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Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2017




Illustrationen: Nadine Wewer – knitterkunst, Arnsberg

eISBN 978-3-475-54636-5 (epub)

Worum geht es im Buch?

Hans-Peter Schneider

Seppis Tagebuch – Hau rein!

Seppi wird es dieses Mal so richtig heiß! Die ersten sonnigen Wochen des Jahres sind angebrochen und je höher die Temperatur draußen steigt, desto tiefer sinkt Seppis Lust auf Schule und nervige Lehrer. Als das neue Schulmaskottchen einem Verbrechen zum Opfer fällt, gilt Seppi plötzlich als Hauptverdächtiger in einem richtigen Kriminalfall, was ihn und seine Clique, die Chiller, ganz schön ins Schwitzen bringt. Schließlich will Seppi diesen Verdacht nicht auf sich sitzen lassen und so macht er sich zwischen Freibad, Schulstress und Lehrerstreichen auf, den wahren Täter zu entlarven. Aber ist er wirklich so unschuldig, wie er alle glauben machen will?

Für Emma und Sebastian

MAI

Freitag

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Es ist echt eine Unverschämtheit. Von den Lehrern. Vom Direktor. Von allen Menschenrechtsorganisationen auf der ganzen Welt. Und außerdem von einfach allen.

Es sind gerade die ersten richtig heißen Tage in diesem Jahr. Wer hat denn da bitte Lust auf Schule?!? Da kann man doch mal ein bisschen flexibel sein und den Schülern einfach mal freigeben, anstatt sie zu quälen. Aber nein, wir haben hier in der Schule hocken müssen. Das bringt aber doch eh nichts! Ich mein, wer passt denn da bitte auf, wenn er schwitzt wie ein Kamel in der Sauna? Da bin ich mir echt sicher, dass da jeder von meinen Chiller-Kumpels an etwas ganz anderes denkt!

 

Seppis Top 5 der Hitzefantasien

Platz 5 - Luis‘ und Leons Hitzefantasie mit Lehrern

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Platz 4 - Kevins Hitzefantasie mit Lehrerin

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Platz 3 - Merlins Hitzephobie

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Platz 2 – Hansis und Jaquelines Hitzefantasie mit sich selbst

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Puh, ich muss schon sagen, an die Vorstellung, dass Hansi in die Jaqueline verknallt ist und umgekehrt, hab ich mich immer noch nicht gewöhnt. Aber offiziell haben sie es ja eh beide noch nicht zugegeben, das heißt, es besteht noch Hoffnung, dass irgendwo im tiefsten Innern vom Hansi noch ein bisschen Männlichkeit übrig geblieben ist.

Ich meine: Hallo?!? Hansi war schließlich immer der Grobe von uns beiden! Der Büffel! Der Ungehobelte! Und jetzt säuselt er die ganze Zeit nur noch mit Jaqueline rum. Und er redet zwei Oktaven höher als früher. Und dabei sollte er doch langsam gewaltig im Stimmbruch sein!

Schon komisch, wie sich da alles immer so verändert, wenn man älter wird. Vor ein paar Monaten hätte ich mir zum Beispiel nie vorstellen können, dass der Kevin oder die Jaqueline tatsächlich zu meinen Freunden, sogar zu meinen besten, werden. Und jetzt könnte ich mir nicht mehr vorstellen, wie es ohne die Freundschaft mit ihnen wäre!

 

Platz 1 - Die Hitzegruselfantasie vom Rammelmeyer mit unserer Englischlehrerin Miss Runzheimer-Schimmel

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Aber egal, was jeder im Klassenzimmer gerade gedacht hat, es ist sicher, dass alle bei der Hitze lieber woanders gewesen wären.

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Nichtsdestotrotz hat der Unterricht trotzdem normal stattfinden müssen. Wir haben heute auch Musik bei Frau Weidner gehabt! Oder, wie wir sie lieber nennen, bei Sexy Su. Schließlich ist sie die heißeste Musiklehrerin seit Erfindung der E-Gitarre. Oder noch besser: Sie ist die heißeste Lehrerin seit Erfindung der Schule. In keinem anderen Unterricht sind wir so leise wie bei ihr. Wir hängen ihr förmlich an den Lippen. Beziehungsweise an der Querflöte.

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Frau Weidner freut sich dann immer, dass wir so begeistert ihrer Musik lauschen.

Und sie denkt tatsächlich, dass wir echt Lust auf das Fach haben. Und sie erzählt uns dann wirklich etwas von irgendwelchen komischen Musikepochen. Also, das sind irgendwie so Zeiträume, in denen man eine bestimmte Musik gemacht hat. Warum eine Musik einen speziellen Zeitraum braucht, check ich aber nicht so genau!

Aber dass es so ist, das hat uns die Sexy Su erzählt.

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Egal was sie sagt, wir hören immer das Gleiche. Egal ob sie etwas von Mozart, „Alle meine Entchen“ oder Barock erzählt!

Barock ohne „B“ und „a“ würde ja noch gehen, denn dann wäre es wenigstens ROCK, und da gibt’s ja wirklich coole Lieder. Aber von dem ganzen Barock hab ich wirklich keine Ahnung und, wie gesagt, fällt es mir auch schwer, wirklich etwas bei der Sexy Su zu lernen.

Denn wenn sie spricht, höre und sehe ich nur das:

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In der Pause hat es heute eine große Veranstaltung gegeben. Unser Kunstlehrer hat nämlich vor ein paar Monaten einen großen Schulmaskottchenwettbewerb ausgerufen. Jeder Schüler hat da Vorschläge einreichen dürfen. Man hat sich da zum einen überlegen sollen, welches Tier als Maskottchen gut zu unserer Schule passen würde. Und zum anderen hat man das dann auch noch richtig cool zeichnen sollen.

Ich hab da vorsichtshalber nicht mitgemacht. Weil, erstens kann ich nicht zeichnen. Zweitens mag ich Kunst nicht soooo gern. Drittens kann ich nicht zeichnen.

Viertens finde ich Leute, die gut zeichnen können, komisch. Fünftens kann ich nicht zeichnen. Und sechstens hätte ich, obwohl es die vorherigen Gründe 1 bis 5 gibt, mit ziemlich riesiger Wahrscheinlichkeit trotzdem gewonnen. Weil ich halt einfach ein Wettkampftyp bin.

Und das hab ich unseren begeisterten Künstlern unter den Schülern dann auch nicht antun wollen. Die hängen sich schließlich das ganze Jahr rein, dann dürfen die auch bei so was mal gewinnen. Als ich in die Aula gekommen bin, hat unser Kunstlehrer, der Herr Ernst von Schierling, gerade mit seiner Ansprache begonnen. Und unser Direktor, der Killer-Miller, ist stolz danebengestanden.

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Ich glaube, der Schierling und der Killer-Miller sind die zwei ältesten Lehrer bei uns an der Schule und richtig gute Freunde. So schaut das zumindest immer aus. Weil der Killer-Miller nie so viel lacht, wie wenn der Schierling neben ihm steht. Heute haben beide aber eher total stolz geschaut.

Der Schierling ist übrigens voll der chillige Typ, den kann wirklich nichts aus der Ruhe bringen. Wenn wir bei dem Kunst haben, da geht es teilweise richtig ab. Nur den Schierling, den juckt das überhaupt nicht.

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Aber jetzt war ich doch sehr gespannt, was das für ein Maskottchen geworden ist. Das große Maskottchenbild in der Aula soll übrigens nur der Anfang sein, hat der Schierling gesagt. In den nächsten Monaten sollen auch so richtige Maskottchenplüschtiere gestaltet werde. Da bin ich mal gespannt drauf. Was soll ICH denn mit einem Plüschtier machen? Mit heimnehmen und damit kuscheln?!? Na ja, schau ma mal!

Auf jeden Fall ist nach ungefähr mindestens ewig langen geschätzten 23 Minuten und 51 Sekunden die Rede vom Schierling zu Ende gegangen, und er hat mit dem Killer-Miller zusammen die Enthüllung vorgenommen. Ich habe dazu einen Trommelwirbel auf meinen Oberschenkeln gemacht.

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Wow, was für ein sensationelles Maskottchen.

Ein WOLPERTINGER! Das ist ja eine endscoole Idee von dem Zeichner gewesen. Weil, Wolpertinger sind ja schließlich die besten Tiere, die jemals je erfunden worden sind. Das hat echt ein genialer Zeichner sein müssen, der sich das ausgedacht hat! Da muss man übelst was auf dem Kasten haben! Hätte auch von mir sein können, muss ich sagen!

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WAS?!?!? WAAAAAAAAAAAAAS?!?!?!?!?!?!? WAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAASSSSSSSSSSSS?!?!? Yannik hat dieses Bild gemalt? DER YANNIK?!? Mein großer Widersacher, den wir erst vor ein paar Wochen im Wettkampf meiner Chiller gegen seine Checker komplett fertiggemacht haben?!? Das darf nicht wahr sein!!!!! Was ist das überhaupt für eine doofe Idee mit dem Wolpertinger?!? Das Tier gibt’s doch gar nicht! Wäre doch viel cooler gewesen, wenn es ein echtes Tier geworden wäre. Wie kann man denn bitte einen Wolpertinger als Schulmaskottchen wählen? Einen solchen Schmarrn habe ich ja noch nie gehört!!! Und noch nie gesehen! Und wie schlecht der gezeichnet ist. Unvorstellbar!!!!!!!!!!

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Es war ja wieder mal klar, dass der Killer-Miller sich von dem Yannik einfach so um den Finger wickeln lässt.

Dabei hätte er doch wissen müssen, was der für einer ist. Schließlich hat Yannik ja schon bei unserem Wettkampf probiert, durch hinterhältige Tricks zum Sieg zu kommen. Dass der Yannik jetzt trotzdem diese Ehre hat und der Zeichner unseres Schulmaskottchens ist, das ist doch wohl eine bodenlose Frechheit.

Blöderweise bin ich ausgerechnet in der Nähe des Bühnenabgangs gestanden, als Yannik heruntergekommen ist.

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Das ist ja wohl das Letzte! Wie überheblich der Yannik zu mir gewesen ist – die größte Frechheit, die ich jemals erlebt habe! Und das, obwohl wir ihn nach unserem Chiller-Sieg beim Wettkampf wirklich ganz fair behandelt und nicht ausgelacht haben! Das zeigt echt alles über den Charakter von diesem Checker! Aber ich stehe jetzt natürlich vor schwierigen Fragen:

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Was ich mir auch immer ausdenke, es muss gut werden. Richtig gut! Übelst gigantisch sensationell gut! Aber da mache ich mir keine Sorgen: Mir und meinen Chillern wird was einfallen!

Mehr Sorgen mache ich mir jetzt allerdings wirklich über das Mittagessen bei meiner Fleischer-Oma. Denn die kocht nur, wenn meine Mama nicht da ist, was leider heute Mittag der Fall ist. Kochen ist bei meiner Fleischer-Oma das, was in der Tierwelt als „MÄSTEN“ bezeichnet wird. Und darüber hinaus ist es auch noch wirklich lebensgefährlich!

Seppis Knigge

Heute: Die Top drei der Gründe, warum es lebensgefährlich ist, wenn die Oma für einen das Mittagessen kocht:

3. Platz: Weil es am Anfang immer Leberknödelsuppe gibt und meine doofe Schwester Vroni auch mitisst!

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Und: Die wahrscheinlich lebensgefährliche FOLGE für Vroni (wenn Oma aus dem Zimmer geht!):

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Ehrlich gesagt finde ich es immer unmöglich, dass die Vroni da ständig so rumheulen muss. Denn schließlich muss es ihr doch schön langsam klar sein, dass ich so ein mustergültiges Verhalten nicht einfach akzeptieren kann. Und dass sie mir doch eh immer auf die Nerven geht.

Außerdem braucht sie sich nicht so aufspielen und jammern, weil ich ihr ja eh nicht die heiße Suppe drübergeschüttet hab – und das auch NIE tun würde!

Aber die Fleischer-Oma meint dann da immer gleich, dass ich voll gemein zur Vroni war, und schimpft mich völlig übertrieben. Das ist natürlich typisch, dass die Frauen immer zusammenhalten und die Männer dann darunter leiden müssen. Das ist voll die Diskriminsinierung, oder so! Aber den Anschiss von der Oma nehm ich gern an – das ist mir der Spaß auf alle Fälle wert! Aber es wird ja noch lebensgefährlicher:

2. Platz: Weil es wie immer als Hauptspeise Schweinebraten gibt und bei meiner Oma wie immer NUR das Gegenteil von dem ankommt, was man eigentlich sagt!

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Mögliche lebensgefährliche FOLGE für mich und Vroni:

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Ich muss dann da immer an so Hühner- oder Truthahn-Mastbetriebe denken. Da sind dann ungefähr 500 Hühner in einem Stall eingesperrt. Und die werden so viel gefüttert, dass sie teilweise gar nicht mehr laufen können. Und dann werden sie geschlachtet.

Meine Fleischer-Oma sagt aber, dass das wurst ist, und dass sich die Vögel und die Tierschützer nicht so haben sollen. Aber auf jeden Fall fühl ich mich gerade wie so ein bis oben hin mit Essen vollgepumptes Tier!

Wenn ihr jetzt denkt: Boah, ist das eklig!, dann habt ihr keine Ahnung! Denn eklig ist das, was jetzt kommt:

1. Platz: Weil es bei der Fleischer-Oma immer eine Nachspeise geben muss und sie keine Ahnung hat, was Jugendliche wirklich froh macht!

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UND: Die ganz sicher lebensgefährlichste FOLGE für mich, Vroni und die gesamte Zuckerindustrie, weil die Fleischer-Oma uns natürlich zum Essen dieser Ekelsüßigkeiten zwingt:

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