Nataly von Eschstruth
Jung gefreit
Komplettausgabe
Nataly von Eschstruth
Jung gefreit
Komplettausgabe
Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019
1. Auflage, ISBN 978-3-962810-92-4
null-papier.de/490
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Inhaltsverzeichnis
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.
XVIII.
XIX.
XX
XXI.
XXI
XXII
XXIII
XXIV
XXV
XXVI
XXVII
XXVIII
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Ihr
Jürgen Schulze
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»Hast du auch alles Handgepäck, Salome? Vier Stück zählte der Portier in die Droschke – lass sehen, ein Schirmpaket –«
»Hier – Tante Klärchen sitzt darauf!«
Ein leiser Schrei im höchsten Diskant. Tante Klärchen schnellte empor, dass sich ihr stolzer Schellenbaum von Straußfedern auf dem Hut an dem Wagendach rund wie eine Neune bog.
»Ich sitze darauf? – Gott sei Dank, es hat kein Malheur gegeben!« –
»Nein, alles in Ordnung, deine fünfundfünfzig Pfund knicken keinen Bambus!« – Die Sprecherin, eine stolze, imposant wuchtige Erscheinung mit leicht ergrautem Lockenhaar über der Stirn, sah mit einem leicht spöttischen Lächeln auf die hagere Schwester nieder, die sie ihr Leben lang als »Nestputtch« – oder »sitzengebliebenen Pudding« verhöhnte. Klärchen streckte die spitze Nase und das spitze Kinn noch spitzer vor und bemerkte anzüglich: »Nein, ebensowenig wie deine zweihundertfünfundfünfzig Pfund jemals eine Linde oder Eiche knicken konnten, liebe Erna!« –
Die liebe Erna wurde kirschrot vor Zorn, sowohl im Gedanken an ihre ehemaligen treulosen Verehrer, den Leutnant von Linde und den Assessor Eichberg, als auch über die Taktlosigkeit der Schwester, an diese schmerzlichen Punkte ihres Lebens zu rühren. Sie steckte die Hände mit strammem Ruck in die Taschen ihres Sportjacketts und warf den alten Kopf mit dem jugendlichen Jägerhütchen herausfordernd in den Nacken.
»Knicken konnte? Nicht knicken wollte, meinst du wohl, kleine Giftkröte?« – fuhr sie mit ihrer tiefen Stimme auf: »Es ist allerdings ein billiges Mittel für den Neid – – –«
Sie verstummte und schnellte nach der andern Seite herum. Ihre Nachbarin, eine tief verschleierte nonnenhaft in grau gehüllte Erscheinung, hatte sie in den Arm gekniffen. – »Menagiert euch –« klang es tonlos hinter der undurchsichtigen Gaze hervor, »wir sind nicht allein.«
Und der Kopf der Sprecherin machte eine feierliche Bewegung gegen das junge, zuerst angeredete Mädchen, das neben Tante Klärchen auf dem Vordersitz der Droschke saß.
Salome schien aber gar nicht beachtet zu haben, welch ein Kampf neben ihr zu entbrennen drohte, sie neigte das rosige Gesichtchen unter dem eleganten, sehr einfachen Reisehut dicht an das Wagenfenster, und schien in schwärmerisches Bewundern der prächtigen Magazine und Ladenfenster versunken.
»Also das Schirmpaket ist da!« fuhr Erna, die Waffen streckend fort, warf ihrem Gegenüber Klärchen noch einen vernichtenden Blick zu, und nahm sich vor, sie nachher beim Aussteigen tüchtig auf die Füße zu treten. »Nr. 2 war eine kleine Handtasche, wo ist sie?«
Salome schlug die blauen Augen sinnend auf. »Hier unten, vor meinen Füßen steht sie, liebe Tante«, sagte sie, weich und mild wie Frühlingswehen.
»Bon, und die Hutschachtel?«
»Bei dem Kutscher draußen auf dem Bock.«
»Aber es waren vier Gepäckstücke!«
»Gewiss! Das Paket aus der Buchhandlung, das du für Tante Sidonie mitbringen solltest?«
»Richtig – ein kleines Buch schien es … mein Gott, wo mag es hingeraten sein?«
»Steht mal alle auf!«
»Unmöglich, Erna – jetzt, in der engen Droschke!«
»Willst du sie erst auf den Leisten schlagen lassen? Noch gibt’s die Harmonikadroschken erst in den fliegenden Blättern!«
»Au! Erna! – Tollpatsch! – Trampele mir doch nicht so mit den Elefantenhufen auf den Füßen herum!« empörte sich Klärchen, bereits jetzt schon der Rache der dicken Schwester zum Opfer fallend.
»Elefantenhufe!! – Glaubst du, die indische Kavallerie ließe die Dickhäuter beschlagen? Allerdings – wenn man es im Leben nur bis zur zweiten Klasse gebracht hat –«
»Besser als wie in Fett und Weisheit zu ersticken!«
Abermals wogte der graue Gazeschleier mahnend auf. – »Bitte, menagiert euch. – Euer Streit schafft das Buch nicht herbei. – Habt ihr es gefunden?«
»Nein!«
Salome vergaß alle ihre Schwärmerei und tastete mit nervöser Hast umher. – »O Himmel, es wäre schrecklich! Tante Sidonie verzeiht es mir ja nie, sie ist so sonderbar – hält alles für böse Absicht – und Mama ließ in ihrem Briefe durchblicken, dass Tante Sidonie das Buch gewiss zum Konfirmationsgeschenk für Rose bestimmt hat!!«
»Selbstverständlich, wieder irgendein so entsetzlich frommer Schmöker! Solchen Unsinn dreht sie jedem ihrer unglücklichen Patenkinder zur Konfirmation an!«
»Erna! – Unterlass solche schamlose Bemerkungen!« Die graue Nonnengestalt an ihrer Seite wurde plötzlich lebendig: »Du weißt, dass du mit deinem Spott über Sidonies fromme Richtung auch mich beleidigst!«
Klärchen nickte triumphierend Beifall, Erna aber zog eine ihrer derben Grimassen und lachte hart auf: »Na ja! Ihr habt ja beide denselben Sparren, Pardon – das hatte ich vergessen! – Na, da wirst du diesmal auf dem Gebetbüchlein sitzen und es andächtig ausbrüten! – Sieh da … hahaha … da hast du es ja hübsch angewärmt – – edle Seelen finden sich! … Hahaha … Hier, Salome! Klärchen besitzt das Überspannte und Martha mit dem Tränenblick das Fromme! – Wenn ich als Kind etwas auswendig lernen wollte, legte ich mir das Buch unter den Kopf – Martha scheint eine andere Methode zu haben – sicherlich die, die gleich ›vor- und rückwärts‹ auswendig hersagen lässt!«
Erna warf sich in den Wagen zurück und belachte ihre Witze mit dröhnender Stimme, Klärchen schoss vor und tuschelte über Salome herüber etwas in das Ohr der Verschleierten, deren Hände wie im Fieber bebten.
Das junge Mädchen aber nahm hochaufatmend das versiegelte Buch in Empfang, zerrte ihre Handtasche empor und schloss es vorsichtig darin ein.
Jetzt hielt der Wagen.
Er bildete erst ein paar Minuten in der Reihe der anfahrenden Droschken vor der Bahnhofshalle Spalier, dann riss ein Dienstmann den Schlag auf und rief: »Wollen die Damen noch mit dem Schnellzug ›Halle-Berlin‹ mit? Dann aber marsch, marsch, hurra! Sonst pfeift er Ihnen vor der Nase weg!« –
»Um Himmels willen – ich muss noch mitfahren!« schrie Salome entsetzt auf – »ach bitte, bitte, helfen Sie!«
»Schon so spät? – Selbstverständlich, Erna musste ja erst noch eine Stunde lang Löckchen brennen!«
»Und Fräulein Kläre frühstückte erst – als ob sie sechs Wochen fasten sollte –.«
»Nichtswürdige Verleumdung!«
»Und das heilige Marthchen sang noch eine Morgenandacht –.«
»Empörend! – Ich sage dir, Erna –«
»Ja, meine Damen, wenn Sie erst noch eine Stunde lang streiten wollen, ist der Zug schon in Kassel, bis Sie einsteigen!«
Salome fasste den Sprecher beschwörend am Arm.
»Wo ist der Billettschalter, lieber guter Herr Dienstmann?« – jammerte sie, und ihre blauen Augen standen vor Angst hoch unter Wasser.
»Kommen Sie mal mit, Fräuleinchen – he! Konrad, mal flink das Gepäck hier – und nun vorwärts, vorwärts, meine Damen!«
Die drei streitbaren alten Schwestern schossen in ihrer Wut und Eile jede nach einer andern Richtung davon – hielten nach etlichen Schritten und stürmten Salome und dem Dienstmann nach, denn jede war eifersüchtig auf die andere und wollte ihr nicht das Verdienst gönnen, die junge Nichte »sorglich und aufopfernd« behütet und spediert zu haben.
Noch einmal entbrannte vor dem Billetschalter der Kampf, wer die Fahrkarte für das »Kind« lösen sollte, aber Salome hatte schon ihr Portemonnaie in die Hand des Dienstmannes gedrückt, und als Martha mit dem Recht der Ältesten den beiden anderen Ohrfeigen anbot, tauchte der blaue Kittel der braven Nummer 25 schon wieder vor ihnen auf und händigte Salome das Billett ein.
»Nun zum Gepäck! Kommen Sie mal immer mit, Fräuleinchen! Alle Wetter! Wozu haben Sie denn die drei alten Kollis zur Überfracht hierher mitgebracht?« lachte er in den Bart – »die Damen sind ja viel zu cholerisch für so knappe Zeit! – Lassen Sie den Spektakel nur hinter sich – vielleicht haben wir Glück und verlieren sie im Gedränge!«
Diese Hoffnung war eine eitle. Die drei Tanten flatterten in wilder Hast hinter dem, ihrem Schutze anvertrauten Küken her, und waren Gottlob in dem Stadium allerhöchsten Zorns, in dem sie sich nicht mehr die Ehre eines Wortes antaten.
Und endlich stand man vor dem Zug, an dem der Schaffner schon die Türen schloss.
Zum ersten Mal waren die Tanten einig: »In ein Damencoupé!« – schrien sie im Chor.
Damencoupé! – Salome seufzte auf, aber sie flog dem winkenden Schaffner entgegen und sprang in den Wagen.
Leer! – Gottlob leer!
Die Tanten kamen keuchend nach. – Salome trat an das offene Fenster und wollte noch einmal für alle Güte und Gastfreundschaft danken – da pfiff es bereits.
»Kind, vergiss nicht, du musst in Merseburg umsteigen!« – rief Tante Martha mit gellender Stimme, und die beiden anderen ärgerten sich, diese Warnung vergessen zu haben und wiederholten im höchsten Eifer: »In Merseburg umsteigen!«
»Ich sagte es dir ja schon vorhin!« – setzte Erna voll Triumph hinzu.
»Gestern Abend machte ich dich schon darauf aufmerksam!« – überbot Klärchen sie voll giftiger Ironie.
»Lüg’ doch nicht so –«
»Ich lüge nicht – aber gewisse andere Leute.«
Die Sprecherinnen verstummten – ein Herr ging langsam an ihnen vorüber und musterte sie.
Wie mit einem Zauberschlage verwandelten sich die hassfunkelnden Augen und bösen Mienen.
»Tausend Grüße zu Haus, mein Liebling! Hoffentlich hast du dich in unserem traulichen Nestchen wohlgefühlt!«
»Es war reizend bei euch, Tantchen!« stotterte Salome und fühlte, wie sie bei dieser Lüge dunkelrot wurde.
»Komm bald wieder zu uns Verlassenen – Einsamen!« flötete Klärchen sentimental.
»Und bestell’ Rose meine treuesten Segenswünsche zur Konfirmation – mein Gebet ist bei ihr!« hauchte die Nonne Martha salbungsvoll.
»Zur Konfirmation komme ich nicht! Aber zu deiner Hochzeit, Kleine!« lachte Erna forsch; »ich bin mehr fürs Heiraten!«
»Das merkt man!« – zischte Klärchen heimlich: »Willst du dem Herrn da drüben nicht gleich einen Heiratsantrag machen?!«
»Nein – wenn du neben mir stehst, nimmt er mich nicht – dein Anblick verdirbt den Geschmack an dem Ewigweiblichen!«
Salome wandte abermals das Köpfchen diskret von dieser unerquicklichen Szene ab. Gottlob – die Pfeifen schrillten, der Zug ruckte an.
»Also in Merseburg umsteigen!« – tönte es ihr noch einmal dreistimmig nach – und das letzte, was das junge Mädchen von den Tanten sah, war deren zornige Überraschung, den Ruhm dieses gewichtigen Befehls abermals mit den anderen teilen zu müssen. Salome trat hochaufatmend zurück und sank in die Wagenecke nieder.
Sie presste einen Moment die schlanken Händchen gegen die Stirn, als wolle sie alle Gedanken, die während des kurzen Aufenthalts im Hause der Tanten wie scheue Vöglein davongeflattert waren, wieder sammeln.
Es war überstanden – die schreckliche Zeit bei diesen ewig zankenden, fried- und freudlosen drei alten Damen lag hinter ihr. Nur zwei Tage waren es gewesen, aber Salome waren deren Stunden so lang geworden, als ob es Jahre gewesen seien, und wenn ihr der Begriff »unverheiratet sein« – schon in der Pension ein recht beängstigender gewesen, der Aufenthalt im Hause der Tanten hatte ihn zum Schreckgespenst gemacht. Salome war noch viel zu jung, um schon die Ausnahmen einer Regel erfassen zu können. Das unglückliche Verhältnis, in dem die drei unverheirateten Tanten lebten, und die daraus entspringende Sucht, einem solchen unerträglichen Zusammenleben noch jetzt durch eine Heirat zu entrinnen, erachtete das Pensionsbackfischchen als Illustration zu jedwedem alten Jungferndasein.
Hätte sie Gelegenheit gehabt, in so manch trauliches behaglich schönes Altjungfernstübchen zu schauen, wo die Blumen am Fenster in ewigem Frühling duften, wo es hinter blanken Bronzestäben zwitschert und flötet und überall sichtbar ein Geist der Liebe und des Friedens waltet – sie hätte das Gesichtchen nicht so schaudernd in die Polsterecke der Eisenbahn gedrückt. Und hätte sie gar in manch eleganten Salon geschaut, wo bei Kerzenglanz und üppigem Behagen eine Schar heiterer Gäste schwelgt, wo sich besternte Exzellenzen vor einer alten Jungfer neigen, wo Leutnants bei schäumendem Sektglas für die »famose alte Regimentstante« schwärmen und die jungen Mädchen begeistert die welken Hände ihrer grauhaarigen Freundin küssen, die trotz ihrer Jahre mit der Jugend jung sein und fühlen kann – sie hätte vielleicht die blauen Augen überrascht aufgesperrt und lachend gerufen: »Solch ein Altjungfernleben lasse ich mir gefallen! Das ist ja entzückend und lockt zur Nachahmung!«
Aber Salome hatte weder den einsamen Frieden eines Erkerstübchens, noch die lebensfrohe, gastliche Heiterkeit eines eleganten Hauses kennengelernt, in dem eine alte Jungfer es der Welt beweist, dass in vielen Fällen »heiraten gut – aber nicht heiraten noch besser ist!«
Salome war in einer Schweizer Pension erzogen. Die Verhältnisse in ihrem Elternhause hatten es seinerzeit bedingt, dass das junge Mädchen den letzten »Schliff der höheren Tochter« fernab von ihrem Elternhause erhielt.
Ihr Vater stand dermalen als Major in einer kleinen Garnison, die wenig Gelegenheit bot, eine junge Dame in all den vielen nützlichen und unnützen Wissenschaften auszubilden, die manche moderne Mutter für die Bildung ihrer Töchter als notwendig erachtet.
Auch Frau von Welfen erklärte ihrem Gatten mit dem sanftesten Augenaufschlag und ihrem unwiderstehlich liebenswürdigen Lächeln, dass man sich wohl oder übel der allgemeinen Richtung anschließen und Salome für etliche Jahre in Pension schicken müsse.
»Aber warum denn, Dora?« seufzte kopfschüttelnd ihr Mann. »Du bist doch sonst ein so vernünftiges, unbeeinflusstes, kluges Frauchen, das sich niemals von der närrischen Mode Gesetze diktieren ließ, warum wurdest du mit einemmal ihr Sklave?!«
Frau Dora zog den Sprecher neben sich auf das Sofa nieder und blickte ihn mit den schönen, seelenvollen Augen nachdenklich an. – »Ja, warum, Ernst! – Das habe ich mich selber oft gefragt, in der Hoffnung, mir die so sehr unliebsame und unsympathische Anforderung der Mode ausreden zu können, denn eine Modesache und nichts anderes sind diese leidigen Pensionen, die ein Kind dem Elternhause entfremden. Aber ich bin immer zu demselben Resultat gekommen. Die kleinen Verhältnisse unserer hiesigen Geselligkeit zwingen uns dazu. Alle anderen jungen Mädchen sind in Pensionen geschickt, ehe die eitlen Mütter sich entschlossen, sie auszuführen, und die Kinder kamen mit einer so bestechenden und blendenden ›Politur‹ zurück, dass es für unsere einfach erzogene Salome gar nicht möglich wäre, im Küchenschürzchen neben diesen Salondamen zu bestehen. Wir beiden Alten haben leider keine Talente. Wo sollte unsere Älteste es lernen zu singen, zu malen, Sprachen zu sprechen und mit sonstigem Wissen und andern schönen Künsten zu brillieren, wenn wir sie nicht darin unterrichten lassen?«
»Malen – singen – schnitzen – punzen und dausenderlei Gelehrsamkeiten, die eine brave Mutter und Hausfrau nie nötig hat.«
»Ganz recht, Männchen! Auch ich halte die meisten dieser Kunststückchen, dieses ›von allem etwas und von allem nichts‹ für sehr überflüssigen Ballast bei einem Mädchen, das bei unseren heutigen sozialen Verhältnissen mehr denn je eine gute Hausfrau sein muss, um ihren Hausstand wacker und verständnisvoll durch all die namenlosen Ansprüche und Anforderungen der heutigen Zeit zu lavieren. Salome ist ein so empfindsames und mimosenhaftes Gemüt, dass sie es nicht ertragen würde, geistig und künstlerisch weit hinter ihren Altersgenossinnen zurückzustehen. Und das würde der Fall sein, wenn ihre Freundinnen alles können, und sie selber nichts. Sie könnte uns mit Recht Vorwürfe machen, dass wir ihre Ausbildung vernachlässigt haben, und einen solchen Vorwurf eines Kindes würde ich nicht ertragen. Wie gesagt, die Verhältnisse hier sind zu eng und klein. – Das Hergebrachte schreibt hier die Gesetze, und sich ihnen entziehen, hieße dem Kinde den Grund und Boden unter den Füßen nehmen. Sie möchte Dinge, die sie in der Geselligkeit einer Großstadt nie begehren würde, sehr schmerzlich hier vermissen, denn in unserm Städtchen bedarf der gesellige Verkehr viel äußerer Anregungsmittel, um erträglich zu sein. Was sollten wir bei all den Abendgesellschaften schließlich noch anfangen, wenn Fräulein von Hauf nicht Zither – Lorchen nicht Klavier – Elschen nicht Geige spielte! – Wenn nicht gesungen und deklamiert, nicht Theater aufgeführt würde und geistreiche Spiele Gelegenheit böten, Schulkenntnisse zur Schau tragen zu können!«
Frau von Welfen hielt lächelnd inne und sah ihren Mann forschend an: »Du würdest es ja selber am wenigsten ertragen, Alterchen, wenn dein Liebling als ein ungeschicktes Gänschen bespöttelt und über die Achseln angesehen würde.«
Nein, der Major hätte es allerdings nicht ertragen, das sah man schon seinem grimmigen Gesicht an, das er bei den letzten Worten seiner Frau machte. Und so kam es, dass Salome nach Lausanne in ein Pensionat geschickt wurde.
Sie schrieb entzückte Briefe. Alles in der neuen Umgebung machte ihr Freude, sogar das Lernen. Und diese Freude am Fleißigsein war es, die die Eltern bestimmte, sie auch ferner dort zu lassen, als sich die Verhältnisse im Hause des Majors ganz unerwartet änderten. Er erbte ein schönes, schuldenfreies Rittergut. Er erhielt es, wie man das große Los gewinnt, unvermutet – über Nacht.
Sein Patenonkel hatte durch mehrere, schnell aufeinanderfolgende Unglücksfälle drei blühende Söhne in das Grab sinken sehen. Die einzige Tochter lebte in kinderloser Ehe, wurde Witwe und kränkelte; ein inneres Leiden griff unaufhaltsam um sich und schloss jede Hoffnung auf Genesung aus. Da hatte der tiefgebeugte alte Mann seines Paten gedacht, und den Major von Welfen zum Erben des Grundbesitzes eingesetzt.
Und der denkwürdige Tag kam, an dem der Vater Salomes ein Gerichtsschreiben in der Hand hielt, das ihn zum Rittergutsbesitzer machte. Er begriff dieses Glück kaum, er, der sein Leben lang in zwar wohlgeordneten, aber doch sehr bescheidenen Verhältnissen gelebt hatte. – Seine Gesundheit war seit dem Feldzuge nicht immer die beste gewesen, und da er viel praktischen Sinn und Anlage für sparsame Ökonomie hatte, folgte er dem Wunsche seiner Frau, nahm den Abschied und siedelte in die neue Heimat, das herrlich gelegene Jeseritz, über.
Wohl fiel es Frau Dora unendlich schwer, die älteste Tochter auch jetzt noch entbehren zu müssen, sie machte den Versuch und redete Salome zu, heimzukommen; aber selbst die interessante Neuheit des Gutes konnte den Zauber von Lausanne nicht brechen.
In flehenden Briefen bat sie die Eltern, ihren Aufenthalt in der Pension nicht abzukürzen.
»Lola von Mentsikoff, Kitty Ailway und die entzückende kleine Pariserin Juliette Colombier bleiben auch noch ein und ein halbes Jahr hier! Wir können uns nicht trennen, wir sind so sehr, sehr glücklich zusammen, und unser Leben in dem Pensionat ist so unvergleichlich schön! Sei nicht böse, liebes, liebes Herzmuttchen – und du auch nicht, Väterchen! Weihnachten komme ich ja sechs Wochen zu euch – wenn ihr wollt, auch acht –- und dann bringe ich meine Bilder mit, meine ersten Ölbilder, von denen Mr. le professeur sagt, sie sind Proben eines seltenen Talentes! – Oh, und meine Stimme! – Sie entwickelt sich so gut, ich singe schon schwere Arien – Koloratur – auch Oratorien! Wie freue ich mich, in der Dorfkirche mit Begleitung der Orgel das ›Ah rivolgi o casta diva! fausto il ciglio à voti miei!‹ zu singen! Ihr sollt Eure Freude daran haben! Auch mein göttliches, sonniges, wonniges Lausanne! Es gibt nichts Schöneres, als auf den See, den blauen, flimmernden hinauszuträumen, als die weiche Luft dieses Paradieses zu atmen, als den ganzen unbeschreiblichen Zauber solcher unvergleichlichen Stadt zu genießen!«
Frau Dora ließ mit tiefem Aufseufzen den Brief sinken. Salome war eine sehr sensible, schwärmerisch veranlagte Natur, leicht beeinflusst und sehr empfänglich für die Eindrücke, die ihr imponieren oder ihre Sentimentalität anregen.
Wollte man sie jetzt mit Gewalt zurückholen, würde sie zeitlebens an der Sehnsucht nach dem verlorenen Paradiese kranken, sie würde die Sehnsucht der Eltern als grausamen Egoismus empfinden und stets im Herzen vorwurfsvollen Groll hegen, dass man sie mitten aus dem besten Lernen und Studieren herausgerissen. Nein, Frau von Welfen war eine zu klug und logisch denkende Frau, um nicht der Eigenart ihrer Tochter gerecht zu werden.
»Salome muss freiwillig und gern in ihr Elternhaus zurückkommen, sonst wird es nicht zum Segen für sie … Verlassen ihre Freundinnen das Pensionat, kehrt auch sie ungezwungen und dankbar zurück.«
Frau Dora hatte nie viel Sympathie für Mädchenpensionate gehabt. Ein erklärliches Gefühl mütterlicher Eifersucht mischte sich jetzt noch in diesen Widerwillen, gepaart mit der Eitelkeit einer guten Hausfrau, die ihre Tochter nicht nur von fremden Lehrern in der Kunst, sondern mit eigenen Händen und eigenem Wissen in den ebenso wichtigen Fächern des Haushaltes ausbilden will.
Salome hatte sie von sich geben müssen – ihren kleinen Liebling, ihr Nesthäkchen, die frische, lachende Rose würde sie nie und nimmer in die Welt hinausschicken. Von ihr trennte sie sich nicht.
Wenn die älteste Tochter mit all den schönen, idealen Künsten ausgestattet, heimkehrte, sollte Rose ihr zeigen, dass es auch eine gar treffliche Kunst ist, einen guten Braten, Fisch und Pudding auf die Tafel zu liefern, einen Haushalt zu regieren und im Leinenschrank besser Bescheid zu wissen als unter den Klassikern im Bücherspind.
Gott sei Lob und Dank, Rose kam all den Wünschen der Mutter mit ausgebreiteten Armen entgegen.
Nichts war dem wilden, übermütig frischen Mädel lieber, als in Haus und Hof herumzuwirtschaften. Die Schulbücher hasste sie ebenso innig wie die Gouvernante, die sie damit versorgte; aber in der Küche, im Kuh- und Hühnerstall, im Keller und auf dem Boden war sie in ihrem Element.
Niemand hatte sich mehr über die neue Gutsheimat gefreut als Rose. Haus, Garten und Feld waren ihr Wirkungskreis, und mochte Salome in noch so überschwenglich fantastischen Bildern von Lausanne schwärmen – Rose rümpfte spöttisch das Näschen und reckte mit bubenhafter Energie die runden Arme. – »Ich käme um in all dem poetischen Schnickschnack! Ebenso grässlich schön wie Salomes Briefe duften – riecht es gewiss in dem ganzen Lausanne!… Veranda sitzen – malen… singen … Konzerte … französisch plappern … Pfui Deiwel! – Da lobe ich mir hier meine Freiheit ohne Lackschuhe und Glacéhandschuhe! Mutterchen, wenn du es mir jemals antun würdest, mich in den Pensionskäfig zu sperren – ich spränge am ersten Tage schon in den See!«
Frau Dora küsste zärtlich und glückselig ihre wilde, kleine Hummel, aus deren strahlenden Augen die ganze süße Kindlichkeit einer unverdorbenen Natur lachte. Um dieser weichen Arme willen, die sich so ungestüm und doch so zart um ihren Nacken schlangen, um dieser roten Lippen willen, die übermütig keck und dennoch überquellend von Liebe versicherten: »Ich gehe nie von dir fort, Mama – nie!« – verzieh sie ihrer Ältesten, dass ihr Lausanne lieber geworden war als die Heimat.
Salome hatte sich etwas von ihrer Aufregung erholt und tiefaufatmend den weichen Filzhut von den goldblond lockigen Haaren gezogen.
Die Hände fest ineinandergeschlungen saß sie ein Weilchen regungslos da, nur erfüllt von dem beseligenden Gefühl, dem entsetzlichen Hause der drei Tanten entronnen zu sein.
Welch ein unerträglicher Kontrast zu Lausanne! Dort alles zarteste Feinheit und Eleganz, ideale Freundschaft, Heiterkeit und Lebenslust, Jugend und Frohsinn inmitten einer zauberischen Natur, und hier bei den Tanten schauerliche Prosa, Zank und Streit, saloppe Negligés und Papilloten, Herrschsucht, Neid und Bosheit – und versteckt hinter dem allen die fieberhafte Sucht, trotz der vorgeschrittenen Jahre noch zu heiraten.
Der Wechsel war ein zu schroffer gewesen, um nicht auf Salomes weiches Gemüt den Eindruck des Ungeheuerlichen, Unerträglichen zu machen! Die Abschiedstränen hatten ihre Augen sowieso schon verschattet, darum sahen sie alles kohlpechrabenschwarz, was ihnen sonst nur grau –- ja bei einigem guten Humor vielleicht ganz spaßhaft erschienen wäre.
Aber Salome sah nur die Existenz dreier alten Jungfern, und der Eindruck, den sie davon empfing, nährte die etwas überspannten und romanhaften Ansichten, die sie im Verkehr mit den internationalen Freundinnen zu den ihren gemacht hatte.
Der Einfluss dieser Freundinnen war nicht gerade der beste gewesen. Namentlich die kleine Französin trug viel ungesunde Pariser Luft in das Zimmerchen der drei Pensionärinnen. Sie war es, die die Eitelkeit nährte, oberflächliche und sogar etwas frivole Passionen kultivierte und den natürlichen und idealen Sinn ihrer Genossinnen verdarb. Allzu strenge war die Aufsicht in der Pension nicht, denn die Inhaberin huldigte dem bekannten Prinzip, dass der Zweck die Mittel heilige. Je besser es den jungen Mädchen bei ihr gefiel, desto länger blieben sie, desto mehr schwärmten sie für ihren Aufenthalt und trugen Lob in die Welt hinaus.
Sie drückte ein Auge zu – und die zumeist französischen Lehrerinnen lächelten, wenn Studenten oder interessante Touristen mit der Keckheit unbekannt Reisender vor der Villa Fensterparaden machten. Offiziell war man entrüstet, wenn es bemerkt wurde, aber bei der sittlichen Entrüstung blieb es. Ein Courmachen par distance war ja eine harmlose kleine Freude, die man ben großen Mädchen gönnen konnte. Flogen Billetts und Rosen über das Gitter, waren sie aufgesammelt, ehe sie bemerkt wurden.
Juliette war ein kokettes, weniger hübsches als pikantes Mädchen, das aus den Salons der Mama eine recht leichte Moral mitgebracht hatte. Sie hatte zu lange schon mit kindlicher Neugier in Paris hinter die Kulissen der Boudoirs eleganter Frauen gelugt, um nicht von deren Gifthauch berührt zu sein. Und nun trug sie die Bazillen dieser moralischen Seuche hinein in die Pension. – Was nützte die »strengste Aufsicht«, die Madame für ihre Pensionärinnen zugesichert, wenn Mlle. Juliette auf den Spaziergängen oder daheim in stiller Abendstunde die schlüpfrigen Geschichten ihrer Pariser Beobachtungen den Mitschülerinnen zum besten gab? – Wenn sie heimlich die verbotenen französischen Romane einschmuggelte und darin exzellierte, Madame ein Schnippchen zu schlagen und hinter dem Rücken der Lehrerinnen kleine Abenteuer zu bestehen? In den Augen der andern jungen Mädchen wurde sie dadurch zur bewunderten Heldin des Tages. Die Russin, deren Familienverhältnis daheim auch nicht die musterhaftesten waren – sie erzählte voll Naivität, dass maman jeden Sommer mit einem Freund in das Bad reise – war begeistert von der »amüsanten« Freundin Juliette, und diese räumte mit dem Reste kindlicher Unschuld auf, die noch in der Seele des frühreifen Mädchens zurückgeblieben war. Die Engländerin war eine wirklich vornehme, etwas phlegmatisch veranlagte Natur, und dass sie sich inniger an Salome anschloss als die beiden andern, war ein Glück für letztere.
Es liegt ein Etwas in dem deutschen Blut, das das französische Gift unschädlich macht: Auch Salome hörte die Pariser Erlebnisse und las die Romane von Zola, aber ihr fehlte das tiefere Verständnis dafür, und die Ansteckung glitt an dem Panzer ab, der die sorgsame deutsche Erziehung, die heilige Lauterkeit ihres Vaterhauses, um ihr junges Herz geschmiedet hatte. Salome verstand zu wenig von dem Reiz der Verworfenheit, um ihn verderblich auf sich wirken zu lassen. – Erzählten Juliette und Lola von den pikanten Szenen, die sie abends am Schlüsselloch des Boudoirs erlauscht, ging es wie ein Schauer des Schreckens durch die Seele des deutschen Kindes. Salome sah dann im Geist das fromme, liebe Antlitz der Mutter, wie es sich über ihr Bettchen geneigt, mit dem Liebling zu beten, und dieses ferne, längstgesprochene Gebet bewährte jetzt noch seinen heiligen Zauber, es stellte sich wie eine schützende Mauer zwischen das Herz des jungen Mädchens und das Laster.
Der Frieden, die keusche Frömmigkeit und Liebe, die das Elternhaus Salomes geweiht hatten, so lange sie zurückdenken konnte, wurden ihr hier in der Fremde zum Segen. Sie kannte keine Schlechtigkeit und Verworfenheit aus Erfahrung, und die Fantasie fehlte ihr, sich in Situationen hineinzuversetzen, die sie nicht verstand. So prallten die tödlichen Pfeile der Versuchung machtlos an ihr ab, wenngleich noch manch hässlicher Staub in den reinen Kelch der deutschen Lilie flog und seinen ursprünglichen Glanz verdunkelte. Manche verschrobene und ungesunde Idee blieb dennoch in Salomes Köpfchen zurück.
Die Eitelkeit. – Juliette hatte gesagt: »Der größte Triumph für ein Mädchen ist, so schnell wie möglich zu heiraten; alte Jungfer werden ist horreur.«
Salomes fiebrischer, sehnsüchtiger Wunsch war es nun, so schnell wie möglich diesen Triumph zu feiern und den Freundinnen die Verlobungskarte zu senden. Über den tiefernsten Schritt des Heiratens, über die schwerwiegenden Konsequenzen des ewigen Findens und Bindens war ihr noch nie ein Skrupel gekommen.
Man heiratet, um frei zu sein, um sich ohne die lästige Aufsicht der Eltern und den fatalen Zwang der Etikette amüsieren zu können. Als Mädchen muss man sich überall in acht nehmen und den Schein wahren – als Frau kann man tun und lassen, was man will. – So lauteten Juliettes Theorien.
Und weil sie Salome imponierten, glaubte sie daran. Ein gut Teil Schwärmerei und die Sentimentalität der achtzehn Jahre kamen bei ihr hinzu. Sie träumte Romane – Romane überspanntester Art. Sie kannte noch keine Männer, hatte keinerlei Menschenkenntnis, sie bildete ihre Romanhelden nach den verschwommenen Bildern, die sie sich aus unverstandener Lektüre mit Hilfe ihrer unreifen und kindischen Fantasie zusammensetzte.
Und auch jetzt, als sie allein in der Eisenbahn der Heimat entgegenfuhr, beschäftigten sie die Illusionen, die sie sich von ihrer Reise, von ihrem Eintritt in Welt und Leben machte.
Die erste Strecke von Lausanne bis Basel hatte sie eine Lehrerin begleitet. In Basel nahm sie ein verwandtes Ehepaar in Empfang und brachte sie nach endlos langer Fahrt zu einem kurzen Rasten in das schreckliche Haus der drei altjüngferlichen Tanten.
Bis dahin war die Reise höchst langweilig und die »Ausruhepause« geradezu fürchterlich gewesen. Jetzt endlich konnte sie allein fahren, die Kraft ihrer jungen Schwingen in selbstständigem Fluge prüfen, und gerade jetzt sperrten sie die Tanten in ein Damencoupé, in dem tötende Langeweile und Einsamkeit herrschten.
Eine kurze Zeit überlegte Salome, ob sie nicht auf der nächsten Station umsteigen und eine interessante Romanrolle als unglückliche junge Frau in einem Coupé für Nichtraucher spielen solle? Juliette hatte ihnen erzählt, dass sie einst diese kleine Farce in Szene gesetzt und sich himmlisch dabei amüsiert habe – aber ein Gefühl zaghafter Scheu und Bangigkeit hielt Salome davon ab. Sie schämte sich vor dem Schaffner, der sicherlich durch das Benehmen der Tanten auf sie aufmerksam geworden war.
Was tun? – Je nun, warten, bis sie in Merseburg umsteigen musste. Alsdann wollte sie von vornherein mit frauenhaftester Sicherheit auftreten und es – coûte que coûte – durchsetzen, irgendein kleines Abenteuer zu erleben, das sie voll befriedigter Eitelkeit den Freundinnen berichten kann.
Liest man nicht in den meisten Romanen von jungen Mädchen, denen durch irgendein kleines Vorkommnis ein Ritter im Eisenbahncoupé erwächst, ein junger, eleganter, flotter Ritter, der sich sterblich verliebt, im zweiten Kapitel schon eine Liebeserklärung macht und die Heldin im dritten heiratet? Und dann beginnt der eigentliche Roman mit der unglücklichen Ehe, der Vetter entführt die unverstandene junge Frau, das Ungeheuer von einem Manne schießt sich mit ihm, beide fallen, und die Heldin heiratet zum Schluss ihren verkannten Jugendfreund, den sie eigentlich immer geliebt hat.
Ja, so steht es in den Romanen, und Salome fühlte sich berechtigt, auch einen solchen Roman zu erleben. Sah sie nicht schon würdig und interessant genug aus, wie eine junge Frau? Fräulein von Welfen blickte prüfend an sich nieder, über das sehr elegante zartfarbene Frühlingskleid von Pariser Schick, zartgrün, umwogt von Schleifen und Spitzen, wie eine junge Birke im Schmuck ihres wehenden Laubes steht. Ein sehr hübscher sandfarbener Regenmantel verhüllte es allerdings, doch war er zuvorkommend genug, hier und da zurückzuschlagen, um die Pracht ahnen zu lassen. Die Unterkleider waren nach Juliettes Angaben einzig aus Seide möglich, sie rauschten diskret um die kleinen Füßchen im weichen hochgeknöpften Stiefel.
Das junge Mädchen lächelte sehr wohlgefällig und zog einen kleinen Taschenspiegel aus dem Etui. Ihr rosiges, zartes Gesichtchen strahlte ihr mit den großen, träumerischen Blauaugen daraus entgegen, das Näschen hob sich in graziöser Linie über dem Mund, dessen etwas kurze Oberlippe die Vorderzähnchen wie in reizend koketter Schelmerei hervorblinken ließ.
Das goldblonde Haar war lockig und sehr schick frisiert, der weiche Filzhut mit dem großgetupften Schleier mit viel Geschmack gewählt.
Salome von Welfen lehnte sich behaglich in die Polster zurück. Ja, sie war hübsch, sehr hübsch, sie wusste es, und sie konnte ihren kleinen Roman verlangen!
Währenddessen hatten die drei feindlichen Tanten dem Zug noch sekundenlang nachgestarrt, als ob sie ihn mit den Blicken aus der großen Glashalle herausschieben müssten, dann drehten sie a tempo die Köpfe, funkelten sich ingrimmig an und rauschten ohne ein versöhnendes Abschiedswort davon – jede in einer anderen Richtung. Wenige Minuten, und keine wusste mehr von der andern, wo sie sich befand.
Fräulein Erna stellte sich, ihre groteske Gestalt recht vorteilhaft zu präsentieren, vor einen der großen Fahrpläne in der Durchgangshalle und studierte noch einmal die Route, die Salome soeben genommen.
Ihr Blick suchte mechanisch die Station Merseburg, auf der das »Kind« so allein und hilflos den Zug wechseln musste. – Seltsam … es war gar keine Zweigbahn dort angegeben … erst in Halle … ein tödlicher Schreck ergriff die Tante, sie, die verantwortlich für die Reiseroute der Nichte war. Sollte Martha in ihrer Superklugheit die Stationen verwechselt, und Klara und sie im Eifer nachgeschrien haben, was jene vorschrie?
Wie von bösem Geiste geplagt, stürzte Fräulein Erna an den Fahrkartenschalter, sich des Näheren zu erkundigen. Wahrhaftig! Salome musste erst in Halle umsteigen.
Sekundenlang stand das alte Fräulein sprachlos, dann blitzte ein Gedanke durch ihr Hirn und ein Gefühl höchster Genugtuung schwellte ihre Brust. Der Zug war noch nicht weit entfernt –- sie würde an die nächsten vier oder fünf Stationen telegrafieren und Salome von dem Irrtum in Kenntnis setzen. Dann aber würde es eine ganz besondere Freude für sie sein, den weisen Fräulein Schwestern daheim hohnlächelnd zu sagen: »Ich habe euere unglaubliche Dummheit noch rechtzeitig gutgemacht und mir gebührt die Anerkennung, wenn Salome ohne die fatalsten Widerwärtigkeiten, in die sie ein falsches Aussteigen versetzt haben würde, die Heimat erreicht.«
Gedacht, getan.
Tante Erna stürmte auf die Telegrafenstation des Bahnhofes und gab an die nächsten vier Stationen die wichtige Depesche auf.
Währenddessen hatte Fräulein Klara im Geschwindschritt die Straßen durcheilt und wollte ihren Ärger in einer höchst appetitlich aussehenden Konditorei vergessen.
Als sie, noch immer etwas erregt, mit dem Teelöffel in der Schokoladentasse rührte, erschien eine bekannte Dame, nahm neben ihr Platz und begann eine Unterhaltung.
Klara berichtete von ihrem Opfermut, heute schon um sechs Uhr aufgestanden zu sein, um die kleine Nichte Welfen auf die Bahn zu bringen. Das Kind reise zum ersten Mal allein, müsste sogar in Merseburg umsteigen.
»In Merseburg? Unmöglich! Merseburg ist ja gar kein Knotenpunkt!«
Klara starrte sie mit offenem Munde an und vergaß vor Schreck weiterzukauen.
»Um Gottes willen … für Magdeburg umsteigen?…«
»Muss sie in Halle!«
»In Halle?«
»Ja, erst in Halle!«
Als habe der Blitz vor ihr eingeschlagen, saß Fräulein Klara da, und dann fing sie an, über die Torheit der Schwestern zu toben und das unglückliche verlassene Kind zu beklagen!
»Aber meine Teuerste, regen Sie sich doch nicht so unnötig auf! Sie können den fatalen Irrtum Ihrer Fräulein Schwestern sehr leicht gutmachen, wenn Sie der Nichte telegrafieren! Wie viel Uhr ist es? – Eine Stunde ist der Zug erst unterwegs, Sie fassen ihn noch rechtzeitig ab, wenn Sie vielleicht an die sechste, siebente und achte Station depeschieren. Sicherheitshalber können Sie ja an mehrere Stationen zugleich abschicken!«
Klaras Augen funkelten Triumph. »Herrliche Idee! Tausend Dank, Liebste! – Ganz in der Nähe auf der Hauptpost ist ja ein Telegrafenamt – ich fliege, die Sache in Ordnung zu bringen – komme gleich zu Ihnen zurück!« – Und die Handschuhe vom Tisch raffend, sauste Fräulein Klara aus der Türe. Welch eine Genugtuung den Schwestern gegenüber, wenn sie deren unerhörten Lapsus noch rechtzeitig bemerkt und wieder gutgemacht hat! Und sie telegrafierte an sechs weitere Stationen.
Auch Schwester Martha entdeckte durch einen Zufall den Irrtum.
Sie, die solide, fromme, war direkten Weges nach Hause geeilt und fand daselbst auf dem Frühstückstisch einen Brief von Salomes Vater. Er gab noch einmal ausführlich die Reiseroute für die Tochter an, und legte es den Tanten besonders dringend an das Herz, sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie in Halle umsteigen müsse. Glühend heiß wallte es durch die Adern der Lesenden. Der Schreck schien sie sekundenlang zu lähmen, dann rang sie in ratloser Verlegenheit die Hände und lief im Zimmer auf und ab, sich mit den grausigsten Fantasien quälend, was für schreckliche Unannehmlichkeiten der Unglücksnichte in Merseburg erwachsen würden! Und sie, sie allein war an dem ganzen Unglück schuld! Wie konnte sie auch nur die Stationen verwechseln! Es war unbegreiflich! Und wie würden die Schwestern höhnen und spotten!
In ihrer Hilflosigkeit fing sie an bitterlich zu weinen, und dann bekam sie Herzkrämpfe, klingelte Sturm und jagte das Mädchen zum Arzt.
Dieser kam erst nach Stunden. Als er seine Patientin in trostlosem Zustand fand, forschte er nach der Ursache, und Fräulein Martha erzählte ihm mit brechender Stimme die schreckliche Verwechslung von Merseburg und Halle.
Der Doktor, ein sonst sehr ernster, teilnehmender Mann, begann so heftig zu lachen, dass Fräulein Martha vor Entrüstung wieder zu Kräften kam, ehe sie aber Worte fand, fuhr der Arzt kopfschüttelnd fort: »Und um solcher Bagatelle willen Ihre kostbare, teure Gesundheit alterieren, mein gnädiges Fräulein? Das ist ja der reine Selbstmord aus Pflichtgefühl! Die Sache ist ja so äußerst einfach, dank unsern Telegrafendrähten! – Wenn Sie gestatten, bringe ich die Angelegenheit sofort auf dem nächsten Amt (hier in unsrer Straße, in der Unfallstation befindet sich ja eines!) in Ordnung. Wenn wir an die letzte Station vor Merseburg oder sicherheitshalber an etliche der letzten Stationen telegrafieren, erreicht die Gegenorder noch völlig rechtzeitig Ihr Fräulein Nichte, und sie kommt wohlbehalten in Halle an!« – Der Sprecher zog sich eiligst hinter den Tisch zurück, denn Fräulein Martha hatte Miene gemacht, ihn in höchstem Entzücken zu umarmen. – Sie war auch sofort wieder so bedeutend viel wohler, dass sie in allen Tonarten die Schwestern anklagen konnte, sich nicht um die Reise der Nichte bekümmert zu haben. »Ich selber lebe ja der Welt so fern« – hauchte sie zum Schluss mit frommem Augenaufschlag, »habe so viel mit meinen Werken christlicher Liebe und der inneren Mission zu tun, dass ich keinen Sinn und keine Gedanken für anderes mehr habe!« Der Doktor bewunderte sie und empfahl sich schleunigst, um eine Depesche für Fräulein von Welfen an die letzten sechs Stationen vor Merseburg zu senden. – – –
Währenddessen hatte der Zug, in dessen einsamer Damencoupéecke Salome die interessantesten Abenteuer ersehnte und unmutig die Stirn krauste, weil sich absolut nichts außergewöhnliches ereignete, die dritte Station nach der Abfahrt erreicht.
Fräulein von Welfen lehnte am Fenster und schaute halb belustigt, halb indigniert auf eine sehr übermütige und sichtlich durch einen ergiebigen Frühschoppen höchlichst angeheiterte Gesellschaft. Es war der Männergesangsverein »Waldvöglein«, der mit teilweiser Damenbegleitung eine Kunstreise Unternommen hatte, und nun berauscht durch Erfolg und Alkohol der Heimat wieder entgegendampfte.
So erzählte wenigstens ein Herr seinen Mitreisenden; er stand vor der Türe des Nebencoupés und verzehrte eine Schinkensemmel, die er an dem Büffet erstanden.
Seine Augen huschten zum öftern zu Salome empor, deren reizendes Gesichtchen nicht nur ihm, sondern auch den fidelen Sangesbrüdern aufzufallen schien.
Die »Waldvöglein« flatterten wenigstens recht ausgelassen am Zuge auf und nieder, stürmten Bier- und Butterbrotbüffet und machten es sich zum besonderen Vergnügen, dem jungen Mädchen in dem Damencoupé zuzunicken und zuzutrinken. Zwei der Jünglinge schienen besonders lyrischer Stimmung zu sein.
Arm in Arm, bereits etwas unsicher gehend, pendelten sie vor dem Coupé auf und nieder.
Der eine, ein hagerer, grobknochiger Mensch, mit langgebogener, vorspringender Nase, die sich anscheinend mit dem spitz nach oben strebenden Kinn ein Rendez-vous geben wollte – Salome dachte mit spöttischem Lächeln: »Aha, der scheint der Kreuzschnabel unter den Waldvöglein zu sein!« und der andere, ein fettes, untersetztes kleines Kerlchen, im karrierten Frack d’amour, aus dem ein roter Taschentuchzipfel kokett hervorwedelte – dieser andere schien fraglos das »Rotschwänzchen« unter den Waldgenossen repräsentieren zu wollen!
Fräulein von Welfen musste unwillkürlich bei diesem Gedanken lachen – und der kleine Dicksack nahm es wohl für eine Avance, denn er breitete jählings die Arme aus, und sang mit schmetternder Stimme zu dem Damencoupé empor: »Komm herab, o Madonna Theresa!« – Lautes Gelächter und Beifall.
Des Rotschwänzchens Heiterkeit steckte an, die zurückströmenden Sänger der Kunst winkten huldigend zu der jungen Dame empor und stimmten johlend und gröhlend in den Gesang ein.
Da die Ovation harmlos war, lachte das Publikum, auch die Schaffner und der Bahnhofsinspektor, und Salome dachte vergnügt, »mein Gott, es kennt mich ja niemand hier!« und lachte auch mit, eine Freundlichkeit, die sämtliche Waldvöglein zu begeistern schien.
In demselben Augenblick aber – »war es Täuschung, ist’s ein Wahn?« – hörte sie laut ihren Namen rufen.
»Welfen!! Salome von Welfen! – Salome von Welfen!!« – Entsetzt riss sie das Fenster auf und neigte sich heraus. Ein Depeschenbote stürmte an dem Zug entlang. »Sie, Fräulein?«
»Ja – ja – ich bin’s!« stotterte Salome.
»Telegrafische Nachricht. Nicht in Merseburg, sondern erst in Halle umsteigen!«
»Danke bestens!« stotterte das junge Mädchen, blutrot vor Verlegenheit, und zog sich hastig zurück, um all den neugierigen Augen, die sie auf dem gefüllten Perron anstarrten, zu entgehen.
»Salome! Weeß Knebchen, se heeßt Salome! Hibscher Name! ›Komm herab, o Madonna Salooome!‹« schmettert er abermals los.
»Einsteigen! Einsteigen, meine Herren!« – drängte der Schaffner, die Pfeife schrillte – und die Sangesbrüder stürzten in wildem Schwarm nach der dritten Klasse zurück.
Gottlob es ging weiter!
Salome lachte hell auf. Also doch ein Abenteuer! Ein paar Herren hatten sich vor ihr Coupé gestellt und ihr eine Ovation durch ein Lied gebracht. Das würde guten Effekt in ihrem Briefe an Juliette und Lola machen. – Eine nähere Beschreibung der »Waldvöglein« war ja nicht nötig – »anscheinend waren es Studenten«, würde sie schreiben.
Und dann dachte sie über die Depesche nach, und wie sehr gut es doch von den Tanten war, ihr den Irrtum noch rechtzeitig zu melden.
Gut? – Je nun – es wäre ja vielleicht ganz amüsant gewesen, an falscher Station auszusteigen, wie viel hätte sich dabei erleben lassen! Sie wäre genötigt gewesen, selbstständig in einem Hotel zu übernachten, hätte sich selbstverständlich als russische Fürstin ausgegeben, die nur französisch sprechen kann und das Deutsche so originell und sehr gebrochen mit scharrrfem Rrrr – schnarrt! – Allerliebst! Wie man sie wohl angestarrt und mit devotesten Komplimenten bedient hätte. Entsetzlich dumm von den Tanten, zu telegrafieren. Salome fand die Idee, in Merseburg als russische Fürstin aufzutreten, so ausgezeichnet amüsant, dass sie sich gar nicht wieder davon trennen kann. Unsinn! Wer konnte es denn beweisen, dass ich die Depesche erhalten habe? Ich bekam gar keine! Wo ist sie denn? Was der Mensch mir zuschrie, habe ich in meiner Verwirrung gar nicht verstanden!
Ich spiele jetzt schon die Rolle der Fürstin Sobileff und verstehe kein Wort deutsch. Punktum – und in Merseburg steige ich aus. – Die Tanten haben es ja zu verantworten!
Salome lachte mit glühenden Wangen vor sich hin. Es war ein sehr spaßhafter Gedanke. Sie träumte sich mit all ihrer schwärmerischen überspannten Fantasie in dieses Abenteuer hinein.
Und der Zug sauste rastlos weiter. Dörfer und kleine Stationen flogen vorüber, und nach geraumer Zeit hielt man wieder an einer äußeren Station.
Die »Waldvöglein« mussten sich furchtbar durstig gezwitschert haben; kaum dass der Zug hielt, tönte auch schon ihr nicht gerade melodisches Gejohle nach »Kellner! Lagerbier!!« – aus den Wagen heraus, und einen Augenblick später wälzte sich der Schwärm in wüstem Durcheinander nach den Restaurationsräumen.
Salome sah den wenig ritterlichen Gestalten nach. Wie ekelhaft sind doch die Leute, wenn sie so zügellos heiter sind. Der deutsche Michel ist doch unverkennbar – wenn er sich »fühlt« und sich amüsiert, kann er nicht anders, er muss über die Stränge schlagen. Seine Heiterkeit wird gar zu leicht Roheit, seine »gehobene Stimmung« Flegelei! Wie anders der französische Schweizer! – Selbst in der Betrunkenheit bleibt er maßvoll.
Salome hatte die großen tires fédéraux in Lausanne erlebt. Ungezählte Menschenmassen aus der ganzen Schweiz strömten herbei, ein Volksfest im weitesten Sinne, wo alle Elemente, auch die niedersten und schlechtesten, vertreten waren, und während der ganzen Tage, während all der Nächte voll ungezügelten Lebens – nur zwei Messeraffären, deren Anstifter Italiener gewesen, wie die Zeitungen »stolz« berichteten. – Salome entsann sich noch lebhaft einer kleinen Begebenheit, die ihr tiefen Eindruck gemacht hatte.
Es war eine Straßenszene.
Eine Menschenmenge drängte sich um zwei »Schützen«, die vor einem Restaurant, auf offner Straße, einen Wortwechsel fortführten, der seine Veranlassung in dem Lokal gefunden hatte.
Beide Männer gehörten dem Arbeiterstande an, und beide hatten sichtlich ein Glas über den Durst getrunken. Obwohl sich beide in zitternder Erregung und feindseligster Stimmung befanden, schien doch eine Prügelei ausgeschlossen, da sie sich beide reserviert, in beinahe theatralischer Pose, gegenüberstanden.
Der eine schimpfte in französischer Sprache auf den andern ein. »Sie Schuft! Sie Ehrloser! Sie gemeiner Tagedieb! Sie Betrüger!« schrie er ihn mit geballten pausten an, und als er tiefaufatmend Luft schöpfte und eine kleine Pause machte, schob der andere hochmütig die Hand in die Brusttasche und sagte gelassen: »Haben Sie den Mut, vor all diesen anständigen Menschen Ihre unanständigen Worte zu wiederholen?«
»Unanständige Worte?« – brauste sein Gegenüber auf. »Wahre Worte sind es! – Und ich sage es Ihnen vor der ganzen Welt ins Gesicht, dass Sie ein erbärmlicher Wicht, ein Nichtswürdiger, ein Taugenichts sind! He, Sie! – Haben Sie verstanden?«
»Gewiss, mein Herr« – lächelte der andere verächtlich, »ich habe verstanden und weiß Ihnen nur eines darauf zu erwidern, dass Sie – eine sehr schlechte Erziehung erhalten haben! Bonjour, Monsieur!« sprach’s, wandte dem verblüfften Beleidiger stolz den Rücken und schritt davon.
Es waren Schweizer – und ein deutscher Herr, der neben Salome die Szene angehört hatte, sagte kopfschüttelnd zu seinen Begleitern: »Unfasslich. War das nun musterhafte Selbstbeherrschung oder Fisch