach einem kurzen Blick auf das Foto, das Magdalena ihm mit flatternden Händen unter seinen dicken Hals hielt, schüttelte er den Kopf.
»Hier liefen so viele von denen rum!«
»Aber schauen Sie doch noch mal genauer hin! Es ist sehr wichtig für mich.« Magdalena spürte, dass sie kleine Knickse beim Sprechen machte.
»Kenn’ ich nicht. Äh, tut mir leid …« Er schaute ihr einen Moment lang nachdenklich in die Augen, doch dann brüllte er plötzlich: »Lidia, die Tische!«, und wandte sich ab. Magdalena warf einen letzten Blick auf Napoleon in seinem Eierbecher, verließ das Lokal und machte sich an die Arbeit.
Eine Stunde später hatte sie nicht nur fünf weitere Restaurants, sondern auch sechs Läden, eine Apotheke, einen tabaccaio und sieben Eiscafés abgeklappert. Das war’s. Mehr gab es nicht in Procchio. Wieder setzte sie sich auf den Stuhl vor der Bar. Sie steckte das Foto in die Handtasche und atmete tief aus. Viele von denen, die sie hatte befragen wollen, waren einfach zu jung, die schieden aus, manche schnalzten nur verneinend mit der Zunge, einige sagten, es täte ihnen leid, niemand wusste etwas.
Plötzlich wollte sie nur noch weg, es war hoffnungslos. Elba hatte immerhin 223,5 Quadratkilometer, auf denen sie ihn unter gut 30 000 Einwohnern suchen musste, im Sommer kamen laut Reiseführer noch mal drei Millionen Besucher dazu. Ein ziemliches Getümmel, um jemanden zu finden. Vielleicht hatte er auch nie hier gelebt.
Der Junge mit dem Roller hatte die Stellung gehalten. Während Magdalena von einem Geschäft in das nächste lief und das Alter der Besitzer nach ihrem Aussehen und der Tiefe ihrer Falten abschätzte, hatte er mit Freunden geplaudert, war mehrmals um sein Fahrzeug gelaufen oder hatte darauf wie auf einem Karussellpferdchen gehockt. Eine ganze Stunde lang. Nun setzte er sich seinen Helm auf und warf den Roller an. Magdalena räusperte sich: »Fährst du nach Portoferraio, zur Fähre?«
Statt einer Antwort wies er mit einer knappen Kopfbewegung auf den Sitz hinter sich, Magdalena zögerte keine Sekunde, sie stieg auf, der Motor zog an, und sie schossen den Berg hinauf. Sie klammerte sich an den Haltegriff hinter ihr und legte sich mit dem Fahrer in die Kurven, wobei sie versuchte, seinen Rücken nicht mit ihren Brüsten zu berühren. Der Fahrtwind ließ ihre Haare flattern, der Junge fuhr schnell, er drehte richtig auf. Und bremste sofort wieder. Magdalena donnerte mit dem Kopf an seinen Helm und rieb sich die Stirn. Eine rote Ampel, die Straßenseite war gesperrt, der Fahrbahnbelag wurde ausgebessert. Während die Schlange der Autos hinter ihnen immer länger wurde, kamen ihnen auf der anderen Spur die Fahrzeuge entgegen. Magdalena starrte auf den Nacken des Jungen vor sich, noch einmal sah sie die roten Rücklichter des Busses davonfahren, was für ein Glück! Mit einem Mal hatte sie es wieder eilig, sie presste ihre Schenkel an den Sitz des Rollers und gab ihm die Sporen, sie wollte in den nächsten zwei Stunden wenigstens noch in Portoferraio herumfragen. Doch vorher musste sie unbedingt Stefan Bescheid sagen, der mit seinem Bus sicher schon an der Fähre stand. Die Busfahrer gingen nie mit in die Städte, sie saßen auf abgelegenen Parkplätzen und warteten – in Rom war es so gewesen, am Gardasee und in Tirol. Ganz Italien stand in dieser Minute voller Busse mit gelangweilten Busfahrern.
Endlich ging es weiter, immer höher schraubten sie sich, fuhren durch felsige Wände und dichten Wald, als sich plötzlich die Baumreihen öffneten und unter ihnen der Golfo di Procchio im Sonnenschein zu sehen war. Magdalena stöhnte leise, so wie auch immer das ganze Oberdeck stöhnte, wenn sie an einer besonders schönen Stelle vorbeikamen. Das Meer war ruhig und blau, der Sand so weiß wie an der Nordsee. Dort unten, in dieser Bucht, die sich wie eine glatte Ohrmuschel in die krakelige Küstenlinie einfügte, war sie gerade noch entlanggelaufen. Und wenn sie ihn tatsächlich fand? Vielleicht war er ein Mafioso geworden, die gab es auch in Norditalien. Oder er hatte fünf Kinder. Oder war zum dritten Mal geschieden. Sie legte sich mit dem Rollerfahrer in eine weitere Kurve. Rollerfahren machte wirklich Spaß. Magdalena genoss die Sonne auf ihren Schultern und dachte einen kurzen Moment an gar nichts, da machte der Junge plötzlich einen Schlenker. Sie nahm das grässliche Gefühl der unter ihr auf dem Rollsplitt wegrutschenden Räder wahr – und danach nichts mehr.
Sie lag auf dem Rücken, vor ihren Lidern war absolute Dunkelheit. In ihrem Kopf rauschte das Blut, dumpf und knisternd, wie wenn man unter Wasser schwebt. Warum spürte sie ihre Arme und Beine nicht? Es gab offensichtlich keine Verbindung mehr zwischen ihrem Gehirn und ihren Gliedmaßen. Das konnte nur eins bedeuten: Sie war gelähmt und wahrscheinlich auch für den Rest ihres Lebens blind und taub.
Ein Pfeifen, dann ploppte es kurz in ihren Ohren, als ob ein Korken herausgezogen würde, und sie hörte einen Vogel, der immer wieder die gleichen drei Töne zwitscherte. Sie konnte sich nicht bewegen, lag einfach da. Es war still, auch der Vogel war wieder verstummt, nur das Pfeifen blieb, es wurde regelmäßig laut und leiser, und irgendwann erkannte sie ihren Atem, der durch ihr linkes Nasenloch pfiff. Es kribbelte in ihren Händen. Ohne die Augen zu öffnen, versuchte sie die Finger zu bewegen. Es ging. Langsam tastete sie mit beiden Händen den Boden neben ihren Oberschenkeln ab: harte Erde, Kies, Rollsplitt. Dankbar, wieder etwas zu fühlen, presste sie die Steinchen in ihre Fingerspitzen, bis es schmerzte. Ihre Beine wurden plötzlich warm, vor ihren Augen entstand eine merkwürdige Helligkeit, sie stemmte die Lider hoch und erkannte über sich etwas, das aussah wie ein von öligem Dreck überzogenes Auspuffrohr. Magdalena schloss die Augen wieder. Was war passiert? Warum lag sie hier, und warum wurden in diesem Moment ihre Knie warm? Ihre nackten Knie. Da war was mit Napoleon. Und einem Steckdosenadapter. Adattatore di spina di corrente elettrica. Vermutlich hatte sie schwere Verletzungen, aber immerhin konnte sie sich noch an diese sechs italienischen Wörter erinnern. Es roch nach Schmieröl und Abgasen.
»Ouuh!«, rief jemand laut, sie zuckte zusammen.
»Mi senti? Stai bene?« Eine tiefe Stimme. Sie hörte ihn, konnte aber nicht antworten, so fest klebten ihre Lippen zusammen. Dicht über ihr hing ein Teertropfen an einer verkrusteten Manschette, ihr Gehirn arbeitete langsam, wie ein uralter Computer, doch mit einem Mal spuckte es ein Ergebnis aus: Sie lag unter einem Auto, und der Teertropfen würde ihr gleich auf die Stirn fallen. Schön, da hat wenigstens der Italiener da draußen etwas zu lachen.
»Nannini!«, rief er jetzt. Leichte Schritte kamen über den Kies in ihre Richtung. Geh weiter, Gianna Nannini, betete sie, lass mich einfach hier unten liegen.
»Puoi muoverti?« Ein rot angelaufenes, unrasiertes Gesicht tauchte neben ihr auf, zwei vor Anstrengung hervorquellende Augen. Ob sie sich bewegen könne. Sie wackelte zum Beweis mit den Füßen. Der Kopf verschwand wieder.
»Nannini!«, rief er erneut. Flip-Flops mit einem Blütenpuschel zwischen den Zehen traten an die Stelle des verschwundenen Kopfes, lackierte Fußnägel in Türkisblau. Was für eine Farbe! Magdalena hatte sich die Fußnägel noch nie türkisblau lackiert, sie hatte sich die Fußnägel überhaupt noch nie lackiert. Sie waren so nah, dass sie nach ihnen hätte greifen können. Nannini. Deren Fuß nervös auf und ab wippelte. Es half nichts, sie musste wohl unter dem Auto hervorkommen. Vorsichtig robbte sie mit den Hüften etwas nach vorn und stieß sich den Kopf, von rechts und links wurde nach ihren Ellenbogen gegriffen, langsam half man ihr auf. Magdalena blinzelte in die Sonne und schaute an sich herab. Ihre Hose war immer noch nass, doch jetzt auch an beiden Knien aufgerissen, links hing ein besonders großer Fetzen des blauen Wollstoffs herunter, ihr linker Turnschuh fehlte. Der Roller lag mit verdrehtem Lenker neben ihnen, der Junge beugte sich über einer flachen Mauer am Rande der Parkbucht. Er hielt seine rechte Hand wie ein rohes Ei in der linken und erbrach sich hinunter in das Dickicht. Der Mann mit dem roten Gesicht ließ Magdalena los und ging zu ihm hinüber. Eine Welle der Übelkeit stieg in ihr hoch.
»Es ist nichts passiert, du bist nur unter mein Auto gerutscht, das hier stand. Wir wollten gerade losfahren, aber ich hatte den Autoschlüssel oben vergessen.« Die junge Frau mit den türkisblauen Fußnägeln hielt Magdalena an den Schultern fest und schaute sie mit großen Rehkitzaugen prüfend an.
»Geht schon«, sagte Magdalena in der Hoffnung, sie würde sie loslassen. Ihre blonden Haare hatte Nannini zu zwei kurzen Zöpfen geflochten, einzelne Strähnen sprossen wild daraus hervor und verdeckten fast ihre winzigen Ohren. Sie sah aus wie eine zerzauselte Barbiepuppe, war aber ungeschminkt und ungefähr so alt wie sie.
»Das ist alles nicht so schlimm, wie du denkst!« Das Mädchen namens Nannini lächelte breit. Woher willst du wissen, was ich denke?, dachte Magdalena und bemerkte eine Lücke zwischen Nanninis Vorderzähnen, die sie noch mädchenhafter erscheinen ließ. Männer fanden diese Mischung aus Rehaugenblick und frecher Zahnlücke wahrscheinlich unwiderstehlich.
»Wer kann die Frau Kirsch zwingen, so etwas anzuziehen?« Nannini kicherte leise. Magdalena schaute suchend nach dem Namensschild, das tatsächlich immer noch an ihrer Weste hing.»Was ist das für eine Uniform?«
Sie zuckte mit den Schultern und schaute auf den Boden. Auch ohne zerrissene Uniform hätte sie sich neben dieser Gianna Nannini nicht gerade wunderschön gefühlt. Wie sie schon dastand, wie eine Ballerina, die Füße bildeten ein geöffnetes V, ihre ganze Figur war schmal und sehnig, ihr Busen dagegen wirkte angeklebt wie zwei hervorspringende Tennisballhälften, zu auffällig für eine Tänzerin.
»Ich bin Nina.«
»Nina Nannini«, murmelte Magdalena, ihre Zunge stieß dabei schwerfällig an den Gaumen.
»Nina reicht, Matteo nennt mich manchmal Nannini, wenn er mich dringend benötigt oder nerven will. Wir fahren euch ins Spital, es dauert zu lange, bis die Ambulanz da oben ist.« Ihr melodischer Akzent kam Magdalena bekannt vor. Auf ihrer Reise nach Tirol, nach Bozen, in die Stadt der Frühlingsblumen, vier Tage Halbpension, Tagesausflug in die Dolomiten inklusive, hatte sie ihn gehört. Dort oben sprachen sie neben Italienisch und Ladinisch auch ein seltsam singendes Deutsch wie Nina, die sie jetzt behutsam einige Schritte führte und an der Mauer abstellte, als sei sie eine kostbare Vase.
»Hock dich erst mal her.« Sie setzte sich neben sie und strich ihr wie einem Kind die Strähnen aus der Stirn. Magdalena starrte auf ihre Hände, die zum zweiten Mal an diesem Tag zitterten. Ihr freiliegender Oberschenkel war von Staub bedeckt und von tiefen Schrammen durchzogen, von denen sich die letzten gerade punktförmig mit Blut füllten.
»Matteo!« Nina rief ihm etwas auf Italienisch zu, in dem das Wort für »Autoschlüssel« vorkam. Der Mann mit dem unrasierten, jetzt nicht mehr ganz so roten Gesicht klopfte dem Rollerfahrer leicht auf den Rücken, wandte sich dann ab und überquerte die Straße. Dabei ließ er seine breiten Schultern aufrecht wie ein Boxer von rechts nach links schaukeln. Welche Gewichtsklasse? Opa Rudolf würde das sofort erkennen. Bei der Größe wahrscheinlich Halbschwergewicht, oder war er vielleicht Ringer? Ein Ringer, der nicht in bester Form war und das auch wusste. Er zupfte sein etwas zu kurzes schwarzes T-Shirt über die Hüften, als ob er ihre Blicke im Nacken spürte. Erst jetzt bemerkte sie die Treppe gegenüber der Parkbucht, die sich durch terrassenförmig angelegte Rabatten oben zwischen den hohen Kiefern verlor. »POLO« las sie in verblassten Buchstaben auf der schmutzig gelben Mauer. Der Mann sprang über die Absperrkette, die sich über die gesamte Breite der Treppe spannte, und verschwand, zwei Stufen auf einmal nehmend, zwischen Baumstämmen, Büschen und fleischigen Agaven. Meine Güte, wie soll ich das Frau Petri von der Geschäftsleitung erklären? Wie soll ich das Opa Rudolf erklären? Ich bin in einen Unfall mit einem Rollerfahrer verwickelt, den ich überhaupt nicht kenne, mitten auf einer bewaldeten Bergstraße vor einem Nachtclub zwischen Procchio und Portoferraio. Ein Boxer mit dem klangvollen Namen Matteo springt gerade vor mir eine Treppe hinauf, während seine Freundin Nina Nannini mir unablässig über den Kopf streichelt.
Der Rollerfahrer hörte endlich mit dem Würgen auf. Es war still, kein Auto fuhr mehr vorbei. Am Fuße der Mauer, direkt neben Magdalenas noch vorhandenem Turnschuh, blühte eine einzelne Mohnblume friedlich vor sich hin. Sie meinte plötzlich, noch nie etwas Tröstlicheres gesehen zu haben als diese perfekten, roten Blütenblätter. Eine trostreiche Mohnblume … vielleicht hatte sie ein schweres Schädeltrauma und ahnte nichts davon. Die Sekunden vergingen, eine Fliege setzte sich auf ihr blutiges Bein. Nina scheuchte sie davon.
»Wie heißt du denn noch, außer Frau Kirsch?«
»Magdalena. Magdalena Lucia.«
»Magdalena Lucia«, wiederholte Nina, »klingt sehr italienisch.« Nina schaute sie fragend an. Italienerin? Deutsche? Oder beides? Magdalena nickte. Mit ihrer hellen Haut, den blassen Augenbrauen und den dunkelbraunen Haaren konnte sie alles sein.
»Meine Mutter …«, begann sie zu erklären und sprang sogleich entsetzt hoch, um dann, wie nach einem Schwinger in den Magen, wieder zusammenzuklappen.
»O nein, wo ist das Foto!?« Ihre Stimme kippte.« Wo ist das Foto von meiner Mutter, wo ist meine Tasche?« Sie stemmte sich erneut hoch und hinkte über den kleinen Platz, bückte sich, um unter den hohen, altmodischen Jeep zu schauen, unter dem sie gelegen hatte, »Lada« stand hinten drauf. Nirgends konnte sie ihre Tasche entdecken. Als sie den Müllcontainer umrundete, fand sie ihren linken Turnschuh und ihre Sonnenbrille, hob beides auf, schlüpfte vorsichtig in den Schuh und schaute in das steil abfallende Buschwerk hinab, das hinter der Mauer begann. Die Tasche war spurlos verschwunden – und mit ihr das Foto. Magdalena sank auf der Mauer zusammen, Tränen schossen ihr in die Augen. Nina kam herüber, umarmte sie und reichte ihr ein Taschentuch.
»Wir werden alles finden, die Tasche, das Foto, deine Mutter, alles, ganz bestimmt.«
»Nein«, schluchzte Magdalena, »das kann ich mir nicht vorstellen.«
2
Auf dem Rückweg vom Krankenhaus schaukelten sie erneut durch die Kurven, diesmal bergauf, der Lada-Jeep wirkte auch von innen nicht besonders modern oder schnittig und hatte auch keine guten Stoßdämpfer. Magdalena tat alles weh: ihr Kopf, ihre Pobacke, in die der Arzt seine Spritze gejagt hatte, ja selbst das Atmen. Sie strich das OP-Hemd glatt, das sie sich wie einen Rock um die Hüften geknotet hatte, ein angenehm luftiges Gefühl, dachte sie, vielleicht sollte ich doch irgendwann mal ein Kleid tragen. Den hilfsbereiten Rollerfahrer hatten sie gleich dabehalten, er hieß Giorgio und hatte sich Schienbein und Handgelenk gebrochen. Sie aber hatte der Arzt mit einer leichten Gehirnerschütterung, ohne Hosen und mit einem dick mit Mullbinden und Leukoplast verpackten Bein entlassen.
»Ihr habt Glück gehabt! Hättet ja auch unter ein entgegenkommendes Fahrzeug geraten können.« Matteo trommelte mit beiden Händen auf das Lenkrad und haute kurz auf die Hupe, als ihm ein Cinquecento weit auf seiner Fahrbahn entgegenkam. Wieder sah sie auf seinen Nacken, der gut zu erkennen war und nicht wie bei einigen Bodybuildern vor lauter Muskelsträngen zwischen Kopf und Schultern verschwand. Sein schwarzes Haar wurde an einigen Stellen schon etwas dünn.
»Es ist doch gar nicht viel passiert«, meinte Nina, die neben ihm saß und ermunternd zu Magdalena nach hinten schaute.
»Na ja, wenn du meinst«, murmelte Matteo. Ob sie sich sonst wohl auf Italienisch unterhalten und nur meinetwegen dieses seltsam gesungene Deutsch sprechen?, fragte sich Magdalena. Immer weiter ging es den Berg hinauf, die Kurven waren eng, fast streiften sie die gelb blühenden Hängepflanzen und die ohrenförmigen Auswüchse der Kakteen.
»Dieser Dottore Gavassa, wie der dich angeschaut hat, Nannini!«
»Ach, Matteo, der hat geschaut wie alle.«
»Ja eben! Er hat dich ja schon mit den Augen ausgezogen!«, knurrte er.
»Ohne ihn wären wir nicht schon wieder draußen. Wir haben noch nicht mal eine Stunde gebraucht, das war rekordverdächtig.« Nina wandte sich an Magdalena. »Jetzt finden wir erst mal deine Tasche. Und wohin sollen wir dich danach bringen? In welchem Hotel wohnt deine Reisegruppe?«
Matteo fuhr rasant in eine Linkskurve, Magdalena presste die Lippen zusammen und klammerte sich noch stärker an den Griff über der Tür. Sie wollte nicht mehr weinen, ihre Augen waren von ihrem Tränenausbruch in der Parkbucht noch geschwollen.
»Elba war nur ein Tagesausflug, unser Hotel ist in Forte dei Marmi, oben an der Versilia-Küste, dahin müssen wir noch heute Abend zurück. Der Bus fährt in einer knappen Stunde wieder auf die Fähre, also eigentlich in fünfzig Minuten. Schaffen wir das?« Matteos »mhmm« konnte alles bedeuten, Magdalena sagte lieber nichts mehr, sondern schaute aus dem Fenster auf die Bucht, die rechts unter ihnen zu sehen war.
Die Straße wurde eben, nach hundert Metern begann die schmutzig gelbe Mauer des Nachtclubs. Matteo lenkte den Wagen in die Parkbucht, machte den Motor aus und zog mit einem Ruck die Handbremse an.
»Willkommen hier oben bei uns im POLO!«, sagte er leise. Steifbeinig stieg sie aus. Der Motorroller stand nun an die Mauer gelehnt, wie Magdalena hatte auch er tiefe Schürfwunden davongetragen. Sie suchten alles ab, gingen am Straßenrand entlang, durchkämmten die abfallende Böschung und spähten in die Kronen der Bäume, die sich unter ihnen zu einem dichten grünen Teppich verbanden, doch ihre Tasche blieb unauffindbar.
»Warum muss die auch unbedingt grün sein?«, stöhnte Nina.
»Um genau zu sein: ein dunkles Flaschengrün«, sagte Magdalena.
»Ich habe eine Idee!« Begeistert klatschte Nina in die Hände. »Wir telefonieren dich einfach an, dann hören wir es klingeln!« Sie ließ sich von Magdalena die Nummer diktieren, dann gingen sie beide auf Zehenspitzen an der Mauer entlang und lauschten mit vorgereckten Köpfen: nichts.
»Ach«, Magdalena griff sich an die Stirn und entdeckte dabei die Beule wieder, die von dem Zusammenprall mit Giorgios Helm stammte, »das geht ja gar nicht, der Akku ist leer!« Nina streckte ihr ihr eigenes Handy entgegen. »Möchtest du jemanden anrufen?« Magdalena schüttelte den Kopf, sie wusste Stefans Nummer nicht auswendig.
»Ich muss die Tasche wiederhaben, ohne das Foto kann ich nicht gehen!«
Durch die Bäume drang kaum Licht auf den Boden. Magdalena starrte verzweifelt hinab – die staubig riechende Finsternis würde ihre Tasche nie freiwillig wieder hergeben. Natürlich hatte sie zu Hause Kopien von dem Foto, in ihrem Computer hatte sie es immer weiter vergrößert und vergeblich nach Details im Hintergrund durchleuchtet, aber das sagte sie nicht. Sie war plötzlich überzeugt, sie würde ihn niemals finden, wenn sie das Foto dort unten zwischen den Bäumen verloren gab. Sie suchten weiter.
»Ich steig’ runter!« Matteo ließ sich in das Dickicht herab. Er krallte sich an den Büschen und Bäumen fest, doch Sekunden später brach einer der Äste mit lautem Knacken, und er rutschte auf der vertrockneten Laubschicht einige Meter tiefer außer Sichtweite. Sie hörten ihn fluchen. Dann Stille. Kurze Zeit später kam er das steile Gefälle auf allen vieren wieder hochgeklettert. Schwer atmend zog er sich über die Mauer.
»Unmöglich. Wenn sie da runtergekugelt ist, werden wir sie kaum finden, jedenfalls nicht mehr heute. Das ist nicht unbedingt hell da drin, und draußen wird es auch bald dunkel.« Das Deutsch von Matteo war noch komischer als Ninas, eine Weile klang es ganz normal, bis er eins seiner lustigen Worte benutzte, das nicht passte. Matteo zeigte zum Himmel, wie um zu beweisen, dass die Sonne bereits hinter dem Berg verschwunden war.
»Das heißt also, die Tasche ist weg, für immer.«
Nina streichelte beruhigend Magdalenas Arm.
»Nein, nein! Wir finden sie!« Matteo zupfte an seinem T-Shirt und rieb an einem moosigen Fleck herum.
»Was ist da schon drin? Geld, EC-Karte, Handy, Ausweis? Kann man alles ersetzen.«
Magdalena schüttelte den Kopf und ließ sich mit abgespreiztem Bein langsam auf der Mauer neben der Mohnblume nieder.»In der Tasche ist das einzige Foto von meiner Mutter, das hier auf Elba aufgenommen wurde! Unten im Restaurant Alla mezza Fortuna, vor dem Napoleon-Wandbild.«
»Ah«, sagte Matteo, »qui Napoleone il grande non ha mai mangiato.«
»Genau das!«
»Touristenkram«, brummte Matteo.
»Nun lass sie halt erzählen! Matteo, du bist echt lästig heute«, rief Nina.
»Stimmt, Touristenkram«, sagte Magdalena. »Aber doch ganz lustig, weil überall sonst auf der Insel angeschlagen steht, hier hat er gesessen, diesen Brunnen hat er gebaut, diese Bäume gepflanzt. Die Leute lieben das, sie haben sich gegenseitig vor dem Schild fotografiert.«
»Du warst also schon oft auf Elba«, stellte Nina fest.
»Nein, heute das erste Mal, für einen Tag.«
Elba an einem Tag, Palermo an einem Tag, ganz Italien an einem Tag, je schneller, desto besser. Es hatte außer dem Foto keinen Anhaltspunkt gegeben, sie hatte irgendwo mit ihrer Suche anfangen müssen. Ob im Norden oder im Süden, ganz egal. Die Restaurants interessierten sie, besonders die Beschaffenheit der Wände, beim Anblick von rot-weiß karierten Tischdecken wurden ihre Hände feucht. Das Land war voll davon. Was sie auf den hastigen Städtetouren nicht mitbekam, holte Magdalena sich aus ihren Reiseführern, die sie verschlang wie andere Leute Krimis. Geschichtliche Jahreszahlen, Ortsnamen, Sehenswürdigkeiten und Rubriken wie Kultur & Kulinarisches blieben ohne Anstrengung in ihrem Gehirn haften.
»Diese Touren eben, ach, ihr wisst ja.« Magdalena biss die Zähne zusammen, schon wieder war ihr nach Weinen zumute, anscheinend war sie völlig durcheinander.
»Also ganz ruhig, piano, piano«, beschwichtigte Nina sie. »Warum bleibst du nicht bis morgen, wir suchen in Ruhe noch mal den ganzen Urwald hier ab, und dann fährst du deiner Gruppe hinterher. Was ist das überhaupt für ein G’schäft, und wo sind die denn jetzt? Warten die nicht schon auf dich?«
»Die Firma heißt Treva-Touristik, der Busfahrer Stefan Glink, er macht immer Witze, um die Gruppe bei Laune zu halten.«
»Treva-Touristik, Busfahrer, Stefan Glink«, wiederholte Nina, als ob sie herausfinden wollte, welche Sprache Magdalena spräche. »Na, der macht sich doch bestimmt fürchterliche Sorgen, dass du nicht kommst. Los, telefonier ihn an!« Wieder hielt sie ihr das Handy vor das Gesicht. Aber Magdalena schüttelte den Kopf und wischte sich ihre Nase mit dem Handrücken ab. Das Taschentuch von Nina hatte sie irgendwo im Krankenhaus verloren.
»Soll der sich doch Sorgen machen, der hat mich vergessen, ist einfach ohne mich weggefahren!«
Matteo sah sie an und nickte, als ob er Stefan gut verstehen könnte.
»Vielleicht, weil ich ein paar Minuten zu spät war. Ich … ich habe nach jemandem gesucht.«
»Aber was machen die jetzt ohne dich, als Reiseleiterin?«
»Ich bin keine Reiseleiterin«, wehrte Magdalena ab, »ich fahre nur im Bus mit, zähle zehnmal am Tag die Gäste durch, damit wir keinen verlieren, koche Kaffee, schmiere Brötchen und mache Gulaschsuppe in der Mikrowelle warm.«
Auf dem Tagesausflug nach Elba hatte sie außerdem die Tickets für die Überfahrt im Hafenbüro in Piombino kaufen und die Gruppe durch die große Verladeluke auf die Fähre führen müssen, wo sie aufgescheucht umherirrte, bis jeder ein Plätzchen auf dem Sonnendeck gefunden hatte. Am Hafen von Portoferraio hatte dann die deutsche Reiseleiterin auf sie gewartet. Eine braun gebrannte Susanne, die jeden zweiten Satz mit »ja, meine lieben Herrschaften, sehen Sie mal genau hin« begann. Auch bei Panoramafahrten durch das Tiroler Land oder an der sizilianischen Küste entlang kamen Reiseleiterinnen an Bord. Sie saßen vorne beim Busfahrer auf dem drehbaren Beifahrersitz mit dem Mikrofon in der Hand und trugen den Gästen im oberen Stock die Geschichte des Landes vor. »Stefan hat ja Resi an Bord, die Neue, die ich gerade einarbeite. Die kann schon alles, was sie als Bord-Stewardess können muss.«
Resi war mindestens zwanzig Jahre älter als sie und hatte vorher in einem Café gearbeitet. Bereits beim Beladen des Busses hatte sie die kleinen Mineralwasserflaschen geschickt einsortiert (mit Kohlensäure, ohne Kohlensäure, gekühlt, ungekühlt) und die Schränke und Hohlräume unter den Bänken vorher ganz ohne Aufforderung mit einem feuchten Lappen ausgewischt. Sie plauderte gern mit den Gästen, kannte schon bald einige Vornamen und hatte sogar einen selbst gebackenen Käsekuchen dabei, der am ersten Tag der Fahrt schon kurz hinter Düsseldorf für 1,20 Euro pro Stück verkauft war. Sie hatten sich mit einem kleinen Augenverdreher zugelächelt, als Stefan mit seinem Spruch »oben reisen, unten speisen« auf den ersten Metern der Autobahn kurz hinter Rheine die Vorzüge des Bordbistro-Busses anpries. Resi würde Stefan nicht hängen lassen.
»Bord-Stewardess! So nennt man euch?«, fragte Nina und ließ sich das Wort noch einmal auf der Zunge zergehen. Bei ihr klang es lustig, wie alles, was sie sagte.
»Und dazu die schönen Uniformen … wie eine Schaffnerin schaust du darin aus, leider ist nur noch die Hälfte erhalten.«
Magdalena nestelte an ihrer blau-rot gestreiften Weste herum und stellte fest, dass das weiße T-Shirt darunter an der linken Schulter dreckig und aufgescheuert war.
»Ich mache den Job ja nur ein paar Wochen im Jahr. Viele tragen die Uniform nur am Anreisetag und wenn es dann wieder zurückgeht. Sie ist nicht wirklich schön, aber eine Sache ist praktisch daran, so weiß ich wenigstens jeden Morgen, was ich anziehen soll.« Sie zog den OP-Kittel, der luftig um ihre Schenkel flatterte, ein bisschen weiter nach unten.
»Also gut, dann ist ja alles klar, du bleibst eine Nacht hier bei uns, und morgen fährst du schön gemütlich mit der Fähre und dem Zug deiner Gruppe hinterher nach Forte dei Marmi.«
»Das dauert Stunden, Nannini!«
»Ich weiß, aber wenn sie doch ohne ihre Tasche nicht fortkann.«
»Ohne das Foto!« Magdalena zog die Nase hoch. »Ich muss es einfach wiederhaben!« Abrupt stand sie auf, aber der Boden unter ihr schien Wellen zu haben, ihr wurde schwindelig, und das Gesicht von Matteo rutschte in den Himmel. Sie spürte seine hartgummiartigen Oberarme unter ihrem Kopf.
»Wir bringen sie hoch zu uns«, bestimmte Nina. Ihr Ton kam von weit her, duldete aber keine Widerrede.
»Zumindest die schönste Pflanze, die du in letzter Zeit gepflegt hast«, sagte Matteo. »Die andere ist ja auch gerade erst fort.« Was für Pflanzen?, dachte Magdalena. Ich mag Pflanzen. Matteos tiefe Stimme brummte angenehm an ihrem Rücken, sie konnte blaue Himmelsdreiecke durch die Zweige der Pinienkronen sehen. Immer mehr Stufen, es ging höher und höher. Sie schloss die Augen, es war ihr gleichgültig, wohin sie sie brachten. Matteo brummte weiter, jetzt auf Italienisch, sie hörte ihn schnaufen und Ninas Stimme hell zwitschern. Eine Tür wurde aufgestoßen, sie war so müde.
Als Magdalena die Augen aufschlug, lag sie auf einem Bett und blickte an die Zimmerdecke über sich. Ihr Mund lächelte noch über einen sich gerade verflüchtigenden Traum, als ihr ein Schreckensstoß in die Eingeweide fuhr und sie sich wieder erinnerte: an den Roller und die Fahrt auf der Bergstraße, das Auto von unten, an Nina und ihren kräftigen Freund, den Arzt im Krankenhaus und ihre Reisegruppe, die seit 18.00 Uhr an der Fähre auf sie wartete! Magdalena setzte sich auf, prompt meldete ihr linkes Bein sich mit einer Schmerzensfanfare, die ihr bis unter die Schädeldecke schoss. O verdammt, wie viel Uhr mochte es sein, Stefan und Resi mussten inzwischen gemerkt haben, dass ihr Zuspätkommen einen ernsthaften Grund hatte. Ließen sie die elbanische Polizei schon die Insel nach ihr absuchen? Sie musste Stefan sofort anrufen!
Aber was soll ich ihm sagen, wo ich bin?, dachte sie. Ohne den Kopf allzu viel zu bewegen, ließ Magdalena sich auf das Kissen zurücksinken. Obwohl es in dem Zimmer dämmrig war, konnte sie in dem grünlichen Licht, das durch die Fensterläden links von ihr sickerte, erkennen, dass alles um sie herum weiß war: die Wände, die Decke, auch das Laken, das ihren Körper bedeckte. Hinter der Tür hörte sie gedämpfte Stimmen. Als sie das Laken anhob, sah sie ihr linkes Bein wie ein gut verschnürtes Paket darunterliegen. Dumpf puckerte der Schmerz darin, und sie wagte nicht, den Verband zu berühren. Außerdem trug sie nichts weiter am Leib als ihre Unterwäsche – einen nicht gerade neuen Schlüpfer in Hellblau und einen angegrauten Sport-BH, den sie schon längst hatte aussortieren wollen.
Zieh immer deine beste Unterwäsche an, wenn du in die Stadt gehst. Falls dir etwas passiert und du ins Krankenhaus kommst, musst du dich wenigstens nicht schämen. Ein Spruch von Oma Witta, die sie leider viel zu früh mit der Erinnerung an ihre guten Ratschläge allein gelassen hatte. Wer hat mich denn ausgezogen?, überlegte Magdalena. Nina vermutlich, hoffentlich hat sie vorher ihren Leibwächter aus dem Zimmer geschickt.
Magdalena war immer noch schwindelig, mit einer langsamen Drehung des Kopfes schaute sie sich um. Das Zimmer war winzig, das Fußende des Bettes stieß beinah schon an die Tür, an den Wänden hing kein einziges Bild, nicht einmal einen Nagel konnte sie entdecken. Dafür blieb ihr Blick an einem Kleiderschrank ohne Türen hängen, in dem sich bunte Kleidungsstücke auf ihren Bügeln aneinanderpressten, einige waren halb herausgezogen, schief, wie Vogelscheuchen. Vorsichtig richtete sie sich auf und knipste die kleine Nachttischlampe an, die auf einer Apfelsinenkiste neben dem Bett stand. Himmel, wie viele Klamotten! Wahrscheinlich war Nina eines dieser anstrengenden Gucci-Modepüppchen. Aber ein sehr nettes Modepüppchen, immerhin hatte sie einer wildfremden Person ihr Bett überlassen. In ihrem Kopf begann Magdalena die Kleidungsstücke nach Farben zu ordnen, alles Weiße nach links, dahinter die beigefarbenen Teile, die beiden gelben gehörten daneben, dann die hellorange Jacke, oder was immer das auch war, jetzt das dunklere Orange, als Nachbarin bekam es die karmesinrote Bluse mit den Flamencorüschen. Nur mit einiger Anstrengung konnte Magdalena ihr Hirn davon abhalten, den Berg Schuhe, der auf dem Boden lag, in der gleichen Weise zu sortieren. Zu Hause hatte sie die Buchrücken in allen Bücherregalen und auch die Shampoo- und Duschgelflaschen im Bad harmonisch nach Farben angeordnet. Opa Rudolf ließ sie gewähren, angeblich hatte sie schon als Dreijährige im Kindergarten die Jacken auf diese Weise sortiert und durcheinandergebracht.
Es klopfte an der Tür. Nina schob sich durch den schmalen Spalt, den das Bett ihr ließ, ins Zimmer. Sie umtänzelte das Schuhgebirge auf dem Boden und stellte einen Teller auf der Nachttischkiste ab. Magdalena blinzelte in das Zahnlückenlächeln, Nina war wunderschön.
»Wie geht es dir?«, flüsterte sie jetzt, wartete Magdalenas Antwort aber gar nicht ab. Ihr Anblick schien sie zu überzeugen, denn mit kräftigerer Stimme fuhr sie fort: »Ricotta-Spinat-Ravioli mit etwas zerlassener Butter, das Einzige, was Mikki einkauft, aber damit kennt er sich aus. Er kommt aus der Emilia-Romagna, dort sind die Weltmeister der Teigtaschen.«
Magdalena nickte stumm. Nina war so lieb zu ihr – warum eigentlich?
»Mikki ist unser DJ. Dünn wie ein Spargeltarzan, immer bekifft und immer hungrig.« Sie reichte Magdalena die Gabel. »Kannst du ruhig essen.« Magdalena aß, aber nicht ruhig, es duftete einfach zu köstlich. Gierig schob sie sich eine der Taschen in den Mund und bemühte sich dann, wenigstens gesittet zu kauen.
»Hast du denjenigen eigentlich gefunden?«
»Bitte?!« Der Bissen blieb Magdalena auf halbem Weg in der Speiseröhre stecken.
»Du hast heute Nachmittag gesagt, du wolltest jemanden suchen. Und, hast du ihn oder sie gefunden?«
Sie schluckte: »Nein. Es war schwieriger, als ich dachte. Aber ich muss unbedingt Stefan Bescheid sagen, wo ich bin. Verdammt, ich kann noch nicht mal seine Nummer auswendig …!«
»Alles schon passiert!«, unterbrach sie Nina. »Schöne Grüße und gute Besserung von der Treva-Geschäftsleitung!« Sie lachte: »Die sind ja wirklich schnell. Noch während meines Anrufs haben sie ihn am Handy gehabt. Er weiß also Bescheid, war mit dem Bus bereits auf der Fähre. Und du sollst einen gelben, grünen, weißen Schein, irgend so einen Schein eben, vom Spital mitbringen, haben die gesagt, für die Versicherung.«
»Aber? Woher weißt du …?«
Wieder unterbrach Nina sie: »Ich habe die Treva-Touristik gegoogelt, da angerufen, von deinem Unfall erzählt und nach Stefan Glink gefragt. Sie haben mir sogar seine Telefonnummer gegeben, aber dieses Gespräch solltest du vielleicht lieber selbst führen …« Ihr Blick wanderte von Magdalenas Gesicht zu dem verpackten Bein, das sich wie die dickere von zwei großen Würsten unter dem Laken abzeichnete.