Cover

Inhaltsverzeichnis

Widmung
ERSTER TEIL: Tödlich
1 - IN DEN HIMMEL
2 - VOLLKOMMENHEIT
3 - SCHLEIERS LEKTION
4 - DIE REGELN DES SPIELS
5 - DER ENTFESSELTE WEISSDORN
6 - DEN WIND ZU TÖTEN
7 - NIE WIEDER
ZWISCHENSPIELE
Z-1 - LIFT
Z-2 - SZETH
Z-3 - NEUE RHYTHMEN
ZWEITER TEIL: Das Nahen
8 - FLOTT
9 - SCHLEIERS GANG
10 - GEHORSAM
11 - GETÖTETE VERSPRECHEN
12 - EINE BRENNENDE WELT
13 - SCHÄTZE
14 - WER ES VERDIENT HAT
15 - STURMSEGNUNGEN
16 - GIFT UND GALLE
17 - BRÜCKEN
18 - NICHTS
19 - AUS EINEM ALBTRAUM
20 - NACHTWACHE
21 - SELBSTSÜCHTIGE GRÜNDE
22 - TAUSEND HUSCHENDE KREATUREN
23 - EIN SCHREITEN AUF DEM STURM
24 - WAHRER RUHM
ZWISCHENSPIELE
Z-4 - LHAN
Z-5 - EINE ROLLE SPIELEN
Z-6 - TARAVANGIAN
DRITTER TEIL: Brausende Stürme
25 - DIE VERBORGENE KLINGE
26 - VERTRAUEN
27 - WIDERSPRÜCHE
28 - AUF DIE MITTE ZU
29 - KAMPF GEGEN DEN REGEN
30 - DER LETZTE TAG
31 - RUHMESLEUCHTEN
32 - DAS TRUGBILD DER ZEIT
33 - RETTUNG
34 - VOM HIMMEL VERSCHLUCKT
35 - MUSTER AUS LICHT
36 - DIE NACHLASSUNG
37 - DER MANN, DEM DIE WINDE GEHÖRTEN
38 - DIE VIER
EPILOG: KUNST UND ERWARTUNG
ARS ARCANUM - DIE ZEHN ESSENZEN UND IHRE HISTORISCHEN BEZIEHUNGEN
DIE ZEHN WOGEN
ÜBER DIE ERSCHAFFUNG DER FABRIALE
WINDLAUFEN UND PEITSCHEN
DANKSAGUNG
Copyright

DANKSAGUNG

Wie Sie sich gewiss vorstellen können, bedeutet es ein großes Projekt, einen Band der Sturmlicht-Chroniken zu schreiben. Von der ersten Skizzierung bis zur letzten Überarbeitung vergingen achtzehn Monate, und es beinhaltet künstlerische Arbeiten von vier verschiedenen Personen sowie die verlegerische Begleitung durch eine große Gruppe von Fachleuten, wobei all die Teams bei Tor erst gar nicht erwähnt werden, die sich um die Produktion, die Vermarktung, die Werbung und all das andere gekümmert haben, was ein großes Buch benötigt, um erfolgreich zu sein.

Seit etwa zwei Jahrzehnten sind die Sturmlicht-Chroniken mein Traum – die Geschichte, die ich schon immer erzählen wollte. Die Menschen, deren Namen gleich folgen werden, haben dazu beigetragen, dass dieser Traum zur Wirklichkeit wurde, und Worte reichen nicht aus, um meine Dankbarkeit für ihre Bemühungen auszudrücken. Der erste in der langen Reihe ist natürlich mein Assistent und Erstlektor Peter Ahlstrom. Er hat sehr viele Stunden an diesem Buch gearbeitet und musste immer wieder mit meinem Beharren zurechtkommen, dass Dinge, die angeblich nicht in den Handlungsstrom passten, es eben doch taten. Am Ende hat er mir aber öfter bewiesen, dass ich unrecht hatte, als dass ich ihm das Gegenteil habe beweisen können.

Wie immer hat Moshe Feder – der Mann, der mich als Schriftsteller entdeckt hat – eine ausgezeichnete Lektoratsarbeit an diesem Buch vollbracht. Josua Bilmes hat in seiner Eigenschaft als Agent und ebenfalls als Lektor hart an dem Buch gearbeitet. Ihm standen Eddie Schneider, Brady »Words of Bradiance« McReynolds, Krystyna Lopez, Sam Morgan und Christa Atkinson von der Agentur zur Seite. Bei Tor musste Tom Doherty es ertragen, dass ich ihm ein Werk abgeliefert habe, das sogar noch länger als das letzte ist, obwohl ich ihm vorher versprochen hatte, dass dieses kürzer werden würde. Terry McGarry hat das Verlagslektorat besorgt, Irene Gallo ist für die künstlerische Ausgestaltung des Covers verantwortlich, Greg Collins für die Innenillustrationen, Brian Lipofskys Team von Westminster Publishing Services für die Innengestaltung, Meryl Gross und Karl Gold für die Produktion, Patty Garcia und ihr Team für die Publicity. Paul Stevens war unser Superman, wann immer wir ihn gebraucht haben. Ein riesiges Dankeschön an euch alle!

Sie mögen bemerkt haben, dass dieser Band – wie schon seine Vorgänger – erstaunliche Illustrationen besitzt. Meine Vision der Sturmlicht-Chroniken war immer die von einer Reihe, die die gewöhnlichen Erwartungen an die künstlerische Ausgestaltung solcher Bücher übertrifft. Daher bedeutet es eine Ehre für mich, dass auch dieses Mal wieder mein Lieblingskünstler Michael Whelan an diesem Projekt beteiligt ist. Ich bin der Ansicht, dass sein Umschlagbild Kaladin vollkommen wiedergibt, und bin ihm äußerst dankbar für die Zeit, die er – auf sein eigenes Beharren – mit diesem Bild verbracht hat; drei Entwürfe waren nötig, bis er endlich zufrieden war. Vorsatzblätter mit Darstellungen von Schallan zu bekommen war viel mehr, als ich zu hoffen gewagt hatte. Über das Endergebnis bin ich sehr glücklich.

Bei der Planung der Sturmlicht-Chroniken hatte ich davon gesprochen, hier und da Künstler als »Gaststars« einzuladen. Unseren ersten haben wir nun in diesem Roman, denn Dan dos Santos (ein weiterer meiner persönlichen Favoriten, denn er ist auch der Mann, der das Cover für Sturmklänge gezeichnet hat) hat sich einverstanden erklärt, einige Zeichnungen beizusteuern.

Ben McSweeny hat uns weitere brillante Seiten aus Schallans Skizzenblock geschenkt, und es ist stets eine wahre Freude, mit ihm zu arbeiten. Er begreift schnell, was ich beabsichtige – manchmal so schnell, dass ich selbst es noch gar nicht genau weiß –, und ich bin selten jemandem begegnet, bei dem Talent und Professionalität so gut zusammenkommen wie bei Ben. Mehr von seiner Kunst können Sie unter InkThinker.net finden.

Vor langer Zeit – inzwischen ist es fast zehn Jahre her – bin ich einem Mann namens Isaác Stewart begegnet, der schon damals nicht nur ein aufstrebender Autor, sondern auch ein ausgezeichneter Zeichner war, besonders wenn es um solche Dinge wie Landkarten oder Symbole geht. Ich habe bereits bei einigen Büchern mit ihm zusammengearbeitet (angefangen hat es mit Kinder des Nebels), und irgendwann hat er mir eine Verabredung mit einer mir Unbekannten namens Emily Bushman verschafft – die ich später geheiratet habe. Daher versteht es sich von selbst, dass ich Isaác mehrere große Gefallen schulde. Mit jedem weiteren Buch von mir, an dem er arbeitet, wächst diese Schuld noch an, vor allem wenn ich die großartigen Zeichnungen sehe, die er beisteuert. Diesmal haben wir beschlossen, seine Mitarbeit etwas offizieller zu gestalten: So habe ich ihn als »Hauskünstler« fest angestellt, und überdies hilft er mir bei vielen Verwaltungsangelegenheiten. Falls Sie ihm also begegnen sollten, heißen Sie ihn im Team willkommen. (Und sagen Sie ihm, dass er auch weiterhin an seinen eigenen Büchern arbeiten soll, denn sie sind ziemlich gut.)

Auch seine Frau Kara Stewart ist zu uns bei Dragonsteel Entertainment gestoßen – als unsere Versandleiterin. (Als ich zunächst versucht hatte, Kara einzustellen, meldete sich Isaác sogleich zu Wort und bemerkte, dass er einiges von dem, weswegen ich sie einstellen wollte, auch selbst erledigen könne. Am Ende habe ich sie dann aber beide angeheuert, was uns allen sehr zugute kommt.) Sie ist diejenige, mit der Sie es zu tun haben werden, wenn Sie T-Shirts, Poster oder Ähnliches auf meiner Website bestellen sollten. Kara ist einfach großartig.

Wir haben uns einiger Experten für dieses Buch bedient, einschließlich Matt Bushman wegen seiner Lied- und Gedichtkenntnisse. Ellen Asher hat uns bei ein paar Pferdeszenen geholfen, und Karen Ahlstrom hat uns zusätzlich beraten, wenn es um Lieder und Gedichte ging. Mi’chelle Walker trug als Alethi-Handschriftenexpertin einiges bei. Und schließlich hat uns Elise Warren eine Menge wertvoller Hinweise zur Psychologie eines der Schlüsselcharaktere gegeben. Herzlichen Dank an euch alle, die ihr mir euer Hirn zur Verfügung gestellt habt.

Dieses Buch hatte zahlreiche Vorab-Leser, die teils unter großem zeitlichem Druck gestanden haben. Und so geht ein herzlicher Brückenmann-Gruß an alle, die daran teilgenommen haben. Dies sind: Jason Denzel, Mi’chelle Walker, Josh Walker, Eric Lake, David Behrens, Joel Phillips, Jory Phillips, Kristina Kugler, Lyndsey Luther, Kim Garrett, Layne Garrett, Brian Delambre, Brian T. Hill, Alice Arneson, Bob Kluttz und Nathan Goodrich.

Die Korrekturleser bei Tor waren Ed Chapman, Brian Connolly und Norma Hoffman. Die Korrekturleser unserer Community sind Adam Wilson, Aubree und Bao Pham, Blue Cole, Chris King, Chris Kluwe, Emily Grange, Gary Singer, Jakob Remick, Jared Gerlach, Kelly Neumann, Kendra Wilson, Kerry Morgan, Maren Menke, Matt Hatch, Patrick Mohr, Richard Fife, Rob Harper, Steve Godecke, Steve Karam und Will Raboin gewesen.

Meine Schreibgruppe hat es geschafft, immerhin zur Hälfte durch das Buch zu kommen, was in Anbetracht seiner Länge eine große Leistung ist. Sie sind mir eine unschätzbare Hilfe: Kaylynn ZoBell, Kathleen Dorsey Sanderson, Danielle Olsen, Ben-Sohn-Sohn-Ron, E. J. Patten, Alan Layton und Karen Ahlstrom.

Und schließlich geht auch noch ein großer Dank an meine so liebevolle (und ungestüme) Familie. Joel, Dallin und der kleine Oliver helfen mir jeden Tag dabei, bescheiden zu bleiben, indem sie immer wieder den Bösewicht aus mir machen, der vermöbelt werden muss. Als im letzten Jahr die Lesereisen immer länger wurden, hat meine so nachsichtige Frau Emily vieles ertragen müssen, und ich weiß auch heute noch immer nicht, womit ich sie eigentlich verdient habe. Ich danke euch allen dafür, wie sehr ihr dazu beitragt, dass meine Welt zu einer magischen wird.

Brandon Sanderson

Ein blinder Mann erwartete die Ära des Endes«, sagte Schelm, »und dachte über die Schönheit der Natur nach.«

Schweigen.

»Dieser Mann bin ich«, bemerkte Schelm. »Ich bin nicht körperlich, sondern geistig blind. Und, bedenkt man es genau, so ist diese andere Bemerkung tatsächlich sehr schlau gewesen.«

Schweigen.

»Es ist wesentlich befriedigender«, fuhr er fort, »wenn ich vernunftbegabtes Leben vor mir habe, das ich beeindrucken kann und das sich von meiner Wortfülle verzücken lässt.«

Das hässliche Wesen – halb Eidechse, halb Krabbe – auf dem Felsen ihm gegenüber machte mit seiner Klaue ein klickendes Geräusch, das beinahe zögernd klang.

»Du hast natürlich recht«, sagte Schelm. »Meine übliche Zuhörerschaft ist nicht sonderlich vernunftbegabt. Aber das war der offensichtliche Witz der Bemerkung, und so solltest du dich jetzt schämen.«

Das hässliche Eidechsen-Krabben-Wesen huschte über den Felsen auf die andere Seite. Schelm seufzte. Es war Nacht, was normalerweise eine gute Zeit für dramatische Auftritte und bedeutungsschwere Philosophien war. Doch leider war niemand hier, vor dem er auftreten und philosophieren konnte, sei es dramatisch oder nicht. Ein kleiner Bach gurgelte in der Nähe; es war einer der wenigen in diesem seltsamen Land, die beständig Wasser führten. In alle Richtungen erstreckten sich sanft gewellte Hügel, die vom herablaufenden Wasser gefurcht waren, und in den Tälern wuchs eine seltsame Art von Dornengestrüpp. Es gab nur ganz wenige Bäume hier, aber weiter im Westen stand ein richtiger Wald an den Hängen höherer Berge.

Nahebei machten einige Sanglinge rasselnde Geräusche, und er nahm seine Flöte heraus und versuchte sie zu imitieren. Er konnte es allerdings nicht – zumindest nicht exakt. Die singenden Laute klangen eher nach einem Schlagzeug – musikalisch, aber nicht mit einer Flöte nachzuahmen.

Doch die Geschöpfe schienen sich mit ihm abzuwechseln und auf seine Musik zu reagieren. Wer konnte es schon sagen? Vielleicht besaßen solche Wesen ja eine rudimentäre Intelligenz. Diese Pferde, die Ryschadium … sie hatten ihn überrascht. Er war froh, dass das überhaupt noch möglich war.

Schließlich setzte er seine Flöte ab und dachte nach. Eine Zuhörerschaft aus Eidechsen-Krabben-Wesen und Sanglingen war wenigstens nicht niemand.

»Kunst«, sagte er, »ist fundamental ungerecht.«

Einer der Sanglinge rasselte weiter.

»Wir tun so, als wäre Kunst ewig – als wohnte ihr eine Art von Beständigkeit inne. Eine Wahrheit, könnte man sagen. Kunst ist Kunst, weil sie Kunst ist, aber nicht weil wir sagen, dass sie Kunst ist. Ich bin doch nicht zu schnell für euch, oder?«

Rassel.

»Gut. Aber wenn die Kunst ewig und bedeutungsvoll und dabei unabhängig ist, warum hängt sie dann so sehr von ihrem Betrachter ab? Ihr kennt die Geschichte von dem Bauern, der den Hof während des Festes der Darstellung besucht, oder?«

Rassel?

»Oh, das ist keine so bedeutende Geschichte. Eigentlich ist sie sogar völlig austauschbar. Standardbeginn: Der Bauer, der in die große Stadt kommt, tut etwas Peinliches, stößt taumelnd gegen die Prinzessin und rettet sie – natürlich ganz und gar zufällig – davor, unter die Hufe zu kommen. In diesen Geschichten scheinen die Prinzessinnen nie darauf aufzupassen, wo sie hingehen. Ich glaube, sie sollten sich an einen gut beleumundeten Linsenmacher wenden und bei ihm eine passende Brille in Auftrag geben, bevor sie versuchen, eine Straße zu überqueren.

Wie dem auch sei, da diese Geschichte eine Komödie ist, wird der Mann in den Palast eingeladen, wo er eine Belohnung erhalten soll. Es folgt der eine oder anderen Unsinn, und alles endet damit, dass sich der arme Bauer auf dem Klo mit einem der schönsten Gemälde, die je geschaffen wurden, den Hintern abwischt, dann hinaustritt und feststellt, dass alle Hellaugen nun auf einen leeren Rahmen starren und bemerken, wie wunderbar dieses Kunstwerk doch sei. Schallendes Gelächter. Tiefe Verneigung. Abgang, bevor jemand allzu genau über diese Geschichte nachdenken kann.«

Er wartete.

Rassel?

»Versteht ihr es denn nicht?«, fragte Schelm. »Der Bauer hat das Bild in der Nähe des Klos gefunden und angenommen, dass es dem Zweck dient, zu dem er es benutzt hat. Die Hellaugen haben den leeren Rahmen in der Halle der Kunst vorgefunden und angenommen, dass es ein Meisterwerk sei. Ihr könnt dies natürlich eine dumme Geschichte nennen. Das ist sie auch. Aber das entwertet ihren Wahrheitsgehalt nicht. Schließlich bin ich regelmäßig ziemlich dumm – aber ich sage fast immer die Wahrheit. Das ist die Macht der Gewohnheit.

Erwartung. Das ist die wahre Seele der Kunst. Wenn ihr jemandem mehr geben könnt, als er erwartet, wird er euch sein ganzes Leben hindurch loben und preisen. Könnt ihr eine Aura der Vorahnung erschaffen und sie auf passende Weise aufrechterhalten, so werdet ihr Erfolg haben.

Wenn ihr andererseits den Ruf erhaltet, zu gut und zu geschickt zu sein … davor müsst ihr euch in Acht nehmen. Die beste Kunst wird in ihren Köpfen stecken, und wenn ihr ihnen eine Unze weniger gebt, als sie es sich vorstellen, habt ihr plötzlich versagt. Dann seid ihr nutzlos. Ein Mann findet eine einzelne Münze im Schlamm und redet tagelang darüber, aber wenn er sein Erbe antritt und auch nur ein Prozent weniger erhält, als er erwartet hatte, wird er sich betrogen fühlen.«

Schelm schüttelte den Kopf, stand auf und staubte seinen Mantel ab. »Gebt mir ein Publikum, das kommt, um unterhalten zu werden, dabei aber nichts Besonderes erwartet. Für diese Leute werde ich ein Gott sein. Das ist die beste Wahrheit, die ich kenne.«

Schweigen.

»Ich könnte ein wenig Musik gebrauchen«, sagte er. »Für den dramatischen Effekt. Jemand naht, und ich will in der Lage sein, ihn willkommen zu heißen.«

Erneut begann einer der Sanglinge pflichtbewusst mit seiner Musik. Schelm holte tief Luft und nahm die seiner Meinung nach passende Pose ein: träge Erwartung, berechnete Weltweisheit, unerträglicher Dünkel. Schließlich besaß er einen bestimmten Ruf und musste versuchen, diesem gerecht zu werden.

Die Luft vor ihm verschwamm, als würde sie in einem Kreis am Boden erhitzt. Ein Lichtstreifen wirbelte um diesen Kreis herum und bildete eine Rundmauer, die etwa fünf oder sechs Fuß hoch war. Sofort verblasste das Licht wieder – es war nur noch ein Nachbild, als hätte sich etwas Glühendes rasend schnell in dem Kreis gedreht.

Im Mittelpunkt erschien Jasnah Kholin. Sie stand stramm und aufrecht.

Ihre Kleidung war zerfetzt, die Haare hatte sie zu einem einzelnen Zopf geflochten, was praktisch schien. Das Gesicht war mit Brandspuren gestreift. Sie hatte einmal ein schönes Kleid getragen, aber das war nun ganz zerfetzt. Sie hatte es an den Knien abgeschnitten und sich aus dem Rest einen behelfsmäßigen Handschuh genäht. Seltsamerweise trug sie einen ledernen Gurt und einen Rucksack. Er bezweifelte, dass sie beides schon zu Beginn ihrer Reise besessen hatte.

Sie stieß einen langen Seufzer aus und schaute zu der Stelle hinüber, wo Schelm sich befand.

Er grinste sie an.

Blitzschnell streckte sie die Hand aus; Nebel umwirbelte ihren Arm und wurde zu einem langen, dünnen Schwert, dessen Spitze auf Schelms Hals zeigte.

Er hob eine Braue.

»Wie hast du mich gefunden?«, fragte sie.

»Ihr habt auf der anderen Seite für große Unruhe gesorgt«, sagte Schelm. »Es ist lange her, seit die Sprengsel das letzte Mal mit jemandem zu tun hatten, der noch lebendig ist, insbesondere mit jemandem, der sich so fordernd benimmt, wie Ihr es tut.«

Zischend stieß sie den Atem aus und schob dann ihre Splitterklinge noch näher an Schelms Hals heran. »Sag mir, was du weißt.«

»Ich habe einmal den größten Teil eines Jahres in einem Magen verbracht und wurde verdaut.«

Sie sah ihn düster an.

»Das ist etwas, das ich wirklich noch gut weiß. Ihr solltet Eure Drohungen eindeutiger formulieren.« Er sah auf ihre Splitterklinge herunter, die sie hin und her drehte. »Ich wäre überrascht, sollte Euer kleines Messer eine echte Gefahr für mich darstellen, Kholin. Ihr könnt aber gern weiterhin damit herumwedeln. Vielleicht kommt Ihr Euch dann wichtiger vor.«

Sie betrachtete ihn. Dann löste sich ihr Schwert zu Dunst auf. Sie senkte den Arm. »Ich habe keine Zeit für dich. Ein Sturm zieht auf – ein schrecklicher Sturm. Er wird die Bringer der Leere …«

»Er ist schon hier.«

»Verdammnis! Wir müssen Urithiru finden und …«

»Es wurde schon gefunden.«

Sie zögerte. »Die Ritter …«

»Wurden neu gegründet«, sagte Schelm. »Zum Teil durch Eure junge Gesellin, die, wie ich hinzufügen möchte, um genau siebenundsiebzig Prozent angenehmer ist, als Ihr es seid. Ich habe eine Umfrage gemacht.«

»Du lügst.«

»Na gut, es war eine eher informelle Umfrage. Aber das hässliche Eidechsen-Krabben-Wesen hat Euch wirklich schlechte Noten für …«

»Du lügst, was die anderen Dinge angeht.«

»Solche Lügen erzähle ich nicht, Jasnah. Das wisst Ihr. Und deshalb findet Ihr mich auch so unangenehm.«

Sie sah ihn eingehend an und seufzte. »Das ist einer der Gründe, warum ich dich so unangenehm finde, Schelm. Es ist nur ein kleiner Tropfen in einem gewaltigen Fluss.«

»Das sagt Ihr bloß, weil Ihr mich nicht so gut kennt.«

»Das bezweifle ich.«

»Nein, wirklich. Würdet Ihr mich kennen, so wäre dieser Fluss in Wirklichkeit ein Ozean. Wie dem auch sei, ich weiß Dinge, die Ihr nicht wisst, und ich glaube, Ihr wisst einiges, was ich nicht weiß. Das führt uns zu etwas, das man Synergie nennt. Wenn Ihr Euren Ärger über mich im Zaum halten könnt, sind wir vielleicht beide in der Lage, etwas Neues zu erfahren.«

Sie sah ihn von oben bis unten an, kniff die Lippen zusammen und nickte. Und dann ging sie auf das nächstgelegene Dorf zu. Diese Frau hatte wirklich einen ausgezeichneten Richtungssinn.

Schelm schlenderte neben ihr her. »Ihr solltet wissen, dass wir mindestens einen Wochenmarsch von jeder Zivilisation entfernt sind. Musstet Ihr Eure Aufscheinung wirklich mitten im Nichts erfolgen lassen?«

»Zur Zeit meiner Flucht war ich ein wenig in Eile. Ich kann von Glück reden, dass ich überhaupt hier bin.«

»Glück? Ich weiß nicht, ob ich es so bezeichnen würde.«

»Warum nicht?«

»Vermutlich wäre es Euch auf der anderen Seite besser ergangen, Jasnah Kholin. Die Wüstwerdung hat eingesetzt, und mit ihr ist das Ende dieses Landes gekommen.« Er sah sie an. »Es tut mir leid.«

»Das muss es nicht«, sagte sie. »Ich werde versuchen, so viel wie möglich davon zu retten. Also ist der Sturm bereits gekommen? Die Parscher haben sich verwandelt?«

»Ja und nein«, sagte Schelm. »Der Sturm sollte Schinovar heute Abend erreicht haben und sich dann weiter durch das Land arbeiten. Ich glaube, der Sturm bewirkt die Verwandlung.«

Jasnah blieb stehen. »In der Vergangenheit war es anders. Ich habe einiges auf der anderen Seite erfahren.«

»Ihr habt recht. Diesmal ist es wirklich anders.«

Sie leckte sich die Lippen, ansonsten aber hielt sie ihre Angst beachtlich gut im Zaum. »Wenn es nicht so ist wie früher, dann könnte alles, was ich weiß, falsch sein. Die Worte der Großsprengsel könnten unkorrekt sein. Die Berichte, die ich suche, könnten bedeutungslos sein.«

Er nickte.

»Es ist uns nicht möglich, uns auf die alten Schriften zu verlassen«, sagte sie, »und der angebliche Gott der Menschen ist lediglich eine Erfindung. Also dürfen wir nicht erwarten, dass uns der Himmel retten wird, doch anscheinend ist es uns auch verwehrt, uns an die Vergangenheit zu wenden. Worauf können wir uns also überhaupt noch verlassen?«

»Ihr seid davon überzeugt, dass es keinen Gott gibt.«

»Der Allmächtige ist …«

»Oh«, sagte Schelm, »ich meinte damit nicht den Allmächtigen. Tanavast war ein feiner Knabe – er hat mir sogar einmal etwas zu trinken spendiert –, aber er war nicht Gott. Ich muss zugeben, Jasnah, dass ich Eure Skepsis verstehe, aber ich teile sie nicht. Ich glaube nur, dass Ihr an den falschen Orten nach Gott gesucht habt.«

»Dann vermute ich, dass du mir jetzt sagen wirst, wo ich deiner Meinung nach suchen sollte.«

»Ihr werdet Gott an demselben Ort finden, an dem Ihr die Errettung aus dem gegenwärtigen Schlamassel finden werdet«, sagte Schelm. »In den Herzen der Menschen.«

»Seltsamerweise glaube ich, dass ich dem tatsächlich zustimmen kann«, sagte Jasnah, »auch wenn ich andere Gründe dafür habe als du. Vielleicht wird dieser Weg doch nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte.«

»Vielleicht«, sagte er und blickte zu den Sternen empor. »Was immer man sonst sagen mag, so hat sich die Welt wenigstens eine schöne Nacht für ihr Ende ausgesucht …«

ARS ARCANUM

DIE ZEHN ESSENZEN UND IHRE HISTORISCHEN BEZIEHUNGEN

Nummer Edelstein Essenz körperlicher Bezugspunkt
1 Jes Saphir Zephyr Einatmen
2 Nan Rauchstein Dunst Ausatmen
3 Chach Rubin Funke Die Seele
4 Vev Diamant Lucentia Die Augen
5 Palah Smaragd Brei Das Haar
6 Schasch Granat Blut Das Blut
7 Betab Zirkon Talg Öl
8 Kak Amethyst Folie Die Nägel
9 Tanat Topas Talus Der Knochen
10 Ischi Heliodor Sehne Fleisch
Nummer Edelstein seelen-
gießerische
Fähigkeit
Vorrangige/
nachrangige
göttliche
Eigenschaften
1 Jes Saphir Durch-
scheinendes Gas, Luft
Schutz/
Führen
2 Nan Rauch-
stein
Undurch-
sichtiges Gas, Rauch, Nebel
Gelehrt/
gebend
3 Chach Rubin Feuer Tapfer/
gehorsam
4 Vev Diamant Quarz, Glas, Kristall Liebevoll/
heilend
5 Palah Smaragd Holz, Pflanzen, Moos Gerecht/
zuversichtlich
6 Schasch Granat Blut, alle nicht öligen Flüssigkeiten Schöpferisch/
aufrichtig
7 Betab Zirkon Alle Arten von Öl Weise/
vorsichtig
8 Kak Amethyst Metall Resolut/
erbauend
9 Tanat Topas Fels und Stein Verlässlich/
einfallsreich
10 Ischi Heliodor Fleisch (menschliches und tierisches) Fromm/
lenkend

Die vorstehende Liste ist eine unvollkommene Zusammenstellung des traditionellen Vorin-Symbolismus, der in Beziehung zu den Zehn Essenzen steht. In ihrer Gesamtheit bilden sie das Doppelauge des Allmächtigen, ein Auge mit zwei Pupillen, das die Erschaffung der Pflanzen und Geschöpfe darstellt. Dies ist auch die Grundlage für die Form des Stundenglases, das oftmals mit den Strahlenden Rittern in Beziehung gebracht wird.

Alte Gelehrte haben auch die zehn Orden der Strahlenden Ritter auf diese Liste gesetzt, zusammen mit den Herolden, von denen jeder eine althergebrachte Beziehung zu einer der Zahlen und Essenzen besaß.

Ich bin mir noch nicht sicher, wie die zehn Stufen des Bindens der Leere oder ihre Verwandte, die Alte Magie, in dieses Schema passen, falls sie überhaupt dort hineingehören. Meine Nachforschungen deuten aber an, dass es tatsächlich eine weitere Reihe von Fähigkeiten gibt, die noch esoterischer als die des Bindens der Leere sind. Vielleicht passte die Alte Magie dort hinein, obwohl ich allmählich vermute, dass es sich bei ihr um etwas vollkommen anderes handelt.

Ich bitte zu bemerken, dass ich gegenwärtig glaube, das Konzept des »körperlichen Bezugspunktes« sei eher eine Frage der philosophischen Interpretation als ein tatsächliches Attribut dieser Investitur und ihrer Manifestationen.

DIE ZEHN WOGEN

Als Gegenstücke zu den Essenzen, den klassischen Elementen, die auf Roschar verehrt und angewendet wurden, dienen die Zehn Wogen. Diese – gedacht als fundamentale Kräfte, durch welche die Welt erhalten wird – sind eigentlich eine Repräsentation von zehn grundlegenden Fähigkeiten, die den Herolden und später den Strahlenden Rittern durch ihre Bande verliehen wurden.

Haftung: Die Woge des Drucks und des Vakuums

Gravitation: Die Woge der Schwerkraft

Division: Die Woge der Zerstörung und des Verfalls

Abrasion: Die Woge der Reibung

Progression: Die Woge des Wachsens und Heilens oder des Wiederwachsens

Illumination: Die Woge des Lichts, des Klangs und verschiedener Wellenformen

Transformation: Die Woge des Seelengießens

Transportation: Die Woge der Bewegung und der realmatischen Transition

Kohäsion: Die Woge der starken axialen Verbindung

Tension: Die Woge der schwachen axialen Verbindung

ÜBER DIE ERSCHAFFUNG DER FABRIALE

Bisher wurden fünf Gruppen von Fabrialen entdeckt. Die Methoden ihrer Erschaffung werden von der Gemeinschaft der Fabrialkünstlerinnen sorgsam gehütet, aber sie scheinen das Werk passionierter Wissenschaftlerinnen zu sein und im Gegensatz zum mystischen Wogenbinden zu stehen, wie es von den Strahlenden Rittern durchgeführt wurde. Ich bin immer mehr davon überzeugt, dass die Erschaffung dieser Geräte eine erzwungene Versklavung transformativer kognitiver Wesenheiten nötig macht, die bei den örtlichen Gemeinschaften als »Sprengsel« bekannt sind.

 

 

Verändernde Fabriale

 

Verstärker: Diese Fabriale sind so gestaltet, dass sie etwas verstärken. Sie können Hitze, Schmerz oder sogar einen nicht allzu starken Wind hervorrufen. Sie werden – wie alle Fabriale – mit Sturmlicht betrieben. Am besten scheinen sie bei Kräften, Gefühlen und Sinneseindrücken zu funktionieren.

Die sogenannten Halbsplitter von Jah Keved werden aus dieser Art von Fabrialen hergestellt, die mit einem Metallstück verbunden werden, was ihre Haltbarkeit verstärkt. Ich habe Fabriale dieses Typs gesehen, in denen viele verschiedene Edelsteine steckten. Ich vermute, dass jeder der zehn Polsteine darin funktionieren wird.

Verminderer: diese Fabriale bewirken das Gegenteil der Verstärker und scheinen denselben Beschränkungen wie ihre Vettern zu unterliegen. Diejenigen Fabrialkünstlerinnen, die mich in ihr Vertrauen gezogen haben, glauben offenbar, dass sogar noch größere Fabriale als jene möglich sind, die wir bislang hergestellt haben, was besonders auf die Verstärker und Verminderer zutrifft.

 

 

Paarbildende Fabriale

 

Vereiniger: Durch das Aufladen eines Rubins und mit einer Methode, die mir nicht enthüllt wurde (auch wenn ich einen Verdacht habe), kann ein vereinigtes Paar von Edelsteinen erschaffen werden. Dieser Prozess macht es nötig, den ursprünglichen Rubin zu zerteilen. Die beiden Hälften rufen dann parallele Reaktionen über eine bestimmte räumliche Entfernung hinweg hervor. Spannfedern sind die gewöhnlichste Form dieses Fabrialtyps.

Die Kräfte werden dabei bewahrt. Wenn eines zum Beispiel mit einem schweren Stein verbunden ist, benötigt man dieselbe Kraft, um das verbundene Fabrial zu heben, die man auch einsetzen müsste, um den Stein zu heben. Bei der Erschaffung des Fabrials scheint ein Prozess angewandt zu werden, durch den bestimmt wird, wie weit die beiden Hälften voneinander entfernt sein dürfen, um noch eine Wirkung hervorzurufen.

Umkehrer: Benutzt man einen Amethyst anstelle eines Rubins, kann man ebenfalls die vereinigten Hälften eines Edelsteins erschaffen, aber diese beiden arbeiten dann in entgegengesetzten Richtungen. Hebt man zum Beispiel den einen an, wird der andere niedergedrückt.

Diese Fabriale sind erst vor kurzer Zeit entdeckt worden, und schon werden die Möglichkeiten ihres Einsatzes erforscht. Diese Art von Fabrialen scheint gewissen Beschränkungen zu unterliegen, aber ich konnte bislang nicht herausfinden, worin sie bestehen.

 

 

Warnfabriale

 

Hierbei gibt es nur eine einzige Art von Fabrialen, die landläufig als Warner bekannt sind. Ein Warner kann jemanden vor einem Gegenstand in der Nähe, einem Gefühl, einer Sinnesempfindung oder einem Phänomen warnen. Diese Fabriale benutzen als Brennpunkt einen Heliodor. Ich weiß nicht, ob dies der einzige Edelstein ist, mit dem zusammen sie funktionieren, oder ob Heliodore aus einem anderen Grund benutzt werden.

Bei dieser Art von Fabrial bestimmt die Menge an Sturmlicht, mit der man es auflädt, seine Reichweite. Daher ist die Größe des Edelsteins in diesem Fall besonders wichtig.

WINDLAUFEN UND PEITSCHEN

Die Berichte über die seltsamen Fähigkeiten des Attentäters in Weiß haben mich an einige Informationsquellen herangeführt, die, wie ich annehme, allgemein unbekannt sind. Die Windläufer waren ein Orden der Strahlenden Ritter und haben zwei grundlegende Arten des Wogenbindens praktiziert. Die Auswirkungen dieses Wogenbindens waren unter den Mitgliedern des Ordens als die drei Arten des Peitschens bekannt.

 

 

Einfaches Peitschen: Änderung der Schwerkraft

 

Diese Art des Peitschens war diejenige, die im Orden am häufigsten genutzt wurde, auch wenn es nicht die einfachste war. (Diese Auszeichnung gebührt dem Vollen Peitschen, siehe unten.) Das Einfache Peitschen bedeutete die Aufhebung des Gravitationsbandes zwischen einem Wesen oder einem Gegenstand und dem Planeten unter ihm und verband es zeitweise mit einem anderen Gegenstand oder einer anderen Richtung.

Dies erzeugte eine Veränderung der Schwerkraft und drehte die Energien des Planeten um. Das Einfache Peitschen erlaubte es einem Windläufer, die Wände hochzulaufen, Gegenstände und Personen in die Luft zu schleudern und ähnliche Effekte hervorzurufen. Wenn ein Windläufer in der Beherrschung dieser Art des Peitschens weit fortgeschritten war, konnte er sich leichter machen, indem er einen Teil seiner Körpermasse an einen Gegenstand über ihm band. (Mathematisch gesprochen wurde das Gewicht einer Person halbiert, sofern sie ein Viertel ihrer Masse an etwas über sich band. Band sie die Hälfte ihrer Masse an einen Gegenstand über sich, machte sie sich dadurch schwerelos.)

Mehrmaliges Einfaches Peitschen konnte auch einen Gegenstand oder eine Person mit dem doppelten, dreifachen oder mehrfachen Eigengewicht nach unten drücken.

 

 

Volles Peitschen: Das Zusammenbinden von Objekten

 

Ein Volles Peitschen scheint auf den ersten Blick dem Einfachen Peitschen sehr ähnlich zu sein, doch es gehorcht völlig anderen Prinzipien. Während das eine mit der Schwerkraft zu tun hatte, unterlag das andere der Kraft (oder der Woge, wie es die Strahlenden nannten) der Haftung, denn es band Gegenstände so zusammen, als wären sie lediglich ein einziges Ding. Ich glaube, diese Woge hat etwas mit dem atmosphärischen Druck zu tun.

Um ein Volles Peitschen durchzuführen, lud ein Windläufer einen Gegenstand mit Sturmlicht auf und drückte ihn dann gegen einen anderen Gegenstand. Die beiden Gegenstände wurden nun durch ein äußerst kräftiges Band zusammengehalten, als wären sie gemeinsam von einer Woge der Kraft erfasst worden, und es war kaum möglich, sie wieder voneinander zu trennen. Die meisten Materialien brachen eher auseinander, als dass das Band zwischen ihnen durchtrennt wurde.

 

 

Umgekehrtes Peitschen:

Aufladen eines Gegenstandes mit Gravitationszug

 

Ich glaube, dass dies nur eine besondere Abart des Einfachen Peitschens war. Dieses Peitschen erforderte von allen drei Arten das wenigste Sturmlicht. Der Windläufer lud etwas auf, gab einen geistigen Befehl und verlieh dem Gegenstand dadurch Schwerkraft, durch die andere Objekte von ihm angezogen wurden.

Im Prinzip erschuf dieses Peitschen eine Blase um den Gegenstand, die das spirituelle Band zwischen ihm und dem Boden nachahmte. Daher fiel es bei diesem Peitschen wesentlich schwerer, auf Dinge einzuwirken, die den Boden berührten, da ihre Verbindung mit dem Planeten dort am stärksten war. Fallende oder fliegende Gegenstände waren am leichtesten zu beeinflussen. Auch auf andere Dinge konnte eingewirkt werden, aber dazu war weitaus mehr Sturmlicht und Geschick erforderlich.

 

 

Lichtweben

 

Eine zweite Form des Wogenbindens bezieht sich auf die Manipulation von Licht und Klang bei der Erschaffung von Illusionen, wie sie überall im Kosmeer bekannt sind. Doch im Gegensatz zu den Variationen, die auf Sel existieren, besitzt diese Methode ein mächtiges spirituelles Element und bedarf nicht nur eines voll ausgeprägten geistigen Bildes, sondern auch einer bestimmten Verbindung mit und zu ihm. Die Illusion gründet sich nicht allein auf das, was sich der Lichtweber vorstellt, sondern auch auf das, was er zu erschaffen wünscht.

In vielfacher Hinsicht ist diese Fähigkeit der yolischen Variante am ähnlichsten, was ich als äußerst aufregend empfinde. Ich wünschte, ich könnte mich mehr in diese Fähigkeit vertiefen – in der Hoffnung, ein volles Verständnis darüber zu erlangen, wie sie mit den kognitiven und spirituellen Attributen zusammenhängt.