Über die Autoren:
Benjamin Krüger, aka DoctorBenx unterhält seit seit nunmehr sieben Jahren seine Zuschauer auf YouTube. Sein blockiges Steckenpferd ist die Welt von Minecraft, sein Kanal einer der erfolgreichsten Deutschlands. Mit seiner Erzählerstimme und eigens kreierten Challenge-Ideen unterhält der Frankfurter täglich über 1,6 Million Abonnenten, egal ob alleine oder mit Freunden.
Thomas Rackwitz: Vierzig Jahre lebt er schon, zwanzig trug die Zeit davon, bis er anfing mit dem Schreiben, und er ließ es nicht mehr bleiben. Dabei wohnt der Wortchirurg nun am Harz in Blankenburg mit Familie und vier Tieren. Wenn sich günstig dreht der Wind, wird beim Schreiben er zum Kind, ohne je sich zu verlieren.
1. Auflage
© 2021 Community Editions GmbH
Weyerstraße 88-90
50676 Köln
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger aller Art, auszugsweisen Nachdruck oder Einspeicherung und Rückgewinnung in Datenverarbeitungsanlagen aller Art, sind vorbehalten.
Die Inhalte dieses Buches sind von Autoren und Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung von Autoren und Verlag für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.
Dies ist kein offizielles Minecraft-Produkt.
Es ist nicht von Mojang genehmigt oder mit Mojang verbunden.
»Minecraft« and its graphics are trademark or registered trademark of Mojang Synergies AB.
© 2009-2021 Mojang.
Covergrafik: Eric Röck
Umschlaggestaltung: Marietheres Viehler
Layout: BUCH & DESIGN Vanessa Weuffel
Illustration: Monique Krüger
Künstlerfoto: David Henrichs
Text: Thomas Rackwitz
Redaktion: Mattis May
Lektorat: Catherine Beck
Korrektorat: Cathérine Schönbrenner
Satz: Achim Münster, Overath
Gesamtherstellung: Community Editions GmbH
eISBN 978-3-96096-219-9
www.community-editions.de
VORWORT
- 1 - DER LIEBLINGSTRAUM
- 2 - FLAU IM MAGEN
- 3 - AUFBRUCH IN DIE ENDERSCHLUCHT
- 4 - PEINLICHKEITEN
- 5 - DER RUF DER BATAQUAMPA
- 6 - EIN UNERWARTETER FUND
- 7 - TAUSCHGESCHÄFT
- 8 - SCHLECHTES GEWISSEN
- 9 - WINDELWECHSEL
- 10 - ELINAS CAFÉ
- 11 - EIN UNGEBETENER GAST
- 12 - AUF ZEHENSPITZEN
- 13 - EIN NEUER FREUND
- 14 - DER VERTRAG
- 15 - EINDRINGLINGE
- 16 - BAZILLA UND HONIGKROPF
- 17 - IN DER SCHULE
- 18 - SCHULALLTAG
- 19 - KÖNIG ÜBEL
- 20 - HILFE VON FREUNDEN
- 21 - DIE ZEUGNISAUSGABE
- 22 - DER BEUTEZUG
- 23 - ALTE BEKANNTE
- 24 - DIE VERWANDLUNG
- 25 - EINE EXPLOSIVE MISCHUNG
- 26 - DER FLUCH
- 27 - IM VERSTECK DER HEXEN
- 28 - SCHLEIMBOMBE UND CREEPER
- 29 - NEUE UNTERRICHTSPLÄNE
- 30 - RUMOR
- 31 - KAMPF MIT DEM UNGETÜM
- 32 - DAS NEUE CAFÉ
Hey, meine Raubauken! Herzlich willkommen zu … meinem Buch. Ja, ihr seht richtig: Ich habe ein Buch geschrieben! Beziehungsweise zusammen mit meinem Onkel Thomas habe ich ein Buch geschrieben.
»Benx und die Hexen der Bataquampa«. Verrückt, echt. Erst einen Schülerkalender und jetzt ein richtiger Roman. Ich hoffe, er gefällt euch. Die Story ist mega spannend: Elina und Ebru sind auch mit am Start, ich finde ein magisches Schwert und am Ende … ach, lest selbst!
Bis morgen, euer Benson, ciao!
»Aufwachen, du Faulpelz!«, wurde Benx unsanft geweckt.
Benommen richtete er sich vom bemoosten Fußboden des elterlichen Wohnzimmers auf. Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und hätte schwören können, einen lauten Knall gehört zu haben. Über ihm stand sein Vater, dessen Kopf so aussah, als würden nicht nur Haare, sondern auch Unkraut darauf sprießen. »Hast du auch diesen Knall gehört?«, fragte Benx und wischte sich über die freiliegenden Knie.
»Ich soll einen Knall haben? Was fällt dir ein? Geh mir lieber zur Hand!« Er presste Benx ein paar Handschuhe gegen die Brust.
Widerwillig folgte Benx dem Wink seines Vaters. Er hatte sie satt, diese sich ständig wiederholende häusliche Gartenarbeit. Schon lange hatte er den Wunsch, als echter Schürfer zu arbeiten. So oft hatte er es sich schon ausgemalt: Wie ein Regenwurm wollte er die Erde auflockern, antike Städte freilegen oder sich am liebsten sogar hindurchgraben, bis zum Mittelpunkt der Welt. Aber statt am Mittelpunkt der Welt stand er im Wohnzimmer seiner durchgeknallten Eltern. Und das glich eher einem ungepflegten Garten.
»Jetzt hör auf zu träumen!«, ermahnte ihn sein Vater. Er schob Benx zur Seite und lief durch allerlei Gestrüpp, Farne und hüfthohe Brennnesseln. Benx verdrehte die Augen. Gerade als er ein paar vertrocknete Rosen zu schneiden begann, kam seine Mutter aufgeregt herein. Ihre Creolen hatten sich in ihrem khakifarbenen Halstuch verheddert. Dennoch strahlte sie mit ihren sommersprossenumrandeten Augen. »Mein Junge, du wirst es nicht glauben …«
»Was denn?«, fragte Benx und tat so, als würde er sich den Schweiß von der Stirn wischen.
»Musst du den Jungen immer so überfordern?« Vorwurfsvoll blickte sie ihren Mann an, so wie sie es immer tat, weshalb sein Vater Benx die Aufgaben in der Regel nur auftrug, wenn seine Mutter nicht zugegen war.
Obwohl sein Vater den Zeigefinger zum Widerspruch erhob, machte er schließlich einen Rückzieher und stolperte in eine Brombeerhecke. Während sich sein Vater fluchend befreite, drückte seine Mutter Benx einen Brief in die Hand, um ihm diesen kurz darauf wieder zu entreißen. Dabei legte sie den runden Kopf schief.
»Lass Mami mal machen, Schatz!«
Benx schluckte seinen Ärger herunter, obwohl ihm diese Bevormundung bis zum Hals stand. Auch sein vor Monaten erworbener Doktortitel hatte nichts an ihrem Verhalten ihm gegenüber geändert. Noch immer behandelte sie ihn wie ein kleines Kind. Und alles nur, weil er noch zu Hause wohnte und keiner geregelten Arbeit nachging. Vielmehr lebte er in den Tag hinein, ging nach Herzenslust shoppen und spawnte dann und wann vor lauter Langeweile Schmetterlinge. Obendrein betreute er einen Spinnenverleih, der aber nicht gut lief. Nur selten erhielt er seine Spinnen zurück. Wenn die Spinnen nicht gerade ausbüxten, freundeten die Rabaukianer sich mit ihnen an, ohne Benx hinterher die verabredeten Diamanten zu bezahlen. Dann ärgerte er sich immer fürchterlich, aber eher über sich selbst und seine Gutgläubigkeit, die er von seiner Mutter geerbt hatte.
»Hab ich es doch gewusst«, frohlockte diese plötzlich, »die Karten haben also nicht gelogen.« Sie setzte sich auf das von Efeu zugewachsene Sofa und polierte eine ihrer sowieso schon auf Hochglanz gebrachten Glaskugeln.
Irritiert blickte Benx sie an. Er wusste von nichts, nur dass übermorgen sein Geburtstag war. Und den wollte er mit seinen Freundinnen Ebru und Elina feiern. Er zuckte mit den Schultern und quälte sich ein Lächeln ab. So viel Freude hatte er schon lange nicht mehr auf ihrem Gesicht gesehen. Mit äußerster Vorsicht legte sie die Glaskugel auf das Sofa und entfaltete den Brief. Benx warf einen flüchtigen Blick auf den Absender, konnte aber nur Tiefschürf erkennen.
»Ja, richtig, mein Kleiner«, schien sie seine Gedanken gelesen zu haben. »Du hast die Zusage!«
Vor lauter Freude sprang sie auf und hüpfte auf dem Moosfußboden herum.
»Hör auf damit, du machst noch MEIN ganzes Moos kaputt!«, schimpfte Benx’ Vater.
»Reg dich ab!«, sagte sie, bevor sie ihren Mann aus dem Wohnzimmer schob. Dann suchte sie Blickkontakt zu ihrem Sohn.
Benx kämmte unterdessen alle seine Gedanken einzeln durch. Hatte er etwas übersehen? Für Tiefschürf zu arbeiten – davon hatte er schon so lange geträumt. Allerdings konnte er sich nicht erinnern, sich dort beworben zu haben. Wie also waren sie ausgerechnet auf ihn gekommen? Schließlich rechnete er eins und eins zusammen. Seine Mutter musste ihm die Suppe eingebrockt haben. Vorwurfsvoll schaute er sie an.
»Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen«, kam sie seiner Frage zuvor und zog eine Unschuldsmiene.
»Und wer war es dann?«, fragte Benx ungläubig und stibitzte ihr den Brief. Doch auch nach mehrfachem Lesen konnte er sich keinen Reim darauf machen. Irgendwie plagte ihn zugleich ein schlechtes Gewissen. Sicherlich wollte ihm jemand einen Gefallen tun und ihm seinen lang gehegten Traum erfüllen. Er aber grübelte nur herum und konnte sich gar nicht richtig freuen. Vielleicht war er auch einfach zu aufgeregt. Immerhin sollte er schon morgen die Arbeit in der Abteilung für Crafting aufnehmen.
Als Benx am nächsten Morgen erwachte, war ihm noch immer ganz flau im Magen. Zu aufwühlend war der Gedanke, sein ganzes Leben auf der Stelle ändern zu müssen. Er schlich in Richtung Küche, in der im Gegensatz zum Wohnzimmer ein richtiger Teppich lag. Seine Eltern befanden sich bereits dort. Angestrengt grübelte seine Mutter inmitten des dunklen, fensterlosen Raums. Sie saß an einem Glastisch, auf dem ein paar Kerzen flackerten. Darunter kam eine riesige Glaskugel zum Vorschein, in der seltsame Schatten tanzten. Sie las aus einer zersprungenen Kaffeetasse. Ihr Mann bereitete derweil einen Distelzahnsalat aus eigener Ernte zu, würzte ihn mit Honig, reichlich Pfeffer und Moospaste. Zufrieden lächelnd schmeckte er ihn ab.
»Ich schaff das nicht«, seufzte Benx und ließ sich auf seinen Lieblingsstuhl nieder, der aussah wie die abgetrennte Hand eines Riesen. Benx schnaufte und wippte nervös mit den Beinen. Doch erst als er ihre Tarot-Karten zur Seite schob, bemerkte seine Mutter ihn. Sofort plapperte sie los wie ein Wasserfall. Lang und breit erzählte sie eine Geschichte zu einer der Tarot-Karten. Erst nach Ende ihres Vortrags bemerkte sie, dass mit Benx irgendwas nicht stimmte. »Alles in Ordnung, mein Junge?«
Benx zuckte mit den Schultern. Irgendwie war es ihm unangenehm, sie noch immer um Rat zu bitten. Schließlich war er ja schon erwachsen. Anders als seine Freunde hatte er jedoch zu wenig aus seinem Leben gemacht. Aber jetzt hatte er die Chance, seinen Traum zu verwirklichen – und unendlich wackelige Knie. Seine Mutter ließ ab von der Kaffeetasse und nahm Benx’ Hand. Mit ihrem Zeigefinger fuhr sie auf dessen Lebenslinien entlang und lächelte.
»Es wird alles gut«, sagte sie aufmunternd.
Benx sackte noch etwas weiter in sich zusammen. Was wusste sie schon? Sie hatte gut reden. Ihr Geschäft lief prima. Die Leute kamen scharenweise zu ihr, nicht selten auch mitten in der Nacht. Insbesondere vor wichtigen Ereignissen wie Hochzeiten oder Geburten war es in Rabaukien gang und gäbe, den Rat einer Schwarz-Weiß-Seherin einzuholen. Sie war, wie sie behauptete, die Letzte ihrer Art – und ein wenig traurig, dass Benx sich so überhaupt nicht dafür interessierte. Insgeheim war er schon ein wenig stolz auf seine Mutter. Auch bewunderte er die zahlreichen Auszeichnungen und Zertifikate an den schwarz gestrichenen Küchenwänden – darunter eine Auszeichnung über die wirksamste Zukunftsarznei oder ein Zertifikat für die beste Übersetzung des Buchs »Die sieben Leben der Geisterkatzen«.
Anders als sein Vater, der sich gefühlt Tag und Nacht im Wohnzimmer vor ihr versteckte, hatte Benx die Annehmlichkeiten ihres Erfolgs gern genossen. Immerhin konnte er alles unternehmen, wonach ihm gerade der Sinn stand, sofern seine Mutter zustimmte. Kurzum, es fehlte ihm an nichts. Als er so darüber nachdachte, schien es verlockend zu sein, die Sache mit Tiefschürf sausen zu lassen und wie bisher weiterzumachen. Andererseits dröhnten ihm die mahnenden Worte seiner Freundinnen Elina und Ebru in den Ohren, er müsse endlich mal etwas aus seinem Leben machen, sonst würde ihn seine Mutter noch in dreißig Jahren wie ein Kind behandeln.
»Ja, ja, mein Junge«, holte sie ihn aus seinen Gedanken zurück, »ich komme einfach mit, wenn dir das hilft. Dann streiche ich eben meine Termine zwischen zehn und zwölf.«
Gequält erwiderte er ihr Lächeln, ohne zu begreifen, was sie da eigentlich gesagt hatte. Unterdessen verteilte sein Vater Gefäße mit Brokkoli-Müsli, Spinatlimonade und seinen Distelsalat auf dem Glastisch. Sehr zum Unmut seiner Frau.
»Kannst du keinen anderen Tisch nehmen?«, fragte sie genervt.
»Wir haben keinen anderen in der Küche, Schatz.«
Benx schmunzelte. Normalerweise hasste er die Streitigkeiten seiner Eltern, auch wenn es für ihn das Normalste auf der Welt war. Dieses Mal hatte der Streit jedoch etwas Gutes, denn er lenkte ihn ab. Für einen Augenblick vergaß er die Sache mit Tiefschürf. Auch nach dem Frühstück hatten sich seine Eltern immer noch nicht wegen des Tischs geeinigt. Zum Schmunzeln war Benx nun aber nicht mehr zumute. Seine Mutter wollte ihn nun unbedingt begleiten. Benx wusste, was das bedeutete. Schon in seiner Schulzeit hatte sie keine Gelegenheit ausgelassen, ihn vor seinen Mitschülern zu blamieren. Verzweifelt suchte er nach einer passenden Ausrede, um ihr die fixe Idee wieder auszutreiben. Aber ihr Entschluss stand fest.
Keine zehn Minuten später machten sie sich auf den Weg zum Tiefschürf-Hauptquartier. Es befand sich südlich von Benx’ Elternhaus, inmitten der Enderschlucht. Sie ritten auf einem gesattelten Riesenschwein, dessen Stirn drei violette Punkte zierten und das auf den Namen »Grunzel« hörte. Genauer gesagt hörte es nicht darauf. Benx hielt sich an den Schultern seiner Mutter fest und ließ den Blick schweifen, während das Riesenschwein den staubigen Weg im Zickzack nahm. Angestrengt hantierte seine Mutter am Führstrick herum und fütterte das Riesenschwein mit Zuckerklumpen um Zuckerklumpen. Völlig aufgeputscht stürmte es plötzlich Hals über Kopf ein paar Amseln hinterher und kam dabei vom Weg ab. Ungebremst rannte es durch Büsche und hohe Gräser in ein kleines Waldstück, ohne die Amseln zu erwischen. Dabei schlugen Benx und seiner Mutter allerlei Äste in die Gesichter. Nur mit Müh und Not gelang es den beiden, sich auf dem Riesenschwein zu halten, das immer schneller zu werden schien.
Vom Waldrand aus konnte Benx erkennen, dass einige Rabaukianer die Fenster ihrer Häuser mit Holzbrettern und Sandsäcken verrammelten. Sollte es einen Sturm geben? Aber davon hätte er bestimmt schon längst gehört. Auch wenn er sich nicht besonders für die Neuigkeiten interessierte, erfuhr er solche Sachen immer aus erster Hand. Sobald sich etwas aufregend Neues anbahnte, wusste Elina davon und fütterte ihn und Ebru mit ihrem Klatsch und Tratsch – ob sie es nun interessierte oder nicht. Benx war es ein Rätsel, wo sie die Dinge immer so aufschnappte.
Seine Mutter schimpfte. »Mist, das ist doch ein Umweg … wir kommen zu spät … böses Schwein, böses Schwein!« Dabei beugte sie sich nach vorn und kitzelte Grunzel unbeabsichtigt mit ihren blonden Zöpfen an der Nase. Keine Sekunde später warf das Riesenschwein die beiden ab und hastete davon. Beunruhigt blickte Benx sich um. In der Ferne hörte er abermals einen lauten Knall. Seine Mutter hingegen reagierte überhaupt nicht auf den Knall. Hatte er ihn sich nur eingebildet? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass sie sich verirrt hatten. Hier konnte unmöglich das Tiefschürf-Hauptquartier sein. Alles hier war unheimlich. Nebel schien den Boden verschluckt zu haben. Obendrein heulte der Wind.
»Wo sind wir?«, fragte Benx und stolperte über einen vom Sand und Nebel zur Hälfte verschlungenen Tierschädel.
»Das ist der Eingang zur Bataquampa«, antwortete seine Mutter knapp.
»Der Eingang zur was?«, fragte Benx.
»Also Junge, und du willst mal Schürfer werden …«, sagte sie und pfiff gleich darauf auf ihren Fingern. Umgehend kam Grunzel, völlig verschlammt, zurückgerannt. »Hätte nicht gedacht, dass es klappt«, atmete sie erleichtert auf. »Die Bataquampa ist eine der drei großen Wüsten in Rabaukien. Dort leben die Hexen der Bataquampa. Hat dir dein Vater denn überhaupt nichts beigebracht?« Sie schnaufte.
Verlegen kratzte Benx sich am Hinterkopf, nicht ahnend, wie peinlich es für ihn noch werden sollte.
Mit zerkratzten Gesichtern, stinkend und voller Schlammspritzer auf der Kleidung kamen sie nach einer gefühlten Ewigkeit bei Tiefschürf an. Sie wurden bereits erwartet. Vor einem marmornen Kuppelbau stand Pilpil Sommerschlaf, ein hochaufgeschossener Mann mit einer blauen Bobfrisur. Sein breites Kreuz verdeckte das kupferne Schild, auf dem Tiefschürf eingraviert stand. Gelangweilt musterte er die beiden.
»Sie müssen der berühmte Moribar Rumor sein«, platzte es voller Ehrfurcht und Stolz aus Benx’ Mutter heraus. Im Affentempo sprang sie von dem japsenden Grunzel, riss die Hand des Mannes an sich und schüttelte sie so heftig, dass ihm schwindlig wurde. Kaum hatte er sich davon erholt, redete sie ohne Punkt und Komma auf ihn ein.
Benx’ Gesicht wurde so rot, dass sein roter Bart dagegen geradezu verblasste. Doch bevor der Mann das Wort ergreifen konnte, trat ein anderer hinter einer Säule hervor. Seine hohe Stirn war von Falten überzogen. Er rückte seine Hornbrille zurecht, die bis auf den Oberlippenbart heruntergerutscht war. »Pilpil, mach dich endlich mal nützlich«, knurrte er. Umgehend verschwand der Mann mit der blauen Bobfrisur in die Eingangshalle, in der kurz darauf gellendes Gelächter ertönte.
Am liebsten wäre Benx in diesem Augenblick im Erdboden versunken. Aber womöglich hätten ihn die Schürfer gleich wieder ausgegraben und dann noch schlimmer ausgelacht. Er fühlte sich miserabel. Hinzu kam, dass seine Mutter vom Hundertsten ins Tausendste kam. Lautstark erzählte sie dem Mann, wie stolz sie gewesen war, als Benx seine ersten Schritte gemacht hatte.
»Verschwinden Sie!«, forderte der Alte sie unbeeindruckt auf, als sie endlich einmal Luft holte.