KIM RENFRO
INSIDERWISSEN ÜBER DIE ERFOLGSSERIE GAME OF THRONES
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1. Auflage 2020
© 2020 by riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Nymphenburger Straße 86
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Fax: 089 652096
Die englische Originalausgabe erschien 2019 bei Atria Books, ein Imprint von Simon & Schuster, Inc., New York unter dem Titel The Unofficial Guide to Game of Thrones. © 2019 by Kim Renfro. All rights reserved. Copyright © Kim Renfro.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Übersetzung: Brigitte Rüßmann und Wolfgang Beuchelt, Scriptorium GbR
Redaktion: Dr. Kirsten Reimers
Umschlaggestaltung: Marc-Torben Fischer
Umschlagabbildungen und Abbildungen Innenteil: shutterstock.com
Illustrationen Innenteil: Jason Snyder
Satz: Carsten Klein, Torgau
Druck: GGP Media GmbH, Pößneck
eBook: ePubMATIC.com
ISBN Print 978-3-7423-1059-0
ISBN E-Book (PDF) 978-3-7453-0681-1
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-7453-0682-8
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.rivaverlag.de
Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de
Für Mike, den Vater der Katzen, Bereiter des Kaffees, Bewahrer der Vernunft und Hüter meines Herzens
EINLEITUNG
KAPITEL EINS
DER GROßE GRABEN
KAPITEL ZWEI
GAME OF THRONES WIRD GEBOREN – EIN FOLGENREICHES GESPRÄCH
KAPITEL DREI
DIE PRÄSENTATION UND DER »KATASTROPHEN-PILOT«
KAPITEL VIER
DIE ROLLE IHRES LEBENS
KAPITEL FÜNF
WO LIEGT EIGENTLICH WESTEROS?
KAPITEL SECHS
DIE VIELSCHICHTIGEN LIEDER VON EIS UND FEUER
KAPITEL SIEBEN
WORTE SIND WIND: DIE GRÖßTEN AUGENBLICKE IN DER GAME-OF-THRONES-GESCHICHTE
KAPITEL ACHT
DRACHEN ODER SCHATTENWÖLFE?
KAPITEL NEUN
FAN-THEORIEN UND EIN UMSTRITTENES SCHICKSAL
KAPITEL ZEHN
DER DRACHE UND DIE WÖLFIN
KAPITEL ELF
DIE VEREINIGUNG VON EIS UND FEUER
KAPITEL ZWÖLF
STOFF GEWORDENE GESCHICHTEN
KAPITEL DREIZEHN
VERBORGENE DETAILS
KAPITEL VIERZEHN
CAMEOS, STREICHE UND FREUNDSCHAFTEN FÜRS LEBEN
KAPITEL FÜNFZEHN
VALAR MORGHULIS
KAPITEL SECHZEHN
EIN BITTERSÜßES ENDE?
KAPITEL SIEBZEHN
DIE ZUKUNFT VON GAME OF THRONES
DANK
DIE AUTORIN
Liebe Leserinnen und Leser,
ich muss Sie warnen: Dieses Buch ist voller Spoiler für die komplette Serie. Wenn Sie also ein absoluter Game-of-Thrones-Novize sind, der die Serie völlig unvoreingenommen sehen möchte, legen Sie sich bitte ein Lesezeichen an diese Stelle und lesen Sie erst weiter, wenn Sie die komplette Serie gesehen haben.
Ich hoffe, dass Sie gerade im Buchladen, einer Bibliothek oder auch zu Hause sind und dieses Buch aufgeschlagen haben, weil Sie wie so viele Millionen andere auch Game of Thrones lieben. Ob Sie nun George R. R. Martins Romanserie Das Lied von Eis und Feuer gelesen haben, die er 1998 begonnen hatte, oder letztes Jahr die ersten sieben Staffeln in einem Rutsch geguckt haben, um dann 2019 das große Finale zu verfolgen – ich danke Ihnen für Ihr Interesse an meinem Buch.
Ich bin wie viele andere auch 2011 über die Fernsehserie auf HBO auf George R. R. Martins Werk gestoßen und liebte die Serie von der ersten Folge an. Königreiche! Gesetzlose! Boromir! Wolfswelpen! Sex! Was brauchte ich mehr?
Mir war auch klar, dass ich die Bücher lesen musste, auf denen die Serie beruht. Als glühender Harry-Potter-Fan war mir klar, wie gewaltig die Unterschiede zwischen Buch und Filmadaption sein konnten. Wenn mir aber gefiel, was ich sah, würde ich mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Bücher lesen wollen.
Ich kaufte mir also vier gebrauchte und leicht abgeschabte Bücher. Ich verschlang die ersten Kapitel von A Game of Thrones (Der Winter naht), und mir war sofort klar, dass ich da etwas ganz Besonderes in der Hand hielt. Schon bald war auch ich einer dieser rücksichtslosen New Yorker, die ein Buch lesend durch die Straßen laufen, immer wieder fast in den Verkehr stolpern und andere Fußgänger anrempeln, während sie Seite um Seite lesen.
Sobald sie im Laden war, kaufte ich mir die gebundene Ausgabe von A Dance with Dragons (Ein grimmiger Feind, ein treuer Freund). Ich hatte Mühe, dieses Ungetüm zusätzlich zu meinen Lehrbüchern durch die New Yorker U-Bahn zu schleppen, aber ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen.
Während ich mich in Daenerys Targaryen, Jon Schnee und Arya Stark verliebte, stieß ich auf Reddit, »Die Titelseite des Internets«. Ich nannte es anfangs »eine Jauchegrube der Misogynie«, fand aber bald auch die Perlen zwischen den brüllenden Threads der Startseite. Ich entdeckte, dass es für nahezu jedes nur denkbare Thema oder Hobby ein Subreddit, also eine Untergruppe, gibt – selbstverständlich auch für A Song of Ice and Fire (Das Lied von Eis und Feuer). Ich wurde schnell süchtig nach der Seite /r/asoiaf. Fasziniert von all den kleinen Details und versteckten Hinweisen, die ich beim ersten Lesen der Bücher übersehen hatte, verschlang ich jeden Thread.
In diesen Diskussionsketten stieß ich zum ersten Mal auf »R + L = J«, die Theorie zur Abstammung Jon Schnees, die so perfekt und beliebt war, dass man sie praktisch als Fakt handelte. Hier lernte ich auch meine erste wichtige Lektion zum Thema Internet und Spoiler. Zu dieser Zeit mussten alle Beiträge in /r/asoiaf mit einem Akronym des Buchtitels gekennzeichnet werden, auf den sie sich bezogen, damit Leser die Threads zu Büchern meiden konnten, die sie noch nicht ausgelesen hatten. Ich war schon ziemlich weit bei A Storm of Swords (Hört mich brüllen), als ich über den Thread »[ASOS] Eine Frage zu Roose Bolton« stieß. Ich hatte selbst Fragen zu Roose Bolton, und vielleicht würde ich da ja die Antworten finden. Ich klickte also auf den Beitrag, obwohl ich das Buch noch nicht zu Ende gelesen hatte. Der Thread öffnete sich und die erste Zeile lautete: »Als Roose Bolton Robb Stark den Dolch ins Herz stach und die Armee des Nordens verriet …«
Ich schrie tatsächlich auf. Sie glauben, die Rote Hochzeit in der Serie war schlimm? Oder die Spannung, die George R. R. Martin in Sturm der Schwerter bis zu dieser grauenvollen Szene aufbaut? Das war gar nichts im Vergleich zu dem Schlag in die Magengrube, den ich verspürte, als mir klar wurde, dass ich mir gerade einen der größten Schocks der Serie verdorben hatte. Das war aber nur der erste von vielen Ausflügen in die Spoiler-verseuchte Welt der Game-of-Thrones-Fanseiten. Meine Besessenheit von den Büchern und später von der Serie kannte keine Grenzen mehr.
Im Januar 2014 machte ich meinen Abschluss am Hunter College und heuerte bald darauf bei einer Zeitarbeitsfirma an. Die vermittelte mich auf eine Vertretungsstelle als Büroassistentin bei einer Digital-Media-Firma namens Business Insider.
Ich wurde schnell ein unverzichtbares Mitglied des wachsenden Teams und verbrachte meine Zeit damit, die Küche mit Snacks und Sprudel aufzufüllen und Mac Minis für die neu angeheuerten Angestellten einzurichten, während ich das Treiben in der Redaktion beobachtete. Ich wurde mit der Zeit fest übernommen und machte meine ersten Schritte hinter die Kulissen von Journalismus, digitalen Medien und Online Content. Eines Tages füllte ich den Kühlschrank auf und plauderte mit einem Redakteur über das anstehende Wochenende, und wir kamen auf Game of Thrones. Wir unterhielten uns über die Serie und wie weit sie von den Büchern abweicht. Mein Kollege war überrascht, dass ich tatsächlich nahezu alles über die Welt von George R. R. Martins Figuren und die Fernsehadaption wusste.
Er sagte: »Wenn du irgendwann mal was für Business Insider über die Serie schreiben magst, sag einfach Bescheid.«
Und damit änderte sich mein gesamtes Leben.
Ich begann also, in meiner freien Zeit neben meinen Büropflichten Artikel über George R. R. Martins Pläne für die Buchreihe und darüber zu schreiben, wie HBO die Figuren und Rollen für die Serie verändert hatte und künftige Wendungen andeutete. Das Unternehmen wuchs, und es entstanden neue Teams. Als Verantwortliche für die Einrichtung der Mitarbeitercomputer und die Küchenvorräte kannte ich schlicht jeden in der Firma und wusste, welche Jobs demnächst ausgeschrieben würden.
Als ich die Ausschreibung für eine Junior-Redakteurin für die Kulturredaktion las, bewarb ich mich. Binnen dreier Monate war ich eine fest angestellte Reporterin und schrieb neben Game of Thrones auch über andere Trends in der Internetkultur und in der Unterhaltungsindustrie.
Heute lebe ich in Los Angeles, werde für Podcasts angefragt und nehme an Events wie Con of Thrones teil – oftmals fassungslos, dass ich über diese Welt von Game of Thrones schreiben darf. An dem Tag, an dem ich die Pilotfolge sah, habe ich unbeabsichtigt einen neuen Weg eingeschlagen, auch wenn es Jahre gedauert hat, bis diese Veränderung wirklich sichtbar wurde.
Ich bin damit nicht allein. Diese Fernsehserie hat Tausende von Leben verändert, Liebe, Arbeitsplätze, Freunde und Freude für unzählige Fans in aller Welt geschaffen. Mit diesem Buch möchte ich diesen Fans ein kleines Stück der Freude zurückgeben, die sie in mein Leben gebracht haben. Können wir in den Minuten, Stunden, Tagen oder sogar Monaten direkt nach dem Serienfinale bereits überhaupt die Wirkung eines kulturellen Kolosses wie Game of Thrones einschätzen? Wie Tyrion Lennister am Ende des Finales so klug zu Jon Schnee sagt: »Fragt mich in zehn Jahren nochmal.« Vielleicht kann ich dann wirklich beschreiben, was diese Achterbahnfahrt von einer Serie für mein Leben bedeutet hat.
Bis dahin folgen Sie mir auf einer Entdeckungsreise durch die Entstehung von Game of Thrones, wie die Serie die Popkultur geprägt hat und was einige der größten Sternstunden der Fernsehgeschichte wirklich bedeuten.
– Kim Renfro, Entertainment-Korrespondentin für INSIDER
Am Abend des 2. Juni 2013 öffnete sich vor den Augen der arglosen Fernsehzuschauer ein Abgrund des Entsetzens. Millionen von Game-of-Thrones-Fans hatten über zwei Jahre lang die gnadenlose Politik in Westeros verfolgt und sich in Ritter, Lords, Ladys und Gesetzlose gleichermaßen verliebt, ohne zu bemerken, dass HBO sie die ganze Zeit über wie Lämmer zur Schlachtbank getrieben hatte. Aber wir anderen wussten Bescheid, wir lehnten uns mit einer Schüssel Popcorn und dem Handy mit aktivierter Kamera in der Hand zurück, während Blut und Tränen flossen.
»Rote Hochzeit« klingt so unschuldig, ist aber heute jedem Game-of-Thrones-Fan ein Begriff. Dieser schicksalhafte Abend hat diese beiden Wörter mit einer kulturellen Bedeutung aufgeladen, wie sie kaum eine Fernsehserie jemals erzeugen konnte. Autor George R. R. Martin hatte die Welt der Fantasyliteratur schon längst verändert, bevor er seine Geschichte David Benioff und D. B. Weiss anvertraute, die ihrerseits die Welt der Fernsehserien umwälzte. An diesem Juniabend konnte endlich die ganze Welt das Meisterwerk erkennen, das Game of Thrones ist. Der unsichtbare Graben zwischen den Lesern und den Fernsehzuschauern war geschlossen.
In diesem Moment begann eine neue Ära der Popkultur: Es gab die Zeit vor der Roten Hochzeit und die Zeit danach. Es gab eine Vergangenheit, in der Game of Thrones im hektischen Gedränge der Blütezeit des Prestige-TV hätte untergehen können, und die Zukunft, in der sich das große Risiko, das HBO mit einer Fantasyserie eingegangen war, als eine der besten Entscheidungen aller Zeiten entpuppte.
Die Romane von Martins Buchserie Ein Lied von Eis und Feuer waren bereits Bestseller, bevor die Fernsehserie Game of Thrones entstand. Aber ohne David Benioff und D. B. Weiss hätten Millionen von Menschen nie von Daenerys Targaryen, der Unverbrannten und Mutter der Drachen, oder von Jon Schnee, dem vor aller Augen versteckten Targaryen-Prinzen, erfahren. Diese Fans hätten niemals Tränen bei Eddard Starks Hinrichtung vergossen oder mit offenem Mund dagesessen, als Robb und Catelyn, sein Sohn und seine Frau, ebenfalls den Tod fanden.
Als HBO die Episodentitel der dritten Staffel von Game of Thrones bekannt gab, wussten die langjährigen Leser bereits, was kommen würde. Die neunte Folge trug den Titel »Der Regen von Castamaer«, was gleichzeitig der Titel eines berühmten Lennister-Lieds ist. Das Lied erzählt davon, wie Lord Tywin Lennister ein kleineres Haus vernichtet, das es gewagt hat, die Lennisters von Casterlystein herauszufordern. Sowohl im Buch als auch in der Serie realisiert Catelyn Stark, dass die Hochzeitsfeier ihres Sohns eine katastrophale Wendung nimmt, als die von den Freys angeheuerten Musiker »Der Regen von Castamaer« spielen und damit zeigen, dass Lord Tywin seine Finger im Spiel hat, obwohl er selbst weit weg ist.
Die Leser von Ein Lied von Eis und Feuer wussten ja, was kommt, und verschworen sich online und in der realen Welt, die Seriengucker die Rote Hochzeit auf die gleiche Weise erleben zu lassen, wie sie selbst sie in den Büchern erlebt hatten: schockiert, wütend und entsetzt. Auch sie sollten um den jungen König des Nordens, seine Mutter und das gesamte Haus Stark trauern.
Die Buchleser mussten diesen Schock im dritten Band Hört mich brüllen verkraften, der 2000 erschien. Erinnert man sie an die Beschreibung, wie Catelyn Stark die unerbittlichen Trommeln hört, bekommen sie sofort ein flaues Gefühl im Magen. Sie werden erzählen, wie sie damals das Buch wütend durchs Zimmer gepfeffert oder so laut aufgestöhnt haben, dass ihre schlafende Katze davon aufgewacht ist.
Nur die scharfsinnigsten Leser werden die Rote Hochzeit wohl haben kommen sehen. Keine andere Buchserie hat je mit der frühzeitigen Hinrichtung einer Hauptfigur begonnen, den Sohn dieser Figur zum neuen Helden aufgebaut, nur um diesen dann ebenfalls umzubringen. Was für ein Sadist tut so etwas? Welcher selbstzerstörerisch veranlagte Autor kommt auf so eine Idee?
Das ist das Geniale an George R. R. Martin: Viele seiner Figuren sind weder eindeutig gut noch böse und ihre Lebensaussichten eher trüb. Heroische Charaktere sterben hier nicht ruhmreich, sondern werden kaltblütig an einer Banketttafel dahingemeuchelt, nur weil sie einen allzu menschlichen Fehler begangen haben. Der Verlust Ned Starks tat weh. Der Tod Catelyns und Robbs schmerzte noch mehr, weil sie unsere einzige Hoffnung auf Vergeltung waren. Als er Neds Tod plante, wusste Martin bereits, dass dessen Sohn ebenfalls sterben musste, baute die Geschichte bis dahin aber sorgfältig auf, um uns in einem trügerischen Gefühl der Sicherheit zu wiegen.
Robbs Fehler und Missgeschicke deuteten auf so etwas hin, aber Zuschauer und Leser wollten nur zu gern daran glauben, dass die Geschichte den üblichen Regeln des Fantasygenres folgen würde. Die Fans der Bücher gaben sich drei Jahre lang alle Mühe, den kommenden Schock nicht zu verraten. In Fan-Threads auf Seiten wie Westeros.org und Reddit wurde der Begriff »Rote Hochzeit« beziehungsweise »Red Wedding« meistens nur mit »RW« abgekürzt. Ein paar Newsseiten bekamen spitz, dass etwas Schlimmes passieren würde, aber niemand ahnte, welches Ausmaß die Katastrophe wirklich annehmen würde.
Benioff und Weiss hatten von Anfang an auf diesen Moment hingearbeitet. Wie wir alle waren sie von dem Moment an von Martins Geschichte fasziniert, als Jaime Lennister den kleinen Bran Stark aus dem Fenster stößt. Ihnen war klar: Wenn sie Game of Thrones an HBO verkaufen und den Sender davon überzeugen konnten, mindestens drei Staffeln zu produzieren, würden sie es bis zur Roten Hochzeit schaffen, und das würde alles verändern. Wenn sie es bis dahin schafften, würden sie die Welt davon überzeugen, dass Das Lied von Eis und Feuer die größte Geschichte aller Zeiten ist.
Weiss erzählte auf der Comic-Con 2016 in San Diego: »Als wir die Bücher gelesen hatten, wollten wir es einfach nur bis zu dieser Szene schaffen, um diesem fantastischen Moment gerecht zu werden.«
Mit ein paar geladenen Armbrüsten, einem Haufen Dolche und einem Stich mitten ins Herz führte »Der Regen von Castamaer« die beiden Blöcke der Fans wieder zusammen. Die Leser bereiteten sich auf den Moment vor, in dem Millionen von Menschen in aller Welt herausfinden würden, dass Robb, Catelyn, Grauwind und die gesamte Armee der Starks ausgelöscht wurden. Sie waren bereit, Trost zu bieten, aber zuerst wollten sie auch ein wenig Spaß auf Kosten ihrer fernsehenden Freunde haben.
Binnen weniger Stunden nachdem der Abspann stumm über den Bildschirm gelaufen war, tauchten im Internet Videos von Menschen auf, wie sie gerade die Rote Hochzeit sahen. Einige clevere Leser hatten in grausamer Vorfreude ihre Lieben dabei gefilmt, wie sie dieser Schock trifft. In einem dieser Videos liegt ein Mann mit nacktem Oberkörper auf einem beigen Teppich, dann dreht er sich um und blickt vorwurfsvoll und tief beeindruckt in die Kamera.
»Ihr wusstet davon?«, fragt er mit der brüchigen Stimme eines Menschen, dessen Welt gerade implodiert ist.
Dieser Clip war am 5. Juni auch bei der Talkshow Conan zu sehen, in der Moderator Conan O’Brien George R. R. Martin zu Gast hatte. Er zeigte dem Autor einen Zusammenschnitt von Fanreaktionen auf »Der Regen von Castamaer«.
»Die Folge vom Sonntag hat die Menschen komplett überrollt«, sagte O’Brien. »Mir sind die Augen aus dem Kopf gefallen. Diese Reaktionen waren faszinierend, und ich habe mich gefragt, was das mit dieser Serie Game of Thrones nur ist. Ich denke, Sie lassen uns wirklich mit den Figuren mitfühlen und sie lieb gewinnen. Wir halten sie für unverzichtbar für die Geschichte, und dann gehen Sie hin und bringen sie um, Sie kranker Bastard!«
Martin saß da, die unvermeidliche Mütze mit dem Schildkrötenanstecker auf dem Kopf, der ihn an seine Kindheit erinnert, als er Minischildkröten in einem Terrarium mit einer kleinen Burg darin hielt. Wie das so ist, starben diese Schildkröten ziemlich schnell, und Martin spann Geschichten um Kriege und zerstrittene Königsfamilien, um die hohe Sterberate zu erklären. Jahrzehnte später saß der mit unfassbaren Erfolgen gesegnete Autor als Ehrengast bei Conan O’Brien, faltete die Hände über dem Bauch und kicherte über die Entrüstung des Late-Night-Moderators.
Martin hatte nicht nur Spaß bei seinem Fernsehauftritt, sondern erzählte auch ausführlich von der emotionalen Herausforderung, die Rote Hochzeit zu schreiben. »Ich habe viele E-Mails von Lesern erhalten. Viele waren begeistert, aber andere sagten auch, dass sie nach dieser Szene nicht weiterlesen konnten, weil sie zu schmerzhaft war«, erzählte er einem Fan 2007 während einer Entertainment-Weekly-Fragestunde. »Aber es soll ja auch wehtun. Es hat beim Schreiben wehgetan, und es sollte beim Lesen wehtun. Die Szene soll dir das Herz zerreißen und dich mit Entsetzen und Trauer erfüllen. Das war mein Ziel.«
Wir lachen heute vielleicht über die Videos mit Reaktionen auf die Rote Hochzeit, über die Frauen, die sich mit vor das Gesicht geschlagenen Händen auf der Couch krümmen, aber wir fühlen auch immer noch den Schrecken. Die Trauer steckt uns in den Knochen. Es war nicht nur der Betrug Walder Freys, es war auch der Betrug des Autors.
Die Rote Hochzeit war tausendfach schlimmer als der vom Turm stürzende Dumbledore, herzzerreißender als Gandalf, der in die Tiefe fällt, schrecklicher als der Moment, in dem Dexter Rita in der blutgefüllten Badewanne findet, schockierender als Omar Little, der im Supermarkt zusammenbricht. Und ja, die Rote Hochzeit war schockierender als jede andere Szene in Game of Thrones, einschließlich der Hinrichtung der armen Ned.
Der Horror entsteht nicht nur aus der Eröffnungsszene, in der ein ungeborenes Kind im Mutterleib erstochen wird (dieses brutale Detail kommt im Buch nicht vor), sondern aus dem endlosen Gemetzel, das darauf folgt. Das war kein Kampf, nicht einmal ein Gerangel, sondern nur Tod, Tod, Tod. Dann ein kurzer Zwischenschnitt auf Arya, die Grauwind sterben sieht. Und dann zurück zum Sterben. Es ist ein Massaker ungekannten Ausmaßes, eine so emotionsgeladene Szene, dass sie noch nicht mal eine dramatische Hintergrundmusik brauchte. Als der Abspann läuft, sitzen die Zuschauer schweigend da und realisieren, wie sinnlos alles gewesen ist.
Natürlich geht es aber dann auch wieder aufwärts. So funktioniert Game of Thrones, selbst wenn man zwischendurch die Höhen aus dem tiefen Tal der Trauer einmal nicht erkennen kann. Es sollte vier Jahre dauern, aber dann wurde unsere Rachsucht erstmals befriedigt, als Arya zu dieser verfluchten Burg zurückkehrt und Walder Frey die Kehle durchschneidet. Unsere Herzen sangen, als Jon Schnee mit noch unsicherem Stolz vor den Lords des Nordens steht und sich von ihnen als König des Nordens feiern lässt, ganz wie sein Bruder (räusper!) vor ihm.
Während die Serie sich ihrem Finale näherte, kam eine Wahrheit ans Licht: Game of Thrones würde die letzte Serie ihrer Art sein. Über Jahrzehnte hinweg, von den Anfängen vor der Erfindung des Videorekorders bis hin zum Streaming, sah man Fernsehserien immer zu festgelegten Sendezeiten. Aber als die letzten Folgen von Game of Thrones angesetzt waren, konnte keine andere Serie mehr Menschen vor dem Fernseher zusammenbringen. Die meisten anderen Sendungen wurden ganz nach Lust und Laune des Zuschauers geschaut, manchmal live, manchmal Stunden später, manchmal erst am nächsten Morgen oder auch ein paar Tage später, wenn es halt gerade passte. Manche guckten auf Netflix, HBO Now oder Hulu alte Serien am Stück, nicht aber Game of Thrones.
Zum Ende seiner Ausstrahlung auf HBO war Game of Thrones der Superbowl der Fernsehserien. Das war nicht einfach nur TV – das war ein globales Event, dass einen Monat lang jeden Sonntag in unseren Wohnzimmern stattfand. Natürlich konnte man sich auch verweigern, dann wurde man aber am nächsten Morgen halt von einer Flut von Spoilern überschwemmt. In Gesprächen und Onlineforen gab es kein Entkommen vor den Ereignissen der aktuellen Folge. Keine andere Fernsehserie konnte 2019 eine solche Wirkung entfalten.
Um zu verstehen, wie sich diese glühende Verehrung entwickelt hat, müssen wir in die Vergangenheit reisen, zurück zu den Tagen, als die Mutter der Drachen, der König des Nordens und Grumpkins und Snarks nur vage Ideen im Kopf eines Mannes waren.
Als George R. R. Martin mit A Song of Ice and Fire (Das Lied von Eis und Feuer) begann, war ihm völlig klar, dass das gewaltige Werk nicht im Fernsehen umzusetzen sein würde. Er hat es nach eigener Aussage sogar genauso geplant.
Martin hatte in den Achtzigern und frühen Neunzigern fast ein Jahrzehnt im TV-Geschäft gearbeitet, er schrieb Pilot-Drehbücher und bereitete die Werke anderer für das Fernsehen auf, darunter ein Remake von Beauty and the Beast und Folgen von The Twilight Zone für CBS. Dabei führte ihn seine überbordende Fantasie jedoch immer wieder in Bereiche, die für das Kabelfernsehen einfach nicht mehr zu finanzieren waren.
»Es gab überall Grenzen«, erzählte Martin 2014 in einem Interview mit Mikal Gilmore vom Rolling Stone. »Das hat mich fertiggemacht. Es gab ständige Kämpfe darum, wie sexuell freizügig eine Szene sein durfte, ob sie zu ›politisch aufgeladen‹ sei oder wie viel Gewalt sein durfte.«
Er erinnerte sich an einen Streit um eine Folge von Beauty and the Beast: »Das Biest bringt Leute um, deshalb ist die Figur ja gerade das Biest«, sagte er, »aber CBS wollte weder Blut noch dass das Biest Leute umbringt … das war einfach lächerlich. Die Figur sollte unbedingt liebenswert bleiben.«
Martins Karriere als Autor begann in den 1970er-Jahren mit Science-Fiction-Kurzgeschichten und seinem ersten Roman, Dying of the Light (Die Flamme erlischt) von 1977. Nachdem er eine Zeit lang für das Fernsehen geschrieben und ein paar SciFi-/Horrorromane verfasst hatte, wandte er sich Anfang der 1990er-Jahre ganz dem Schreiben von Fantasyromanen zu, in denen er sich bei den magischen Kreaturen, monumentalen Schlachten und fein ausgearbeiteten Charakteren keine Beschränkungen mehr auferlegen musste. Eines Tages sah er eine detaillierte Szene vor seinem geistigen Auge: Ein Junge beobachtet auf seinem Pferd sitzend eine Hinrichtung, bevor er und seine Brüder einen Wurf von Schattenwolf-Welpen im Schnee finden.
So begann Martin, seine ganz eigene Welt zu erschaffen, ohne die Fesseln von Budgetplänen oder die Ansicht, dass epische Fantasy ein Nischenmarkt sei. Seine Welt war ein mittelalterlich wirkender Planet, auf dem die Jahreszeiten sich über viele Jahre erstrecken und die Mythologie voller Geschichten von Helden und magischen Wesen ist. Eine Welt, in der ein junges Mädchen im Exil Dracheneier mit Blutmagie ausbrütet, während jenseits des Meers ein zerfallendes Königreich wartet, das vor lauter politischen Auseinandersetzungen die große Gefahr nicht bemerkt, die von jenseits einer gigantischen Mauer aus Eis droht. Martin ersann Ritter mitsamt ihren Wappen, die in blutige Schlachten zu Füßen hoch aufragender Burgen ziehen. Dies war seine Welt von Eis und Feuer, voller Schönheit und fantastischer Schrecken.
1993 schickte Martin einen Abriss und die ersten dreizehn Kapitel einer neuen Buchidee an seinen Literaturagenten Ralph Vicinanza. Fotos des dreiseitigen Briefs wurden 2015 von einem britischen Buchhändler auf Twitter veröffentlicht. Der Tweet wurde inzwischen wieder gelöscht, aber sein Inhalt wird von eingefleischten Fans weiter kolportiert.
Martin schrieb in diesem Brief: »Hier sind die ersten dreizehn Kapitel (170 Seiten) des Fantasyromans A Game of Thrones, den ich dir versprochen habe. Am Ende soll das dann der erste Band einer monumentalen Trilogie mit dem Titel A Song of Ice and Fire werden.«
Der Brief versprach eine ganze Reihe von Hauptfiguren, von denen viele sterben würden. Martin plante von Anfang an, dass wir das Gefühl bekommen sollten, dass jede Figur zu jeder Zeit in tödlicher Gefahr schwebt.
»Selbst die scheinbaren Helden«, schrieb Martin. »Die Spannung ist einfach größer, wenn man weiß, dass jede Figur zu jeder Zeit sterben kann.«
Wenn wir verstehen wollen, wie es zur Adaption durch HBO kam und was alles passiert ist, bis Martin die Rechte an seiner Geschichte verkaufte, müssen wir uns ansehen, wie sich seine ursprünglichen Ideen in den dreizehn Jahren nach diesem ersten Entwurf entwickelt haben. Als er begann, seine scheinbar unverfilmbare Buchserie zu schreiben, überschlug sich seine Fantasie nach kürzester Zeit, und die ursprüngliche Geschichte verzweigte sich in völlig unvorhergesehene Richtungen.
Drei Jahre nach seinem ersten Entwurf für die Trilogie, den er an Vicinanza schickte, überlegte es sich Martin anders und wollte jetzt zwei Trilogien schreiben. Zwischen den beiden Trilogien sollte ein Zeitraum von sechs Jahren liegen, damit die jüngeren Figuren Zeit hatten, reifer und älter zu werden.
Auf A Game of Thrones (Der Winter naht) folgte 1998 A Clash of Kings (Unser ist der Zorn), der erste Band der Serie, der es auf die Bestsellerliste der New York Times schaffte. 2000 erschien dann um mehrere Monate verspätet der dritte Band A Storm of Swords (Hört mich brüllen) und wurde ein noch größerer Erfolg als seine beiden Vorgänger.
Die zweite Trilogie sollte eigentlich 2002 erscheinen, aber Martin verhedderte sich unerwartet in ausufernden Erzählsträngen und viel zu vielen Seiten. Der Verlag hatte ihn gebeten, beim nächsten Band unter 1200 Seiten zu bleiben, aber allein die erste Rohfassung war schon länger als der Vorgängerband.
Er gab schließlich die Idee von der fünfjährigen Unterbrechung auf und teilte die Erzählstränge des vierten Bands auf Anraten eines Freundes auf zwei Bücher auf, deren Kapitel in etwa zur gleichen Zeit spielen sollten. So kam es, dass der vierte Band A Feast for Crows (Hoch hinaus) von Figuren wie Brienne von Tarth und Cersei Lennister erzählt, der Leser aber nichts Neues über Fanlieblinge wie Tyrion Lennister, Jon Schnee oder Daenerys Targaryen erfährt.
A Feast for Crows erschien im Juni 2005 und wurde umgehend zum Bestseller. Es gilt aber ungeachtet des kommerziellen Erfolgs vielen Lesern als das schwächste Buch der Reihe. Das liegt wahrscheinlich einerseits am lange verzögerten Erscheinungstermin und andererseits auch daran, dass Leser die Erzählstränge um beliebte Charaktere vermissten.
Am Ende des letzten Kapitels fand sich eine Warnung, dass der fünfte Band vermutlich erst gegen Ende 2006 erscheinen würde. Außerdem sollten es jetzt insgesamt sieben Bücher werden.
»Tyrion, Jon, Dany, Stannis und Melisandre, Davos Seewert und all die anderen Charaktere, die Ihr liebt und hasst, kommen (hoffentlich) nächstes Jahr in Ein grimmiger Feind, ein treuer Freund zurück«, schrieb Martin im Frühsommer 2005 im Nachwort zu A Feast of Crows (Hoch hinaus).
Wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, befand sich die Landschaft von Das Lied von Eis und Feuer im steten Fluss – sogar bevor jemand auf die Idee einer Fernsehserie kam.
Während Martin in den 1990ern mühsam mit Das Lied von Eis und Feuer vorankam, schloss er einen Vertrag ab mit der Firma Created By von Vicinanza und dessen Partner Vince Gerardis. Vicinanza war schon seit fast zwanzig Jahren Martins Literaturagent für alle Fremdsprachenrechte an seinen Büchern und arbeitete jetzt zusammen mit Gerardis daran, die Science-Fiction-und Fantasybücher seiner Kunden zu Filmen und Fernsehserien zu machen.
Man verbreitete, dass man möglicherweise Das Lied von Eis und Feuer an einen glücklichen Produzenten oder Drehbuchautor zu vergeben habe. Wie Martin in Game of Thrones: Hinter den Kulissen von Bryan Cogman erzählt, gab es bereits erste Interessenbekundungen, sobald A Clash of Kings (Unser ist der Zorn) 1998 erschien.
Die meisten, die an Martin und Created By herantraten, sahen in Das Lied von Eis und Feuer eine Serie von Spielfilmen, allerdings konnte keines der Meetings Martin wirklich überzeugen. Er vertraute Gerardis an, dass für ihn HBO die einzig mögliche Heimat für seine Serie sei, er aber keine Zeit habe, die Drehbücher zu schreiben (obwohl er ja über die nötige Erfahrung verfügte).
Während die Romane Auszeichnungen einheimsten und die Bestsellerlisten stürmten, wurde Das Lied von Eis und Feuer immer bekannter, und damit gingen auch mehr Anfragen zu den Rechten an der Geschichte einher. Dabei half auch, dass sich Effekttechnik und Computeranimationen entscheidend weiterentwickelt hatten, seit Martin seine Saga begonnen hatte, und nun das »Unverfilmbare« durchaus verfilmbar machten.
2001 erschien der von Publikum und Kritik in höchsten Tönen gelobte erste Teil von Peter Jacksons Herr-der-Ringe-Trilogie und zeigte, was im Fantasygenre mittlerweile möglich war. Mit einem Mal erkannten Produzenten und Manager, dass es einen bisher unbeackerten Markt für epische Fantasyserien jenseits des Fernsehens gab.
Während die Herr-der-Ringe-Filme in Hollywood weiter Wellen schlugen und einen Oscar nach dem anderen abräumten, erhielt auch Martin immer mehr Anfragen zu Filmen auf Basis von Das Lied von Eis und Feuer. Er lehnte sie alle ab, denn er wollte auf gar keinen Fall Abstriche machen müssen, wenn sein monumentales Werk je verfilmt werden sollte.
Dann stieß Gerardis auf David Benioff. Wie er den fünfunddreißigjährigen Autor und Drehbuchschreiber fand, wird wohl für immer ein kleines Geheimnis bleiben, aber auf jeden Fall telefonierten die beiden im Januar 2006 miteinander. Benioff hatte bis dahin weder von Martin noch von Das Lied von Eis und Feuer gehört, fand die Idee aber durchaus verlockend. Er sagte Gerardis, dass er die Bücher gern lesen wolle, und kurz darauf landeten nahezu viertausend Seiten der sich entwickelnden Fantasy-Geschichte auf seinem Wohnzimmertisch.
Benioff verschlang einige Hundert Seiten von Game of Thrones, und rief dann seinen alten Freund Dan (D. B.) Weiss an, ebenfalls Autor und glühender Fantasyfan. Weiss pflügte sich durch Das Lied von Eis und Feuer und wusste, dass er einen Traum für Drehbuchautoren vor sich hatte.
»Wenn du deinen Lebensunterhalt damit verdienst, dass du Romane für Kino und TV anpasst, bist du beständig auf der Suche nach Charakteren mit Tiefgang, einer schön gesponnenen und überzeugenden Story, Leidenschaft, Gewalt, Verrat, Menschlichkeit und all den Grauschattierungen, die nun einmal eine ausentwickelte Welt ausmachen«, sagte Weiss in der ersten HBO-Ausgabe von Game of Thrones: Hinter den Kulissen. »Das alles findest du nie an einem einzigen Platz, außer in diesem Fall. Das war aufregend und furchteinflößend zugleich.«
Benioff und Weiss hatten sich während ihres Literaturstudiums am Dubliner Trinity College kennengelernt und dank ihres Außenseiterstatus’ in der akademischen Welt angefreundet.
»Wir waren zwei amerikanische Juden in Dublin ohne irische Wurzeln, besessen von irischer Literatur und auf der Suche nach einem anständigen Gym. Das war 1995 wirklich kein Thema, dass dem Durchschnittsiren den Schlaf raubte«, erzählte Weiss der Vanity Fair 2014 in einem Interview.
2002 erschien Benioffs Romandebüt The 25th Hour (25 Stunden), das er selbst in ein Drehbuch für den gleichnamigen Film von Spike Lee mit Edward Norton in der Hauptrolle umsetzte. Etwa zur selben Zeit schrieb Weiss sein Debüt Lucky Wander Boy. Das Buch erschien 2003, in dem Jahr, in dem er zum ersten Mal mit Benioff zusammenarbeitete und Orson Scott Cards Enders Spiel zu einem Drehbuch verarbeitete (das vom Studio aber letztlich nicht verwendet wurde).
Vermutlich waren es diese Erfahrungen beim Schreiben eigener und Umschreiben fremder Werke, die Gerardis auf Benioff aufmerksam machten, der dann seinerseits Weiss mit ins Team brachte. Wie sie Colider News erzählten, plante Created By zunächst eine Reihe von Spielfilmen, aber Benioff und Weiss waren sich einig, dass das Fernsehen – und vor allem HBO – der einzig richtige Partner für eine Umsetzung wäre. Sie ahnten dabei nicht, dass Martin genauso dachte.
Anfang 2006 organisierte Gerardis ein Mittagessen mit Martin und den beiden Autoren im »Palm«-Restaurant in Los Angeles. Alle am Tisch waren sich einig, dass sich Das Lied von Eis und Feuer im Gegensatz zu Harry Potter oder Der Herr der Ringe nicht für das Kinoformat eignete. Es gehörte ins Fernsehen und in die Obhut von HBO.
»Wir mussten ihn davon überzeugen, dass es eine TV-Serie werden musste, und dass wir, die wir im Leben keine einzige Minute TV produziert hatten, die Richtigen für diese Fernsehserie waren, die Menschen, denen er sein Kind anvertrauen konnte«, erzählte Weiss später in einem Interview mit Vanity Fair. »Der erste Teil war leicht, da er sich mit Fernsehen und Drehbüchern auskennt … das war ein relativ lockeres Gespräch. Ihn aber davon zu überzeugen, dass wir die Richtigen für diesen Job waren, nahm den Rest des dreieinhalbstündigen Essens in Anspruch.«
Martin wollte sicher sein, dass er seine unvollendete Serie in gute Hände abgab, und so zog sich der Mittagstermin in den Nachmittag und schließlich bis in den Abend hinein.
»Wir redeten während des Mittagessens, und dann brachen die anderen Gäste auf, und die Kellner deckten für das Abendessen ein, und die Abendgäste kamen, und wir redeten immer noch«, erinnerte sich Martin 2013 bei einer Veranstaltung anlässlich der Emmy-Verleihung. »Ich stellte ihnen ein paar gezielte Fragen, um zu sehen, ob sie die Bücher wirklich gelesen hatten.«
Dieser Wissenstest traf Benioff und Weiss unvorbereitet, aber zum Glück hatten sie bereits ausführlich miteinander über Das Lied von Eis und Feuer gesprochen und waren so gerüstet.
»Ganz am Ende dieses Meetings fragte er: ›Wer ist Jon Schnees wahre Mutter?‹«, erzählte Benioff Vanity Fair. »Das war keine Scherzfrage, das war ganz klar ein Test. Er sah uns beide an und nach einer nervenaufreibenden Pause teilten wir ihm unsere Vermutung mit.«
»Wir gaben ihm eine eigentlich schockierende Antwort«, bestätigte Weiss 2013 bei der Emmy-Veranstaltung. »Damals hat George nicht bestätigt, ob wir richtig lagen, aber sein Lächeln sagte alles. Wir wussten, dass wir den Test bestanden hatten.«
Etwas mehr als zehn Jahre später bestätigten Benioff und Weiss in der vorletzten Szene der letzten Folge der siebten Staffel – »Der Drache und der Wolf« –, dass Jon Schnee tatsächlich der Sohn von Lyanna Stark und Rhaegar Targaryen und nicht etwa von Ned Stark und einer unbekannten Frau war, wie der Rest des Reichs (und Jon selbst) glaubte. Aber 2006, als erst vier Bände von Das Lied von Eis und Feuer erschienen waren, war das nur eine wilde Fan-Theorie, die allerdings vielen Lesern der Bücher glaubhaft schien.
Weiss und Benioff hatten die Bücher eindeutig gründlich gelesen und die vielen versteckten Hinweise in den aus Ned Starks Perspektive erzählten Kapiteln verstanden, die auf die wahre Abstammung Jon Schnees hindeuteten. Die beiden warteten bis zu ihrem Auftritt bei Jimmy Kimmel Live! 2019, bis sie verrieten, dass sie Martin bei dem folgenreichen Essen den Namen Lyanna Stark genannt hatten, aber für Fans war schon lange klar, dass das die »schockierende« Antwort gewesen sein musste. Martin erinnerte sich, dass die beiden zukünftigen Showrunner bei ihm an diesem Nachmittag die volle Punktzahl erzielten.
»Sie gaben die richtigen Antworten, also haben wir uns die Hand gereicht, und sie sind eingestiegen«, sagte Martin 2013 bei den Emmy Awards. »Und dann waren wir auf einmal mit HBO im Geschäft.«
Im März 2006 schickten Benioff und Weiss einen ersten Entwurf an Carolyn Strauss bei HBO, und die Fernsehserie Game of Thrones (auf das »A« verzichteten sie) war geboren. Martin verkaufte die Rechte an HBO, Benioff und Weiss und vertraute ihnen damit sein geistiges Kind an.
Aber weder Martin noch Benioff oder Weiss konnten zu dieser Zeit ahnen, dass der nächste Band von Das Lied von Eis und Feuer in diesem Jahr nicht mehr fertig werden würde. Auch nicht im Jahr darauf. Stattdessen verhedderte Martin sich in den Fallstricken ausufernder Figurenensembles, Schlachten und Ideen. Der fünfte Band A Dance with Dragons (Ein grimmiger Feind, ein treuer Freund) erschien nicht 2006 wie von Martin erhofft und im etwas voreiligen Nachwort zu Hoch hinaus versprochen.
Während die Jahre ins Land gingen und Benioff und Weiss an einer ersten Version der Pilotfolge arbeiteten, mühte Martin sich ab, schrieb ganze Kapitel um und überarbeitete Abrisse, bis er schließlich 2011 das Manuskript zu A Dance with Dragons (Ein grimmiger Feind, ein treuer Freund) vorlegte. Mittlerweile war vieles geschehen, darunter auch der Tod Vicinanzas, der mit sechzig Jahren an einem Hirnaneurysma verstarb.
»Die HBO-Serie, die uns alle so begeistert hat, wäre ohne die Arbeit von Created By nicht möglich gewesen«, schrieb Martin in einem Blogbeitrag auf LiveJournal. »Ralph und Vince gaben David Benioff und D. B. Weiss die Bücher und führten die komplizierten Verhandlungen. Ralph sollte einer der ausführenden Produzenten sein. Es macht mich traurig, dass er die Serie nie sehen wird.«
A Dance with Dragons erschien im Juli 2011, nur Monate, nachdem zwei Millionen Menschen auf HBO die Premiere von Game of Thrones gesehen hatten. Als er den Vertrag mit HBO schloss, glaubte Martin, er sei Benioff und Weiss um Längen voraus und hätte somit reichlich Zeit, die geplanten letzten drei Bände herauszubringen.
Doch er sollte den nächsten Band von Das Lied von Eis und Feuer erst nahezu ein Jahrzehnt später abschließen, und bis dahin hatte die TV-Serie die Bücher längst überholt und 2019 mit 18,4 Millionen Zuschauern bei der letzten Folge einen neuen Zuschauerrekord aufgestellt. Das waren fast neun Mal so viele Menschen wie jene, die sich die Auftaktfolge angesehen hatten (und eingerechnet sind noch nicht einmal all die geschätzten illegalen Streams).
Benioff und Weiss, die beiden Männer, denen George R. R. Martin sein größtes Werk anvertraut hatte, sollten ihre Version des Endes von Das Lied von Eis und Feuer als Erste über die Ziellinie bringen. Bevor sie aber an diesen Punkt kamen, sollten sie ihr Werk in den späten 2000er-Jahren erst einmal mit einer katastrophalen ersten Pilotfolge vor die Wand fahren.
2006, wenige Wochen nach ihrem ersten Meeting mit George R. R. Martin, mussten Benioff und Weiss den Sender HBO von Game of Thrones überzeugen. Sie vereinbarten ein Meeting mit HBO-Unterhaltungschefin Carolyn Strauss und ihrer Senior-Vize-Präsidentin Gina Balian.
»Man hatte uns gewarnt, dass Carolyn eine harte Nuss sein und garantiert über keinen unserer Witze lachen würde«, erzählten Benioff und Weiss später Multichannel News. »Als sie dann tatsächlich mitten im Meeting lächelte, war das, als hätten wir das goldene Ticket gewonnen.«
Die Shavelson-Webb-Bibliothek der Writers Guild Foundation besitzt die digitale Kopie eines Dokuments, dass jeder aufstrebende Drehbuchautor lesen sollte: die »Serienbibel« zu Game of Thrones. Dieses fünfundvierzigseitige Dokument enthält unter anderem den an »Carolyn, Gina und Michael« (gemeint sind wohl Carolyn Strauss, Gina Balian und der damalige zukünftige Programmdirektor Michael Lombardo) adressierten Drehbuchentwurf. Benioff und Weiss hatten noch nie an einer TV-Serie gearbeitet, geschweige denn eine Serie selbst entworfen, aber ihr Abriss war mit Enthusiasmus, Schwung und einem beeindruckenden Maß an unverdientem Selbstvertrauen geschrieben.
»Das Ausgangsmaterial, unsere Vision und Ihre Erfahrung darin, solche Visionen in unvergessliche Serien umzusetzen, weisen alle in eine Richtung: Game of Thrones ist eine zukünftige TV-Sensation«, schrieben die beiden in ihrem Brief.
Die Serienbibel zieht auch Vergleiche zwischen George R. R. Martins Werk und Die Brüder Karamasow, dem zutiefst philosophischen Großwerk des berühmten russischen Schriftstellers Fjodor Dostojewski, das kurz vor dessen Tod 1879 erschien. Benioff und Weiss zufolge gab »Das Lied von Eis und Feuer ebenso wenig einen Spielfilm her wie Die Brüder Karamasow« und sie schrieben, dass »es einem Akt von Vandalismus gleichen würde, es in ein Drei-Stunden-Format zu pressen.«
Die beiden schrieben zudem Martins Werk die »Charaktertiefe von Der Löwe im Winter«, einem Theaterstück von James Goldman von 1966, und »das Drama und die epische Breite von Krieg und Frieden« zu, dem bahnbrechenden Werk des russischen Schriftstellers Leo Tolstoi von 1889.
Ungeachtet ihrer literarischen Vergleiche war eines völlig klar: »Dies ist eine HBO-Serie.«
Ihr Strategiepapier erwähnt klugerweise auch frühere HBO-Erfolge (Die Sopranos, The Wire und Deadwood) und weist auf eine Marktlücke hin, die es damals noch gab und die sie besetzen wollten: die epische Fantasy.
»Die Menschen verlangen nach Game of Thrones. Sie hungern danach, und werden die Serie gierig verschlingen«, schrieben Benioff und Weiss. »Wenn wir ihnen diese Serie schenken, werden sie komplett durchdrehen.«
Benioff und Weiss wussten, auf welcher Goldmine sie saßen, und sie hatten George R. R. Martins Segen, sie zu schürfen. Die Serienbibel teilt auch spielerische Seitenhiebe auf populäre Fantasyfilme aus. So versprechen Benioff und Weiss HBO, dass es keine »rauschebärtigen Zauberer« (wie bei Der Herr der Ringe), keine Unsichtbarkeitsumhänge (wie bei Harry Potter) und keine »glühenden Zauberbücher« (wie im Hollywood-Klassiker Hocus Pocus) geben würde.
Sie schlossen: »Kurz gesagt: nichts von dem, was Fantasy gern mal hölzern, billig oder albern wirken lässt.«
In frühen Artikeln über Game of Thrones zitieren zahlreiche Journalisten und Kritiker HBO, Benioff sowie Weiss mit dem Slogan »Die Sopranos von Mittelerde« und diese clevere Verbindung eines bekannten HBO-Erfolgs mit der neu erwachten Popularität von Tolkiens Herr der Ringe sollte sich auszahlen.
Ihre detaillierte Beschreibung der faszinierenden Figuren und der Handlung der Pilotfolge im Strategiepapier überzeugte Carolyn Strauss, ihnen einen Vorschuss für das Drehbuch zum Piloten zu geben. Bis Benioff und Weiss aber so weit waren, dass sie mit dem Dreh zur Pilotfolge beginnen konnten, waren zwei Jahre ins Land gegangen und Strauss hatte HBO zwischenzeitlich verlassen.
Ihr Abgang lag zum Teil wohl auch an einem Ausbleiben von super-erfolgreichen HBO-Serien, schrieb Nikki Finke 2008 auf Deadline Hollywood.
»›Jeder dachte, dass es der richtige Zeitpunkt wäre‹, erzählte mir ein Insider über ihren Rausschmiss«, berichtete Finke. »Der Pay-TV-Sender hatte seinen Glanz verloren und seit ewig schon keine Hitserie mehr gelandet.«
HBO hatte ja keine Ahnung, dass sie dank Strauss, die nach ihrem Abgang beim Sender eine der ausführenden Produzentinnen von Game of Thrones wurde, die Mutter aller TV-Serien in der Hinterhand hatten. HBO war das nicht klar, aber Strauss war eine der Ersten im Unternehmen gewesen, die das Potenzial dessen erkannt hatten, was zur erfolgreichsten HBO-Serie aller Zeiten werden sollte. Mit ihrem Rauswurf lag Game of Thrones nun in den Händen der Programmchefs Richard Plepler und Michael Lombardo.
Wie in einem Artikel in Fast Company zu lesen war, waren Plepler und Lombardo genau die Richtigen, um der Serie grünes Licht zu geben, hatten sie doch bereits mit ihrem ersten ungewöhnlichen Projekt, der Vampirserie True Blood, einen Ausflug ins Fantasygenre gewagt. Dank der frühen Erfolge mit True Blood und der Oscars für Der Herr der Ringe waren die beiden also durchaus offen für eine Serie wie Game of Thrones.
Benioff und Weiss schickten ihnen das Drehbuch für die Pilotfolge und einen aktualisierten vollständigen Abriss der ersten Staffel, in der Hoffnung, dass sie bereit waren, das Risiko einer derart teuren Fantasyserie einzugehen.
Sie hatten zwei überzeugende Argumente auf ihrer Seite. Das Erste war die radikale Idee, eine der Hauptfiguren umzubringen. Martins Romane waren fesselnd, was nicht nur an den üppigen Sexszenen, der Gewalt und der Magie lag, sondern auch an der Erzählweise, aufgrund derer niemand sich jemals sicher fühlen konnte, nicht einmal die heroischen Hauptfiguren.
Das zweite entscheidende Argument war der Fokus auf die politischen Ränke und die Dramatik, die mehr aus den Machtkämpfen heraus entstand als aus Zauberei und Mythologie.
»Diese zwei wollten uns keine Geschichte über Drachen verkaufen«, erinnert sich Lombardo an seinen Eindruck. »Sie hatten kein Interesse an visuellen Effekten, sondern waren wirklich und ehrlich von der Geschichte dieser sich bekriegenden Familien und dem Hunger nach Macht, Liebe und Anerkennung fasziniert.«
(Beinahe ein Jahrzehnt später gaben Benioff und Weiss Entertainment Weekly gegenüber zu, dass dieser Teil ihrer Präsentation nicht ganz der Wahrheit entsprach. »Wir haben die Unwahrheit gesagt, als wir schrieben, die Serie sei zeitlich begrenzt und es ginge uns nur um die Figuren«, gestand Benioff 2018 James Hibberd kurz vor dem Serienfinale. »Dabei sind die Welten so riesig und die Schlachten so gigantisch.«)
Plepler und Lombardo waren bereit einzusteigen, stießen jedoch bald auf erste Probleme. Eigentlich wollte HBO die Serie in Kooperation mit der BBC produzieren, aber die Briten zogen sich im letzten Augenblick aus dem Unternehmen zurück. Damit trug HBO (und damit Plepler und Lombardo) das gesamte finanzielle Risiko für die 10 Millionen US-Dollar teure Pilotfolge.
»Ich wusste, dass das für uns mit einem TV-Budget ein großes Risiko war«, erzählte Lombardo Fast Company. »Die Leute reden zwar immer von unseren großen Budgets, aber wir hatten wirklich nicht das Geld, das für Der Herr der Ringe zur Verfügung gestanden hatte. Ich denke, die Kunden hatten eine bestimmte Vorstellung, wie etwas aussehen muss, damit es authentisch wirkt. Sie mussten sich in eine Welt hineinversetzt fühlen, die sich trotz ihres mythischen Ursprungs real anfühlt. Dazu braucht man Geld und Know-how, das war uns völlig klar.«
Benioff und Weiss flogen mit Pleplers und Lombardos Segen für sechs Monate nach Nordirland, um dort die allererste Folge von Game of Thrones zu drehen. Dutzende Kostüme wurden genäht, Kulissen aufgebaut, und Burgen, Moore und andere Landschaften wurden von Film-Crews überrannt. Man brachte Wölfe ans Set, entwarf Masken für die Weißen Wanderer und baute den eisernen Thron.