Für Alex, David, Fany, Laura, Margoth, Miluska, Nerio und Silvia

Über die Autorin

Ute Boewen, geboren in Hanau, hat Peru nach zahlreichen Reisen in verschiedene Kontinente 1977 für sich entdeckt. Von da an besuchte sie Peru intensiv und gab 1981 ihre Tätigkeit als Pressestenografin in der Nachrichten-Redaktion des Norddeutschen Rundfunks in Hamburg auf, um sich in dem Andenstaat niederzulassen. Mehrere Jahre lebte sie in Cusco und war dort als lokale Touristenführerin für deutschsprachige Gruppen tätig. In der Fernseh-Serie „Mit Weltenbummlern unterwegs“ hat sie mehrfach Land und Leute vorgestellt. Wieder zurück in Deutschland (Hamburg), arbeitet Ute Boewen für namhafte deutsche Reiseveranstalter freiberuflich als Reiseleiterin in Südamerika mit Schwerpunkt Peru und Bolivien.

Die Autorin sagt Danke all jenen, die mit Gesprächen, Hinweisen, technischer Unterstützung und der Beschaffung von Informationsmaterial bei der Neuauflage dieses Buches geholfen haben.

Mein besonderer Dank gilt dem Hamburger Autor und Reisejournalisten Ralf-Dieter Uhlig (Rotenburg/Wümme), der in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts längere Zeit Südamerika bereiste, als Reisejournalist aus Peru berichtete und noch bis zu seinem Tode im Jahre 2003 an diesem Reiseführer mitwirkte. Angeregt wurde er durch eine vorab veröffentlichte kleine Urfassung dieses Buches, dessen Grundlage das Gedankengut des mit ihm befreundeten und in Peru aufgewachsenen deutschen Buchhändlers Horst Dickudt (verstorben 2006) war, der damit seine Liebe zu Land und Leuten zum Ausdruck brachte. Das Buch wurde in den letzten zehn Jahren immer wieder von der Autorin alleine aktuell erweitert, die nach drei Jahrzehnten als Reiseleiterin immer noch den Wunsch hat, ihre Begeisterung und Zuneigung zum Land, seinen Bewohnern und seinen fast 5000 Jahre alten Kulturen weiter zu vermitteln.

Ganz besonders möchte ich auch Uwe Carlson danken, der als Ingenieur für Entwicklungsprojekte beruflich und darüber hinaus privat häufig in Peru weilte, und dem sich hierdurch das Land und insbesondere seine Geschichte und Inhalte seiner alten Kulturen erschloss.

Für das Gelingen dieses Buches gebührt mein Dank außerdem Ruth Pröglhöf (Reiseleiterin in Trujillo/Chiclayo), Jessica Huaman Huamantíca (Reiseleiterin Cusco), Dynett Llerena Cajiqas (Grafikerin Cusco), Andrea Kurz (Salzburg/Cusco), Mytrud Plaza (Lima), Debora Jacobs und Rolf Roeting (Lima), Gladys Alarcón Pino (Tacna), Cecilia Barreda (CB Tours Lima), Oscar von Bischoffshausen (Cloudforest Expeditions, Chachapoyas), Mileny Tisnado Mamani (Reiseleiterin Puno), Elfer Escalante Vargas (Reiseleiter Arequipa), Elisabeth Habicher-Schwarz und Bruno Habicher (Innsbruck), Simone Würdinger-Grassert (Berlin), Horst Brücker (Hamburg) und anderen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

1. Auflage 2006

2. aktualisierte und erweiterte Auflage 2009

3. aktualisierte und erweiterte Auflage 2014

© 2014 Ute Boewen

Satz, Umschlagdesign, Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH

ISBN 978-3-7357-5374-8

Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie angeschaut haben.

(Alexander von Humboldt)

UTE BOEWEN,
eine „Peruanerin“ aus Hamburg

Im Jahre 1979 lernte ich Ute Boewen kennen. Sie kam aus Hamburg und war neugierig, ihre ersten Erfahrungen mit Peru, der Zivilisation der Inka und den Jahrtausende alten Hinterlassenschaften ihrer Vorfahren zu vertiefen. Im ersten Moment glaubte ich, dass die reiselustige Deutsche eine ganz normale Touristin sei. Aber als ich mich mit ihr unterhielt, merkte ich schon bald, dass ich mich getäuscht hatte. Die Intensität und Begeisterung, mit der sie ihr begonnenes „Peru-Studium“ erweitern wollte, beeindruckte mich. Ich lud sie spontan zu einer gerade vom peruanischen Kulturinstitut initiierten archäologischen Inspektionsreise unter meiner Leitung in den Norden des Landes ein. Begleiter und Mitarbeiter war kein Geringerer als Dr. Walter Alva, der ein Jahrzehnt später als der Entdecker des legendären Grabes des Herrn von Sipán in die Geschichte einging. 750 km nordwärts bewegten wir uns auf den Spuren präkolumbischer Stätten der einstigen peruanischen Hochkulturen wie Chavín, Moche (Mochica) und Chimú.

Die Faszination Peru ließ die Autorin nicht mehr los, sie übersiedelte für eine längere Zeit nach Cusco, der einstigen Metropole der Inkaherrscher, von der sie sich magisch angezogen fühlte und mit der sie sich bis heute identifiziert. Als Vermächtnis einer alten Epoche an die neue Zeit, die unaufhaltsam voranschreitet, sieht sie die Stadt und ihre Menschen – zwischen Gestern und Heute. Ihr Wissen und ihre im Land über viele Jahre gesammelten Kenntnisse und Erfahrungen wurden durch Seminare und Vorlesungen immer wieder bereichert. Aber auch die Teilnahme an archäologischen Expeditionen und Ausgrabungen an der Küste, im Hochland und im Dschungel, also in den drei Regionen unseres Landes, halfen ihr bei ihrer touristischen Tätigkeit.

Besondere Anziehungskraft übt der Synkretismus auf sie aus, jene altindianischen Riten und Traditionen, mit denen sich die Nachkommen der Ureinwohner im christlichen Glauben immer noch verbunden fühlen. Ute hatte die Gelegenheit, im Jahre 1983 zu einer Expedition von Jaques Costeau anlässlich der Fiesta von Qollur Riti eingeladen worden zu sein, wo indianisches Gedankengut und christliche Einflüsse gleich gebündelt zum Ausdruck kommen. Bei dieser Fiesta am heiligen Apu Ausangate – für die Indios ist der Berg eine schweigende Gottheit, der man an der Schneegrenze in 5.000 m huldigt – tauchen noch heute die Gläubigen in ein Labyrinth inkaischer, spanischer und zeitgenössischer Riten ein. Dominierend beim Fest ist der indianische Glaube und die ständige Wiederbelebung alter Rituale wie die Verehrung des Wassers, von dem alle Lebewesen abhängig sind, auch Pachamama, die Mutter Erde, die ohne Wasser nichts gedeihen lässt.

Geprägt von Land und Leuten, ihrer fast 5.000jährigen Geschichte und aller damit verbundenen Veränderungen, die Ute in der jüngsten Vergangenheit miterleben konnte, und der Konfrontation mit der oft bitteren Armut hat sie sich besonders für Kinder engagiert, deren Zukunftschancen sie mit Hilfe von Freunden und Bekannten verbessern konnte.

All dies und noch viel mehr, so bin ich überzeugt, trägt zum Gelingen auch der Neuauflage dieses Reiseführers der Peru-begeisterten Autorin bei.

Professor Dr. Dr. Federico Kauffmann Doig

Inhaltsverzeichnis

  • Vorwort
  • Teil 1: Landeskunde
  • Lage und Größe
  • Landschaft und Klima
  • Flora und Fauna
  • Meer
  • Küste
  • Hochland
  • Urwald
  • Umweltschutz
  • Bevölkerung
  • Geschichte
  • Frühgeschichte
  • Initialzeit / Chavín
  • Paracas
  • Nasca
  • Beitrag: Die Radiokohlenstoff(14C)Methode der Altersbestimmung
  • Tiahuanaco/Huari
  • Mochica
  • Chimú
  • Kleinere altindianische Kulturzentren
  • Die Chachapoya – altindianische Kultur in den Anden Amazoniens
  • Das Reich der Inka
  • Die Eroberung durch die Spanier
  • Die Kolonialzeit
  • Die Republik Peru
  • Die Amtszeiten von Fernando Belaúnde Terry und Alán García Pérez (1980-1990)
  • Fujimoris Aufstieg und Niedergang
  • Die Gegenwart ab 2000
  • Zeittafel zur Geschichte
  • Staat und Verwaltung
  • Verfassung, Regierungsform, internationale Bindungen
  • Politische Parteien / Wahlbündnisse
  • Untergrundorganisationen
  • Rechtsordnung
  • Landesverteidigung
  • Wappen und Flagge
  • Sozial- und Gesundheitswesen, Heilpflanzen und Schamanen
  • Verwaltungsgliederung
  • Wirtschaft
  • Landwirtschaft
  • Forstwirtschaft
  • Fischerei
  • Guano
  • Bodenschätze und Erze
  • Erdöl und Erdgas
  • Energie
  • Produzierendes Gewerbe
  • Tourismus
  • Verkehrs- und Transportwesen
  • Messen und Ausstellungen
  • Deutsche Entwicklungszusammenarbeit
  • Kulturelle Grundlagen
  • Religion
  • Sprachen
  • Bildung, Kommunikation, Internet
  • Presse- und Nachrichtendienste, Zeitungen, Zeitschriften
  • Rundfunk, Fernsehen, Video
  • Literatur
  • Musik
  • Theater
  • Film
  • Bildende Kunst
  • Beitrag: Bewaffnete Engel – Himmlische Artillerie
  • Kunsthandwerk
  • Folklore
  • Beitrag: Die religiös-ikonografische Prägung der Kunst des alten Peru
  • Sport
  • Fußball, Volley- und Basketball, Surfen Mountainbiking u.a.
  • Wandern/Trekking, Extremklettern, Paragliding und Skilaufen
  • Stier-, Hahnen- und Kondorkampf
  • Mensch und Gemeinschaft
  • Mentalität
  • Umgang mit Peruanern
  • Feste und Bräuche
  • Perus Beziehungen zu deutschsprachigen Ländern
  • Deutsche und Österreicher in Peru
  • Deutsch-Peruanische Beziehungen
  • Deutsche Schulen in Peru
  • Deutsch-evangelische Kirchengemeinde
  • Katholische Kirchengemeinde deutscher Sprache
  • Deutsch-Peruanischer Hilfsverein
  • Club Germania und andere deutsche Clubs
  • Deutsch-Peruanischer Kulturverein
  • Deutsch-Peruanische Handelskammer
  • Schweizer in Peru
  • Österreicher in Peru
  • Teil 2: Praktischer Reiseführer
  • Reisen nach Peru
  • Flugverbindungen
  • Schiffsverbindungen
  • Landverbindungen zum benachbarten Ausland
  • Reisen in Peru
  • Flugzeug
  • Schiff
  • Eisenbahn
  • Bus und Taxi
  • Pkw
  • Die Hauptstadt Lima
  • Lage und Geschichte
  • Der Hafen Callao
  • Rundgang durch Limas Altstadt
  • Weitere Sehenswürdigkeiten
    • Kirchen und anderes
    • Museen
    • Privatsammlungen
    • Weitere kleine Museen
  • Lima von A bis Z (u.a. Eisenbahn Lima – Huancayo)
  • Ausflüge in Lima
    • Auf den San Cristóbal
    • In die Vororte
    • Nach Barranco
  • Tages- (Zweitages-)Touren von Lima aus
    • Zu den Ruinen des Tempelbezirkes von Pachacamác
    • Nach Villa El Salvador
    • Segelbootsfahrt zu den Inseln vor Callao
  • Zu altperuanischen Ruinen und Ausflugsorten in den Andenausläufern
    • Chosica – Puruchuco – Cajamarquilla – Chaclacayo – San Pedro de Casta – Marca Huasi
    • Zum Kamm der Anden
    • Zur Fortaleza Paramonga
    • Zu den Pyramiden von Caral
    • Zur Halbinsel Paracas und den Ballestas-Inseln
  • Cusco
  • Lage und Geschichte
    • 1. Stadtrundgang: Kirchen, Klöster, Inkamauern
    • 2. Stadtrundgang: Künstlerviertel San Blas
    • 3. Stadtrundgang: Auf halbem Wege nach Sacsayhuamán
  • Weitere Sehenswürdigkeiten
    • Kirchen, Museen und anderes
  • Cusco von A bis Z
  • Zu den Inkaruinen in der näheren Umgebung von Cusco
  • Sacsayhuamán – Kenko – Puca Pucará – Tambo Machay
  • Beitrag: Pferde in Peru
  • Von Cusco nach Machu Picchu
    • Lage und Geschichte – Anreise – Besichtigung von Machu Picchu
  • Andere Touren in die Umgebung von Cusco
    • Nach Pisac
    • Von Pisac nach Ollantaytambo
    • Nach Chinchero
    • Zum Bergsee Huaypo, nach Maras, Moray und zu den Salinen (Salineras)
  • Nach Quillabamba und Vilcabamba
  • Nach San Sebastián, Pumamarca, San Jerónimo, Tipón, Oropesa, Huacarpay-See,Pikillacta, Rumicolca, Andahuaylillas und Urcos (Route der Landkirchen)
  • Zur inkaischen Hängebrücke von Queshuachaca entlang der Vier-Lagunen-Route
  • Zum Schneesternfest am Ausangate
  • Von Cusco zum Manú-Biosphärenreservat („Manú-Nationalpark“)
  • Die Hauptrouten durch Peru
  • Route 1: Die Küstenzone südlich von Lima bis zur chilenischen Grenze
  • Pachacamác
  • Chincha
  • Abstecher von der Panamericana: San Clemente – Tambo Colorado – Huaytará
  • Pisco
  • Paracas
  • Ica
  • Nasca
  • Chala
  • Camaná
  • Mollendo / Matarani
  • Moquegua
  • Tacna
  • Route 2: Das Dreieck Arequipa-Puno-Cusco
  • Arequipa
  • Arequipa von A bis Z
  • Ausflüge von Arequipa
    • Zum Thermalbadeort Yura
    • Ins Tal der Vulkane von Andagua
    • Zu den Steinzeichnungen von Toro Muerto
    • Zur Laguna Salinas
    • Zu den Andenes von Yumina
    • Vulkanbesteigungen
    • Zum Cañon del Colca
  • Von Arequipa nach Puno
  • Puno
  • Die Umgebung von Puno
    • Von Puno nach Pucará
    • Ausflüge auf und um den Titicacasee (Uros, Taquile, Amantani)
    • Von Puno zu den Chullpas von Sillustani
    • Von Puno nach Julí
  • Nach Bolivien
  • Nach Tanka Tanka
  • Von Puno nach Cusco
  • Von Cusco durch die Sierra nach Lima
  • Route 3a: Von Cusco über Abancay nach Lima
  • Limatambo
  • Choquequirao
  • Abancay
  • Chalhuanca
  • Puquio
  • Route 3b: Von Cusco über Ayacucho nach Lima
  • Andahuaylas
  • Ayacucho
    • Von Ayacucho nach Huarí und in die Pampa de Quinua
    • Von Ayacucho nach Vilcashuamán
    • Von Ayacucho in den Urwald
    • Von Ayacucho nach Huancavelica und Lima
  • Huancavelica
  • Huancayo
  • La Oroya
  • Route 4: Die Küstenzone nördlich von Lima bis zur ecuadorianischen Grenze
  • Ancón
  • Chancay
  • Huacho
  • Caral
  • Pativilca
  • Paramonga
  • Chimbote
  • Trujillo
  • Ausflüge von Trujillo
    • Nach Chan-Chan
    • Zur Huaca Arco Iris und Huaca Esmeralda
    • Zur Huaca del Sol und Huaca de la Luna
    • Nach Huanchaco
    • Zum archäologischen Komplex El Brujo
  • Abstecher von der Panamericana: Von Trujillo nach Gran Pajatén
  • Von Trujillo nach Tumbes
  • Chiclayo
  • Nach Sipán und Umgebung
  • Nach Lambayeque und Ferreñafe
  • Piura
  • Chulucanas
  • Talara
  • Tumbes
  • Route 5: Die Schwarze und Weiße Kordillere und die Kordillere von Huayhuash
  • Huaraz
  • Fahrten von Huaraz
    • Zu den Ruinen von Chavín de Huantar
    • Von Huaraz nach Norden
  • Route 6: Die nördliche Sierra
  • Cajamarca
  • Ausflüge von Cajamarca
    • Zum Thron des Inka
    • Zu den Thermalquellen Baños del Inca
    • Zum Landgut von Porcón
    • Zu den Ventanillas de Otuzco
    • Zu der präinkaischen Kultstätte Cumbe Mayo und dem Steinwald Los Frailones
    • Nach Kunturhuasi
  • Von Cajamarca in den Parque Nacional de Cutervo
  • Route 7: Von Cajamarca ins Tal des Marañón und weiter ins tropische Tiefland bis Yurimagas
  • Celendín
  • Leymebamba
  • Tingo / Kuélap
  • Chachapoyas
  • Moyobamba
  • Tarapoto
  • Yurimaguas
  • Route 8: Von Lima durch die Sierra in die Montaña
  • La Oroya
  • Tarma
  • La Merced
  • Oxapampa
  • Pozuzo
  • Route 9: Von Lima in den Amazonas-Urwald
  • (Über Abkürzung nach Lima zurück)
  • Huánuco
  • Kotosh
  • La Unión
  • Tantamayo
  • Tingo Maria
  • Pucallpa
  • Iquitos
  • Ausflüge in die nähere Umgebung von Iquitos
    • Längere Fahrten auf dem Amazonas
    • Zum Nationalpark Pacaya-Samíria
  • Route 10: Von Lima in die südliche Selva
  • Puerto Maldonado
  • Tambopata/Bahuaja-Sonene
  • Lago Sandoval
  • Lago Valencia
  • Beitrag : Reisebericht über einen Besuch in der südlichen Selva von Peru, mit den farbenprächtigen Aras auf Du und Du
  • Route 11: Von Cusco zum Manú-Biosphärenreservat (Manú-Nationalpark)
  • Paucartambo
  • Tres Cruces
  • Acjanacu-Pass
  • Pilcopata
  • Atalaya
  • Shintuya
  • Manú
  • Naturschutzgebiete Perus
  • Allgemeine Informationen von A bis Z
  • Wichtige Anschriften für deutschsprachige Besucher
  • Diplomatische und konsularische Vertretungen
    • Vertretungen Perus in der Bundesrepublik Deutschland
    • Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland in Peru
    • Vertretung Perus in Österreich
    • Vertretungen Österreichs in Peru
    • Vertretung Perus in der Schweiz
    • Vertretung der Schweiz in Peru
  • Auskunftsstellen und Vereine in Deutschland
  • Auskunftsstellen und deutsche Vertretungen in Peru
  • Repräsentanzen peruanischer touristischer Leistungsträger in Deutschland
  • Reiseveranstalter mit Peru im Programm
  • Deutschsprachige Vereine in Lima
  • Deutschsprachige Ärzte in Lima
  • Krankenhäuser in Lima
  • Deutschsprachige Rechtsanwälte
  • Deutschsprachige Seelsorge
  • Bibliographie
  • Fotonachweis
  • Index

Vorwort

„In Peru singen die Frösche und quaken die Vögel“. Wenn Sie dies vor Ihrer Reise verinnerlichen, werden Sie kaum Anpassungsschwierigkeiten haben. In Peru laufen aber nicht nur die Uhren und vieles Andere anders. Das Land, ein Schmelztiegel zwischen Tradition und Moderne, bietet ein schier unerschöpfliches Potenzial an Überraschungen und Herausforderungen aller Art und ist, wie seit geraumer Zeit berichtet wird, auf der Überholspur: Als Wachstums-Champion Südamerikas, in der Rohstoffsparte schon ein Global Player, in der Vielzahl jahrtausendealter archäologischer Stätten/Schätze kaum noch zu überbieten, im Tourismus führend, im kulinarischen Bereich mehrfach ausgezeichnet …

Da wird Machu Picchu zum neuen Weltwunder erklärt und ist damit der magnetische Anziehungspunkt des Landes. Ein deutscher Goldsucher und Holzhändler hat diesen sagenumwobenen Komplex schon vor dem offiziell festgelegten Wiederentdeckungsdatum zum ersten Mal betreten.

Aber auch die bisher kaum erreichbare Schwester von Machu Picchu wird für sportlich Durchtrainierte immer attraktiver, das Auf und Ab des Trails nach Choquequirao (für mich ein anderes peruanisches Weltwunder!) immer „begehbarer“, und der Komplex soll vielleicht schon bald mit einer Seilbahn erreichbar sein! Beinahe monatlich kommen aufgrund von Satellitenaufnahmen verborgene Heiligtümer aus vorspanischer Zeit zum Vorschein, besonders an der nördlichen Küste bei Trujillo, Chiclayo, bei Huarmey (ein Königinnengrab der Huari-Epoche wird ausgegraben) und bei San José de Moro (schon wieder eine Priesterin!). Eine Señora de Cao wird aus ihrem fast 2.000 Jahre alten Grab befreit und verändert die Geschichtsschreibung der Moche. Aber auch die sensationellen Grabstätten der Chachapoya (Sarkophage und Mausoleen) rücken verstärkt ins Licht der Öffentlichkeit.

Sie haben mit Peru eines der interessantesten Reiseländer der Welt gewählt. Das Besondere, Einzigartige, das so manchen immer wieder dorthin zieht, möchte ich Ihnen mit diesem Buch zeigen. Wegen der Fülle der touristischen Ziele musste ich eine Auswahl treffen. So bleibt für jeden selbst noch viel zu entdecken.

Wenn Ihnen etwas Spanisch vorkommt und Sie nicht weiter wissen, schauen sie einfach unter www.... nach. Oder Sie fragen einen der vielen hilfsbereiten Peruaner, denen es am Herzen liegt, dass Sie Peru in guter Erinnerung behalten.

Und noch etwas: Im offiziellen Sprachgebrauch wird der Ureinwohner des Landes mit „Indio“ bezeichnet, was oft ein Schimpfwort ist. Dieser Ausdruck soll auch in diesem Buch so verwendet werden, ohne damit einen diskriminierenden Unterton provozieren zu wollen.

„Perú es todo y algo más“ – Peru ist alles und noch etwas mehr, wird oft gesagt. Überzeugen Sie sich selbst, egal ob Sie sich mit dem Flugzeug, per Bahn, Schiff, Bus, im Taxi, per Anhalter, Maultier oder zu Fuß fortbewegen. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise.

Autorin mit Gruppe

Teil 1: Landeskunde

Lage und Größe

Die an der Westküste Südamerikas zwischen dem Äquator (Grenzort Gueppi zu Ecuador) und dem 18. Breitengrad sowie dem 69. – 81. Längengrad gelegene Republik Peru umfasst 1,285 Mill. km2(davon Costa 10 %, Sierra 30 % und Selva 60 %) und hat Anrecht auf 60 Mill. ha eisigen Landes in der Antarktis, ist somit nach Brasilien und Argentinien das drittgrößte Land dieses Subkontinentes (mehr als dreieinhalb Mal so groß wie Deutschland oder vergleichsweise so groß wie Frankreich, Italien und Spanien zusammen). Peru betrachtet einen der Küste vorgelagerten Meeresstreifen von 200 Seemeilen als nationales Gewässer. Im Norden grenzt Peru an Ecuador und Kolumbien, im Osten an Brasilien und Bolivien, im Süden an Chile und im Westen mit einer rund 2.700 km langen Küste – wer alle Krümmungen mitzählt, der soll auf genau 3.079,5 km kommen – an den Pazifik. Peru gehört zur tropischen Zone, obwohl sein Klima durch den Humboldtstrom (auch Perustrom genannt) gemäßigt wird. Dieser für Peru so wichtige Strom ist eine kalte, an der südlichen Westküste Südamerikas nordwärts fließende Meeresströmung mit subarktischem Wasser. Die Temperatur des Pazifik vor Peru erreicht vielfach nur 14 °C.

Landschaft und Klima

Von Norden nach Süden durchziehen drei parallel verlaufende Gebirgsketten der Anden das Land und teilen zwei grundverschiedene Welten voneinander: im Westen die trockene Wüste und im Osten den feuchtwarmen Amazonas-Urwald. Dazwischen liegt die Sierra, das Gebirge mit fruchtbaren Tälern und Hochebenen. Infolge dieser landschaftlichen Gliederungen verfügt Peru über eine Vielfalt an Pflanzen und Tieren wie kaum ein anderes Land der Welt. Der Küstenstreifen, die Costa, erstreckt sich von Norden nach Süden und besteht, geologisch gesehen, aus Meeresterrassen, angeschwemmten Ebenen sowie Ketten von Hügeln. Er kann eine Breite von 100 km und Höhen von 1.500 m erreichen. Einige felsige Ausläufer der Anden reichen bis ans Meer. Mehr als fünfzig Flüsse, von denen jedoch nur etwa zehn das ganze Jahr hindurch Wasser führen, durchschneiden Halb- und Vollwüsten. Südlich von Pisco bilden sie tiefe, enge Täler und teilen damit das Küstenland in größere Ebenen, die Pampas genannt werden.

Die Flüsse, genau 52, die teilweise nur zu bestimmten Zeiten Wasser führen, sind die wichtigsten Spender von Feuchtigkeit in dieser Zone, in der es südlich des sechsten Breitengrades, an dem der Humboldtstrom Richtung Galápagos-Inseln von der Küste abbiegt, also im weitaus größten Teil der Küstenregion, so gut wie nie regnet (jährlich weniger als 50 mm Niederschlag). Durch künstliche Bewässerung sind etwa 30 Oasen entstanden, in denen Agrarwirtschaft möglich ist. Vom Pazifik kommende Nebel, die „Garúas“, schlagen sich an den Bergen in Höhen zwischen 200 und 700 m nieder und lassen in den so genannten „Lomas“, den Grünzonen der Küstenberge, zeitweise Pflanzenwuchs entstehen. Im südlichen Teil der Costa können über den ausgedehnten Sandflächen Wirbelwinde aufkommen, die riesige Wanderdünen vor sich hertreiben. Nebenbei bemerkt gleicht diese Küstenwüste der von Namibia, dort hervorgerufen durch den ebenfalls vom Südpol kommenden Beruelastrom.

Ausläufer einer Flussoase in der Küstenwüste

Die Durchschnittstemperatur an der peruanischen Küste beträgt bei teilweise hoher Luftfeuchtigkeit (Jahresdurchschnitt: knapp 80 %) im Hochsommer (Januar/Februar) 24 °C und im Winter (Juli/August) 17 °C. Nachts sinkt die Temperatur um 4 –7 C. Die niedrigste Nachttemperatur in der Hauptstadt Lima fällt im Juli bis auf 10 °C und in letzter Zeit auch darunter. Vier der fünf größten Städte sind im Küstenbereich angesiedelt, den die Panamerikanische Straße (Carretera Panamericana) durchzieht: Lima, Callao, Trujillo und Chiclayo. Der Küstenstreifen nimmt ein Neuntel des gesamten Landes ein. Etwa die Hälfte der Bevölkerung (meist Mestizen) lebt in diesem Gebiet. In letzter Zeit vermehrt treten an der Costa eigentümliche klimatologische Schwankungen auf. Es fließt dann zur Jahresmitte durch Sonneneinstrahlung aufgeheiztes Meerwasser von Neuguinea bis in die Höhe Mexikos und beeinflusst das Klima aller am Pazifik gelegenen Länder. Perus Fischer haben diesen Strom nach dem Christkind „El Niño“ (das Kind) genannt, weil die durch ihn ausgelösten Wetterveränderungen alle vier bis sieben Jahre in der Weihnachtszeit auftreten. Zur Jahreswende 1982/83 warf das Phänomen alle Erfahrungen der letzten Jahrzehnte über den Haufen. So verschwanden die Fischschwärme aus dem Umfeld des Niño-Stromes, und mit ihnen setzten sich die Seevögel ab. Die Wassertemperaturen lagen auf einmal zwischen 25 °C und 28 °C, fünf bis acht Grad höher als normal. Und in Teilen Südamerikas setzten daraufhin schier unerschöpfliche Wolkenbrüche ein. In den Wüstengebieten Nordperus, in denen sonst kaum Niederschläge registriert werden, fielen aufgrund des Phänomens pro Jahr 1000 bis 4000 Liter Regen pro Quadratmeter. Es kam sogar weltweit zu katastrophalen Wetterveränderungen und in Nordperu zu großen Verwüstungen, während in der südlichen Sierra gleichzeitig eine extreme Dürre herrschte. Perus angeschlagene Wirtschaft wurde schwer geschädigt .

Ähnlich zeigte sich „El Niño“ 1997/98. Damals trat als Spätfolge, durch Bildung eines Heuschrecken freundlichen Klimas, eine explosionsartige Vermehrung dieser Insekten auf, die zu einer katastrophalen Plage vor allem im nördlichen Hochland, in dem ohnehin armen Departamento Cajamarca, führte. Die Lebensdauer von Heuschrecken ist nämlich klimaabhängig und kann zwischen sieben und 150 Tagen liegen. Die Regierung gab ohne befriedigendes Resultat mehrere Millionen Dollar aus, heuerte ausländische Experten an, charterte ukrainische Hubschrauber, ließ auf landwirtschaftliche Flächen verseuchende Insektizide streuen und setzte Flammenwerfer ein. Gleichzeitig kam die Fischmehlproduk-tion zum Erliegen, und es gab keinen Guano mehr, überfluteten mehr als 10.000 ha vorher mühsam bewässerten Agrarlandes, wurden Brücken, Straßen und Häuser weggespült und starben Hunderte von Küstenbewohnern. Zwischen Chiclayo und Piura in Nordperu hatte sich in der Küstenwüste sogar ein 130 km langer und bis zu 32 km breiter See gebildet, in dem Fische schwammen und auf dem Segelboote dahinglitten – bis er wieder verschwand, austrocknete. „La Niña“, die kalte Schwester, wütete zuletzt 1999 und 2000 mit Frost und Trockenheit. Ob der Treibhauseffekt das Phänomen beeinflusst, darüber sind sich die Klimaforscher nicht einig. Sicher scheint, dass auf einen starken El Niño eine La Niña folgt. Das Wasser im Ostpazifik – auch vor der Küste Perus – ist dann besonders kalt und fischreich. Kein Wunder also, dass die Fischer auf ein weibliches Christkind hoffen.

Die Sierra, das Andenhochland zwischen den Kordilleren, umfasst ein Drittel von Peru. Man unterscheidet drei Gebirgsketten (die westliche, östliche und subandine Kordillere), die in etwa parallel zur Küstenlinie verlaufen. In den fruchtbaren Hochtälern, die teilweise über 3.500 m hoch liegen, sind etwa 40 % der peruanischen Bevölkerung ansässig. Die peruanischen Anden mit mittleren Höhen zwischen 3.800 und 4.100 m erreichen in der Weißen Kordillere (Westkordillere) mit dem Huascarán (6.768 m) die höchste Erhebung. Dort befinden sich auch die größten Gletscher der Tropen. Die andinen Gletscher Perus machen zum anderen etwa 70% der mit Eis bedeckten Oberfläche innerhalb des tropischen Gürtels der Erde aus. Die Schneegrenze liegt bei knapp 5.000 m.

In der Weißen Kordillere beim Huascarán

An den eis- und schneebedeckten Bergriesen entspringen die Quellflüsse des Amazonas; einige graben tiefe Talschluchten (über 3.000 m tiefe Cañóns). Im Süden erstrecken sich weite Hochflächen mit dürftiger Vegetation, die durch starke Erosion entstandenen Puna-Hochflächen. Über die Quelle des Amazonas, dem größten Fluss Südamerikas und dem wasserreichsten der Erde, streiten sich übrigens die Experten, entsteht der Strom doch erst durch den Zusammenfluss von Rio Marañón und Rio Ucayali bei Nauta. Nach der Encyclopedia Britannica ist die Quelle in dem nördlich von Lima gelegenen Lauricocha See anzunehmen. Eine Wissenschaftlerexpedition unter Leitung des polnischen Forschers Jacek Palkiewicz stellte 1996 fest, die Amazonasquelle am Berg Mismi in den Hochanden bei Arequipa gefunden zu haben. Bisher ging man von 6518 km aus. Aber mittlerweile wurde es bestätigt, dass er länger als der Nil (6671 km) ist, nämlich über 7000 km und damit könnte der Amazonas nun als der längste Fluss der Welt bezeichnet werden.

Etwa vom 15. südlichen Breitengrad bis in die südlichsten Teile des Kontinents (Chile) zieht sich von Nordwest nach Südost eine Reihe großer und kleiner Vulkane hin. Die Länge dieser Vulkankette beträgt in Peru etwa 500 km. Einige der Feuerberge sind um die 6.000 m hoch (u.a. Sara Sara 5.630 m, Sabancaya 6.310 m (z.Zt. aktiv/2013), Solimana 6.320 m, Coropuna 6.425 m, Ampato 6.388 m, Chachani 6.075 m, Misti 5.825 m, Tutupaca 5.806 m). Was die vulkanische Tätigkeit anbelangt, so ist in Peru, obwohl etwa zwölf seiner Vulkane als aktiv angesehen werden, aus historischer Zeit nur eine einzige große Eruption bekannt: Im Frühjahr 1600 erfolgte der Ausbruch des Huaynaputina, eines Vulkans am Río Tambo im Departamento Moquegua, etwa 80 km von Arequipa entfernt, der heute rund 4.800 m hoch ist. Durch die Kraft des Ausbruches flog damals der gesamte Kegel in die Luft. Nach zeitgenössischen Berichten war das umliegende Terrain von dem ausgeworfenen Material – Asche und Sand – völlig bedeckt, und in Arequipa mit seinen damals knapp 10 000 Einwohnern herrschte etwa 15 Tage lang Dunkelheit, was bei der Bevölkerung Panik hervorrief. Über die Zahl der Opfer liegen keine Angaben vor. Ein noch tätiger Vulkan ist der Ubinas (5.672 m), ebenfalls in der Nähe Arequipas. Seine Aktivität äußert sich seit vielen Jahren durch einen mächtigen Dampfschwall im Innern des Kraters. Das Klima des Hochlandes zeichnet sich durch große Unterschiede zwischen Tages- und Nachttemperatur aus. So können im 3.350 m hoch gelegenen Cusco im Januar die Tagestemperaturen von 20 °C nachts bis auf 7 °C absinken. Im Juni/Juli, wenn es nachmittags bis zu 23 °C warm wird, friert es nachts sogar (bis -8 °C). Die relative Luftfeuchtigkeit der Sierra beträgt im Jahresdurchschnitt je nach Gegend maximal 30–40 %. Die Regenzeit fällt in die Monate November bis März.

Über dem Titicacasee, den sich Peru und Bolivien teilen, haben Wissenschaftler der San-Andrés-Universität in La Paz ein kleines Ozonloch entdeckt. Wie dazu unterstrichen wird, sei die dortige Bevölkerung wegen der Äquatornähe und der Höhenlage von knapp 4.000 m grundsätzlich schon einem hohen Strahlenrisiko ausgesetzt. Nun hat man festgestellt, dass beispielsweise Plastikfolie, die die Anrainer des Sees zur Abdeckung von Gewächshäusern verwenden, nach nur sechs Monaten unbrauchbar wird, obwohl sie unter normalen Bedingungen mehrere Jahre hält. Zum anderen verlangsame die erhöhte ultraviolette Strahlung bei der von den Indios dort vornehmlich kultivierten Quinoa nach dem Keimen das Wachstum dieser Pflanze. Viele Bewohner der betroffenen Region gaben zudem an, dass sie in den letzten Jahren die Sonnenstrahlung viel intensiver empfunden hätten als vorher.

Peru gehört zu den erdbebenreichsten Gebieten der Welt. Die Beben verursachen sowohl in der Sierra als auch an der Küste nicht selten große Verheerungen. Hinsichtlich des Alters der peruanischen Anden haben radiometrische Bestimmungen an der Südküste (im roten Granit von Mejía) 450 Mill. Jahre ergeben. Messungen bei Arequipa zeigten, dass der dortige Quaderstein (Dazit-Tuff) „nur“ gut drei Millionen Jahre alt ist.

Der am Ostabhang beginnende Urwald bedeckt über 60 % des peruanischen Territoriums, beherbergt aber nur rund ein Zehntel der Bevölkerung, darunter 48 verschiedene Gruppen von Ureinwohnern, insgesamt rund 200 000 Menschen (größte ethnische Gruppe: Asháninkas mit 51 000 Zugehörigen, dann Aguarunas mit 42 000 und Shipibos mit 16 000). Man unterscheidet den bergigen Urwald (Montaña, auch Ceja de Selva genannt) in der subandinen Kordillere und den Überschwemmungsurwald (Selva) im Amazonasbecken. Die Selva ist eine monotone Ebene mit leichten Erhebungen zwischen zahlreichen Flussläufen, von denen die meisten weder erforscht sind noch irgendwie genutzt werden. Montaña wie Selva besitzen üppige tropische Vegetation; die landwirtschaftliche Nutzung scheitert noch weitgehend an fehlenden Verkehrsverbindungen. Noch sind die Flüsse die wichtigsten Transportwege. Die stärksten Regenfälle werden von November bis April registriert. An insgesamt 222 Regentagen pro Jahr fallen durchschnittlich 2959 mm Niederschlag. Es herrscht eine ziemlich gleichmäßige Hitze um 24–28 °C, sie kann jedoch zeitweise auf 32–36 °C steigen. Die relative Luftfeuchtigkeit liegt im Jahresdurchschnitt bei 69 %.

Flora und Fauna

Peru ist mit seinen zahlreichen natürlichen Lebensgemeinschaften und Landschaftsformen eines der vielseitigsten Länder der Erde. Botaniker haben in Peru 83 von 103 in der Welt denkbaren ökologischen Zonen festgestellt – und 28 verschiedene Klimaarten. Peru zählt damit zu den fünf Ländern mit der größten biologischen Vielfalt. Wie schon erwähnt, wird dieses Phänomen besonders durch die gravierende Dreiteilung Küste, Gebirge und Urwald begünstigt. Um die Natur zu bewahren, hat Peru Nationalparks und Naturschutzgebiete eingerichtet (S. →).

Meer

Das Meer im Bereich des vom Südpol kommenden kalten Humboldtstroms, dessen Breite zwischen 40 und 200 Seemeilen schwankt – in Peru der Küstenabschnitt vom Süden (chilenische Grenze) bis zum Departamento Piura – enthält viel Plankton, wodurch das Wasser grün erscheint. Vom Plankton lebt der Anchovis, eine kleine Sardelle, (Fischmehllieferant); dieser wiederum dient dem Bonito (Thunfischart) und den Guanovögeln als Nahrung. An der „kalten“ Küste leben Seelöwen, Meerotter (Lutra felina), Pottwale und sogar Pinguine sowie 300 Arten von Fischen. Weiter seewärts kommen Thunfische, Fliegende Fische, Goldmakrelen und Haie vor, die sich im wärmeren Norden der Küste nähern. Für die „warme“ Küste müssen vor allem die Vielzahl von Seevögeln sowie Haie, Thunfische, Meeresaale und Massen von Schalentieren genannt werden. Am Strand kann man gelegentlich Kondore sehen, die von den Anden herunterkommen und nach Aas suchen.

Lamas

Küste

Die Küste ist das vegetationsärmste Gebiet, größtenteils Wüste, da – wie schon gesagt – der kalte Humboldtstrom die Regenbildung verhindert. In den Flusstälern gibt es allerdings eine reiche, von Grundwasser gespeiste Vegetation. Durch den Humboldtstrom bildet sich zeitweise eine tiefliegende Wolkenschicht, die den Küstenstreifen bedeckt. Wo sie niedrige Küstenberge berührt, schlägt sich Nebel (Garúa) nieder, der für ein halbes Jahr zartblättrige Blumen, Pflanzen und kleine Bäume gedeihen lässt (am intensivsten bei Chala, Südperu). Der Westabhang der Anden ist ein Sommerregengebiet, dessen Untergrenze im Norden tiefer liegt als im Süden. Dieses Gebiet wird von Steppe mit vereinzelten Wäldern überzogen. Die Vegetation der Nebelwüsten, der Sommerregenzonen und der Flusstäler ist verschieden.

Die wichtigsten Pflanzen sind der Algarrobobaum (zur Baum- und Strauchgruppe der Mesguite gehörend, die zur Familie der Hülsenfrüchtler zählen), der Mollebaum (falscher Pfefferbaum), Kakteen, Tillandsien sowie Flussufergebüsche. An Tieren findet man kleine Wüstenfüchse, etwas Rotwild, Ameisenbären sowie kleine Nagetiere und zahlreiche Eidechsen. Dort, wo der Humboldtstrom weiter entfernt von der Küste („warme“ Küste) verläuft, ändern sich Klima, Fauna und Flora. Es entstehen Regenhalbwüsten, Steppen und Savannen mit eigener Tier- und Pflanzenwelt. Markante Bäume dort sind der laubabwerfende Flaschenbaum mit flaschenförmigem, wasserspeicherndem Stamm und die Mangrove, die auf hohen, teilweise ineinander verflochtenen Wurzeln besonders in Flussmündungen wächst. In dieser Gegend kommen ebenfalls kleine Wüstenfüchse und darüber hinaus Triele (Watvögel) vor sowie – in den Mangrovendickichten – u.a. amerikanische Krokodile.

Die karge Wüstenvegetation wird immer mehr durch unüberlegten Raubbau zerstört. So holzt man beispielsweise Bäume ab, um Brennholz für Ziegeleien zu gewinnen, obwohl in der regenarmen Gegend den gebrannten Steinen, die die lästige Hitze speichern, luftgetrocknete Lehmziegel vorzuziehen sind.

Hochland

Als Hochland bezeichnet man in Peru Gebiete über 3.500 m. Hier gibt es Punagraslandschaften (Ichu-Gras) und über 4.300 m dann Polsterpflanzenvegetation, der sich Hochgebirgswüsten anschließen. Typisch für die Höhen sind auch Wollkakteen, deren Silberhaar das starke Licht abweist. Im Norden, wo es viel regnet, findet man Polylepis-Wälder (ein zu den Rosengewächsen gehörender Baum). In der gesamten Sierra wächst der um 1860 aus Australien eingeführte Eukalyptusbaum. Eine sehr merkwürdige Pflanze dieser Region ist die Puya Raimondii (Ananasgewächs), deren Blütenstand bis zu 10 m hoch werden kann. Weit verbreitet sind Kakteen.

Ein wichtiges Tier des Hochlandes ist das – domestizierte – Lama. In vorspanischer Zeit, als man den Nutzen des Rades noch nicht erkannt hatte, war das Lama besonders als Lasttier geschätzt. Dieses Neuweltkamel (naher Verwandter der übrigen Kamele) kann auf 5.000 m Höhe bis zu 30 kg Last über 30 km pro Tag tragen. Da auch bei den Campesinos die Motorisierung voranschreitet, geht die Haltung der Tragtiere zurück. Das als „hinterlistiger Spucker“ verunglimpfte Tier legt Menschen gegenüber in der Regel ein freundliches Gemüt an den Tag. Im Inkareich gehörten alle Lamaherden der Sonne oder dem Inka, der ja Sohn der Sonne war. Lamawolle hat gegenüber der Wolle des Alpakas, das wie das Lama vom wilden Guanako abstammt, weniger Qualität bzw. Wert. Das extrem langhalsige Guanako (nur selten in Peru und Bolivien anzutreffen, sondern weiter südlich in den Anden von Argentinien und Chile), etwa so groß wie ein europäischer Rothirsch, ist von Natur aus aufmerksam, neugierig, sehr schnell und ein guter Schwimmer.

Eine andere wilde Art der „Kamelschafe“ ist das zierliche Vicuña, das Wappentier Perus, dessen beige-braune, leichte Wolle einst den Inka vorbehalten war. Für eine Jacke aus Vicuña-Wolle, die immerhin als die feinste und teuerste Wolle der Welt gilt, benötigte man die Schur von drei bis vier Tieren! In der Kolonialzeit und während der Republik wurde der Vicuña-Bestand durch wildes Abschießen stark reduziert. Heute ist das Tier geschützt und fast nur noch in sehr einsamen Hochebenen in Reservaten zu sehen. Das vierte Mitglied dieser amerikanischen Kamelfamilie ist das stämmige Alpaka, das vor allem auf dem Altiplano, um den Titicacasee und im Colcatal im Süden Perus lebt. Sein Fell kommt in vielen Tönungen vor. Begehrt ist die beliebig färbbare weiße Wolle. Sowohl das Fleisch vom Lama als auch das sehr zarte und cholesterinfreie Alpakafleisch wird heutzutage gerne gegessen und steht schon seit längerem als Delikatesse auf der touristischen Speisekarte.

Im Hochland leben Andengänse, Enten, Flamingos (an Hochlandseen, u. a. an der Laguna Salinas bei Arequipa und dem Titicacasee), Andenkiebitze, Hochandenhirsche (über 4.000 m), wilde Meerschweinchen, Andenstrauße (auf Sandflächen im Süden), Kondore und große Andenfüchse. Auch der Puma kommt hier vor, als Andenpuma ist er der größte seiner Gattung. Eine Besonderheit ist das Bergviscacha, eine scheue, flinke Hasenmaus, deren Schwanz bis zu 30 cm lang und das bis zu 1,6 kg wiegen kann. Dieser pflanzenfressende Hochgebirgsbewohner, der zu den Chinchillas gehört, lebt auf Höhen zwischen 900 m und 5.000 m in Felsspalten, Klüften und Höhlungen und hat sich im Colca-Tal bei Arequipa besonders vermehrt. Einen Artenreichtum an Fischen in den Hochlandseen und -flüssen gibt es praktisch nicht, man findet gerade zwei Gattungen von Schuppentieren. Die jetzt häufige Regenbogenforelle wurde ausgesetzt.

Der Andenkondor, dessen Flügel eine Spannweite von über 3 m erreichen können und der mit Hilfe günstiger Aufwinde bis auf 10.000 m emporsteigen und sich bis zur Küste gleiten lassen kann, ist, wie neuere Forschungen zeigen, kein Greifvogel, sondern ein Verwandter des Storches. Gleich anderen Neuweltgeiern besitzt er keinen Greiffuß, mit dem Gegenstände umkrallt und festgehalten werden können. Und ehe der Kondor, der über 75 Jahre alt werden kann, zu fressen beginnt, „schnäbelt“ er meist nach Storchenart an der Nahrung, um sie zu prüfen. Auch bei der Paarung schnäbeln die Neuweltgeier miteinander, wie dies Störche tun. Schließlich produzieren im Gegensatz zu den recht stimmbegabten Greifvögeln die Neuweltgeier nur zischende und fauchende Laute. Die Sierra–Bewohner verehren den Kondor als heiligen Vogel, der ihre Wünsche zu Gott trägt. Schließlich galt er in der Inkazeit als eine Inkarnation der Sonne.

Peru und Bolivien waren die Domestikationszentren Südamerikas. Zu Haustieren gezüchtet wurden Lamas, Alpakas, Meerschweinchen (Pflanzenfresser, die im Jahr bis zu fünfmal werfen) und Enten. Peru ist außerdem die „Heimat“ der Kartoffel. Auch Süßkartoffeln, Mais, Bohnenarten, Paprika und verschiedene Kürbissorten wurden bereits im alten Peru kultiviert. Seit 1971 forschen Wissenschaftler aus aller Welt am CIP (Centro Internacional de la Papa, Internationales Kartoffelzentrum) mit Hauptsitz in Peru, wie ein intensiver Kartoffelanbau in anderen Klimazonen der Dritten Welt betrieben werden könnte, um den Hunger zu bekämpfen. 1992 wurden diese Bemühungen mit dem König-Baudouin-Preis ausgezeichnet, und zwar für die Züchtung einer „haarigen“ Kartoffel, die gegen Schädlingsbefall resistent ist.

Urwald

Der Urwald beginnt am Ostabhang der Anden; man unterscheidet drei verschiedene Waldzonen, je nach Höhe mit unterschiedlicher Fauna. Interessant ist die durch Winde bedingte große Kakteenfläche bei Huánuco. In den östlichen tropisch-feuchten Bergwäldern wachsen viele Arten von Orchideen (an die 3 000 verschiedene), Geranien, Begonien, Baumfarne, Moose, Lianen und Schmarotzerpflanzen. Dort gibt es unzählige Kolibris, deren kleinster die Größe einer Hummel, deren größter (in den Hochanden) die einer Schwalbe hat. Im flachen Urwald, der zeitweilig überschwemmt ist, gedeihen auf kleinstem Raum die verschiedensten Pflanzen. Bis zu 50 m hohe Bäume (auch Bäume mit Stelzwurzeln), Schlinggewächse, Schwimmpflanzen, Baumgräser, Bambus usw. kämpfen um Licht und Nährstoffe (dünne Humusschicht). Hier sind Edelhölzer (u.a. der Mahagonibaum), der Gummibaum, der Quinabaum und Bäume mit ölhaltigen Früchten heimisch.

Das Tierreich ist ebenso üppig. Die Indianer sagen: „Der Urwald hat mehr Augen als Blätter“. Zum anderen gilt im Tierreich: „Der Tod lauert überall“. „Fressen und gefressen werden“ ist die Devise. So wimmelt es von bunten Tagschmetterlingen, von denen in Peru ca. 3 700 verschiedene herumflattern sollen (in Deutschland rund 180 Arten), von Ameisen (darunter Blattschneiderameisen, die über Nacht einen Baum kahlfressen können und die Blätter für ihre Pilzzucht verwenden, von der sie sich ernähren), von gefährlichen Spinnen, nicht minder zu fürchtenden Skorpionen, Mücken (darunter die Malaria übertragenden Moskitos), Grillen etc. Künstlerin im äußerlichen Anpassen an die Umgebung, womit mehrere Tiere ihre Feinde bluffen und sich das Anschleichen an Opfer erleichtern, ist die grüne Gottesanbeterin, die unbeweglich wie ein Blatt auszusehen vermag.

In tropischen Gebieten allgemein in enormer Anzahl und Artenvielfalt vorkommend, wimmelt es auch im Amazonas-Urwald von Fledermäusen. Sie bilden die mit Abstand größte Gruppe der Säugetiere. Die meisten Fledermäuse leben als Vegetarier, einige wenige haben sich zu Raubtieren entwickelt. So fressen einige beispielsweise Frösche. Wie die „fliegenden Mäuse“ ist mehr als die Hälfte der Urwaldtiere nachtaktiv. Und da sie „im Dunkeln munkeln“, haben die abergläubischen Peruaner ihrem spukhaften Erscheinen so manche phantastische Geschichte angeheftet.

Es gibt zudem viele Schlangenarten, die jedoch nicht so häufig vorkommen, wie man gemeinhin annimmt. Die braungefleckte, bis zu 2 m lange Chuchupe (Buschmeisterschlange) ist die drittgiftigste der Welt. Für Menschen weniger gefährlich sind die riesigen Würgeschlangen, beispielsweise die bis zu 9 m lange Anaconda und die 5 m lange Boa, die an Ufern leben, aber auch schwimmen (eine schwimmende Anaconda wird sogar Kaimanen gefährlich). Viele Schlangen ziehen sich jedoch, wenn das Wasser steigt, aufs Trockene zurück. Alligatoren (Krokodile), Leguane und Schildkröten sind ebenfalls im Urwald beheimatet. Zu den erstgenannten gehören Kaimane.

Von den Vögeln – etwa die Hälfte aller Vogelarten der Welt lebt im Amazonasbecken, den brasilianischen Teil eingeschlossen – verdient die Vielzahl der Papageien (Aras, Amazonas-Papageien u. a.) Erwähnung, der Riesenstorch Jabiru, der weiße Reiher, Schlangenhalsvögel, Kormorane, Harpien (Raubvögel in der Größe von Kondoren, zu deren Beute Affen zählen), der mit einem unglaublich feinen Geruchsinn ausgestattete Gelbkopfgeier, der Nesträuber Tukan, Wildhühner und Enten. Den schönsten Balztanz vollführt übrigens der – kleine – Schnurrvogel. Der bunte Wicht – roter Kopf, gelbe Beine, schwarzer Körper – bewegt sich dabei fast wie Michael Jackson (oder umgekehrt) und gibt Schnurrlaute von sich. Leider sieht und hört man dies meist, wie vieles andere, nur im Tierfilm.

Betrachtet man die Säugetiere, springen einem die Affen ins Gesicht: Breitnasenaffen, Brüllaffen, Spinnenaffen, Kapuzineraffen und u.a. das Zwergseidenäffchen, der kleinste Affe, der nur etwa 15 cm groß ist und einen ebenso langen Schwanz hat. Affenforscher glauben, dass einige dieser in den Baumwipfeln lebenden Kletterer in ihrem ganzen Dasein nie den Erdboden berühren. Allerdings kommt es vor, dass ein Äffchen bei seinen gewagten Sprüngen abstürzt, hart auf dem Waldboden landet und nicht wieder aufsteht. Zu den weiteren Dschungel erprobten Saugern gehören Tapire (größtes südamerikanisches Säugetier), Waldspießhirsche, Wildschweine (können gefährlich werden), scharfkrallige Faultiere (trotz ihrer Trägheit gute, aber nicht sehr ausdauernde Schwimmer), Waldhunde, Gürteltiere, Ameisenbären, Opossums (unfreundliche Beutelratten, die sich selbst mit ihren Artgenossen herumbeißen; sie kommen sonst nur in Australien vor) und eine große Menge anderer Nagetiere, darunter der größte Nager der Welt, das Capybara, ein geselliges Wasserschwein mit kurzen Schwimmhäuten zwischen den Zehen, dessen Körper etwa 1 m bis 1,3 m lang ist und das eine Schulterhöhe von 50 cm erreicht. Man kann sie meist aber erst in der Dämmerung bzw. in der Dunkelheit beobachten. Von den Raubtieren sind Jaguar, Ozelot (Tigrillo) und Riesenfischotter zu nennen, allerdings nur sehr selten zu sehen. Der Jaguar, die größte Raubkatze Südamerikas, gilt als „König des Amazonas-Urwaldes“ und ist das einzige Tier, das nur frisst, also keine lebensbedrohenden Feinde im Tierreich hat. Der vor allem nachtaktive Jaguar kann seine Beute auch auf Bäume verfolgen, versteht es, recht gut zu klettern. Noch gelenkiger ist das Ozelot, die kleinere Raubkatze.

Unter den vielen Fischen – im Amazonas und seinen Nebenflüssen leben mehr Fischarten als im Atlantik, viele noch kaum bekannt – befinden sich Zierfische, viele Welse und der bis zu 3 m lange Paiche sowie der etwa 4 m lange Arapaima (beide mit wohlschmeckendem Fleisch). Obwohl Letzterer streng geschützt ist, wird er dennoch verspeist. Von tödlichen Angriffen erzählt man sich im Zusammenhang mit dem elektrischen Aal (Electrophorus electricus) und den – teilweise – gefährlichen Piranhas (Vorsicht vor den rotbauchigen). Aber gerade bei letzteren ist nahezu alles übertrieben. Hiervon sind 20 Arten bekannt, von denen fünf Fleisch fressen; sie greifen bei Niedrigwasser an, wenn ihre Nahrung knapp wird. Weniger bekannt, aber ebenso gefährlich, sind der in den Amazonasflüssen lebende kleine Canero (Urinophilus diabolicus), der durch die Harnöffnung in den Körper eindringt (nie ohne Badehose baden und nie tauchen!), und nicht zuletzt der Süßwasserrochen mit seinem tödlichen Giftstachel (bei Verletzungen ist sofort ein Arzt aufzusuchen).

Harmlos sind dagegen die etwa 4 m und 25 bis 40 kg schwer werdenden Manatis, Rundschwanzseekühe bzw. Rundschwanzsirenen (an sich im Salzwasser zu Hause), es sind nämlich friedliche Pflanzenfresser. Da sie bei ihrer Größe praktisch den ganzen Tag über fressen müssen, halten sie den Amazonas und Nebenarme sauber, befreien diese Flüsse von „störenden“ Wasserpflanzen, die in ihrem 20 m langen Verdauungstrakt landen. Trotz einer großen Lunge kommen sie alle drei Minuten zum Luftschnappen nach oben, könnten jedoch etwa zehn Minuten lang tauchen. Schließlich hat im Gegensatz zu fast allen anderen Säugetieren ein Manatis nur sechs Halswirbel und ausschließlich Backenzähne, die, wenn abgenutzt und ausgefallen, nachwachsen. Zuweilen lassen sich auch rosarote Delphine, Amazonas-Delphine, ausmachen. Bei diesen handelt es sich um die ältesten Tiere, die im Amazonas leben. Sie sind übrigens fast blind und orientieren sich durch Sonargeräusche. Die kleineren grauen Flussdelphine sind nicht so häufig anzutreffen. Am und im Wasser leben die Otter, die hier in Gemeinschaften von fünf bis neun Tieren leben. Eine Riesenotter kann bis zu 1,80 m lang werden. Leider stinken die Otter entsetzlich, da sie offensichtlich Spaß daran haben, sich in ihren eigenen Fäkalien zu wälzen (haben feste „Toilettenplätze“) und so ihre eigene Duftnote kreieren (ähnlich wie Opossums).

Überraschenderweise sind aber auch bis zu 800 kg schwere pflanzenfressende Seekühe in den peruanischen Urwaldgewässern anzutreffen. Wenn bei Hochwasser (10 m) der Wald überflutet wird, schwimmen Fische durch Baumkronen; einige fressen dann Früchte, Blätter und sogar Nüsse. Fische, die Nüsse knacken, sollen besonders gut schmecken. Sie werden geangelt – mit Nüssen als Köder. Schließlich quaken an Gewässern und im feuchten Untergrund zahlreiche Frösche, besonders laut der (südamerikanische) Ochsenfrosch, der 20 cm groß wird und etwa 700 g wiegt. Der neu entdeckte Mini-Frosch im Manu-Nationalpark misst dagegen nur 11 mm und gehört zu den kleinsten Amphibien weltweit (Noblella pygmaea).

Durch Straßenbau und Urbarmachung ist die größte geschlossene Waldfläche der Welt, wichtig für die Wetterabläufe vielleicht der ganzen Erde, in Gefahr. In vieler Hinsicht als besonders schädlich gilt die Brandrodung, bei der Millionen von Hektar Wald zu Asche werden. Meist nur von kurzer Dauer ist die Fruchtbarkeit der so entstandenen Felder; denn auf Sand und Kies liegt nur eine dünne Humusdecke, die, ungeschützt und ohne natürliche Regeneration, bald ausgelaugt und der Erosion preisgegeben ist.

Umweltschutz