WEITERFÜHRENDE LEKTÜRE

Everitt, Anthony, Cicero: ein turbulentes Leben. Köln, DuMont-Literatur-und-Kunst-Verlag, 2003.

Gruen, Erich S., The Last Generation of the Roman Republic. Berkeley, University of California Press, 1955.

Scullard, H. H., From the Gracchi to Nero: A History of Rome from 133 BC to AD 68. New York, Routledge, 2010.

Stroh, Wilfried, Cicero: Redner, Staatsmann, Philosoph. München, Verlag C.H. Beck, 2016, 3. Auflage.

Syme, Ronald, Die römische Revolution: Machtkämpfe im antiken Rom. Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2003.

ANMERKUNGEN

1 Siehe: Marcus Tullius Cicero, Über die Kunst, ein Freund zu sein. Hrsg. v. Philip Freeman. FinanzBuch Verlag, München, 2019. Und Marcus Tullius Cicero, Über die Kunst, gut alt zu werden. Hrsg. v. Philip Freeman. FinanzBuch Verlag, München, 2019.

2 Eine der zahlreichen Schwierigkeiten bei der Übersetzung der Texte Ciceros besteht in der Wiedergabe des Wortes deus. Wenn Cicero über einen von mehreren Göttern spricht, verwende ich die Begriffe Gottheit oder Götter. Meint er jedoch offensichtlich jenen von den Stoikern propagierten einzelnen obersten Herrscher über das Universum, benutze ich den Begriff Gott. Offenbar hat dieses Problem schon zahllose Übersetzer vor mir beschäftigt, denn in den verfügbaren Übersetzungen existieren in Bezug auf dieses Wort die unterschiedlichsten Varianten. Immer wenn der Leser auf das Wort Gott in diesem Text stößt, sollte er sich vor Augen halten, dass Cicero zwar die Lehren der Juden kannte, aber natürlich keine Vorstellung von der späteren christlichen Bedeutung dieses Wortes hatte.

3 Die Akademiker, die hier von dem römischen Politiker und Priester Cotta repräsentiert werden, nahmen für sich in Anspruch, der Platonischen Akademie zu entstammen und betrachteten religiöse Überzeugungen mit Argwohn. Sie waren der Meinung, dass eine respektvolle Skepsis in Bezug auf das Göttliche die beste Lebensweise sei. In dem ersten Buch von Über das Wesen der Götter legt Velleius die Lehren der Epikureischen Philosophen dar, während Cotta vernichtende Kritik an seinen Ideen übt. Balbus beschreibt im Folgenden die Betrachtungsweise des Göttlichen aus der Sicht der Stoiker.

4 Quintus Ennius war einer der ältesten latinischen Dichter. Die Römer brachten ihm die gleiche Ehrfurcht entgegen wie die Griechen dem Homer. Sein Werk aus dem frühen zweiten Jahrhundert v. Chr. ist nur in Fragmenten erhalten.

5 Wesen aus der antiken Mythologie. Zentauren waren Mischwesen mit menschlichem Oberkörper und dem Rumpf eines Pferdes. Bei Chimären (griechisch: Chimaira) handelte es sich um eine Mischung aus verschiedenen Tieren. Häufig wurden sie als Löwe dargestellt, dem eine Ziege aus dem Rücken spross und dessen Schwanz aus dem Kopf einer Schlange bestand.

6 Im Jahre 496 v. Chr.

7 Perseus, der König von Makedonien, wurde im Dritten Makedonisch-Römischen Krieg im Jahre 168 v. Chr. von den Römern bei Pydna an der Küste der Ägäis geschlagen. Vatinius der Jüngere war ein Hauptmann unter Julius Caesar. Nachdem sein Großvater der Gerichtsbarkeit in der sabinischen Stadt Reate in den Bergen nordöstlich von Rom vorgestanden hatte, kehrte er offenbar in die Stadt zurück.

8 Eine Schlacht, die etwa im Jahre 560 v. Chr. in Süditalien stattfand. Olympia hingegen befindet sich in Südgriechenland.

9 Mopsos ist mutmaßlich der Seher, der Iason und die Argonauten auf ihrer Reise begleitete. Teiresias ist der berühmte blinde Seher Thebens, der häufig in griechischen Heldenepen und Tragödien Erwähnung findet. Amphiaraos war ein Seher aus Argos, der sich den Sieben gegen Theben anschloss. Bei Kalchas handelt es sich um jenen Propheten, der die Griechen nach Troja begleitete, während Helenos seine seherischen Kräfte auf trojanischer Seite nutzte.

10 Publius Claudius und Lucius Iunius, deren Flotte vor Sizilien Schiffbruch erlitt, waren im Jahre 249 v. Chr. römische Konsuln und zogen gegen Karthago in die Schlacht. An Bord römischer Schiffe war es üblich, Hühner für Weissagungen mitzunehmen. Wenn sie das heilige Korn fraßen, hielt man das für ein gutes Omen für die bevorstehende Schlacht.

11 Coelius Antipater war ein früher römischer Historiker, der über den Zweiten Punischen Krieg gegen Hannibal berichtete. Der Konsul Flaminius und seine Armee erlitten im Jahre 217 v. Chr. bei der Schlacht am Trasimenischen See nördlich Roms durch Hannibal eine vernichtende Niederlage.

12 Hierbei handelt ist sich um eine der beiden Versionen einer Geschichte, die Cicero von dem Auguren Attus Navius berichtet, der zur Zeit der frühen römischen Könige lebte. In der anderen Geschichte (in: De divinatione – Von der Weissagung 1.31) gelobte er, die größte Weinrebe den Laren zu opfern, wenn sie ihm dabei halfen, sein Schwein zu finden.

13 In einem feierlichen religiösen Ritual opferte man zum Wohle des Staates vor einer Schlacht den Göttern sein Leben. Publius Decius Mus erlangte durch seinen Opfertod vor der Schlacht von Sentinum gegen die Gallier im Jahre 295 v. Chr. besondere Berühmtheit.

14 Im Jahre 162 v. Chr.

15 Kleanthes war ein ehemaliger Boxer. Im dritten Jahrhundert v. Chr. folgte er Zenon als Schulleiter der Stoa nach.

16 Im Jahre 87 v. Chr. wurde der Konsul Gnaeus Octavius, ein Anhänger des Sulla, im Kampf gegen die Streitkräfte seines Mitkonsuls Cinna, eines Anhängers des Marius, getötet.

17 Publius Scipio Africanus verstarb im Jahre 129 v. Chr. Die Umstände seines plötzlichen Todes blieben ungeklärt.

18 Im 3. Jahrhundert v. Chr. war Chrysippos ein namhafter Philosoph der Stoa.

19 An anderer Stelle (De fato – Über das Schicksal, 7) behauptet Cicero, dass die Athener aufgrund des dort herrschenden, besseren Wetters klüger als die Bewohner Thebens sind, die in einer eher bewölkten Region leben.

20 Xenophon, Apologie des Sokrates, 1.4.8.

21 Die stoische Vorstellung, dass sich diese Eigenschaften unseres Körpers aus den vier Elementen speisen, hat ihren Ursprung bei Platon (Timaios, 42)

22 Zenon von Kition auf der Insel Zypern lebte in der Zeit kurz nach dem Tod Alexanders des Großen und gilt als Begründer der philosophischen Schule der Stoa, deren Argumentation Balbus hier vertritt.

23 Ciceros Quelle für diese Ideen entstammt wahrscheinlich den Schriften des Aristoteles (Historia animalium, 8.1; De partibus animalium, 4.7)

24 Timaios, 89.

25 Ein anderer Begriff für die oberen Luftregionen oder den Himmel.

26 Eine Vorstellung, die bei den frühen Griechen durchaus gebräuchlich war, obwohl Aristoteles sie für falsch hielt (Meteorologie, 2.2).

27 Aus einem verloren gegangenen Werk. Platon jedoch bringt die gleiche Vorstellung zum Ausdruck. (Timaios, 40).

28 Scipio Africanus der Jüngere (185/4-129 v. Chr.)

29 Manius Manilius hatte im Jahre 149 v. Chr. das Amt des Konsuls inne und war während der Belagerung Karthagos im Dritten Punischen Krieg Oberbefehlshaber der römischen Armee. Massinissa war der König Numidiens, eines Verbündeten Roms. Während des Zweiten Punischen Krieges Ende des vorherigen Jahrhunderts war er mit Scipio Africanus, dem Älteren – dem Adoptivgroßvater dieses Scipio hier – befreundet. Massinissa starb im Jahre 149 v. Chr. im Alter von etwa neunzig Jahren.

30 Der römische Dichter Ennius berichtete in seinen Annales, dass Homer ihm einmal im Traum erschienen sei und verkündet habe, der lateinische Schriftsteller sei eine Reinkarnation seiner selbst.

31 Beim Tode des Africanus war Scipio noch ein Kleinkind.

32 Diese spanische Stadt zerstörte Scipio im Jahre 133 v. Chr.

33 Tiberius Gracchus

34 Scipio wurde allerdings nie Diktator.

35 Laelius war Scipios bester Freund und bei der Nacherzählung dieses Traums anwesend.

36 Der Mond

37 Alle gebildeten Griechen und Römer wussten, dass die Erde eine Kugel war und keine Scheibe.

38 Ciceros Kosmos der neun Sphären war folgendermaßen aufgebaut: Die erste und äußerste Himmelssphäre enthielt die Fixsterne und rotierte von Osten nach Westen. Darunter befanden sich sieben weitere Sphären – Saturn, Jupiter, Mars, die Sonne, Venus, Merkur, der Mond – die von Westen nach Osten rotierten. Inmitten des Universums wiederum ruhte die neunte Sphäre – die unbewegliche Erde.

39 Die Vorstellung der Sphärenmusik geht mindestens bis auf Platon zurück und hat ihren Ursprung womöglich sogar schon bei Pythagoras.

40 Venus und Merkur

41 Katadupa (was im Griechischen so viel wie »Donnernde Wasserfälle« bedeutet) ist der erste Katarakt (was so viel wie Stromschnelle bedeutet) des Nils bei Syene (dem heutigen Assuan).

42 Die Anhänger der Stoa glaubten an die regelmäßig wiederkehrende Zerstörung der Erde durch Überflutung oder Feuersbrunst.

43 Die Vorstellung des Weltzyklus oder Großen Jahres hatte ihren Ursprung wahrscheinlich im antiken Griechenland, vielleicht sogar früher. Neben verschiedenen Schätzungen gab es diverse Berechnungen, nach denen ein Weltzyklus 3000, 12 954 oder 36 000 Sonnenjahre umfassen sollte. Cicero markiert den Beginn eines solchen Großen Jahres mit der Apotheose des Romulus, des Gründers Roms, die man herkömmlicherweise im ausgehenden 8. Jahrhundert v. Chr. ansiedelte. Wenn nicht einmal ein Zwanzigstel eines Weltzyklus zwischen dem Tod des Romulus und diesem Dialog im Jahre 129 v. Chr. vergangen ist, dann umfasst das Große Jahr Ciceros Auffassung nach mindestens 11 700 Sonnenjahre.

44 Dies und der folgende Abschnitt ist eine Übersetzung von Platons Phaidros 245C-246A.

DE NATURA DEORUM

(2.1– 44)

1. Quae cum Cotta dixisset, tum Velleius: »Ne ego« inquit »incautus, qui cum Academico et eodem rhetore congredi conatus sim. Nam neque indisertum Academicum pertimuissem nec sine ista philosophia rhetorem quamvis eloquentem; neque enim flumine conturbor inanium verborum nec subtilitate sententiarum si orationis est siccitas. Tu autem, Cotta, utraque re valuisti; corona tibi et iudices defuerunt. Sed ad ista alias, nunc Lucilium, si ipsi commodum est, audiamus.«

2. Tum Balbus: »Eundem equidem mallem audire Cottam, dum qua eloquentia falsos deos sustulit eadem veros inducat. Est enim et philosophi et pontificis et Cottae de dis inmortalibus habere non errantem et vagam ut Academici sed ut nostri stabilem certamque sententiam. Nam contra Epicurum satis superque dictum est; sed aveo audire tu ipse, Cotta, quid sentias.«

»An« inquit »oblitus es quid initio dixerim, facilius me, talibus praesertim de rebus, quid non sentirem, quam quid sentirem posse dicere?

3. Quod si haberem aliquid quod liqueret, tamen te vicissim audire vellem, cum ipse tam multa dixissem.«

Tum Balbus: »Geram tibi morem et agam quam brevissume potero; etenim convictis Epicuri erroribus longa de mea disputatione detracta oratio est. Omnino dividunt nostri totam istam de dis inmortalibus quaestionem in partis quattuor. Primum docent esse deos, deinde quales sint, tum mundum ab his administrari, postremo consulere eos rebus humanis. Nos autem hoc sermone, quae priora duo sunt sumamus; tertium et quartum, quia maiora sunt, puto esse in aliud tempus differenda.«

»Minime vero« inquit Cotta »nam et otiosi sumus et his de rebus agimus, quae sunt etiam negotiis anteponenda.«

4. Tum Lucilius: »Ne egere quidem videtur« in-quit »oratione prima pars. Quid enim potest esse tam apertum tamque perspicuum, cum caelum suspeximus caelestiaque contemplati sumus, quam esse aliquod numen praestantissimae mentis, quo haec regantur? Quod ni ita esset, qui potuisset adsensu omnium dicere Ennius ›aspice hoc sublime candens, quem invocant omnes Iovem‹—ilium vero et Iovem et dominatorem rerum et omnia motu regentem et, ut idem Ennius, ›patrem divumque hominumque‹ et praesentem ac praepotentem deum? Quod qui dubitet, haud sane intellego, cur non idem, sol sit an nullus sit, dubitare possit.