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Inhaltsverzeichnis

VOR-WORT
ANTWORTEN
ARMUT
ARBEITSLOS
BETRUG
BEWEGUNG
BLÖDSINN
BLOSSSTELLEN
BURNOUT
EIFERSUCHT
ENTWICKLUNGSROMAN
FEINDESLIEBE
FREIHEIT
GASTFREUNDSCHAFT
GEMEINWESEN
GERICHT
GIER
GLEICHHEIT
GNADE
GUTER HIRT
HÄUTUNG
HERZ
HIMMEL
HIMMELSCHREIEND
HOSPIZ
KIND
KLEINKRÄMEREI
KÖNIG
KOMMUNISMUS
MENSCHENWÜRDE
MUSIK
PILGERN
SCHÖNHEIT
SCHÖPFUNG
SELIGKEIT
SOLIDARITÄT
TALENTE
TROST
TYRANNENMORD
ÜBEREIFER
UMARMEN
VERLOREN
VERRAT
VERSUCHUNG
VERTRAUEN
VIP
WÄRMEKUCHEN
WEIHNACHTEN
WELTVERBESSERER
WINDHAUCH
ZWEIFEL
NACH-WORT
QUELLENNACHWEIS
REGISTER DER BIBELSTELLEN
DIE AUTOREN
Copyright

DIE AUTOREN

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FRANZ MEURER, geboren 1951, Studium der Katholischen Theologie und Sozialwissenschaften. Seit 1992 betreut der streitbare »rheinische Christ«, wie er sich selbst nennt, die katholischen Gemeinden – und sozialen Brennpunkte – Höhenberg und Vingst in Köln.

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PETER OTTEN, geboren 1969, Studium der Katholischen Theologie, ist geistlicher Leiter der KjG im Erzbistum Köln. Autor für die WDR 5-Redaktionen »Religion, Kirche und Theologie« und »Gesellschaft aktuell« sowie bei anderen ARD-H örfunk-Anstalten. Ständiger Mitarbeiter der Redaktion von »Publik-Forum«.

NACH-WORT

1. Er|lö|sung Plur. selten

2. Erlösung ist ein Zentralbegriff in einigen Religionen, der ihr jeweiliges letztgültiges Ziel bezeichnet, den einzelnen Menschen, die Menschheit und/oder die Welt von allem Negativen zu befreien. Er wird ohne einheitliche Bedeutung besonders im Judentum, Christentum und Gnostizismus verwendet. Der Begriff Erleuchtung im Buddhismus wird oft ebenfalls als Erlösung übersetzt. In der Religionsphilosophie und Religionswissenschaft fasst man diese Religionen daher oft als Erlösungsreligionen auf.

Jesus sagte: »Ich bin gekommen, damit alle Leben und Überfluss haben.«

Johannesevangelium 10,10

»Der Weg der Kirche ist der Mensch«, sagte Papst Johannes Paul II. Der griechische Kirchenlehrer Irenäus von Lyon, gestorben im Jahr 202, brachte es so auf den Punkt: »Der lebende Mensch ist die Ehre Gottes.«

Gilt also der Spruch: »Das muss jeder selber wissen«? Ja und Nein. Zum einen ist der Glaube ein Geschenk. Man kann ihn nicht selber herstellen, kaufen oder in die Welt setzen. Der Mensch hat zuerst seine Freiheit, die soll er nutzen, dazu die Vernunft, die soll er einsetzen. Dann kommt vielleicht und hoffentlich das Geschenk des Glaubens.

Zum andern können wir uns gut an Jesus orientieren: Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, wie Paulus es ausdrückt. Im Philipperbrief schreibt er: »Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz« (Philipper 2, .6-8).

In den biblischen Geschichten über und mit Jesus begegnen wir allem Menschlichen, das kann man in diesem Buch hoffentlich gut nachvollziehen. Jesus kümmert sich vor allem um die Menschen, die in Not sind. Da wartet am Teich Betesda ein kranker Mensch ganze 38 Jahre lang darauf, dass sich ein anderer Mensch ihm zuwendet! Im Evangelium heißt es knapp: »Er hatte keinen Menschen«

(Johannes 5,7). Bis Jesus kam.

Bis dahin war der Mann unerwünscht, ungeliebt, von allen verlassen. Also überflüssig. Exklusion nennen wir das heute: ausgeschlossen.

Inklusion, dazugehören, aber ist das Programm Jesu. Nicht theoretisch, sondern praktisch. In echt. In seiner Abschiedsrede an seine Freunde sagt Jesus vor seinem Tod: »Daran können die Menschen sehen, dass ihr zu mir gehört, dass ihr einander Liebe schenkt!« (Johannes 13,35).

»Nur noch kurz die Welt retten …« Genau das ist auch die Absicht Jesu. Aber er kommt auch dazu, lässt sich davon durch nichts abhalten, er »rettet die Welt«: sei es die ganze Welt eines einzelnen Menschen, dem er begegnet – der kranke Mensch am Teich von Betesda –, sei es die ganze Welt aller Menschen, die durch Jesus eine Hoffnung hat, die nicht mehr zu löschen ist. Dafür – zum Weltretten – braucht Jesus Freundinnen und Freunde. Menschen, die zum Engagement bereit sind.

Wer Jesus nachfolgen will, mit ihm die Welt retten will, lernt nicht eine Theorie auswendig oder rezitiert eine Lehre, sondern er nimmt in seinem Alltag Maß an Jesus. »Der Alltag ist der Weg zu Gott.« Glauben ist Lebenskultur. Biographie. Die Bibelstellen in diesem Buch und die Gedanken, die sie auslegen, sind Alltagstexte, wollen es jedenfalls sein: lebensrelevante Texte für Sie. Prüfen Sie bitte, ob das stimmt!

 

Ihre

Franz Meurer und Peter Otten

QUELLENNACHWEIS

DUDEN, Die deutsche Rechtschreibung. Band 1. 25. Auflage. Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim 2009.

 

Wikipedia – Die freie Enzyklopädie auf
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia: Hauptseite
(September / Oktober 2012)

 

Bibel in gerechter Sprache. 4., erweiterte und verbesserte
Auflage 2011. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh.

REGISTER DER BIBELSTELLEN

Bibelstelle Stichwort
Altes Testament. Hebräische Bibel
Genesis 1,27-31 Schöpfung
Exodus 15,1-4 Musik
Exodus 20, 13 Tyrannenmord
Leviticus 19,33-34 Gastfreundschaft
Erstes Buch der Könige 3,5-13 Herz
Erstes Buch der Könige 19,4-8 Burnout
Das Buch Jesaja 58,7-10 Armut
Das Buch Amos 8,4-7 Betrug
Psalm 23 Guter Hirt
Psalm 122 pilgern
Das Buch Kohelet 3,1-8, 14, 15 Windhauch
Das Buch Kohelet 4, 9-12 Wärmekuchen
Das Buch Tobit 5,17-23 Entwicklungsroman
Neues Testament
Matthäusevangelium 4,1-11 Versuchung
Matthäusevangelium 5,1-12 Seligkeit
Matthäusevangelium 5,43-48 Feindesliebe
Matthäusevangelium 6,9-13 Trost
Matthäusevangelium 6,25-29 Blödsinn
Matthäusevangelium 13,1-9 Kleinkrämerei
Matthäusevangelium, 19,13-15 Kind
Matthäusevangelium 20,1-6 arbeitslos
Matthäusevangelium 25,14-30 Talente
Matthäusevangelium 25,31-40 Gericht
Markusevangelium 3,1-6 Gnade
Markusevangelium 6, 1-5 Häutung
Markusevangelium 9, 30-37 umarmen
Markusevangelium 10,17-18 antworten
Markusevangelium 15, 22-25 bloßstellen
Lukasevangelium 2, 7-16 Weihnachten
Lukasevangelium 5,1-11 vertrauen
Lukasevangelium 12,13-21 Gier
Lukasevangelium 14,12-14 Gastfreundschaft
Lukasevangelium 15,11-32 verloren
Lukasevangelium 19,1-10 Eifersucht
Lukasevangelium 20, 20-26 Gemeinwesen
Johannesevangelium 3,16-21 Weltverbesserer
Johannesevangelium 10,10 Nach-Wort
Johannesevangelium 10,11-15 Guter Hirt
Johannesevangelium 14,1-4 Himmel
Johannesevangelium 18,16+17, 25-27 Verrat
Johannesevangelium 18,33-38 König
Johannesevangelium 20, 24-31 Zweifel
Apostelgeschichte 2, 44-47 Kommunismus
Apostelgeschichte 26,9-11 Übereifer
Erster Brief an die Gemeinde in Korinth 9, 24-26 Bewegung
Erster Brief an die Gemeinde in Korinth 12,12-25 Gleichheit
Erster Petrusbrief 1,23-25 Schönheit
Erster Brief an Timotheus 2,1-7 Menschenwürde
Jakobusbrief 1,22-27 Freiheit
Jakobusbrief 2,1-5 VIP
Jakobusbrief 2,14-18 Solidarität
Jakobusbrief 5,1-6 himmelschreiend
Jakobusbrief 5,13-16 Hospiz

ANTWORTEN

1. ant|wor|ten

 

2. Eine Frage ist eine Äußerung, mit der der Sprecher oder Schreiber eine Antwort zur Beseitigung einer Wissenslücke herausfordert (Ausnahmen: Rhetorische Frage und uneigentliche Rede). Die Antwort ist ein Satz, der die Leerstelle ausfüllt, die in einer Frage stets enthalten ist. Die Begriffe Frage und Antwort bilden ein Begriffspaar.

Als Jesus sich auf den Weg machte, kam einer herbeigelaufen, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: »Guter Lehrer, was soll ich tun, damit ich Anteil am ewigen Leben erhalte?« Jesus entgegnete ihm: »Was nennst du mich gut? Niemand ist gut außer Gott allein.«

Markusevangelium 10,17-18

Sieben Jahre hat Thomas Henke mit seiner Frau an diesem Projekt gearbeitet. Entstanden ist ein viereinhalbstündiger »Film der Antworten«. Schwestern der Benediktinerabtei Mariendonk am Niederrhein geben Auskunft auf Fragen, die vom Leben, Lieben, von Tod und Sterben, Glauben und Zweifeln handeln. Die Schwestern haben sich dafür eingesetzt, dass der Film zuerst in der Bunkeranlage der Kokerei auf der Zeche Zollverein gezeigt wurde. »Wir müssen Inhalte retten, indem wir die Form aufgeben«, hat Schwester Clara gesagt, weil ihnen das, was sie zu sagen haben, so wichtig ist. Sie ahnen, dass sie, wenn sie nur im kirchlichen Raum bleiben mit seinen überlieferten, manchmal starren Prägungen, nicht mehr verstanden werden. Der entleerte Ort der Zeche schien ihnen womöglich die bestmögliche Reflexionsfläche für existentielle Fragen, die Zeit ihres Lebens ihre Fragen sind und durch den Film zu den Fragen des Betrachters werden.

»Film der Antworten« ist Provokation und Missverständnis zugleich: Als könne man Fragen nach dem Sinn einfach mal beantworten. Aber es geht den Schwestern gerade nicht um eine Katechese im Sinne eines formelhaften Frage-Antwort-Spiels. Die Nonnen begreifen das Leben als ein großes Rätselspiel, eine Annäherung an eine große Unendlichkeit. Die Provokation ist, dass sie versuchen, dieses große Rätselspiel in großer Zuversicht anzunehmen. Glauben bedeutet dann vor allem, die Dialektik, ja auch die Paradoxien der eigenen Existenz aufzudecken und im Vertrauen zu akzeptieren. Dann kann man nüchtern, ohne sich was vorzumachen, leben und das Leben mögen. So kann eine Schwester sagen: »Wenn es Gott überhaupt nicht gibt, wenn das alles nur eine Phantasie ist, dann habe ich Pech gehabt. Aber ich möchte dazu sagen, ich bin glücklich dabei. Selbst wenn das alles nicht stimmen würde, glaube ich, ist mein Leben gelungen.« Das Wunder dieses Films: Sätze wie diese klingen nicht kitschig, verrückt oder naiv, sondern berührend und in ihrer Selbstverständlichkeit provokant für moderne Menschen, die im Sinnpluralismus zu Hause sind.

Man sitzt da und begreift: Das Thema ist nicht mangelndes Glaubenswissen der Menschen. Als müsse man das nur wieder anfüllen und alles würde gut. Glauben ist nicht das Führwahrhalten von Antwortsätzen. Schwester Clara oder Schwester Gertrudis würden bei dieser These milde lächeln. »Ich glaube nicht deswegen, weil ich soviel erkannt habe. Das ist eher umgekehrt, ich möchte, weil ich glaube, immer mehr erkennen«, sagen sie. »Das Kloster bietet die Möglichkeit, immer wieder zu fragen: Wo läufst du hin?« Und darauf immer wieder einen Antwortversuch zu geben, ein Leben lang.

ARMUT

1. Ar|mut, die; -

 

2. Der Begriff der relativen Armut bedeutet Armut im Vergleich zum jeweiligen sozialen (auch staatlichen, sozialgeographischen) Umfeld eines Menschen.

Relative Armut bezieht sich auf verschiedene statistische Maßzahlen für eine Gesellschaft. Häufig wird dabei auf ein bestimmtes Verhältnis des gewichteten individuellen Einkommens zum Median des Netto-Äquivalenzeinkommens abgestellt. Üblich sind in Politik und Öffentlichkeit Armutsgrenzen bei 40 %, 50 % oder 60 % des Medians.

Armut im Vergleich zur Relativen Armut: Über den tatsächlichen Lebensstandard der Menschen sagt die relative Armut wenig aus. Relative Armutsgrenzen hängen eng mit der Verteilungsproblematik (der Verteilungsgerechtigkeit) zusammen. Sie sind letztlich eine Aussage darüber, ob eine Gesellschaft die unteren Einkommensgruppen am mittleren gesellschaftlichen Einkommen teilhaben lässt. Der traditionellen Vorstellung vom Begriff »Armut« entsprechen sie wenig. Eine Armutsquote von 0 % würde bedeuten, dass alle – auch die, die nicht arbeiten und auch nicht arbeiten wollen, sowie die, die mit einem geringeren Einkommen zufrieden sind – ein Einkommen von zumindest 40 bis 60 % des mittleren Einkommens erhalten.

Mit Hungrigen dein Brot teilen,
umherirrende Arme führst du ins Haus!
Wenn du Leute nackt siehst, bekleidest du sie,
vor deinen Angehörigen versteckst du dich nicht.
Dann wird dein Licht wie die Morgenröte hervorbrechen,
eilends wächst deine Wunde zu.
Dann wird deine Gerechtigkeit vor dir hergehen,
der Glanz Gottes sammelt dich auf.
Dann wirst du rufen, und Gott wird dir antworten.
Du schreist um Hilfe, und Gott wird sagen: »Hier bin ich!«
Wenn du aus deiner Mitte das Joch wegräumst,
das Fingerzeigen und die üble Nachrede,
und wenn du dich ganz den Hungrigen hingibst
und die Niedergedrückten sättigst,
dann wird dein Licht in der Finsternis aufstrahlen,
deine Dunkelheit wird wie der Mittag sein.

Der Prophet Jesaja 58,7-10

Altersarmut und Kinderarmut – zwei Seiten einer Medaille. In den achtziger und neunziger Jahren schien es so, als ob die nivellierte Mittelschichtgesellschaft, wie es der Soziologe Helmut Schelsky formuliert hat, Wirklichkeit würde. Wohlstand für alle, so hatte es Ludwig Erhardt versprochen.

Doch die Schere geht auseinander. Leider.

Es gibt inzwischen etwa acht Millionen geringfügige Beschäftigungsverhältnisse und viele andere mit Niedriglohn. Für eine ausreichende Rente lässt sich damit nicht sorgen. Die dynamische Rente, die an den Lohnzuwachs gebunden ist, hat maßgeblich Kardinal Höffner, Professor der katholischen Soziallehre und späterer Kölner Kardinal, erfunden und politisch durchgesetzt. So stiegen die Renten mit dem Erwerbseinkommen. Wenn nun viele Löhne nahe der Armutsgrenze liegen, geht die Rechnung nicht mehr auf.

Die geringen Einkommen sind auch ein Grund für Kinderarmut. Besonders betroffen sind alleinerziehende Mütter ohne Schulabschluss. Der jüngste Landessozialbericht NRW muss leider feststellen, dass bei uns jedes fünfte Kind in Armut aufwächst. Und das in einem reichen Land! Was ist zu tun?

Klar, neben der normalen Rente gibt es die Riester-Rente. Über eine Zusatzrente für Rentner nahe der Armutsgrenze wird diskutiert. Mir gefällt das Beispiel der Schweiz. Hier gibt es eine Basisrente, in die alle einzahlen, die ganze Bevölkerung, also auch Selbstständige, Beamte und Hausfrauen. Der Gedanke der Solidarität ist hier sehr ausgeprägt. Also eine Grundversorgung für alle. Daneben gibt es dann Pensionskassen mit Kapitaldeckung und Sparförderung. Die Kinderarmut kann nur gesenkt werden, wenn sie als Problem der ganzen Gesellschaft bekämpft wird. Hier gibt es weniger ein Erkenntnisproblem, mehr ein Umsetzungsproblem!

Ein afrikanisches Sprichwort sagt: It needs a village to raise a child. Ein ganzes Dorf oder Viertel ist nötig, um ein Kind großzuziehen. Hilfreich ist die Solidarität vieler Menschen, denn Armut heißt Ausgrenzung.

Bei uns in der Kirchengemeinde machen wir Geburtstagsfeiern für arme Kinder, die sonst nicht feiern könnten. Oder Paten geben Taschengeld für Kinder aus armen Familien. Oder organisieren ökumenisch eine Kinderstadt für 600 Kinder im Sommer. Diese Initiativen können die Politik nicht ersetzen, aber sie können Ausgrenzung verhindern.

ARBEITSLOS

1. ar|beits|los; Ar|beits|lo|se, der u. die; -n;
Ar|beits|lo|sen|geld; Ar|beits|lo|sen|hil|fe, die; -;
Ar|beits|lo|sen|quo|te

 

2. Als Arbeitslosigkeit wird im Zusammenhang mit Lohnarbeit das Fehlen bezahlter Beschäftigungsmöglichkeiten für potenzielle Erwerbspersonen bezeichnet. Im weiteren Sinne ist damit auch das Fehlen anderer hauptsächlich menschlicher Arbeit gemeint.

Die Welt Gottes ist in der folgenden Geschichte mit der Wirklichkeit eines Menschen, und zwar eines Grundbesitzers, zu vergleichen. Er ging gleich am frühen Morgen los, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. Nachdem er mit den Arbeitern einen Denar für den Tag vereinbart hatte, schickte er sie in den Weinberg. Und als er um die dritte Stunde hinging, sah er andere arbeitslos auf dem Markt stehen. Auch zu ihnen sagte er: ›Geht auch ihr in den Weinberg, und ich werde euch geben, was recht ist.‹ Und sie gingen da hin. Um die sechste und neunte Stunde ging er wieder hin und tat dasselbe. Als er um die elfte Stunde hinkam, fand er andere dort stehen und sagt zu ihnen: ›Warum steht ihr hier den ganzen Tag arbeitslos?‹ Sie antworten ihm: ›Weil niemand uns eingestellt hat.‹ Er sagt zu ihnen: ›Geht auch ihr in den Weinberg.‹ Als es Abend geworden war, sagt der Weinbergbesitzer zu seinem Aufseher: ›Rufe die Arbeiter und zahle ihnen den Lohn aus. Fange bei den letzten an, bis zu den ersten.‹ So kamen die von der elften Stunde und erhielten je einen Denar. Als die ersten kamen, meinten sie, dass sie mehr bekommen würden. Doch auch sie erhielten je einen Denar. Sie nahmen ihn und beschimpften den Grundbesitzer: ›Diese letzten da haben eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleich gemacht, die wir doch die Last des Tages und die Hitze aushalten mussten.‹ Er sagte zu einem von ihnen: ›Mein Lieber, ich tue dir kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart? Nimm, was dir gehört, und geh! Ich will nämlich diesem letzten dasselbe geben wie dir. Oder ist es etwa nicht erlaubt, mit meinem Eigentum zu machen, was ich will? Bist du etwa neidisch, weil ich gütig bin?‹ Vergleicht! Die Letzten werden die Ersten sein und die Ersten die Letzten.

Matthäusevangelium 20,1-16

Es gibt mehr Lehrstellen als Bewerber, hören wir fast täglich in den Medien. Dennoch finden immer noch viele junge Menschen keine Ausbildungsstelle. Wie kann das sein? Es sind vor allem Jugendliche ohne Schulabschluss, die auf dem Arbeitsmarkt nicht Fuß fassen. Und leider die Mehrzahl der Förderschüler, früher Sonderschüler, davor Hilfsschüler genannt. »Hilfsschüler« darf man nicht mehr sagen, obwohl es eigentlich auf den Punkt bringt, was nötig ist: Hilfe, Unterstützung!

1,6 Prozent, weniger als zwei Prozent der Förderschüler in Deutschland finden direkt nach der Schule eine Lehrstelle, mehr nicht.

Die andern werden, wie auch Hauptschulabgänger ohne Schulabschluss, irgendwo geparkt: Berufsgrundschuljahr, Förderlehrgänge. Oder sie räumen für 400 Euro die Regale im Supermarkt voll.

Welche Hilfe ist nötig?

Früher, vor 30, 40 Jahren, gab es noch viele einfache Arbeitsplätze, in denen es auf Loyalität ankam. Wer loyal, also pünktlich, fleißig und treu mitarbeitete – auf dem Bau, am Band, als Beifahrer –, konnte vom Gehalt die Familie ernähren. Das ist vorbei. Auch im Handel müssen heute beide Ehepartner voll arbeiten, um die Familie zu ernähren. Nötig sind einfache Arbeitsplätze mit Sozialversicherungspflicht. Es gibt Bereiche, in denen neben qualifizierter auch einfache Arbeit erforderlich ist, zum Beispiel in der Altenpflege!