Geldanlegen leicht gemacht
Existenzsicherung zuerst: Absichern vor Anlegen
Geldanlage verstehen: Das magische Dreieck
Direkt- oder Filialbank: Die Qual der Wahl
Gut zu wissen: Beratung und ihre Tücken
Welches Ziel verfolge ich?
Ich will Geld flüssig haben für den Notfall
Ich will mir etwas gönnen
Ich will die Ausbildung der Kinder oder Enkel finanzieren
Ich will ein Eigenheim
Ich will fürs Alter vorsorgen
Ich will vermögenswirksame Leistungen anlegen
Ich will einfach mal sparen, ohne zu wissen wofür
Ich will einen größeren Betrag anlegen
Ich will von meinen Ersparnissen leben
Zinssichere Produkte
Tagesgeld
Festgeld und Sparbriefe
Banksparplan
VL-Banksparplan
Bausparen fürs Eigenheim
Mehr Rendite mit Fonds
Aktien-ETF (Indexfonds)
Renten-ETF (Indexfonds)
Produkte für die Altersvorsorge
Riester-Fondssparplan
Riester-Rentenversicherung
Betriebsrente
Vom Ersparten leben
Bankauszahlplan
Sofortrente
Wissenswertes zu Steuern
Freibeträge: Wie Sie die richtig nutzen
Steuererklärung: Wo Sie Kapitalerträge angeben
Hilfe
Lexikon für Faule
Wie sicher ist mein Geld bei der Bank?
Wo es sichere Zinsen gibt – und wo nicht
Tages- und Festgeldangebote über Zinsportale
Nicht empfehlenswerte Banken
Wohnungsgenossenschaften
Stichwortverzeichnis
Impressum
Zugegeben: Es gibt spannendere Freizeitbeschäftigungen als die eigenen Finanzen. Dazu kommt, dass es oft nicht nur an Motivation, sondern auch am nötigen Fachwissen mangelt. Zeit, das zu ändern und hinterher zu sagen: „War ja gar nicht so kompliziert!“
Der erste Schritt zur Überwindung Ihrer Faulheit war der Kauf dieses Buches. Der zweite ist es nun, sich klarzumachen, dass Geldanlegen gar nicht so kompliziert ist. Glaubt man Untersuchungen der letzten Jahre, fehlt es vielen an grundlegendem Finanzwissen. Sie haben keine Ahnung, was hinter Begriffen wie „Riester-Rente“ oder „Aktienfonds“ steckt. Und das, obwohl es sich keiner mehr leisten kann, nichts für später zurückzulegen und sich nicht mit der Vorsorge fürs Alter zu beschäftigen.
Ein Großteil derer, die noch nichts beiseitegelegt haben, begründet das mit fehlendem Wissen oder dem Zeitfaktor. Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt, Geld anzulegen? Welche eignen sich für mich und meine Ziele? Wo liegen die Risiken? Und wie viel Zeit muss ich dafür investieren?
Für die meisten sind das schon zu viele Fragen, auf die sie keine Antwort haben und die sie davon abhalten, die Sache anzugehen. Dabei ist es nur ein kleiner Schritt, sich zu informieren. Wer ihn geht, braucht neben überschaubarem Zeitaufwand nicht viel Kapital. Denn Sie können regelmäßig einen kleinen Betrag zur Seite legen und dafür eine sinnvolle Anlageform wählen. Für fast jedes Anlageziel und jeden Geldbeutel gibt es passende Produkte.
30
SEKUNDEN
FAKTEN
54%
der Menschen in Deutschland
sorgen finanziell für die Zukunft
vor oder planen vorzusorgen.
JEDER
ZWEITE
aller 14- bis 29-Jährigen
spart nicht.
50-100
Euro werden am häufigsten
pro Monat zur Seite gelegt.
32%
haben sich schon zu nachhaltigen
Geldanlagen informiert
oder interessieren sich dafür.
Quelle: Institut Icon // Vermögensbarometer 2020
im Auftrag des Sparkassen- und Giroverbandes
Aus Mangel an Alternativen vertrauen viele blindlings ihrer Bankberaterin oder ihrem Versicherungsvertreter. Leider oft, ohne zu hinterfragen, ob die empfohlenen Produkte gut für das eigene Konto oder doch eher für das des Empfehlenden sind. Dieses Buch wird Ihnen helfen, das einschätzen zu können. Damit Sie am Ende ganz genau wissen, welche Geldanlageprodukte für Sie und Ihre persönliche Lebenssituation sinnvoll sind und welche nicht.
Eine gewisse Faulheit ist dabei erlaubt und wird durch den Aufbau des Buches sogar unterstützt. Denn es bietet möglichst einfache Lösungswege, wie jeder die für ihn richtige Geldanlage findet. Sie müssen nur diese kurze Einleitung lesen oder zumindest überfliegen und danach ein Anlageziel auswählen. Von dort aus werden Sie zu den passenden Anlagemöglichkeiten weitergeleitet – samt Infos, wo es die Produkte gibt, und Schritt-für-Schritt-Anleitung für deren Abschluss. Falls Sie das Gefühl haben, dass sich manches wiederholt: Wundern Sie sich nicht! Es soll das Lesen komfortabler machen, damit Sie nicht ständig zwischen Produkten hin- und herblättern müssen, wenn sich Informationen doppeln.
Ziel des Buches ist es, dass Sie möglichst schnell und bequem herausfinden, welche Optionen die besten für Sie sind. Um das zu erreichen, vereinfachen wir bewusst. Wir stellen also nicht alle Alternativen vor, aus denen Sie mühsam auswählen müssen, sondern nur wenige, die für ein bestimmtes Anlageziel besonders geeignet sind, wenn man es mit dem Aufwand nicht übertreiben möchte: Qualität vor Quantität.
Zudem muss jedem klar sein: Faulsein bedeutet nicht nur, dass nicht alle Geldanlageprodukte infrage kommen, sondern auch, dass Sie nicht immer die optimale Rendite erzielen können. Denn viel Rendite – also Gewinn – bedeutet in der Regel, dass man sich intensiv mit einer Anlage beschäftigen und sich darum kümmern oder ein hohes Risiko eingehen muss. Wer das nicht möchte, muss ein paar Abstriche machen. Mit einem mickrigen Sparbuchzins müssen Sie sich aber trotzdem nicht begnügen.
Bevor Sie mit dem Sparen beginnen, sollten Sie sich einen Überblick über Ihre Finanzen verschaffen.
Bevor es ans Anlegen geht, sollten Sie sich aber erst einmal die Frage stellen, wie viel Geld Sie überhaupt anlegen können. Oft hat man ja das Gefühl, dass, kaum kommt das Gehalt aufs Konto, schon wieder die Hälfte weg ist. Miete, Lebenshaltung, Sprit fürs Auto, hier ein Geschenk, da ein Kinobesuch: Ohne dass wir es richtig mitbekommen, rattert der Kontostand gegen null. Und dann soll man auch noch Geld für später abknapsen?! Sie werden sehen: Es geht! Dafür beginnen Sie am besten mit einem Kassensturz: Einnahmen, Ausgaben, Vermögen, Schulden – wie steht es eigentlich um Ihr Geld?
Erst einmal gilt es herauszufinden, wie viel Sie jeden Monat übrig haben. Dafür braucht es einen verregneten Tag, Zettel, Stift, Taschenrechner – und Ruhe. Vor jeder Finanzplanung steht die Bestandsaufnahme. Machen Sie sich eine (monatliche) Liste und stellen Sie das, was Sie über das Jahr einnehmen, dem gegenüber, was Sie in etwa ausgeben. Übersteigen Ihre Einnahmen die Ausgaben, kann man nur sagen: Glückwunsch! Wenn nicht, sollten Sie vor allem anderen daran etwas ändern. Denn wer nichts übrig hat, kann auch nichts sparen und anlegen.
Dann sollten Sie schauen, wie viel Sie schon besitzen. Bunkern Sie Geld auf Ihrem Girokonto? Falls Sie ein Spar- oder Tagesgeldkonto haben: Wie viel haben Sie darauf geparkt? Haben Sie vielleicht schon ein Wertpapierdepot? Oder eine Lebensversicherung abgeschlossen? Zahlen Sie in eine betriebliche Altersvorsorge ein? All das wird auf Ihrem Zettel auf der Habenseite verbucht.
Aber nicht nur das, was Sie haben, sondern auch das, was Sie schulden, sollten Sie notieren. Sind Sie in den Dispo gerutscht? Zahlen Sie noch Bafög aus Studienzeiten zurück? Oder haben Sie einen Kredit aufgenommen: beispielsweise, um das neue Auto oder ein Haus zu finanzieren? Falls ja, müssen Sie diese Schulden von dem, was Sie besitzen, abziehen.
Sind Ihre Schulden höher als das, was Sie auf der Habenseite notieren konnten, gilt es erst einmal, diese zu tilgen. Das ist in der Regel die beste Geldanlage.
Der zweite Schritt ist es, sich einen Puffer für unvorhergesehene Ausgaben zu schaffen. Als Faustregel gilt: Wer sich in der Ausbildung befindet und 3 000 Euro auf der hohen Kante hat, kann sich glücklich schätzen. Im Berufsleben reicht das nicht: Da sollten die Rücklagen für die nächste Autoreparatur, eine neue Waschmaschine und sonstige Eventualitäten reichen. Als Richtwert gelten zwei bis drei Netto-Monatsgehälter, also je nach Einkommen zwischen 3 000 und 10 000 Euro. Kommen Sie bei Ihrem Kassensturz auf weniger als 2 000 Euro Rücklagen, sollten Sie dringend etwas ändern: weniger ausgeben und mehr zur Seite legen. Wie Sie den Notgroschen am besten anlegen, erfahren Sie auf S. 22.
Vermögenswirksame Leistungen nutzen
Beim Aufbau von Rücklagen hilft in vielen Fällen der Arbeitgeber über vermögenswirksame Leistungen. Allerdings wissen das anscheinend längst nicht alle fest angestellten Mitarbeiter, da viele dieses Geldgeschenk ungenutzt verfallen lassen. Mehr dazu ab S. 45.
Ohne Netz und doppelten Boden sollte niemand Geld anlegen. Bevor Sie also mit dem Investieren anfangen, ist es ratsam, sich zumindest grundlegend abzusichern. Viele glauben zwar, sie seien gut geschützt. Das Problem ist nur, dass wir hierzulande zwar gut 10 Prozent unseres verfügbaren Einkommens in Versicherungen stecken, aber oft in die falschen.
Stellt sich also die Frage: Was ist nötig und was nicht? Nach der Krankenversicherung ist die Privathaftpflicht die wichtigste Versicherung und ein absolutes Muss für jeden. Wer keine hat – und das ist immer noch ein Viertel hierzulande –, sollte sie schleunigst abschließen. Fast ebenso wichtig ist ein Schutz gegen Berufsunfähigkeit. Was Sie sonst noch an Versicherungsschutz brauchen, hängt von Ihrer ganz persönlichen Lebenssituation ab.
Private Haftpflichtversicherung: Eine private Haftpflichtversicherung braucht jede und jeder. Im Grunde ist sie Ihr ganz privates Sicherheitsnetz, das Sie gegen Ansprüche anderer absichert. Ob Sie im Skiurlaub schuld an einem Zusammenstoß sind und sich jemand ein Bein bricht oder nach dem Grillen die Glut unbeaufsichtigt lassen und das Haus der Nachbarin abbrennt: Sobald Sie anderen schaden, sind Sie gesetzlich zum Schadenersatz verpflichtet. Im Extremfall sogar ein Leben lang, was schnell in den finanziellen Ruin führen kann. Haben Sie noch keine private Haftpflichtversicherung, sollten Sie das daher unbedingt ändern. Sie sollte pauschal Schäden bis mindestens zehn Millionen Euro abdecken. Die Beiträge der besten Tarife für die ganze Familie liegen bei knapp 100 Euro im Jahr. Man bekommt „sehr guten“ Schutz bei einigen Anbietern aber auch schon für etwa 65 Euro im Jahr. Verglichen mit anderen Versicherungen ist das ein sehr überschaubarer Preis für eine Menge Sicherheit.
Berufsunfähigkeitsversicherung: Schutz ist auch wichtig für den Fall, dass Sie zum Beispiel einen Unfall haben oder krank werden und deshalb nicht mehr in der Lage sind, zu arbeiten oder sich selbst zu versorgen. Damit Sie dann nicht im Regen stehen, sollten Sie eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Sie tritt ein, wenn Sie in Ihrem zuletzt ausgeübten Beruf nicht mehr arbeiten können. Leider sind viele immer noch der Meinung, ihnen könne das nicht passieren, und falls doch, wäre der Staat in der Pflicht. Ein fataler Irrtum in beiden Fällen. Inzwischen wird in Deutschland jeder fünfte Angestellte und jeder vierte Arbeiter vor Erreichen des Rentenalters berufsunfähig, immer häufiger aufgrund von psychischen Krankheiten. Dennoch hat der Staat den gesetzlichen Berufsunfähigkeitsschutz für alle abgeschafft, die nach 1961 geboren wurden. Sie können im Fall der Fälle nur noch eine Erwerbsminderungsrente erwarten; das heißt, sie bekommen nur dann eine Rente, wenn sie gar nicht mehr arbeiten können. Auch hier gilt es also, privat vorzusorgen. Allerdings ist eine solche Versicherung alles andere als günstig. So zahlt zum Beispiel eine junge Controllerin ab 740 Euro im Jahr, wenn sie sich eine Rente von 2 000 Euro im Monat bis zum 67. Lebensjahr sichern möchte. Je jünger und gesünder Sie beim Abschluss sind, desto weniger kostet der Schutz.
Versicherungen im Test Wir testen regelmäßig Privathaftpflicht-, Berufsunfähigkeits- und Risikolebensversicherungen. Im Internet können Sie die aktuellen Tests unter test.de gegen eine geringe Gebühr abrufen. Welche Versicherungen in Ihrer persönlichen Lebenssituation (noch) sinnvoll sind und was Sie beim Abschluss beachten sollten, können Sie übersichtlich in unserem Ratgeber „Das Versicherungs-Set“ nachlesen. Sie bekommen ihn im Buchhandel oder über test.de/shop.
Risikolebensversicherung: Ob Krankheit oder ein schwerer Unfall: So gut wie nie rechnet man mit dem Tod eines Familienmitglieds. Zum ersten Schock kommt dann der zweite – nämlich die Frage, wie es finanziell weitergehen soll. Haben Sie eine Familie, ist eine Risikolebensversicherung daher genauso ein Muss wie die private Haftpflicht. Sie schützt Angehörige vor einem Sturz ins Bodenlose. Eine Risikolebensversicherung ist ein reiner Todesfallschutz, kein Sparvertrag. Stirbt der Versicherte, bekommen die im Vertrag genannten Hinterbliebenen die gesamte Versicherungssumme ausgezahlt. Weil Todesfallschutz und Sparleistung – anders als bei einer Kapitallebensversicherung – nicht vermischt werden, ist sie die bessere und günstigere Wahl für alle, die ihre Lieben absichern wollen. Gute Policen für den Hauptverdiener gibt es schon für rund 245 Euro pro Jahr. Ob Sie so günstig an eine kommen, hängt von verschiedenen Faktoren ab wie der Versicherungshöhe, dem Eintrittsalter, der Laufzeit und Ihrem Gesundheitszustand.
Entspannt durchblicken
Berufs- oder erwerbsunfähig? Berufsunfähig ist, wer dauerhaft durch andauernde Einschränkung seinen bisherigen Beruf nicht mehr ausüben kann. Gründe dafür können eine Krankheit, körperliche Verletzung oder ein Kräfteverfall sein, womit gemeint ist, dass ein Mensch zu schwach ist, seinem Beruf nachzugehen. Diese Voraussetzungen für eine Berufsunfähigkeit müssen ärztlich festgestellt sein.
Erwerbsunfähig (beziehungsweise erwerbsgemindert) ist hingegen, wer unfähig ist, durch irgendeine Arbeit seinen Lebensunterhalt verdienen zu können: ob aufgrund einer geistigen oder körperlichen Krankheit. Nur wer gar keiner Betätigung nachgehen kann, hat einen Anspruch darauf, eine Erwerbsminderungsrente vom Staat zu erhalten. Zum Leben reicht sie meist nicht.
Im Alter möchte wohl jeder seinen gewohnten Lebensstandard halten, und den meisten ist klar, dass sie dafür rechtzeitig finanziell vorsorgen müssen. Allerdings haben viele Probleme damit, dieses Wissen in die Tat umzusetzen. Das ist verständlich, aber fatal, weil für die jüngere Generation an der privaten Altersvorsorge kein Weg vorbeiführt, wenn der Lebensabend nicht einen massiven finanziellen Absturz bedeuten soll. Denn an der Rente ist vor allem eines sicher: Sie wird nicht reichen! Nach Berechnungen des Bundesarbeitsministeriums wird das Rentenniveau bis zum Jahr 2035 weiter sinken. Die Rente vor Steuern wird dann unter 43 Prozent des Durchschnittslohns fallen – so die Vorhersage. Für die meisten bedeutet das, dass im Ruhestand ein ordentlicher Betrag fehlen wird.
Bei der Deutschen Rentenversicherung können Sie sich online unter deutsche-ren tenversicherung.de oder telefonisch unter 0 800 / 10 00 48 00 informieren, wie es um Ihre Lücken in der gesetzlichen Rentenversicherung bestellt ist. Die dortigen Berater beantworten auch Fragen zur Renteninformation, anhand derer die Versicherten jährlich sehen, wie der Stand ihres gesetzlichen Rentenkontos ist.
Tipps, wie Sie für Ihren Ruhestand vorsorgen können, bekommen Sie im Abschnitt „Ich will fürs Alter vorsorgen“ ab S. 38.
Die Inflation nicht vergessen. Die Preise steigen jedes Jahr, derzeit um 2,5 Prozent (Stand Mai 2021). Fachleute nennen das „Inflation“. Die bewirkt, dass Sie sich für dasselbe Geld von Jahr zu Jahr weniger leisten können. Wer heute 2 000 Euro monatlich zur Verfügung hat, sollte einkalkulieren, dass er in 30 Jahren womöglich mehr als das Doppelte braucht, um seinen Lebensstandard zu halten. Auch das sollten Sie einplanen, wenn Sie überlegen, welchen Betrag Sie im Ruhestand monatlich benötigen, damit es dann an nichts fehlt.
Überlegen Sie sich, was Ihre Prioritäten sind. Keinesfalls sollten Sie blind zuschlagen, wenn jemand behauptet, er habe die eine unschlagbare Geldanlage anzubieten.
Verständlicherweise möchte jeder so viel wie möglich aus seinem hart verdienten Geld herausholen. Die Sicherheit der Geldanlage ist den meisten dabei genauso wichtig wie die Rendite. Schließlich wollen sie ihr sauer Erspartes nicht aufs Spiel setzen. Im Grunde wollen alle also beides: eine hohe Rendite plus Sicherheit – und am besten sollte das Geld auch jederzeit verfügbar sein. Leider bleibt das wohl für alle ein unerfüllbarer Traum – auch wenn unseriöse Anbieter gutgläubigen Anlegern immer wieder vorgaukeln, dass sie ihnen genau diesen Traum erfüllen können.
Keine Geldanlageform erfüllt alle drei Kriterien – Sicherheit, Rendite und Verfügbarkeit – in gleicher Weise.
Unerfüllbar bleibt er deshalb, weil keine einzige Geldanlageform alle drei Kriterien – Sicherheit, Rendite und Verfügbarkeit – in gleicher Weise erfüllt. In gewisser Weise stoßen sie sich sogar ab: Je näher man einem Kriterium kommt, desto weiter entfernt man sich von den beiden anderen. Womit wir an dem Punkt wären, erst einmal grundlegend zu klären, wie Geldanlegen überhaupt funktioniert.
Alle Geldanlagen bewegen sich zwischen den drei Eckpfeilern des sogenannten magischen Dreiecks (siehe Grafik). Sicherheit bedeutet, dass Sie das eingezahlte Kapital am Ende der Laufzeit oder bei einem Verkauf in voller Höhe zurückbekommen. Die Rendite ist der Ertrag beziehungsweise der Gewinn, den eine Anlageform abwirft. Und bei der Verfügbarkeit geht es darum, ob und wie schnell Sie an Ihr Geld kommen, ohne Verluste zu machen.
Wer sein Geld in wenigen Jahren für eine größere Anschaffung braucht, muss zwangsläufig auf Nummer sicher gehen und darf daher meist keine allzu hohe Rendite erwarten. Legen Sie dagegen langfristig an, sorgen also beispielsweise für den Lebensabend vor, können Sie der Rendite einen höheren Stellenwert einräumen und Abstriche bei der schnellen Verfügbarkeit und der Sicherheit in Kauf nehmen.
Der Grund: Bei Anlagen mit hoher Renditeerwartung wie Aktienfonds, die an der Börse gehandelt werden, sinkt das Risiko mit der Anlagedauer und damit auch die Gefahr, sie in einem Börsentief mit einem Minus verkaufen zu müssen.
Vor allem wenn Sie langfristig Geld anlegen und dabei auch auf riskantere Anlageformen wie Aktienfonds beziehungsweise Aktien-ETF setzen wollen, kommt es auf den richtigen Mix an. Denn wer das Geld geschickt auf verschiedene Geldanlagen verteilt, senkt das Risiko noch weiter. Der Vorteil dabei: Geht eine Anlageform baden oder entwickelt sich nicht so, wie Sie sich das vorstellen, haben Sie im Idealfall noch andere Eisen im Feuer, um den Verlust auszugleichen. Der „kleine Mann“, der seinerzeit sein gesamtes Kapital in die Volksaktie der Telekom gesteckt hatte, sah am Ende des Booms ziemlich alt aus, denn sie hatte massiv an Wert verloren. Solche Katastrophen kann nur vermeiden, wer zwei Grundregeln beachtet. Erstens: Nie alles auf eine Karte setzen. Zweitens: Je weniger Zeit Sie bis zu Ihrem Anlageziel haben, desto risikoärmer sollten Sie Ihr Geld anlegen.
So wie sich Ihre Lebenssituation ändert und damit die Bedürfnisse und das verfügbare Kapital, so kann sich auch an den Finanzmärkten der Wind drehen. Die Zinsen steigen vielleicht wieder, oder es kommen neue Produkte auf den Markt. In puncto Geldanlage heißt das: lebenslang dranbleiben! Das bedeutet nicht, dass Sie sich täglich um Ihre Finanzen kümmern müssen. Es gibt durchaus Anlageformen, die, einmal abgeschlossen, von selbst weiterlaufen. Sie sollten nur das große Ganze im Blick behalten und hin und wieder mal checken.
Filialbanken bieten einen persönlichen Ansprechpartner und Beratung, Direktbanken punkten mit guten Konditionen.
Geldanlageprodukte gibt es bei Filial- und bei Direktbanken. Für viele ist die Frage, welcher Bank sie ihr Geld anvertrauen, eine grundsätzliche. Wer seiner Hausbank vor Ort die Treue hält, schätzt vor allem, einen Ansprechpartner für fast alle Finanzfragen zu haben. Im Idealfall nimmt der sich Zeit für eine ausführliche Beratung, hilft bei der Auswahl der Produkte und steht mit Rat und Tat zur Seite. Der Vorteil: Man muss sich selbst nicht sonderlich mit Finanzdingen beschäftigen. Der Nachteil ist, dass der Service bezahlt werden will.
Kosten, die man sparen kann, indem man sein Geld bei einer Direktbank anlegt. Direktbanken verzichten auf ein teures Netz von Geschäftsstellen und sind meist nur über das Internet und per Telefon erreichbar. Eine persönliche Beratung gibt es dort – wenn überhaupt – nur gegen Honorar.
Stattdessen punkten Direktbanken damit, dass ihre virtuellen Schalter in der Regel vom frühen Morgen bis zum späten Abend geöffnet sind. Ein großer Vorteil für Kunden, die zu den banküblichen Öffnungszeiten keine Zeit haben. Ihr größter Trumpf sind jedoch die häufig wesentlich günstigeren Konditionen. Dafür müssen sich die Kunden alleine zurechtfinden und wissen, was sie wollen.
Dieser Trend ist mittlerweile auch auf Banken und Sparkassen übergeschwappt. Nachdem diese mehr und mehr Kunden an Direktbanken verloren haben, bieten viele inzwischen hausintern günstigere Konditionen an, wenn auf Beratung verzichtet wird.
Sie würden es gern einmal mit einer Direktbank oder einem Direktversicherer probieren, es erscheint Ihnen aber ziemlich kompliziert? Diese Scheu ist unbegründet. In den allermeisten Fällen ist der Abschluss ganz einfach, egal, ob es sich um ein Girokonto, ein Tagesgeldkonto, einen Banksparplan, Festgeld, eine Versicherung oder den Kauf von Fonds handelt.
Die Unterlagen können Sie manchmal telefonisch anfordern. Die Bank schickt sie dann per Post. Auch der Kauf über das Internet geht in der Regel reibungslos über die Bühne. Sie gehen einfach auf die Homepage der Bank und folgen dort den Links zu den Eröffnungsunterlagen für das Produkt, das Sie sich ausgesucht haben. Meist können Sie sie online ausfüllen und ausdrucken. Sie können sie aber natürlich auch erst ausdrucken und dann ausfüllen. Die Unterschrift nicht vergessen!
Das Postident-Verfahren
Jeder könnte die Unterlagen ausfüllen und unter Ihrem Namen Geldgeschäfte tätigen. Die Bank kennt Sie ja nicht. Deshalb liegt den Eröffnungsunterlagen ein Postident-Coupon bei. Sie gehen mit den ausgefüllten Unterlagen, dem Coupon und Ihrem Reisepass oder Personalausweis in die nächste Postfiliale. Dort prüft ein Mitarbeiter Ihre Identität, füllt den Coupon aus und lässt Sie unterschreiben. Prüfen Sie, ob alle Angaben richtig sind, bevor Sie das tun. Dann schickt die Post die Unterlagen zusammen mit dem Coupon an die Bank. Das kostet Sie im Normalfall nichts.
Manche Banken bieten alternativ eine Identitätsprüfung per Videochat, also das Videoident-Verfahren, an. Dazu benötigen Sie einen PC oder ein Smartphone mit schneller Internetverbindung und Webcam. Ein Mitarbeiter der Bank oder eines externen Dienstleisters führt dann die Identitätsprüfung durch, bei der Sie Ihren Ausweis in die Kamera halten müssen.
Einige Tage später erhalten Sie die Zugangsdaten für Ihr Konto, Ihren Sparplan oder Ihr Depot. Getrennt kommt Post mit einer Geheimzahl, die Sie immer angeben müssen, wenn Sie Transaktionen tätigen oder Informationen zu Ihren Kontodaten haben möchten. Haben Sie beides erhalten, können Sie Geld auf das Konto bei der Direktbank überweisen.
Während der Finanzkrise 2008 haben sich viele Sparer gefragt, ob ihr Geld bei den Banken und Sparkassen noch sicher ist. Als Lehre daraus wurde die gesetzliche Einlagensicherung verbessert. Derzeit sind bei allen Banken mit Sitz in der EU Einlagen in Höhe von 100 000 Euro zu 100 Prozent abgesichert. Allerdings gibt es noch keine gemeinsame europäische Einlagensicherung. Deshalb rät Finanztest von Angeboten aus bestimmten Ländern ab, weil ihre Sicherungssysteme sind nicht robust genug sind. Welche das sind, sehen Sie in der Grafik „Wo es sichere Zinsen gibt“ auf S. 149.
Durch einen Kontowechsel sparen Wenn Sie sich mit Ihrem Geld beschäftigen, ist das eine gute Gelegenheit zu überlegen, ob sich ein Wechsel des Girokontos lohnen könnte. Manche Banken bieten kostenlose Gehaltskonten an. Welche das aktuell sind, finden Sie unter test.de/girokonten. Oft ist das Gratisangebot an Bedingungen geknüpft. Prüfen Sie, ob diese für Sie akzeptabel sind, oder wählen Sie am besten gleich einen Anbieter, bei dem das Konto ohne Einschränkungen gratis ist.
Bei den meisten deutschen Privatbanken sind über die gesetzliche Einlagensicherung hinaus durch den Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) Gelder in Millionenhöhe geschützt. Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken haben eigene Sicherungssysteme mit einer umfassenden Sicherung. Im Fall einer Insolvenz kann bei den meisten deutschen Geldinstituten also nichts verloren gehen – zumindest, was Guthaben auf dem Giro-, Tagesgeld-, Spar- und Festgeldkonto, Termingeld und Sparbriefe angeht.
Ausführliche Informationen dazu, wie die Institute gesichert sind und bei welchen Sie nicht mehr als 100 000 Euro anlegen sollten, finden Sie im Abschnitt „Wie sicher ist mein Geld bei der Bank?“ ab S. 147.
Bankberater sind immer auch Verkäufer. Deshalb sollten Sie sich gut auf das Beratungsgespräch vorbereiten.
Viele haben vor allem durch die Finanzkrise 2008 gemerkt, dass Banken und Sparkassen längst nicht mehr die vertrauenswürdigen Institutionen von einst sind. Bestätigt wurde das durch unsere Untersuchungen zu den Beratungsqualitäten der Filialbanken. Angesichts der Ergebnisse kann einem angst und bange werden. So mancher Bankberater versucht, Kunden mit allerlei Tricks zum Kauf zu bewegen, und bietet Produkte an, mit denen die Bank viel verdient, die aber nicht zu den Kunden passen. Oft genug geschieht das auf Anweisung von oben, weil er die hochgesteckten Ziele und Vorgaben der Bank erfüllen muss. Angesichts dieses Verkaufsdrucks wird nichtig, was Kundinnen und Kunden tatsächlich möchten oder verstehen.
Die Bankberaterin ist Ihnen sehr sympathisch und hat ein gewinnendes Lächeln? Machen Sie sich dennoch klar, dass die Bezeichnung „Beraterin“ irreführend ist. Auch eine sympathische Beraterin ist letztlich immer eine Verkäuferin. Denn Banken erhalten Provisionen, wenn sie Ihnen Finanzprodukte von anderen Unternehmen wie Bausparkassen, Anbietern von Investmentfonds oder Versicherungsgesellschaften verkaufen – und das nicht zu knapp.
Was aber macht eine gute Beratung aus? Dass sie „anleger- und anlagegerecht“ ist, meinen zumindest die Richter am Bundesgerichtshof. Um das zu leisten, müssen Berater erst einmal herausfinden, mit wem sie es zu tun haben. Das funktioniert nur, indem sie Fragen zu Ihrer Person stellen. Wundern Sie sich nicht über solche zu Ausbildung und Beruf. Die müssen sie stellen, um mehr über Ihre Kenntnisse in puncto Geldanlage zu erfahren. Gleiches gilt für Fragen zu Ihren finanziellen Verhältnissen und möglichen Schulden. Sie müssen wissen, ob Sie in den roten Zahlen oder durch ein Vermögen abgesichert sind, damit sie Ihnen nicht zu den falschen Produkten raten. Darüber hinaus müssen sie sich erkundigen, wofür Sie das Geld anlegen wollen, wie lange und mit welchem Risiko. Ist Ihnen das alles zu intim, können Sie die Antworten darauf verweigern. Allerdings dürfen Ihnen die Berater dann nichts empfehlen.
30
SEKUNDEN FAKTEN
BIS ZU
750 EURO
verdienen Vermittler an
einem Bausparvertrag
mit einer Bausparsumme
von 50 000 Euro.
BIS ZU
1 500 EURO
verdienen Berater oft an
einem Aktienfonds, in den Sie
einmalig 50 000 Euro investieren,
plus jährliche Bestandskosten.
BIS ZU
7 500 EURO
kassieren Vermittler, wenn
sie Ihnen einen geschlossenen
Fonds verkaufen, in den
Sie 50 000 Euro stecken.
Entspannt durchblicken
Die fünf Risikoklassen
Klasse 1 ist sicherheitsorientiert. Infrage kommen beispielsweise Festgeld, Tagesgeld, Spareinlagen, Pfandbriefe.
Klasse 2 ist konservativ. Dazu passen festverzinsliche Wertpapiere, Anleihen mit guter Bonität, Rentenfonds Europa und geldmarktnahe Fonds.
Klasse 3 ist ertragsorientiert. Gemeint sind etwa Aktien und Aktienfonds mit europäischen Standardwerten, internationale Renten-, Aktien- und Mischfonds.
Klasse 4 ist spekulativ. Das Geld fließt zum Beispiel in Währungsanleihen mittlerer Bonität, Aktien und Aktienfonds mit europäischen und außereuropäischen Standardwerten oder in Zertifikate.
Klasse 5 ist sehr spekulativ. Dazu zählen Investitionen in hochspekulative Anleihen, ausländische Aktien-Nebenwerte oder Optionsscheine aller Art.
Welche Produkte die Berater Ihnen auch immer ans Herz legen: Sie müssen sie genauestens vorstellen. Also beschreiben, wie die Geldanlage im Einzelnen funktioniert und welche Rendite sie verspricht. Zudem müssen sie Sie über das Risiko aufklären, das Sie mit dem Kauf eingehen.
Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Kosten, die sie komplett offenzulegen haben. Dazu gehören Kauf- und Depotgebühren ebenso wie Verwaltungskosten oder eventuelle Provisionen, die sie für die Vermittlung bekommen.
Nur wenn sich Berater an all diese Vorgaben halten, beraten sie richtig. Um sicherzugehen, dass Sie nichts angedreht bekommen, was nicht zu Ihnen passt, sollten Sie sich jedoch selbst gut auf das Gespräch vorbereiten. Überlegen Sie daher:
Ziel. Welches Ziel verfolgen Sie mit Ihrer Geldanlage? Dient sie der Altersvorsorge, oder wollen Sie sich ein neues Auto oder eine Immobilie anschaffen?
Dauer. Wann brauchen Sie Ihr Geld? Wie lange können Sie es entbehren?
Art. Wollen Sie einen größeren Betrag auf einmal anlegen oder jeden Monat etwas zur Seite legen?
Risiko. Welches Risiko wollen Sie eingehen? Nur wer das klar für sich definiert, kann sich dem Berater oder der Beraterin gegenüber deutlich ausdrücken. Am besten schreiben Sie in Ihren eigenen Worten auf, wie viel Risiko Sie tragen können und möchten.
Bei bestimmten Dingen sollten Anleger generell vorsichtig sein – und Sie als selbsterklärter Fauler ganz besonders. Die wichtigste Faustregel lautet: „Kaufen Sie keine Geldanlageprodukte, die Sie nicht verstehen.“ Selbst wenn der Berater sie in den höchsten Tönen lobt, sollten Sie sich in keinem Fall zu einer Unterschrift drängen lassen.
Mit Vorliebe preisen Banken Produkte mit Garantien an. Das klingt vertrauenerweckend, kostet aber Rendite, und wirklich sicher sind sie selten. Möchten Sie keine Risiken eingehen, ist es besser, wenn Sie gleich auf sichere Produkte ohne Schnickschnack setzen, die wir in diesem Buch vorstellen.
Fragen Sie immer genau nach, was sich hinter dem Angebotenen verbirgt.
Auch geschlossene Fonds sind keine gute Idee (siehe „Lexikon“, S. 137