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© 2019 Thomas Hattemer

Covergestaltung, Herstellung und Verlag:

BoD - Books on Demand GmbH

ISBN 978-3-7481-0503-9

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Nach der 120-seitigen Ausgabe vom Januar 2001 (davon ca. 65 Seiten zum Gau-Algesheimer Zweig) und der 334-seitigen Ausgabe vom September 2006 (davon ca. 170 Seiten zum Gau-Algesheimer Zweig), jeweils mit dem Titel „Familie Hattemer“, gibt es nun mit diesem Buch eine dritte, 300-seitige Ausgabe (allein zum Gau-Algesheimer Zweig).

Die Berichte über die verschiedenen Zweige der Familie Hattemer sind mittlerweile sehr umfangreich geworden. Darum habe ich mich dazu entschlossen, die Familiengeschichten in mehreren Teilen bzw. Büchern darzustellen und auf den neuesten Stand zu bringen.

Hier im ersten Teil wird der Gau-Algesheimer Zweig der Hattemers (1501 erstmals in dieser Kleinstadt – im Rheinknie zwischen Mainz und Bingen – erwähnt) vorgestellt. Einige Korrekturen wurden vorgenommen, einige Fehler von fremden Autoren aufgezeigt. Es gibt gegenüber der Ausgabe von 2006 auch neue oder erweiterte Kapitel, u.a.:

Zahlreiche neue „Entdeckungen“ wurde im Februar 2012 in der Mainzer Wohnung gemacht, als der Autor ein halbes Jahr von der Arbeit pausierte.

Je mehr ausfindig gemacht wird, umso mehr hat man das Gefühl noch vieles Wichtige nicht entdeckt zu haben.

Biel (Schweiz), im Oktober 2018

Thomas Hattemer

Der Übergang von Hadamar zu Hattemer

Die Schreibweise des Familiennamens ist ständigem Wandel unterworfen gewesen. Sie startet bei Hadamar und Hademar, ändert sich nach Hadamer u.a. Formen und endet sowohl bei Hademer und Hattamer als auch bei Hattemer. Die Übergänge sind ablesbar in Kirchenbüchern, in denen denselben Personen mehrere dieser Varianten im Laufe ihres Lebens zugeordnet wurden. Diese Entwicklung ist nicht nur in Gau-Algesheim zu beobachten. Sogar die möglichen Ursprungsorte Hadamar bei Limburg an der Lahn und Haddamar bei Fritzlar in Nordhessen machen Schwankungen durch, die sich jedoch in engeren Grenzen bewegen und weitgehend auf Hadamar und Hademar beschränkt bleiben. Je weiter die Jahrhunderte fortschreiten, umso mehr setzt sich beim Familiennamen das Doppel-T gegenüber dem Einfach-D durch. Während der erste Vokal immer ein -A- bleibt, schwanken die beiden folgenden permanent zwischen -E- und -A-. In manchen Gegenden (Wittlich, Niederrhein) hat sich das -D- bis heute erhalten.

Der Ursprung des Familiennamens als Herkunftsname ist in der Schreibweise „Hadamar“ (z.B. 1618 in Gau-Algesheim) klar erkennbar. Die Stadt Hadamar bei Limburg an der Lahn ist für die Gau-Algesheimer wahrscheinlicher als das weiter entfernt gelegene Dorf Haddamar bei Fritzlar in Nordhessen.

Eine untergegangene Ortschaft „Hadamar“ wurde bisher noch nicht entdeckt, jedoch eine Gemeinde bei Soest in Westfalen, die schon einige Jahrhunderte „Hemmern“ lautet, jedoch ursprünglich „Hathemar“ hieß. Damit erhöht sich der Nervenkitzel der Herkunftsfrage, der noch gesteigert wird, wenn bedacht wird, daß „Hademar“ auch ein germanischer Vorname sein kann. Hinzu kommt „Hademarsbach“ bei Offenburg in Baden, das sich heute Oberhamersbach nennt. Ausschließen möchte man an dieser Stelle auch nicht „Hattem“ bei Zwolle in den Niederlanden oder die Ortschaft „Hadem“ bei Siegen. Das holländische Wort „Hattemer“ bedeutet übersetzt „Hattemsche“ z.B. „Hattemsche Bibliothek“ heißt „Hattemer Bibliotheek“. Heute gibt es zahlreiche Familien Hattemer in Deutschland und den USA, einige Familien Hademer und Hadamer in Deutschland, sowie Familien Hattamer in den USA. Auch in Frankreich und Argentinien stoßen wir auf bemerkenswerte Vertreter.

Die Schreibung Hattemer kommt 1554 in einer Musterungsliste zum ersten Mal in der kurmainzischen Kleinstadt Gau-Algesheim vor. 1655 trägt im katholischen Kirchenbuch von Bischoffsheim bei Straßburg im Elsaß der Pfarrer die Schreibung „Hattemer“ ein. Und 1671 kommt es in Mainz zum Debüt, als dort ein Alzeyer Bürger eine Schornsheimerin in der Kirche St. Ignaz ehelicht. Neben Hattemer und anderen Notierungen taucht bis etwa 1800 in Gau-Algesheim gelegentlich die ursprüngliche Schreibung Hadamar auf. Zum ersten Mal mit einem -T- anstatt -D- wird der Name 1214 bei einem Koblenzer Ritter notiert.

Gau-Algesheimer Zweig

Hervorzuhebende Personen sind

Erste Hattemer in Gau-Algesheim

Hengin Hademer (1501) vermutlich aus Hattenheim/Rheingau

In der ehemals kurmainzischen Kleinstadt Gau-Algesheim, zwischen Bingen und Ingelheim gelegen, ist die Familie, aus der eine Reihe überregional bekannter Personen hervorgehen werden, zum ersten Mal am 30.3.1501 auffindbar:1

Das heute noch aktuelle Jahr der Ersterwähnung wird erstmals 1955 in dem Buch „600 Jahre Stadt Gau-Algesheim“ (Herausgeber: Dr.Dr. Anton Ph. Brück) in einem Beitrag von Dr. Hellmuth Gensicke genannt.2

Hengin Hademer wird in dieser Urkunde mit einem Ackerstück „auf Leymen“ (d.i. Flurname in der Gau-Algesheimer Gemarkung) als Anlieger bezeichnet.3

In dieser Urkunde lassen Johann und Barbara Ingelheimer, Bürger zu Gau-Algesheim, die Mietzinsen für drei Gebäude (an der Bunen, in der Jorgengasse), Äcker und Weingärten auf Forderung der Mainzer Kartause durch Unterpfänder neu „beforchen“. Die „Beforchung“ erfolgt vor dem Gericht zu Gau-Algesheim unter seinem damaligen Schultheißen Junker Hans Reuß von Gundheim und den Schöffen.4 Durch die Maßnahme werden die Grenzsteine neu gesetzt oder überprüft.

Die Gemarkung „auf Leymen“ weist auf eine Lehmgrube hin, deren sandiger Ton zum Herstellen von Baumaterial diente. Der Gemarkungsname wird bereits im Jahr 1302 als „uffe deme leymen“ in einer Mainzer Urkunde genannt. 1355 heißt es dann „of leymen bij den nusbaumen“.5 Ferner in einer Verkaufsurkunde von 1382 „off dem leymen“.6

Die nächstgelegenen Gemeinden, in denen in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts Hademers leben, sind Hattenheim und Lorch im Rheingau sowie Mainz. Das Hauptargument für die Herkunft des ersten Gau-Algesheimer Hattemer aus Hattenheim im Rheingau ist:

Nebenargumente sind:

Die Feststellung des berühmten Nachschlagewerkes „Deutsches Namenlexikon“ von Hans Bahlow, „Hattemer“ leite sich von dem Ort Hattenheim ab, bekommt durch die neue Quellenlage eine allen Recht gebende Bedeutung. Beigepflichtet bekommt Bahlow von Max Gottschald, der in seinem Buch „Deutsche Namenskunde - Unsere Familiennamen“ unter „Hattemer“ stehen hat: „ON. (Ortsname) Hattenheim, [bei] Wiesbaden. Hett(e)mer“.

Eventuell war die Mainzer Hochzeit des Alzeyer Hutmachers Peter Hattemer mit Susanna geborene Brandbeckh aus Schornsheim im Februar 1671 der Anstoß für Stephan Schalk zum Wechsel. Pfarrer Caspar Volmer traute das Paar in der Mainzer Kirche St. Ignaz. Bei einem jährlichen Treffen der beiden Pfarrer hätte ein Austausch dieser (nicht unbedingt notwendigen) Information stattfinden können. Daraufhin - oder unabhängig davon - wäre eine Befragung der Gau-Algesheimer Hademer nach ihrer Herkunft durch Schalk mit einer präzisen Antwort vorstellbar. (Peter Hattemer aus Alzey wird übrigens nach 1671 bei den Taufen seiner Kinder in St. Quintin in Mainz wieder als Peter Hademer notiert.)

Die Anfänge der Hademers in Gau-Algesheim scheinen bescheiden gewesen zu sein. Noch 1618 zählen sie nach der Größe ihres Eigentums zu der breiten Unterschicht. Erst im Laufe des 17. Jahrhunderts gelingt durch Einheirat in wohlhabende Familien der soziale Aufstieg einiger Hattemer-Linien. Zuvor schon bildet der hauptamtliche Organist Johann Hademer im 16. Jahrhundert eine Ausnahmeerscheinung, der eventuell ein Enkel oder Urenkel dieses Hengin Hademer war und sich als erster Musiklehrer des berühmten Augsburger Komponisten Christian Erbach ein Denkmal setzte.

Jobst Hattemer (1554) in einer Musterungsliste

Am 11. und 12. Nov. 1554 werden 155 wehrfähige Männer in Gau-Algesheim (zwischen 21 und 80 Jahren) durch einen kurmainzischen Hauptmann gemustert. Als einzigen Hattemer der gesamten Liste, die auch andere Orte des Amtes Algesheim wie Ockenheim und Gau-Bickelheim erfaßt, finden wir einen Jobst Hattemer.8 Er ist unter der Waffengattung Hellebarden9 verzeichnet.

Weitere Waffengattungen sind die Inhaber der Büchsen (Gewehre), der Langspieße und der Schweinspieße. Alle kommen zu etwa gleichen Teilen vor. Interessant ist an der Musterungsliste von 1554 die Schreibweise, die identisch ist mit der heutigen. Das Dokument ist das älteste mit der Schreibung „Hattemer“!

Die Musterung selbst wird kurz vor dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 in Gang gesetzt. Anscheinend wurde mit einer bewaffneten Auseinandersetzung gerechnet. Zuvor konnte der Überfall des Grafen von Brandenburg-Kulmbach im Sommer 1552 auf die Bischofsstadt Mainz und das kurmainzische Hinterland bis Bingen, was zwangsläufig auch Gau-Algesheim in Mitleidenschaft zog, nicht verhindert werden.10

Jobst Hattemer (*um 1520 +nach 1554) dürfte der Vater des Organisten Johann Hademer (*um 1545 +1607) und des Landwirts Matthias Hadamar (*um 1555 +vor 1609) gewesen sein. Matthias’ Sohn ist wahrscheinlich Philipp Hadamar (*um 1590, +nach 1640). Dieser Philipp und seine Frau Anna Maria „retten“ mit ihren drei oder vier11 erwachsenen Söhnen den Familiennamen durch den Dreißigjährigen Krieg. Denn Philipp Hadamar ist 1618 der einzige männliche Namensträger in Gau-Algesheim, abgesehen von seinen eigenen Kindern.

Nebenbei bemerkt sind gegen Ende des 2. Weltkriegs durch Luftangriff zwei Steuerlisten aus dem 16. Jahrhundert (auch Gau-Algesheim betreffend) im Archiv in Darmstadt vernichtet worden. Von der älteren Steuerliste aus dem Jahr 1541 haben sich nur die Namen der Steuerpflichtigen aus der Stadt Mainz erhalten. Nun bleibt zu hoffen, daß dieses Schicksal nicht auch die 1554iger Musterung im Archiv in Würzburg ereilt, weil in dem sehr dicken Buch nicht nur Gau-Algesheim, sondern wohl fast das ganze Erzstift Mainz berücksichtigt ist.


1 Mainzer Regesten: Urkunde der Kartause vom 30.3.1501

2 siehe dort Seite 37. Dr. Ludwig Hellriegel (1979-1997 Pfarrer in Gau-Algesheim) nennt 1501 als Jahr der Ersterwähnung in Band 17/1985 „Frater Josef Hattemer; Friedrich W. Schmitt“ auf Seite 25. Das Jahr 1451 hatte er zuvor nur als Schätzung angenommen.

3 Hengin [sprich: Hennschinn] ist wie Henne eine abgewandelte Form von Hans bzw. Johann(es). Zum Beispiel wurde Gutenberg in einer Urkunde auch Henchin Gensfleisch genannt.

4 Der Schultheiß entspricht dem heutigen Bürgermeister, wenngleich er wie die Schöffen, die heutigen Stadträte, nicht frei vom Volk gewählt, sondern vom Kurfürsten bestimmt ist.

5 Gondolf: Die Flurnamen der Gemarkung Gau-Algesheim, S.162

6 Brilmayer: Geschichte der Stadt Gau-Algesheim, S.37

7 Herr Arnold Avenarius-Herborn (Vorsitzender der Carl-Brilmayer-Gesellschaft) hat mir in einem Brief Mitte 2005 die gleiche Handschrift vor und nach 1672 bestätigt.

8 Bayerisches Staatsarchiv Würzburg, MRA 217/6

9 Helmaxt, langer Schaft mit Lanzenspitze, nach den Seiten mit axtförmiger Klinge und hakenartiger Wehr, Landsknechtswaffe des 15./16. Jahrhunderts.

10 Brilmayer: Geschichte der Stadt Gau-Algesheim, S.15f.

11 Johann und Philipp (*vor 1618) sind die Söhne; Peter (*um 1620/30) und Martin (*um 1630) sind vermutlich weitere Söhne.

Gau-Algesheimer Urkunden 1489, 1501 und 1554

Namen in Gau-Algesheimer Urkunde von 1489 (kein Hattemer)

Verkäufer: Peter Seligk und seine Frau Else; Cles Oler und seine Frau Margret

Schultheiß: Hanß Rueß von Guntheym

Schöffen: Hans Wolf von Waldertheym; Peter Decker; Cles Drost; Ocken Henrich; Henn Oler; Peter Hartkese; Adam Suerbecker; Peter Wygell

Anlieger: Henn Antze; Contz von Assenheym; Herr Niclas Patze; Henn Becker; Jacob Bender; Jorg von Berckheym; Peter Plat; Peter Decker; Cles Detzenbach; Cles Drost; Voits Henn; Phylips Geyl; Peter Gemperlin; (Adam uff) Gryffenclae; Der Jung Hartkes; Herterich; Hertgin; Peter Huntschbecher; Henn Ingelnheymer; Henn von Kamberg; Henn Kercher; Peter Katzman; Herman von Kemell; Junker Hans Knoch (Kuoch); Henn Kulman; Herman von Lyndauwe; Manschyn; Martin; Contz von Mentz; Endres Metzler; Der Müller; Henn Oler der Junge; Rißhen; Cles Rockenstro; Cles Runckel; Adam Snorbecher; Das Spital; Springinkle; Henn Ulner; Anthys Wackernheymer; Jeckel Studen.

Namen in Gau-Algesheimer Urkunde von 1501

Eigentümer: Henne Ingelnheymer und seine Frau Barbara

Schultheiß: Junker Hanss Russe von Gonthunn

Schöffen: Peter Harckuss; Adam Snorbecker; Peter Wolff; Clese Troist; Mertins Petir

Angrenzer: Hanss Nawmanne; Stern Clesen; Henne Gossel; Clas von Werstadt; Crismann Massenheymer; Cles Ruckenstroe; Anthis Wackermer; Gadamers Dvna; Diedrich Schirmer; Culmans Henne der Müller; Hengin Hademer; Karlsbecker; Hanss von Landaw; Hannss von Sprendlingen; Herman von Lindaw.

Musterungsliste (auch Gau-Algesheim) von November 1554

In der Musterungliste aus dem Staatsarchiv Würzburg, auf die mich Herr Gondolf aus Gau-Algesheim hingewiesen hatte, stehen folgende Männer zwischen 21 und 80 Jahren drin. Die Liste kann annähernd als Einwohnerverzeichnis der Stadt Gau-Algesheim verstanden werden, so wie es die erste echte Einwohnerliste von 1618 ist.

(Das „+“ vor dem Namen kennzeichnet die in den Krieg „ausziehenden Personen“):

Waffengattung 1: „Büchsen“ (Gewehre)

1) Dam Ditz. rüstung  
2) Cosman Eppelbaum  
3) + Conradt Laidenborn (Nach: Leidenborn/Westeifel)
4) + Paulus Heßlich  
5) Niclaus Harrkes  
6) Peter Becker  
7) Michel Ehrbach. rüstung (Nach: Erbach/Rheingau)
8) Niclaus Agarten. rüstung  
9) + Jobst Werstatt (Nach: Wörrstadt/Rheinhessen)
10) Cosman Peckerhenn (1563: Schöffe Cosman Beckerhenn)
11) Theis Halman (1563: Schöffe Theis Heyllman)
12) Hanns Jung Ingelheimer (Nach Ingelheim)
13) Hennchen Schwobenheim (Nach: Schwabenheim)
14) + Jors Zaiyzhaim (Nach: Zeuzheim bei Limburg)
15) + Hanns Birkebach  
16) + Cosman Gamberger (Nach: Camberg/Taunus)
17) + Peter Jungeider  
18) + Wendeling Dietz  
19) + Peter Krumbda  
20) Hanns Schwindt  
21) Dippert Schwartz  
22) Theis Lay  
23) Johann Lebrockh (1530: Schöffe Johann Lebereck)
24) Conradt Lotz  
25) Curion Spai (Nach: Spay/Mittelrhein)
26) + Hanns Metzler  
27) + Peter Dromershaim (Nach: Dromersheim)
28) + Conradt Springruckler  
29) Philips Deusser  
30) + Peter Bostmer  
31) + Peter Braunfelsz (Nach: Braunfels bei Wetzlar)
32) Claus Nauhenndorff  
33) + Hanns Schwartz  
34) + Dam Eltsz (Name z.B. von: Elz bei Limburg)
35) + Hanns Schreiner  
36) Dam Metzler  
37) Dham Steinbach  
38) + Hanns Bluemenschain  
39) + Philips Harckes  
40) + Philips Zimmerman ---- Axt.  
41) Hanns Zimmerman ---- Axt.  

Waffengattung 2: „Langspieß“

1) Bechtoldt Merten. rüstung (1560, 1563: Schöffe Bechtold Martin,
  1578: Unterschultheiß)  
2) + Velten Stern. rüstung  
3) Peter Heuxhaim. rüstung  
4) Wendeling Detzenbach  
5) + Henn Walnau. rüstung (Nach: Weilnau/Taunus)
6) + Bartel Jungeiden. rüstung  
7) + Hanns Melman. rüstung  
8) Peter Schwert  
9) Pauls Eppelman. rüstung  
10) + Hanns Zailfuesz. rüstung  
11) + Wolff Olmer. rüstung (Nach: Nieder-/Ober-Olm bei Mainz)
12) + Lorentz Hirbart. rüstung  
13) Hanns Becker. rüstung  
14) Hartman Hollfelth  
15) + Velten Oler  
16) + Hainrich Rulshausen  
17) + Thomas Gemperlein. rüstung  
18) + Peter Weißkopp  
19) Conradt Schneider  
20) Best Martin. rüstung  
21) + Peter Ehrbach. rüstung  
22) + Claus Ebstain (Nach: Eppstein/Taunus)
23) + Hanns Khall  
24) + Hanns von Lohr  
25) + Hanns Ortenberger (Name z.B. von: Ortenberg/Wetterau)
26) + Theis Dromershaim  

Waffengattung 3: „Hellebarten“

1) Hainrich Drap. rüstung  
2) + Sitert Germershaim. rüstung (Nach: Germersheim/Pfalz)
3) + Hanns Rehlinger. rüstung  
4) Cosman Rodensberg  
5) + Christman Wollfshaim (Nach: Wolfsheim/Rheinhessen)
6) Diehl Moller  
7) + Johann Saltz  
8) Matthes Masenhaim (Nach: Massenheim bei Wiesbaden)
  (1560: Schöffe Matthes Massenheim)
9) Hainrich Hirbell (1563: Schöffe Heinrich Herbell)
10) + Corion Schumacher  
11) Hanns von Hauste  
12) Johann Jungeiden  
13) Hanns Rumpeleicher (1530: Schöffe Hans Rumpenheimer,
  1560: Unterschultheiß Hans Rumpelheimer, 1563: Unterschultheiß Hans Rumpellmer)
14) Niclaus Schwartz  
15) Claus Dromershaim  
16) Velten Vollman  
17) Hanns Lauttert  
18) Dhill Jungeiden  
19) Hennchen von Ingelhaim  
20) Jobst Hattemer (Nach: Hattenheim/Rheingau, Hadamar
  bei Limburg/Lahn bzw. Haddamar bei Kassel)
21) Herman Lohr  
22) Clos Ehemel  
23) Johann von Holzhausen (Nach Holzhausen bei Schwalbach)
24) + Haintz Schwalbach (Nach: Schwalbach/Taunus)
25) + Hanns Ellar (Nach: Ellar/Westerwald)
26) + Jacob Schwindt  
27) Matthes Risberg  
28) Velten Eppelman (1571: Schöffe Velten Appelman)
29) Lorentz Drapp  
30) Clos Rauennthall (Nach: Rauenthal/Rheingau)
31) + Wendeling Stern  
32) + Thomas Dieffebach  
33) Velten Steffan  
34) Hainrich Schnürck  
35) Philips Sanndthoff  
36) Paulus Diedershaim (Nach: Dietersheim/Rheinhessen)
37) Peter Hannkes  
38) Berhtoldt Olm  
39) Weippert Schneider  
40) Hanns Huff  
41) Hanns Stern  
42) Hanns Bademecher (1560: Bürgermeister Jörg Padenmacher)
43) + Thomases Lautter  

Waffengattung 4: „Schweinspieß“

1) Peter Strosthneider. rüstung  
2) Wendel Hirwart  
3) Enndres Eltzbach  
4) Ludwig Plofelde  
5) Jobst Schlichter  
6) Caspar Schwobenhaim  
7) Velten Berkhelmer  
8) Henn Plainich (Nach: Planig bei Bad Kreuznach)
9) Laup Möell  
10) Hanns Köell  
11) Diether Schornshaim (Nach: Schornsheim/Rheinhessen)
12) Hennchen Waloff (Nach: Walluf/Rheingau)
13) Christman Bender  
14) Jors Asmeszhaim  
15) Hainrich Schneider  
16) Hanns alt Ingelhaimer  
17) Corion Plainich  
18) Thomas Pecker  
19) Gebell von Alzhaim (Nach: Alsheim/Rheinhessen)
20) Martin Metzler  
21) Corion Ockennhaim (Nach: Ockenheim bei Gau-Algesheim)
22) Weigel Rolshausen  
23) Fritz von Ingelhaim  
24) Adam Pecker  
25) Endres Ott  
26) Peter Berolt  
27) Wernherr Vellens  
28) Jacob Wendelshaim (Nach: Wendelsheim/Rheinhessen)
29) Hanns Schmidt  
30) Hennchen Ehrbach  
31) Philips Juncker  
32) Claus Bauer  
33) Claus Weißkop  
34) Peter Krenntz  
35) Jacob Madern  
36) Chilian von Appenhaim (Nach: Appenheim/Rheinhessen)
37) Steffan Ribell  
38) + Dham Rauennthall  
39) Claus Winckel (Nach: Winkel/Rheingau)
40) Velten Schwalbach  
41) Johann Diffebach  
42) Silester Wackenhaim (Nach: Wackernheim/Rheinhessen)
43) Hanns von Siegen  
44) Caspar Rauennthall  
45) + Claus Ehrbach  

Erläuterung zu seltenen Vornamen:

  1. Dam, Dham: Damian, einer der beiden Schutzpatrone der G.-A. Pfarrkirche
  2. Cosman: auch Cosmas, der zweite Schutzpatron
  3. Corion: Cop(p)rion, aus der Nibelungensage, wo der Riese Kuperan als Hüter des
    Drachensteins von Siegfried erschlagen wird12
  4. Gebell: Gabriel13
  5. Sittert: Sittard, Ortsname am Niederrhein, friesischer Personenname14
  6. Laup: Lauprecht
  7. Dippert: Dibbert, altfriesischer Personenname15
  8. Best: Best(gen), Kurzform im Rheinland zu Sebastian16
  9. Jobst: Jobst, Mischform aus Job (Hiob) und Jost (Jodocus)17
  10. Theis: Matthias
  11. Weippert: auch Weip(p)recht, Wep(p)ert, süddeutscher Personenname18

In dieser Liste findet sich kein „Hellmeister“ oder „Vogel“, obwohl diese Familien zu jener Zeit schon in Gau-Algesheim existieren. Daher werden Ende 1554 von diesen beiden Familien nur Minderjährige in der Stadt gelebt haben.

Ausschnitte aus der Musterungsliste von 1554 (folgende 3 Fotos):

Leider sind bei dem Brand des Gau-Algesheimer Rathauses 1632 auch städtischen Urkunden vernichtet worden. Darum haben sich Informationen über die Bürger der Stadt durch Quellen erhalten, die damals schon in Mainz oder anderswo gelagert wurden. Das Gau-Algesheimer Gerichtsbuch beginnt erst nach 1632.

Andere Gemeinden wie Hofheim am Taunus hatten da wesentlich mehr Glück. Ihr Gerichtsbuch behandelt die Zeit ab 1425.

Das Gerichtsbuch der Gemeinde Hattenheim im Rheingau ist erst durch einen Fliegerangriff auf Rüdesheim am Rhein im 2. Weltkrieg vernichtet worden. Wohl darum hat der damalige Geistliche in Hattenheim 1948 in einer Druckerei in Mainz-Finthen das Schröderschaftsbuch drucken lassen, damit dieses wenigstens dauerhaft der Nachwelt erhalten bleibt. Die jährlich wechselnden zwei Bürgermeister von Hattenheim im 15. Jahrhundert, entnommen aus dem Gerichtsbuch, haben sich trotzdem erhalten, weil der Geschichtsforscher Roth diese um 1900 in seinen Quellenwerken zum Rheingau überliefert hat.


12 Bahlow: Deutsches Namenslexikon, S.303 unter „Kup(p)rion“

13 Bahlow: Deutsches Namenslexikon, S.159 unter „Gebel“ und ausführlicher S.153 unter „Gäbel“

14 Bahlow: Deutsches Namenslexikon, S.487 unter „Sittard“

15 Bahlow: Deutsches Namenslexikon, S.92 unter „Dibbern“

16 Bahlow: Deutsches Namenslexikon, S.58 unter „Best(gen)“

17 Bahlow: Deutsches Namenslexikon, S.265 unter „Jobst“

18 Bahlow: Deutsches Namenslexikon, S.552 unter „Weip(p)recht“

Gau-Algesheimer Hattemer vor 1501 aus Hattenheim/Rheingau

Zwei nicht verwandte Familien Hademer in Hattenheim (1438-nach 1483)

Es existieren in Hattenheim (Gemeinde zwischen Rüdesheim und Wiesbaden) im 15. Jahrhunderts zwei - wohl nicht miteinander verwandte - Familien „Hademer“.

Die ältere der beiden Familien hat sich 1438 und nach 1479 überliefert:

1438 geschieht dies im sogenannten „Hattenheimer Seelbuch“, in dem alle Einwohner des Weindorfs am Rhein, die Abgaben zu leisten haben, aufgeführt sind. Etwa in der Mitte des Schriftstücks wird 3x ein Peter Hademar genannt:

„Item (lat. = Ferner), ein Pfund Heller gibt Peter Hademar (...) von einem Wingert auf dem Boxberg“

„Item, acht Pfund gibt Peter Hademar von einem Morgen Wingert auf dem Rodenberg“

„Item, ist zu wissen, daß Johannes Duppenhäuser (Name von: Ort im Rheingau, heißt heute Marienthal) gesagt hat, wo die obengenannten 25 Pfund der Kirche (...), so hat er (...) zu Unterpfand ein Morgen auf dem Rodenberg, neben Peter von Hademar gen Wald und neben Großhen gen Dorf, und es stößt auf den Wingert des Meisters Hengin Stuber.“ (Stuber von: Badestube)19

Am 25.4.1479 erfahren wir aus dem Schröder-Bruderschafts-Buch der Gemeinde Hattenheim, daß ein Klaus Bys (von altnordisch „bisa“: tüchtig anstrengen) acht Schilling von Haus und Hof, die er bewohnt, zu Zins der Bruderschaft gibt. Diesen Zins hatte die Schröderbruderschaft vormals von Hentzgin Roß gekauft. Das Anwesen liegt neben Henneln nach Erbach zu und vor Emel Bys nach Östrich zu. Nach 1479 wohnen nacheinander Simon Visser (Fischer), Hans Küle (Küle von: runder Berggipfel, Kopf, Helm) und Jörg (Georg) Hademar auf dem Grundstück und zahlen den Zins.20 Wann der letzte Eintrag getätigt wurde, kann nur abgeschätzt werden anhand der Tatsache, daß die jüngsten Datierungen im Schröderschaftsbuch in das Jahr 1530 fallen. Ein genauer Vergleich von Handschriften im Original ließe den Zeitraum sicher genauer eingrenzen.

Die jüngere der beiden Linien wird 1483 ausgemacht:

Die Familie „Langhen von Hadamar“ wird einzig am 18.12.1483 (Montag nach St. Lucia) verewigt:

Hen von Hadamar, genannt Langhen Hen (Hans, Johann), und seine Frau Mergen (Margarethe) kamen an diesem Tag zu den Schrödern und den Meistern der Schröder und liehen sich fünf Gulden, 24 Albus je Gulden. Sie sollen jährlich auf St. Martinstag sechs Albi zahlen. Als Unterpfand stellt das Ehepaar einen halben Morgen Wingert in dem Grabenfeld gen Östrich vor Hen Metzelers Stück, nach Hattenheim zu, vor dem Pfarrer von Hallgarten seinem Stück. Er gibt Zins zwölf Heller dem Nikolaus Zeller. Den Eheleuten steht es frei, zu irgendeiner Zeit die fünf Gulden zurückzubringen und damit ist die Schuld abgetragen.“21

Eine ganze Reihe von Hattenheimer Bürger übernahm nacheinander die Summe von fünf Gulden zu eigener Verwendung und bezahlte dafür jährlich den entsprechenden Zins an die Schröder. Dies waren:

  • Hans Ysenach (Name von: Eisenach, Stadt in Thüringen oder Dorf bei Welschbillig, Trierer Raum)
  • Rudolf Nessen (Name von: Agnes)
  • „der Hirt“
  • Michael von Diffenbach (Name von: Obertiefenbach bei St. Goarshausen oder bei Limburg)

Dies läßt den Schluß zu, daß die Familie „Langhen von Hadamar“ relativ schnell sich der Verpflichtung entledigte, indem sie die fünf Gulden an Hans Ysenach abtrat. Möglicherweise wandert diese Familie um 1490 nach Gau-Algesheim aus. Der Ausdruck nach dem „genannt“ ist oft der Familienname: Hen von Hadamar, genannt Langhen Hen bedeutet also, daß ein Hen Langhen aus Hadamar stammt und dort bereits den Namen Langhen getragen hat.

Verlockend wäre es, die Familie Langhen in Hadamar (bei Limburg) zu untersuchen. Allerdings muß dazu leider kommentiert werden: Obwohl es in Niederhadamar weit weniger Einwohner gab/gibt als in (Ober-) Hadamar, so sind wesentlich mehr Personen aus Niederhadamar im 15. Jahrhundert überliefert. Das hängt mit der Vernichtung einer Großzahl von städtischen Urkunden Oberhadamars zusammen, und zwar während des Stadtbrandes 1540. Es findet sich auch deswegen keine Familie Langhen mehr.

Nur in den umliegenden Orten werden wir noch fündig, so 1466 und 1563 in Obertiefenbach, 1477 in Cramberg, 1499 in Kirschhofen und etwa 1490 in Seck.22 Ferner im Jahr 1483 in Oberselters.23 In der Weilburger Zehntverpachtung von 1476 und im Weilburger Gültregister von 1507 sehen wir noch einmal den Langhen zu Kirschhofen.24

Ganz ausschließen kann man jedoch nicht, daß „Langhen“ die Bezeichnung für den Vater des Hen von Hadamar war und doch eine direkte Verwandschaft mit dem 1438iger Peter Hademar besteht. Ansonsten bliebe noch die Ortschaft „Langenhain“ bei Hofheim am Taunus eine Option. Doch wie aus einem Hofheimer Gerichtsbuch zu jener Zeit ersichtlich müßte der Familienname dann exakt wie der heutige Ortsname geschrieben werden oder „Langehanne“ bzw. „Langenhanne“ heißen. Stammt die Bezeichnung von der Körpergröße ab, dann sind statt „Langhen“ auch Namen wie „Großhen“ und „Rißhen“ denkbar. In einer Gau-Algesheimer Urkunde vom 2.1.1489 finden wir immerhin einen Rißhen.25 Doch gibt es in Gau-Algesheim leider keine Kombination beider Nachnamen. Insgesamt werden acht Personen auch in der Urkunde vom 30.3.1501 genannt, drei davon sind ihre Pflicht tuende Schöffen, fünf sind Anlieger.

Familie Hademer in Lorch/Rheingau (1449-1506)

Zäumt man das Pferd in Lorch von hinten auf, so beginnt man am 17.12.1506 bei einem Werner Hademer, der zusammen mit Peter Nickel die Gemeinde in einem Haingerichtsentscheid zwischen dem Kloster Eberbach und Obergladbach wegen gewisser Abgaben des Dorfes vertritt.

Auf Veranlassung des Friedrich von Stockheim, Vizedom im Rheingau, wird eine einvernehmliche Regelung zwischen dem Abt und dem Schultheißen getroffen. Weitere Zeugen sind einige Adlige des Rheingaus und jeweils ein bis zwei bürgerliche Vertreter aller Gemeinden des Rheingaus. Dazu gehörte damals noch Gau-Algesheim, sodaß wir dort einen Hans Metzeler und einen Heinrich Becker finden. Im Übrigen schickt Hattenheim, wo es zu jener Zeit auch Hademer gibt, nur eine Person zur Teilnahme an der Schlichtung des Streits, und zwar einen Ludwig Metzeler.26

Ein Jacob Hadamer aus Lorch schreibt sich im Sommersemester 1464 an der theologischen Fakultät der Universität Leipzig ein. Er wird für den Baccalaureus der Theologie vorbereitet, wie mehr als 150 weitere Studenten, und zwar von dem Rektor Johannes Fabri aus Rüdesheim. Auf eine persönliche Nähe zu dem Rektor kann geschlossen werden, weil „Jacobus Hadamer von Lorch“ an erster (!) Stelle der Studentenliste steht.27

Trotz der zahlreichen Lorcher Urkunden finden wir nur noch einen weiteren Hademar: Am 1.1.1449 verkaufen der Lorcher Schneider Henchin von Hademar und seine Gattin Grede dem Frank Heintz(gin) und dessen Gattin Grede sechs Gulden jährlichen Zins und verpfänden dafür ihre Weinberge in der Niederflur.28

Woher die Lorcher Hademer kommen ist ungewiß. Würde man sich an der Herkunft von vornehmen Gemeindemitgliedern orientieren, so könnte das einerseits die Herkunft des Ritters Heinrich von Staffel sein, der ab 1445 in Lorch erwähnt wird und dort zwischen Anfang 1469 und Ende 1472 Schultheiß ist. Der Familie Staffel gehörte unter anderem der romantische Flecken Balduinstein an der Lahn, wo ein Hengin Hademer vor 1473 gelebt hatte. Andererseits wird zwischen 1400 und 1440 mehrmals der Lorcher Priester Heinrich Sander aus Fritzlar überliefert.29 (Auch in einer anderen Gemeinde des Rheingaus zelebrierte zu jener Zeit ein Priester aus Fritzlar die Messen.) Dieser Umstand könnte sogar eine Herkunft der Lorcher Hademer aus Haddamar bei Fritzlar begünstigen. Es gibt tatsächlich seit dem 13. Jahrhundert Familien „Hademer“ in den Städten Fritzlar und Kassel sowie im nordhessischen Umland. Ein Antrieb zur Auswanderung aus Haddamar bei Fritzlar könnte die 1425iger Verwüstung des Dorfes durch Mainz in einem der mainzisch-hessischen Kriege gewesen sein. Doch weitere Beziehungen zwischen Lorch und Hadamar bei Limburg weisen eher auf die kürzere Herkunftsdistanz. So ist z.B. ein Matthias aus Lorch katzenelnbogischer Landschreiber auf dem Westerwald (1462 bis 1486) und Amtskeller in Hadamar.30 Dazu gibt es noch zahlreiche andere personelle Verknüpfungen zwischen Lorch am Mittelrhein und Hadamar bei Limburg.

Personelle Beziehung zwischen Gau-Algesheim und Lorch

Zu Lorch im Rheingau hatte Gau-Algesheim vor 1501 allem Anschein nach mindestens über die Familie Nickel eine Beziehung: Ein Peter Nickel war nachweislich 1478 Schultheiß in Gau-Algesheim. Er könnte aus Lorch stammen und ein Verwandter desjenigen Peter Nickel sein, der 1506 zusammen mit Werner Hademer die Gemeinde Lorch vor Gericht vertrat (s.o.).

Wenn wir in den Lorcher Urkunden die Familie Nickel verfolgen, dann finden wir nur im Dezember 1456 unter den Schöffen der Stadt einen Peter Nickel31, der mit dem Gau-Algesheimer Schultheißen identisch sein mag. Denn schon 1457 ist ein Peter Nickel Schöffe in Gau-Algesheim.32

Unter den Urkunden des Klosters Eibingen verewigte sich 1486, 1487 und 1491 Diele Nickel als Schöffe in Lorch, vielleicht Vater des 1506er Peter Nickel.33

Ungewisse Herkunft der älteren Hattenheimer Hademer (vor 1438)

Das Hattenheim nahegelegene Kloster Eberbach, das Besitzungen in Hadamar bei Limburg ab 1190 nachweisen kann, macht eine Herkunft (auch schon wegen der geographischen Nähe) aus Hadamar bei Limburg wahrscheinlicher als aus Haddamar bei Fritzlar.

Weil Kirchenbücher in Deutschland ab 1565 oder später geführt wurden, läßt dies keine Diskussion zu, ob ein Teil der Hattenheimer Hademar z.B. von dem Amtskeller Johann Hademer (1387-1401) aus Hofheim am Taunus herrühren. Ein Bezug zwischen beiden Gemeinden ist ein Gedenkstein in der Hattenheimer Kirche von 1465. Darauf erhalten hat sich die Nachricht vom Tod des Hattenheimer Pfarrers „Konrad von Hofheim“. Er wird bereits 1442 als Mitglied der Schröderbruderschaft in Hattenheim geführt.34 Identisch ist er wohl mit dem Hofheimer Glöckner Konrad von 1425, der spätestens 1432 von dem Glöckner Johannes abgelöst wurde.35 Eine posthume Stiftung des Konrad von Hofheim, datiert auf den 21.12.1467 nennt Hattenheimer Bürger, jedoch keinen Hademar.36


19 Roth: Geschichtsquellen des Niederrheingaus, Teil 4, S.213

20 Hau: Das Schröderbruderschaftsbuch zu Hattenheim vom Jahre 1442, S.91 (Nr.673)

21 Hau: Das Schröderbruderschaftsbuch zu Hattenheim vom Jahre 1442, S.89 (Nr.666)

22 Struck: Quellen zur Geschichte der Klöster und Städte i. G. d. mittl. Lahn, Band 3 & 4

23 Struck: Quellen zur Geschichte der Klöster und Städte i. G. d. mittl. Lahn, Band 1

24 Struck: Quellen zur Geschichte der Klöster und Städte i. G. d. mittl. Lahn, Band 5, Teil 1

25 Mainzer Regesten: Urkunde von Liebfrauen vom 2.1.1489

26 Roth: Geschichtsquellen des Niederrheingaus, Teil 2, S.215

27 Erler: Die Matrikel der Universität Leipzig 1409-1559, S.242f.

28 Roth: Geschichtsquellen des Niederrheingaus, Teil 1, S.383

29 Roth: Geschichtsquellen des Niederrheingaus, Teil1, S.374-380 (Priester Sander), S.381, S.388-389 (H. v. Staffel)

30 Demandt: Regesten der Grafen von Katzenelnbogen, im Index unter „Lorch“

31 Roth: Geschichtsquellen des Niederrheingaus, Teil 1, S.386

32 Diehl: Historisches Lesebuch, S.325 (Schöffe), S.323 (Schultheiß); Schultheiß Peter Nickels Vorgänger wird bis 1457 und sein Nachfolger ab 1489 erwähnt

33 Roth: Geschichtsquellen des Niederrheingaus, Teil 1, S.213f.

34 Hau: Das Schröderbruderschaftsbuch zu Hattenheim vom Jahre 1442, S.65

35 Colmar: Das älteste Hofheimer Gerichtsbuch, Band 1, S.85

36 Roth: Geschichtsquellen des Niederrheingaus, Teil 4, S.215ff.

Politik und Wirtschaft Ende des 15. Jahrhunderts

Hattenheim im Rheingau

Die Schröderbruderschaft entstand um 1442. Deren Aufgabe bestand darin, die schweren vollen Weinfässer aus den Kellern zu holen und diese auf die Schiffe am Rhein zu verladen (zu schrödern). Besonders schwierig war der Transport der Fässer vom nahegelegenen Kloster Eberbach zum Schloß Reichardshausen. Die Schröderbrüder stifteten den Nikolausaltar und den Barbaraaltar in Hattenheim. Mitglieder der Schröderbruderschaft waren nicht nur die Schröder selbst sondern auch weitere Bürger Hattenheims (unter anderem der Pfarrer „Konrad von Hofheim“) und Adelige wie die ortsansässigen Langwerth von Simmern und die von Lambsheim, ferner die von Scharfenstein (ihre gleichnamige Burg liegt bei Kiedrich), von Frankenstein, von Königstein, Junker Wolffskehlen und Junker Rheinberger. Der Einfluß der wohlhabenden Bruderschaft auf das kulturelle Leben in Hattenheim bewog auch fachfremde Personen als Mitglied die Gemeinschaft zu unterstützen und an ihren gesellschaftlichen Aktivitäten teilzuhaben.37

Die Freiherren Langwerth von Simmern ihrerseits hatten nach dem Aussterben der Ritter von Hattenheim 1411 die Burg im Dorfzentrum übernommen und einen ihrer Wohnsitze in dem Rheingaudorf installiert.38

Lorch im Rheingau

Eine größere Zahl von Adeligen war hier ansässig. Bekannteste architektonische Hinterlassenschaft ist aus dem 16. Jahrhundert das vom Rhein gut sichtbare Hilchenhaus rechts unterhalb der Kirche. Im gleichen Jahrhundert wurde die „Schuljunkerschaft“, bestehend aus sechs Ortsadligen und dem Mainzer Domprobst, dem Gemeinderat zur Seite gestellt.

Ein Weinmarkt ist bereits 1274 bezeugt, und berühmt sind die zahlreichen Tuchwebereien im Mittelalter.39

1483 ist der prachtvolle, holzgeschnitzte Hochaltar der Pfarrkirche St. Martin fertiggestellt worden. Die beiden ihrem Namen nach unbekannten Meister haben ihre Portraits in der unteren Hälfte des Hochaltars hinterlassen.40

Strategisch gesehen war Lorch im Rheingau ein Außenposten des Mainzer Kurfürsten, der diesen durch starke Befestigungen gegen Besitzungen des Pfälzer Kurfürsten schützte, wie Bacharach oder Kaub. Wirtschaftlich günstig lag der Ort, weil das hinter ihm liegende Wispertal der einzige größere Zugang zum rechtsrheinischen Hinterland zwischen Main und Lahn war.

Stadt Gau-Algesheim (bis 1527 zum Rheingau gehörig)

Bis zum Bauernkrieg 1525 gehörten Gau-Algesheim und andere linksrheinische Gemeinden wie Bingen zum kurmainzischen Rheingau. 1527 vollzog die Mainzer Regierung die Loslösung.41 Der Wechsel der Familie Hademer von Hattenheim nach Gau-Algesheim erfolgte also innerhalb derselben „Verbandsgemeinde“, könnte man heutzutage vergleichsweise sagen.

1480 hatte der Mainzer Erzbischof Diether von Isenburg (+1482) nach dem Aussterben der Katzenelnbogener Grafen 1479 das seit 1461 bestehende Gau-Algesheimer Pfand (mit den Dörfern Ockenheim, Gau-Bickelheim, Kempten, Windesheim, Münster, Büdesheim und Gaulsheim) vom Markgrafen von Baden für das Erzstift Mainz zurückgeholt, und zwar mit Geldern seines Nachfolgers Adalbert von Sachsen, der 1484 jung verstarb. Diethers Konkurrent Erzbischof Adolf von Nassau (+1475) hatte am 30.9.1461 in Zusammenhang mit der Mainzer Stiftsfehde 1461-63 Stadt und Schloß Gau-Algesheim an Markgraf Karl von Baden verpfändet als Ersatz für alle Kosten und Schäden, die der Markgraf bei seiner Hilfe gegen Diether von Isenburg erleiden würde. 1466 kaufte Graf Philipp von Katzenelnbogen, der auf Seiten Diethers gestanden hatte, dieses Pfand, um es am 20.6.1468 gleich wieder als Heiratsgabe seiner mit Christoph von Baden verlobten Tochter Ottilie zu schenken.42 Sichtbares Zeichen der Rückkehr zu Kurmainz wurde der um 1480 errichtete Neubau des Rathauses. Von diesem Bau hat sich das gotische Erdgeschoß bis heute erhalten.43

Rechtliche Bestimmungen bei Einwanderung in den Rheingau

Das Rheingauer Weistum von 1324 regelt bis zu einer neuen Verordnung im Jahr 1527 die Rechte und Pflichten einer Person, die in den Rheingau einwandern möchte: