Zusammenarbeit mit dem Hotel Falken in Memmingen
Schloss Neuschwanstein
Romantisch
Innenhof vom Schloss
Gemälde von Bernd Schubert: "Gelddruck und Münzprägung"
Schloss Illertissen mit Rosen
Nachdem ich mit einem gekündigten Job bei einer Bank jetzt schon ein paar Jahre keinen Arbeitsplatz mehr bekam, der mir richtig gefiel, entschied ich mich, einen Fahrservice zu gründen. Ich war jung, belastbar und unternehmungslustig, also glaubte ich, ein Taxiunternehmen in der Kleinstadt, in der ich wohnte, sei das richtige. Man hat viel mit Leuten zu tun und außerdem kann man sportliche Autos fahren, genau das, was ich wollte, da ich sehr gerne Auto fahre.
In Memmingen, die Stadt, in der ich dieses Taxiunternehmen leitete, gab es so genannte „Aktivsenioren“ – Berater für Unternehmensgründer. Sie erarbeiteten mit mir einen Unternehmensplan für mein Taxiunternehmen Fahrservice Schubert, den ich für Banken usw. benötigte. Mit dem Unternehmensplan ging's also zur Hausbank, und ein Kredit für mein erstes Auto für meinen Fahrservice Schubert wurde genehmigt. Nun benötigte ich noch eine Genehmigung oder Konzession von meiner Heimatstadt, um dort Fahrgäste von A nach B bringen zu dürfen. Um die Konzession zu bekommen brauchte ich eine bei der IHK absolvierte Taxiunternehmerprüfung sowie einen Nachweis, dass ich Geld für das erste Fahrzeug hätte. Fürs Lernen zur Taxiunternehmerprüfung ließ ich mir 2 Monate Zeit, den Lernstoff hierfür bestellte ich übers Internet. Die Prüfung bestand ich, da sie nicht sehr schwer für mich war.
Nun konnte ich mich um mein erstes Auto für mein Unternehmen kümmern. Ich recherchierte im Internet auf mobile.de und fand einige Anzeigen von meinem damaligen Lieblingsfahrzeug, einem Audi.
Bei einem Autohändler in München kaufte ich dann den preisgünstigsten Audi A6 Quattro Avant, gebraucht, den das Internet damals zu bieten hatte. Leider hatte er einen versteckten Mängel, denn nach einiger Zeit stellte sich heraus, dass an mehreren Stellen das Öl herauslief, dies bereitete mir schon zu Beginn meiner Unternehmertätigkeit ziemliche Schwierigkeiten. Ich erfuhr von einem Bekannten, dass ein komplett hergerichteter und damit mängelfreier Audi A6 Quattro Avant mit gleichem Baujahr das gleiche kosten würde wie meiner, den ich ein paar tausend Euro billiger bekam und den ich noch reparieren lassen müsste. Also machte ich mir keine weiteren Sorgen, nachdem ich das Auto gekauft hatte und von dem Schaden erfuhr.
Den neu gekauften, silbernen Audi A6 ließ ich auf den Seitentüren und auf der Heckscheibe schön mit „Fahrservice Schubert“ „0800/3008800“ bekleben. Hinten am Fahrzeug ließ ich noch „preiswert und zuverlässig“ anbringen. Die angeklebten Schriftzüge leuchteten sogar Nachts, wenn Licht drauf schien. Ach ja mein Firmenlogo, ein Auto mit einer untergehenden Sonne ließ ich auch noch an meinem Taxi anbringen. Hier muss ich noch erwähnen, dass es sich bei meinem Taxi zwar um ein Taxi handelte, ich durfte die Dienstleistung erbringen Leute von A nach B zu fahren, aber ich durfte bei meinem Fahrzeug kein Taxischild aufs Dach schrauben, da ich nur eine Konzession für einen „Mietwagen“ von der Stadt genehmigt bekam, „Mietwagen“ durften in unbegrenzter Anzahl bei der Stadt beantragt werden, nur Taxis nicht mehr, es hieß, 18 Taxis sind ausreichend. Ich wurde in der Warteliste für Taxikonzessionen an 1. Stelle eingetragen. Meine Kunden und ich sagten aber trotzdem auch Taxi zu meinem Fahrservice, das es ja eigentlich fast das gleiche war.
2 Unterschiede gravierende Unterschiede gibt es aber schon, zum einen mussten beim Taxi 1,40 Euro pro km verlangt werden, während ich bei meinem Mietwagen die Fahrpreise frei gestalten durfte. Zum anderen durfte ich ohne Taxischild nicht an den mit „Taxi“ gekennzeichneten Flächen, wie z. B. am Bahnhof halten und Fahrgäste mitnehmen. Die Bezeichnung Mietwagen wird oft missverstanden. Beim Taxigeschäft bedeutet das, der Kunde mietet sich einen Wagen mit Fahrer für eine Fahrt. Ein sehr veralteter Begriff.
Nun hatte ich also ein schönes Taxi vor der Tür, mit dem ich auch Leute transportieren durfte, aber noch keine Fahrgäste, die mich anriefen. Eine Werbeanzeige bei einer Zeitung in Memmingen hatte Schlagkraft, gerade bei den Wochenendkunden nachts.
Auch eine aussagefähige Visitenkarte des neuen Taxiunternehmens durfte nicht fehlen:
Jeder Fahrgast, der mit mir fuhr bekam eine solche Karte in die Hand gedrückt.
Am Wochenende, wie schon erwähnt, hatte ich schon zu Beginn meines Unternehmens jetzt nette, feste Kunden, vor allem junge Leute, die immer wieder anriefen. Ich kam mit meinem Audi A6, der sehr gut bei den jungen Fahrgästen an, die 4 Ringe hieß es - da fahren wir gerne mit, gleich weit im ganzen Unterallgäu herum. Ich fuhr Diskotheken an, die 120 km entfernt waren und zuverlässige Kunden holte ich auch wieder ab. Ich konnte mich darauf verlassen, dass sie dann noch da waren, gerade bei großen Entfernungen war das wichtig.
Es gab nichts schöneres für mich, als das Wochenende abzuwarten und so gegen 21.00 Uhr die ersten Anrufe entgegenzunehmen und meine Stammgäste, die immer nett und freundlich waren, zu fahren. Manchmal waren sie auch betrunken, aber das machte mir nichts aus. In Kneipen, Diskotheken, Clubs, in Memmingen und in den umliegenden Dörfern, es gab so einiges, wo man am Wochenende gut weggehen konnte. Als sich mein Fahrservice richtig eingespielt hatte, folgte am Wochenende, und eben fast nur am Wochenende ein Anruf auf den nächsten. Wo wir auch schon beim Problem waren, ich hatte unter der Woche, also Montag bis Donnerstag nichts zu tun.
Ein Werbeschreiben an verschiedene, größere Memminger Speditionen und Unternehmen brachte mich weiter. In diesem Schreiben betonte ich meine günstigen Fahrpreise bei Unternehmen und pries mein geräumiges, komfortables Fahrzeug an, mit dem ihre Mitarbeiter und Kunden transportiert werden konnten. Eine Spedition wurde darauf aufmerksam und gab mir immerhin so vier bis fünf mal im Monat eine Fahrt zum Münchner Flughafen, was mich sehr freute. Bei 140 km Fahrstrecke einfach war da doch einiges verdient.
So weit, so gut, ich hatte also am Wochenende zu tun und auch unter der Woche rief hin und wieder jemand an. Hinzu kam, dass ich unter der Woche für eine große Krankenkasse zwischen Ärzten und Krankenhäusern zu behandelnde Patienten hin und her fahren durfte, was ich später noch näher beschreibe.
Auch weil die Arzt- und Krankenhaustermine der zu fahrenden Patienten oft zur gleichen Zeit waren und bei meinem Audi A6 jetzt immer wieder einmal Reparaturtermine anfielen, wegen der undichten Stellen, dort wo das Öl heraustropfte, brauchte ich nun dringend ein zweites Taxi.
Im punkto Luxus hielt ich mich wenig zurück und schuf bei einem Händler, etwa 2 Städte entfernt, einen BMW 530 Turing mit 200 PS, sowie Lederausstattung und Klimaanlage, an.
Beim ersten Wagen waren die undichten Stellen, wo Öl herauslief, für 4000,- Euro gerichtet, dann kam jetzt der Kauf des zweiten Taxis hinzu, da musste das Geschäft nun in Zukunft gut laufen, dachte ich mir.
Für das zweite Taxi brauchte ich jetzt einen Aushilfsfahrer. Mein Steuerberater riet mir zwar, beim Arbeitsamt nicht nachzufragen, was ich aber dann doch tat. Das Lustige, am Telefon beim Arbeitsamt meldete sich ein alter Bekannter, den ich schon Jahre nicht mehr getroffen hatte, er muss eine Stelle beim Arbeitsamt bekommen haben. Ich hatte eine Zeitungsanzeige geschalten und zwar ein Aushilfsfahrergesuch und es meldete sich ein Arbeitsloser. Ich fragte nun meinen Bekannten beim Arbeitsamt, ob er über den Arbeitslosen etwas wüsste, also ob er in der Vergangenheit ein zuverlässiger Arbeiter gewesen sei. Er lachte und sagte mir, der hat bei uns angegeben, er will einen Plattenladen aufmachen. Ziemlich irrsinnig in der heutigen Zeit sagten wir uns. Ich bedankte mich bei dem alten Bekannten und wünschte ihm noch eine gute Zeit. Meine Menschenkenntnis verriet mir aber, dass ich diesen Arbeitslosen doch ab und an, zu festen Terminen, fahren lassen könnte. Auf den neuen Aushilfsfahrer war am Anfang immer Verlass, so dass ich zufrieden war. Später musste ich ihn leider wegen nicht Erscheinen am Arbeitsplatz entlassen.
Nachdem ich nun ein zweites sportliches Taxi hatte, wechselte ich jetzt auch mal das Fahrzeug. Der BMW lief nämlich auch sehr zügig.
Ich schaltete ein weiteres Aushilfsfahrergesuch in einer Zeitung und fand dadurch einen neuen Aushilfsfahrer für mein zweites Auto. Er fuhr mir Kunden von Krankenkassen, die von zu Hause in eine Klinik oder zu einem Arzt regelmäßig gefahren werden mussten. Bei diesen regelmäßigen Fahrten handelte es sich um Dialyse- oder Bestrahlungsfahrten. Diese Fahrten brachten meinem Unternehmen beträchtliche monatliche Gewinne ein. Da die Unterhaltskosten für meine Taxis und auch ab und zu Reparaturen hinzu kamen, deckten diese Gewinne aber gerade einmal meine laufenden Kosten.
Durch einen Stammfahrgast, den ich am Wochenende immer wieder chauffierte, erfuhr ich, dass sein Freund gern bei meinem Fahrservice am Wochenende nachts fahren würde. Er stellte sich bei mir vor und ich stellte ihn gleich ein, weil er einen sympathischen Eindruck auf mich machte. So hatte ich einen Nachtfahrer.
Am Wochenende nun nachts die Diskotheken mit meinem neuen Nachtfahrer abzufahren machte schon sehr viel Spaß. Wir verständigten uns übers Handy, wer sich gerade wo befand und wer was fahren möchte. Wenn wir dann nachts auch mal aneinander vorbeifuhren und ich spürte, mein Fahrer hatte seine Sache im Griff, dazu die vielen Nachtfahrten, gab mir das einen besonderen Kick. Man gewöhnt sich mit der Zeit auch einen sportlichen Fahrstiel an, gerade wenn nur noch eine Fahrt auf die andere folgt. Es sollten ja auch Zeiten eingehalten werden. Wir waren so fleißig, dass wir jeden Fahrgast zufrieden stellten. Sie sagten uns, euch ruft man an und ihr seid sofort da. Auf euch ist Verlass. Wir rufen euch immer an. Ab jetzt nur noch Fahrservice Schubert. Vergiss die anderen Taxis. Wo anders haben wir immer eine Stunde gewartet. Sie schmissen sogar die Visitenkarten der anderen Taxiunternehmen weg und löschten die Nummern aus ihren Handys. Ich muss sagen, dass ich in den komfortablen Taxis auch immer beste Musik laufen hatte, wofür mich meine Fahrgäste auch stets lobten. Ich wusste, welche Radiosender gut bei meinen Kunden ankamen und auch meine Musik-CD´s waren der Hit.
Meine Kunden fragten mich, wo noch was los sei, ich wusste es und brachte sie hin. Gib uns Karten mit, wir verteilen sie für Dich, hieß es. Sie lobten mich weil ich immer zuverlässig war. Ich war natürlich auch bei einigen bekannt dafür, dass ich so gewisse Ausnahmen machte, was die Anzahl der Fahrgäste betraf. Ich ließ mich auch manchmal dazu überreden. Es war schwierig, nein zu sagen, wenn gerade alle Fahrgäste gut gelaunt waren und sie fragten, ob ein oder zwei Leute mehr einsteigen dürfen. Also gut, sagte ich dann, steigt in den Kofferraum. Der war ja sehr geräumig. Einmal, als es ausartete, legte sich sogar einer quer über seine
Kumpels. Der Kofferraum war dann auch noch mit zwei Leuten voll, so dass ich aber zum Dank, als sie alle vor einer Diskothek ausstiegen, sie mir eine La-Ola-Welle machten. Meine gute Laune erreichte ihren Höhepunkt. Ich wusste aber, dass ich das eigentlich nicht machen durfte. Zu meinen Taxi-
Fahrgästen zählten natürlich auch hübsche junge Damen, die sich von Bars angetrunken nach Hause fahren ließen. Es war leicht, mit einer Frau ins Gespräch zu kommen, was einem außerhalb des Taxiunternehmens oft nicht so leicht fiel. Mir zumindest. Ich machte schon die tollsten Dinge mit, mit diesen angetrunkenen Damen. Sie luden einen in ihre Wohnung zu einem Kaffe ein, was Mitten in der Nacht sehr gut tat. Oder sie fragten, was machst du jetzt noch, möchtest du in meine Wohnung mit kommen. Manchmal baten sie mich auch, mit rein in die Bar zu kommen, sie gaben mir dann ein Getränk aus und sie versprachen mir noch eine weitere Fahrt. Die Nacht war gerettet. Was viele meiner Freunde heute nicht verstehen, ist, dass ich damals mit diesen Damen nicht mehr unternommen habe. Ich wollte einfach nicht die Nacht mit einer angetrunken Frau vergeuden, wenn ich doch so viele Fahraufträge hatte. Ich hatte einfach einen starken Geschäftssinn.
Das Wochenende war vorüber und nach einigen kuriosen Fahrten am Wochenende kam jetzt wieder der Alltag unter der Woche. Ich muss wirklich sagen, dass ich sehr gerne nachts arbeitete.
Eine bekannte, große Krankenkasse in Memmingen versteigerte schon seit einiger Zeit ihre Krankenfahrten übers Internet, bei der der günstigste Taxiunternehmer Fahrten bekommt. Ich machte schon einmal bei der Versteigerung mit und bekam aufgrund meines billigen Fahrpreises die Fahrten, die ich mir vorgestellt hatte. Orte, die bis zu 40 km von Memmingen entfernt waren, mussten nun 2 mal am Tag und das 3 mal die Woche angefahren werden. Von den weiten Fahrten bekam ich zu Anfang 3 Stück. Das ganze war einem dann ein halbes Jahr sicher, dann erfolgte wieder eine Versteigerung. Weil ich so günstig war, machte eine Krankenkasse sogar Werbung für mein Unternehmen und gab meine Visitenkarten an ihre Kunden weiter. So erhielt ich auch Fahrten, die täglich stattfanden, und das auch wieder zu Orten, die 40 oder sogar 60 km entfernt waren.
Ich machte einen schwerwiegenden Fehler, der meinem Unternehmen wahrscheinlich schon früh das Kreuz brach, ich kaufte ein drittes Taxi. Bei dem neuen Taxi, ein Renault Laguna Kombi mit 170 PS und Vollausstattung, war in der Autowerkstatt zuerst zwar nur der Zahnriemen zu erneuern, aber auch solche Kosten summieren sich, auch beachtete ich nicht, dass die Versicherung für das dritte Fahrzeug etwas höher ausfiel, da ich für dieses Fahrzeug keinen Rabatt mehr bekam. Ich war damals sicher, ich schaffte das. Als dritten Fahrer hatte ich meine Freundin.
Streitigkeiten blieben nicht aus, wenn es um Taxifahrten ging. So hat einmal ein anderer Taxiunternehmer meinen Fahrgast, eine ältere Frau, vor dem Krankenhaus, dort wo mit dem Taxi auf die Kunden gewartet wird, angesprochen. Er fragte sie, wie sie auf den Fahrservice Schubert aufmerksam wurde. Hat Sie die Krankenkasse für den Fahrservice geworben, fragte er sie weiter. Er meinte er hätte so vielen Angestellten deren Sozialversicherungsbeiträge zu bezahlen und dann gibt die Krankenkasse einfach anderen Unternehmen Fahrten, die eigentlich ihm zuständen. Mein Fahrgast erzählte es mir bei der Rückfahrt und ich war empört darüber. Manche Unternehmer bekommen einfach nicht genug, dachte ich mir. Mein Fahrgast war der gleichen Meinung.
Es war wieder Wochenende und ich bekam mittlerweile schon Spitznamen, wie Schubi oder Fahr-Schubert. Ah, hieß es, der freundliche Taxifahrer ist wieder da. Ich unterhielt mich einfach ein wenig mit meinen Fahrgästen und sie sagten, der ist total nett oder endlich mal ein netter Taxifahrer, die anderen reden kein Wort im Taxi. Ich war recht beliebt bei meinen Kunden. Irgendwann bürgerte es sich dann ein, dass wir jeden mitnahmen, der gerade an der Straße stand und ein Taxi brauchte oder schnell noch anrief. Die Fahrt war noch gar nicht beendet und schon war der nächste im Taxi. Wir nahmen jeden mit, bis das Taxi voll war (deswegen schaffte ich später auch ein Großraumtaxi an). Die Fahrgäste nahmen kleine Umwege in Kauf und so konnten noch mehr Leute gefahren werden. Das kam so gut an, dass es mir andere Taxiunternehmer nachmachten. Die nannten sich dann Anruf-Sammeltaxi.
Zwei junge Damen, die ich von einer Bar nach Hause fahren sollte, waren mal wieder sehr angetrunken, die eine lallte nur noch vor sich hin, was mich allerdings noch nicht so störte, ich war das schon gewohnt. Schwierig wurde es nur, als wir am Ziel ankamen und die eine nicht aussteigen konnte. Meine Beifahrerin und ich versuchten ihr herauszuhelfen, sie war aber so betrunken, dass sie sich zwischen Vordersitz und Fußraum festklemmte. Wir zerrten sie aus dem Auto. Sie konnte nicht einmal mehr stehen und lag nun auf dem Boden. Ich fragte die andere junge Dame, was sie denn gemacht hätten. Sie sagte zu mir, wir hatten ein Geschäftstreffen, wo sich ein paar Angestellte im Eiskeller, eine angesagte Bar in Memmingen, trafen, um ein wenig zu feiern. Sie hat ziemlich viel getrunken, meinte sie. Die andere junge Dame lag am Boden neben dem Taxi und bewegte sich nicht mehr. Wir sprachen sie an, aber sie blieb regungslos liegen. Mir blieb nichts anderes übrig, als den Notarzt zu rufen. Der kam dann nach einer Viertelstunde. Ich half dem Notarzt noch, die voll gekotzte Jacke des Mädchens auszuziehen. Der Arzt bedankte sich, legte die Frau auf eine Bare und lud sie ein. Dann fuhr er mit Blaulicht davon. Die andere war immer noch schockiert und sagte, sie gehe erst mal ins Krankenhaus zu ihrer Freundin.
Aber solche Vorfälle sind eher selten. Genauso selten ist es z. B., dass ein Taxifahrgast nicht zahlen will. Deswegen die Polizei zu rufen, ist nicht sinnvoll. Bis die Polizei eintrifft, ist der nicht zahlende Fahrgast längst über alle Berge. Außerdem kann ich in der Zeit eine andere Fahrt machen, also lass ich ihn gehen.
Man muss als Taxiunternehmer ein Allround-Talent sein. Es darf einem nichts ausmachen, seine Taxis immer wieder zu waschen und zu reinigen. Andererseits korrespondiert man mit Unternehmen und Krankenkassen über Dinge wie Verträge, Fahraufträge, Preise. Oft während einer Fahrt muss man telefonisch bestätigen, ob eine Fahrt in Ordnung geht. Betrunkene dürfen einem Taxiunternehmer nichts ausmachen. Nichts darf einem bei dieser Tätigkeit zu viel sein. Es kam vor, dass eine Spedition ein Taxi für eine Flughafenfahrt nach München bestellte, und als ich nach Memmingen zurück kam, rief das Unternehmen noch mal an und ich musste einen Kunden der Firma gleich im Anschluss an meine letzte Fahrt wieder nach München fahren. Es kam auch vor, dass ich die ganze Nacht von 21.00 Uhr abends bis 7.00 Uhr in der Früh Taxi gefahren bin und dann noch um 7.00 Uhr morgens ein Hotel anrief und für ihren Kunden ein Taxi zum Flughafen nach Stuttgart benötigte. Da muss man halt dann noch los.
Eine kleine Auszeit brauchte ich nach einem halben Jahr Unternehmertätigkeit, die ich hinter mich gebracht hatte und dem Stress, den ich dabei hatte. Mein Vater übernahm die Vertretung für mich. Ich fuhr mit meiner Freundin nach Mannheim, dort besaß der Vater von ihr noch ein Haus, in dem wir übernachten konnten. Um einfach mal abschalten zu können und um an etwas anderes zu denken, besuchten wir den Freizeitpark in Hassloch. Wir fuhren mit der Achterbahn Expedition Geforce. Das Besondere an dieser Achterbahn ist der um die Herzlinie gedrehte, sehr steile First Drop (erste Abfahrt), bei dem auf den hinteren Sitzplätzen der Züge Airtime zu spüren ist. Airtime ist ein englischsprachiger Begriff für Schwerelosigkeit beziehungsweise des Abhebens aus dem Sitz. Auf der 1,3 km langen Strecke beschleunigt die Bahn auf bis zu
120 km/h, wobei Beschleunigungen von bis zu 4,5 g (4,5-fache Erdbeschleunigung) und sieben Airtimes auf den Körper des Mitfahrers wirken. Die höchste Erhebung beträgt 62 Meter. Die Achterbahn ist eine der größten in Europa. Außerdem probierten wir auch den Free Fall Tower (Freifallturm) aus. Er besteht primär aus einem Turm, an dem eine Kabine mit Passagieren hochgezogen wird. Oben angelangt, lässt man die Kabine in den freien Fall übergehen, bis sie am Fuß des Turms an einer Bremsvorrichtung gefangen wird. Allein schon wegen dieser zwei Attraktionen sollte man den Freizeitpark in Hassloch einmal besuchen. Er ist eine Reise wert. Am nächsten Tag schauten wir uns noch die Stadt Mannheim genauer an.
Nach dem beendeten kleinen Urlaub zuhause angekommen, interviewte ich gleich meinen Vater, wie es denn mit dem Geschäft gelaufen sei. Er meinte, er könnte das nicht noch einmal machen, da ihm die angeheiterten Fahrgäste am Wochenende zu viel Nerven kosteten.
Was mich ziemlich mitnahm, waren die gelegentlichen Reparaturen der Fahrzeuge. Bei acht Jahre alten Fahrzeugen, sie wurden ja gebraucht gekauft, kam es öfter mal zu Instandsetzungen. BMW, Audi aber auch Renault sind teure Markenfahrzeuge, bei denen man auch bei einer Instandsetzung für die Marke mit zahlte. Für mich kam aber immer nur eine Reparatur in einer Fachwerkstatt in Frage, zumal ich auch dazu gezwungen war - die neueren Autos sind so gebaut, dass ein Hobbymechaniker nicht mehr an die entsprechenden Teile herankommt. Eine Reparatur in einer Fachwerkstatt läuft folgendermaßen ab: Das Fahrzeug wird oberflächlich angeschaut, daraufhin sagt einem der Verkaufsmitarbeiter keinen Preis für die Instandsetzung, was ja im Grunde das wichtigste ist. Bei der Frage nach den Instandsetzungskosten bekommt man meistens die Antwort, dass sie das nicht genau wüssten. Vielleicht käme noch das eine oder andere hinzu, was einem noch mehr Angst macht.
Bei diesen Fachwerkstätten wurde ich aber ansonsten behandelt wie ein König. Es wird einem bei einer Wartezeit gleich ein Kaffe gebracht, diesen kann man dann in angenehmer Atmosphäre genießen – sofern man noch zu genießen hat, bei den hohen Reparaturkosten. Sollte das Fahrzeug in der Werkstatt bleiben müssen, wird man kostenlos nachhause gefahren und am nächsten Tag wieder abgeholt. Außerdem ist das gesamte Personal sehr freundlich.
Ein Vertriebsmitarbeiter von Audi sagte mir beim letzten Fahrzeugcheck, dass nach der letzten Ölabdichtung, die ganze Abdichtung kostete mich mehr als 4.000,-Euro, nun noch mindestens 1.000,- Euro wegen eines Defekts am Motor auf mich zu kämen. Diese Aussage hat mir den Rest gegeben und ich entschied mich, den Audi A6 zu verkaufen. Nachdem mich schon oft meine Fahrgäste angesprochen hatten, warum ich kein Großraumtaxi hatte, beschloss ich, das Taxiunternehmen um ein Großraumtaxi zu erweitern. Zusätzlich kam mir in den Sinn, dass es sich diesmal um ein Neufahrzeug handeln musste, da mir die laufenden Reparaturen in der Vergangenheit große Sorgen bereiteten.
Bekanntlicherweise gibt es von der Automarke Kia günstige Fahrzeuge, also entschied ich mich für einen Kia. Mit diesem Kia konnte ich nun 6 Personen befördern, ohne dass jemand im Kofferraum einsteigen musste, was ja sowieso nicht erlaubt war. Meine Fahrgäste lobten wieder das neue Auto. Klar, die Lederausstattung imponierte vielen und die herrlich beleuchtete CD-Radio-Sound-Anlage fiel sofort auf. Für die Fahrgäste in der dritten Reihe waren sogar Kippfenster angebracht. „Deluxe“ sagten meine Kunden dazu. Das Fahrzeug war so komfortabel ausgestattet, dass man sich vorkam wie in einem Flugzeug. Es fehlte nur noch der von der Decke herunter klappbare Monitor für den DVD-Player, was ich aber für übertrieben hielt und deswegen nicht dazukaufte.
Leider konnte ich mit der Anzahl meiner Aufträge noch nicht zufrieden sein, so dass ich meinen Ausbildungsprüfer anrief. Er meinte, ich solle alle Steuerberater in Memmingen wegen Aufträgen fragen, bzw. bei ihnen Werbung machen. Das brachte so gut wie gar nichts ein. Aber da ich mit meinem jetzigen Steuerberater sowieso nicht ganz zufrieden war, wechselte ich zu einem anderen Steuerberater für mein Unternehmen. Dieser hatte zwar seinen Sitz in einer anderen Stadt, aber ich hörte davon, dass er sehr zuverlässig sei. Woher ich mehr Fahraufträge bekommen könnte, wusste dieser aber leider auch nicht.
Na ja, zum Jahreswechsel 2006/2007 lief es dann doch nicht so ganz schlecht. Ich konnte im Januar einen Umsatz von 11.000,- € verzeichnen. Der Kauf von Winterreifen und ab und zu anfallende Instandsetzungen der Taxis verbrauchten aber den Gewinn vom Januar recht schnell.
Im Winter sind mehr Leute krank hieß es, wodurch ich sehr viele Fahrten, die täglich stattfanden, von der Krankenkasse aber auch durch eigene Werbung bekam. Die Dauer der Fahrten betrug oft eineinhalb Monate lang pro Kunde. Die Fahrt ging jeweils in einen Ort, der ca. 60 km entfernt war.
Sorgen machte mir nur, dass meine Heimatstadt im neuen Jahr für das Krankenhaus ein eigenes Bestrahlungsgerät für eine Million Euro gekauft hatte, weswegen die regelmäßigen weiten Fahrten dann wegfielen. Jetzt hatte ich 3 Taxis vor der Tür stehen, und unter der Woche kaum noch Arbeit. Ich schaltete wiederum eine große Werbeanzeige in der örtlichen Zeitung, das war aber diesmal nicht sehr hilfreich. Auch mein Einfall, mehr Visitenkarten zu verteilen war ein Tropfen auf den heißen Stein. Versteigerungsfahrten von Krankenkassen bekam ich auch nicht mehr ausreichend, um existieren zu können.