Radtouren
zwischen den
Meeren

 

 

Mit

Heike Götz

quer durch Schleswig-Holstein

 

Inhalt

Radfahren macht Spaß!

Vorbereitungen

Achtsames Fahrradfahren – Aufmerksamkeit außen und innen

Von Brillenschafen, Hähnen und Kultbauern

Durch die Hahnheide

Wikinger, Schlösser und ein altes Fischerdorf

Entlang der Schlei

Zum Westerhever Sand, dem schönsten Leuchtturm Deutschlands

Unterwegs auf Eiderstedt

Strandleben, ein Kloster und Erdbeeren satt

Rund um Grömitz

Zwischen Fledermäusen und Sahnetörtchen

Rund um Bad Segeberg

Reetdachhäuser, Nordseeluft und eine Kunstsammlung

Auf der Insel Föhr

Kaiser, Kanal und Käse

Am Nord-Ostsee-Kanal

Ostsee, Kalifornien und Brasilien

Von der Kieler Förde in die Probstei

Raue Landschaft, ein blühendes Paradies und der Blick zu den Nachbarn

Unterwegs zum Nolde-Museum in Seebüll

Still ruht der See …

Rund um den Schaalsee

Stadt, Land, Fluss … und eine Queen

Immer an der Elbe „längs“

Deichschafe, Köge und der Schimmelreiter

Nordstrand – Insel oder nicht Insel?

Viermaster, Steilufer und Fischbrötchen

Rund um Travemünde – Der Tipp des Fotografen

Danke

Heike Götz ...

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Radfahren macht Spaß!

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(Foto: Ingo Wandmacher)

Das weiß jeder, der einmal das Auto stehen lässt und eine schöne Gegend mit dem Rad erkundet. Die Reisegeschwindigkeit ist dem Auge angemessen, wir hören Vogelstimmen oder Wasserrauschen oder nehmen die Stille wahr. Wir riechen den Raps oder den Wald, spüren den Wind im Gesicht und die Wärme auf der Haut. Und am Abend kehren wir erschöpft, aber zufrieden und glücklich zurück. Wir freuen uns, dass wir den inneren Schweinehund überwunden haben und einfach losgefahren sind. Wir haben unglaublich viele Eindrücke gesammelt und hatten tolle Erlebnisse mit den mitfahrenden Freunden. Und dann nehmen wir uns vor, so bald wie möglich wieder gemeinsam loszuradeln! All das entgeht uns, wenn wir mit dem Auto unterwegs sind und nur möglichst schnell unser Ziel erreichen wollen. Beim Radfahren dagegen gilt: Der Weg ist das Ziel. Radfahren ist Anstrengung und Genuss. Radfahren ist Lebendigkeit und Lebensfreude. 

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„Sind Sie nicht die Frau mit dem Fahrrad?“, werde ich oft von Fernsehzuschauern gefragt. Ja, in meiner NDR-Sendung Landpartie fahre ich mit dem Rad durch eine norddeutsche Region und treffe Menschen, die auf dem Land (manchmal auch in der Stadt) leben und arbeiten. Das rote Fahrrad ist so etwas wie ein Markenzeichen, ein Symbol der Sendung geworden. Es spiegelt den Charakter einer Landpartie wider: Man fährt gemütlich über Land und lässt sich unterwegs viel Zeit für Entdeckungen. 

Genau das habe ich mir bei meinen privaten Radtouren – ohne Fernsehteam – vorgenommen: Tagestouren durch die reizvollen Landschaften Schleswig-Holsteins, mit viel Zeit für das Unterwegssein. Mit jeweils einem oder mehreren Mitradlern bin ich kreuz und quer durch das Land zwischen den Meeren „gestrampelt“. Mit sehr viel Muße haben wir auf diesen Touren die unterschiedlichsten Regionen Schleswig-Holsteins erkundet und dabei noch einmal ganz neu kennengelernt. Es hat riesigen Spaß gemacht!  

Daran möchte ich Sie jetzt teilhaben lassen und lade Sie herzlich ein, mir auf meine Lieblingstouren zu folgen. Ich habe alle Touren so beschrieben, dass Sie sie leicht nachfahren können. Mir war wichtig, dass es wirkliche Genusstouren sind – ohne Zeitdruck und ohne Wettfahrten. Die Touren sind von jedem durchschnittlichen Radler zu bewältigen. Sie sind als Rundfahrten angelegt, das heißt, sie führen jedes Mal an ihren Ausgangspunkt zurück. Unterwegs gibt es immer etwas Interessantes anzuschauen und – für Radfahrer besonders wichtig – schöne Picknickplätze und Einkehrmöglichkeiten zu entdecken. Verstehen Sie meine Hinweise und Tipps bitte als meine ganz persönliche Auswahl ohne den Anspruch auf Vollständigkeit.

Ich möchte Ihnen mit meinen Vorschlägen Lust machen aufs Radfahren in unserem schönen Norden, sei es, weil Sie Ihren Urlaub hier verbringen oder Ihre Heimat auf dem „Radweg“ neu entdecken möchten. Es gibt umfangreiches Informationsmaterial zu Radtouren in Schleswig-Holstein, auch zahlreiche ausgearbeitete Routen. In diesem Fahrrad-Lesebuch stelle ich Ihnen meine kleine persönliche Auswahl vor. Ich habe mich nach Kräften bemüht, die einzelnen Rundtouren so genau wie möglich zu beschreiben, damit man sie sehr leicht nachfahren kann. Selbstverständlich können Sie meine Vorschläge je nach eigenen Bedürfnissen abwandeln. Bekanntlich führen immer viele Wege nach Rom! Trotz aller Bemühungen um Aktualität kann es vorkommen, dass aus der einen oder anderen geplanten Besichtigung oder Einkehr nichts wird, weil vielleicht gerade Ruhetag ist oder sich die Öffnungszeiten geändert haben. Lassen Sie sich dadurch die Freude am Radfahren nicht verderben, seien Sie flexibel und offen für eigene Entdeckungen!

 

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und natürlich beim Radeln!

Vorbereitungen

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(Foto: Ingo Wandmacher)

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Bevor Sie zu Ihrer Tour starten, gibt es einiges vorzubereiten, was sich meiner Meinung nach bewährt hat. Eigentlich sind es Selbstverständlichkeiten, die ich trotzdem erwähnen möchte, weil sie für das gute Gelingen einer Radtour sehr wichtig sein können.

 

1. Bitte überprüfen Sie, ob Ihr Fahrrad funktionstüchtig ist: Sind die Reifen aufgepumpt? Funktionieren Bremsen und Licht? Ist die Sattelhöhe richtig (etwa hüfthoch)?

 

2. Nehmen Sie sich eine Luftpumpe, etwas Flickzeug und Werkzeug mit. Es ist ärgerlich, irgendwo auf dem platten Land mit einem Platten zu stehen. Das war´s dann nämlich für heute mit der Tour! Wir nehmen auch immer eine kleine Sani-Tasche mit (Outdoor-Ausrüstung). Im Falle eines Sturzes ist die Erste-
Hilfe-Ausrüstung Gold wert.

 

3. Wenn Sie wie wir mit dem Auto zum jeweiligen Ausgangspunkt der Radtour fahren, brauchen Sie natürlich einen Fahrradgepäckträger. Achten Sie darauf, dass die Räder wirklich sicher befestigt sind. Vielleicht überprüfen Sie 10 bis 15 Minuten nach dem Losfahren noch einmal die Befestigung.

 

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4. Schließlich ist die persönliche Ausrüstung für den Fahrradtag wichtig: Meiner Meinung nach ist bei der Kleidung das „Zwiebelprinzip“ sehr gut, also verschiedene Schichten Kleidung, die man bei Bedarf an- oder ausziehen kann. Wichtig finde ich Regenbekleidung, wenn eventuelle Schauer vorhergesagt sind. An der See hat sich wegen des oft unangenehmen Windes eine leichte Mütze (auch im Sommer) bewährt. Spezielle Radfahrerhosen sind bei unseren Genusstouren nicht notwendig.

Beim Radfahren gilt: Der Weg ist das Ziel! (Foto: Ingo Wandmacher)

5. Schließlich nehmen Sie sich etwas zu essen und zu trinken mit. Wasser ist das Beste auf so einer Radtour. Ich empfehle auch, etwas Leckeres für ein Picknick mitzunehmen. Man ist einfach unabhängig von Gaststätten und außerdem macht es viel mehr Spaß, in freier Natur mal wieder ein Picknick zu machen.

 

6. Die Tourenauswahl: Bitte passen Sie die Länge der Tour Ihrer Leistungsfähigkeit an. Jede meiner vorgeschlagenen Routen kann man selbstverständlich abwandeln, das heißt verkürzen oder auch mal verlängern. Gehen Sie einfach flexibel mit der Routenplanung um – je nach Tagesform, Wetterlage und der Stimmung der Mitradler. Planen Sie Zeit für Besichtigungen und Pausen ein.

 

7. Schließlich möchte ich Ihnen ans Herz legen, achtsam und bewusst Rad zu fahren. Was das bedeutet, kann mein Mann Detlef Lafrentz sehr gut erklären. Er ist Feldenkraislehrer und damit Spezialist für solche Fragen. Deshalb jetzt ein Kapitel von ihm.

Achtsames Fahrradfahren – Aufmerksamkeit außen und innen

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Achtsames Fahrradfahren hat verschiedene Aspekte. Die geübten und routinierten Radfahrerinnen und Radfahrer unter Ihnen sind sicherlich vertraut mit Fragen des Abstandes zum Vorausfahrenden, mit Vorfahrtsfragen – rechts vor links –, mit Einschätzung der Geschwindigkeit und vielen weiteren Aspekten.

Beachten Sie aber auch, dass Sie in Freizeit- oder Wochenendlaune bei hoffentlich schönem Wetter und anregenden Erlebnissen leicht den Blick verlieren können für die kleinen Tücken, die sich manchmal schnell vergrößern.

Plane ich mit ein, dass mein Vorausfahrender möglicherweise plötzlich bremst oder gar fällt? Plane ich mit ein, wenn ich schnell einen Berg hinunterrolle, dass an der Einmündung von rechts ein Fahrzeug kommen kann? Plane ich mit ein, dass zusätzliche Satteltaschen oder Körbe das Lenk-, Fahr- und Bremsverhalten verändern können?

Machen Sie immer rechtzeitig Pause? Manchmal merken wir erst zu spät, dass wir uns angestrengt haben. Manchmal merken wir erst zu Hause, dass wir den Rücken, den Nacken oder die Schultern einseitig belastet haben. Das ist dann keine wirkliche Erholung.

Wie können wir Anstrengung vermeiden? Nur dadurch, dass wir immer wieder überprüfen, wie unsere Befindlichkeit ist. Wir sind es oft nicht gewohnt, auf unsere körperlichen Empfindungen zu achten, es sei denn, es gibt irgendwo starke Beschwerden oder gar Schmerz. Sie können die Aufmerksamkeit aber regelmäßig darauf richten, wie Sie sich bewegen und wie Sie sich dabei fühlen. Dieses kann sehr angenehm und entspannend sein.

Vielleicht beobachten Sie bei einer einfachen und geraden Strecke einmal für einige Zeit, wie Sie ein- und ausatmen. Ohne dabei den Atem in irgendeiner Weise beeinflussen zu wollen. Nur den natürlichen Atem beobachten. Sie werden dabei vielleicht feststellen, dass der Atem manchmal länger ist und manchmal kürzer, manchmal tiefer und manchmal flacher. Vielleicht stellen Sie auch fest, dass es zwischen den Atemzügen Pausen gibt. Und dass diese manchmal sehr kurz sind oder aber auch länger. – Dieses können Sie natürlich wunderbar zuerst zu Hause üben.

Wenn Sie Fahrrad fahren, können Sie beobachten, ob Sie mit beiden Beinen gleich deutlich oder gleich stark treten. Ob die Schultern sich vielleicht bewegen beim Treten der Pedale. Ob der Druck der beiden Hände am Lenker gleich stark ist. Ob das Gesäß seinen Kontakt zum Sattel verändert in der Bewegung.

Wenn Sie erst einmal angefangen haben, solche Fragen zu stellen, finden Sie es vielleicht interessant herauszufinden, wie Sie eigentlich Fahrrad fahren. Darüber hinaus vermeiden Sie einseitige Belastungen und Ihre Bewegungen können leichter und effizienter werden.

 

Viel Freude beim Ausprobieren!

Detlef Lafrentz