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KATHY LETTE

 

Drei sind ein tolles Paar

 

 

Roman

 

Aus dem Englischen von Urasula-Maria Mössner







 

 

 

 

 

 



Inhaltsverzeichnis

Buch und Autorin
Copyright
Widmung
TEIL EINS - Die Hochzeit
1. Ich will
2. Ich will nicht
3. Ende der Vorstellung
4. Her mit dem Krückstock!
5. Hochzeit – die zweite
6. Schicker Fummel, keine Schlüpfer
7. Leere Versprechungen
8. Jodeln im Cañon der Liebe
9. Widerstreit der Gefühle
10. Orale Lorbeeren und mehr
11. Wild auf Sahneschnittchen
12. Wie viele Rockstars braucht man, um einen Laster abzuschleppen? Einen. Rockstars schleppen alles ab
13. Die Kunst des Seitensprungs – Ein Leitfaden für Anfängerinnen
14. Casus interruptus
15. Der Morgen nach der Tat
16. Zu lieben, zu ehren und zu betrügen
17. Rettung vor dem Alter
18. Wir unterbrechen diese Ehe für eine wichtige Mitteilung
TEIL ZWEI - Die Affäre
19. Sich trennen ist schwer – aber die Büchersammlung aufteilen? Unerträglich!
20. Der Preiskampf
21. Wie stinkt’s bei dir?
22. Willkommen im Showbiz!
23. Emanzipierte, coole Postfeministin … oder amoralische Schlampe? Begründen Sie Ihre Antwort
24. Besser heimlich als nie
25. Achtung! Die folgenden sexuellen Stellungen sind für Amateure ungeeignet. Probieren Sie sie nicht bei sich zu Hause aus!
26. Die B-Seite der Medaille
27. Bis die Scheidung uns tötet
28. Die Konkurrenz schläft nicht
29. Ich freue mich gar nicht, dich zu sehen – das in meiner Tasche ist eine Waffe!
30. Und dafür habe ich mir den Bikinibereich gewachst?
TEIL DREI - Die Scheidung
31. Verbindung unterbrochen
32. Erinnerung an glückliche Lagen
33. Nächtlicher Verdruß
34. So wahr ich das Bein zum Schwur erhebe
35. Wir drei geben wirklich ein tolles Paar ab
36. Immer diese dehnbaren Moralbegriffe!
37. Gelacht? Ich wäre fast gestorben
38. Mit Glanz und Gloria
39. Ich leide ja gar nicht
40. Ehemann zu verkaufen. Von einziger Vorbesitzerin kaum benutzt
41. Eine Piña Colada, ein Teflon-Wok und du

1. Ich will

FRAGE: WÄRE ES ein schwerer Verstoß gegen die Etikette, meine eigene Hochzeit platzen zu lassen? Das war das Problem, mit dem ich mich herumschlug, als ich im Badezimmer meiner Eltern mit einem Bein aus dem Fenster stieg und finster erwog, mich in die stinkenden metallischen Tiefen der drei Meter unter mir stehenden Mülltonnen zu stürzen.

Der Spiegelschrank hing genau an der richtigen Stelle, um Augenzeuge meines jämmerlichen Fluchtversuchs zu werden. Ich starrte ungläubig auf das Sahnebaiser-Kleid, für das ich vier Wochen lang nur mageres Wasser getrunken hatte, um hineinzupassen. Die Tradition, in Weiß zu heiraten, schien in keinster Weise von der Tatsache berührt zu werden, daß die Braut den Cliquen-Rekord für die kürzeste Zeitspanne zwischen Anbaggern und Vögeln hält – exakt neun Minuten.

Auf der anderen Seite der Crescent, direkt gegenüber der schäbigen Wohnung meiner Eltern in Islington, konnte ich die idyllische Backsteinkirche sehen, die frisch frisierten, reisbewaffneten Gäste, den blitzenden Rolls mit Chauffeur … Hier ging es schließlich um eine Märchenhochzeit. Drehbuch: Brüder Grimm. Wie zum Geier war ich, Rebecca Steele, männersammelnde, lebenslustige Anfangsdreißigerin und Neu-Feministin (Feministin eher klein geschrieben – ein Mitglied der »Londoner Muffia«, wie Julian, mein Zukünftiger, es nannte), nur in diese verdammte Scheiße geraten?

 

Angefangen hat das Ganze eigentlich mit Fellatio. Genauer gesagt damit, wie man sich davor drückt.

 

Am Tag davor hatten wir unseren traditionellen Weiberabend veranstaltet – wo man sich gegenseitig vorlügt, wie toll die andere in Stretch-Lycra aussieht, Mascara-Entklumpungs-Tips austauscht, Vergleiche anstellt über Brüste (wer die größten hat) und Hintern (wessen schon hängt) und Schwangerschaftsstreifen (»du müßtest erst mal meine sehen …«), sich die Nasenflügel mit Minischirmchen akupunktiert, sobald man an einem Cocktail nippt, dessen Name mit Anzüglichkeiten gespickt ist, die man, weil man betrunken genug ist, auch noch witzig findet, lang und breit (oder nicht) die anatomischen Feinheiten der jeweiligen Partner erörtert und natürlich das Gewicht (für die Mütter unter uns ein unbedingtes Muß) –, nur um vierundzwanzig Stunden später im Suspensorium eines total verausgabten Gladiators wieder zu sich zu kommen.

Gegen Mitternacht war die obligatorische Unterhaltung über das Thema »Was ist der abartigste Ort, an dem du je Sex gehabt hast?« zu Techniken abgeglitten, wie man sich vor dem Hinunterschlucken drückt.

»Also, ihr Süßen, ich sage dem Typ schlicht, daß er so groß ist, daß ich würgen muß. Und daß mich, wenn ich würgen muß, immer der Drang überkommt, zuzubeißen«, gestand Anouska, die Stinkreiche, die der Wein mutig gemacht hatte, mit dem sie sich ihr Prada-Kostüm Größe 38 vollkleckerte.

»Das ist ja krank.« Kate mußte ihre schleppende Stimme mit dem australischen Akzent erheben, um die Tonbandmusik der Stripper zu übertönen. »Und so was schlucken die Typen?« Woraufhin das hexenartige Gegacker ertönte, das solch reinen Weiberabenden eigen ist.

»Meine Schwester«, fuhr Anouska fort, »ihr wißt schon, Vivian …«

Der Name löste kollektives Aufstöhnen aus. Vivian ist Anouskas ältere, unansehnlichere Halbschwester, eine müslimampfende, aerobicgestählte Person, die wegen ihrer Tüchtigkeit allgemein verhaßt ist.

»… Sie erzählt ihrem Göttergatten immer, daß sie es nicht schlucken kann, weil sie abnehmen will, ihr wißt schon, nach dem Baby …« Anouska legte eine Kunstpause ein. »Der Kleine ist sieben.«

Erneutes hexenartiges Gegacker. Kate mußte so lachen, daß ihr die Piña Colada aus den Nasenlöchern schoß.

Der verqualmte Schuppen, in dem wir hockten, vibrierte von Frauen, die kreischend Unten-ohne-Darbietungen der Boys auf der Bühne forderten. Die konsternierten Stripper sahen sich hilfesuchend nach den Rausschmeißerinnen um, mußten jedoch feststellen, daß diese mit den ordinärsten Zurufen mehr Fleisch zu sehen verlangten. Sie hätten sich keine Sorgen zu machen brauchen. Frauen gehen zu solchen Abenden nur für den seelischen Striptease.

»Aber wenn du keine Lust dazu hast« – ich hielt inne, um mit den Zähnen lässig eine Maraschino-Kirsche zu köpfen –, »wieso machst du es dann?«

»Lust?« sagte Anouska zweifelnd. »Aber dazu hat doch kein Mensch jemals Lust! Fellatio ist schlicht und einfach etwas, womit man sich abfinden muß, Süße. So wie mit dem Wetter …«

»Du sagst es.« Kate riß mit den Zähnen eine Packung Kartoffelchips mit Essig auf. »Männer mögen Blow-jobs doch nur, weil sie wissen, daß wir mit vollem Mund nicht reden können … Was wieder mal beweist, wie blöd die Männer sind. Also ehrlich, wenn du ein Kerl wärst, würdest du ihn in einen Mund stecken, in dem Zähne sind? Die Zähne einer Frau, die seit Jahrhunderten diskriminiert wird?«

Und genau da beging ich einen großen Fehler. »Ich mag Fellatio.«

Ehrfürchtige Stille machte sich breit, während alle diese schockierende Information verdauten.

»Typisch Penis-Freak«, sagten meine beiden »Busis« (Busenfreundinnen) Kate und Anouska im Chor.

»Nein, ehrlich!«

»Das sagst du bloß, weil du nicht verheiratet bist. Wenn du erst mal unter der Haube bist, kannst du aufhören, so zu tun, als fändest du es so furchtbar toll«, versicherte mir Kate.

»Genau«, stöhnte Anouska, »während uns noch ganze Eimer von Ejakulat bevorstehen.«

»Heiraten tut man doch nur, wenn man Sex total über hat«, verkündete Kate hämisch. »Ehe heißt kopulieren in Quarantäne.«

Ich war jedoch die einzige, die ihr zuhörte. Alle anderen Augäpfel im Nachtclub waren aus ihren Höhlen auf der Bühne gesprungen. Sogar Anouska, die mit dem Gesicht in die Guacamole gefallen war, hatte sich aufgerafft.

Das Problem bei nackten Tänzern ist, daß nicht alles zu wackeln aufhört, wenn die Musik aufhört.

Ich schob Kates Kinn in Richtung der sich verrenkenden Boys. »Bloß weil du keine Libido hast …« neckte ich sie.

»Das hat nichts mit mangelndem Geschlechtstrieb zu tun, du Schwachkopf.« Kate stieß meine Hand weg. »Sondern mit übermäßiger Abneigung gegen die Ehe. Ich habe nichts gegen halbnackte Männer … Mann, ich wünschte, es wäre so … Ich habe nur etwas gegen das Heiraten.« Mit alarmierender Heftigkeit warf sie sich eine Handvoll Chips in den Rachen.

Kate ist nicht nur meine beste Freundin und mein Boss am Institut für Zeitgenössische Kunst, sondern mit ihren 35 Jahren auch ein Zeitgeist-Surfer. Sie war nicht immer eine professionelle Skeptikerin gewesen. Eine gescheiterte Beziehung – sie war ihrem englischen Lover nach London gefolgt, wo sie jedoch feststellen mußte, daß er EUV (Ehemann und Vater) war – hatte ihr die Fähigkeit verliehen, nichts und niemandem mehr Glauben zu schenken. Sie war eine Meisterin in der Kunst des negativen Denkens. Laut Kate ist das Ende von absolut allem nahe. Sie ißt nur in Restaurants, die Wiederbelebungsdiagramme an den Wänden hängen haben, und macht sich Sorgen, weil Flugzeugpassagiere direkt über ihrem Kopf die Toilettenspülung betätigen könnten. Kate McCready hat nichts lieber als optimale Grübelbedingungen.

»Der medizinische Fachausdruck für eine Frau, die von der Taille abwärts und vom Hals aufwärts gelähmt ist, heißt ›Ehe‹«, kam Kates kalte Dusche. »Den Ehestand sollte man mit der gleichen Entschiedenheit meiden wie … wie britisches Rindfleisch.«

Ich war an Kates Femi-Nazismus gewöhnt, aber für den Abend vor meiner Hochzeit war das trotzdem ziemlich happig.

»Ach, fick dich doch ins Knie«, sagte ich und bewies wieder einmal, daß mir eine Karriere als Avon-Beraterin versagt bleiben würde.

Anouska, die sich Avocadostückchen aus den gelbbraunen Korkenzieherlocken zupfte, unterstützte mich. »Heiraten ist der neueste Hit … Schaut euch die Spice Girls an … und …«

»Pah!« Kate richtete den Schneidbrenner ihrer Empörung direkt auf Anouska. »Das sagst du bloß, weil du so verdammt scharf darauf bist, dir einen zu angeln.«

»Woher willst du wissen, ob ich gern heiraten würde?« konterte Anouska, leicht angeschlagen.

»Keine Ahnung«, erwiderte Kate sarkastisch. »Vielleicht haben mich die mit Textmarker angestrichenen Kapitel sieben bis zweiundsechzig deines Kompletten Hochzeitsratgebers darauf gebracht … Mehr als die Hälfte aller Ehen wird geschieden. Wenn die Ehe ein Pferd wäre, würde kein vernünftiger Mensch darauf setzen. Wieso bist du eigentlich so wild darauf, zu heiraten?« fragte sie durch einen Mulch zerkauter Chips. »Hm?«

Kate und Anouska haben nichts gemein – außer mich. Kate ist Vorsitzende von mindestens zehn Interessengruppen. Die einzige politische Handlung, zu der Anouska sich je hatte hinreißen lassen, war, der Bürgerinitiative beizutreten, die für eine Öffnung des Kaufhauses Harvey Nichols rund um die Uhr eintrat. Während Kate Ambitionen hat, der jüngste weibliche Premierminister aller Zeiten zu werden und dazu vielleicht ein paar Nobelpreise für Verdienste um die Menschheit einzuheimsen, hat Anouska nur das eine Ziel im Leben, in die Gesellschaftsspalte des Tatler zu kommen.

»Sag schon!« bellte Kate, deren kurzes blondes Haar so unnachgiebig zu einem Helm gelackt war, daß selbst ich beinahe salutiert hätte.

Anouska wich zurück und meinte lahm: »Ich … Ich bin eben so programmiert, okay?«

»Darauf programmiert, dich nur noch für Tafelservice zu interessieren?«

»Du bist ja bloß eifersüchtig«, konterte Anouska, »weil dir noch nie jemand einen Heiratsantrag gemacht hat!«

»Nach dem zwölften Lebensjahr Taft zu tragen ist peinlich.«

»Aber … Aber … Jeder Mensch sollte heiraten«, stammelte Anouska. »Das ist doch nur normal. Außer wenn sehr gute Gründe dagegen sprechen, verstehst du, weil man Lesbierin ist oder ein Eunuch oder optisch so herausgefordert, daß man die Spiegel im Haus versichern lassen muß.«

Ich erbleichte um Kates willen. Vielleicht sollte ich etwas klarstellen: Kate hat mal durchaus hübsch angefangen, sich aber seit der Studienzeit dem Häßlichkeits-Look verschrieben: Gesundheitslatschen, kein Make-up und Haare an den Brustwarzen, daß man Makramee-Behänge knüpfen könnte. Für Kate McCready bedeutet Safer Sex, eine kleine, perfekt in der Hand liegende Waffe mit ins Bett zu nehmen.

Aber falls sie verletzt war, so ließ sie sich nichts anmerken.

»Ich möchte meine tägliche Körperpflege nicht vor den Augen eines anderen absolvieren müssen, nein, danke. Ich will sicher sein können, daß die verdammten Schamhaare auf der Seife meine eigenen sind. Kapiert?«

Ich mußte über sie lachen. »Du kannst Liebe doch nicht auf der Basis autonomer Toilettenartikel ablehnen!« Ich fischte mir einen Olivenkern aus dem Mund. »Man heiratet wegen der Sicherheit und …«

»Sicherheit! Pah!« Kate schob verächtlich ihr rotes Brillengestell die leichte Hakennase hinauf. »England hat die höchste Scheidungsrate in Europa, du Dödel!«

»Die Ehe ist die größte Verpflichtung, die man eingehen kann, stimmt’s? Sie ist eine« – ich versuchte mich daran zu erinnern, wie Julian es ausgedrückt hatte – »eine öffentliche Zurschaustellung einer privaten Zuneigung.« Insgeheim freute ich mich diebisch. Das verdau erst mal, du Oberemanze.

»O ja«, schnurrte Kate respektlos und klimperte mit den Augendeckeln, »so richtig was für Kitschpostkarten …« Der süße Ton in ihrer Stimme verschwand. »Aber warum denn gleich heiraten, verdammt noch mal? Kannst du nicht einfach leasen

»Hast du ein Glück, daß du morgen heiratest, Becky«, sagte Anouska neidisch. »Jetzt kannst du dick und haarig werden.«

Anouska war ein It-Girl und auf dem besten Wege, ein It-Girl gewesen zu sein. Mit 29 begannen die Party-Einladungen allmählich zu versiegen. Sie hatte in der Presseabteilung des Savoy gearbeitet, war die Muse eines Haute-Couture-Modeschöpfers gewesen, hatte sogar einmal irgend etwas mit den Bildern der Queen zu tun gehabt. In letzter Zeit hatte sie sich als Modetherapeutin ausgegeben und reichen Weibern klargemacht, daß Gold das »neue Silber« war und Braun das »neue Schwarz«. Aber ihr nächster Karriereschritt war die Ehe. Anouska hatte den Spitznamen »Sheriff«, weil ihr keiner entkam, und ihr Motto war schon immer gewesen: »Ein Mann, den ich nicht bekomme, ist ein Mann, den ich nicht kenne.« Aber ihr Untergang war, daß sie diademsüchtig war. Sie wollte Diademe im Sixpack kaufen. Da sie schon in der Schule immer die Schönste gewesen war, hatte sie sich auf einen Royal versteift und war tatsächlich eine Zeitlang mit Prinz Edward ausgegangen. Doch als die Zahl Dreißig drohend in greifbare Nähe rückte und Ermittlungen gegen ihren Paps, den südafrikanischen Waffenhändler, liefen, weil er gegen internationale Sanktionen verstoßen hatte, und er ständig von der Zeitschrift Private Eye angeprangert wurde, hatte sie sich gezwungen gesehen, ihre Erwartungen in puncto Heirat auf einen Marquis, Earl, Viscount – zuletzt sogar auf jüngere Söhne – zurückzuschrauben. Und so mußte sie sich beim Trauschein-Limbo schlicht tiefer und tiefer beugen.

»Wenn man heutzutage keine Pickel mehr hat, ist man zum Heiraten schon zu alt, Süße. Die Männer führen Föten im Schleier zum Altar.« Ein tiefer Schluchzer entrang sich Anouskas blasser, perlenumschlungener Kehle. »Ich komme in das Alter, in dem eine Ehefrau wegen einer Jüngeren abserviert wird, und ich … ich bin noch nicht einmal verheiratet!«

Ihr Geplärr nahm genau in dem Moment an Heftigkeit zu, als die Tänzer eine delikate Phase schmachtenden Hüftkreisens erreichten. Während Kate sie stützte und ich ihr das Gesicht abwischte, schossen die hälsereckenden ausgeflippten Evastöchter Killerstrahlen auf unseren Tisch ab.

»He!« sagte ich aufmunternd – es war höchste Zeit, unseren Weiberabend wieder auf hedonistischen Kurs zu bringen. »Was ist der Unterschied zwischen Männern und Schweinen? Schweine lassen sich nicht vollaufen und benehmen sich dann wie Männer!«

Kate verdrehte die Augen. »Es ist idiotisch, chauvinistische Witze zu erzählen«, konterte sie, »wenn man die Kerle trotzdem heiratet.«

Während sich die Stripper mit stoßweisem Hüftgewackel in Rage tanzten, rutschte einer der sonnengebräunten Sexy-Boys aus und fiel hin. Die bislang so aufgeheizte und aufgegeilte Stimmung schlug um und wurde plötzlich mütterlich. Während Frauen nach vorn stürzten, um zu trösten und zu betütteln, wanderten meine Gedanken zu meinem Hochzeitstag … Ich war eine Frau, die viel herumgekommen war, ohne zu etwas zu kommen. Eine »neue Richtung« hatte für mich immer in der Horizontalen geendet. Ich hatte einen Rand von Männern in der Wanne hinterlassen und war von ebenso vielen mit dem Badewasser ausgeschüttet worden. Aber ich wollte zur Abwechslung einmal ein Fisch im Wasser sein. Julian mit seinen butterweichen blonden Haaren, Karamelbonbon-Augenbrauen, blau brennenden Gasflammen-Augen und seinem saftigen Mund, dem eine verständnisvolle Stimme entströmte – Jules-Verne-tief, Vokale, so prall und rund wie Pflaumen –, war meine Chance, ein sinnvolles, vernünftiges Leben zu führen … und ich war finster entschlossen, sie zu ergreifen. Nie war ich mir einer Sache so sicher gewesen.